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Der SPIEGEL und die geifernde Meute

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.078
Der SPIEGEL Redakteur Claas Relotius hat einige seiner Reportagen um fiktive Personen ergänzt und manche Geschichte sogar weitestgehend frei erfunden. Mit diesen Taten, die man durchaus kriminell nennen kann, hat er nicht nur dem SPIEGEL einen harten Schlag versetzt, sondern auch dem Genre der Reportage insgesamt.

Der SPIEGEL ist nun dabei, die Affäre wie ich finde recht vorbildlich aufzuarbeiten. Eine Übersicht sämtlicher Beiträge zu dem Thema gibt es HIER. (Besonders lesenswert ist meiner Ansicht nach das Interview mit dem ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. Darin geht es u.a. um den Hang des SPIEGEL, die Grenze zwischen Journalismus und Literatur zu überschreiten und Reportagen einen geradezu filmisch-dramatischen Handlungsbogen zu verleihen.)


Drumherum passiert das, was in unserer mit Lügen überfütterten Gesellschaft zu erwarten war. Drittklassige Publikationen, Blogger und Populisten aller Art stürzen sich auf das gefundene Fressen und instrumentalisieren die Affäre nach Kräften für ihre eigenen, eher selten von Fakten gestützten, Ansichten. Die Lügen eines Einzelnen werden generalisiert und freudig zum untermauern der eigenen Lügen verwendet. Denn wenn es das Schicksal zweier konkreter syrischer Kinder im Krieg so nicht gab, kann man ja flott die Not der Syrer im Krieg insgesamt klein reden, und sei es auch nur zwischen den Zeilen.

Ein Beispiel ist dieser (hier in einem anderen Threat verlinkter) Artikel der "sputniknews", der den Fall Relotius dazu nutzt, Assad, den "gewählten Präsidenten dieser arabischen Republik", schön zu schreiben.
Finde bloß ich das so unsäglich?
 
Zuletzt bearbeitet:

mmkretsch

Erhabener auserwählter Ritter
17. Mai 2008
1.113
Die nette Geschichte vom einzelnen schwarzen Schaf, über dessen Tun alle wegen ihrer eigenen ach so untadeligen Arbeit nun so entsetzt agieren, könnte glatt von Herrn Relotius selbst stammen. Mindestens seit dem 11. September, spätestens seit den Höhepunkten der Ukraine-Krise und auch seit den Ereignissen in Chemnitz, kann der Spiegel nur noch unter dem Bemühen immenser Verdrängungsleistungen als seriöses Nachrichtenmagazin bezeichnet werden. Lügenpresse.

Gruß
mmkretsch
 

Vercingetorix

Ritter vom Schwert
22. Juli 2018
2.096
Eine geifernde Meute identifiziere ich fast nur bei den MSM wenn wieder mal gegen den pösen pösen Feind im Osten gehetzt wird...oder natürlich auch gegen alle Menschen in unserer Gesellschaft welche eine andere Weltsicht haben.
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
Der SPIEGEL Redakteur Claas Relotius hat einige seiner Reportagen um fiktive Personen ergänzt und manche Geschichte sogar weitestgehend frei erfunden. Mit diesen Taten, die man durchaus kriminell nennen kann, hat er nicht nur dem SPIEGEL einen harten Schlag versetzt, sondern auch dem Genre der Reportage insgesamt.

Der SPIEGEL ist nun dabei, die Affäre wie ich finde recht vorbildlich aufzuarbeiten. Eine Übersicht sämtlicher Beiträge zu dem Thema gibt es HIER. (Besonders lesenswert ist meiner Ansicht nach das Interview mit dem ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. Darin geht es u.a. um den Hang des SPIEGEL, die Grenze zwischen Journalismus und Literatur zu überschreiten und Reportagen einen geradezu filmisch-dramatischen Handlungsbogen zu verleihen.)


Drumherum passiert das, was in unserer mit Lügen überfütterten Gesellschaft zu erwarten war. Drittklassige Publikationen, Blogger und Populisten aller Art stürzen sich auf das gefundene Fressen und instrumentalisieren die Affäre nach Kräften für ihre eigenen, eher selten von Fakten gestützten,

Der hoch geschätzte Nachbar unterschätzt oder übersieht die Implikationen, abgesehen von seinen erbärmlichen Relativierungsversuchen und Verteidigen des Lügners. Es geht nicht um einen einzelnen Autor, der FakeNews und AlternativeFacts verbreitet, das ist ja heutzutage Standard. Es geht darum, dass Herr Relotius für diese erfundenen Geschichten über Jahre hinweg in den höchsten Tönen gelobt und so voller Medaillen gehängt wurde, dass ein nordkoreanischer Militär neidisch werden würde.
Das wäre nicht passiert, hätten Herr Relotius Geschichten nicht genau den von der Branche und Politik erwünschten Inhalt gehabt.
Selbst wenn Relotius nur ein geldgeiler Krimineller ist, er wurde dafür sehr lange von sehr vielen Leuten in Politik und Medien unterstützt, gefördert, als Vorbild hingestellt und bezahlt. Das zeigt nun mal unhübschbar, dass die Vorwürfe der "Lügenpresse" und "Gesinnungsmedien" schlichtweg stimmen und zu welchem unwürdigen Propagandaspektakel sich unsere ehemals unabhängigen und freien Medien gemacht haben.

Zur "vorbildlichen" Aufbereitung durch den Spiegel lässt sich nur sagen, dass die Redaktion des Spiegel wohl seit Juli informiert ist, jedoch keinerlei Handlungsbedarf sah und erst durch die drohende Veröffentlichung der von ihm diffamierten Bürger (und Intervention des US-Botschafters(!!!!)) dazu gezwungen wurde. Und selbst dann erst in letztmöglicher Sekunde reagiert hat.

Ansichten. Die Lügen eines Einzelnen werden generalisiert und freudig zum untermauern der eigenen Lügen verwendet. Denn wenn es das Schicksal zweier konkreter syrischer Kinder im Krieg so nicht gab, kann man ja flott die Not der Syrer im Krieg insgesamt klein reden, und sei es auch nur zwischen den Zeilen.
Ist das nicht genau was du im gleichen Satz auch machst? Generalisieren und relativieren?
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.432
Zeitungen&Zeitschriften lese ich nicht mehr.
Ich schau mir TV-News an und glaube kein Wort.
Ich habe gelernt selbständig zu denken.
Und als Vt'ler ist das ja auch spannend.
Linke Presse, rechte Presse, mainstream Presse, alles eine Mischpoke.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.113
Ich kannte Herrn Relotius nicht. Anläßlich seiner Entlarvung habe ich einige seiner Artikel angelesen und für zuckrig-melancholische Prosa auf Weihnachtsgeschichtennniveau befunden. Es ist mir unklar, wie so etwas im einstigen Sturmgeschütz der Demokratie, dessen mehrheitlich kriegsgediente Schreiberlinge sich im denkbar schnoddrigsten Casinoton gefielen, erscheinen konnte. Ich haben die Lektüre des Spiegels aufgegeben, bevor es so schlimm geworden war. Ich weiß nicht und will nicht wissen, wer so etwas liest und welches Ausmaß an ggseitiger Bestätigung und Schulterklopferei dazu gehören muß, mit das wichtigste Periodikum der Republik so auf den Hund kommen zu lassen. Die Lektüre des Sterns habe ich wg. eines Artikels exakt dieser Machart von heute auf morgen eingestellt, und zwar 1996. Daß es aber dem Spiegel einmal so gehen würde, hätte ich nicht gedacht.

Betrogen wird in diesem Ausmaß nur, wer betrogen werden will. Der Skandal trifft die ganze Zeitung und nicht nur einen Sündenbock, den man gleich noch mit Karbol parfümiert, damit er nicht nach Ziege stinkt, sondern nach Lazarett. Er trifft sogar den Coautor, der, wie der Blogger Danisch sehr treffend schreibt, die Reißleine gezogen hat, um selbst einigermaßen unbeschadet aus einer Münchhausiade herauszukommen, die gerade aufflog.

Herr Relotius hat auch die Geschichte vom ehrlichen Finder erfunden? Das ist natürlich jammerschade, wenn einem die eigene Propaganda so um die Ohren fliegt. Besser hätte man vernünftig argumentiert, statt das Volk zu belügen.
 

Popocatepetl

Ritter Kadosch
27. August 2013
5.936
Darin geht es u.a. um den Hang des SPIEGEL, die Grenze zwischen Journalismus und Literatur zu überschreiten und Reportagen einen geradezu filmisch-dramatischen Handlungsbogen zu verleihen.

unabhängig vom spiegel beobachte ich diesen "trend" eigentlich in allen medien. keien neutrale berichterstattung, sondern erstmal schön mit was "emotionalem" den artikel oder bericht einleiten, mit dramatischen einzelschicksalen, am besten irgendwas mit kindern, das zieht immer !

und gibt es da nicht den aufruf diverser journalisten zum "werteorientierten journalismus" ? kann man es nicht einfach propaganda nennen, so wie früher ?

irre....
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.078
Tja, so in etwa habe ich's erwartet. Selbst wenn man die WV-Userschaft nicht als repräsentativ annimmt, steht es im Lande offenbar schlecht um den Journalismus. Viel schlechter, als es meiner Ansicht nach der allergrößte Teil der Redakteure verdient. Und das, obwohl bewusste Lügen eben nicht an der Tagesordnung sind.

Der SPIEGEL nervt mich auch schon lange, das nur am Rande. Aber wo findet sich denn guter Journalismus, und woran macht man den fest? Ein solider Faktencheck ist einem ja auch bei Reportagen in anderen Medien kaum persönlich möglich. Läuft es auf den Stil hinaus? Auf ein gutes Lektorat? Auf konsequente Neutralität? Oder doch auf eine Übereinstimmung mit der eigenen Meinung?
 

Aurum

Gesperrter Benutzer
26. September 2015
3.955
Wo es Menschen gibt, gibt es Gesetzesverstösse.
Der verschüttete Junge unter der Lawine hat "1 Elstner" erhalten.
Eingeblendet waren 40 Min., Kommentar nennt das "fast eine Std."
Weil Ton lauter als Schrift ist, gewann der Junge 20 Min. Überzeit, inzwischen sind es auch in der Schrift 1 Std.
 

Popocatepetl

Ritter Kadosch
27. August 2013
5.936
Aber wo findet sich denn guter Journalismus, und woran macht man den fest?

finde, letztlich bleibt nicht viel übrig als sich möglichst viel stimmen zu einem thema anzuhören und sich selber eine meinung dazu bilden...


...oder aber man frisst einfach alles was einem so serviert wird ! wobei ich ja spannend finde, daß jeden tag nur soviel passiert, wie es in 15 min tagesschau passt.... :D
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.039
...oder aber man frisst einfach alles was einem so serviert wird ! wobei ich ja spannend finde, daß jeden tag nur soviel passiert, wie es in 15 min tagesschau passt.... :D

… oder, mit Blick auf die Nachrichtenmagazine, genau so viel, um die 3/4 Werbeanzeigen, aus denen so ein Blatt besteht, notdürftig zusammen zu kleistern. Ganz offensichtlich lebt so ein Blatt eben zu 3/4 von den Einnahmen aus der Werbung und nur zu 1/4 von den Lesern der Nachrichten.

Für den Anzeigenkunden ist die Nachricht an sich vollkommen wurst, es zählt die Fahigkeit, die Nachricht so zu verpacken und darzustellen, dass sie auch gekauft wird. Und sicherlich wird dies durch eine Portion Phantasie zum Aufpeppen der drögen Realität erheblich erleichtert. Und schon haben wir den Biotop, in dem so ein Relotius gedeihen kann.

Der ähnliche Mechanismus, wie ich ihn auch schon beim werbefinanzierten Privatfernsehen bemängelt habe.
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
Tja, so in etwa habe ich's erwartet. Selbst wenn man die WV-Userschaft nicht als repräsentativ annimmt, steht es im Lande offenbar schlecht um den Journalismus. Viel schlechter, als es meiner Ansicht nach der allergrößte Teil der Redakteure verdient. Und das, obwohl bewusste Lügen eben nicht an der Tagesordnung sind.

Der SPIEGEL nervt mich auch schon lange, das nur am Rande. Aber wo findet sich denn guter Journalismus, und woran macht man den fest? Ein solider Faktencheck ist einem ja auch bei Reportagen in anderen Medien kaum persönlich möglich. Läuft es auf den Stil hinaus? Auf ein gutes Lektorat? Auf konsequente Neutralität? Oder doch auf eine Übereinstimmung mit der eigenen Meinung?
Bewußte Lesertäuschung durch auslassen oder Fehldarstellung der relevanten Fakten sind absolut an der Tagesordnung. Was davon Absicht und was Inkompetenz, sei mal dahingestellt.
Es gibt eine immense Bandbreite (qualitativ wie positioniert) an unabhängigen Portalen/Autorenblogs jenseits der etablierten Zeitungen die eigene, gut recherchierte Artikel liefern oder auch nur gelegentlich mal einen relevanten Denkansatz bieten. Denken muss man da dann aber selber. Einfach mal da gucken.
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.078
Ganz offensichtlich lebt so ein Blatt eben zu 3/4 von den Einnahmen aus der Werbung und nur zu 1/4 von den Lesern der Nachrichten.
Nein, das Blatt lebt zu 100% von den Lesern, denn allein die, und niemand sonst, ermöglichen die Werbeeinnahmen.
Im Unterschied zur Fernsehwerbung stören zumindest mich die Anzeigen in Magazinen aber auch nicht, manchmal finde ich sie als Trenner zwischen den Beiträgen sogar angenehm. Als extrem angenehm empfinde ich aber die Ersparnis gegenüber dem Preis, den ich ansonsten für das Magazin zu zahlen hätte.

Aber selbstredend, jedes Magazin bemüht sich um Auflage, denn auch wenn es keine Werbung gäbe wäre die existenziell wichtig. Und gut geschriebene Geschichten verkaufen sich natürlich besser als irgendein dröger Kram. Solange sie inhaltlich korrekt sind spricht dagegen ja auch nichts.
Deine Kritik zielt darauf ab, zum Erreichen von Auflage und somit Werbeeinnahmen ein möglichst breites Publikum zu erreichen. Ob da ein "komme was da wolle" davor steht, oder eben nicht, das ist hier die Frage. Ich halte faktenbasierte Nachrichten für einen ausreichend großen Markt um zu behaupten: nein, saubere Berichterstattung reicht, aber es wäre erfreulich wenn sie gut geschrieben ist.

Vermutlich hat kaum jemand das von mir verlinkte Interview gelesen. Da geht es eben um genau dieses Problemfeld, als Magazin mit all den konkurrierenden Formaten - TV, YouTube etc. - mithalten zu wollen und zu müssen. Der klassische Kampf um die Aufmerksamkeit, den man mit einer schönen, geradezu literarischen Geschichte eben leichter gewinnt. Genau da setzt dann auch die berechtigte Kritik am SPIEGEL an, sich vom Erfolg dieser schönen Geschichten zu sehr selbst hat einlullen zu lassen. Und genau daran hat der SPIEGEL nun zu arbeiten. Es wurde auch höchste Zeit, möchte man meinen.

Runter gebrochen scheint mir das Hauptproblem die grauenvolle Schnelllebigkeit unserer Zeit zu sein. Diese elementare Notwendigkeit, eine Nachricht halbwegs zeitnah dann draussen zu haben, wenn sie auch bei den ersten Mitbewerbern zu lesen ist. Daß das auf Kosten der Gründlichkeit geht, nicht zuletzt auch auf ein gründlicheres Nachdenken, ist nur logisch. Und es ist auch klar, daß diese Geissel insbesondere die online-Medien trifft. Printmedien müssen ja zumindest erst noch gedruckt werden, was wenigstens ein kurzes Verschnaufen und vielleicht auch mal einen Stop ermöglicht.
Insofern sollte man das Urteil über den Journalismus besser nicht allein auf der Basis von online-Medien fällen, sondern gelegentlich auch was Gedrucktes kaufen.


Denken muss man da dann aber selber. Einfach mal da gucken.
Danke. Vielen Dank. Nein wirklich, ganz ganz herzlichen Dank.


finde, letztlich bleibt nicht viel übrig als sich möglichst viel stimmen zu einem thema anzuhören und sich selber eine meinung dazu bilden...
Aber wie bildet man sich die Meinung denn? Aus der Mehrheit der Meldungen? Aus dem, was man selbst für schlüssig hält? (Obwohl man weiß, daß die Welt oft total irrational funktioniert.) Was bringt Dich dazu, eine Meldung für glaubwürdig zu halten?
 
Zuletzt bearbeitet:

Plinius

Geheimer Sekretär
26. Mai 2010
612
Die nette Geschichte vom einzelnen schwarzen Schaf, über dessen Tun alle wegen ihrer eigenen ach so untadeligen Arbeit nun so entsetzt agieren, könnte glatt von Herrn Relotius selbst stammen. Mindestens seit dem 11. September, spätestens seit den Höhepunkten der Ukraine-Krise und auch seit den Ereignissen in Chemnitz, kann der Spiegel nur noch unter dem Bemühen immenser Verdrängungsleistungen als seriöses Nachrichtenmagazin bezeichnet werden. Lügenpresse.

Gruß
mmkretsch

Dass dieser Vorwurf ausgerechnet von einer Person kommt, die nicht in der Lage ist eigenständig zu recherchieren und deswegen die Lügen anderer Seiten ungeprüft übernimmt anstatt sie zu hinterfragen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie!

Bewußte Lesertäuschung durch auslassen oder Fehldarstellung der relevanten Fakten sind absolut an der Tagesordnung. Was davon Absicht und was Inkompetenz, sei mal dahingestellt.
Es gibt eine immense Bandbreite (qualitativ wie positioniert) an unabhängigen Portalen/Autorenblogs jenseits der etablierten Zeitungen die eigene, gut recherchierte Artikel liefern oder auch nur gelegentlich mal einen relevanten Denkansatz bieten. Denken muss man da dann aber selber. Einfach mal da gucken.

Gibt es Beispiele für diese Portale?
 
Zuletzt bearbeitet:

Popocatepetl

Ritter Kadosch
27. August 2013
5.936
bei der ganzen sache bleibt nunmal ein fieser nachgeschmack.

hätten die bewohner des städchens nicht selber eine richtigstellung ins netz gestellt, die ganze sache wäre doch nie aufgeflogen. ein paar stunden nach der veröffentlichung beginnt die flucht nach vorn des spiegels, und es wird als "großes, internes reinemachen" dargestellt :D

hier mal der artikel aus fergus falls dazu:
https://medium.com/@micheleanderson...H-PKzayidbpm3wjeovUCwAdIp0pyMo0QfyexTwVwqS_6g

fazit: die aufarbeitung der verarsche ist reine verarsche... supi :jubel:
 

Viminal

Großer Auserwählter
10. Juni 2009
1.964
@Nachbar Ich habe dazu folgende Punkte:

- die Häme ist deshalb so groß, weil die professionellen Journalisten in den letzten Jahren besonders hochnäsig gegen unprofessionelle Newsquellen aufgetreten sind. Was war das nicht für Bohei mit den Fake-News die es auf Twitter&Co gibt und was haben sich die Profi-Journalisten nicht selbst beweihräuchert, dass ja nur sie allein die Wahrheit berichten können - tja, Hochmut kommt vor dem Fall. Jetzt wurde ausgerechnet der Vorzeige-Journalist der blanken Lüge entlarvt. Nicht etwa leichter handwerklicher Fehler, nein der blanken Lüge bis hin zu aus meiner Sicht bewusster, politisch motivierter Propaganda (Artikel über Fergus Falls, wo dumpfe US-Landeier erfunden werden mussten, weil er real keine gefunden hat.)
Selbstverständlich bedeutet dies nicht dass deswegen jede alternative Newsquelle besser ist - das ist natürlich ein Trugschluss. Jeder der seine Arbeit durch schlechte Arbeit anderer für gut erklärt, disqualifiziert sich von selbst.
Aber der Spiegel und die gesamte Journalistenzunft in Deutschland verdient jeden bissigen Kommentar wegen der Relotius-Affäre, einfach nur weil sie selbst so hochmütig waren und sehr oft in sehr pauschaler Weise die Nicht-Profis verhöhnten.

- interessanterweise war die Schnelllebigkeit der Online-News ja gerade nichts was Relotius betraf. Er hatte viele Wochen Zeit für seine Reportagen und schrieb diese nicht für die Spiegel-Online-Newsseite. Diese Reportagen waren nicht für Clickbait-Schlagzeilen mit einer Halbwertszeit von einem Tag, sondern für die Printausgaben und Spiegel-Plus. Dass Relotius keine Zeit für Gründlichkeit hatte ist also falsch. Das von dir genannte Hauptproblem kann es also nicht gewesen sein.

- zu deiner Frage wo man guten Journalismus findet und wie man diesen erkennt kann ich nur meine persönliche Art des Umgangs mit Medien beschreiben. Die 190te Erwerbsregel der Ferengi aus Star Trek fasst dies ganz gut zusammen: Hear all, trust nothing - Alles hören, aber auf nichts vertrauen. Wohlgemerkt: Das bedeutet nicht, dass man es nicht glauben (also für nicht wahr halten) soll, sondern dass man nicht zu 100% davon ausgehen kann dass es stimmt.
Ich bin ja in der DDR geboren und habe daher von klein auf gelernt dass jeder Art von Nachrichten-Medium zu misstrauen ist. In den DDR Medien wurde natürlich viel gelogen, aber war alles gelogen? Natürlich nicht. Wenn z.B. von der 1-Mai-Parade berichtet wurde, dann hatte die schon so stattgefunden - aber gelogen war dann z.B. dass alle Mitmarschierer überzeugte Kämpfer für den Sozialismus sind (Bitte! Das ist ein grobes Beispiel, ich gebe nicht vor dass es einen Artikel mit exakt dieser Aussage in der DDR einmal gab).
Für mich sind alle Meldungen und Berichte nur zu einer gewissen Wahrscheinlichkeit wahr und v.a. bin ich immer bereit dazu, dass neue Informationen dafür sorgen dass die alten Informationen als falsch entlarvt werden. Wie hoch ich die Wahrscheinlichkeiten bei bestimmten Medien, Meldungen, Reportagen ansetze hängt von vielen Faktoren ab - innere Konsistenz der Meldungen, Übereinstimmung mit Meldungen aus anderen Quellen, Übereinstimmung mit früher erworbenen Wissen, Leumund/Auftreten der Quelle, die Abhängigkeiten und vermutlichen Motivationen hinter den Machern usw.
Vor allem Dingen unterscheide ich immer sehr zwischen sachlichen Informationen und den Interpretationen der Fakten. Aussagen über Absichten, Gefühle und Motivationen von Akteuren, über die möglichen Auswirkungen usw. sind auf meiner Wahrscheinlichkeitsskala immer sehr weit unten.
Zu guter Letzt: Man muss auch nicht alles wissen und v.a. sollte man sich damit abfinden dass man nicht alles wissen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.078
bei der ganzen sache bleibt nunmal ein fieser nachgeschmack.
Na klar. Es bleibt die fiese Erkenntnis, daß Reportagen, insbesondere welche aus Krisengebieten, aus einem Büro in Hamburg heraus nicht ganz so leicht zu überprüfen sind. In weiten Bereichen muß der Arbeitgeber seinen Angestellten vertrauen.
Wie so oft übrigens. Denn wer weiß schon, wie viel Gramm Kokain der Drogenfahnder exakt beschlagnahmt hat? Oder wie viel Bargeld? Wahrscheinlich kannst auch Du in deinem Job deinen Arbeitgeber bescheissen, wenn Du es klug anstellst. Oder nicht?
 

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