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Der SPIEGEL und die geifernde Meute

Viminal

Großer Auserwählter
10. Juni 2009
1.964
Na klar. Es bleibt die fiese Erkenntnis, daß Reportagen, insbesondere welche aus Krisengebieten, aus einem Büro in Hamburg heraus nicht ganz so leicht zu überprüfen sind. In weiten Bereichen muß der Arbeitgeber seinen Angestellten vertrauen.
Relotius hat geschrieben dass es in Fergus Falls am Stadtrand ein Schild gibt mit der Aufschrift "Mexicans keep out". Wenn man sich vor Augen hält, dass ein solches Schild in Deutschland evtl. strafrechtliche Konsequenzen haben könnte und welches Bild dem Leser damit vermittelt wird - eine ganze Stadt akzeptiert klaglos eine so offene Fremdenfeindlichkeit - wenn man sich dies vor Augen hält, dann hätte man im Büro in Hamburg wenigstens mal ein Foto dieser Ungeheuerlichkeit verlangen können.
Soweit ich weiß wurde dies nicht getan, zumindest habe ich noch nirgendwo gehört dass Relotius ein Foto dazu gefälscht hat.
Insofern muss ich sagen: Das ist nicht einfach nur Vertrauen auf den Arbeitnehmer oder eine Schusslichkeit, dass ist schon fast Komplizenschaft.
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.078
Das von dir genannte Hauptproblem kann es also nicht gewesen sein.
Damit bezog ich mich natürlich nicht auf konkret diesen Fall, wäre ja auch blöde, sondern auf die Fehlerhaftigkeit vieler journalistischer Erzeugnisse insgesamt. Wir hetzen zu sehr, und dabei bleibt oft das Nachdenken auf der Strecke.

Ansonsten finde ich jeden falschen Kommentar .... falsch. Auch wenn er ein Magazin betrifft, daß sich den gerne mal verdient hat. Ein bissiger Kommentar der in einem falschen, weil pauschalisierendem, Urteil mündet, ist nicht deshalb gut und richtig, weil er vielleicht den Richtigen trifft. Dadurch wird nichts besser.

Insofern muss ich sagen: Das ist nicht einfach nur Vertrauen auf den Arbeitnehmer oder eine Schusslichkeit, dass ist schon fast Komplizenschaft.
Dieses Detail kenne ich jetzt nicht. Aber abgesehen von dem Umstand, daß es in den USA viele Schilder gibt die bei uns nicht gingen, hast Du natürlich recht. U.a. deshalb steht der SPIEGEL ja auch vollkommen berechtigt in der Kritik.


sicherlich könnte ich, die gesellschaftlichen auswirkungen blieben dabei jedoch überschaubar ;)
Ja okay. Aber Du könntest. Darum geht es ja. Dein Arbeitgeber vertraut darauf, daß Du es nicht tust. Weil es wahrscheinlich viel zu aufwendig und zu teuer wäre, jeden deiner Schritte zu überprüfen.
Wie oben geschrieben, beim SPIEGEL hätte man es gemusst. Aber das Wagnis des Vertrauens besteht eben generell.
 

Popocatepetl

Ritter Kadosch
27. August 2013
5.936
- eine ganze Stadt akzeptiert klaglos eine so offene Fremdenfeindlichkeit -

nicht nur eine stadt, nein, ein ländliches provinzkaff. der artikel zielte also in die richtung "seht, die dumme landbevölkerung mal wieder !". war ja schon bei trump und der AfD thema.

als quasi betroffener, da ich auf dem land wohne, eine sauerei sondergleichen !


aber hey, warum sollte es den amis besser gehen als den sachsen ? da wird ja auch direkt mal ein ganzes bundesland medial abgestempelt...



Weil es wahrscheinlich viel zu aufwendig und zu teuer wäre, jeden deiner Schritte zu überprüfen.

hauptsächlich weil er von meiner arbeit nicht viel ahnung hat, deshalb mache ich sie ja. rein theoretisch könnt ich ihn sogar direkt vor seinen augen abziehen, da gibts durchaus genug was man sagen könnte, material, werkzeug, etc...

doch anderes thema...
 

Popocatepetl

Ritter Kadosch
27. August 2013
5.936
stichwort: gesellschaftliche relevanz.

In einer herzzerreißenden Geschichte hat der preisgekrönte Reporter Claas Relotius, der über Jahre für den Spiegel und andere bekannte Medien Reportagen schrieb, über die Polizeireform in der Ukraine berichtet. In der Reportage erzählt Relotius, wie er in Kiew zwei junge Mitarbeiter der neuen ukrainischen Polizei begleitet. Der Artikel legt nahe, dass sich in der Ukraine nun alles zum Besseren wendet, weil patriotische junge Leute mit der Korruption nun Schluss machen wollen. Das passte ins vorherrschende Narrativ und kam wahrscheinlich deswegen gut und ungeprüft an.

https://www.heise.de/tp/features/Wi...otius-aus-der-Ukraine-berichtete-4259186.html
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
Gibt es Beispiele für diese Portale?
Die bekanntesten dürften die von Vera Lengsfeld und die Achse des Guten sein. Ebenfalls empfehlenswert (wenn auch eine Zeitschrift, kein Portal) sind Tichyseinblick und Scienfiles.org . Letzteres wird von einer Bande Soziologen und mit Ahnung von Wissenschaft und Statistik betrieben und zerlegt die Methodik und Interpretation der MSM-Meldungen.
 

Aragon70

Meister vom Königlichen Gewölbe
28. Juli 2008
1.465
Ich meinte mich erinnern zu können das es schonmal einen Skandal um gefälschte Spiegel TV Reportagen gab, ist aber schon Jahre her. Aktuell finde ich darüber nichts.

Solche Lügen funktionieren wohl am besten wenn Klischees bedient werden die man einfach glauben will. Natürlich gibt es dieses Hinterwäldler Dorf in den USA, warum sollte man daran zweifeln? Das hat Relotius zumindest geschickt angestellt.

Würde mich nicht wundern wenn in nächster Zeit noch mehr davon ans Licht kommt von anderen Reportern. Wer ist schon in der Lage zu beweisen das ein Bericht über einen syrischen Jungen gefälscht ist.

Die Frage ist, wie könnte man das verhindern? Eine Strafe für Nachrichtenfälschung? Kann auch sein der Reporter hat nicht absichtlich einen Bericht gefälscht, sondern jemand hat ihn mit Falsch Informationen versorgt oder die Sachlage hat sich nachträglich geändert.

Was man machen könnte wäre das was im Falle von Relotuius nachträglich passiert ist. Wenn Personen in dem Bericht vorkommen müssten diese jeweils einzeln bestätigen daß der Bericht der Wahrheit entspricht. Kann man das nicht gewährleisten muß das erwähnt werden, dann kann jeder selbst entscheiden ob man dem Bericht glauben will.
 

Viminal

Großer Auserwählter
10. Juni 2009
1.964
Was man machen könnte wäre das was im Falle von Relotuius nachträglich passiert ist. Wenn Personen in dem Bericht vorkommen müssten diese jeweils einzeln bestätigen daß der Bericht der Wahrheit entspricht. Kann man das nicht gewährleisten muß das erwähnt werden, dann kann jeder selbst entscheiden ob man dem Bericht glauben will.
Bei diesem System braucht ein Betrüger nur einen Komplizen und schon besteht wieder dasselbe Problem. Insofern bringt das nur wenig Verbesserung bei viel Aufwand.
Die wirkliche Erkenntnis hier ist: Alle sind fehlbar. Auch Journalisten und etablierte Medienhäuser. Die wirklich wichtigen Änderungen die vonstatten gehen müssen sind folgende:
- mehr Demut und Bescheidenheit der Journalistenzunft. Ich erinnere mich an so manchen entrüsteten Kommentar der Medien in der Zeit der Lügenpresse-Welle, die darauf beharrten dass ausgebildete Journalisten natürlich manchmal Fehler begehen, aber niemals bewusst Lügen schreiben.
- mehr Medienkompetenz der Bürger. Bei jedem Bericht muss man entscheiden ob man dies glaubt oder nicht - auch wenn darüber steht dass eine Kontrollinstanz dies angeblich alles geprüft hat.
 
Zuletzt bearbeitet:

Popocatepetl

Ritter Kadosch
27. August 2013
5.936
relotius ist scheinbar vorher schon bei der NZZ "auffällig" geworden...

Es ging um den Artikel

«Blondinen färben ihr Haar dunkel»

Kommentar unter dem Beitrag:

Bei diesem Bericht muss es sich um eine Fiktion handeln: Erstens ist der Name Hannu ein Männername (Hans), zweitens existiert dieser Coiffeursalon in Lahti nicht, und drittens sind die Preise pro Haarschnitt bedeutend höher (z.B. Kinder bis 8-12 Jahre 26€). Auch die Preise für Milch, Brot und Kinobillette sind höher. Ein Liter normale Milch kostet ungefähr 1,20 €. Vom NZZ Folio erwarte ich eigentlich recherchierte Berichte.

Die NZZ schreibt:

"Claas Relotius hat sich in den Jahren 2013 und 2014 bei uns gemeldet, um uns Beiträge für die Kolumne «Beim Coiffeur» anzubieten – wie das viele freie Journalisten getan haben. Eine aufmerksame Leserin wies uns gleich nach Erscheinen dieses Texts auf Unstimmigkeiten hin. Wir konfrontierten den Autor damit und sahen uns anschliessend zum bizarrsten Korrigendum veranlasst, das wir je veröffentlichen mussten (nachzulesen unten in den Kommentaren). Auf die weitere Zusammenarbeit, die Claas Relotius uns angeboten hat, verzichteten wir in der Folge."

https://www.mmnews.de/vermischtes/107617-wegen-fake-news-relotius-flog-schon-2014-bei-nzz-raus
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.078
Ja, hinterher folgt halt immer die übliche Lawine. Wie konnte das so lange gutgehen? Waren doch viel zu perfekte Geschichten, wie konnte man die glauben? ... und so weiter. Ganz viele Schlaue haben das jetzt natürlich schon vorher gewusst. Aber selbst die NZZ hat offenbar nicht kollegial die eigenen Erfahrungen dem SPIEGEL gemeldet.

Vertrauen ist eine sehr zerbrechliche Sache. Germanwings hat nach der Tragödie in den Dolomiten nicht mal mehr unter ihrem Namen weiterfliegen können, obwohl sie, abgesehen von der einen Ausnahme, vermutlich taugliches Personal beschäftigte. Und beim Namen STERN hat nach deren Idiotie mit den Hitler-Tagebüchern auch niemand mehr an die Jahrzehnte mit guter journalistischer Arbeit gedacht, sondern nur noch an dieses eine Versagen. Letztlich bis heute.

Klar, Strafe muss sein. Es wurden Fehler gemacht, was Konsequenzen haben muss, und ganz sicher auch haben wird. Ob unbedingt auch Häme sein muss, entscheidet jeder für sich. Wie schlau und fair es ist, jetzt jede SPIEGEL-Reportage nach Belieben als "wahrscheinlich sowieso erfunden" abzustempeln, das ebenfalls.
 

Viminal

Großer Auserwählter
10. Juni 2009
1.964
Wie schlau und fair es ist, jetzt jede SPIEGEL-Reportage nach Belieben als "wahrscheinlich sowieso erfunden" abzustempeln, das ebenfalls.
Das wäre genauso unsinnig wie grundsätzlich anzunehmen dass jede SPIEGEL-Reportage wahr ist.

Kompetenter Umgang mit Medien bedeutet immer eine gewisse Skepsis zu wahren, aber auch bereit zu sein seine eigenen Ansichten zu revidieren. Das war eigentlich schon immer so - falsche Berichte, Enten, Propaganda gibt es ja nun gewiss nicht erst seit Relotius. An den Grundprinzipien im Verhältnis von Journalist und Bürger ändert sich m.E. eigentlich gar nichts, es gibt nur etliche Bürger in Deutschland die jetzt erst erkennen dass auch die sogenannten "seriösen Medien" nicht unfehlbar sind. So wie Kinder irgendwann einsehen dass ihre Eltern nicht allwissend sind.
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
es gibt nur etliche Bürger in Deutschland die jetzt erst erkennen dass auch die sogenannten "seriösen Medien" nicht unfehlbar sind. So wie Kinder irgendwann einsehen dass ihre Eltern nicht allwissend sind.
Es würde mich ja mal interessieren, wer diese Blauäugigen sind. Natürlich gibt es Journalisten, die Blödsinn schreiben - so wie es Taxifahrer gibt, die phantasievolle Umwege fahren, Kassierer, die weit mehr eintippen, als ausgezeichnet war, Polizisten, die bei einem Einbruch weit mehr als gestohlen melden, als wirklich gestohlen wurde*, usw. Wer meint, Herr Relotius wäre ein Ausnahmefall, lebt wohl im Puppenhaus. Eyes wide shut..
*
um dann die "gestohlenen" Gegenstände an Spezis zu verhökern
Warum nun ausgerechnet Journalisten über die menschliche Neigung, zu tricksen und damit mehr zu verdienen, erhaben sein sollen, verstehe ich nicht. Es sind Menschen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Viminal

Großer Auserwählter
10. Juni 2009
1.964
@dtrainer
Es gibt Frauen die überweisen ihre letzten Cents an charmante Schwindler, es gibt Leute die glauben den Tiraden eines Gauland, es gibt Menschen die glauben Bankberatern - und es gibt Menschen die glauben den Inhalten von SPIEGEL-Artikeln oder anderen seriösen Medien. Eingehend befragt werden dir all diese Menschen sagen dass sie natürlich wissen, dass es Heiratsschwindler, lügende Politiker, betrügerische Bankberater und unehrliche Journalisten gibt, aber in diesem einen Falle, da ist das nicht so.
Das Problem ist nicht dass diese Menschen nicht wissen dass es Betrüger gibt, das Problem ist dass diese Menschen nicht glauben wollen dass bestimmte Leute, denen sie vertrauen, Betrüger sind.

Und ja, ich hatte im Bekanntenkreis Menschen die selbstverständlich zugaben dass z.B. die BILD eine Zeitung ist der man nicht vertrauen kann, aber den SPIEGEL, die Tagesschau und andere Medien immer in Schutz nahmen und in Diskussionen über die Glaubwürdigkeit bestimmter Behauptungen in diesen Medien nicht bereit waren an diesen zu Zweifeln. Solche Menschen gab es, ich kenne sie - dass ich deren Identität nicht offenbaren werde ist hoffentlich verständlich. Insofern wirst Du mir da vertrauen müssen.
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
Und ja, ich hatte im Bekanntenkreis Menschen die selbstverständlich zugaben dass z.B. die BILD eine Zeitung ist der man nicht vertrauen kann, aber den SPIEGEL, die Tagesschau und andere Medien immer in Schutz nahmen und in Diskussionen über die Glaubwürdigkeit bestimmter Behauptungen in diesen Medien nicht bereit waren an diesen zu Zweifeln.
Das ist ja auch nicht komplett falsch, seriöse Blätter geben sich mehr Mühe um eine korrekte Berichterstattung als ein Boulevardblatt, das einen Aufreger wichtiger findet als Korrektheit. Aber perfekt sind beide nicht, auch wenn man sich große Mühe gibt, kann man Fehler machen, oder einer im Team fabuliert sogar frei. Etwas falsch zu machen, ist menschlich und stinknormal, und das absichtlich zu tun, weniger häufig, aber eben auch normal. Wenn ich etwas sagen wollte, dann eben das: erwarte nie etwas perfektes von einem Menschen - denke immer daran,. daß Du das auch nicht kannst. Da muß ich keinen konkreten Menschen betrachten, das gilt für uns Alle. Kein Grund zur Aufregung, wenn das passiert:es muß passieren. Ebenso normal, wer da fälscht, der muß dafür bezahlen. Damit es nicht zu häufig vorkommt.
 

Sonsee

Großmeister aller Symbolischen Logen
1. Juni 2016
3.001
Zitat Nachbar
Klar, Strafe muss sein. Es wurden Fehler gemacht, was Konsequenzen haben muss, und ganz sicher auch haben wird. Ob unbedingt auch Häme sein muss, entscheidet jeder für sich. Wie schlau und fair es ist, jetzt jede SPIEGEL-Reportage nach Belieben als "wahrscheinlich sowieso erfunden" abzustempeln, das ebenfalls.
Tja wer die Wahrheitsfindung als Häme der geifernden Masse begreift, nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau, sondern möchte die denunzieren, die die Wahrheit von Journalisten erwarten.
Denn wir wollen doch nicht noch einmal so etwas wie die Dolchstoßlegende produzieren oder?
Es liegt nun an den Medien, sich Vertrauen wieder zu erarbeiten und Abstand von Geschichten aus 1001 Nacht, zur Manipulation des Bürgers zu nehmen.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.040
Nein, das Blatt lebt zu 100% von den Lesern, denn allein die, und niemand sonst, ermöglichen die Werbeeinnahmen.

Das ist richtig, sagt aber nicht aus, wovon eine Zeitschrift letzten Endes lebt. Der Journalismus, die Druck- und Vertriebskosten usw können letzten Endes problemlos defizitär sein, wenn die Werbeeinnahmen hoch genug sind, dass am Ende der Bilanz wieder eine schwarze Zahl übrig bleibt. Dann entsteht eine Zeitschrift, die zwar natürlich davon lebt, dass sie gelesen wird, die aber letzlich nur das Vehikel für die Werbung ist.

Nun sei Du mal Geschäftsführer in so einem Laden und überwache die folgenden drei KPIs: Auflage, Werbeeinnahmen, Anzahl der Grimme-Preise für guten Journalismus. Welche beiden würdest Du fokussieren (müssen)?

Den Anfangspunkt dieses Gedankens bringst Du aber auch:

Als extrem angenehm empfinde ich aber die Ersparnis gegenüber dem Preis, den ich ansonsten für das Magazin zu zahlen hätte.

Gut, das ist eben so. Ich sehe aber auch das Auftreten eines Relotius als auch nicht sooo dramatisch an. Derartige Gestalten gibt es immer, überall und in jeder Branche. In der Medizin nennt man sie Scharlatane, anderswo Rosstäuscher, usw.

Letzten Endes hängt es am Kunden, der den Plunder kauft. Schlagwort: Infotainment. Ich will nicht nur informiert, sondern unterhalten werden. Die pure Information, dass das Huhn über die Straße läuft, ist uninteressant. Aber nichts ist einfacher, als eine nicht nachprüfbare Geschichte, am besten mit Sex und Crime drum herum zu erfinden. Dann verkauft sich auch dies bestens. Und ganz lapidar: Wir kriegen das, was wir kaufen.

Infotainment: 50 % Info, dass es etwas gibt oder etwas passiert ist. Und 50 % tainment, also nette Unterhaltung darüber - der man nicht über den Weg trauen kann, die aber der Leser haben will. Unter den gegebenen Umständen würde es mich sehr wundern, wenn es keine Relotiusse im System gäbe.
 

William Morris

Noachite
4. Mai 2015
3.388
Beim SPIEGEL weiß man wenigstens, wo er steht und kann die meisten Artikel dementsprechend einordnen. Mich reineweg bei irgendwelchen Blogs zu informieren ist doch auch Käse, die haben überhaupt nicht die manpower umfassend zu berichten und sind natürlich auch immer von persönlichen Einstellungen gefärbt. Hier werden uns doch auch ständig angeblich seriöse News von vollkommen windigen Seiten verkauft, deren Ernsthaftigkeit man schon an der Zahl von UFO-Sichtungen oder dem Platzen der Goldblase erkennen kann.

Und wer kennt es nicht, wenn man von was Ahnung hat, kann man über entsprechende Artikel fast immer nur den Kopf schütteln, weil Journalisten natürlich auch nicht alles wissen und versuchen ihren Lesern die Geschichte möglichst lesenswert und noch vereinfacht darzustellen.

Der WDR hat mal kurz nach der Wende einen Bericht über meine Heimatstadt gebracht, auf das einzige Hakenkreuz in der Stadt wurde minutenlang mit der Kamera draufgehalten und jeder verpickelte Doofnazi durfte seinen Mist erzählen. Die durchaus vorhandenen und auch zahlenmäßig stärkeren demokratischen Kräfte wurden mal am Rande erwähnt. Die durfte es in einer Stadt im Osten eben nicht geben.
 

Sonsee

Großmeister aller Symbolischen Logen
1. Juni 2016
3.001
Zeit für einen neuen Hashtag #sagenwasist! Hier wird uns vielleicht geholfen, doch noch die Wahrheit zu finden oder zu klären, ob die Presse eine Lügenpresse ist oder nicht.

Eine scheinheilige Debatte
Die wie Relotius vor allem im Ausland aktive Journalistin Ronja von Wurmb-Seibel erwähnt einen Tipp, den ihr ein Vorgesetzter während ihrer beruflichen Anfänge gegeben haben soll: „Das Gute am Auslandsjournalismus ist ja, dass niemand rausfinden wird, ob der Mann in Kabul das wirklich gesagt hat.“ Andere Kollegen hätten darauf beharrt, Explosionen zu zeigen, wo keine passiert seien.
https://www.tagesspiegel.de/medien/...con2HHCuqqjhwA37UcTv63GlXNdET39Lb50R2jbKuznSE
Da fällt mir noch der kleine Junge aus Syrien ein, dessen Bild um die Welt ging und die Brutkastenlüge.

Vor einigen Tagen hatte der Vater des Jungen, Muhammad Daqneesh, in einem RT-Interview jedoch mitgeteilt, dass das Leiden seines Sohnes, dessen Foto um die Welt ging, von den Weißhelmen nur für eigene Zwecke genutzt wurde. So sei sein Sohn entgegen den Berichten nur leicht verletzt gewesen, die Rebellen aber hätten maßlos übertrieben.https://de.sputniknews.com/politik/20170608316079330-syrien-omran-junge-von-aleppo/
 

Sonsee

Großmeister aller Symbolischen Logen
1. Juni 2016
3.001
News der Spiegel schreibt: Deutsche zahlen ganz gerne Steuern! Das hört sich nach der nächsten Lüge an. ich kenne jedenfalls keinen, der gerne so viele Steuern zahlt wie wir hier in Deutschland!

Uno-UntersuchungDeutsche zahlen ganz gerne Steuern
Viele Bürger klagen oft über hohe Abgaben. Eine von der Uno veröffentlichte Untersuchung kommt aber zu dem Schluss: Die Akzeptanz des Steuersystems ist in Deutschland hoch - verglichen mit anderen Ländern. http://www.spiegel.de/wirtschaft/so...nternationalen-vergleich-gerne-a-1246243.html
Ich glaube eher, der geifernde Spiegel möchte den Bürgern diesen Schwachsinn unterjubeln um noch höhere Steuern eintreiben zu lassen. Auf die Veröffentlichung der Studie bin ich jedenfalls gespannt, auch auf die genaue Fragestellung. Zahlen Sie gerne fast die Hälfte ihres Geldes für Steuern?
Ich jedenfalls nicht, es wundert mich echt warum das Finanzamt so oft beschissen wird, wenn Deutsche lieber als andere höhere Steuern als andere zahlen.
 

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