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Jahwe-Kult

streicher

Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Mich würde einfach ein wenig Hintergrund zu dem Buch interessieren, dass wohl fast jeder hier im Forum irgendwo im Regal stehen hat: die Bibel. Dazu ist das Verständnis von den Kulten, auf die ja letztendlich auch die Religionen Christentum und Judentum zurückgreifen, nötig. Weiss jemand etwas über den Jahwe-Kult?
 

SentByGod

Großer Auserwählter
10. April 2002
1.675
Jahwe-Kult? Also ich würde das nicht als Kult bezeichnen. Jahwe ist der Name des Gottes der Juden! Damals und heute. :)

Den Kult den man so nennen könnte wären die Zeugen Jehowas... ich begründe ihre Entstehung damit das einer von ihnen den Namen Gottes "Jehowa" falsch verstanden hat, oder verstehen wollte. Oder vielleicht auch durch Überlieferungen verändert worden.

Mehr kann ich nicht sagen, ohne ins Buch der Bücher gucken zu müssen, was ich eigentlich nie mehr vor hatte. ;)

GreetZ
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
@streicher

zum namen jehova habe ich folgendes gefunden:

Jehovah

name gottes, konstruiert aus den vokalen des wortes adonai, "der herr", und den hebräischen konsonanten JHVH, yod-he-vau-he, das tetragrammaton.anfänglich war dieses künstliche wortgebilde verwendet worden, um den "wirklichen" gottesnamen, in dem ein fluch mitschwang, nicht aussprechen zu müssen.
in den semitischen dialekten sind verschiedene variationen des namens zu finden: yahu, jah, jeud, Ieu, yahweh, jahweh, yaho, Iao.

Jahweh

hebräischer gottesname, eine vokalisation des tetragrammaton JHWH. es wurde auch als Iah, Iahu, jahweh, jahi oder jehova wiedergegeben und steht im zusammenhang mit dem namen kaanitischen mondgöttin jarea, möglicherweise einer weiblichen oder zwiegeschlechtlichen form. ein männlicher jahweh vermälte sich in elephantine mit der kaanaitischen mutter-göttin anat.

als jaho, Iao oder Ieuw wurde der gottesname auch für den zeus-sabazius verwandt: in seiner funktion als nächtliche sonne war er- wie saturn- ein herr des todes und der unterwelt; die juden nannten ihn zebaoth, "herr der heerscharen". sein lateinischer name jupiter kam aus der gleichen wurzel: Iu-piter bedeutete "vater Ieu".
 

streicher

Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Hab' auch noch ein wenig gestöbert. Diese Angaben könnten das Bild von Jahwe ein wenig ergänzen. Er macht auf jeden Fall einen bösen Eindruck. Gerade der Aspekt, dass er sehr viel mit dem Tod am Hut hat, lässt sich aus der Bibel sehr leicht herauslesen, besonders mit der vehementen Praxis der Todesstrafe oder den Androhungen der Ausrottung des Volkes wie auch die Strafen der Eroberungen Israels und Judas von anderen Reichen und deren Exil in Babylon, etc...

Jahwe
(hebrä. „Ich bin da”, „Ich werde sein”) In ältester Zeit kannten arabische Stämme unter diesem Namen einen Berg- und Naturgott, der mit El, dem höchsten Gott der Kanaaniter, gleichgesetzt wurde.

Bei den Israeliten wurde Jahwe zum Eigennamen des einzigen und ewigen Gottes, Schöpfer von Himmel Shamajim und Erde Eres, Richter der Völker und Herr der Geschichte seines Volkes Israel, mit dem er einen Bund (Berit) schloß. Er gab ihnen über seinen Propheten Mose das Gesetz und führt als Jahwe Zebaoth („Jahwe der Heere”) ihre Truppen an. Er berief zahlreiche weitere Propheten, denen er sich über seine Engel Malaak oder direkt offenbarte.

In 2. Mose 3,13f. gibt sich Gott dem Mose als „Ich werde sein, der ich sein werde” (Übers. Luther) zu erkennen. Den Namen Jahwe umgibt besondere Heiligkeit. Das Dritte Gebot lautet: „Du sollt den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen”. Darum wird aus Ehrfurcht vermieden, den Namen auszusprechen, man greift auf die appelative Bezeichnung Elohim oder Umschreibungen wie „El der Höchste” oder „der Herr” zurück. Außer in den heiligen Texten selbst wird in koscherem (reinen) jüdischen Schrifttum auch die volle Ausschreibung vermieden, man setzt dann zum Beispiel Go-t oder He-r. Ähnlich verfahren auch fromme Muslime.
Die vier hebräischen Schriftzeichen JHWH (Vokale sind nicht überliefert) werden als Tetragramm bezeichnet (Jod-He-Vau-He).
In Anlehnung an den Namen Gottes wurden zahlreiche Personennamen gebildet, etwa Joshua, Johannes oder Jesus.

Der biblische Gott wirkt höchst widersprüchlich. Zwar gilt er als fürsorglicher, gütiger Vater. Das pflanzliche Opfer, das ihn der dritte Mensch, Kain, darbringt, es ist dieses das erste Opfer überhaupt, weist er aber ab. Hingegen nimmt er das Schlachtopfer des Abel an. Somit apelliert er an die dem Menschen eigene Anfälligkeit für Untugend, indem er Neid zwischen die Brüder sät und gleichzeitig das Töten belobigt. Prompt kommt es zum ersten Mord der Menschheitsgeschichte, als Kain den Abel erschlägt (1. Mose 4,3-8). Jahwe wird aber als sein mächtigster Widersacher der Satan gegenübergestellt, dieser tritt besonders im Christentum als Prüfer des schwachen Menschen auf, was manche Ungereimtheit erklärt.

Er gilt als allwissend, aber gerade mal gute 1600 Jahre nach Vollendung seiner Schöpfung reut ihm die Schaffung des Menschen. Die von ihm gemachten ertränkt er in der Sintflut. Etwas halbherzig beläßt er aber Noah und seine Söhne sowie seine Frau und die Frauen seiner Söhne, allesamt ungeklärter Herkunft, am Leben.

Der christliche, aus dem griechischen stammende Eigenname des Gottes ist Kyrios, eine im 13. Jahrhundert aufgekommene Bezeichnung ist Jehova, eine Konstruktion aus dem Tetragramm JHWH und den Vokalen des Wortes Adonai.
Quelle: Jahwe

Hab' mich gefragt, woher Tetragrammaton eigentlich kommt, wie dem auch sei, JHWH ist also das Tetragramm.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
@streicher

Er macht auf jeden Fall einen bösen Eindruck. Gerade der Aspekt, dass er sehr viel mit dem Tod am Hut hat, lässt sich aus der Bibel sehr leicht herauslesen, besonders mit der vehementen Praxis der Todesstrafe oder den Androhungen der Ausrottung des Volkes wie auch die Strafen der Eroberungen Israels und Judas von anderen Reichen und deren Exil in Babylon, etc...

wohin die menschheit der glaube an eine gottheit, die eher den tod als das leben vertritt gebracht hat, ist unübersehbar...
bitter!
 

Falk

Geheimer Meister
10. April 2002
149
In der Bibel könnt ihr im Buch Hiob, Kapitel 1, Vers 6 bis 12 lesen, dass Jahwe nicht gleich Satan ist, denn dort findet ein Gespräch zwischen Jahwe und Satan statt.

Vielmehr geht man davon aus, dass Satan einer der Göttersöhne im Alten Testament ist. Göttersöhne bedeutet hier zum Geschlecht der Götter gehörend. Andere Göttersöhne waren z. B. die Elohim.

Er hatte übrigens zunächst eine positive Rolle, wie alle anderen Göttersöhne auch, nämlich die Erde zu beaufsichtigen und Jahwe als dem Himmelsherrn und Vorsitzenden im Rat der Götter über seine Beobachtungen zu berichten.

Seine negative Rolle, Plagegeist Hiobs zu sein, spielt er im Auftrag Jahwes. Jüdisches Dogma im 4. Jahrhundert v. Chr. kann nicht zulassen, dass Jahwe einen Gegengott hat
 

Falk

Geheimer Meister
10. April 2002
149
Jahwe ist auch nicht gleich Elohim . Siehe 1. Mose 22, 1 - 19 (setzt allerdings voraus, dass man entweder die richtige Übersetzung oder den Originaltext hat, um die Unterschiede zu erkennen):
Nachdem Sara dem Abraham in hohem Alter noch einen Sohn geboren hatte, wollte Elohim den Abraham prüfen und verlangte von ihm, seinen Sohn Isaak zu opfern. Abraham gehorchte und rüstete sich für die Reise und das Opfer aus, wie Elohim es von ihm gefordert hatte. Drei Tage zog er durch das Land, bis er die Kultstätte erreichte, die ihm Elohim vorgegeben hatte. Und Abraham richtete die Opferstätte her.
Als Abraham das Opfermesser erhoben hatte, um dem Gebot Elohims zu gehorchen, griff auf einmal Jahwe ein, der durch seinen Engel Abraham daran hinderte, das Opfer zu vollziehen.

In diesem Mythos wird der Kampf zwischen zwei Göttern geschildert, in dem Jahwe, Vertreter des fortschrittlicheren Patriarchats gegen den Elohim, der das kanaanäische Matriarchat vertritt, gewinnt. Das ist genau orientalische Mythologie: In Ugarit überwindet Alijan Baal den alten El und tritt seine Nachfolge an, in Babylon überwindet Marduk Ea und Anu, in Hellas überwindet Zeus den Kronos.

1. Mose 4, 25 - 26:
Und Adam wohnte seiner Frau zum zweiten Mal bei, da gebar sie einen Sohn und nannte ihn Seth; denn Elohim hat mir, sprach sie, einen anderen Nachkommen für Abel gegeben den Kain erschlug. Und auch diesem Seth wurde ein Sohn geboren, den er Enos nannte. Von da an wurde der Name Jahwe angerufen.

Dem Mythos hier darf nur entnommen werden, dass der Jahwekult schon uralt gewesen sein muss. Der jahwistische Erzähler als Vertreter der judäischen Königs- und Militärpartei ist interessiert, gerade gegenüber den angestammten Lokalheiligtümern in Kanaan, den Jerusalemer Machtanspruch möglichst in der Urzeit zu verankern. Gerade in Kanaan leben ja die alten Götter, die eine lange Geschichte haben, mit der verglichen die Geschichte Israels und seines Jahwe gering erscheint.

Ist Jahwe doch gleich Elohim? (s. 1. Mose 2, 4 - 3,24):
In der Schöpfungsgeschichte der Menschen stehen tatsächlich beide Gottesnamen nebeneinander, bis auf den Teil, in dem die Schlange zu Eva spricht. Dort ist nur von Elohim die Rede. Danach stehen wieder beide Namen im Text. Es ist dies übrigens die einzige Stelle in der Bibel, in der beide Gottesnamen nebeneinander stehen. Ursprünglich war der Gottesname sicher Elohim, wie noch aus der Unterhaltung zwischen Schlange und Eva hervorgeht. Spätere Fromme haben dann gemeint, den Namen in den Gottesbegriff umdeuten zu können, indem sie den Gottesnamen Jahwe dazusetzten. Gemeinhin nimmt die Forschung zwar an, dass der Text ursprünglich jahwistisch sei, sie kann aber bis heute nur mit Hilfskonstruktionen erklären, warum der Jahwenamen an den vorgenannten Stellen fehlt.

Es gibt noch mehrere Stellen in der Bibel, an denen sowohl von Elohim als auch von Jahwe die Rede ist. Es sind zwei selbstständig nebeneinander stehende Götter, die aus unterschiedlichen Traditionen (Kanaan und Israel) stammen.
 

streicher

Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
@ Falk

Die Hinweise, die du gibst, sind sehr hilfreich. Soweit ich mich erinnern kann, wurde im Forum schon einmal darauf hingewiesen, dass Abraham von Jahwe zurückgehalten wurde, das Opfer von (den) Elohim angeordnet war. Immerhin wurde ein Menschenopfer angeordnet! Die Opferpraxis ist für die damalige Epoche bezeichnend. So scheint sich mit der Annahme des Gottes Jahwe auch die Opferpraxis geändert zu haben.

Interessant ist auch der Fakt, dass nicht nur von einem 'Gott' die Rede ist, in einem Buch, dass für zwei 'monotheistische' Religionen als grundlegend betrachtet wird. In der Weise erscheinen mir einige 'Übersetzungsfehler' als vehement.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
ich habe was zum stichwort ELOHIM gefunden:

die hebräische pluralform für "die göttinnen und die götter"; sie wurde in allen bibelstellen ausschließlich mit der singularform "gott" übersetzt.in den originalmanuskripten der genesis war jahweh nur einer der elohim. manchmal tauchte die singularform als name auf, so z.b. wurde der phönikische stier-gott nur als El, "der gott", bezeichnet.
mittelalterliche zauberer hielten elohim für einen der geheimen magischen namen gottes. zuweilen wurde elohim aber auch als name eines teufels gebraucht
.

zu luzifer:

Luzifer"lichtbringer".
lateinische bezeichnung für den morgensterngott, der die tägliche geburt der sonne ankündigte.

...die gnostischen christen behaupteten, das "licht", das luzifer bringe, sei die wahre erleuchtung, die dieser de menschheit gegen den willen gottes gebe, so wie prometheus das feuer gegen des willen des zeus vom himmel gestohlen habe, um der menschheit die zivilisation zu bringen.
die biblische geschichte stützt diese gnostische sicht. gott verweigerte adam und eva die frucht vom baum der erkenntnis, weil er sie in unwissenheit halten wollte. luzifer hingegen gab ihnen in gestalt der schlange das "licht" der weisheit.
die perser sagten ebenfalls, ihre eigene große schlange Ahriman habe dem ersten paar im garten heden die erkenntnis gegeben. auch ahriman war der zwillingsbruder des sonnengottes und wurde wegen seiner hybris aus dem himmel vertrieben.
die weisen aus dem morgenland jedoch verehrten die große schlange als quelle ihrer okkulten weisheit. ahriman galt in irdischen angelegenheiten oft als einflußreicher als der vater, der ihn verstoßen hatte.
solche persischen vorläufer beeinflußten die gnostischen christen, die jehovah als den schurken und luzifer als den helden, erlöser und freund der menschen ansahen.
luzifer enthüllte die heiligen geheimnisse, die der himmlische vater der menschheit eifersüchtig vorenthielt.
geheime bruderschaften des mittelalters bewahrten sich diese hochachtung vor luzifer und setzten ihn zuweilen mit hermes, dem gott der offenbarung, gleich.
der einfluß dieser gnostischen lehren überdauerte die erste und einen großen teil der zweiten hälfte der christlichen ära.
meister eckardt schrieb:" luzifer, der engel, der in der hölle ist, hatte eien vollendet reinen intellekt und verfügt bis zum heutigen tage über großes wissen."

satan

wie alle sogenannten teufel war satan ursprünglich ein gott. die alten ägypter nannten ihn die große schlange sata, den sohn der erde; er galt ihnen als unsterblich, weil er täglich im schoß der göttin wiedergeboren wurde.
...sata scheint ein unterirdischer aspekt des horus-ra, der sonne gewesen zu sein; er ist phython vergleichbar, der unterweltlichen schlangengestalt des apoll, der bei den juden apollyon, geist des abgrundes, hieß.

... die schlange galt oft als symbol für das andere ich des sonnengottes, die schwarze sonne, den geist der nacht und des todes. während seiner dunklen stunden vereinigte er sich als gott mit der sonnenscheibe.
dieser vorstellung entsprachen stets die gleichen muster:
osiris-set, apollo-python, anu-aciel, baal-yamm usw.
der dunkle gott war widersacher des lichten gottes- und zwar nicht, weil er ursprünglich als böse angesehen wurde, sondern weil er den schlafenden oder ruhenden zustand des gleichen gottes darstellte.

... für die hebräer war ein "satan" ein widersacher im sinne eines richters: einer, der die redlichkeit eines anderen prüfte, indem er ihm fangfragen stellte oder rätsel zu lösen gab.
...im hebräischen urtext war satan einer der bene ha-elohim, der söhne <der götter>; die bibelübersetzer haben den plural allerdings stets als singular wiedergegeben, um den umstand zu verbergen, daß die biblischen juden ein ganzes pantheon mannigfaltiger gottheiten verehrten.

...islamische schriftsteller bezeichneten den satan als shaitan oder iblis. er herrschte über das geschlecht der djinn, der <genien>, die einst- wie die römischen genien- ahnengeister waren. die djinn verspotteten den propheten allahs; deswegen griff eine heerschar der engel sie an, tötete viele von ihnen und nahm den rest gefangen. zu den gefangenen zählte auch iblis-shaitan, der identisch mit dem azael war, dem die juden am tag der versöhnung sündenböcke opferten.
iblis-shaitan hatte gegen allah rebelliert, als dieser den adam geschaffen hatte und befahl, daß alle engel sein geschöpf verehren sollten.
allah sagt im koran: " wir geboten den engeln, huldigt dem adam, und sie verehrten ihn alle, nur nicht iblis, der von den djinn war".
der hintergrund dieser geschichte mag aus dem früheren gnostischen philippus.evangelium stammen, das die kirche aus naheliegenden gründen missbilligte:
"menschen machen sich götter und verehren ihre schöpfung. es sollte den göttern geziemen, die menschen zu verehren".
das größte vergehen des satan scheint gewesen zu sein, daß er sich weigerte, dem menschen ehrerbietung zu erweisen; er kannte die fehler des menschen sehr wohl und ließ auch an gott kein gutes haar, weil dessen himmlische herrschaft zu streng war und zu einer rebellion führte.

ich glaube, das es sich bei allen diesen geschichten um die beschreibung der spaltung in gut und böse, symbolisiert durch die damit einhergehende spaltung gottes/der gottheiten handelt.
aus der einheit (hell/dunkel, gut/böse... die jeweils andere seite der selben medaille) wurde die zweiheit, der polarisierungsprozess hatte begonnen.
gleichzeitig scheint die beschreibung des satans/luzifer auf den widerstand gegen diese entwicklung zu verweisen.
 

streicher

Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Viel Information, die man erstmal ordnen muss. Das Interessante ist, wie die zwei Counterparts in verschiedenen Lehren fast umgekehrt betrachtet werden: 'Gott' und der Widersacher. Ist er nun auch 'Gott'. Was macht einen 'Gott' aus, dass 'Gott' alles geschaffen hat? Ein 'Gott' - von wievielen Wesen ist hier eigentlich mittlerweile die Rede - und es wurden schon zig Kriege im Namen des 'Einen Gottes' geführt!
Wichtig ist, um auf Jahwe zurückzukommen, dass Jahwe ein eifersüchtiger Gott ist, der keinen anderen Gott neben sich duldet. Aber den Hintergrund der verschiedenen lässt sich nicht wegdenken. Die Diskussion um den Einen entpuppt sich Irreführung. Damit steht offen, was wirklich ist. Andererseits stellt sich die Frage, wie der Siegeszug Jahwes so weitreichende Wirkung haben konnte: die Christen berufen sich noch heute auf ihn und unwissend auf die anderen. Jedoch wäre eine Opferpraxis, wie damals öffentlich durchgeführt, doch heute undenkbar. Wie lässt sich das erklären? Wie kommt es, dass ein alter Glaube (Kult) so gedankenlos angenommen wird? Sollte man der Sache biblisch mal auf den Grund gehen? Denke ja...
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
@streicher

Wichtig ist, um auf Jahwe zurückzukommen, dass Jahwe ein eifersüchtiger Gott ist, der keinen anderen Gott neben sich duldet. Aber den Hintergrund der verschiedenen lässt sich nicht wegdenken. Die Diskussion um den Einen entpuppt sich Irreführung.

ich habe hier etwas zum stichwort monotheismus, was vielleicht einiges klärt:

die christlichen theologen hielten den monotheismus für die höchste form der religion und bestanden darauf, das ihre religion monotheistisch sei, obwohl sie in wirklichkeit drei götter, eine göttin und unzählige halbgötter (engel und heilige) verehrten.
vetter kommentiert:

man könnte sehr wohl fragen: wo ist der beweis dafür, daß die verehrung eines höchsten gottes der verehrung mehrerer götter so überlegen ist?
- einmal abgesehen davon, daß der standpunkt eingenommen werden könnte, es sei schwierig genug, den beweis für die existenz eines gottes zu erbringen, und jeder weitere gott, von dem angenommen wird, daß er existiert, würde nur das aufgeworfene problem vergrößern. wenn die verminderung der zahl von gottheiten ein verdienst ist, warum sind dann nicht die religionen, in denen überhaupt keine götter verehrt werden, die "höchsten" von allen?


an dem ursprünglichen antrieb zum monotheismus war nichts erhabenes:
es war der dünkel von königen, die sich mit einem gott gleichsetzten und die macht dieses gottes für sich beanspruchten.
einer der frühesten sich selbst verehrenden monotheisten war der ägyptische pharao echnaton, der von 1379 bis 1362 v. chr. herrschte.
echnaton entschied, die einzige, höchste gottheit sei aton, der durch die sonnenscheibe symbolisiert und auf erden angeblich in ihm selbst verkörpert wurde. echnaton zog mit seiner familie und dem hof 300 meilen nördlich von theben in ein irdisches paradies mit einer großen stadt und einem tempelpalast; heute heist der ort tell el amarna.
er befahl, im ganzen land das wort "götter" aus inschriften zu entfernen, so das allein sein göttliches alter ego herrschte.
der jüdische monotheismus hat unter umständen in ägypten seinen ursprung genommen, denn das alte testament enthält schriften, die vom atonkult übernommen wurden, speziell den 104.psalm, den echnaton geschrieben haben soll.
die ägyptische priesterschaft der alten gottheiten lehnte eine duldung des königlichen monotheismus allerdings ab. echnaton starb auf mysteriöse weise, und sein körper verschwand- erwurde nicht in dem grab beerdigt, das für ihn vorbereitet war.
sein name wurde aus den listen der könige gestrichen, und er wurde als verbrecher bezeichnet.
die ägypter waren offenbar nicht gewillt, den monotheismus als eine "höhere" religion anzuerkennen.

ich könnte hier noch andere beispiele anführen, römische kaiser...die sich gottgleich setzten, die, um ihre angeblich göttliche macht zu festigen, alle anderen götter verbannten.
das gleiche prinzip kann man auch in unserem speziellen fall auf jahwe anwenden, obwohl hier nicht ein bestimmter mensch dahintersteckt, sondern eine ganze priesterschaft, die seine gebote und gesetze den menschen übermittelt.
letztendlich ging es aber auch hier nur um die festigung und den erhalt eines machtstatus einer priesterkaste, die sich zwischen den menschen und die direkte göttliche erfahrung stellte, sie disziplinierte.
 

kalsoom

Geheimer Meister
6. Juli 2002
189
Jahwe

Streicher!

Du bist auf der Suche nach dem Urgrund des Bösens und weißt
doch innerlich, dass Gott sich nur in seinem Schatten erkennen
kann. So ist es auch für uns schlimm, unsere eigenen Schatten
anzunehmen.
In Kriegszeiten wird ein Teil unseres Gehirnes aktiviert, der
normalerweise brachliegt und uns furchbar brutal werden läßt.
Im normalen Leben wieder angekommen bringen sich viele
Soldaten um, weil sie mit ihren eigenen Greultaten nicht leben können.
 

streicher

Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
@ samhain

Das sind sehr wichtige Punkte. Die Personen, die politisch an der Spitze stehen, begründen ihre Herrschaft mit einer Art Auserwähltheit. Sie vertreten Gott oder seien Gott.

Zu Jahwe im Speziellen: Die Priesterschaft hat in der Geschichte des Auszuges aus Ägpten den Zugang zur Stiftshütte. Die Ordnungen sind streng, die Abläufe sind genau festgelegt. Jahwe ist heilig, unnahbar und fordert Tieropfer.

Die Sätze zu der Überlegenheit des Eingottglaubens sind auch interessant, denn wenn der Keingottglaube durchgesetzt ist, wird der Beweis, dass es Gott oder Götter gibt, noch schwieriger.

Zum Psalm 104 und den Sonnenhymnus: Der Sonnenhymnus



@ kalsoom

Der Grund des Bösen: Machtmissbrauch. Damit muss wohl jemand aus freien Willen angefangen haben, um Schaden anzurichten. :wink: Das Gemeine ist: das Böse arbeitet im Verborgenen sehr effektiv.

Zu den Kriegen: einen Krieg zu entfachen, dazu bedarf es einer Strategie oder eines Mechanismus. Die Strategie wird um die Ereignisse des 11.9. und 10.7.2001 sichtbar. Ein Blick in das alte Testament zeigt es auch deutlich: es reichen zwei Dickköpfe, die sich 'im Recht sehen' und genügend vom Volk (und 'Gott' oder 'Göttern') unterstützt werden, wie Mose und Pharao. Soldaten sind Opfer und Vollstrecker dieser Dickkopfpolitik im Dienste des Staates, oder Täter dieser Politik... (oder sogar Gegner...)
 

streicher

Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
samhain schrieb:
@streicher

Jahweh

hebräischer gottesname, eine vokalisation des tetragrammaton JHWH. es wurde auch als Iah, Iahu, jahweh, jahi oder jehova wiedergegeben und steht im zusammenhang mit dem namen kaanitischen mondgöttin jarea, möglicherweise einer weiblichen oder zwiegeschlechtlichen form. ein männlicher jahweh vermälte sich in elephantine mit der kaanaitischen mutter-göttin anat.

als jaho, Iao oder Ieuw wurde der gottesname auch für den zeus-sabazius verwandt: in seiner funktion als nächtliche sonne war er- wie saturn- ein herr des todes und der unterwelt; die juden nannten ihn zebaoth, "herr der heerscharen". sein lateinischer name jupiter kam aus der gleichen wurzel: Iu-piter bedeutete "vater Ieu".

Am interessantesten finde ich den Fakt, dass Jahwe auch die Rolle des Herrn des Todes und der Unterwelt hat. Das gibt einen wichtigen Hinweis auf das Jüdische Weltbild, die die Unterwelt als die Ort für die Toten ansah. So ist es nicht verwunderlich, dass König Saul den Propheten Samuel, der ja verstorben war, von unten aufsteigen sah, als er ihn rufen liess. Zu dem Stichwort Unterwelt habe ich noch einen nennenswerten link:
Unterwelt
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
jahweh, und ich würde allah da mal mit einreihen, weil juden/christentum/islam aufeinander aufgebaut sind und somit derselbe gott nur mit anderem namen gemeint ist, ist ein gott des todes bzw. der unterwelt , der sozusagen vom tod lebt, sonst wäre er ja überflüssig.
der mensch feiert und ehrt nicht (mehr) das leben, sondern zelebriert alle möglichen formen des todes.
seit tausenden von jahren wird diesem grausamen gott in form von kriegen und massakern geopfert.
die erde ist ein ort geworden, in dem sich der mensch seine eigene hölle geschaffen hat.
 

streicher

Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Es ist schon bezeichnend, wie ähnlich die Scharia den Gesetzen ist, die 'Mose gegeben' worden sind. Auch das sollte eigentlich viele Leute darauf aufmerksam machen, dass etwas im Argen liegt. Nichts ist von ungefähr: sein Alleinanspruch und die strenge Befolgung von Riten, etc. Es ist auch das Phänomen, das typisch für diese Gottesverehrung ist, dass man einem 'Gott' gegenüber steht, der unnahbar ist. Nahen können nur Auserwählte - oder sagen wir besser: Eingeweihte.
Herr des Todes und der Unterwelt: auch in der Bibel ist schon der ethische 'Konflikt' der Todesstrafe - man soll ja nicht töten und steinigen darf man doch... Brisant ist der Hang zum Krieg, der alle Moral ausser Kraft setzt. Anscheinend haben wir ein Gott(esbild) vor uns, der massregeln darf, sich aber selbst keine Grenzen setzt: er darf willkürlich sein. Das darf es nicht geben. Es ist nicht von weit her, dass jemand, der sich für Menschenrechte weltweit einsetzt, sich gegen ein solches Gottesbild wenden muss, denn es bestimmt noch so viel an Politik und Gesellschaft, dass es nur so knallt. Und wehe, es hat damals jemand Gott in Frage gestellt... wie ist es heute?! Es wird höchste Zeit, Jahwe als den darzustellen, für wen er eigentlich steht. Aufklärung, wenn man es mal so ausdrücken darf... und dann die Konsequenzen ziehen!
 

Tarvoc

Ritter vom Osten und Westen
10. April 2002
2.559
Eins steht für mich fest: Jahwe ist nicht Gott! Er ist nicht der Schöpfer, der in der Genesis die Menschheit geschaffen hat (zumal in der Genesis der Begriff elohim - im Übrigen eine Pluralform - öfters für Gott verwendet wird als "Jahwe"). Wenn ich mir die Bibel so ansehe, ist Jahwe ursprünglich eher ein Erzengel, und zwar ein Konkurrent oder "Gegner" des Semael bzw. Satan (der ja für das Licht oder auch das Leben stand, bevor er angeblich "fiel").

Eine Theorie dazu: Unter den Engeln gewann Jahwe immer mehr Macht, schließlich erhob er sich sogar zum Gott und nannte sich "Gott gleich in allem". Semael war damit nicht einverstanden und rebellierte dagegen. Da Jahwe aber bereits einen zu großen Einfluss hatte, ließ er Semael und seine Anhänger verbannen und erklärte ihn zum "Bösen", zum "Feind" und dessen Anhänger zu "Gefallenen Engeln" oder "Dämonen".
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
Eine Theorie dazu: Unter den Engeln gewann Jahwe immer mehr Macht, schließlich erhob er sich sogar zum Gott und nannte sich "Gott gleich in allem". Semael war damit nicht einverstanden und rebellierte dagegen. Da Jahwe aber bereits einen zu großen Einfluss hatte, ließ er Semael und seine Anhänger verbannen und erklärte ihn zum "Bösen", zum "Feind" und dessen Anhänger zu "Gefallenen Engeln" oder "Dämonen".

da bist du schon ziemlich nah an der wahrheit dran.
im zuge von eroberungen anderer länder, haben die jeweiligen besatzer auch immer ihren eigenen glauben gegen den herrschenden glauben der unterlegenden durchgesetzt, so hält man längerfristig das volk am besten unter kontrolle.
das damit auch der "fall" der ehemals herrschenden gottheiten zum "bösen" einherging und der eigene gott als das absolutum dargestellt wurde, der natürlich auch den eigenen machtanspruch legitimierte, zeigt nur, wie damals schon politik gemacht wurde.
 

streicher

Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Interessant ist aber auch, dass in modernen Zeiten erobert oder besetzt wird und der 'Glauben' nicht ersetzt wird - wie in Afghanistan, es wurde seitens der US-Administration sogar für Toleranz für den Islam geworben - was darauf hindeutet, wie samhain hier schon hinwies, dass Allah auf die gleiche Quelle wie Jahwe zurückgeht. Die Scharia wurde in Afghanistan gelassen!
Hinter den Glauben stehen in der Tat politische Systeme, die Totalirität erkennen lassen. Sie beanspruchen, nicht anzweifelbar zu sein, jede Modifikation in ihrer Weise - und das lässt sich leicht missbrauchen, um Regionen konfliktträchtig zu gestalten.
 

Tarvoc

Ritter vom Osten und Westen
10. April 2002
2.559
Tarvoc schrieb:
Eins steht für mich fest: Jahwe ist nicht Gott! Er ist nicht der Schöpfer, der in der Genesis die Menschheit geschaffen hat (zumal in der Genesis der Begriff elohim - im Übrigen eine Pluralform - öfters für Gott verwendet wird als "Jahwe"). Wenn ich mir die Bibel so ansehe, ist Jahwe ursprünglich eher ein Erzengel, und zwar ein Konkurrent oder "Gegner" des Semael bzw. Satan (der ja für das Licht oder auch das Leben stand, bevor er angeblich "fiel").

Eine Theorie dazu: Unter den Engeln gewann Jahwe immer mehr Macht, schließlich erhob er sich sogar zum Gott und nannte sich "Gott gleich in allem". Semael war damit nicht einverstanden und rebellierte dagegen. Da Jahwe aber bereits einen zu großen Einfluss hatte, ließ er Semael und seine Anhänger verbannen und erklärte ihn zum "Bösen", zum "Feind" und dessen Anhänger zu "Gefallenen Engeln" oder "Dämonen".

Ich hab' das mal weitergedacht: Vielleicht ist Jesus sogar eine Inkarnation Semaels. Schließlich wollte Semael den Menschen vervollkommnen - er gab ihm Erkenntnis und hätte ihm auch ewiges Leben gegeben, wenn Jahwe ihn nicht gehindert hätte (an der Stelle in der Bibel steht im Original tatsächlich "Jahwe", nicht "Elohim". Für die Genesis sehr ungewöhnlich). Auch Jesus wollte den Menschen vervollkommnen (Bergpredigt: "Ihr sollt also vollkommen sein").

Das sind jetzt aber wirklich ketzerische Gedanken. :twisted: :D
 

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