Habe hier nichts darüber gefunden, da dachte ich mir, es bräuchte schon wenigstens einen Thread darüber. Betretet die Links auf eigene Gefahr.
WikiLeaks: Geheime Dokumente fürs Volk
Allgemeines
WikiLeaks (klick) veröffentlicht interne Dokumente von Regierungen, Konzernen und sonstigen Gruppierungen. Die Website wurde 2006 aufgeschaltet, ihre Server stehen in Schweden und wahrscheinlich sind Mirrors (Server mit identischem Inhalt) über viele Länder verteilt. Die Gesetze in Schweden ermöglichen eine ziemlich uneingeschränkte Presse- und Informationsfreiheit, dadurch kann WikiLeaks von Schweden aus brisante Dokumente in die Welt verteilen und ist gesetzlich abgesichert. Schon viele Regierungen und Konzerne haben schon erfolglos versucht, gewisse Inhalte oder die ganze Website zu entfernen. Dennoch ist anzunehmen, dass WikiLeaks viel Geld für Gerichtskosten aufwenden musste und muss.
Die Ideologie
WikiLeaks kämpft gegen Zensur. Man verspricht, Missstände zu beseitigen, indem die Öffentlichkeit sozusagen Dokumente aus erster Hand erhält, anstatt nur über die Massenmedien etwas zu erfahren. Speziell stellt sich WikiLeaks gegen besonders Repressive Staaten wie beispielsweise China.
Die Dokumente
Wie auf WikiLeaks angegeben wird, stammen die veröffentlichten Dokumente von sogenannten Whistleblowern, also Angestellten von Regierungen oder Konzernen, die Zugang zu internen Dokumenten haben und diese ohne das Wissen des Arbeitgebers an WikiLeaks weiterreichen. Denkbar heikel wird die Situation für Whistleblower, wenn der Arbeitgeber herausfindet, wer das war.
Die Menge und Vielfalt der Dokumente ist erstaunlich. Es finden sich geheime Verträge zwischen Konzernen, interne Anweisungen der NATO, Berichte von US-Geheimdiensten, brisante Bankdokumente, Listen von zensierten Websites aus verschiedenen Ländern, heikle Scientology-Berichte und vieles mehr.
Der Kopf
Wie es aussieht, ist der Australier Julian Assange der Kopf der Organisation.
Über Assange finden sich viele, teils widersprüchliche Infos (z.B. sein Alter oder wie man seinen Nachnamen richtig ausspricht) im Netz. Wir können aber von folgendem ausgehen: Er hat an der Universität von Melbourne Physik studiert. Wegen seinem Hang zum Hacken geriet er schon früh mit dem Gesetz in Konflikt. Seit der Gründung von WikiLeaks tritt er als Sprecher auf. Er ist fast der einzige, der sich öffentlich als WikiLeaks-Mitarbeiter mit Gesicht und Namen zu erkennen gibt. Sein Wohnort ist unbekannt, er selber gibt an, stets auf der Reise zu sein.
Aktuelles
Im Juli dieses Jahres hat WikiLeaks mit der Veröffentlichung von über 90000 US-Dokumenten über den Afghanistankrieg für Schlagzeilen gesorgt. Die Dokumente geben Anlass zur Vermutung, dass dieser Krieg weit mehr zivile Opfer forderte, als bisher angegeben. Spätestens seit diesem Leak steht Assange auf der US-Fahndungsliste. Assange hat angekündigt, weitere 15000 solche Dokumente demnächst zu veröffentlichen. Das lässt vermuten, dass er damit im Falle einer Verhaftung ein Ass im Ärmel haben will.
cryptome
Bis jetzt mag ja alles schön und gut klingen, doch ich hab auch so meine Bedenken und bin damit nicht der einzige. Hier kommt ein Amerikaner ins Spiel, der sich John Young nennt.
Auch er betreibt eine Whistleblower-Website, nämlich cryptome.org (klick), welche seit 1996 existiert und ihre Server in den USA hat. Im Unterschied zu WikiLeaks hält sich cryptome eher im Hintergrund, begnügt sich mit einer schlichten Website und scheint andere Medien eher zu meiden. Auch gab es mehrere Fälle, in denen cryptome auf Drängen der US-Behörden hin gewisse Inhalte von der Seite entfernt hat. Trotzdem findet sich auch hier eine immense Auswahl von interessantem Material. Cryptome gerät nicht nur immer wieder ins Visier von US- und britischen Geheimdiensten, sondern auch umgekehrt. So sind z.B. schon Listen von MI6- und CIA-Agenten und deren Stationierungsort auf Young's Servern aufgetaucht.
cryptome vs. wikileaks
Als WikiLeaks 2006 gegründet wurde, hatten Assange und Young bereits Kontakt. Assange bat Young, der bereits 10 Jahre Erfahrung mit seiner Website hatte, um Unterstützung. Young machte anfänglich mit, stieg dann aber aus, weil das Projekt WikiLeaks seines Ermessens bedenkliche Richtungen einschlug. Dann, im Jahre 2009 (oder früher?), häuften sich auf cryptome Berichte, die WikiLeaks kritisch untersuchten und Assange schlecht hinstellten. Mehr und mehr kamen Dinge ans Licht, die tatsächlich an WikiLeaks zweifeln lassen.
So wurde beispielsweise bekannt, dass sich Assange mit grossen Medienunternehmen wie den New York Times Verträge schloss. Diese bezahlten Wikileaks nämlich Geld, um die 90000 Afganistan-Dokumente ein paar Tage vor der eigentlichen Veröffentlichung zu erhalten, und eine Exklusiv-Story bringen zu können.
Auch wurde Assange vermehrt vorgeworfen, nur so zu tun, als ob WikiLeaks eine grosse Organisation wäre. In Wirklichkeit sei er der einzige, der die Entscheidungen fällt. Auch heisst es, Assange veruntreue die Spendengelder von Wikileaks und mache sich damit ein schönes Leben.
Der Gipfel des Zanks zwischen WikiLeaks und cryptome war meiner Meinung nach der sogenannte Wikileaks-Leak, der auf cryptome auftauchte. Da John Young ja anfangs bei Wikileaks mitmachte, war er auf dessen interner Mailingliste. Nach seinem Austritt habe man es versäumt, ihn aus der Liste zu entfernen, und er kriegte weiterhin die internen E-Mails von Wikileaks. Diese hat er prompt veröffentlicht (klick)
Weitere Bedenken
Gemäss der Website newyorker.com hat Julian Assange viele Geheimdokumente gar nicht von Whistleblowern erhalten, sondern indem er das Tor-Netzwerk ausspionierte. Das Tor-Netzwerk dient zum anonymen Datenverkehr im Internet und wird von Privatpersonen wie auch gewissen Regierungsorganen verwendet. So sollen zum Beispiel auch chinesische Hacker, die in Rechner der US-Regierung eindringen, dazu angeblich das Tor-Netzwerk benutzen. Nun soll Assange angeblich mehrere sogenannte Exit-Nodes betrieben (das sind die einzigen Rechner im Tor-Netz, über die der Datenstrom unverschlüsselt läuft), und alle Dokumente abgefangen haben, die die Chinesen bei den USA stibitzten. Diese veröffentllichte er auf WikiLeaks (Klick)
Die Sache mit Island
Die Bankenkrise hat Island ganz besonders getroffen. Islands grosse Banken gingen pleite, und somit auch Islands Wirtschaft und letztlich Islands Leute. Dann sind auf Wikileaks Dokumente aufgetaucht, die zeigten, dass vor dem Kollaps einige wenige Mächtige informiert wurden, die daraufhin ihre Gelder von den bedrohten Banken abzogen, was den Kollaps erst recht heraufbeschwor.
Als das isländische Nationalfernsehen davon berichten wollte, wurde ihnen in letzter Minute untersagt, über diesen Leak zu berichten. Die Nachrichtensprecherin verkündete dann, dass sie nicht darüber berichten dürfe. Stattdessen wurde für 3 Minuten der Link zur Website WikiLeaks eingeblendet. Ganz Island klickte sich daraufhin auf WikiLeaks die Finger wund und informierte sich. Die Sache wurde zu einer Staatsaffäre.
WikiLeak's Kopf Julian Assange nutzte daraufhin sein gutes Ansehen in Island, und überzeugte das isländische Parlament davon, einige gesetzliche Änderungen zu machen. Das Parlament beschloss einstimmig (mit nur einer Enthaltung!), dass Island in Zukunft eine rechtliche Basis für freie Medienunternehmen bieten soll. Websiten wie Wikileaks sollen demnach in Island ein neues Zuhause finden, um sich noch effektiver vor juristischen Problemen zu schützen.
Mein Fazit
Mir gefällt, dass es Seiten wie cryptome und WikiLeaks gibt. Auch dass sie sich gegenseitig nicht besonders mögen und sich dabei mal gegenseitig unter die Lupe nehmen, finde ich letzten Endes ganz funktional. Gefährlich wird es doch generell dann, wenn eine Organisation zu sehr das Vertrauen der Leute geniesst. Im Moment sind das Banken, Regierungen, Medienunternehmen & Co.
WikiLeaks scheint da einiges aufzumischen, und doch könnte diese neue Organisation ziemlich viel Macht erhalten. Und letztlich können wir über WikiLeaks auch nicht mehr wissen als über einen BND oder einen NSA. Also würd ich mal sagen: Weiter so, WikiLeaks, aber wir haben ein Auge auf dich!
WikiLeaks: Geheime Dokumente fürs Volk
Allgemeines
WikiLeaks (klick) veröffentlicht interne Dokumente von Regierungen, Konzernen und sonstigen Gruppierungen. Die Website wurde 2006 aufgeschaltet, ihre Server stehen in Schweden und wahrscheinlich sind Mirrors (Server mit identischem Inhalt) über viele Länder verteilt. Die Gesetze in Schweden ermöglichen eine ziemlich uneingeschränkte Presse- und Informationsfreiheit, dadurch kann WikiLeaks von Schweden aus brisante Dokumente in die Welt verteilen und ist gesetzlich abgesichert. Schon viele Regierungen und Konzerne haben schon erfolglos versucht, gewisse Inhalte oder die ganze Website zu entfernen. Dennoch ist anzunehmen, dass WikiLeaks viel Geld für Gerichtskosten aufwenden musste und muss.
Die Ideologie
WikiLeaks kämpft gegen Zensur. Man verspricht, Missstände zu beseitigen, indem die Öffentlichkeit sozusagen Dokumente aus erster Hand erhält, anstatt nur über die Massenmedien etwas zu erfahren. Speziell stellt sich WikiLeaks gegen besonders Repressive Staaten wie beispielsweise China.
Die Dokumente
Wie auf WikiLeaks angegeben wird, stammen die veröffentlichten Dokumente von sogenannten Whistleblowern, also Angestellten von Regierungen oder Konzernen, die Zugang zu internen Dokumenten haben und diese ohne das Wissen des Arbeitgebers an WikiLeaks weiterreichen. Denkbar heikel wird die Situation für Whistleblower, wenn der Arbeitgeber herausfindet, wer das war.
Die Menge und Vielfalt der Dokumente ist erstaunlich. Es finden sich geheime Verträge zwischen Konzernen, interne Anweisungen der NATO, Berichte von US-Geheimdiensten, brisante Bankdokumente, Listen von zensierten Websites aus verschiedenen Ländern, heikle Scientology-Berichte und vieles mehr.
Der Kopf
Wie es aussieht, ist der Australier Julian Assange der Kopf der Organisation.

Über Assange finden sich viele, teils widersprüchliche Infos (z.B. sein Alter oder wie man seinen Nachnamen richtig ausspricht) im Netz. Wir können aber von folgendem ausgehen: Er hat an der Universität von Melbourne Physik studiert. Wegen seinem Hang zum Hacken geriet er schon früh mit dem Gesetz in Konflikt. Seit der Gründung von WikiLeaks tritt er als Sprecher auf. Er ist fast der einzige, der sich öffentlich als WikiLeaks-Mitarbeiter mit Gesicht und Namen zu erkennen gibt. Sein Wohnort ist unbekannt, er selber gibt an, stets auf der Reise zu sein.
Aktuelles
Im Juli dieses Jahres hat WikiLeaks mit der Veröffentlichung von über 90000 US-Dokumenten über den Afghanistankrieg für Schlagzeilen gesorgt. Die Dokumente geben Anlass zur Vermutung, dass dieser Krieg weit mehr zivile Opfer forderte, als bisher angegeben. Spätestens seit diesem Leak steht Assange auf der US-Fahndungsliste. Assange hat angekündigt, weitere 15000 solche Dokumente demnächst zu veröffentlichen. Das lässt vermuten, dass er damit im Falle einer Verhaftung ein Ass im Ärmel haben will.
cryptome
Bis jetzt mag ja alles schön und gut klingen, doch ich hab auch so meine Bedenken und bin damit nicht der einzige. Hier kommt ein Amerikaner ins Spiel, der sich John Young nennt.

Auch er betreibt eine Whistleblower-Website, nämlich cryptome.org (klick), welche seit 1996 existiert und ihre Server in den USA hat. Im Unterschied zu WikiLeaks hält sich cryptome eher im Hintergrund, begnügt sich mit einer schlichten Website und scheint andere Medien eher zu meiden. Auch gab es mehrere Fälle, in denen cryptome auf Drängen der US-Behörden hin gewisse Inhalte von der Seite entfernt hat. Trotzdem findet sich auch hier eine immense Auswahl von interessantem Material. Cryptome gerät nicht nur immer wieder ins Visier von US- und britischen Geheimdiensten, sondern auch umgekehrt. So sind z.B. schon Listen von MI6- und CIA-Agenten und deren Stationierungsort auf Young's Servern aufgetaucht.
cryptome vs. wikileaks
Als WikiLeaks 2006 gegründet wurde, hatten Assange und Young bereits Kontakt. Assange bat Young, der bereits 10 Jahre Erfahrung mit seiner Website hatte, um Unterstützung. Young machte anfänglich mit, stieg dann aber aus, weil das Projekt WikiLeaks seines Ermessens bedenkliche Richtungen einschlug. Dann, im Jahre 2009 (oder früher?), häuften sich auf cryptome Berichte, die WikiLeaks kritisch untersuchten und Assange schlecht hinstellten. Mehr und mehr kamen Dinge ans Licht, die tatsächlich an WikiLeaks zweifeln lassen.
So wurde beispielsweise bekannt, dass sich Assange mit grossen Medienunternehmen wie den New York Times Verträge schloss. Diese bezahlten Wikileaks nämlich Geld, um die 90000 Afganistan-Dokumente ein paar Tage vor der eigentlichen Veröffentlichung zu erhalten, und eine Exklusiv-Story bringen zu können.
Auch wurde Assange vermehrt vorgeworfen, nur so zu tun, als ob WikiLeaks eine grosse Organisation wäre. In Wirklichkeit sei er der einzige, der die Entscheidungen fällt. Auch heisst es, Assange veruntreue die Spendengelder von Wikileaks und mache sich damit ein schönes Leben.
Der Gipfel des Zanks zwischen WikiLeaks und cryptome war meiner Meinung nach der sogenannte Wikileaks-Leak, der auf cryptome auftauchte. Da John Young ja anfangs bei Wikileaks mitmachte, war er auf dessen interner Mailingliste. Nach seinem Austritt habe man es versäumt, ihn aus der Liste zu entfernen, und er kriegte weiterhin die internen E-Mails von Wikileaks. Diese hat er prompt veröffentlicht (klick)
Weitere Bedenken
Gemäss der Website newyorker.com hat Julian Assange viele Geheimdokumente gar nicht von Whistleblowern erhalten, sondern indem er das Tor-Netzwerk ausspionierte. Das Tor-Netzwerk dient zum anonymen Datenverkehr im Internet und wird von Privatpersonen wie auch gewissen Regierungsorganen verwendet. So sollen zum Beispiel auch chinesische Hacker, die in Rechner der US-Regierung eindringen, dazu angeblich das Tor-Netzwerk benutzen. Nun soll Assange angeblich mehrere sogenannte Exit-Nodes betrieben (das sind die einzigen Rechner im Tor-Netz, über die der Datenstrom unverschlüsselt läuft), und alle Dokumente abgefangen haben, die die Chinesen bei den USA stibitzten. Diese veröffentllichte er auf WikiLeaks (Klick)
Die Sache mit Island
Die Bankenkrise hat Island ganz besonders getroffen. Islands grosse Banken gingen pleite, und somit auch Islands Wirtschaft und letztlich Islands Leute. Dann sind auf Wikileaks Dokumente aufgetaucht, die zeigten, dass vor dem Kollaps einige wenige Mächtige informiert wurden, die daraufhin ihre Gelder von den bedrohten Banken abzogen, was den Kollaps erst recht heraufbeschwor.
Als das isländische Nationalfernsehen davon berichten wollte, wurde ihnen in letzter Minute untersagt, über diesen Leak zu berichten. Die Nachrichtensprecherin verkündete dann, dass sie nicht darüber berichten dürfe. Stattdessen wurde für 3 Minuten der Link zur Website WikiLeaks eingeblendet. Ganz Island klickte sich daraufhin auf WikiLeaks die Finger wund und informierte sich. Die Sache wurde zu einer Staatsaffäre.
WikiLeak's Kopf Julian Assange nutzte daraufhin sein gutes Ansehen in Island, und überzeugte das isländische Parlament davon, einige gesetzliche Änderungen zu machen. Das Parlament beschloss einstimmig (mit nur einer Enthaltung!), dass Island in Zukunft eine rechtliche Basis für freie Medienunternehmen bieten soll. Websiten wie Wikileaks sollen demnach in Island ein neues Zuhause finden, um sich noch effektiver vor juristischen Problemen zu schützen.
Mein Fazit
Mir gefällt, dass es Seiten wie cryptome und WikiLeaks gibt. Auch dass sie sich gegenseitig nicht besonders mögen und sich dabei mal gegenseitig unter die Lupe nehmen, finde ich letzten Endes ganz funktional. Gefährlich wird es doch generell dann, wenn eine Organisation zu sehr das Vertrauen der Leute geniesst. Im Moment sind das Banken, Regierungen, Medienunternehmen & Co.
WikiLeaks scheint da einiges aufzumischen, und doch könnte diese neue Organisation ziemlich viel Macht erhalten. Und letztlich können wir über WikiLeaks auch nicht mehr wissen als über einen BND oder einen NSA. Also würd ich mal sagen: Weiter so, WikiLeaks, aber wir haben ein Auge auf dich!