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SPD - Eine moderne Tragödie

KB_Snatch

Geheimer Meister
17. Dezember 2017
412
Ich gewinne langsam den Eindruck, dass die SPD in diesen Tagen alles verdichtet durchlebt, was kritikwürdig ist an der parlamentarischen Demokratie heutiger Ausprägung.

Nicht nur, dass sie sich innerlich zerreist an dem Wunsch nach erneuernder Konsequenz und Konsistenz (der mittlerweile leider aufgegebene, unbedingte Wille zur Erneuerung qua Opposition), nicht nur, dass sie zum Spielball und Schlachtfeld der stümperhaft dagebrachten Partikularinteressen höchst zweifelhafter Protagonisten geworden ist, nein, weiter ist sie auch Projektionsfläche und Spielball medieninszenierter Einflussnahme.

Ich finde, am Fall der SPD, sowohl haus- wie auch fremdgemacht, zeigt sich gerade so ziemlich alles, was schlecht oder schlecht geworden ist an einer Parteiendemokratie, die den Sprung ins 21. Jahrhundert nie vollzogen hat. Mehr noch wird sie immer mehr zur Projektionsfläche und zum Spiegel nicht nur des Schlechten in unserer Demokratie, sonder auch des Schlechten an unserer Gesellschaft.

So sehr man dem Absturz dieser einst stolzen Partei wahlweise mit Spott, offener Verachtung oder einfach auch nur Sorge entgegen trehten kann, so sehr hält sie dem Zeitgeist aber auch einfach nur den Spiegel vor, verdichtet sie doch in tragischer Konzentration das Absurde einer leistungsbezogenen Individuallgesellschaft, die sich selbst überlassen wurde.

Die SPD, Opfer ihrer Gegner aber auch ihrer Selbst, tragischer Held aus grieschicher Tragödie, erster Vorbote eines Zerfallprozesses der noch kommen wird oder einfach nur Spiegel der Gesellschaft? Was denkt ihr?
 

Sonsee

Großmeister aller Symbolischen Logen
1. Juni 2016
3.045
Die SPD ist nicht Opfer ihrer Gegner sondern ihrer eigenen Standpunktlosigkeit. Nie hat es so einen [so ungeeigneten Kandidaten] wie Schulz als Kanzlerkandidat gegeben, täglich wurden die Standpunkte wie Unterwäsche gewechselt, die Parteigenossen machten jeden Dreck mit, denn der tolle Martin war der reinste Gott für die Genossen.
Andrea Nahles ist die nächste Witzfigur, dick, dumm, laut und ordinär, so etwas braucht keiner in der Politik. Das reicht höchstens für den nächsten Fischmarkt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.195
Wir werden bitte nicht allzu vulgär werden. Die Beschreibung der Frau Nahles ist das äußerste Maß dessen, was ich durchgehen lassen werde, obwohl es sich keineswegs gehört.

Jäger, Mod
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
So sehr man dem Absturz dieser einst stolzen Partei wahlweise mit Spott, offener Verachtung oder einfach auch nur Sorge entgegen trehten kann, so sehr hält sie dem Zeitgeist aber auch einfach nur den Spiegel vor, verdichtet sie doch in tragischer Konzentration das Absurde einer leistungsbezogenen Individuallgesellschaft, die sich selbst überlassen wurde.

Die SPD, Opfer ihrer Gegner aber auch ihrer Selbst, tragischer Held aus grieschicher Tragödie, erster Vorbote eines Zerfallprozesses der noch kommen wird oder einfach nur Spiegel der Gesellschaft? Was denkt ihr?
Ich votiere für "offene Verachtung".

Die SPD ist ja nicht das einzige Opfer, europaweit sind die ehemaligen Volksparteien im Niedergang inbegriffen, in einigen Ländern schon lange in der Bedeutungslosigkeit angekommen. Von linken Zeitgeist zwischen den ehemals konservativen (jetzt linken) Parteien und den anderen noch linkeren Parteien eingezwängt bleibt einfach kein Spektrumband, in dem sie noch existieren könnten.
Die SPD macht da keine Ausnahme, in den letzten 20 Jahren 16 in der Regierung, unterscheidbar von Merkels CDU nur durch den (SPD) Zusatz auf den Namensschildern, liegt sich politisch da, wo die CDU in die Grünen übergeht. Und da ist kein Platz.
 

KB_Snatch

Geheimer Meister
17. Dezember 2017
412
Was ich vermute ist, dass sich an der SPD einfach als erstes eine Welle bricht, die sich durch die jahrzehntelang sträflich vernachlässigte Weiterentwicklung unserer parlamentarischen Demokratie aufgetürmt hat. Was meine ich damit?

Es brodelt in der Gesellschaft, und dass schon sehr lange. Von Wahl zu Wahl wurde dabei ein bisschen mehr Vertrauen und Integrität von den (Parteien)Politikern verspielt. Nun, kurz vor Zwölf bricht sich die Welle eine erste Bahn durch die Schwachstelle des Damms, in diesem Fall die SPD, die sich einfach besonders dämlich und dreist angestellt hat. Da wird noch mehr kommen, und das bereitet mir Sorge. Weniger weil ich es nicht für nötig halte, sondern eher, weil ich nicht erkennen kann, dass besseres nachkommen wird. Dazu wurde der Diskurs über eine politische Modernisierung in der Gesellschaft zu lange nicht gefördert, ignoriert oder belächelt. Wir sind zurecht extrem unzufrieden darüber, was „da oben“ an dekadentem Treiben veranstaltet wird. Das Gefährliche ist aber: Wir haben keine bessere Lösung. Nur die zum Glück noch leise Gefahr, bald eine Antwort darauf zu erhalten, wie zur Hölle 1939 überhaupt passieren konnte. Das ist nicht gut.

Die Gefahr der etablierten Demokratiekonstruktion war schon immer, dass es passieren kann, dass nicht mehr der integere, intelligente und reflektierte Politiker nach oben kommt, sondern der rhetorisch geschulte Ellenbogenpöbel, nur mit den eigenen Partikularinteressen vor Augen. Genau dies ist passiert, und hat sich in den letzten Jahrzehnten verstärkt. Ernsthaft, was sind das für extrem zweifelhafte, fragwürdige und charakterlich gestörte Menschen, die da unserer politische A- und B-Prominenz stellen?

Wenn ein System so etwas zulässt, dann ist es schlicht fehlerhaft. Eigentlich ist eine komplette Erneuerung (besser Modernisierung) des demokratischen Systems, der Parteien und der Protagonisten dringend geboten, wollen wir Schlimmeres noch abwenden. Die SPD ist da nur der erste Bauer, der fällt.

Der Selbsttest ist doch ganz einfach: Mit wem von unserem politischen Frontpersonal wäre man denn persönlich gerne befreundet? Könnte sich einen respektvollen Umgang auf Augenhöhe vorstellen und sich denken, klasse Typ? ....eben.
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
Teilweise sind die Parteien sicher selbst schuld an der Misere, aber nicht komplett. "Volksparteien" haben es auch schwer, weil kaum noch viele Wähler auf einen Nenner zu bringen sind. Sie hatten ihre große Zeit nach dem Krieg, weil es nur wenige Themen gab, die fast Alle interessierten: nie wieder Krieg, 2.Demokratie,3. kein Kommunismus. Je nach Orientierung profitierten Parteien von dem einen oder anderen. Das war einmal, Themen, die so viele Bürger ansprechen, gibt es heute nicht. Dazu kommen, wie schon erwähnt, Dummheiten, die sich Parteien leisten.
Das ist aber nicht Alles: das Parteienkonzept hat schon einen Bart und hat sich als anfällig für bestimmte Schwächen erwiesen: Eigennutz der Politiker, Korruption - um nur mal zwei zu nennen. Darüber hinaus hat es Potential, die Bürger zu spalten, dabei ist so ungefähr jedem klar, daß es fähige Leute in allen Parteien gibt, wie auch "Lautsprecher", die zerreden, was immer gerade Thema ist. Das wird auf die Dauer zu einem neuen Konzept führen, das noch nicht zu sehen ist.
All things must pass...
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.078
Mit wem von unserem politischen Frontpersonal wäre man denn persönlich gerne befreundet? Könnte sich einen respektvollen Umgang auf Augenhöhe vorstellen und sich denken, klasse Typ?
Norbert Lammert, Hans-Christian Ströbele, Gregor Gysi... Tja, leider allesamt just ausser Dienst.
Mit Sigmar Gabriel kann ich mir einen angenehmen Abend vorstellen, aber der wird ja auch gerade von der Front abgezogen. Die Luft ist in der Tat dünn.

Hier sollte die wesentlich umfangreichere Antwort folgen, die Dein Beitrag verdient hätte, aber ich merke gerade, daß es a) schon zu spät ist und ich b) über noch keine ausreichend gefestigte Meinung verfüge. Bei vorhandener Zeit komme ich drauf zurück.
 

Luchs

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
26. Januar 2010
1.044
Der TE hat das SPD desaster eigentlich schon nahezu perfekt umschrieben und die Ursachen des fortschreitenden niederganges dieser Partei mMn korrekt analysiert.
Viele Alteingesessene SPD Mitglieder und Stammwähler schäumen vor Wut.
Bewerteten sie Schröder und seine "Superminister" noch als einmaligen Ausrutscher, stellen sie nun endgültig fest, das ihre interessen durch ein übermaß an Charakterschwachen Egomanen in hohen Funktionen, weiterhin ignoriert werden sollen.
Hätte man konsequent eine Neuauflage der GroKo ausgeschlossen und wäre in die Opposition gegangen, es wäre wenigstens ein anfang gewesen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.
So aber hat man es sich nun nahezu endgültig verspielt, da nützt auch der Rücktritt von Martin Schulz nichts mehr.
 

KB_Snatch

Geheimer Meister
17. Dezember 2017
412
Hätte man konsequent eine Neuauflage der GroKo ausgeschlossen und wäre in die Opposition gegangen, es wäre wenigstens ein anfang gewesen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.
So aber hat man es sich nun nahezu endgültig verspielt, da nützt auch der Rücktritt von Martin Schulz nichts mehr.

Genau das war der Lichtblick und der eigene Todesstoß zugleich. Ich war, als das Statement noch frisch war, angenehm beeindruckt, vom Format einer solchen Haltung. Aber mir war auch relativ schnell klar, dass wenn sie hier einknicken würden, dann würde es absolut erbärmlich werden. Und es war irgendwie auch klar, dass genau das passieren würde. Es war - wenn eigentlich auch das einzig Richtige - verdammt hoch gepokert, gerade der Verweis auf die alte Tradition und Verpflichtung der SPD war hier einfach auch das Quäntchen zu viel. Hier allen ernstes den Vergleich mit einer SPD zu Zeiten der Machtübernahme der NSDAP zu ziehen, war dann schon vermessen. Im Gegensatz zu damals, musste heute keiner der SPD-Politiker deshalb um sein Leben fürchten. Das war dann schon das erste, absurde Moment.

Wäre das so durchgezogen worden, und hätte die SPD dem Sturm der Medien (Stichwort: „verantwortungslos, nicht staatstragend, bla, bla) standgehalten, dann hätte man hier wieder Glaubwürdigkeit udn auch Respekt gewinnen können. Aber es kam eben was kommen musste, sie knickten ein. Das Dümmste was man machen kann, wirft man vorher den großen, existenziellen Wurf.

Alles was danach kam, war dann nur noch der Geruch von Verfaultem, der aus der damit geöffnenten Büchse der Pandora miefte.
 

Luchs

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
26. Januar 2010
1.044
Wenn aus den Reihen der SPD, sich nicht wieder der traditionelle Geist durchsetzt, dann war es das für sie.
Aber unterm Strich ist dafür gegenwärtig nur sehr wenig Spielraum vorhanden, um Sozie wohltaten, tasächlich an Mann und Frau zu bringen
und da wo die SPD momentan steht, DAMan schrieb es bereits, sind andere schon. Und dafür wird sie von den Wählern, um so mehr abgestraft werden. Weil da wo sie hinrücken hätte können, bereits auch eine Partei steht, welche von den Wählern wahrscheinlich weit ernster genommen wird, als dem "etablierten schmodder" lieb sein kann.
Nichts nervt sehr viele Wähler mehr (mich eingeschlossen), das Bundespolitische zielsetzungen eigentlich nur noch EU orientierte sind.
Und die sind nun mal Lichtjahre von dem entfernt, was sich der kleine arbeitende und Steuernzahlende Michel so wünscht, denn der hat schon lange erkannt, das ihm die EU am allerwenigsten nützt.
Je mehr man diese tatsache aber zu unterdrücken sucht, umso schmerzhafter können die konsequenzen werden.
 

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