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Haben wir einen freien Willen?

hrmoid

Geselle
12. Februar 2004
9
Vorweg möchte ich erstmal erwähnen das ich mich keiner Religion zugehörig fühle und auch an keinerlei Gott/Götter glaube.

Ich bin ziemlich interessiert in Physik und glaube auch an die gängigen Theorien, zumindest find ich sie schlüssig (Atommodell usw.). Es liegt alles der Mathematik zugrunde und das Eins und Eins Zwei ergibt, daran wird niemand etwas rütteln können.
Geht man nun davon aus das das Universum ein geschlossenes System ist ergibt sich eine maximale Anzahl von kleinsten Teilchen, also Atome oder besser gesagt Protonen, Elektronen und Neutronen (oder nach neuen Theorien sogar noch mehr Kleinstteilchen). Da jede Bewegung dieser Teilchen oder Verbindung mit anderen Teilchen eine Reaktion auf eine vorgehende Aktion ist kann man also berechnen was als nächstes passieren wird (und mit berechnen meine ich mathematisch exakt berechnen). Demzufolge kann man mit einem gigantischen Rechenaufwand sämtliche Teilchenbewegungen im gesamten Universum berechnen. Und zwar nicht nur die aktuelle sondern auch die Reaktion darauf und die Reaktion auf die Reaktion usw. kurzum gesagt man kann die sämtlichen Aktionen und Reaktionen der Atome im Universum beliebig weit in die Zukunft vorbestimmen. Das der Mensch wahrscheinlich niemals in der Lage sein wird einen solchen Rechenaufwand aufzubringen soll hier nicht das Thema sein.
Das menschliche Gehirn und das anderer Lebewesen arbeitet nach einem Prinzip das einem Computer gar nicht so unähnlich ist (ich möchte damit nicht sagen das heutige Computer auch nur annähernd das Potenzial oder den selben Aufbau haben wie das Gehirn). Aufjedenfall sind unsere Gedanken, unsere Entscheidungen gebunden an die Aktion und Reaktion von Teilchen. Wenn man nun aber diese Aktionen und Reaktionen berechnen kann heißt das nicht das man meine Entscheidungen berechnen kann und zwar auch meine Entscheidungen die ich in einem Jahr, in zehn Jahren und in 30 Jahren treffen werde?
Demnach habe ich keinen freien Willen und ich lebe ein schon bereits vorprogrammiertes Leben ohne das ich irgendetwas an den Erfolgen und Misserfolgen in meinem Leben ändern könnte. Könnte ich demnach nicht genausogut in eine Motivationslosigkeit verfallen und vor mich hinvegetieren? Oder drastisch gesagt könnte ich mich gleich umbringen (Nein, ich bin NICHT suizidgefährdet). Es spielt keine Rolle denn nach dieser Theorie hab ich das sowieso nicht zu entscheiden (denn ich kann das gar nicht, Entscheiden!).
Bitte sagt mir das ich einen Denkfehler gemacht habe. Ich wage es nämlich nicht an diese Theorie zu glauben.
 

gloeckle

Geheimer Sekretär
20. Oktober 2002
699
Wenn man nun aber diese Aktionen und Reaktionen berechnen kann heißt das nicht das man meine Entscheidungen berechnen kann ...

Wird in der Philosophie "Laplac'scher Dämon" genannt:

Pierre Simon Marquis de Laplace, ein französischer Mathematiker und Astronom, ging von einem Dämon aus, der Lage und Bewegung aller Atome kennt. Wenn dieser gottähnliche Geist sämtliche materiellen Partikel des Universums in ihren jeweiligen Zuständen zu einem bestimmten Zeitpunkt beobachten und vollständig beschreiben könnte, so wäre er in der Lage, alle nur möglichen vergangenen und zukünftigen Ereignisse zu errechnen.

Hab mich in der letzten Zeit über genau diesen Gedankengang mit versch. Personen unterhalten. Im Prinzip hast Du Recht, ich stimme dieser Theorie zu.

Nur kann man eben nicht "mathematisch exakt berechnen" "was als nächstes passieren wird" - Stichwort Quantenphysik.

"Der Determinismus der klassischen Physik muss aufgrund der Erkenntnisse des 20. Jahrhunderts aufgegeben werden. Ist der Zustand eines Systems in einem Zeitpunkt bekannt, so kann man den Zustand des Systems in einem früheren oder späteren Zeitpunkt nicht berechnen.
Das Kausalprinzip in seinem lange verwendeten deterministischen Sinne muss spätestens seit der Heisenberg'schen Unschärferelation aufgegeben werden. Die beobachtbaren Realitäten wie Ort und Impuls können mathematisch nur noch über statistische Aussagen in Beziehung gesetzt werden."


http://de.wikipedia.org/wiki/Determinismus

http://www.zum.de/ki/Willensfreiheit.htm

http://www.derfunke.at/zeitung/f44/heisenberg.htm

http://masei.kds-nano.com/physik/der antagonistische Widerspruch.htm

Tatsache ist aber, dass die "Theorie" der Kausalität und damit des deterministischen Lebens nicht als falsch bzw. widerlegt dargestellt werden kann, nur weil man (noch) nicht in der Lage ist alle Faktoren zu berücksichtigen. (!)

Und nur weil bei der Messung von Quanten(vorgängen) die Messung den Vorgang beeinflusst kann man zwar nicht mehr wie früher behauptet die Zukunft "vorhersagen", sie ist aber (in meinen Augen) trotzdem determiniert.

Im Übrigen gibt es schon einen sehr schönen Thread zum Thema "Willensfreiheit": http://www.weltverschwoerung.de/mod...e=viewtopic&t=10917&highlight=willensfreiheit

Grüße, gloeckle
 
W

Weinberg, Oliver

Gast
:?:
Steht dem nicht die Chaos Theorie entgegen
(Der Schmetterlingsflügelschlag in Neu Wulmsdorf,
der in Brasilien einen Wirbelsturm mit verursacht)?

Außerdem, wäre das alles mathematisch zu berechnen,
wozu finden dann in der Teilchenphysik überhaupt
Versuche statt?

Und dann noch mal: Du hast 100 Milliarden Gehirnzellen
mit einer hochpotenzierten Verknüpfungsmöglichkeit.
Bist Du die nicht alle kennen gelernt hast, ist es doch
müssig, von 'Freiheit' zu reden...
(Vielleicht hinter her "Naja, jetzt weiß ich's und
fühl mich begrenzt...")
 

Heuli

Geheimer Meister
26. Juli 2002
318
Kennst du das Gedankenexperiment mit dem Computer und dem Kopfstand? In einem abgeschlossenen Raum sind ein Mensch und ein Computer. Der Computer ist in der Lage sämtliche Einflüsse auf den Raum, die Position und Geschwindigkeit sämtlicher Teilchen, kurz - den ganzen Raum zu erfassen. Er soll jetzt anhand der Daten voraussagen, ob der Mensch in einer Stunde einen Kopfstand machen wird oder nicht. Nur: der Mensch denkt sich dazu: "Egal, was der Computer vorhersagt - ich tue das Gegenteil davon." Was nu? Ist der Computer in der Lage zu beweisen, dass der Mensch _keinen_ freien Willen hat? ;)

Aber unabhängig davon stimme ich dir im großen und ganzen zu. Ich weiß nicht, ob wir gar keinen Willen haben, das ist für mich paradox, aber ich denke, dass ein Großteil unseres Willens Illusion ist - und unser Unterbewusstsein zieht die Fäden.
 

nicolecarina

Meister vom Königlichen Gewölbe
6. Juni 2003
1.414
schönes thema, hatten wir auch schon mal irgendwo...

glaube eben, wir unterliegen derzeit einem kompletten paradigmenwechsel, der mit sicherheit unser aller leben beeinflusst.

falls vorhergesagte und lang erwartete ereignisse eintreten, (kriege, katastrophen, etc.) werden wir uns sicher noch öfter fragen, ob wir einen freie willen haben oder nicht.

für mich steht fest -heisenberg hin, und einstein her - ich hab mich mehr oder weniger dafür entschieden gerade jetzt zu inkarnieren und einen bestimmten weg zu gehen, da er mir so wie ich jetzt bin am besten entspricht. was keineswegs aber heißt, dass da nicht änderungen möglich sind oder dass auch z.b. die schrittlänge vorgegeben ist. :wink:

alles andere bleibt wie ich finde interessante spekulation
 

Gestreift

Vollkommener Meister
12. Juli 2003
516
hrmoid schrieb:
...Geht man nun davon aus das das Universum ein geschlossenes System ist ergibt sich eine maximale Anzahl von kleinsten Teilchen, also Atome oder besser gesagt Protonen, Elektronen und Neutronen (oder nach neuen Theorien sogar noch mehr Kleinstteilchen). Da jede Bewegung dieser Teilchen oder Verbindung mit anderen Teilchen eine Reaktion auf eine vorgehende Aktion ist kann man also berechnen was als nächstes passieren wird (und mit berechnen meine ich mathematisch exakt berechnen)...

Diese Prämisse stimmt nicht. Du wirst derzeit nicht exakt berechnen können, wann ein instabiler Atomkern zerfällt.
Wenn schon ein Faktor nicht berechnet werden kann, dann wird man auch nicht alles berechnen können.

Dem steht nicht entgegen, dass es eine vorhersagbare Ursache für den Zerfallsprozess gibt, die wir nur (noch) nicht kennen.

Allerdings gehe ich davon aus, dass die Unschärferelation es unmöglich macht, wirklich mal etwas genaues herauszufinden.

Nacheditiert:

Sorry ist offtopic muss aber sein:

Weinberg schrieb:
Steht dem nicht die Chaos Theorie entgegen
(Der Schmetterlingsflügelschlag in Neu Wulmsdorf,
der in Brasilien einen Wirbelsturm mit verursacht)?
Es heißt Neu Wulmstorf und nicht ...dorf.
 

NoToM

Intendant der Gebäude
13. Januar 2003
852
hrmoid schrieb:
...ergibt sich eine maximale Anzahl von kleinsten Teilchen, also Atome oder besser gesagt Protonen, Elektronen und Neutronen (oder nach neuen Theorien sogar noch mehr Kleinstteilchen). Da jede Bewegung dieser Teilchen oder Verbindung mit anderen Teilchen eine Reaktion auf eine vorgehende Aktion ist kann man also berechnen was als nächstes passieren wird (und mit berechnen meine ich mathematisch exakt berechnen). Demzufolge kann man mit einem gigantischen Rechenaufwand sämtliche Teilchenbewegungen im gesamten Universum berechnen. Und zwar nicht nur die aktuelle...

Mann müsste ja zuerst einmal die aktuellen Positionen aller Teilchen wissen und da fängt das Problem ja schon an, Stichwort "Heisenbergsche Unschärferelation" (Mal abgesehen davon, dass so ein Computer schlicht nicht machbar ist)
Laut Deiner Theorie müsste es ja dann auch möglich sein, nicht nur die Zukunft, sondern auch die Vergangenheit zu berechnen. Doch auch hier macht uns ein weiteres Phänomen ein Strich durch die Rechnung:Schwarze Löcher. Diese haben ja die Eigenschaft, alles einzusaugen was ihnen in die Quere kommt und vernichten somit laufend Informationen.
 

hrmoid

Geselle
12. Februar 2004
9
Erstmal möcht ich mich dafür entschuldigen das es ein ähnliches Thema schonmal gab, muss ich übersehen haben. Und danke auch für die zahlreichen Antworten :)

@gloeckle

danke für die Links, ich hab mich ehrlich gesagt noch nie richtig damit beschäftigt was andere Denker zu diesem Thema gesagt haben aber das kann ich ja jetzt am Wochenende nachholen :)

@Weinberg, Oliver

Ich verstehe nicht genau warum die Chaostherie dem entgegenstehen soll wobei ich mich auch mit dieser nie eingehend beschäftigt habe :(

@Heuli

Eine ähnliche Frage habe ich mir auch gestellt und unter umständen hat der Mensch gar keine Möglichkeit sich anders zu entscheiden kann man sich jetzt vielleicht schlecht vorstellen aber wie denn auch, so einen Computer haben wir nicht und sind deshalb nicht mit dieser Situation konfrontiert.

@Gestreift

Ich weiß das unsere Wissenschaft nicht in der Lage ist alles zu berechnen aber in meiner Theorie gehe ich davon aus das es möglich ist, wieso denn auch nicht, wenn ein Teilchen sich bewegt wird es nur durch eine weitere Kraft aus seiner Bewegung gebracht und das könnte man ja alles berechnen oder nicht? (Mal davon abgesehen das man (noch) nicht alle Formeln kennt um z.B. den verfall eines Atomkerns zu berechnen).

@NoToM

Ich habe nicht behauptet das man die Vergangenheit berechnen kann oder ich habe mich nur missverständlich ausgedrückt. Du hast natürlich Recht das es nicht geht da einem schwarze Löcher einen Strich durch die Rechnung machen. Es ist im Prinzip das selbe wie wenn man die Quersumme einer Zahl bildet, aus dem Ergebniss kann man nur Vermutungen über die Ursprungszahl anstellen aber sagen welche Zahl das war ist nicht möglich.
 

gloeckle

Geheimer Sekretär
20. Oktober 2002
699
[...] wieso denn auch nicht, wenn ein Teilchen sich bewegt wird es nur durch eine weitere Kraft aus seiner Bewegung gebracht und das könnte man ja alles berechnen oder nicht?

Dafür muss man erst einmal den Grundzustand der Teilchen bestimmen.
Wie oben schon geschrieben ist das laut Unschärferelation unmöglich.

Stell es Dir folgendermaßen vor:

Wenn Du den Ort und die Bewegungsrichtung eines Teilchens messen möchtest, musst Du ja irgendwo eine Abtastvorrichtung aufbauen, z.B. ein Lichtstrahl "misst" die Daten. Die Photonen eines Lasers/Lichtstrahls etc. treffen dabei auf das Teilchen auf und VERÄNDERN den Impuls bzw. "schieben" das Teilchen im Raum umher. Durch die Messung wird quasi das zu Messende verändert...
 
B

Booth

Gast
Ich denke, daß wir Menschen, die über den Determinismus nachdenken, neben den Quanteneffekten ein weiteres Problem, daß aus den Quanteneffekten unmittelbar entsteht, nicht berücksichtigen.
Die wahnsinnige Komplexheit der Matierie - und der Lebewesen.

Physiker können den Ort einiger kleiner Teilchen nicht berechnen, und daher immer nur statistische Aussagen über das Verhalten von einer bestimmten Anzahl von Teilchen machen.
Ein Lebewesen hat so unglaublich viele Teilchen in sich versammelt (allein ein Mol hat ja bereits 10^23 Teilchen, wenn ich das richtig aus dem Chemie-Unterricht behalten habe), welche irgendwie miteinander wechselwirken. Klar hat ein Teilchen auf der Stirn vermutlich gar keine Wechselwirkung mit einem Teilchen an der Ferse... aber dennoch gibt es unglaublich viele Teilchen, die im Körper eines Lebewesens miteinander wechselwirken.
Wenn ich zu der Tatsache nun die Quantentheorie hinzunehme, daß das Verhalten dieser Teilchen im kleinesten Bereich nicht genau zu berechnen ist, dann ergeben sich daraus vermutlich unendlich viele Wechselwirkungsmöglichkeiten...

Zur Chaos-Theorie. Die besagt ja ungefähr, daß bei sehr komplexen Systemen mit bestimmten ähnlichen oder gleichen Voraussetzungen am Ende ähnliche oder gar gleiche Muster im "Grossen" (also einer Makroansicht) herauskommen. Das ändern einer kleinen Konstante (eines Schmetterlingsflügelschlags) kann das Ergebnis des "grossen Musters" entscheidend beeinflussen (Betonung liegt auf KANN).
Auf Lebewesen würde ich das dann so zurückführen, daß wir ja ebenfalls bei bestimmten Parametern ähnliche oder gar gleiche Verhaltensweisen an den Tag legt.
Wer sich besäuft, hat am nächsten Tag einen Schädel ;)
oder um es mit dem Merowinger zu sagen:
"Isch abe zu viel Wein getrunkään - also mus iiich jäätzt pissen" :D

gruß
Booth
 

Trestone

Geheimer Meister
12. April 2002
306
@heuli

Kennst du das Gedankenexperiment mit dem Computer und dem Kopfstand? In einem abgeschlossenen Raum sind ein Mensch und ein Computer. Der Computer ist in der Lage sämtliche Einflüsse auf den Raum, die Position und Geschwindigkeit sämtlicher Teilchen, kurz - den ganzen Raum zu erfassen. Er soll jetzt anhand der Daten voraussagen, ob der Mensch in einer Stunde einen Kopfstand machen wird oder nicht. Nur: der Mensch denkt sich dazu: "Egal, was der Computer vorhersagt - ich tue das Gegenteil davon." Was nu? Ist der Computer in der Lage zu beweisen, dass der Mensch _keinen_ freien Willen hat?

Wie wäre es umgekehrt:
Der Mensch soll eine Ausgabe des Computers in 1 Stunde vorausberechnen (0 oder 1?) und diesem eingeben.
Dieser hat nur ein Eingabe-Negationsprogramm laufen...

Hier wissen wir zwar, was der determinierte und unfreie Computer ausgeben wird, können es ihm aber vorab nicht sagen (self destroying prophecy).

In unserem Beweis der Determiniertheit des Computers würden wir die Ebene des Experiments verlassen und auf die Metaebene wechseln.
(z.B. die Aussage des Computers außerhalb des Experiments korrekt vorhersagen: wenn ich "0" eingebe, wird er "1" ausgeben, unter (Meta-)Beschreibung des Experiments.)

Das Problem ist, das wir bei einem Experiment zu unserer Willensfreiheit komplett Teil des Experiments sind - uns fehlt dann die Metaebene.
Das erinnert mich stark an Gödels Unvollständigkeitssatz, dass man von keinem Axiomensystem, (das hinreichend komplex ist, um die natürlichen Zahlen mit Multiplikation zu umfassen) mit den Mitteln dieses Systems die Widerspruchsfreiheit beweisen kann. Wohl aber (unter Umständen), wenn man ein Metasystem zur Verfügung hat.

Ich weiß zwar nicht, ob wir eine Metaebene zu uns selbst benötigen, um unsere Willensfreiheit zu beweisen, aber obige Gedankenexperimente deuten für mich in diese Richtung.
Nur scheint mir das Finden einer solchen Metaebene durch uns selbst kaum leichter als das Grundproblem der Willensfreiheit ...
 

Trestone

Geheimer Meister
12. April 2002
306
Mir ist noch ein Gedanke zum Grundsatzproblem "Haben wir Willensfreiheit - oder nicht?" gekommen:
Wie im Märchen gibt es auch eine Lösung für "nicht bekleidet und nicht nackt" (nämlich im Fischernetz).

Die dritte Antwort könnte indirekt laufen:
Wenn Zeit eine Illusion wäre und de facto alle (Planck-)Zeitpunkte koexistieren würden, dann wäre auf den ersten Blick alles vollständig determiniert. Allerdings brauchte uns das nicht zu stören, da diese Determinierung ja "niemals" stattgefunden hat. Denn nach dieser Theorie gibt es ja keine Zeit (insbesondere nicht außerhalb der Koexistenz).
Es gibt dann auch kein echtes "vorher" und "nachher", sondern nur ein "zugleich", quasi einen einzigen Augenblick (unser Fischernetz).

Nun glaube ich zwar nicht unbedingt an diese Theorie (die übrigens auch auf eine Metaebene wechselt), aber vielleicht kann sie doch das Nachdenken anregen...
 

hrmoid

Geselle
12. Februar 2004
9
Ok, soweit hab ich das jetzt verstanden das es nicht möglich ist etwas zu messen da das Messen selber das zu Messende verändert. Demnach wird man auch nie einen solchen Computer bauen können der mir meine Zukunft berechnen wird.
Aber in der Theorie ist es doch möglich alles genau zu messen das heißt theorethisch kann man alles berechnen und das wiederum heißt wir haben keinen freien Willen. Ohje ich werd noch verrückt :?
 

starbug

Geheimer Meister
10. April 2002
242
um zu klären ob wir einen freien willen haben müssen wir uns erstmal einig sind was "wir" überhaupt sind :idea:
 

Reticulum

Geheimer Meister
6. Juli 2002
301
Nein, hrmoid - auch theoretisch ist es nicht möglich.

Da sind nirgends kleine Kügelchen (Atome) die einfach so um uns herumschwirren,
geschweige denn messen könnte. Von solchen Vorstellungen muss man sich verabschieden.

Selbst die Quantenmechanik halten einige Wissenschaftler schon für zu "einfach", um die genauen Vorgänge zu beschreiben.

Wir reden hier immerhin von einen Universum in dem es nur
Wahrscheinlichkeiten gibt und Teilchen/Wellen aus dem nichts auftauchen und nach kurzer Zeit wieder verschwinden.

Bizarre "Wolken" von Energiebündeln - nix von wegen Elektron kreist um Proton !

Hier http://www.lsw.uni-heidelberg.de/users/amueller/lexdt.html
kannt du mal ein wenig stöbern und dich mit dem derzeitigen Modell vertraut machen.

Aber es gibt einen ganz anderen Aspekt, der den freien Willen als trügerisch entlarvt.

Die Verzögerung im Zusammenspiel von Bewusstsein und Unterbewusstsein.
Laut verschiedener Experimente zur Entscheidungsfindung hat man festgestellt,
das das Gehirn uns quasi nur vorgaukelt, wir würden eine Entscheidung bewusst (selbst) treffen.
In Wirklichkeit hat das Unterbewusstsein schon längst eine Wahl getroffen.

Und dieses Verhalten unseres Gehirns soll bei sehr, sehr vielen Auswahlprozessen in dieser Form Ablaufen. (Partnerwahl, Konsumverhalten, usw.)

Also - freier Wille IST eine Täuschung !
 

blaXXer

Vollkommener Meister
8. Dezember 2003
581
ich finde es sehr vermessen den menschlichen freien willen mit quanten und atomen gleichzusetzen.
imho ist das ein philosophisches thema, das auch genbauso behandelt werden sollte...

btw: hat hier jemand mal sartre gelesen?
 

starbug

Geheimer Meister
10. April 2002
242
Reticulum schrieb:
Die Verzögerung im Zusammenspiel von Bewusstsein und Unterbewusstsein.
Laut verschiedener Experimente zur Entscheidungsfindung hat man festgestellt,
das das Gehirn uns quasi nur vorgaukelt, wir würden eine Entscheidung bewusst (selbst) treffen.
In Wirklichkeit hat das Unterbewusstsein schon längst eine Wahl getroffen.

Und dieses Verhalten unseres Gehirns soll bei sehr, sehr vielen Auswahlprozessen in dieser Form Ablaufen. (Partnerwahl, Konsumverhalten, usw.)

Also - freier Wille IST eine Täuschung !

so ist es. jeder gedanke ist die summe aus allem, was sich in unserem unterbewusstsein+bewusstsein befindet. wir stehen in stetiger wechselwirkung mit unserer umwelt. ohne wahrnehmung kein gedanke. ohne gedanke keine neuen wahrnehmungen. das zu akzeptieren fällt schwer, wenn man sich über den freien willen definiert. ist aber ein sehr wichtiger schritt...

ich finde es sehr vermessen den menschlichen freien willen mit quanten und atomen gleichzusetzen.
imho ist das ein philosophisches thema, das auch genbauso behandelt werden sollte...
ui was sagst du denn dann zu der these dass er gar nicht existiert? :mrgreen: der wille funktioniert natürlich nach den naturgesetzen.. alles funktioniert nach den naturgesetzen.. per definition quasi.. gedanken sind auch nur energie.. materie, bloß feinstofflicher.. philosophisch kann das alles natürlich AUCH betrachten.. aber es muss ALLES ZUSAMMENPASSEN.. nur dann kann es wahr sein..
 
B

Booth

Gast
Reticulum schrieb:
Also - freier Wille IST eine Täuschung !

Bis zu diesem Satz sehr gute Ausführungen... diesen Satz würde ich ein klein wenig anders gestalten, so ungefähr "VÖLLIGER freier Wille - oder ABSOLUTER freier Wille ist eine Täuschung".
Natürlich sind wir in der Lage gewisse Entscheidungen zu treffen - aber jeden Entscheidung wird von unseren bisherigen Kenntnissen, Erfahrungen und natürlich von unserer Biologie geprägt.
Nur innerhalb dieses Kontext sind wir in der Lage zu entscheiden.
Wenn ich sehe, daß ein Auto auf mich zurast, könnte ich natürlich versuchen mich zu entscheiden, einfach davon zu fliegen... nur werden meine biologischen Voraussetzungen da nicht mitspielen ;)
Und im sehr viel "kleineren" Bereich hast Du völlig richtig gesagt, daß viele Prozesse im Gehirn schon "vorgedacht" werden. Das Hirn ist eine Art Minisimulator, der die Realität immer "vordenkt" - ich weiss nicht mehr in welcher Grössenordnung - aber ich glaube, es waren 30ms (oder 300ms?).

Aber im Prinzip hast Du recht - einen echten, freien Willen, frei im Sinne von "frei von jeglichen äusseren Einflüssen" kann es nicht geben, da unser Wille durch die äusseren (und inneren) Einflüsse definiert wird.

gruß
Booth
 

meganap

Großmeister
14. Februar 2004
55
Booth schrieb:
Reticulum hat folgendes geschrieben::

Also - freier Wille IST eine Täuschung !


Bis zu diesem Satz sehr gute Ausführungen... diesen Satz würde ich ein klein wenig anders gestalten, so ungefähr "VÖLLIGER freier Wille - oder ABSOLUTER freier Wille ist eine Täuschung".
Natürlich sind wir in der Lage gewisse Entscheidungen zu treffen - aber jeden Entscheidung wird von unseren bisherigen Kenntnissen, Erfahrungen und natürlich von unserer Biologie geprägt.
Nur innerhalb dieses Kontext sind wir in der Lage zu entscheiden.
Wenn ich sehe, daß ein Auto auf mich zurast, könnte ich natürlich versuchen mich zu entscheiden, einfach davon zu fliegen... nur werden meine biologischen Voraussetzungen da nicht mitspielen
Und im sehr viel "kleineren" Bereich hast Du völlig richtig gesagt, daß viele Prozesse im Gehirn schon "vorgedacht" werden. Das Hirn ist eine Art Minisimulator, der die Realität immer "vordenkt" - ich weiss nicht mehr in welcher Grössenordnung - aber ich glaube, es waren 30ms (oder 300ms?).

Aber im Prinzip hast Du recht - einen echten, freien Willen, frei im Sinne von "frei von jeglichen äusseren Einflüssen" kann es nicht geben, da unser Wille durch die äusseren (und inneren) Einflüsse definiert wird.

Wenn ein Auto auf dich zurast, hast du die FREIE Wahl (Willen) stehen zu bleiben oder "wegzufliegen". Du triffst die Entscheidung was du tust somit ist es dein freier Wille. Du sagst ja selbst "du könntest dich entscheiden wegzufliegen", somit hast du freie Wahl und darum geht es.

Dass du nicht wegfliegen kannst, liegt nicht an deinem freien Willen, sondern an deinen begrenzten biologischen Fähigkeiten.

Ansich schon die Frage ob wir Menschen einen freien Willen haben, finde ich etwas verwunderlich.

Deine Handlungen werden nicht von deiner Umwelt oder Umgebung beeinflusst oder von deiner Vergangenheit/Erfahrung. Du kannst jeder Zeit entscheiden ob du etwas tust oder es sein lässt.

Musst du auf einen Beitrag antworten wenn dich jemand etwas fragt? Nein, du willst es.
 

starbug

Geheimer Meister
10. April 2002
242
meganap schrieb:
Musst du auf einen Beitrag antworten wenn dich jemand etwas fragt? Nein, du willst es.

klar willst du es. aber warum willst du es? bestätigung (dass deine argumentation schlüssiger ist)? wut (möchtest jemandem psychisch schaden zufügen)? erkenntnisdrang (bewertest die chance eines möglichen positiven erkenntnisgewinns als lohnend in relation zum zeitaufwand an der diskussion teilzunehmen, was wiederum von möglichen alternativen beschäftigungen anhangt usw...) usw. alles hat seine gründe letztenendes ausserhalb von dir (bzw ist eine sich gegenseitig bedingende kettenreaktion, die theoretisch vorraussagbar ist :arrow: schicksal )

ich muss meinen beitrag nur provokant genug gestalten, schon habe ich deinen "freien" willen beeinflusst. und damit wäre er schonmal nicht absolut frei. die restlichen anteile an freiem willen kann man eliminieren, indem man sie ergründet, was aber praktisch unmöglich ist.
 

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