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Buddhismus (Allgemeine Diskussion)

LCF

Geselle
11. August 2002
11
Nur zur Info:

Der Buddhismus wird von seinen Gläubigen nicht als Religion angesehen.
Die Lehre Buddhas ist sehr komplex, jedoch einfach zu verstehen.
Sie ist jedoch ein krasser Gegensatz zum Christentum.
Christen töten für ihren Glauben, Buddhisten tun es nicht.

Hier ein Link:

www. palikanon.com/einleitung.htm
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
Tenshin schrieb:
<gassho>

konnichi-wa, forcemagic-san

forcemagick schrieb:
also unter nirvana versteh ich als das verwehen... einen zustand in dem die wirksamkeiten der verstrickungen und das greifen des egos verwehen wie der rauch einer ausgeblasenen kerze... was bleibt ist ein zustand der befreiung von allem ...

dies ist das ende vom leid und dessen urgründen zu dem der achtfache pfad führt....

womit wir auch schon bei den vier wahrheiten wären :-)

Hey forcemagic, kennst du die Geschichte von dem Priester der in einen Fuchs verwandelt wurde ? :lol:

Du erfreust dich an den vier edlen Wahrheiten ? :wink:


<gassho>

Gruss

Tenshin

:D nein die geschichte vom priester der in einen fuchs verwandelt wurde ist mir nicht so geläufig....

aber ansonsten.. jau... die vier edlen wahrheiten sind für mich schon grundlegend im leben... erfreuen tu ich mich am umstand , dass ich um die vier wahrheiten weiß...j1... :wink:

@lcf

Der Buddhismus wird von seinen Gläubigen nicht als Religion angesehen.
Die Lehre Buddhas ist sehr komplex, jedoch einfach zu verstehen.
Sie ist jedoch ein krasser Gegensatz zum Christentum.

ja das ist richtig so....
buddhismus ist viel eher eine philosophie als eine religion...
und sowas wie gläubige gibt es in dem sinn auch nicht... also es gibt schon dinge, die man glauben kann, die vielleicht auch zum buddhismus gehören, aber es gibt keine dinge, die man einfach so glauben soll ( im gegensatz zum christentum in dem man ja neben der jungfrauengeburt auch so derbe sachen wie die himmelfahrt glauben muss, weil man sonst ja eigentlich kein christ ist).
eine der ganz wichtigen aussagen des buddhismus ist, dass man die lehre aufnehmen, hinterfragen und für sich prüfen soll und sie dann nachvollziehen soll, wenn man kann...


@silbermond
Ein sehr guter Freund hat mir vor einiger Zeit mal gesagt, dass sämtliche Religionen, denen man nachgeht eigentlich nur gute "Haltestationen" sind, einem aber nicht beim Weiterkommen helfen könnenDamit hat er gar nicht so unrecht gehabt, musste ich selbst feststellen...
Das gilt irgendwo auch für den Buddhismus... Ich frage mich, warum versuchen soviele Menschen dem Vorbild eines Anderen nachzueifern, statt dass sie ihren eigenen Weg gehen...
Denn es ist doch nie gesagt, dass der Weg, den ein anderer gegangen ist, auch der eigene Weg sein sollte...
Deshalb frage ich mich eigentlich, wer das bestimmt, wann wer erleuchtet ist und wann nicht...
Denn statt sich 20 Jahre lang inaktiv hinzusetzen und auf die Erleuchtung zu warten und darüber zu meditieren, ist das Leben doch eigentlich dafür da, um aktiv genutzt zu werden... etwas aufzubauen und Erfahrungen zu sammeln... Oder irre ich mich

nein so richtig unrecht hat er damit wohl auch nicht dein freund. für mich persönlich ist der buddhismus allerdings keine religiöse haltestation, sondern der bus :wink: . naja ich sehe mir viele religionen an und hinterfrage sie und schau mir an, was für mich passen könnte. ich versuche zu verstehen was die stifter und überarbeiter der einzelnen religionen gedacht und gefühlt haben.... aber irgendwie komm ich immer wieder auf den buddhismus und verstehe diese philosophie dabei zunehmend als etwas ausgesprochen logisches und folgerichtiges.

es geht dabei nicht darum einem vorbild nachzueifern... das kann natürlich ein weg sein, der vielleicht besser ist, als im meer des lebens zu ersaufen...wenn denn die gefahr besteht.. das ist ja immer sehr individuell... im buddhismus geht es darum seinen weg zur befreiung und erleuchtung zu finden... die vier wahrheiten heißen ja auch leiden, gründe, enden, pfade .. es ist immer von der mehrzahl die rede...

es gibt also nach buddhistischer auffassung verschiedene pfade zur befreiung.....

buddha schlug einen pfad vor, der ihm effektiv erschien... den mittleren pfad der erkenntnis..

es steht jedem frei diesen pfad für sich selbst zu entdecken... es bleibt einem im buddhismus ja eh nichts anderes übrig als den pfad selbst zu entdecken... wenn man die dinge nicht selbst entdeckt und verinnerlicht hat, dann funktioniert es ja auch nicht....
allerdings gibt es fahrpläne und hinweisschilder.. es ist nicht von nachteil, wenn man diese hinweisschilder liest und beherzigt... unter umständen spart man sich damit einen umweg oder einen unfall....

jedoch gibt es keinen zwang dazu....

der buddhismus als institutionalisierte veranstaltung hat natürlich was religiöses mit vielen riten und formeln...aber letztlich tun diese leute nichts anderes als das wissen zu transportieren... die straßen und pfade zu pflegen, die anderen den weg weisen können zu ihrem individuellen pfad...
während der laie die techniken der buddhistischen schulen frei anwenden kann, hat sich der mönch mehr oder weniger verpflichtet die techniken seiner schule zu benutzen und auszubauen....

wie sonst sollte die lehre die zeit überdauern, als so?

ich würde nicht sagen dass das inaktiv ist... der klosterbetrieb besteht aus vielen handlungen... für die laien sieht es ja so aus, dass du sehr viel tust... du gehst deiner arbeit nach und bist im kontakt mit deinen mitmenschen.. buddhismus heißt ja nicht isolation... meditation ist eine tägliche praxis.. eine technik um klar zu werden... manche wählen auch das leben eines einsiedlers um besonders klar zu werden... aber das sind individuelle entscheidungen....

durch den täglichen umgang und durch das leben der durch die techniken gewonnenen erkenntnisse bewirkst du in deinem umfeld durchaus etwas....

erfahrungen sammelt man dabei massenhaft :wink: ....
 

Tenshin

Geheimer Meister
13. Juli 2002
460
Re : Religionen am Ende nur Schall und Rauch ?

<gassho>

konnichi-wa, Silbermond1981-san

Erst einmal vielen Dank für deinen Beitrag.
Entschuldige bitte, wenn meine Antwort etwas länger ausfällt :oops:


Silbermond1981 schrieb:
Ein sehr guter Freund hat mir vor einiger Zeit mal gesagt, dass sämtliche Religionen, denen man nachgeht eigentlich nur gute "Haltestationen" sind, einem aber nicht beim Weiterkommen helfen können.

Das ist wie bei allem andernen auch - Ansichtssache :wink:

Wenn die Ausübung der Religion sich darauf beschränkt, sich von einem Priester "berieseln" zu lassen, einige Rituale zu festgelgten Zeiten ein um das andere Mal zu wiederholen, ohne dabei auch nur einen Gedanken an das Warum zu verschwenden....naja, das ist dann wohl entweder ein Automatismus (wenn es keinerlei Gefühl in einem weckt), oder ein spiritueller Jahrmahrkt (wenn es auf exzessives Gefühlsleben ausgerichtet ist) wo es ausschließlich Unterhaltung ohne weiteren Nährwert gibt.

Das gleiche kann dir allerdings auch leicht im esoterischen "Mainstream" passieren. Oberflächlichkeiten, egal welcher Art sind also nicht per se Eigentum irgendeiner etablierten Glaubensgemeinschaft :lol: :lol: :lol: .


Silbermond1981 schrieb:
Damit hat er gar nicht so unrecht gehabt, musste ich selbst feststellen...
Das gilt irgendwo auch für den Buddhismus... Ich frage mich, warum versuchen soviele Menschen dem Vorbild eines Anderen nachzueifern, statt dass sie ihren eigenen Weg gehen....

Wie du selber schreibst, ist Buddha "nur" Vorbild.
Ich persönlich glaube nicht, dass irgendein Buddhist ernsthaft das Ziel hat Buddha einfach blindlings nachzueifern. (An alle anwesenden Buddhisten - Kommentar erwünscht ! :D )
Dazu betonen schon seine Lehren viel zu sehr die Selbstverantwortung. :wink:


Silbermond1981 schrieb:
Denn es ist doch nie gesagt, dass der Weg, den ein anderer gegangen ist, auch der eigene Weg sein sollte...

Dein Weg kann niemals der Weg eines Anderen sein. Jeder geht seinen Weg, selbst wenn er versuchen wollte einen anderen zu imitieren.....

Du kannst nicht die Erfahrung von Buddhas Erleuchtung machen - Du kannst nur deine eigene Buddha-Natur finden.


Silbermond1981 schrieb:
Deshalb frage ich mich eigentlich, wer das bestimmt, wann wer erleuchtet ist und wann nicht...

Gute Frage ! :D

Wenn du wissen willst, wie das bei uns "Zennisten" formell abläuft, sag einfach bescheid. Ich will hier schließlich niemanden mit irgendwelchen Ausführungen zu Tode langweilen :)

Ausserdem würde ich gerne darauf hinweisen, dass die "Erleuchtung" im Hinduismus und Buddhismus durchaus unterschiedlich aufgefasst wird.

Ansonsten ist es natürlich (mE) totaler Quatsch, wenn jemand behauptet, er sei ein Erleuchteter und könne daher erkennen wer gleichfalls erleuchtet sei und wer nicht.


Silbermond1981 schrieb:
Denn statt sich 20 Jahre lang inaktiv hinzusetzen und auf die Erleuchtung zu warten und darüber zu meditieren, ist das Leben doch eigentlich dafür da, um aktiv genutzt zu werden... etwas aufzubauen und Erfahrungen zu sammeln... Oder irre ich mich?...

Du hast mE vollkommen Recht :arrow: ein inaktives Leben ergibt im Allgemeinen wirklich nicht viel Sinn.

Wenn jemand sagt : "Buddha hat dies gesagt, Buddha hat das gemacht", diese Person meditiert und sich ansonsten einen Sch.... um den Rest der Welt kümmert, dann ist das natürlich nicht so besonders.
(Solche leute gibt es aber in allen Religionen :? :wink: )

Um den jetzigen Kaikyoshi (offizieller Auslandsbeauftragter) der Soto-Zen-Schule, Fumon Shoju Nakagawa Roshi zu zitieren :

"Wenn man nur auf dem Kissen ZaZen übt und ansonsten weiter im Halbschlaf vor sich hinlebt, dann ist das keine Übung. Das ist Flucht.
Und es ist die Vergeudung deines Lebens, eine Vergeudung, die auf dem Leid der anderen Menschen basiert. Warum ? Weil unser Luxus immer auf dem Leid der anderen beruht
."

Auf die Erleuchtung kannst du auch nicht "warten" :arrow: du kannst sie allerdings auch genausowenig "machen".
Die Buddha-Natur ist in jedem und daher gibt es nichts worauf "hinzuarbeiten" wäre.
Trotzdem ist Meditation essentiell.

Durch Meditation nimmst du deine (oft alltäglichen) Erfahrungen
bewußt(er) wahr. Da du sie bewusster erlebst, hast du automatisch weniger Bedarf an "Ersatz" für ein ausgefülltes Leben (wie Nikotin, Alkohol und sonstige Drogen). Daraus folgt (meiner meinung nach) dass aus dem Sturm-und-Drang-Bedürfnis "immer neue Erfahrungen machen zu wollen", dass dich in die Ferne (vielleicht sogar in die Äußerlichkeit) treibt, das Bewusstsein wird, dass wenn du Hier und Jetzt etwas tust...es vollkommen bewusst tust, die Gewissheit erwächst, dass alles seinen Platz in der Welt hat und wir uns nicht darum sorgen müssen, wo wir nun hingehören.
Somit ist unser Geist frei um aktiv zu handeln, um zu tun, was immer auch getan werden muss.

Silbermond1981 schrieb:
Liebe Grüsse Silbermond

Ebenfalls liebe Grüsse <gassho> Tenshin
 

Silbermond1981

Lehrling
12. August 2002
4
Sorry, dass ich hier nicht wirklich zitieren kann, aber leider ähm, hab ich noch nicht rausgefunden, wie det geht *g*.

also versuchen wir es eben mal so...

@forcemagick:
erstmal danke für die lange antwort :-)
eigentlich weiss ich auch durch einen sehr guten Freund, dass Buddhismus ist auch keine richtige Religion, hatte mich da aber leider etwas falsch ausgedrückt...
ich war auch mal eine Zeit lang auf dem buddhistischen Trip, aber es ist eben immer alles eine Sache des Durchhaltevermögens, was ich derzeitig nicht habe (Selbstdisziplin).

@Tensin:
auch dir vielen Dank für die ausführliche Antwort :-)
wg der San möchte ich nur sagen *g* the San is shining ;o).
Das mit der Berieselung ist leider in manchen Religionen Gang und Gebe :-(. Dass das auch mit der Esoterik so ist *g*, das hab ich selber schon festgestellt...
Die Sache mit den Vorbildern ist trotzdem büssel heiter bis wolkig, weil bei manchen am Ende sektenartige Formationen raus kommen (Buddha hier einmal ausgeschlossen). Bestes Beispiel sind z. B. die Leute von den Sonnentemplern, die sich da vor ein paar Jahren umgebracht haben. Die sind ihrem "Vorbild" bis in den Tod gefolgt und haben sich von allem beeinflussen lassen. Der Buddhismus ist eine der wenigen "Philosophien", bei denen weder das Denken verboten noch die Leute durch Wahnsinn beeinflusst werden.

@all
Das mit der Gewissheit im Jetzt und Hier ist auch büssel komisch. Man merkt doch, dass man da ist und anwesend... aber die wirklichen Momente der kleinen "Erleuchtung" oder es kleinen Geistesblitzes erlebt man doch meistens, wenn man im Supermarkt auf ner Bananenschale ausrutscht und auf die Fre**e fällt *g*. Das ist komisch... da war man doch auch nicht ganz im Hier und Jetzt, (denn wenn mans gemerkt hat, sitzt man ja bereits)...
Auch verstehe ich ehrlich gesagt nicht so ganz, wozu man erleuchtet werden muss? Wer Leben von vorne herein als Leiden bezeichnet, für den wird sich das auch manifestieren.
Würde man Erleuchtung einfach als das Sammeln von Wissen bezeichnen und als die kleinen Geistesblitze der Klarheit, die einfach aus heiteren Himmel immer wieder kommen, die irgendwann mehr werden... so dass man direkt den Zugriff zur Quelle hat, könnte ich mich damit anfreunden.
Aber warum wird im Buddhismus gegen das Ego gewettert? Was ist so schlimm daran, eine Oberfläche wie ein Betriebssystem zu haben? Wenn wir kein Ego hätten, hätten wir doch erst überhaupt kein Durchhaltevermögen und keinen Stolz, wenn wir uns entschieden haben, einen ähnlichen Pfad zu gehen, wie Buddha damals.
Und im Gegensatz zum Christentum setzt man sich ja im Buddhismus wahrhaftig nicht bloss hin und wartet, dass Gott kommt und die Erleuchtung schickt, sondern man muss hart an sich arbeiten, woran wohl viele scheitern, weil sie einfach das Durchhaltevermögen nicht haben.
Noch etwas brennt mir im Bezug zum Nirvana auf die Lippen. Wer glaubt denn nun ans Nirvana? Und wieso kann man wenn man da ist, nicht mehr wieder geboren werden?
Gehen wir davon aus, dass wir alle da rein kämen und nie wiedergeboren werden würden *g*, würde es doch irgendwann so eng werden, dass man Seelenstapeling betreiben müsste. Ist da Seelenrecycling nicht die günstigere Alternative?
Buddhismus ist irgendwie merkwürdig *g*, aber ok :-)

Liebe Grüsse und allen ein schönes sonniges We
Diana :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :D :D :D :D :D :D :D :D :oops: :oops: :oops: :oops: :oops: :oops: :twisted: :twisted: :twisted: :wink: :wink: :roll: :roll: :o :o :o :) :D :) 8O :? :) :D
 

Tenshin

Geheimer Meister
13. Juli 2002
460
Buddhimus, Nirvana und die Fahrt durchs Samsara ;)

Silbermond1981 schrieb:
Sorry, dass ich hier nicht wirklich zitieren kann, aber leider ähm, hab ich noch nicht rausgefunden, wie det geht *g*


konichi-wa Silbermond1981-san.

Technische Sachverhalten können dir sicher die ehrenwerten Mitschreiber/Innen viel besser beantworten. Im erfassen von solchen Vorgängen bin ich ne Null :wink:


Nun aber zum Text :

Silbermond1981 schrieb:
@Tensin:
auch dir vielen Dank für die ausführliche Antwort :-)

doitashimashite ! :wink:

Silbermond1981 schrieb:
wg der San möchte ich nur sagen *g* the San is shining ;o)

:lol: :lol: :lol:

Sollte ich mich allerdings unwissentlich und selbstverständlich versehentlich im Ton vergriffen haben, entschuldige ich mich selbstverständlich dafür, Silbermond1981-san


Silbermond1981 schrieb:
Das mit der Gewissheit im Jetzt und Hier ist auch büssel komisch. Man merkt doch, dass man da ist und anwesend... aber die wirklichen Momente der kleinen "Erleuchtung" oder es kleinen Geistesblitzes erlebt man doch meistens, wenn man im Supermarkt auf ner Bananenschale ausrutscht und auf die Fre**e fällt *g*.)

Bevor ich meinen Senf dazu gebe, möchte ich noch einmal daran erinnern, dass es sich erstens nur um mein subjektives Verständnis handelt, das wiederum zweitens in der Soto-Zen-Tradition verankert ist.
Meine Antworten erheben also keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder Richtigkeit bezüglich der Philosophie anderer buddhistischer Richtungen.
Nun aber weiter :wink:

Der Unterschied liegt darin, dass Europäer unter dem Begriff "Erleuchtung" eine Art "spontanen Geistesblitz" verstehen, der sich auf das Erkennen von Verbindungen/gesetzmässigkeiten/Lösungen bezieht.

Der buddhistische Begriff der "Erleuchtung" ist nicht-intellektuell, sondern besteht im einfachen "So-Sein" (WuWei) eines der Prinzipien des Taoismus. Auf etwas hinzuarbeiten ist aus dieser Sicht verhältnismässig nutzlos. Selbst, wenn jemand der Ansicht ist . "Ist vergesse jetzt mein Problem, damit mir später die Lösung dazu spontan einfällt", handelt nicht wirklich spontan. Mit seinem scheinbar "absichtslosen" Vergessen der Gegebenheiten, verfolgt er sehr wohl bewusst ein Ziel.
Schon ist die Falle des verstandes wieder zugeschnappt ! :wink:

Andererseits ist das Beispiel mit der Bananenschale gar nicht so falsch.
Da in der Schrecksekunde, die rationale Verstandestätigkeit aussetzt, kann solch eine Gelegenheit durchaus zu Erkenntnissen führen.

Allerdings glaube ich nicht, dass man durch das ansammeln von plötzlichen, kleinen Erleuchtungserfahrungen (der japanische Fachterminus hierfür ist "Kensho") eine "grosse Erleuchtung" ("Satori") zusammenaddiert. :wink:

Eine Meinung, die in diese Richtung geht, propagiert übrigens, die im Westen wesentlich populärere Rinzai-Schule des Zen (das jedoch nur als Randbemerkung)


Silbermond1981 schrieb:
Das ist komisch... da war man doch auch nicht ganz im Hier und Jetzt, (denn wenn mans gemerkt hat, sitzt man ja bereits)...
Auch verstehe ich ehrlich gesagt nicht so ganz, wozu man erleuchtet werden muss? Wer Leben von vorne herein als Leiden bezeichnet, für den wird sich das auch manifestieren.

<schmunzel> Nun für einen Buddhisten mag zwar die Wahrheit bestehen, dass "Leben Leiden ist". das bedeutet jedoch mitnichten, dass alle Buddhisten gesenkten Hauptes daherschreiten und depressiven Gedanken nachhängen. Im Gegenteil!
Da man sein Karma mitgestaltet, ist man auch der Schaffer seiner eigenen
Wahrnehmung der Realität und somit keinem unbarmerzigen Schicksal, oder einem strafenden Gott ausgesetzt.

Silbermond1981 schrieb:
Würde man Erleuchtung einfach als das Sammeln von Wissen bezeichnen und als die kleinen Geistesblitze der Klarheit, die einfach aus heiteren Himmel immer wieder kommen, die irgendwann mehr werden... so dass man direkt den Zugriff zur Quelle hat, könnte ich mich damit anfreunden.

Da die Erleuchtung nichts mit dem Sammeln von "Wissen" zu tun hat und auch keine akademische Arbeit darstellt (von Mönchen einmal abgesehen :wink: ) kann deine ursprüngliche Buddha-Natur, dein wahres Wesen auch nicht mehr werden, du kannst sie nur mehr und mehr verwirklichen und so immer klarer ans Licht treten lassen.


Silbermond1981 schrieb:
Aber warum wird im Buddhismus gegen das Ego gewettert? Was ist so schlimm daran, eine Oberfläche wie ein Betriebssystem zu haben? Wenn wir kein Ego hätten, hätten wir doch erst überhaupt kein Durchhaltevermögen und keinen Stolz, wenn wir uns entschieden haben, einen ähnlichen Pfad zu gehen, wie Buddha damals.

Auch auf die Gefahr hin, dich zu verwirren :wink: : Nicht alle Schulen des Buddhismus lehnen das Ego ab. Nicht einmal das in dieser Richtung sonst so strikte Zen besteht darauf, das Ego vollständig abzulegen.
Etwas Ego benötigt man ja immerhin noch für die alltäglichen Aufgaben, wie z.B. Einkaufen gehen.

Ausserdem ist gerade für das Verständnis der sehr komplexen Schriften des sogenannten "Tibetischen Buddhismus" (ich bevorzuge den Begriff "Diamantfahrzeug") mit seinen zum Teil tiefenpsychologischen Inhalten, ein gewisses Mass von Ego sogar nötig.

Jemand der sein Ego wirklich vollständig aufgibt und sich praktisch dem "Schicksal" in die Hände spielt, mag den Rest seines Lebens in transzendentaler Glückseligkeit verbringen, ohne Nahrung zu sich nehmen zu müssen - gleichzeitig ist aber ein solcher "Heiliger" für das moderne westliche System (wie es mittlerweile auch in vielen Staaten des fernen Ostens herrscht) nicht tragbar. Diese Vorstellung von Erleuchtung mag zwar im Hinduismus als erstrebenswert gelten, im Buddhismus ist eine solche "verstrahlte" :wink: Weltabgewandheit, so ziemlich das allerletzte, was in den Schriften als "erstrebenswert" definiert wird. :lol: :lol: :lol:


Silbermond1981 schrieb:
Und im Gegensatz zum Christentum setzt man sich ja im Buddhismus wahrhaftig nicht bloss hin und wartet, dass Gott kommt und die Erleuchtung schickt, sondern man muss hart an sich arbeiten, woran wohl viele scheitern, weil sie einfach das Durchhaltevermögen nicht haben.

Das ist wohl wahr. Allein - versagen kannst du mE auf dem buddhistischen Weg nicht (selbst wenn man die "Fünf höllischen Taten" begeht). Wenn Du einmal die wesentlichen Züge wirklich verinnerlicht hasst, begleitet dich eine "buddhistische Einstellung" (so will ich sie mal nennen :wink: ) unter Umständen ein ganzes Leben.

Wenn es mir vergönnt sein sollte, werde ich mit meinem dreissigsten Lebensjahr in den Mönchsstand treten, dann werde ich sehen wie weit mein Durchhaltevermögen wirklich reicht :wink:


Silbermond1981 schrieb:
Noch etwas brennt mir im Bezug zum Nirvana auf die Lippen. Wer glaubt denn nun ans Nirvana? Und wieso kann man wenn man da ist, nicht mehr wieder geboren werden?.

Eine gute Beobachtung (finde ich jedenfalls) :

In der Esoterikszene hat der Gedanke an Wiedergeburt irgendwie etwas verträumt-tröstlich-romantisches:

"Ach, jetzt habe ich Markus Mustermann wieder unglücklich gemacht.
<seufz> Naja, in meinem nächsten Leben pack ich das alles viel bewusster an, dann wirds schon klappen. Muss nur noch 'n bisschen was für mein karma tun..."
:wink:

Für einen Hindu oder Buddhisten stellt sich das ganz anders dar.
Er glaubt daran, dass er in einem ewigen Kreislauf steckt, der sich verfluchungswürdigerweise immer wieder wiederholt.
Sicher kann man versuchen Boden gut zu machen, aber früher oder später geht die ganze Chose von vorne los......

das solch eine Vorstellung nichts mit dem New-Age-Kram zum Thema Wiedergeburt (Rückführungen etc.) zu tun hat, dürfte klar sein.

Möchte jedoch noch einmal darauf hinweisen, dass im Gegensatz zu einigen Hindus (obwohl es da, wie überall, natürlich auch Ausnahmen gibt. Einer meiner besten Freunde ist Vaishnava (Hare-Krishna-Anhänger) und ich habe selten so einen zufriedenen und lustigen typen gesehen ! :wink:
Hey Heiko, solltest du das hier zufällig mal lesen : Hari Bol ! :wink: )
wir Buddhisten mitnichten ständig aussehen wie Flagellanten. :wink:

Jedenfalls ist das Nirvana das Endziel der "Lebensreisen". Wie in der Erklärung von Forcemagic erläutert, ist das "Nicht-mehr-existieren" der Sinn des ganzen. :wink:

Oh, und wenn du mich persönlich fragst, ob ich an ein Nirvana glaube ;
Das Nirvana ist für mich sowieso irrelevant, da ich als Soto-Zen-Buddhist in der Mahayana-Tradition stehe und somit das Bodhisattva-Gelübde abgelegt habe, mit dem ich auch meinen Eintritt ins Nirvana verzichte um immer wieder geboren zu werden und allen fühlenden Lebewesen zu helfen, das Nirvana zu erreichen ; sprich : Sie auf ihrem persönlichen Weg zu unterstützen. Wie diese Hilfe aussehen kann ?
Hmm.....dabei kommen mir gerade zwei (zwar nicht japanische, aber dennoch interessante) Weisheiten in den Sinn.

Bei der ersten weiss ich die Quelle nicht : "Gott schütze mich vor wohlmeinenden Idioten und schenke mir einen schlauen Feind"

Die zweite ist (soweit ich weiss) ein chinesischer Fluch : "Mögest du in interessanten Zeiten leben!"

Auch eine Art, jemanden voranzubringen :lol: :lol: :lol: :lol:
(eigentlich dämlich, da es ja gar keinen "Fortschritt" im Sinne von "nächste Stufe erreicht", im Buddhismus gibt.)

Demzufolge gibt es natürlich auch kein "Seelensammeln" wie bei gewissen anderen Gruppierungen.



Silbermond1981 schrieb:
Gehen wir davon aus, dass wir alle da rein kämen und nie wiedergeboren werden würden *g*, würde es doch irgendwann so eng werden, dass man Seelenstapeling betreiben müsste. Ist da Seelenrecycling nicht die günstigere Alternative?
Buddhismus ist irgendwie merkwürdig *g*, aber ok :-)?.

Das Christentum hat auch sehr schöne Seiten (Ich halte mich nicht für einen Idealisten, aber irgendwie finde ich in jeder Religion etwas schönes :D ).

Thema Nirvana : Wir sind alle schon da und merkens nur nicht :!: :wink:


Silbermond1981 schrieb:
Liebe Grüsse und allen ein schönes sonniges We
Diana

Domo arigato, ebenso ! :wink:
 

Tenshin

Geheimer Meister
13. Juli 2002
460
Harakiri schrieb:
Moin Tenshin

Kann es sein, dass Buddhisten keine Meinung haben ?

Interessante Überlegung...kann mir in etwa denken wie du darauf kommst...

Um die Frage zu beantworten:
Ich denke schon, dass Buddhisten Meinungen haben. Je nach Schule und natürlich Individuum differierend, aber sie haben.

Ich gehe davon aus, dass du dich auf gewisse Aspekte der Negation in der Tradition des Zen beziehst, die vielleicht durchgeschienen sind.


wie gesagt..interessante Überlegung...danke auch


<gassho>

Gruss

Tenshin
 

Harakiri

Geheimer Meister
10. April 2002
286
Wie ich darauf komme :
Es wird doch gesagt, dass man immer den Mittelweg wählen solle. Wenn man Vorlieben hat erzeugt das gleichzeitig auch Leid .

Auch sollte man doch, die Sachen eher hinnehmen und versuchen mit ihnen zu leben, als andere Menschen in ihrem Handeln zu beeinflussen .

In einem Religionsbuch aus der Schule stand ein kleiner Text, von einem Mönch, der von vier Leuten, besucht wurde . Alle hatten eine andere Meinung . Als der Mönch dann von jedem einzelnen befragt wurde, ob er auch eben dieser Meinung sei, sagte er immer nur ja, obwohl diese Meinungen sich wiedersprachen . Der Mönch hatte also keine Meinung .
 

Abbadon

Großmeister-Architekt
28. Juni 2002
1.295
@kaoru :wink:

Der Mönch köntne aber auch nur alle vier meinungen gehabt haben, da jede ihre Gründe und Rechtfertigung gehabt hat. Ist etwas schwer zu erklären... am einfachsten wäre "alles ist"...
 

Tenshin

Geheimer Meister
13. Juli 2002
460
Buddhisten ist alles egal ?

konnichi-wa, allerseits,

nun denn, gleich zum Thema :

Harakiri schrieb:
Wie ich darauf komme :
Es wird doch gesagt, dass man immer den Mittelweg wählen solle. Wenn man Vorlieben hat erzeugt das gleichzeitig auch Leid .

Auch sollte man doch, die Sachen eher hinnehmen und versuchen mit ihnen zu leben, als andere Menschen in ihrem Handeln zu beeinflussen .

In einem Religionsbuch aus der Schule stand ein kleiner Text, von einem Mönch, der von vier Leuten, besucht wurde . Alle hatten eine andere Meinung . Als der Mönch dann von jedem einzelnen befragt wurde, ob er auch eben dieser Meinung sei, sagte er immer nur ja, obwohl diese Meinungen sich wiedersprachen . Der Mönch hatte also keine Meinung .


Da gibt es auch noch die Geschichte von einem Mönch, der jeden Besucher fragte, ob er schon einmal in diesem Tempel gewesen wäre.

Der erste Besucher sagte : "Nein, ich war noch nie hier !"Der Mönch : "Gut, dann trink erstmal eine Tasse Tee!"
Der zweite Besucher kam herein und wieder stellte der Mönch seine Frage.
Der Besucher war stolz und sagte : "Ja, ich habe schon einmal ein Meditationswochenende hier mitgemacht...ich habe also Erfahrung"
"Gut", sagte da der Mönch, "dann trink erstmal eine Tasse Tee!"
Einer der Schüler des Mönchs war irritiert und fragte :
"Aber Meister ! Der erste Mann war noch nie hier - ihm gabt ihr den Rat, erst einmal eine Tasse Tee zu trinken. Dann folgte der zweite Mann. Er hatte bereits Erfahrung. Aber auch ihm sagtet ihr, er solle eine Tasse Tee trinken...Meister, ihr könnt doch nicht jeden gleich behandeln!"

Der Blick des meisters richtete sich auf seinen Schüler und mit gewalter Stimme donnerte er : "Schüler!" Dieser war verängstigt :
"Ja, Meister?"

Die Miene des alten Mönchs hellte sich wieder auf :
"Trink erst einmal eine Tasse Tee!"

In diesem Sinnne...

<gassho>

Tenshin
 

Tenshin

Geheimer Meister
13. Juli 2002
460
Meinungslosigkeit der Buddhisten

konnichi-wa, allerseits

Harakiri schrieb:
Moin Tenshin

Kann es sein, dass Buddhisten keine Meinung haben ?

Da ich glaube, dass eine einigermassen konkrete Antwort doch ganz hilfreich sein könnte, möchte ich an dieser Stelle aus einem Mondo
(Frage-und-Antwort zwischen Meister und Schüler) meines Meisters zitieren.

Frage : Man hört oft, der Buddhimus sei der Weg der Mitte, des Gleichgewichts. Im Westen hingegen steht der Begriff der "goldenen Mitte" für die bürgerliche Moral. Könnten sie etwas über den Mittelweg im Zen sagen ?

Antwort : Der Weg der Mitte besteht nicht darin, sich zwischen zwei hübsche Frauen zu setzen und erst die eine und dann die andere zu küssen. Nein, das ist es nicht. Im Buddhismus besteht der Weg der Mitte darin, dem Objekt kein Subjekt entgegenzustellen. In der europäischen Kultur gibt es immer einen Dualismus. So stellt man zum Beispiel dem Materialismus den Spiritualismus gegenüber. Die Europäer lieben diese
"-Ismen" sehr. Buddhismus, Katholizismus usw. Diese "-Ismen" sind etwas Relatives, während Materie und Geist tatsächlich eine Einheit bilden und nicht im Gegensatz zueinander stehen. Dieser Dualismus ist der Grund, weshalb Materialismus und Kommunismus sich gegen das Christentum gewandt haben. Der Kommunismus ist aber unvollständig, solange er die Dinge nur unter ihrem materiellen Aspekt betrachtet.
Und das Christentum ist gleichfalls unvollständig, denn es betrachtet die Dinge nur unter ihrem geistigen Aspekt. Es gibt Christen die nicht so denken, aber für traditionsgebundene Christen ist das Christentum nur Spiritualität.
Geist und Körper sind ein und dasselbe, wie die zwei Seiten eines Blattes Papier. Im täglichen Leben kann man das eine nicht vom anderen trennen. Einer bevorzugt den geistigen Aspekt, der andere liebt das Materielle. Wenn man dies verstehen will, muss man den Weg der Mitte finden : das Geistige ist materiell und das Materielle wird geistig. Der Geist existiert in jede unserer zellen, der geist selbst ist der Körper und der Körper selbst ist der Geist.
Allein Aktivität, Energie, Ki, ist nicht dualistisch. Der Weg der Mitte bezieht alles ein. Er ist die höchste geistige Dimension, mushotoku (ohne Gewinnstreben - Anm. von Tenshin). Zen ist der mittlere Weg.

Man darf sich aber keinen falschen Begriff von diesem Wort "Mitte" machen: Man muss seinen Standpunkt zwischen Materiellem und Geistigem suchen und diese beiden einbeziehen, wie Vorder- und Rückseite eines Blattes papier. Daher ist es schwierig Zen zu verstehen.
Der Weg der Mitte ist ein Weg, der über andere hinausführt. These, Antithese, Synthese; europäische Schlussfolgerungen stellen sich immer in dieser Form dar: das Materielle als These, das Spirituelle als Antithese

Zen lebt den Weg der Mitte, der Synthese."

Soviel dann zu diesem Zitat meines Meisters. Vielleicht sind nun ein paar Punkte in Richtung "Meinungslosigkeit" klarer ? :wink:

Mit freundlichem Gruss

<gassho>

Tenshin
 

Silbermond1981

Lehrling
12. August 2002
4
Huhu :-)

@Tensin:
Danke für die lange ausführliche, sehr hilfreiche Antwort :-). Leider tun sich mir damit wieder neue Fragen auf...
Ich gebe es zwar nicht gern zu... aber :cry: ich möchte gar nicht ins Nirvana... der Gedanke plötzlich nicht mehr zu existieren, bereitet mir ein Graus und ein Kräul... ich möchte lieber etwas anderes... aber ich möchte nicht ewig auf die Erinnerungen meiner Vorleben verzichten... aber zeitgleich will ich auch nicht ins Nirvana... Ob das wohl vielen so geht *g*?
Ich bewundere dich für deine Courage und deine Erkenntnisse :-), was du dir bestimmt hast in vielen harten Jahren erarbeiten müssen...
Hast du einen Rat für mich, wie ich das überwinden kann?
Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben von Sogyal Rinpoche habe ich zu Hause... aber leider ist eben auch nur die Theorie hängen geblieben.. es ist so, als stösst der Verstand oft an seine Grenzen... als reicht er nicht aus, um die Tragweite dessen, was in diesem Buch steht zu fassen...
Für Hilfe wäre ich sehr dankbar. :)

Liebe Grüsse Diana
 

Tenshin

Geheimer Meister
13. Juli 2002
460
Silbermond1981 schrieb:

konnichi-wa, Silbermond1981-san

Vielen Dank für deinen interessanten Beitrag! :)
Bevor ich jedoch darauf eingehe möchte ich doch gerne mal alle sonstigen Buddhisten (egal welcher Richtung), am Buddhismus Interessierten und selbstverständlich auch Buddhismus-Neulinge bitten, ebenfalls Beiträge/Fragen zu diesem Thema zu schreiben.

Als Message-Box für
"Tenshin, der buddhistische Briefkasten-Onkel gibt Rat"
war der Thread eigentlich nicht gedacht :wink: und ich würde mich über mehr Beteiligung freuen.

Auch bin ich der Meinung, dass ich mit meinen Antworten genug offene Stellen lasse und somit die Thematiken sicherlich nicht vollständig beantworte (jedenfalls nicht so, dass ein weiterer Kommentar überflüssig wäre :) )

Nun aber zum Text :

Silbermond1981 schrieb:
@Tensin:
Danke für die lange ausführliche, sehr hilfreiche Antwort :-). Leider tun sich mir damit wieder neue Fragen auf...

Das zeigt nur, dass ich wirklich nicht alles allein restlos klären kann.
Dennoch werde ich natürlich schauen, inwiefern ich meinen Senf hier dazugeben kann... :wink:


Silbermond1981 schrieb:
@Ich gebe es zwar nicht gern zu... aber :cry: ich möchte gar nicht ins Nirvana... der Gedanke plötzlich nicht mehr zu existieren, bereitet mir ein Graus und ein Kräul... ich möchte lieber etwas anderes... aber ich möchte nicht ewig auf die Erinnerungen meiner Vorleben verzichten... aber zeitgleich will ich auch nicht ins Nirvana... Ob das wohl vielen so geht *g*?...

Ja, für einen Europäer hat das "Verlöschen" der Existenz mitunter etwas bedrohliches...

Ob es vielen so geht ? ....mh, möglich, da müsstest du aber die Anderen halt mal fragen :wink:



Silbermond1981 schrieb:
@Ich bewundere dich für deine Courage und deine Erkenntnisse :-), was du dir bestimmt hast in vielen harten Jahren erarbeiten müssen...

Entschuldige, aber das läuft mir entweder aus dem Ruder...oder ich stehe auf dem Schlauch....meine Courage ?
Was hat den mein Lebensweg mit Courage/Mut/Chuzpe/wasauchimmer zu tun?

Erkenntnisse ? Da wäre ich vorsichtig. Man kann sich auch vieles anlesen oder sonstwie Wissen erwerben, ohne deshalb gleich eine (spirituelle) Autorität zu sein.
Das ich mir meine Sicht der Dinge erarbeiten musste, ist klar. Selbst wenn jemand gute Anlagen hat, hilt es immer noch diese zu fördern um (sogenannte) "Fortschritte" zu machen. Ausserdem sollte man immer wieder sein Weltbild hinterfragen (siehe dazu der Beitrag zum Thema "Haben Buddhisten keine Meinung?").

Wenn man zum Beispiel fragt : Wieso sind viele Buddhisten auch Vegetarier ?"

Dann gibt es viele Antworten darauf - weil es "den" Buddhisten gar nicht gibt. Es gibt auch "den anderen Buddhisten" und den "seltsamen Buddhisten", den "liberalen" und den "schwulen Buddhisten" usw.

---

Deshalb gibt es viele Antworten. Eines aber dürfte klar sein : Wenn jemand der GRUNDEINSTELLUNG des Buddhismus folgt, dann kann man zu jeder Frage nach dem Warum einer Sache zumindest eine einheitliche Antwort geben nämlich die, dass die Standardantwort
"Weil Buddha dass so gesagt hat!" für einen ernsthaften Buddhisten einfach nicht ziehen kann!


In diesem Sinne, alles Gute

<gassho>

Tenshin
 

mazziah

Großmeister
11. November 2002
53
Bin neu hier und muss noch einiges nachlesen und sicher
auch etwas zu diesen Thread beitragen.

Vielleicht noch etwas zur meiner Person.. über den Bushi-do
bin ich auf Zen gestossen und nach einigen Jahren ist das Zazen
geblieben (Rinzai)

aber vielleicht noch dazu



@Ich gebe es zwar nicht gern zu... aber ich möchte gar nicht ins Nirvana... der Gedanke plötzlich nicht mehr zu existieren, bereitet mir ein Graus und ein Kräul... ich möchte lieber etwas anderes... aber ich möchte nicht ewig auf die Erinnerungen meiner Vorleben verzichten... aber zeitgleich will ich auch nicht ins Nirvana... Ob das wohl vielen so geht *g*?...

erkennt die Leerheit (sunyata) allen Seins. Leerheit bedeutet, daß alles vergänglich ist, und nichts so bleibt, wie es ist, nicht einmal für eine Sekunde (Alles ist ständig im Begriff zu werden und zu vergehen - ein ständiger Fluss). Ausserdem bedeutet Leere auch, dass kein Ding ohne Beziehung zu etwas anderem ist, dass nichts selbständig ist. 'Leere' meint also auch, dass nichts von unabhängiger Wirklichkeit und Existenz ist.
So auch Dein Ego/Existenz, also lass einfach loss..

vielleicht noch ein link
http://www.do-not-zzz.com/


 

Sonam

Großmeister
14. November 2002
52
Jep,

jetzt hats glaub ich doch noch geklappt. Dank eure sehr interessanten Forenbeiträge hab ich mich entschlossen bei euch einzusteigen.

Kurz zu mir. Ich studiere ebenfals Philosophie und den Buddhismus, lerne momentahn Tibetisch und gehe regelmäsig ins tibetische Institut in Rikon in der Schweiz.

Ich möchte an dieser stelle mich für alle folgenden Schreibfehler entschuldigen, aber ich habe nicht die Geduld um sie zu suchen.

Vor kurzem ist mir ein sehr einfacher Text in die Hände gefallen den ich hier Posten will.

Also...

Der tibetische Buddhismus und der Dalai Lama

Buddhismus
An dieser Stelle möchten wir kurz einige Dinge über den Buddhismus klarstellen. Der Buddhismus ist keine „Viel Götter“ Religion. Buddha war kein Gott, er war ein Mensch wie du und ich, der seinen eigenen Weg gegangen ist und höchstes Bewusstsein (Erleuchtung) erlangt hat. Der Buddhismus ist eine sehr persönliche und individuelle Lebensphilosophie, die den Menschen den Weg zu innerem Frieden, Weisheit, Bewusstsein und Gleichgewicht erleichtern soll. Sie basiert auf Logik und individueller Interpretation jedes Studierenden. Buddha soll gesagt haben: „Glaubt nicht an meine Lehren, stellt jedes Wort in Frage, analysiert jede Lehre mit eurer Logik und eurem Verstand. Nur wenn eine Lehre eurer Logik standhält, darf sie angenommen werden.“ Buddha hat selber auch keinerlei Schriften verfasst. Sämtliche Schriften sind Interpretationen späterer Yogis und Lamas, die Buddhas Lehre studierten.

Der tibetische Buddhismus (Lamanismus)

Der tibetische Buddhismus ist hierarchisch aufgebaut. Die Ranghöchsten in der Hierarchie sind die beiden Lamas: der Dalai-Lama und der Pantschen-Lama. Wobei zu erwähnen ist, dass ein Ranghöherer Geistlicher nicht mehr „Wert“ ist als ein Bauer. Für den Buddhist sind alle Menschen gleichwertig. Die Hierarchie ist eher als Politisches Werkzeug zu verstehen, doch besteht der Politische Rat nur zur Hälfte aus Geistlichen. Entscheidungen werden demokratisch beschlossen.
Der Dalai-Lama gilt als die Inkarnation des Boddhisattva Avalokiteshvara (Buddha des Mitgefühls), während der Pantschen-Lama als Inkarnation des Buddha Amitabha angesehen wird. Vor der Besetzung Tibets durch die Chinesen im Jahr 1950 verfügten beide Lamas über die gleiche Machtfülle, wobei der Pantschen-Lama, dem Rang des von ihm inkarnierten Buddhas entsprechend, als religiöser Führer zunächst über dem Dalai-Lama stand. In neuerer Zeit besitzt der Dalai-Lama jedoch, aufgrund der Befugnis, Recht zu sprechen, die weitaus größere Autorität, auch sehen ihn heute die meisten Tibeter als ihr religiöses Oberhaupt an. Nach der Besetzung Tibets floh der gegenwärtige 14. Dalai Lama 1959 nach Indien. Heute setzt er sich für die Freiheit Tibets ein und ist Friedensnobelpreisträger. Er wird als sehr weise und ehrlich eingeschätzt und hat eine enorme karismatische Ausstrahlung.
Der Pantschen-Lama hat das Anrecht auf Mitgliedschaft im chinesischen Volkskongress. Er wurde von Chinesen entführt und bis jetzt fehlt jedes Lebenszeichen von dem 14 Jahre alten Jungen. Er gilt als Jüngster politischer Gefangene der Welt

Rituale und Glaube

Die Verbindung von Ritualen und Mystik mit magischen Vorstellungen ist im Lamaismus auf den Einfluss des Tantrismus zurückzuführen. Nach Auffassung des Tantrismus kann das Aussprechen von Formeln und Gebeten magische Kräfte hervorbringen und Energien freisetzen.
Grundsätzlich aber suchen die studierenden Buddhisten die Wahrheit in sich, weil sie fest daran glauben, dass alles bereits in einem selbst vorhanden ist. Auf jede Frage lässt sich eine Antwort in seinem Innern finden. Diese Art zu lernen wird über verschiedene Eigenschaften und dessen Zusammenhänge meditiert. Als Meditationshilfen werden Mandalas oder Buddhastatuen zur Hilfe genommen. Mandalas sind Diagramme, die in Form eines Kreises symbolisch den Kosmos darstellen und dem Meditierenden helfen sollen Zusammenhänge zu begreifen. Auch die Buddhastatuen werden als Meditationshilfe verwendet. Sie stehen meist für eine Eigenschaft oder einen Bewusstseinszustand. So gibt es beinahe für alles einen Buddha. (Buddha der Lehre, Medizinbuddha, Buddha der Einsicht, Familienbuddha ect.)

Zahlreiche buddhistische Feste werden im Laufe des Jahres gefeiert. Das bedeutendste ist das Neujahrsfest, Losar genannt, das an den Frühlingsanfang erinnern soll und im Februar gefeiert wird. Daneben gibt es das Blumenfest, an dem die Inkarnation Buddhas geehrt wird. Dieses wird am Anfang des Sommers gefeiert. Das Wasserfest, das im August und September stattfindet, leitet den Herbst ein.


Was meint ihr ? :wink:
 

C9

Lehrling
13. November 2002
2
@ tenshin
du scheinst dich in sachen buddhismus ja recht gut auszukennen.
allerdings erschreckt mich deine wortgewalt.
welcher schule gehörst du an, wer ist dein meister?
 

Tenshin

Geheimer Meister
13. Juli 2002
460
konnichiwa C9-san :D

C9 schrieb:
@ tenshin
du scheinst dich in sachen buddhismus ja recht gut auszukennen.
allerdings erschreckt mich deine wortgewalt.
welcher schule gehörst du an, wer ist dein meister?

Zunächst einmal bringe ich hiermit meine Freude über die Wiederaufnahme dieses Threads zum Ausdruck :D
Gleichzeitig möchte ich mich hiermit dafür entschuldigen, sollte ich dich und eventuell auch andere ehrenwerte Mitleser in irgendeiner Form verschreckt haben. :( Wie ich bereits einmal schrieb, handelt es sich bei meinen Beiträgen nur um Äusserungen eines subjektiven Verständnisses.
Daher erhebe ich für meine Beiträge auch keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder "absolute Richtigkeit".
Sie spiegeln nur mein bescheidenes und begrenztes Verständnis von Buddhas Lehre aus der Sicht der Soto-Tradition des Zen wieder.

Ferner scheint es mir wichtig zu betonen, dass ich keinerlei missionarische oder bekehrende Absicht habe. Sicherlich hat der Buddhismus ebenso "Schwachpunkte" wie andere spirituelle Wege und Glaubenstraditionen, das möchte ich auch keinesfalls in Abrede gestellt werden wissen. :wink:

Nun zu deiner Frage nach Tradition und Meister :

Ich bin seit 13 Jahren praktizierender Buddhist der Tradition des Soto-Zen-Shumucho, in der Traditionslinie von Taisen Deshimaru Roshi. Da ich Shikantaza übe, habe ich keinerlei Koanpraxis und halte mich an das ZaZen nach Eihei Dogen Zenji.

sollte es weitere Fragen geben, nur zu :D

In Erwartung folgender interessanter Beiträge

<gassho>

sayonara

Tenshin
 

karo

Geselle
7. November 2002
19
dancemonika

http://www.weltverschwoerung.de/upload/dancemonika.gif


Hi allerseits! bin neu hier und freue mich immer über religionen unterhalten zu können.

für mich ist budhismus wieder eine von den Machtmitteln der Aristokratie um die Menschen zu unterdrücken und ihnen das Geld abzuknüpfen. guckt euch mal die schönen tempel aus gold an in Tibet. Wer hat die wohl gezahlt.
und mönche sind gar nicht mal so fromm wie alle behaupten. mit hilfe von Tantra dürfen sie sex haben aber nicht abspritzen.. *jetzt lacht nicht so!!*


gruß karo
 

Tenshin

Geheimer Meister
13. Juli 2002
460
Re: dancemonika

konnichiwa karo-san :D

karo schrieb:
Hi allerseits! bin neu hier und freue mich immer über religionen unterhalten zu können.

Dann sage ich erst einmal : "Herzlich Willkommen" :D

karo schrieb:
für mich ist budhismus wieder eine von den Machtmitteln der Aristokratie um die Menschen zu unterdrücken und ihnen das Geld abzuknüpfen. guckt euch mal die schönen tempel aus gold an in Tibet. Wer hat die wohl gezahlt.

Nun, es ist nur eine Vermutung und verzeih bitte wenn ich so frei bin und gleich mit einer solchen beginne, aber gehe ich Recht in der Annahme, dass du die Bücher der Trimondis gelesen hast ?


Desweiteren bleiben da meines Erachtens nach noch einige Punkte :

"Machtmittel der Aristokratie" ? - Der Buddhismus ist meines Wissens nach auch in Ländern präsent, in denen es keine buddhistische Theokratie oder weltliche Aristokratie gibt. Da (zumindest im Zen, ich habe keine Kenntnis wie es in anderen buddhistischen Schulen aussieht, auch wenn ich es dort für ebenso unwahrscheinlich halte) keine Kirchensteuern oder sonstige Abgaben in den Ländern der "westlichen Welt" üblich sind, so kann zumindest in diesem Punkt offensichtlich einer "Ausbeutung" durch die Religion widersprochen werden.



karo schrieb:
und mönche sind gar nicht mal so fromm wie alle behaupten. mit hilfe von Tantra dürfen sie sex haben aber nicht abspritzen.. *jetzt lacht nicht so!!*

Also zumindest in der Tradition des Soto-Zen-Buddhismus sind Mönche mit Familienstand nichts ungewöhnliches und natürlich haben sie auch Sex.
Das einige Schulen, wie zB das Theravada etwas "restriktiver" sind ist sicherlich richtig, allein der Zusammenhang von monastischem Leben
und rituellem Sex erscheint mir persönlich etwas fragwürdig.

Ich bin kein Experte für das Vajrayana (da kann Sonam-san sicher qualifizierter darüber sprechen), aber nach meinem Kenntnisstand
beschränkt sich der Begriff "Tantra" nicht nur auf die hier populären "kamasutra-Techniken" des Hinduismus, die wohl eher eine spirituelle Form der Bettgymnastik darstellen, als vielmehr auf gewisse Lehren bzw. Lehrkomplexe und Unterweisungen die gewissermassen kapitelartig in "Tantras" unterteilt werden.


karo schrieb:


<gassho>

sayonara

Tenshin
 
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