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Moderne Psychiatrie in Deutschland

Moppel

Großmeister
18. Juli 2002
83
Hallo Community,

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das hier das richtige Forum ist, aber ich fand hier passt's noch am besten rein :lol:

Also, mir gehts um folgendes: Ich höre von meinen Patienten immer wieder, wie negativ, abwertend, teilweise demütigend die Umwelt es aufnimmt, wenn sie erzählen, dass sie psychisch krank sind und in einem psyychiatrischen Krankenhaus behandelt werden. Tatsächlich ist es ja heute immer noch so, dass gegenüber der Psychiatrie viele, viele Vorurteile und Fehlinformationen bestehen...

Deswegen würde mich mal eure Ansicht dazu interessieren: Was stellt ihr euch unter (heutiger) Psychiatrie in Deutschlad vor? Was bedeuetet es für euch, wenn jemand eine psychaitrische Erkrankung hat? Wie steht ihr Psychopharmaka gegenüber? Wie steht es mit Zwangsjacken, Zwangseinweisung, Zwansgmedikation, "Ruhigstellen", "Totspritzen", Forensische Psychiatrie usw.?

Bitte seid aber ehrlich, mich interessiert das wirklich. Insbesondere interessieren mich Meinungen von Personen, die bisher noch keinerlei Berührung mit der Psychiatrie hatten.

Anschliessend bin ich gerne zur Diskussion bereit. :D Jeden Tag steht etwas über Diabetes, Krebs, Bandscheibenvorfall oder sonstwas in der Zeitung, aber kein Mensch spricht über Schizophrenie....

Also, auf geht's! Auf dn Tisch mit allen Ideen, Vorurteilen, Vorstellungen, Phantasien usw. Ich freu mich drauf :lol:

Grüßele

Moppel
 

-Fr35h-

Großmeister
24. Februar 2003
80
Ich hab überhaupt keine Ahnung von Psychiatrien, aber mir machen sie angst :D Ich stell mir da immer so ein knastähnliches Gebäude vor, wo lauter irre rumlaufen und davon reden sie seien Vögel oder Hunde... und wer sich zu sehr aufführt, der bekommt nen elektroschock.... naja heutzutage isses vielleicht etwas moderner in solchen kliniken, aber wie gesagt ich hab keine ahnung über psychiatrien...
 

Pain

Geheimer Meister
21. Juli 2003
124
Hi ! Interssantes Thema ... also ich arbeite mit psychisch kranken Menschen. Ich arbeite allerdings nicht in einer Einrichtung oder KHS. Vielmehr gehe ich zu diesen Leute nach hause und helfe ihnen den "ganz normalen Wahnsinn" des täglichen Lebns zu bewältigen. Wobei mein Klientel eine weite Bandbreite aufweist.

Habe festgestellt, dass die wenigsten "normalen" damit umgehen können. Ein Fall: Junger Mann, lebt seit ewig langer Zeit in einer eigenen Wohnung n einer Kleinstadt. Hat einen ausgedehnten Freundeskreis. Hat eine endogene Psychose, hat aber alles gut unter Kontrolle, aufgrund von Psychopharmaka. (die übrigens weitaus besser sind als ihr ruf, nix rosa Brille ).
Fängt irgendwann an zu kiffen, was sich sehr negativ auf seine Psychose auswirkt. Hört auf regelmäßig Medikamente zu nehmen, dreht langsam ab und musste letzten Endes mit Hilfe von Polizei und Amtsarzt nebst richterlichem Beschluss in die Psychiatrie eingewiesen werden. Mittlerweile wieder Drogenfrei, medikamentös gut eingestellt und wieder zuhause. Der "Freundeskreis", der vorher nichts von dieser Kankheit wusste ist komplett weggebrochen. "Mit dem Psycho will ich nix zu tun haben" ist noch die sanfteste Rechtfertigung dieser Leute.

Meine häufigste Erfahrung ist, das das Umfeld der entsprechenden Personen therapiert werden muss, damit diese Menschen einen anderen Blick für die Sache bekommen. Das Menschenbild ist hierbei eine ganz entscheidende Sache !

Wieviele von euch würden so jemanden als einen

"psychisch Kranken" bezeichnen und wieviele als einen "psychisch kranken Menschen" ???

Aus erfahrung kann ich sagen, dass es nicht viele Leute gibt, die auf den Zusatz "Mensch" in der Bezeichnung wert legen. Und genau dies ist eins der großen Probleme. Denn ein psychisch kranker (Mensch) oder auch ein geistig behinderter (Mensch) ist und bleibt in ertser Linie ein MENSCH und nicht ein BEHINDERTER oder KRANKER.

Bis dieser Denkprozess allerdings einzug in die Köpfe der Normalsterblichen halten wird, wird noch eine Menge Zeit der intolleranz ins Land ziehen ....

@ Moppel
Insbesondere interessieren mich Meinungen von Personen, die bisher noch keinerlei Berührung mit der Psychiatrie hatten.

:!: Bin wohl eher das Gegenteil von den hier erwünschten, es lag mir aber am Herzen auch etwas dazu zu sagen :!:
 

Pain

Geheimer Meister
21. Juli 2003
124
Tweedledee schrieb:
painworld schrieb:
Wieviele von euch würden so jemanden als einen

"psychisch Kranken" bezeichnen und wieviele als einen "psychisch kranken Menschen" ???

Wo siehst du da den Unterschied?

Der Unterschied (ich dachte das wäre klar geworden) liegt darin, das man durch die Bezeichnung "psychisch Kranker" den Menschen auf die Krankheit reduziert und "vergisst" (oder zumindest unbewusst verdrängt), daß es sich auch bei "psychisch Kranken" in erster Linie nach wie vor um Menschen handelt. Das ist nicht nur eine Ausdrucksweise sondert spiegelt eine Denkensart wieder.

Die menschliche Psyche funktioniert einfach ein Stück weit so, daß man etwas was man als Mensch definiert einfach anders begenet als etwas was man als krank definiert !

Das hängt wiederum alles noch damit zusammen wie man seine Umwelt wahr nimmt, sich damit auseinander setzt und darauf reagiert ...

Der Denkansatz ist häufiger in der Arbeit mit geistig behinderten Menschen zu finden als in der Arbeit mit psychisch kranken Menschen. Liegt wohl auch mit daran, daß in dem einen Bereich überwiegend Pädagogen arbeiten und dem anderen Bereich doch eher medizinisches Personal. Die einen arbeiten halt mit Menschen, die anderen mit Kranken...

Selbst in der Schreibweise schlägt sich der Schwerpunkt nieder.

psychisch Kranker :arrow: Das HAUPTWORT ist KRANKER
psychisch kranker Mensch :arrow: Das HAUPTWORT ist MENSCH


... versteht irgendjemand was ich sagen will ???
 

Pain

Geheimer Meister
21. Juli 2003
124
da fällt mir noch eine bekannte Sache in diesem Zusammenhang ein...

AKTION SORGENKIND wurde vor nicht allzu langer Zeit in AKTION MENSCH umbenannt. Übrigens genau aus den vorher angesprochenen Gründen. Denn es geht nicht um SORGENKINDER sondern um MENSCHEN !
 

Iadom

Geheimer Meister
20. Oktober 2002
108
nun, ich habe seltsamerweise recht viele personen in meinem bekannten- oder freundeskreis, die bereits in einer psychiatrischen klinik verweilten, sei es wegen suizid-gefahr, paranoider schizophrenie o.ä. der großteil dieser personen sahen und wirkten vom verhalten her während ihres besuches um einiges schlimmer als vor der einlieferung, was wohl auch an diversen medikamenten lag und liegt (hallodol oder wie das gift heisst). die einrichtungen, welche ich als gast (nicht als patient) betreten habe, schienen wirklich in ordnung gewesen zu sein und auch meine bekannten schilderten zumeist nur positives.
ich denke, dass viele vorurteile gegenüber der einrichtung und den patienten von sehr weit hergeholt sind - eben vorurteile. ich habe oftmals das gefühl, dass eben diese menschen, die wegen paranoider schizophrenie oder suizid-gefahr in behandlung sind/waren, deutlich mehr von der realität wissen und erfahren haben, als menschen, die als gesund bezeichnet werden. von meinem krankheitsbild möchte ich garnicht erst reden.
eine genormte gesellschaft gebirt genormte ärzte und diese erklären alles ungenormte für krank.

man muss noch etwas chaos in sich haben, um einen tanzenden stern gebären zu können. friedrich nietzsche
 

Tweedledee

Geheimer Meister
20. Dezember 2002
197
painworld schrieb:
Der Unterschied (ich dachte das wäre klar geworden) liegt darin, [...]

psychisch Kranker :arrow: Das HAUPTWORT ist KRANKER
psychisch kranker Mensch :arrow: Das HAUPTWORT ist MENSCH


... versteht irgendjemand was ich sagen will ???

Sorry, du hattest es ja bereits erklärt und ich war wohl mit Blindheit beschlagen. Bitte verzeih meine dumme Frage! :oops:
Danke, dass du sie trotzdem nochmal ausführlich beantwortet hast.
Ansonsten wird deutlich was du meinst, und dem kann ich voll und ganz zustimmen.
 

Esajas

Geheimer Meister
12. April 2002
361
Das Thema ist sicher vielschichtig. Neben Berührungsängsten dürfte auch das Bedürfnis nach einer perfekten Welt eine Rolle spielen. Fehler und Schwächen können wir bei uns selbst und anderen nur schwer akzeptieren.
 

Rosskeule

Vorsteher und Richter
7. Oktober 2002
750
Ich höre von meinen Patienten immer wieder, wie negativ, abwertend, teilweise demütigend die Umwelt es aufnimmt, wenn sie erzählen, dass sie psychisch krank sind [...]

Das finde ich etwas schwierig zu beurteilen. Wie kommt es denn zu dieser Offenbarung, dass jemand in psychiatrischer Behandlung ist?
Ist es etwas, dass man als Warnung schon mal mit Edding auf der Stirn stehen hat? "Achtung, bin in Behandlung!" Oder lässt man es in jedem dritten Satz in ein Gespräch einfließen?
Ich habe keine Ahnung. In welchen Gelegenheiten kommen Deine Patienten denn in solche Situation - wenn man ihnen die Notwendigkeit/Möglichkeit einer Behandlung nicht ohnehin schon unmittelbar anmerkt.
Ich bin eingekeilt von zwei Nachbarhäusern. Aus einem schreits regelmäßig in die Nacht. Der andere Nachbar steht auch schon mal nachts in meinem Vorgarten und bittet um Hilfe, wenn er verfolgt wird. Ich kann mich nicht besonders darüber freuen, um 2 Uhr morgens deswegen aufstehen zu müssen, aber das ist nun mal so, ob er mein gestöhntes "Och Herr S... nicht schon wieder!" nun als negativ oder demütigend empfindet kann ich nicht sagen. Fakt ist, er sucht regelmäßig Hilfe bei mir.

Noch dazu bemerkenswert finde ich, dass es ja eine Wahrnehmung des Betroffenen ist. Ist dieser denn zu trauen im Falle einer psychologischen Behandlungswürdigkeit? Ich freue mich ganz und gar nicht über Herrn S., aber er bekommt dennoch bei mir ein Glas Wasser und darf sich entweder beruhigen oder auf den Notarzt warten, den ich rufe. Wenn ich das zweite tue, bin ich "einer von denen", also was auch immer, er da wahrnimmt. Letztlich - wo ist die Grenze? Da, wo der Mensch selbst entschieden hat, dass es besser ist, sich helfen zu lassen? Ich meine, wer ist schon vollkommen richtig im Oberstübchen und wer legt das fest?

Ohne leugnen zu wollen, dass es Menschen gibt, die offensichtlich negativ und demütigen damit umgehen, wie aber ist der Umgang mit psychisch kranken Menschen richtig? Und wer gesteht es mir ein, auch mal genervt zu reagieren zu dürfen auf der Straße, im Zug, da wo ich mich einer gewissen Penetranz von Menschen (ob in Behandlung oder nicht), nicht entziehen kann? Ich achte darauf, ob jemand Hilfe braucht. Notfalls frage ich nach. Ich bin aber ungern bereit mir ganze Lebensläufe erklären zu lassen - wenn ich meine Ruhe will und mein Gegenüber frisch aus der Klinik sich selbst resozialisiert, bei mir allerdings auf Granit beißt, wenn ich keine Zeit, keine Nerven usw. für so etwas habe.

Was erzählen Deine Patienten denn so, in welchen Momenten sie das Problem so wahrnehmen? Wenn sie auf Leute wie mich stoßen? :roll:

Gruß

R
 

urtak

Großmeister
22. Juni 2003
76
nun, ich hatte genau zweimal mit einem psychiater zu tun:
einmal im frühling 1993, da hab ich nach genau 4 stunden in der militärischen rekrutenschule den feldpsychiater aufgesucht und ihn vor die wahl gestellt, mitverantwortlich für das grösste massaker der militärgeschichte zu werden oder mich in die freiheit zu entlassen.
ich wurde (provisorisch) entlassen.
zwei jahre später musste ich bei einem privaten psychiater zur nachuntersuchung. der typ war pazifist und stellte mir ein dreiseitiges attest aus, das mich definitiv vom kriegspielen bewahrte.

nun zu Moppels eigentlicher frage: ich kenne einige personen aus meinem umfeld, die z.t. schwere psychische störungen hatten/haben. ein beispiel: ein cousin (student der philosophie), rastete eines tages ohne ersichtlichen grund völlig aus, zerstörte seine wohnung, warf das ganze mobiliar aus dem fenster und lief danach splitternackt durch die innenstadt. er wurde von der polizei verhaftet und schliesslich auf wunsch seiner familie in die psychi eingewiesen. er hielt sich für jesus persönlich und hatte riesige angst, umgebracht zu werden. er griff sogar seine mutter tätlich an.
vier jahre nach diesen ereignissen sah ich ihn auf einem familientreffen wieder: abgemagert, abwesend, mit grossen schwarzen augenringen und kaum mehr dazu fähig, einem dialog zu folgen. er lebt von einer iv-rente und wohnt in einem kleinen zimmerchen.
ich wollte ihn vorsichtig auf die damaligen ereignisse ansprechen, doch war ihm die thematik sichtlich unangenehm. er meinte nur, dass ihm die medikamente (die er immer noch einzunehmen hat) ruhigstellen und ihm die angstzustände nehmen. auf mich machte er den erbärmlichen eindruck eines zombies.
einen kurzen augenblick nur zeigte er etwas emotionen und sagte sinngemäss folgendes: die psychiater sind zwar guten willens und behandeln mich bestimmt nach bestem wissen und gewissen. sie haben zwar hunderte bücher über die funktion der menschlichen psyche gelesen, aber von der menschlichen SEELE hätte sie nicht die leiseste ahnung. die medikamente seien seine einzige chance, ein einigermassen vernünftiges leben zu leben.
 

XaDis

Geheimer Meister
10. Januar 2003
231
urtak schrieb:
... rastete eines tages ohne ersichtlichen grund völlig aus, zerstörte seine wohnung, warf das ganze mobiliar aus dem fenster und lief danach splitternackt durch die innenstadt....
*schluck* 8O Jetzt mal ohne scheiß, ist man irgendwie gefährdet wenn man selbst mal nur solche Gedanken gehabt hat? Also nur Gedanken wohlbemerkt.... 8O 8O 8O 8O 8O 8O 8O
 

urtak

Großmeister
22. Juni 2003
76
XaDis schrieb:
urtak schrieb:
... rastete eines tages ohne ersichtlichen grund völlig aus, zerstörte seine wohnung, warf das ganze mobiliar aus dem fenster und lief danach splitternackt durch die innenstadt....
*schluck* 8O Jetzt mal ohne scheiß, ist man irgendwie gefährdet wenn man selbst mal nur solche Gedanken gehabt hat? Also nur Gedanken wohlbemerkt.... 8O 8O 8O 8O 8O 8O 8O

nö, glaub ich nicht. ich gehe sogar davon aus, dass die meisten von uns schon mal solche oder ähnliche aggressiven gedankengänge hatten ("dem würd ich am liebsten den hals umdrehen" oder "gleich schmeiss ich den blöden pc an die wand" etc.)
früher gehörte es bei den rockbands sogar zum guten ton, nach der show das hotelzimmer zu zerstören und den fernseher in den swimminpool zu werfen. :lol:
das problem in diesem fall sind wohl eher die angstzustände/paranoia.
dr. moppel, unser forumspsychiater, wird dir das sicher genau erklären können! :)
 

blutkuss

Großmeister
12. Juni 2003
75
also ich muß sagen, ich halte nur bedingt was von psychiatrie...

wer gibt einem menschen das recht, darüber zu urteilen, was normal ist und was nicht? OK, es gibt fälle, die wahrscheinlich eindeutig sind..

aber nach gutdünken von jemanden, der das studiert hat und dann nach eigenerdenken handeln kann, verurteilt zu werden...

ich stell mir das machmal vor, tausende schwierigkeiten im alltag, z.b. völlig überschuldet, frau reicht scheidung ein, firma pleite und noch so ein paar dinger obendrauf und man rastet mal aus.. (ich meinen jetzt nicht gleich mord oder so)

und du kommst in die psychiatrie... wenn es so ist, wie ich das jetzt schon oft gelesen habe, ist man hilflos ausgeliefert.. selbst wenn ich nach einer woche wieder "normal" wäre, könnten die mich noch jahre dabehalten.. und dann ist noch die sache mit den psychopharmaka und den elektroschocks...

vielleicht ist wie bei allem auch bissl quatsch dabei, aber im kern ist immer ein wenig wahrheit...
 

Seeker

Geheimer Meister
6. September 2002
371
urtak schrieb:
XaDis schrieb:
urtak schrieb:
... rastete eines tages ohne ersichtlichen grund völlig aus, zerstörte seine wohnung, warf das ganze mobiliar aus dem fenster und lief danach splitternackt durch die innenstadt....
*schluck* 8O Jetzt mal ohne scheiß, ist man irgendwie gefährdet wenn man selbst mal nur solche Gedanken gehabt hat? Also nur Gedanken wohlbemerkt.... 8O 8O 8O 8O 8O 8O 8O

nö, glaub ich nicht. ich gehe sogar davon aus, dass die meisten von uns schon mal solche oder ähnliche aggressiven gedankengänge hatten ("dem würd ich am liebsten den hals umdrehen" oder "gleich schmeiss ich den blöden pc an die wand" etc.)
früher gehörte es bei den rockbands sogar zum guten ton, nach der show das hotelzimmer zu zerstören und den fernseher in den swimminpool zu werfen. :lol:
das problem in diesem fall sind wohl eher die angstzustände/paranoia.
dr. moppel, unser forumspsychiater, wird dir das sicher genau erklären können! :)

Gesunde Menschen haben zwar solch einen Gedanken aber nicht die Kraft und das Potential dies umzusetzen weil bei uns eine gewisse Sicherheitsschranke da ist. Bei kranken Menschen wird diese Schranke brüchiger je mehr Probleme sie bekommen und nicht meistern können. Irgendwann ist die Schranke kaputt und die Person rastet aus.

Meist liegt es aber an der Erziehung und der erlebten Vergangenheit das solch eine Schranke einen Riss bekommt. Von FREUD und CO halte ich im übrigen nicht viel. Der hat zuviel Drogen genommen und war sexuell einwenig abgedreht.
 

Pain

Geheimer Meister
21. Juli 2003
124
blutkuss schrieb:
und du kommst in die psychiatrie... wenn es so ist, wie ich das jetzt schon oft gelesen habe, ist man hilflos ausgeliefert.. selbst wenn ich nach einer woche wieder "normal" wäre, könnten die mich noch jahre dabehalten..

in einer offenen Einrichtung kannst du jederzeit heimlich abhauen 8)

ma im ernst ...

für eine geschlossene Einrichtung bedarf es einen richterlichen Beschluss. Der ist nach 6 Wochen (oder 8 ich weiß es grad nicht 100%ig) hinfällig und du kannst gehen. Es sei denn der Beschluss wird erneuert, dann bist du aber auch noch nicht wieder normal. Das mit der normalität ist zwar nicht einfach aber die Richter die ich kennengelernt habe machen einen guten Job.
Für eine geschlossene Unterbringung muss übrigens eine "massive Eigengefährdung" oder "eine Gefährdung dritter Personen" vorliegen.
Wenn du also gelegentlich oder täglich deinen Blumen im Vorgarten etwas vorsingst oder Baguettebrötchen an dein Gartenhaus nagelst ist das kein Grund :roll:
 

Moppel

Großmeister
18. Juli 2002
83
Uiuiuiui....

Da hab ich aber ne gewaltige Lawine losgetreten :D Sorry Leute, war heute länger in der Arbeit, kann deswegen erst jetzt Stellung zu euren zahlreichen Äußerungen nehmen.

Also dann mal los (ich versuch mich auch kurz zu fassen :D)
-Fr35h- schrieb:
Ich stell mir da immer so ein knastähnliches Gebäude vor, wo lauter irre rumlaufen und davon reden sie seien Vögel oder Hunde... und wer sich zu sehr aufführt, der bekommt nen elektroschock..
Danke, Fr35h für deine ehrliche und offene Antwort. Aber ich kann dich beruhigen, dieses „einer flog übers Kuckucksnest“-Szenario hat absolut nix mit der Realität zu tun. Tatsächlich habe ich noch nie einen Patienten getroffen, der sich für einen Vogel oder einen Hund hielt :D Nee, aber Spaß beiseite, es gibt tatsächlich einige Patienten, deren Verhalten für uns „Gesunde“ (Anführungsstriche!) ziemlich skurril oder bizarr anmutet. Und die (von Scientology gerne zitierten) Elektroschocks gibt es in der Form nicht mehr – und schon gar nicht als Bestrafungsmaßnahme! Was es aber gibt (und durchaus seine Berechtigung hat) ist die Elektrokrampftherapie (EKT). Hierbei wird quasi „künstlich“ ein epileptischer Anfall ausgelöst, der Patient bekommt dafür jedoch eine kurze Narkose, bekommt davon also nix mit! Außerdem wird diese Therapie nur noch sehr selten (etwa als letzter Schritt in der systematischen Depressionstherapie oder bei der lebensgefährlichen perniziösen Katatonie).

painworld schrieb:
:!: Bin wohl eher das Gegenteil von den hier erwünschten, es lag mir aber am Herzen auch etwas dazu zu sagen :!:
Kann ich gut verstehen :D

Rosskeule schrieb:
Das finde ich etwas schwierig zu beurteilen. Wie kommt es denn zu dieser Offenbarung, dass jemand in psychiatrischer Behandlung ist?
Ist es etwas, dass man als Warnung schon mal mit Edding auf der Stirn stehen hat? "Achtung, bin in Behandlung!" Oder lässt man es in jedem dritten Satz in ein Gespräch einfließen?
Ich habe keine Ahnung. In welchen Gelegenheiten kommen Deine Patienten denn in solche Situation - wenn man ihnen die Notwendigkeit/Möglichkeit einer Behandlung nicht ohnehin schon unmittelbar anmerkt.
Also viele Patienten berichten über solche Erlebnisse, wenn es ihnen schon wieder besser geht, soweit, dass ein Außenstehender nicht mehr merken würde, derjenige war mal schizophren. Wenn die Menschen dann in ihre Wohnung zurückgehen (oder auch mal übers Wochenende heimfahren), dann kommt natürlich immer das Gespräch bei den Nachbarn auf, die fragen, wo er/sie so lange war usw. Auch bei Verwandten ist es häufig so. Die verstehen dann nicht, wieso der/diejenige in einem psychiatrischen Krankenhaus war oder so. Die Notwendigkeit der Behandlung sieht man ihnen meist nur im Akutstadium (da bei adäquater Therapie aber häufig nach ein paar Tagen vorbei ist) an, dann nicht mehr. Und ich finde es im Übrigen auch absolut legitim, wenn die psychiatrischen Patienten über ihre Erkrankung berichten. Einen Schienbeinbruch erzählst du doch auch jedem, wieso sollten sie es geheim halten?

Rosskeule schrieb:
Letztlich - wo ist die Grenze? Da, wo der Mensch selbst entschieden hat, dass es besser ist, sich helfen zu lassen? Ich meine, wer ist schon vollkommen richtig im Oberstübchen und wer legt das fest?
Das ist eine ganz, ganz schwierige Frage (wo ich letztendlich auch häufig mit meiner Oberärztin diskutieren muss :D). Natürlich können wir Psychiater uns nicht anmaßen zu entscheiden, der spinnt und der nicht, der gehört behandelt, der nicht. Die allermeisten Patienten (also bei uns sicherlich 70-80%) begeben sich ja freiwillig in die Klinik, weil sie merken, es geht nicht mehr. Schwierig wird’s dann bei denen, die keinerlei Krankheitseinsicht haben und auch keinerlei Behandlungsbereitschaft. Da kann ich aber auch nicht jeden einsperren, der ein bissl „komisch“ ist. Ich denke, entscheidend ist hierbei zum einen, wie sehr der Patient darunter leidet (wenn er z.B. furchtbar gequält wird von seinen Halluzinationen und daraus selbstmordgefährdet wird) und wie stark die Umwelt darunter leidet. Wenn z.B. ein Wahnkranker ´jetzt mit dem Messer auf seine Nachbarn losgeht, weil er sie in seinem Wahn als des Teufels Diener oder die Mafia oder sonst was verkennt, dann kann man das nicht so lassen.
Aber grundsätzlich hast du recht, es ist auch in der Praxis oftmals nicht so einfach die manifeste Krankheit von „komischen Eigenheiten“ (na, der is halt so) zu trennen. Schwierig, können wir aber gerne noch mal ausführlicher drüber diskutieren.

Rosskeule schrieb:
Ohne leugnen zu wollen, dass es Menschen gibt, die offensichtlich negativ und demütigen damit umgehen, wie aber ist der Umgang mit psychisch kranken Menschen richtig? Und wer gesteht es mir ein, auch mal genervt zu reagieren zu dürfen auf der Straße, im Zug, da wo ich mich einer gewissen Penetranz von Menschen (ob in Behandlung oder nicht), nicht entziehen kann?
Ich denke, das ist ganz normal. Ich bin natürlich auch manchmal im Stationsalltag total genervt von dem Maniker, der mir grad zum 30. Mal erzählt, was er heute morgen zum Frühstück gegessen hat :D Ich denke aber, es ist der haarfeine aber unheimlich wichtige Unterschied zwischen „mal genervt sein“ und Ignoranz, aber das hast du so wie ich dich versteh ja auch ganz gut im Griff :D

XaDis schrieb:
urtak schrieb:
... rastete eines tages ohne ersichtlichen grund völlig aus, zerstörte seine wohnung, warf das ganze mobiliar aus dem fenster und lief danach splitternackt durch die innenstadt....
*schluck* 8O Jetzt mal ohne scheiß, ist man irgendwie gefährdet wenn man selbst mal nur solche Gedanken gehabt hat? Also nur Gedanken wohlbemerkt.... 8O 8O 8O 8O 8O 8O 8O
LOL, neee, Urtak hat das schon ganz gut klar gemacht. Sowas ist völlig „normal“, mir passiert das auch :D :D Nur, wenn, du es dann TUST; dann sollten wir mal drüber sprechen :lol:

blutkuss schrieb:
wer gibt einem menschen das recht, darüber zu urteilen, was normal ist und was nicht? OK, es gibt fälle, die wahrscheinlich eindeutig sind..
aber nach gutdünken von jemanden, der das studiert hat und dann nach eigenerdenken handeln kann, verurteilt zu werden...
ich stell mir das machmal vor, tausende schwierigkeiten im alltag, z.b. völlig überschuldet, frau reicht scheidung ein, firma pleite und noch so ein paar dinger obendrauf und man rastet mal aus.. (ich meinen jetzt nicht gleich mord oder so)
und du kommst in die psychiatrie... wenn es so ist, wie ich das jetzt schon oft gelesen habe, ist man hilflos ausgeliefert.. selbst wenn ich nach einer woche wieder "normal" wäre, könnten die mich noch jahre dabehalten.. und dann ist noch die sache mit den psychopharmaka und den elektroschocks...
vielleicht ist wie bei allem auch bissl quatsch dabei, aber im kern ist immer ein wenig wahrheit...
Blutkuss, auch dir vielen Dank für deine ehrlich Meinung. Allerdings unterliegst du dort einfach einer Fehlinformation, bzw. den Vorurteilen.
Zu der schwierigen Diskrimination zwischen „normal“ und verrückt“ habe ich oben ja schon was geschrieben. Und ich kann’s nur noch mal wiederholen, der allergrößte teil der Patienten kommt ja freiwillig zu uns, weil er/sie Hilfe sucht! Und wir sperren ja auch nicht jeden weg, der mal ein bisschen ausrastet. Eingegriffen mit Polizei und richterlichem Unterbringungsbeschluss (die berühmte Zwangseinweisung) kommt tatsächlich nur bei akuter Eigen- oder Fremdgefährdung zum tragen. In Deutschland darf heute niemand mehr wegen allgemeiner Lästigkeit eingesperrt werden.
Zu deinem letzten Statement kann ich leider nichts anderes sagen, als dass das völliger haarsträubender Unsinn ist. Die durchschnittlichen Verweilzeiten in der Psychiatrie sind heutzutage bei ca. 20-28 Tagen, sobald ein Patient wieder soweit stabil ist, wird er wieder baldmöglichste entlassen Die Vorstellung, die Mensche werden dort für Jahre gegen ihren Willen eingesperrt und gefoltert ist totaler Schwachsinn! Geh einfach mal (und das mein ich ernst) in eine Klinik und sprich etwas mit den Patienten dort, da kannst du wirklich viel lernen!
Zu der Geschichte mit den „Elektroschocks“ habe ich ja auch oben schon was geschrieben. Falls da Bedarf besteht, kann ich das gerne noch mal ausführlicher erklären :D Und auch die Psychopharmaka haben bei dir ein recht schlechtes Bild, wie es scheint. Dazu werde ich unten dann auch noch etwas mehr schreiben.

Seeker schrieb:
Meist liegt es aber an der Erziehung und der erlebten Vergangenheit das solch eine Schranke einen Riss bekommt. Von FREUD und CO halte ich im übrigen nicht viel. Der hat zuviel Drogen genommen und war sexuell einwenig abgedreht.
Wen genau meinst du denn mit „und Co“ ? Sicherlich spielst du auf die alte Psychoanalytiker-Riege an. Das hat aber nichts mit Psychiatrie zu tun :D

painworld schrieb:
für eine geschlossene Einrichtung bedarf es einen richterlichen Beschluss. Der ist nach 6 Wochen (oder 8 ich weiß es grad nicht 100%ig) hinfällig und du kannst gehen. Es sei denn der Beschluss wird erneuert, dann bist du aber auch noch nicht wieder normal. Das mit der normalität ist zwar nicht einfach aber die Richter die ich kennengelernt habe machen einen guten Job.
Das ist wahr. Wenn du jemanden gegen seinen Willen in einer psychiatrischen Klinik behalten willst, benötigst du binnen 24 Stunden (in Rheinland Pfalz sinds 72) einen richterlichen Beschluss. Das entscheidet also nicht der Psychiater sondern der Richter. Und der Beschluss wird dann meist für 6 Wochen (manchmal auch nur zwei, je nach Krankheitsbild) gemacht, läuft der Beschluss ab, darf der Patient gehen, so einfach geht das :D Die Erfahrung zeigt eigentlich, dass, die meisten Patienten aber schon nach kurzer Zeit mit einem freiwilligen Aufenthalt einverstanden sind und der Beschluss frühzeitig aufgehoben werden kann. Viele Patienten zeigen sich im Nachhinein auch sehr dankbar dafür, dass man ihnen in der schwierigen Zeit geholfen hat. Sie beschreiben dann auch ganz anschaulich, dass sie zu der zeit einfach nicht wussten, was sie taten und nicht Herr ihrer Sinne waren, also jemand anders für sie entscheiden musste, in die Klinik zu gehen, was im Nachhinein auch die richtige Entscheidung war,

So, nun hab ich mich aber doch nicht so richtig kurz gefasst. Naja, ich bin mal gespannt, was noch so kommt :D

Ich geh jedenfalls jetzt erstmal schlafen,

Grüßele

Moppel
 

Moppel

Großmeister
18. Juli 2002
83
Hoppla, nun hab ich aber die Psychopharmaka vergessen. Wenn's euch nichts ausmacht, schreib ich morgen oder übermorgen was dazu. 8)

Grüßele,

Moppel

P.S.: Sorry für den Doppelpost
 

Dilandau

Geselle
18. Juni 2003
45
Deutsche Psychatrien sind extrem locker. Man fliegt extrem leicht raus.

Was gut wäre, wenn das Reservoir der Ätzte dort etwas Kundalinierfhaarung hätte. Außerdem brauchen die mehr Personal. Wer will scheisse löffeln? Muß man dazu japanisch reden?

Vertrauen zu entwicklen wäre leichter mit dynamischen Ärzten.
 

urtak

Großmeister
22. Juni 2003
76
@Moppel
auf wen berufst du dich denn bei deinen analysen? auf freud, jung oder co.!?!?!
freud würde man heute wegen sexueller belästigung verhaften, jung wegen seinen ufo-geschichten ins burghölzli einliefern...
auf wen verlässt du dich also bei deinen analysen? nenne mir den namen, und ich werde dir nachweisen, dass er seine frau verprüglet, oder er stiehlt im supermarkt, oder er ist mitglied der scientologen, oder der vpm, oder mystisch-okkulter freimaurer, oder taubstummer katzenschlächter mit schwimmhäuten zwischen den zehen!!!
Moppel: beschäftigt euch vermehrt mit der menschlichen SEELE!! naja, lest halt mal ein buch dazu, macht euch schlau!!! jung und freud auswendig lernen und danach sexuell vernachlässigte hausfrauen trösten...sorry, das kann jeder mit ein bisschen menschenkenntnis!!! (ok., war ein böser angriff gegen Moppel und seine berufskollegen... entschluldige mich für den ausfall...!) :wink:
 
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