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Ist Deutschland demokratisch genug?

Ist Deutschland demokratisch genug?


  • Umfrageteilnehmer
    382

Zarnikor

Geheimer Meister
22. Juni 2003
187
@antimagnet:

wenn ich das richtig verfolgt habe, geht es darum die auswirkungen der privatisierungen auf die demokratie anhand von beispielen zu veranschaulichen und damit aufzuzeigen, dass privatisierung nicht unbedingt zur demokratie beiträgt.

weiter oben kann man doch die entwicklung der diskussion bis zum jetzigen punkt nachvollziehn.
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
antimagnet schrieb:
und was hat das jetzt mit demokratie (bzw. dessen ursprünglicher bedeutung) zu tun?

gruß,
antimagnet

na es hat wohl in dem sinn was mit demokratie zu tun, dass es eben nicht wirklich im sinne des souveräns ( also dem volk ) ist, wenn etwa vom volk durch steuern finanzierte infrastrukturen oder dienstleistungen durch privatisierung dem bisherigen nutznießer entzogen werden.

beispiel bundesbahn ( hab ich das nicht schon mal irgendwo geschrieben? ) die bahn war ein staatsbetrieb, die bahn ist durch die aktienmehrheit des bundes eigentlich immer noch ein staatsbetrieb... doch die bahn erhöht munter ihre preise und stellt zunehmend strecken ein, die in ihren augen nicht lukrativ sind..
private firmen, die nun diese nicht lukrativen strecken befahren wollen müssen mit ansehen, wie man ihnen vor den augen die schienen aus dem boden reisst oder sie können nahezu neu aufbereitete züge und wagons nicht kaufen weil sie verschrottet werden müssen ( weil bahnchef mehdorn das so will )
die schienen jedoch sind letztlich wie die züge und wagons aus steuermitteln finanziert worden als die bahn noch nicht privat war ( dass sie der staat immer noch steuermittel in dieses wahnsinnsunternehmen steckt ist ein anderes kapitel ) ...
die privatisierung mit ihrem konkurenzdenken und ihrer gewinnmaximierung bzw. rationalisierung sorgt letztlich dafür, dass mittel und service zerstört werden.. bahnchef medhorn kann schalten und walten wie er es im rahmen einer privaten geschäftsführung der deutschen bahn für richtig hält..
der kunde und steuerzahler guckt dabei durch die röhre.

natürlich spielt dabei auch eine rolle, dass bahnchef hartmut mehdorn sich aufführen kann wie ein wahnsinniger weil er ja weiss, dass er immer rückendeckung vom staatsäckel hat... ein kuriosum...

und vielleicht ist das nicht das allerbeste beispiel... führt aber in die richtige richtung.

wenn man sich das nun mit wasser ansieht, so hat der steuerzahler für den aufbau der infrastruktur ebenso gesorgt wie für die reinhaltung des wassers..

durch den fehlenden konkurenzdruck und die sichere finanzierung war man gefeit vor preistreiberei und risiken durch mutwillige schlamperei ( denn schlamperei lohnt sich wie man ja am britischen schienennetz sehen kann das ebenfalls in privater hand ist )

der steuerzahler hat sicherlich kein interesse daran, dass seine züge, seine wagons, seine wasserleitungen etc. an andere verkauft werden nur damit dann irgendjemand die preise gestalten kann wie er heiter ist.

sehen wir uns die post an...
ist das telefonieren billiger geworden seit die telekom aus der post ausgegliedert wurde und als privates unternehmen durch die welt tingelt?
ist der service der telekom besser geworden?
hat der steuerzahler das gewollt?
die leitungen und anschlüsse auf die die telekom ihre quasimonopolistische macht gründet ( ähnlcih wie bei der bahn ) hat der steuerzahler noch finanziert, doch profitieren kann dieser davon nicht mehr.
warum hat man denn privatisiert... die volksvertreter haben sich davon entlastungen versprochen und somit käme das dem steuerzahler wieder zugute, doch leider wurde daraus ja auch wieder nichts..

ich denke bei privatisierung von "volkseigentum" sollte doch das volk etwas expliziter befragt werden ob es das will....

immerhin ist zu vermuten, dass die "volksvertreter" hier nicht mehr im sinne des volkes entscheiden.

nun geht es aber doch in der demokratie eigentlich immer darum, dass im namen des volkes entschieden werden soll...
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
nun geht es aber doch in der demokratie eigentlich immer darum, dass im namen des volkes entschieden werden soll...


sobald das volk privatisierung will, ist es demnach demokratisch, oder?

kann man irgendwie rauskriegen, wie die haltung der bevölkerung zur privatisierung der bundespost war? am besten repräsentativ... :roll:
 

racingrudi

Geheimer Meister
11. September 2004
475
moin,

zur messbarkeit von demokratie:
1 = präsentative demokratie: wahl von volksvertretern alle paar jahre
3 = direkte demokratie: plebiszite für jeden sch***
2 = mischform: plebiszite für zu benennende grundlegend vom volk direkt zu bestimmende entscheidungen, die bspw. die bereits erwähnte trinkwasserversorgung, verkehr, energieversorgung, kommunikation, etc ... umfasst.

deshalb fühle ich mich in meinem demokratischen idealverständnis (demokratieskala: 2) schon beschnitten, wenn meine gewählten vertreter beschließen, mir etwas wegzunehmen / zu privatisieren. zur schadensfrage von privatisierungen wurde schon das eine oder andere erwähnt. mir persönlich ist bei der postverscherbelung insofern schaden entstanden, als dass sie meine postfiliale dicht gemacht, zunächst durch eine tante-emma-postagentur ersetzt haben, die dann kurz später wieder aufgelöst wurde. ich hab's schon irgendwo anders erwähnt: es kann nicht sein, dass in einer 40.000-einwohner-stadt nur eine post-hauptstelle und eine weitere tante-emma-agentur existieren. das ist eine folge der durch die privatisierung entstandenen zielvorgabeänderung des konzerns: gewinmaximierung statt nutzenoptimierung, und zwar nutzenoptimierung aus sicht des öffentlichen interesses und nicht aus sicht der aktionäre. zudem: heuschreckengefahr! ich bin der überzeugung, dass ein betrieb auch ohne wettbewerb durchaus wirtschaftlich geführt werden kann nach der maßgabe "gestalten" statt "verwalten". also: keine beamtenbetriebe.

mir hat's ja schier der magen umgedreht, als ich davon hörte, dass NRW-wahlverlierer und möglicher neuer finanzminister steinbrück laut darüber nachdachte, das autobahnnetz zu veräußern. he, das war sein ernst! nur durch die besondere rechtslage wird diese maßnahme bislang nahezu ausgeschlossen. wenn es irgendwann mal doch soweit ist, dann hätte ich schon gern meine stimme dazu abgegeben.

dass eine demokratie nicht nur friede freude eierkuchen sein kann ist ziemlich einleuchtend, denn wenn eine mehrheit für was ist wird es immer auch eine enttäuschte minderheit geben. deshalb wird man auch nie auf einen idealen nenner kommen, recht machen kann man es in den seltensten fällen allen.

das größere problem ist aus meiner sicht das, dass trainer und fußballmannschaft noch so viele mannschaftsbesprechungen durchführen können, solange nachher doch der fette sponsor die aufstellung macht. und wenn der dann auch noch bestimmt, dass künftig zu seiner belustigung nur noch in tüllröckchen gekickt werden soll, dann wird die vereinsleitung dem zustimmen, nur um weiterhin an seine asche zu kommen. der sagt dann aber auch: tja, ihr spielt zwar alle gern fußball, weil ohne könnt ihr nicht leben, aber trotzdem sage ich euch, dass nicht mehr alle mitspielen dürfen. von daher kann man sich eine diskussion über mehr oder weniger demokratie fast schon schenken, weil es mittlerweile der harten realität entspricht, auf die bedeutenden entscheidungen keinen wirklichen einfluss mehr nehmen zu können.


entschiedener gruß,
rg
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
von daher kann man sich eine diskussion über mehr oder weniger demokratie fast schon schenken, weil es mittlerweile der harten realität entspricht, auf die bedeutenden entscheidungen keinen wirklichen einfluss mehr nehmen zu können.

das hört sich so an, als hätte es eine zeit gegeben, in der das möglich war... :roll:
 

racingrudi

Geheimer Meister
11. September 2004
475
antimagnet schrieb:
von daher kann man sich eine diskussion über mehr oder weniger demokratie fast schon schenken, weil es mittlerweile der harten realität entspricht, auf die bedeutenden entscheidungen keinen wirklichen einfluss mehr nehmen zu können.

das hört sich so an, als hätte es eine zeit gegeben, in der das möglich war... :roll:

hm, stimmt. streiche "mittlerweile" im satzmittelteil und das "mehr" am satzende.
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
antimagnet schrieb:
sobald das volk privatisierung will, ist es demnach demokratisch, oder?

kann man irgendwie rauskriegen, wie die haltung der bevölkerung zur privatisierung der bundespost war? am besten repräsentativ... :roll:

es wäre wohl demokratisch wenn man über die konditionen einer privatisierung sowie über das ob überhaupt entsprechend öffentlich diskutieren könnte und eine abstimmungsmöglichkeit hätte... ich denke doch mal...
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
darauf wollte ich hinaus.


wenn es vom volk legitimiert wird, ist es demokratisch, wenn nicht, nicht - unabhängig davon, um was für eine maßnahme es sich handelt: privatisierung der post, angriffskrieg gegen die schweiz, bewährungsstrafe für mehmet.

also nicht die maßnahme macht etwas (un)demokratisch, sondern die passung (bzw. nicht-passung) zum allgemeinen volkswillen. und der fehlt in der bisherigen argumentation, dass die post, die bahn, die wasserwirtschaft nicht privatisiert werden dürfte. erst wenn das erkennbar nicht der volkswille ist, wird's undemokratisch. und ohne repräsentative umfragen halte ich einen allgemeinen volkswillen nicht für erkennbar. eine wahl wäre übrigens eine solche repräsentative umfrage, ich gebe zu mit beschissenen antwortalternativen.

andererseits: ist ein guter könig, der im sinne des volkes handelt, demokratisch?

:gruebel:,
a.



nachtrag:

grade aktuell aufgeschnappt:

Brasilianer wollen weiter ballern

eine pflicht(!)volksabstimmung in brasilien ergab, dass 64% der brasilianer kein waffenhandelsvebrot (bzw. einschränkung) wollen. laut spiegel kommen nur in venezuela mehr menschen durch schusswaffen um als in brasilien. trotzdem eine eindeutig demokratische entscheidung.
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
antimagnet schrieb:
also nicht die maßnahme macht etwas (un)demokratisch, sondern die passung (bzw. nicht-passung) zum allgemeinen volkswillen. und der fehlt in der bisherigen argumentation, dass die post, die bahn, die wasserwirtschaft nicht privatisiert werden dürfte. erst wenn das erkennbar nicht der volkswille ist, wird's undemokratisch. und ohne repräsentative umfragen halte ich einen allgemeinen volkswillen nicht für erkennbar. eine wahl wäre übrigens eine solche repräsentative umfrage, ich gebe zu mit beschissenen antwortalternativen.

nun ist das wohl so, dass ein guter könig zwar im sinne des volkes handeln kann, aber eben keine garantien bietet... schon sein nachfolger könnte ganz anders drauf sein oder der gute könig könnte es sich noch zu lebzeiten anders überlegen...

eine wahl ist in dem sinn aber eben keine repräsentative umfrage, die erschöpfend den willen des volkes abfragt weil man ja inzwischen eigentlich nur noch sinnfrei die wahl zwischen netten farben hat.. die parteiprogramme ähneln sich immer mehr und wo sie sich unterscheiden stellt man dennoch spätestens nach der wahl fest, dass sie das papier nicht wert waren auf dem sie formuliert wurden.

auch wenn man dem volk versucht die privatisierung mit hilfe von unterschlagung von tatsachen und euphemsimen schmackhaft zu machen ist das eher manipulation um die legitimation zu bekommen anstatt eine repräsentative meinungsumfrage zum thema.. wenn ich an repräsentative umfragen denke an denen ich als testhaushalt bisher mitgewirkte habe ( forsa etc. ) dann habe ich da schon wesentlich mehr auswahlmöglichkeiten und die fragen sind weitgehend frei von manipulation.... da heisst es nicht etwa "wie finden sie die herrlichen und erfrischenden werbesendungen im free-tv" sondern schlicht was halten sie von "werbung im free-tv" gar nichts, nicht viel, ist mir egal, begrüsse ich etc.

wenn also letztlich jede meinungsumfrage mehr darauf ausgelegt ist herauszufinden was man will, so scheint es mir doch seltsam wenn das gerade in der politik nicht gehen soll.
 

racingrudi

Geheimer Meister
11. September 2004
475
antimagnet schrieb:
eine wahl wäre übrigens eine solche repräsentative umfrage, ich gebe zu mit beschissenen antwortalternativen.

wie gesagt würde ich ganz gerne zwischendurch mal gefragt werden, zumindest bei den wirklich dicken dingern wie privatisierung der post oder angriffskrieg gegen die schweiz. die bewährungsstrafe für mehmet können sie durchaus anders entscheiden, da es nicht komplett das ganze volk betrifft und insofern nicht unbedingt erforderlich ist, jede meinung einholen zu müssen. einmal in vier jahren um meine meinung gefragt zu werden ist mir ehrlich gesagt zu wenig. es hilft mir wenig bis gar nichts, wenn ich jemanden wähle, der nachher lustige dinge treibt und ich ihn dann vier jahre später mit stimmenentzug abstrafen kann. toll. dann ist halt d'katz scho d'r boom nuff, die post verkauft und der euro ungefragt eingeführt.

antimagnet schrieb:
andererseits: ist ein guter könig, der im sinne des volkes handelt, demokratisch?
er handelt vielleicht "demophil", demokratisch ist eine monarchie schon mal gemäß definition nicht, da am ende immer noch der könig das szepter in der hand hat und eben nicht das volk. die "-kratie" fehlt.
 

Vondenburg

Vollkommener Meister
11. Februar 2003
519
Eine repräsentative Wahlmöglichkeit wurde noch vergessen:
Die "Kauf"wahl

Im Prinzip wird wird ja der freie Markt (wenn wir mal von einem Monopol absehen) demokratisch geregelt. Wenn ein bestimmtes Produkt nicht mehr den Käuferwünschen genügt, dann wird es sich nicht sehr lange auf dem Markt halten. Genauso hat eine Firma und dessen Produkte arge Probleme, wenn ihr Image beschädigt wird oder ihr Image selber beschädigt.
Genausowenig schafft es ein noch so großer Konzern am Markt vorbeizuproduzieren solange kein Monopol entstanden ist!
 

r2-d2

Geheimer Meister
29. August 2005
260
Aphorismus, nicht um zu diskutieren - wir beide können das nicht miteinander - einfach so zum Lesen, damit Du Dich eventuell nicht mehr im Kreis drehst :wink: :


Aus dem Kieler Rat
Stadtwerke: Privatisierung gefährdet die Demokratie
http://www.sozialismus-jetzt.de/linx-00-11/stadtwerke_oetv.html

Das Dogma der Privatisierung
Die Kommunale Daseinsvorsorge als Spielball transnationaler Unternehmen
http://www.labournet.de/diskussion/wipo/gats/werle.html


Soziale Aneignung ist möglich!
Sascha Kimpel über die Suche nach Alternativen zur Privatisierung auf dem Europäischen Sozialforum
http://www.labournet.de/diskussion/wipo/gats/kimpel.html
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
@force

beispiel bundesbahn ( hab ich das nicht schon mal irgendwo geschrieben? ) die bahn war ein staatsbetrieb, die bahn ist durch die aktienmehrheit des bundes eigentlich immer noch ein staatsbetrieb... doch die bahn erhöht munter ihre preise und stellt zunehmend strecken ein, die in ihren augen nicht lukrativ sind..

ach ja, die bahn...

interessant ist in diesem zusammenhang, welche lobbyisten da in den letzten jahren im aufsichtsrat saßen bzw. sitzen- ein schelm wer sich etwas dabei denkt:

-bis 1998 Heinz Dürr, zuvor selbst Bahn-Chef, im Hauptberuf Eigner des weltweit größten Autolackierkonzerns, der Dürr AG. Seine Funktion war immer erkennbar geprägt von den Interessen der Autolobby. Entsprechend stand er am Beginn des Bahn-Privatisierungsprozesses.

-1998 folgte mit Dieter Vogel ein Topmann von Thyssen, dem Konzern, der mit Siemens den Transrapid fertigt. Bis dahin hatte die Bahn die Magnetbahn abgelehnt.

-2001 wurde Michael Frenzel Bahn-Aufsichtsratschef. Frenzel ist Vorstandschef von TUI, Europas größtem Reiseveranstalter, gleichzeitig Betreiber einer Billigairline. Seit 2001 gibt die Bahn verstärkt den Schienenverkehr in der Fläche auf (Einstellung des Interregio); die Regionalairports mit Billigairlines schießen aus dem Boden. 2005 verkaufte TUI den Bahntransportanbieter VTG (Kesselwagen) an ein französisches Konsortium. Damit wird der Güterverkehrsmarkt auf deutschen Gleisen weiter segmentiert.

-Werner Müller, seit Dienstag Nachfolger von Frenzel, wollte noch vor einem Vierteljahr Vergleichbares veranstalten und die Bahnsparte von RAG an die polnische Bahn PKP verkaufen. Am Ende kam sie doch zur Deutschen Bahn. Müller war als Wirtschaftsminister verantwortlich für einen der größten Monopolisierungscoups: Der Stromkonzern E.on durfte per Ministererlaubnis Ruhrgas übernehmen. Damals überließ Müller die Entscheidung angeblich seinem Staatssekretär Alfred Tacke: Tacke leitet heute zufälligerweise die RAG-Kraftwerkssparte Steag. ..

http://www.jungewelt.de/2005/07-06/002.php

»Das ABC der Bahnzukunft«

Dokumentiert: Bahn erhalten ? Appell an die neue Bundesregierung: Kein Börsengang

http://www.jungewelt.de/2005/10-22/019.php

Das ABC der Bahnzukunft:
Ein Appell von Fachleuten an alle, die über die DB AG entscheiden

Der Börsengang der Deutschen Bahn AG, der Teil der Debatten über die Regierungsbildung und die Haushaltssanierung ist, paralysiert das politische und unternehmerische Handeln im Bereich des Schienenverkehrs: Um die Bahn interessant für Anleger zu machen, kommt es seit 2004 zu drastischen Ausgabenstopps in allen Sparten. Diese
verhindern marktorientierte Entwicklungen in den Angeboten der DB AG,
stürzen Unternehmen der Bahnindustrie in Krisen,
verzögern trotz bereitstehender Bundesmittel Bauprojekte, da die Eigenleistungen von der DB AG nicht zeitgerecht erbracht werden,
führen zur Verschleppung von Instandhaltungen
und tragen zum Verlust Tausender Arbeitsplätze bei.
Es ist an der Zeit, die Strategie, die DB AG an die Börse zu bringen, kritisch zu prüfen..

buergerbahn-statt-boersenbahn

und dann gibt es noch ganz andere bereiche als die bisher angesprochenen, nämlich das verscheuern von kommunalen wohnungsgesellschaften an spekulanten, mit den entsprechend negativen folgen für die mieter:

»Finanzspekulanten machen das Wohnen teurer«

Fondsgesellschaften kaufen immer mehr Wohnungsbestände auf. Schneller Profit ist das Hauptziel. Ein Gespräch mit Reiner Wild

* Reiner Wild ist stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Berliner Mietervereins

http://www.jungewelt.de/2005/10-24/021.php
 

Aphorismus

Ritter vom Osten und Westen
22. Dezember 2004
2.466
@ r2-d2:

Ich habe nie bestritten, dass es gute Argumente gegen Privatisierung gibt. Nur finde ich in den von dir verlinkten Artikeln keine. Und ich habe mir wirklich die Mühe gemacht, sie alle in Ruhe durchzulesen.

Das ist aber auch gar nicht weiter schlimm, denn erstens glaube ich wie gesagt onehin unbesehen, dass es gute Argumente gegen Privatisierung gibt und zweitens hat das keinen Bezug zum Thema.

Der Bezug fehlt, weil (mir) immer noch nicht klar geworden ist, wo genau der Zusammenhang zwischen Demokratie und Privatisierung ist. Abgesehen davon denke ich, dass es dem Staat noch viel leichter fallen würde, seine Bürger zu überwachen, wenn es statt UPS, Fedex und der Post nur eine staatlich kontrollierte Post und statt Alice, Arcor, O2 und Telekom nur eine staatlich kontrollierte Telekom gäbe. Dann wären - mal ganz angesehen davon, dass Internet dann wohl noch ein vielfaches des jetzigen Preises kosten würde, was noch viel undemokratischere Folgen hätte - alle Informationen so oder so sofort beim Staat - und das würde ich schlimm finden! Kannste ja mal drüber nachdenken... :wink:
 

racingrudi

Geheimer Meister
11. September 2004
475
Aphorismus schrieb:
Der Bezug fehlt, weil (mir) immer noch nicht klar geworden ist, wo genau der Zusammenhang zwischen Demokratie und Privatisierung ist.
ein kleiner bezug wurde genannt: ich würde ganz gerne gefragt werden, wenn staatliche silberware verscherbelt wird, da ich ein teil dieser großfamilie staat bin und auch meinen finanziellen teil dazu beitrage. ich hätte gerne außer wettbewerb weitere begründungen, die dafür sprechen sollen. wenn es denn so sein soll, dass der unterhalt des stadions zu teuer wird, dann soll der fußballverein dieses halt verkaufen. wenn es der verein aber auf eigene faust schaffen könnte, es zu unterhalten, dann finde ich einen verkauf geradezu fahrlässig. das wäre, wie wenn man ohne not seine eigentumswohnung verkaufen und sich nachher in derselben wieder einmieten würde. privatisierung läuft doch immer darauf hinaus, dass sich profitdenkende unternehmen stücke des gemeinwohlkuchens abschneiden. das will ich nicht. aber ich werde nicht gefragt. obwohl ich als teil des DEMOS die macht [krátia] haben sollte, zumindest über dinge, die das staatsvermögen betreffen, mitzuentscheiden.

gibt's eigentlich zahlen, wie viele arbeitsplätze seit beginn [edit: und in unmittelbarem zusammenhang] der privatisierungen auf der strecke geblieben sind?

Aphorismus schrieb:
Abgesehen davon denke ich, dass es dem Staat noch viel leichter fallen würde, seine Bürger zu überwachen, wenn es statt UPS, Fedex und der Post nur eine staatlich kontrollierte Post und statt Alice, Arcor, O2 und Telekom nur eine staatlich kontrollierte Telekom gäbe. Dann wären - mal ganz angesehen davon, dass Internet dann wohl noch ein vielfaches des jetzigen Preises kosten würde, was noch viel undemokratischere Folgen hätte - alle Informationen so oder so sofort beim Staat - und das würde ich schlimm finden! Kannste ja mal drüber nachdenken...
naja, dann hätte ja der staat durch die privatisierungen einen gravierenden fehler begangen ... wie kann man sich nur seiner besten staatssicherheits-kontrollinstanzen entledigen ...
 

morgenroth

Geheimer Sekretär
6. September 2003
685
racingrudi schrieb:
. privatisierung läuft doch immer darauf hinaus, dass sich profitdenkende unternehmen stücke des gemeinwohlkuchens abschneiden.

Genauso sehe ich das auch. Das alles sind dem Gemeinwohl dienende Bereiche. Warum muss man da jemanden "zwischenschalten", der abkassiert. Vorteile bringt das dem Gemeinwohl nicht, eher weniger Arbeitsplätze und höhere Preise.

So langsam frage ich mich, wann der Reichstag privatisiert wird. Oder ist er das schon? :O_O:
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
sollte die nahrungsmittelindustrie auch verstaatlicht werden/sein?


gibt's eigentlich zahlen, wie viele arbeitsplätze seit beginn [edit: und in unmittelbarem zusammenhang] der privatisierungen auf der strecke geblieben sind?

das dürfte so in etwa der zahl an leuten entsprechen, die im staatsbetrieb unnötigerweise eingestellt waren... :twisted: :wink:

dass arbeitsplätze geschaffen werden, legitimiert für mich nicht eine maßnahme, ebensowenig wie sich m.e. eine maßnahme allein deswegen verbietet, weil arbeitsplätze verloren gehen.


dass die meisten dinge teurer werden (telefongespräche übrigens nicht), wenn man sie privatisiert, ist doch auch nur dann ein argument, wenn man zeigt, dass sie teurer sind als wie wenn das staatlich weitergelaufen wäre. bei bitte gleich hoher nachfragedeckung. wie sehr eine staatlich gelenkte wirtschaft in mangelversorgung münden kann, haben wir doch bei der ddr gesehen...

gruß,
anti :wink:



nachtrag:

vielleicht bringt uns ja folgende frage weiter in der eigentlichen threadfrage:
in welchen bereichen wünschen wir uns eine volksbefragung, bevor politische maßnahmen ergriffen werden?
 

r2-d2

Geheimer Meister
29. August 2005
260
Dass Monopol nicht gleichbedeutend mit horrenden Preise sein muss, zeigt das Beispiel Zündwaren und dass es umgekehrt durch Privatisierung zu eklatanten Preissteigerungen kommen kann zeigt derzeit das Beispiel Gaspreise. Es ist nun mal ein Erfahrungswert, dass ein per Verfassung gebundener Wohlfahrtsstaat seine Güter anders verteilen muss als ein Globalplayer, der an der Börse notiert, außer er hat ein Produkt dass sich von selbst verkauft.

Du siehst, ich denke durchaus darüber nach während ich Dir wohl noch dreitausen Links präsentieren kann, die Du vermutlich sogar durchliest, aber die in Deinem Kopf nicht viel zu bewegen scheinen, sorry, das ist wirklich polemischich weiß aber ... naja lassen wir das, stoische Wiederholungen der eigenen - wie ich finde ziemlich festgefahrenen Meinung - scheint ja doch ein gutes Maß Aufmerksamkeit zu garantieren. Ich werde mich deshalb aber nicht weiter von Dir beschäftigen lassen und die einzelnen Passagen auch noch rauskopieren oder auch die, die diverse tendenzielle Schlüsse zulassen, denn wenn sich das Rädle bisher nicht gedreht hat, brauchts eventuell einen anderen Anstoß 8) :lol:


@antimagnet
die EU-Verfassung wäre schon ein ziemlich relevantes Thema für mich, aber gerade auch so Sachen wie Privatisierung, Gen-Saatgut und GenFood, mal schaun was mir noch einfällt, grade im Umwelt- und beim Verbraucherschutz gibts einiges, was ich für abstimmungswürdig halte.
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
ich sag doch gar nicht, dass ich prinzipiell für privatisierung bin (bin's ja auch nicht).

aber privatisierung ist nicht prinzipiell was schlechtes. sonst hätt's den leuten in der ddr glänzend gehen müssen.

bei der post fand ich's nicht so schlimm, bei der bahn schwank ich und beim wasser bin ich mir ziemlich sicher, dass ich keine privatisierung will.

das ist einfach unterschiedlich, ich halte nur von einer glorifizierung von verstaatlichung nix.

ja, von einer glirifizierung von privatisierung halt ich auch nix, bin mir hier aber keiner schuld bewusst... :smile:
 
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