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Hallo liebe jüdische und nichtjüdische Freunde,

Elbee

Vorsteher und Richter
28. September 2002
730
@exmediavostra

Vielleicht gibt es gerade in D noch mehr für ein aufgeräumtes Verhältnis untereinander zu tun, als viele meinen. Eine Ursache ist bestimmt, dass lange Zeit die falschen Leute ein Podium bekommen haben und diese dann als repräsentativ für bestimmte Gruppen angesehen wurden oder immer noch werden.

Da ich seit vielen Jahren mit allen möglichen Kulturen, Nationen und Glaubensrichtungen zu tun habe, kann ich es mir gar nicht leisten, irgendjemanden davon in eine vorgefertigte Schublade zu stecken. Bereits ich selber würde ja schon in mehreren drin sein, und in keiner davon fühle ich mich wohl. Wieso sollte ich also meinem Gegenüber gestatten, das zu tun. Ich empfinde das auch als respektlos.

Leider sind Gesellschaftsstrukturen schon weit fortgeschritten und das Bild von Nationen und Kulturen von Medien dominiert, statt von persönlichen und individuellen Erfahrungen. Die wenigsten wissen, dass z.B. Juden in USA, Frankreich und Israel sich schon lange gegen die Politik in Israel artikulieren. In den deutschen Medien ist davon so gut wie nichts zu finden.

Ob die Begriffe Antiamerikanismus in Deutschland oder jüdische Verschwörung, nichts davon bietet auch nur ansatzweise einen Zugang zum Alltag. Ich kenne eine Menge Amerikaner, darunter auch welche jüdischen Glaubens, und da auch welche mit deutschen Vornamen, eine buntere Mischung geht ja kaum und was soll da noch ein Begriffs-Etikett bringen. Keiner von denen unterschreibt übrigens die derzeitige US-Außenpolitik.

Wir werden erst dann einen Fortschritt spüren können, wenn niemand mehr aufgrund der Vergangenheit privilegiert oder blockiert wird. Beides ist noch eine Tatsache.
 

exmediavostra

Großmeister
14. Januar 2003
91
Bravo Elbee,

genau so ist es , - leider!
Dein Standpunkt gefällt mir sehr gut. Also bliebe vielleicht nur noch das Problem des Podiums, das Du dir vielleicht schaffen solltest. Wie machst du das ?
Was machst du eigentlich beruflich ? Wie alt bist du ?

Schön , dass es Denker wie dich gibt, die zu einer neutralen und durchaus nützlichen Meinung fähig sind.

exi
 

exmediavostra

Großmeister
14. Januar 2003
91
ach ja , der Ausdruck " Jüdische Verschwörung" ist natürlich eine echte Gemeinheit, die viel Unfrieden stiftet. Ich habe dieses Problem in meinem Buch so hoffe ich weitgehend entkräften können. Darin geht es um die Schmähschrift " Die Protokolle der Weisen von ...."

Gibt es als download auf meiner Seite, vielleicht magst du es ja mal lesen.
Botton; Geheimnis ( und Ende der modernen Sklaverei)

Antiamerikanismus ist ja auch so ein Unsinn. Wir sind doch nicht gegen Amerika oder gar gegen das amirikanische Volk, sondern nur gegen die US- Regierung und deren Aussenpolitik. Aber auch von den Medien werden gerne so üble Pauschalisierungen in die Welt gesetzt.
 

Der Nager

Geheimer Meister
21. August 2002
438
Äh, der du aus unserer Mitte kommst, vielleicht bin ich blind, aber ich habe den Link zu deiner HP nirgends entdecken können. Poste ihn doch bitte nochmal rein.
 

exmediavostra

Großmeister
14. Januar 2003
91
hi nager, das kann ich nicht tun, weil euer admin den Link immer löscht und durch www.spam.com ersetzt.
Klicke auf Profil und dann auf Seite des Users. Geht aber auch aus dem Beitrag ganz unten wo steht e-mail www
 

sillyLilly

graues WV- Urgestein
14. September 2002
3.269
exmed...
So ein Quark ... das deine Url einfach so immer wieder gelöscht wird. *schmunzelschmunzel* das du immer wieder mit dieser Unterschiebung um die ecke kommst macht sie auch nicht wahrer :wink: Ein Schelm der Ab_sicht dabei ver_mut_et.


Merlin hat dir auf Seite eins dieses Threads, auch schon etwas dazu geschrieben.

Namaste
Lilly
 

Bundeskanzler

Auserwählter Meister der Neun
11. April 2002
991
exmediavostra schrieb:
Ari Fleischer, offizieller Sprecher des Weißen Hauses für die Bush Regierung, einer der wenigen, die ihre israelische Staatsbürgerschaft offen zugeben.

:?: Hast Du eine Quelle für seine Israelische Staatsangehörigkeit?
 

Elbee

Vorsteher und Richter
28. September 2002
730
@ exmediavostra

Na ja, Podium kann ganz gut sein, muss ich aber im Moment nicht haben ;-)

Manche Aktivitäten haben nur zum richtigen Zeitpunkt die angemessene Hebelwirkung, der scheint mir jetzt nicht zu sein. Derzeit wird m.E. von den Einen alles auf Links gedreht in der Hoffnung, irgendwo noch brauchbares Saatgut zu finden und Soulmates natürlich auch. Die vielen Lemminge in der Fußgängerzone weisen aber darauf hin, dass eine gute Absicht auch bestens verpuffen kann, und das war´s dann mit der wertvollen Energie.
 

Elbee

Vorsteher und Richter
28. September 2002
730
exmediavostra schrieb:
ach ja , der Ausdruck " Jüdische Verschwörung" ist natürlich eine echte Gemeinheit, die viel Unfrieden stiftet. Ich habe dieses Problem in meinem Buch so hoffe ich weitgehend entkräften können. Darin geht es um die Schmähschrift " Die Protokolle der Weisen von ...."

Gibt es als download auf meiner Seite, vielleicht magst du es ja mal lesen.
Botton; Geheimnis ( und Ende der modernen Sklaverei)

Antiamerikanismus ist ja auch so ein Unsinn. Wir sind doch nicht gegen Amerika oder gar gegen das amirikanische Volk, sondern nur gegen die US- Regierung und deren Aussenpolitik. Aber auch von den Medien werden gerne so üble Pauschalisierungen in die Welt gesetzt.

Habe ich gelesen. Zu "jüdische Verschwörung" meine ich, dass man den Begriff Verschwörung erst mal in die Tonne treten sollte. Sehr wohl gibt es dagegen ein auf Linie bringen bestimmter Interessengruppen. Hat man die "richtige" Konfession im Pass stehen, dann klappt´s auch mit den Job, dem Deal, der Connection. Das gilt tatsächlich auch für jüdische Companies, speziell im Medienbereich. Das passiert Dir wie mir aber auch in Sizilien, wenn wir nicht einen bestimmten Nachnamen tragen, der im Einzelfall zum Job oder zum "Tür zu" führt. Es wird noch eine Sisiphusarbeit werden, das alles auseinander zu halten. Selbst in einem Hunsrück- oder Frankendorf, das vor lauter katholischer Gläubigkeit kaum geradeaus denken kann, gibt es das gleiche Phänomen schon im Kindergarten, wenn ein rothaariges Kind darunter ist, das eine schwarze Katze besitzt.
 

sillyLilly

graues WV- Urgestein
14. September 2002
3.269
Elbee schrieb:
Es wird noch eine Sisiphusarbeit werden, das alles auseinander zu halten. Selbst in einem Hunsrück- oder Frankendorf, das vor lauter katholischer Gläubigkeit kaum geradeaus denken kann, gibt es das gleiche Phänomen schon im Kindergarten, wenn ein rothaariges Kind darunter ist, das eine schwarze Katze besitzt.


verstehe ich nicht was du damit meinst .... das es noch eine sysiphusarbeit werden wird.

namaste
Lilly
 

Elbee

Vorsteher und Richter
28. September 2002
730
sillyLilly schrieb:
Elbee schrieb:
Es wird noch eine Sisiphusarbeit werden, das alles auseinander zu halten. Selbst in einem Hunsrück- oder Frankendorf, das vor lauter katholischer Gläubigkeit kaum geradeaus denken kann, gibt es das gleiche Phänomen schon im Kindergarten, wenn ein rothaariges Kind darunter ist, das eine schwarze Katze besitzt.


verstehe ich nicht was du damit meinst .... das es noch eine sysiphusarbeit werden wird.

namaste
Lilly

Die Sisiphusarbeit bezieht sich auf das Ausräumen von Vorurteilen und damit von Projektionen. Unglücklicherweise haben die eine starke Gravitation, d.h. man benötigt sehr viel Energie für Kommunikation, um diese festen und leider falschen Bilder erfolgreich zu entwurzeln. Projektionen werden besonders leicht durch Gruppen, Medien, Internet etc. begünstigt.
 

Elbee

Vorsteher und Richter
28. September 2002
730
sillyLilly schrieb:
und durch Menschen die die Bilder immer wieder anclicken.

Namaste
Lilly

Das fällt ja oft so schwer, gerade wenn man meint sich gegenseitig gut zu kennen. Möglicherweise sind wir alle noch weitaus bunter facettiert, als wir bislang glauben. Mit "wir" meine ich uns Männer.
 

sillyLilly

graues WV- Urgestein
14. September 2002
3.269
Elbee
den Bezug zu meinen Worten sehe ich nicht, aber macht ja auch nichts.

Exi
Deine Worte von Vorurteile_ausräumen sind für mich nicht glaubhaft, wenn du gleichzeitig das Buch Wal propagierst.
Die Verschwörung der Leviten .... (siehe Buch Wal)
und wenn deinen Worten nach Menschen gibt deren Samen angelich weniger wert sein soll sich fortzupflanzen als anderer. Von fünfen einer .... (siehe deine HP)

Namaste
Lilly
 

exmediavostra

Großmeister
14. Januar 2003
91
@ lilly

was soll an einer teilweisen levitischen ( satanischen) Verschwörung falsch sein ?
Im WAL geht es nicht für sondern gegen Vorurteile. Lies es mal.

auch auf meiner Seite heißt es-
"sollt darauf verzichten, in euren Kindern weiterzuleben, wenn Ihr zu denen gehört, die.........." und "sollt" heißz ja wohl freiwillig,- so als Ratschlag. Und da sich dieser Ratschlag an die Menschheit, also alle Völker richtet, kann man wohl schwerlich von Vorurteilern reden oder gar Rassisnus.

aber sowas überliest du scheinbar gerne, weil du mir Rassismus und Vorurteile unterstellen willst,- wie ich vermuten darf.
 

exmediavostra

Großmeister
14. Januar 2003
91
@ lilly

http://www.medicine-worldwide.de/krankheiten/erbkrankheiten/index.html



hier eine Liste, der Erbkrankheiten, die man reduzieren könnte.
Und solange genetische Korrekturen noch nicht möglich sind , wäre es
hilfreich, wenn man durch "Auslese" schlimmes Leiden verhindert , oder ?
Lies dir auch die Krankheitsverläufe durch ! Und rede mal mit Betroffenen !

Häufigkeit ( Quelle siehe oben!) AGS
Das AGS infolge 21-Hydroxalase-Mangel in seiner klassischen Form, das bereits zur Geburt ausgeprägt ist, tritt weltweit etwa bei einem von 10 000 bis 18 000 Menschen auf. Daraus ergibt sich, dass jeder 50. bis 67. Mensch heterozygoter Anlagenträger für die Krankheit ist (heterozygot = eine der zwei vorhandenen Genkopien ist verändert). Allerdings gibt es Regionen, in denen die Erkrankung wesentlich häufiger ist. So beträgt die Häufigkeit in einem Isolat der Yupic-Eskimos im Südwesten Alaskas 1 auf 280, was eine Heterozygotenhäufigkeit von etwa 1: 8 bedeutet.

Die nicht-klassischen, spätmanifesten oder nichtsymptomatischen Formen sind mit 1 auf 1.000 in der allgemeinen Bevölkerung (Heterozygote 1: 17) sehr häufig, bei einigen Populationen, wie bei den Ashkenazi-Juden, beträgt die Häufigkeit sogar 3-4 auf 100, somit ist fast jeder Dritte heterozygoter Anlagenträger.
 

cyberwotan

Geheimer Meister
11. Oktober 2002
297
hmmm also ich halte nicht viel von menschlicher auslese, woher nimmst du denn die kriterien? wo zieht man da die grenzen?

auch auf meiner Seite heißt es-
"sollt darauf verzichten, in euren Kindern weiterzuleben, wenn Ihr zu denen gehört, die.........." und "sollt" heißz ja wohl freiwillig,- so als Ratschlag. Und da sich dieser Ratschlag an die Menschheit, also alle Völker richtet, kann man wohl schwerlich von Vorurteilern reden oder gar Rassisnus.

also erstens: hört sich das jetzt für dich selber nicht n bisschen albern an, dass das ganze n gutgemeinter typ ist? also mein freund du hast echt ne aalglatte diskussionsweise...

hier mal der ganze satz:
Nein, ihr sollt einzig darauf verzichten, in Euren Kindern weiterzuleben, indem Ihr freiwillig auf Nachkommenschaft verzichtet, so Ihr zu denen gehört, die schlechten Samen haben. Ihr sollt vordringen in den Mikrokosmos, den Ihr in Euch tragt und sollt Eure Samen vergleichen und nur der Beste von fünf soll auserwählt werden für zukünftige Generationen.

also für mich hört sich dein ganzer kram einfach viel zu sehr nach soner hochmütigen verblendeten scheisse an. "wir beheben die fehler der schöpfung"
zitat aus dem gleichem text:
Hilf denjenigen, die daran arbeiten den genetischen Code vollends zu entschlüsseln, um Erbkrankheiten, Seuchen und sonstige Fehler in der Schöpfung in Zukunft zu korrigieren oder zu vermeiden.

stellt euch mal alle in eine reihe und dann suchen wir, die es nämlich verstanden haben, mal aus wer denn hier guten samen hat und wer nicht. was denkst du denn wer du bist? meinst du wirklich du hast es begriffen und kannst nun mit deinem kleinem egozentrischen gehirn verbesserungen zur schöpfung machen? du bist doch kein stück besser als die leute die du so anklagst. aus genau dieser motivation entstehen umweltzerstörung, rassenhass und ungleichheit. deine zielsetzung ist dabei egal, wenn du so anfängst kann es nichts gutes werden.
 

cyberwotan

Geheimer Meister
11. Oktober 2002
297
:oops:
entschuldigung ich wollte eigentlich nicht beleidigent werden, aber das ganze nervt mich irgendwie ein bisschen...
 

Rosskeule

Vorsteher und Richter
7. Oktober 2002
750
@cyberwotan:
wozu fragst Du nach Kriterien? Wir haben Tausendjährige Kriterien für diese Problem:

http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/nuernbergergesetze/index.html

@ex:
Bioethik, das ist auch so ein Thema, mit dem Du Dich mal befassen solltest! Ich donnere hier jetzt mal eine Rede rein, die ich so unterschreiben möchte. Liegt wohl auch daran, dass sie vom Kamphaus ist.
_________________

Der Mensch hat nicht Wert, der Mensch hat Würde -
Wir haben lebenslang daran zu arbeiten, Behinderte in Freiheit und Liebe zu würdigen wie jeden anderen Menschen.
Das gerade ist Ausdruck von Kultur.

Bischof Prof. Dr. Franz Kamphaus


Die wohl bekannteste Gestalt mit einer Behinderung entstammt einem Roman von Victor Hugo. Sie heißt Quasimodo. Deren Geschichte als Glöckner von Notre Dame ist inzwischen zweimal verfilmt worden. Es gibt sie als Hörspiel und in Berlin zur Zeit als Musical. Hören Sie, wie Victor Hugo (1833) die Reaktion auf das Findelkind beschreibt: "Es war ein eckiger, sehr beweglicher Klumpen, der in einem Sack steckte. Nur der Kopf schaute heraus... ein missgestaltetes Ding. Man sah nur einen Wald fuchsroter Haare, ein Auge, einen Mund und Zähne. Das Auge weinte, der Mund schrie und die Zähne schienen Lust zum Beißen zu haben... Die Menge, die sich beständig vergrößerte, staunte und entsetzte sich darüber... Eine der Schaulustigen meinte: "Es ist ein wahres Ungeheuer von Scheußlichkeit, dieses sogenannte Findelkind"; eine andere ergänzte: "Ich glaube, es ist ein Tier, der Bastard eines Juden und einer Sau; irgendetwas Unchristliches ist es ganz gewiss"... "Man müsste es ins Wasser oder ins Feuer werfen."

Eines zeigt schon dieser erste Teil der Geschichte des Quasimodo: Das Überleben behinderter Menschen hängt entscheidend davon ab, wie die Gesellschaft sie wahrnimmt. Von jeher gab es ihnen gegenüber Formen der Abgrenzung, die oft zur Ausgrenzung führten. Als "Krüppel" und "Schwachsinnige" abgestempelt, hatten sie noch nie viel zu lachen. In der Antike waren griechische und römische Schönheitsideale maßgebend: perfekte Menschen mit perfekten Körpern. Sie wurden in der Kunst vor Augen geführt. Wer diesem Ideal nicht entsprach, war der Darstellung nicht würdig. Der große Plato forderte, verkrüppelte Kinder auszusetzen. Es war ein langer Weg vom Tollhaus bis zur Werkstatt für Behinderte. Heute gibt es Arbeitsplätze in der freien Wirtschaft und Verwaltung - wenn auch zu wenige -, es gibt Förderprogramme und finanzielle Vergünstigungen.
Dennoch, allzu oft sind archaische und barbarische Vorstellungen nicht wirklich überwunden. Sie kommen ans Licht, wenn etwa - wie vor zwei Jahren - eine Fernseh-Moderatorin Behinderte als "hoffnungslos hässliche Menschen" und "menschliche Naturkatastrophen" bezeichnet. Das sind Zeichen einer Kulturkatastrophe, die ein Institut wie dieses herausfordern.

Wir machen uns nichts vor: Wenn wir Menschen mit schweren Behinderungen sehen, weichen wir fast instinktiv aus. Die Irritation angesichts körperlich oder geistig behinderter Menschen ist tief in die Evolution des Lebendigen eingeschrieben, sie sitzt uns in den Knochen und wird heute durch den Kult von Vitalität und Stärke gefördert. Niemandem ist ein Vorwurf daraus zu machen, dass er verunsichert ist und abwehrend reagiert, wenn er behinderten Menschen begegnet. Aber das ist keine Rechtfertigung, sondern eine Herausforderung: Wir haben lebenslang daran zu arbeiten, Behinderte in Freiheit und Liebe zu würdigen wie jeden anderen Menschen. Das gerade ist Ausdruck von Kultur.

Viele sehen in körperlichen und geistigen Behinderungen im wesentlichen eine biologisch-medizinische Störung normaler Körperfunktionen. Das Normale ist der Maßstab des vollgültigen menschlichen Lebens. Normal gleich rundum funktionstüchtig! Wer das nicht bringt, ist behindert. So gesehen wird eine Behinderung fast automatisch zur "Minus-Variante des normalen" (A. Lob-Hüdepohl). Das Minus als Vorzeichen vor dem ganzen Leben - das kann doch nicht wahr sein. Statt behinderte Menschen immer nur in der Perspektive ihres Unvermögens zu sehen, gilt es die Augen zu öffnen für ihre Fähigkeiten. Wer Behinderung mit Leiden gleichsetzt, der übersieht viel Lebensfreude, viel Charakterstärke in der Art, wie Betroffene Einschränkungen ins eigene Leben integrieren. Im Atelier der Lebenshilfe Frankfurt arbeiten derzeit 18 geistig behinderte Maler und Bildhauer. Nicht ihre Behinderung weckt ihre Kreativität, sondern ihre Begabung. Selbstwertgefühl und Selbstverständnis beruhen doch nicht auf unseren Defiziten, sondern auf unseren Fähigkeiten und Möglichkeiten.

Hier soll nicht das Leben von und mit behinderten Menschen schön geredet werden. Es gibt unter ihnen Verzweifelte, die lieber tot sein möchten, als dass sie leben. Sie können ihr Leben nicht annehmen, weil sie selbst von ihrer Umwelt nicht angenommen sind. Genau das macht ihre eigentliche Behinderung aus; genau das können wir ändern, wenn wir es ändern wollen. Nicht körperliche oder geistige Beeinträchtigungen als solche, sondern deren soziale Folgen, die Reaktion der anderen lassen behinderte Menschen in erster Linie an ihrem Leben verzweifeln. Im Klartext: Behindert wird man nicht allein durch eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung, sondern durch eine behinderte Gesellschaft, die Fremdheitserfahrungen nicht verarbeitet oder sie als Bedrohung ihres Selbstwertes versteht.

Ein betroffener Vater hat das vor kurzem in einem Leserbrief in "Die Zeit" so beschrieben: "Vorweg: Ich kann gut verstehen, warum für viele Eltern Früherkennung in der Schwangerschaft so wichtig ist. Wer möchte schon, dass sein Kind mit einer Behinderung geboren wird? Vor drei Jahren kam meine Tochter Karolina auf die Welt - Karolina hat das Down-Syndrom. Schwerer Herzfehler, OP mit vier Monaten, Krankenhausaufenthalte, Infekte, Muskel-Hypotonie, geistige Behinderung - mit diesen Problemen mussten wir zunächst lernen umzugehen. Konfrontiert wurden wir auch mit den Reaktionen der Umwelt. Häufige Frage von Bekannten und Freunden: Konntet ihr das nicht verhindern? Ehrlich, ich weiß nicht, wie wir entschieden hätten, wäre uns der Befund vor der Geburt bekannt gewesen. Mit meinem heutigen Wissen würde ich mich klar gegen eine Abtreibung eines Kindes mit Trisomie 21 aussprechen. Karolina, ein dreijähriges, glückliches Mädchen mit Down-Syndrom, meine Tochter: lieb, laut, lustig. Ihr kleines Leben ist nicht die Hölle - auch wenn es unwissende Zeitgenossen nicht glauben mögen. Die Hölle ist, wenn Ärzte in den Kliniken nicht in der Lage sind, geschockte Eltern eines neugeborenen behinderten Babys einfühlsam aufzuklären. Die Hölle ist, wenn die Menschen auf der Straße nur glotzen, sich nicht trauen zu fragen. Unwissenheit, Ignoranz und Intoleranz sind es, die ein Leben mit Behinderung zur Hölle machen können" (Ulf Rasch).
Die Fähigkeit Behinderte anzunehmen, hängt wesentlich davon ab, wie wir mit unseren eigenen Behinderungen und Einschränkungen fertig werden. Wir sind eine Gesellschaft von Menschen, von denen keiner ganz schwach und keiner ganz stark ist, keiner nur behindert und keiner ganz unbehindert. Es kommt darauf an, dass wir uns mit unseren Stärken und Schwächen ergänzen, einer die Last des anderen trägt, mit der Schulter, die er gerade frei hat. "Was wir können und was wir nicht können, das alles gehört uns gemeinsam. Und für uns miteinander wird´s schon reichen", sagt der evangelische Pfarrer Ulrich Bach, der seit dem 23. Lebensjahr an den Rollstuhl gebunden ist.

Noch vor dreißig Jahren gab es kaum eine Möglichkeit, Behinderungen vor der Geburt festzustellen. Das hat sich heute durch neue Methoden der Früherkennung grundlegend geändert. Die Medizin verfügt über Möglichkeiten, Behinderungen im Mutterleib zu erkennen: Pränataldiagnostik. Zugleich erleben sich die Menschen heute immer mehr als autonome Subjekte: Was früher als Schicksal erlebt wurde, meint man heute selbst in die Hand nehmen zu können. Dem entspricht ein immer stärkerer Wille, die Natur, die Gesellschaft, nicht zuletzt sich selbst, den eigenen Körper und das eigene Leben zu gestalten. Aus dieser Sicht vollenden Genforschung und Gentechnik eine Entwicklung, die sich dadurch zuspitzt, dass der Gestaltungswille auf den Menschen selbst zielt. Darin liegt das Neue der gegenwärtigen Herausforderungen: Der Bereich elterlicher Verantwortung weitet sich in bislang unbekannter Weise. Zwischen Zeugung und Geburt eines Menschen schiebt sich mit den neuen Möglichkeiten eine Entscheidung mit zweischneidigen Folgen. Auf der einen Seite erhöhen sich die therapeutischen Chancen, zugleich aber wächst die Tendenz, auszuwählen zwischen solchen Menschen, die geboren werden, und solchen, die vor der Geburt abgetrieben werden. Damit werden unter der Hand bestimmte Menschen per se zu einem unerwünschten Risiko. Die Entscheidung, dieses Risiko zu tragen, fällt nicht nur in den Verantwortungsbereich der Eltern; sie gerät im Ernstfall unversehens zu ihrer "Schuld". Wer in Zeiten vorgeburtlicher Diagnostik noch ein erbkrankes Kind zur Welt bringt, ist "selbst schuld"; er hat darum auch sämtliche Lasten und Kosten zu tragen und nicht andere zu behelligen. Zur Debatte stehen weniger analytische oder diagnostische Verfahren als solche, sondern mehr eine durch sie geförderte Einstellung des Menschen gegenüber dem Menschen.

Es ist in diesem Zusammenhang sehr aufschlussreich, wie sich die pränatale Diagnostik (PD) entwickelt hat, bei der bevorstehenden Diskussion um Prä-Implantations-Diagnostik (PID) wird daran zu erinnern sein. Ursprünglich sollte sich die genetische PD nur auf Personen mit dem begründeten Verdacht beziehen, erblich vorbelastet zu sein. Aber sie hat sehr schnell Sogwirkungen ausgelöst und bestimmte Erwartungshaltungen begünstigt. Je mehr vorgeburtliche Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung standen, desto schneller wurde die PD zum regulären Bestandteil der Schwangerschaftsvorsorge. 1996 wurde eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung in die Richtlinien der Mutterschaftsvorsorge aufgenommen, die ausschließlich auf den Nachweis von Fehlbildungen abzielt. Diese stürmische Entwicklung hat vor allem zwei Gründe: Zum einen hat die Rechtsprechung bei Ärzten und Ärztinnen die Angst vor Schadenersatzansprüchen verstärkt, zum anderen fühlen sich immer mehr Frauen durch die Gefahr eines Erbleidens bei ihrem Kind beunruhigt und erwarten von PD psychische Entlastung. Infolge des Ausbaus der PD stieg die Zahl jener Fälle, die sehr bezeichnend als "Risiko-Schwangerschaften" gelten. Deutschland erreicht dabei im internationalen Vergleich den höchsten Wert von 60 bis 70 Prozent aller Schwangerschaften. Gemäß dem Motto "gesund sein" heißt nur "schlecht untersucht sein", verwandelt sich schließlich jede Schwangerschaft in eine "Risiko-Schwangerschaft". Diese Einstufung hängt ja schon lange nicht mehr nur davon ab, wie intensiv und mit welchen Methoden nach einem Gen-Schaden gesucht wird; entscheidend ist, nach welchen Kriterien (von wem?) festgelegt wird, welche Eigenschaften unerwünscht sind. Über kurz oder lang werden weit über streng medizinische Maßstäbe hinaus immer öfter Trend-Vorstellungen bestimmen, wie ein "Wunschkind" auszusehen hat und welche Abweichungen von diesem Idealbild als noch erträglich empfunden werden. Schon jetzt ist die Auswahl des Geschlechts in einigen Ländern weit verbreitet. Berichte geistern durch die Illustrierten, nach denen man per Internet Samen oder Eizellen von besonders schönen oder besonders intelligenten Menschen kaufen kann.

Niemand sollte sich darüber hinwegtäuschen, dass im Ergebnis eben das geschieht, was den Nationalsozialisten bei ihrer eugenischen Politik vorschwebte, selbst wenn ihre rassistische Ideologie und ihre ästhetischen Vorbilder heute keine maßgebliche Rolle mehr spielen, geschweige denn staatlich verordnet sind. Im Grunde handelt es sich um eine zunehmend verfeinerte Qualitätskontrolle für Embryonen, die positiv ein möglichst perfektes "Designer-Baby" zu garantieren sucht, die negativ nach Ausschuss-Ware fahndet, die der Mühe und Kosten ihrer "Aufzucht" nicht wert ist. Ist es nicht verräterisch, dass von den Anfängen der Eugenik an das volkswirtschaftliche bzw. ökonomische Argument eine große Rolle spielte und noch immer spielt? Noch einmal: Wer kraft seiner eigenen und freien Entscheidung "Ausschuss produziert", hat auch alleine dafür gerade zu stehen. Er kann nicht auf die Solidarität anderer hoffen oder sie gar einfordern. Die pränatale Diagnostik (PD) verschärft somit die Gefahr, nicht nur nach den Schwächen zu fahnden, sondern nach den Schwachen, "unwertes" Leben zu "entsorgen". Faktisch wird die Solidargemeinschaft mit den betroffenen Eltern und Kinder aufgekündigt. Hier gilt es, auf der Hut zu sein. Der Umgang mit behinderten Menschen vor der Geburt ist ein Menetekel für den Umgang mit behinderten, schwachen und alten Menschen überhaupt. Wem eigentlich soll es einleuchten, dass die Gründe, die nach der Geburt für eine Benachteiligung vollmundig abgelehnt werden, vor der Geburt für eine Tötung sprechen? Dieser Mangel an Plausibilität spricht dafür, dass hinter dem Drängen auf vorgeburtliche Diagnostik als treibendes Motiv nicht nur eine "Ethik des Heilens" zu suchen ist; es steckt zumeist auch der Wunsch dahinter, selbst entscheiden zu können, ein krankes oder behindertes Kind zur Welt zu bringen oder nicht. In einer pluralen Gesellschaft sind nicht nur die gängigen Argumentationslinien zu analysieren, sondern auch die ihnen zugrunde liegende jeweilige Ethik. Hier sehe ich eine wichtige Aufgabe des Instituts.

Wissenschaftler sprechen inzwischen von einem breit vertretenen "Selektionskonsens", der in den meisten Fällen mit schwerwiegendem Befund in einem Abbruch der Schwangerschaft endet. Im Zeitalter der pränatalen Diagnostik sind die meisten Frauen nicht mehr "guter Hoffnung", sondern voller Ängste. Vielfach gehen sie - so Psychologen - eine "Schwangerschaft auf Probe" ein, sie akzeptieren ihre Schwangerschaft erst nach einem gesunden Befund. Wünsche und Ängste entspringen nicht allein dem Innern betroffener Mütter und Väter, nicht nur persönlichen Konstellationen und familiären Verhältnissen. Sie werden gesellschaftlich konstruiert. Man spricht vom Zeitgeist. Er bestimmt wesentlich das Bild vom Wunschkind mit. Hier nicht zuletzt entsteht der Entscheidungsdruck, der auf einer "Risiko-Schwangerschaft" lastet. Die gegenwärtige Gesellschaft bietet kaum noch verbindliche Orientierungshilfen und bürdet vor allem den Frauen jene Entscheidungslast auf, die sie nach dem lautstark proklamierten "Tod Gottes" im Zeichen der Selbstbestimmung selbst zu schultern vorgibt. Noch ist Pränatale Diagnostik keine Pflicht. Sie darf nicht zur Routine werden. Es kommt darauf an, dass die betroffenen Frauen und Eltern zu einer eigenständigen, verantwortungsbewussten Entscheidung kommen: Wollen sie das Wissen über ihr Kind erweitern oder nicht? Sie haben ein Recht auf Nichtwissen, ein Recht darauf, ihr Kind ohne Untersuchung so anzunehmen, wie es zur Welt kommt. Das Schwangerschaftskonfliktgesetz garantiert in § 2 einen Anspruch auf umfassende Beratung. Deshalb sollten im Mütterpass nicht nur die möglichen und verpflichtenden Untersuchungen eines Arztes notiert werden, es sollte dort auch eine Eintragung erfolgen, die auf die Möglichkeiten der Beratung durch unabhängige Beratungsstellen hinweist.

Was passiert jedoch, wenn die Untersuchung eine schwere Behinderung erkennen lässt? Für diesen Fall ist die Gesetzeslage völlig ungenügend. Früher bestand neben der medizinischen Aufklärung die Pflicht zur psychosozialen Beratung. Als die embryopatische Indikation 1995 als selbständiger Gesetzestatbestand aufgehoben wurde, entfiel diese Pflicht. Es blieb allein die medizinische Beratung. Die besondere Zuständigkeit der Ärztinnen und Ärzte steht außer Frage. Aber allein können sie den äußerst schwierigen Situationen nicht gerecht werden. Sie klären auf. Durch die Aufklärung geraten die Betroffenen in einen schweren Konflikt. Hier setzt die Aufgabe der psychosozialen Beratung ein. Sie dient dazu, Menschen emotional aufzufangen, eine konfliktive Situation zu klären, mögliche Konsequenzen zu erfassen und abzuwägen, um zu einer verantworteten Entscheidung zu kommen. Eine gute Beratung wächst in Kooperation mit Hilfsangeboten vor Ort, mit Selbsthilfegruppen oder entsprechenden Verbänden, mit anderen sozialen Einrichtungen. Es kommt darauf an, die Entscheidungs- und die Beratungslast auf mehrere Schultern zu verteilen. Die Erfahrungen des New-England-Medical-Centers, einer unabhängigen Stiftung in Boston, belegen eindrucksvoll, was eine umfassende, auf die besondere Konfliktsituation zugeschnittene Beratung bewirkt. Dort entschlossen sich viermal mehr Eltern als im internationalen Durchschnitt, eine "Risiko-Schwangerschaft" durchzutragen.

Gesellschaft und Staat können sehr viel tun, um das Zusammenleben mit Behinderten von Anfang an zu erleichtern. An der Bereitschaft, den Betroffenen auch finanziell beizustehen, zeigt sich, wie ernst der Schutz des Lebens wirklich genommen wird, wie weit das Mitgefühl reicht. Ob sich hinter dem Mitleid nicht allzu oft ein bloßes Selbstmitleid unserer Gesellschaft verbirgt, die sich vor zusätzlichen Belastungen schützen will? Wie also wäre es, wenn sich die Fürsorge der Gesellschaft zuerst einmal darauf konzentriert, die Lebensbedingungen betroffener Kinder und Eltern nachhaltig zu verbessern, anstatt solches Leben auszulöschen?

Behinderte sind der Ernstfall, in dem sich die Unantastbarkeit der Würde des Menschen zu bewähren hat. Nicht wenige halten das Wort Menschenwürde für eine Leerformel, eine Art Joker, von den Kirchen mit Vorliebe eingesetzt, wenn ihnen keine sachlich überzeugenden Argumente mehr einfallen. In Wahrheit verhält es sich eher umgekehrt: Zur ideologischen Sprechblase verkommt die Berufung auf die menschliche Würde durch die Vernünftelei derer, die straffreie Sterbehilfe für Todkranke fordern statt bessere Palliativmedizin und mehr Hospize, die Abtreibung menschlicher finden als die Sorge für kranke und behinderte Kinder und ihre Eltern. Die Argumente klingen stets wohlmeinend, meist sprechen sie von unerträglichem Leid und Mitleid, von Freiheit und Fortschritt, manchmal offen von zu hohen Kosten und zu geringem wissenschaftlichem Nutzen. Immer aber wird die Würde eines Menschen verwechselt mit dem, was oft unbedacht als Wert oder Unwert eines Lebens bezeichnet wird. Der Mensch hat nicht Wert, der Mensch hat Würde.

Das Wort "Wert" stammt vom Markt, aus der Ökonomie. Damit ist es nicht disqualifiziert, aber seine Aussagekraft ist eingeschränkt, wenn es um Unbezahlbares geht. "Was ist das wert?", fragen wir. Wir kennen Messwerte, Grenzwerte oder Wertpapiere. Sie unterliegen der Definition des Menschen, sie sind verhandelbar: Grenzwerte werden von Kommissionen festgelegt, Messwerte sind statistische Ergebnisse von Experimenten, Geldwerte unterliegen den Schwankungen von Wechselkursen. All das zeigt: Der Wert hängt von der Bewertungsgrundlage ab, ändert sich mit ihr und kann gegen Null gehen. Würde dagegen eignet einem Menschen als Menschen. Kant hat das klar formuliert: "Was einen Preis hat, an dessen Stelle kann auch etwas anderes ... gesetzt werden; was dagegen über allen Preis erhaben ist ... das hat eine Würde" (Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten 2, AA, S. 434). Die darf man nicht zu Markte tragen und darüber verhandeln. Die ist nicht austauschbar oder verfügbar. Sie ist nicht an Bedingungen geknüpft, sondern gilt unbedingt. Sie schützt davor, dass der Mensch Mittel zum Zweck wird. Das ist unter seiner Würde.
Ich verfüge nicht über meine Würde, schon gar nicht über die Würde eines Anderen. Das ist eine Relativierung der Selbstbestimmung. Absolute Autonomie im Zeichen des Machens und Unantastbarkeit - das ist eine unheimliche Spannung, ein ungelöster Konflikt im Projekt Moderne. Wenn die Haltung des nicht antastenden Annehmens eines uns vorgegebenen und nicht zu machenden Menschenlebens verschwindet, werden wir keine Ethik der Würde mehr haben, sondern am Ende nur noch eine Ethik der Erfolgsinteressen, in welcher sich das von Gesundheitskonzernen stimulierte Bedürfnis nach Fitness zu einer neuen Religion verselbstständigt. Im Handumdrehen trägt dann die Selektion die Maske der Selbstbestimmung, die Vernichtung von Menschen die Maske des Mitleids.

Die Wissenschaften im neuzeitlichen Sinn schauen auf Teilbereiche der Wirklichkeit. Sie entwickeln Verfahren, um gewisse Gesetzmäßigkeiten in Natur und Gesellschaft zu entdecken. Sie können dadurch unser Verfügungswissen erweitern, aber keine Sinnaussagen machen. Sie sagen uns, was wir tun können; sie sagen uns nicht, was wir tun sollen. Der bewusst gesteuerte Wandel der "Gentechnik" zu "Lebenswissenschaften" soll genau das kaschieren. Dann tritt durch die neuen Biotechniken eine Welt der totalen Machbarkeit in den Blick. Unser Verfügungswissen vergrößert sich explosionsartig, aber unser Orientierungswissen hinkt hoffnungslos den potenzierten Handlungsmöglichkeiten hinterher. Der Versuch, vom evolutionären Denken her ein humanes Ethos zu begründen, bietet wenig Tröstliches. Kategorien wie Liebe und Erbarmen sind hier von vornherein ausgeschlossen. Schlüsselbegriffe des evolutionären Denkens sind Selektion, Kampf ums Überleben, Belohnung der Stärkeren. Was mit denen geschieht, die dabei zu kurz kommen oder auf der Strecke bleiben, findet letztlich keine Antwort. Der Mensch wird sich auf Dauer nicht damit begnügen, nur Fakten festzustellen oder herzustellen. Person ist etwas anderes als ein naturwissenschaftliches Objekt. "Der szientistische Glaube an eine Wissenschaft, die eines Tages das personale Selbstverständnis durch eine objektivierende Selbstbeschreibung nicht nur ergänzt, sondern ablöst, ist nicht Wissenschaft, sondern schlechte Philosophie" (Jürgen Habermas, Frankfurter Rede). "Mensch - Ethik - Wissenschaft", der Titel ist Programm, spannungsreich, einfach spannend. Ein Kontrapunkt zu der gängigen Trias Wissenschaft - Technik - Markt.

Jürgen Habermas hat in seiner Frankfurter Rede den Begriff der Gottebenbildlichkeit in Erinnerung gebracht. Die "Geschöpflichkeit des Ebenbildes drückt eine Intuition aus, die in unserem Zusammenhang auch dem religiös Unmusikalischen ... etwas sagen kann."

"Gott ist tot", ruft der "tolle Mensch" in Nietzsches "Fröhlicher Wissenschaft". Was aber ist, wenn Gott tot ist? Der Schrei "Wohin ist Gott?" findet bei Nietzsche ein Echo, das nachdenken lässt. Es lautet: "Wohin denn der Mensch?" Diese Frage stellt sich heute in aller Schärfe: Wohin geht der Mensch, wenn er sich von Gott verabschiedet hat. Geht er zum Teufel? Oder vor die Hunde? Er wird heute immer mehr sein eigenes Experiment. Alles wird technisch produzierbar, am Ende auch der produzierende Mensch. Er produziert sich selbst. Wer dem widerstehen will, wird wohl schließlich und endlich die Aufklärung in den Horizont des Gottesglaubens rücken und den Umkehrschluss zu Nietzsche riskieren müssen: Wer die Würde des Menschen wahren will, kann das, wenn es zum Schwure kommt, kaum anders, als wenn er in Erinnerung hält, was mit der Gottebenbildlichkeit des Menschen ausgesagt ist.

Den Ausgang der Eingangsgeschichte will ich Ihnen zum Schluss nicht vorenthalten. Dem Glöckner von Notre Dame - von den Menschen wie ein Monster begafft - geschah nichts, obwohl das Feuer schon angezündet war. Ein junger Pfarrer, der abseits gestanden und alles mit angehörte hatte, trat vor und legte die Hand auf ihn. "Ich nehme dieses Kind an", sagte er gerade noch rechtzeitig. Er nahm es auf den Arm und trug es fort, taufte es dann und gab ihm den Namen zum Gedächtnis des Tages, an dem er es gefunden hatte: Quasimodo. ("Quasi modo geniti infantes"). Mit anderen Worten: Er ist ein Gotteskind. Der Pfarrer unterrichtete seinen Adoptivsohn selbst und machte ihn, zum Erzdechanten aufgestiegen, schließlich zum Glöckner von Notre Dame. Dort lebt der Verwachsene in einem Heiligtum von unendlicher Harmonie und hängt die Würde seines behinderten Lebens an die große Glocke.
 
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