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G 8 Gipfel - Was haltet ihr davon?

Winston_Smith

Groß-Pontifex
15. März 2003
2.804
Gericht verbietet NPD-Aufmarsch in Schwerin

Kann mir einer erzählen, wo das Soli-Konzert veranstaltet wird? Singt Bono dort eigentlich auch? Immerhin gehts doch auch um das Demonstrationsrecht, dass einigen so dolle am Herzen liegt...

Aber warten wir mal ab. Claudia Roth wird bestimmt noch ihre Empörung über diese Beschneidung der Bürgerrechte zum Ausdruck bringen.

:ironie:


ws
 

spriessling

Vorsteher und Richter
11. April 2002
769
@booth: Hast du meine anderen Beitrag auch gelesen? Hat du überhaupt verstanden, was ich gesagt habe? Ich glaube viele der 'Gegner' sehen einfach keine realistische Option an der Politik von 'denen' da oben etwas zu ändern. Sie befassen sich auch garnicht erst mit den Punkten der Agenda, weil 'die' sowieso machen was sie wollen. Ich denke viele wollen einfach nur ein Zeichen setzen, ernst genommen werden, sich nicht völlig übergehen lassen, zumindest eines klar machen: "Nicht in MEINEM Namen". Quasi als Alternative zur Kapitulation. Wer weiss, vieleicht bewirken sie nicht mehr(oder weniger), als jene, die die Agenda studieren, Zeitungen studieren, an die Macht des Wählers glauben. Zumindest haben sie aber zu verstehen gegeben: "Diese Verbrechen geschehen nicht in meinem Namen" und damit einem moralischen Bedürfnis genüge getan. Vieleicht geht es auch garnicht so sehr um Realpolitik. Eher um Emotionen. Die Leute sind wütend, dass sie übergangen werden, dass sie verarscht werden, dass mit ihrem Geld Menschen getötet werden. Einige können diese Wut nachvollziehen.Vile können das nicht und versuchen logisch dagegen zu argumentieren. Wenn man aber beispielsweise Pazifist ist, dann kann ich verstehen, dass es nichts zu relativieren gibt, an der Politik der G8 und deren Argumenten.
 

Trasher

Ritter der ehernen Schlange
10. April 2002
4.104
Aphorismus schrieb:
Macht auch mehr Sinn, wenn man der Meinung ist, eh nichts ändern zu können, zu Hause zu bleiben, als um diese Meinung zu vertreten nach Heiligendamm zu fahren und dort Randale zu machen.
"Randale zu machen"? Es soll auch Leute geben, die dort einfach nur demonstrieren wollen. Und wenn ein "Stammtischnörgler" (oder wer auch immer etwas zu sagen hat) den Hintern hochbekommt ist imho schon viel erreicht, egal ob er nun zur Anti-G8 Demo geht oder zur HartzIV-Demo im Ort.
 
B

Booth

Gast
spriessling schrieb:
Ich glaube viele der 'Gegner' sehen einfach keine realistische Option an der Politik von 'denen' da oben etwas zu ändern. Sie befassen sich auch garnicht erst mit den Punkten der Agenda, weil 'die' sowieso machen was sie wollen.
Siehst Du... und genau "denen" sage ich: Ich bin ziemlich sicher, daß ihr es ganz genauso schlecht machen würdet... wobei... wenn ich ehrlich bin... ich glaube, ihr würdet es noch deutlich schlechter machen.
"Nicht in MEINEM Namen".
Das ist ja der Witz bei der Sache. Sie tragen mit großem Anteil in der Gesellschaft dazu bei, daß viele Dinge so sind, wie sie sind, und schreien gegen "die da oben". Genau gegen diese Bequemlichkeit im Denken rede ich an. Ich könnte mich nie in so eine Demontration reinstellen mit den doch sehr simplen Sprüchen auf den Plakaten, da ich eigentlich direkt daneben ein weiteres Plaket hinstellen müsste mit dem Titel "und ich helfe Euch dabei... und zwar intensiv" - die meisten Leute da demonstrieren im Prinzip auch gegen sich selber, und sind sich darüber entweder nicht im Klaren, oder belügen sich selber. So zumindest sehe ich das.
Quasi als Alternative zur Kapitulation.
Es ist ja keine Alternative... wir anderen handeln doch mehr oder weniger genauso, wie "die da oben".
Zumindest haben sie aber zu verstehen gegeben: Diese Verbrechen geschehen nicht in meinem Namen
Ne - natürlich nicht. Hey... hört her Leute. "Ich bin gegen Sklavenarbeiter in China"... (und wehe jemand verrät, daß ich gerade an einem LG-Monitor schreibe, und auf China-Tastaturen tippe, meine Kinder mit China-Spielzeugen spielen, etc) ... und "ich bin gegen Sklavenarbeiter im Kongo" - das schicke ich Dir sogar per MMS (mit meinem Superduper-Handy, welches ohne Coltan aus dem Kongo nicht funktionieren würde)

Oder ganz klar und ohne Ironie gesprochen: Diese Leute heucheln, wenn sie sagen, daß dies alles nicht in ihrem Namen geschehen würde. Zumindest die allermeisten, da wir in der Wirtschaft oftmals gar nicht genau WISSEN, aus welchen Bereichen die ganzen Bestandteile unserer Produkte stammen. Und mal ganz ehrlich: Es ist uns auch scheissegal. Aber "die da oben" sind natürlich schuld - ja klar.
" und damit einem moralischen Bedürfnis genüge getan
Wer Heuchelei als Moral begreift, wird das wohl so sehen.
Vieleicht geht es auch garnicht so sehr um Realpolitik. Eher um Emotionen.
Das glaube ich sofort. Denn wer den eigenen Anteil an der Realität wahrnimmt, kann unmöglich Plakate in einer falsch-selbstgerechten Art hoch halten.
Die Leute sind wütend, dass sie übergangen werden, dass sie verarscht werden, dass mit ihrem Geld Menschen getötet werden.
Und dennoch kaufen sie (nein - nicht sie... WIR) den ganzen Scheiss und interessieren uns nicht die Bohne für die Herkunft der Bestandteile. Wo gibts denn die Menschen, die bereit sind für ein Handy das doppelt und dreifache zu zahlen, wenn alle Bauteile aus rechtsstaatlichen Industrienationen stammen würden, mit Ressourcen die unter höchst humanitären Voraussetzungen abgebaut werden?! Wo sind die Kunden, die auch nur EINMAL in ihrem Leben danach fragen?! Kenn ich keinen... ich kenne nur diejenigen, denen dabei einer abgeht, wenn ihr Handy wieder irgendeinen technischen Firlefanz mehr kann... und: Ich bin einer von denen.
Einige können diese Wut nachvollziehen.Vile können das nicht und versuchen logisch dagegen zu argumentieren. Wenn man aber beispielsweise Pazifist ist, dann kann ich verstehen, dass es nichts zu relativieren gibt, an der Politik der G8 und deren Argumenten.
Wenn man "Pazifist" ist... ist man auch nur ein weiterer Dogmatiker, der sich nicht um die Komplexität der menschlichen Natur und noch viel grösseren Komplexität der menschlichen Gesellschaft(en) schert. Spätestens wenn sein Kind von einem besoffenen Autofahrer tot gefahren wird, ist der Pazifismus vermutlich in einer ziemlichen Krise...

Um eins klarzustellen: Für mich ist die Heuchelei der Politiker noch umfangreicher, als die der Demontranten... aber... einfach nur auf "die da oben" zu schreien ist für mich insofern einfach vollkommen daneben, weil alle, die danach kämen, wenn "die da oben" weg sind, ähnlich handeln...

Von daher halte ich von diesen "Emotionen" nicht die Bohne - die Leute belügen sich selber. Dadurch ist natürlich Kritik in vielerlei Hinsicht alles andere als unsinnig, und all diejenigen, die halbwegs sachliche Plakate hochhalten, finde ich toll. Aber genau darum gehts ja... solche Plakate wird man kaum finden - mal will ja letztlich ne PR betreiben - Beachtung finden... einen "Aufschrei" wahrnehmen. Daher ist das Ganze da für mich von vorn bis hinten eben genau das: Eine Massen-PR-Veranstaltung... von beiden "Seiten".

gruß
Booth
 

Aphorismus

Ritter vom Osten und Westen
22. Dezember 2004
2.466
Trasher schrieb:
Aphorismus schrieb:
Macht auch mehr Sinn, wenn man der Meinung ist, eh nichts ändern zu können, zu Hause zu bleiben, als um diese Meinung zu vertreten nach Heiligendamm zu fahren und dort Randale zu machen.
"Randale zu machen"? Es soll auch Leute geben, die dort einfach nur demonstrieren wollen.

Ja, ja...

Schwere Ausschreitungen in Rostock

Gewalt in Rostock: "Die Autonomen schlagen alles kurz und klein"

Trasher schrieb:
Und wenn ein "Stammtischnörgler" (oder wer auch immer etwas zu sagen hat) den Hintern hochbekommt ist imho schon viel erreicht, egal ob er nun zur Anti-G8 Demo geht oder zur HartzIV-Demo im Ort.

Warum? Was ändert es an irgendwas, dass dan ein paar Freckel irgendwo in der Landschaft rumstehen? Ich habe noch nie verstanden, was an Demonstrationen so toll sein soll. In der DDR oder in China verstehe ich das, aber hier? Wozu? Wofür? Warum? Versteh' ich nicht.
 

Hosea

Auserwählter Meister der Neun
25. Dezember 2004
922
Aphorismus schrieb :

Warum? Was ändert es an irgendwas, dass dan ein paar Freckel irgendwo in der Landschaft rumstehen? Ich habe noch nie verstanden, was an Demonstrationen so toll sein soll. In der DDR oder in China verstehe ich das, aber hier?

In erster Linie ist ja eine Demonstration eine Meinungsäußerung (so wie meine jetzt). Bzw eine Demo der Meinung. "Zum" demonstrieren würde mir eigentlich ne Menge einfallen, aber ich denke das Problem von Deutschland wäre, das man garnicht genug zusammenkommt um einer Demonstration wirklich "Volkscharakter" zu geben. Also wenn ein deutscher Bürger z.b Bush Scheiße findet und Bush kommt in "sein" Land, dann hat der Bürger das Recht friedlich seine Meinung zu äußern und es muß gewährleistet sein, das in diesem Falle Bush das mitkriegt. Ob das jetzt was ändert ist ja eine andere Frage, aber bloß nicht aus dem Auge aus dem Sinn.

Lg Hosea
 

Trasher

Ritter der ehernen Schlange
10. April 2002
4.104
Aphorismus schrieb:
Trasher schrieb:
"Randale zu machen"? Es soll auch Leute geben, die dort einfach nur demonstrieren wollen.

Ja, ja...

Schwere Ausschreitungen in Rostock

Gewalt in Rostock: "Die Autonomen schlagen alles kurz und klein"
Es gibt auf vielen Demonstrationen oder anderen Großveranstaltungen eine gewisse Anzahl von Idioten, die ausschließlich auf Konfrontation mit den Sicherheitskräften aus sind. Ziemlich anmaßend, von wenigen auf alle zu schließen.

Trasher schrieb:
Und wenn ein "Stammtischnörgler" (oder wer auch immer etwas zu sagen hat) den Hintern hochbekommt ist imho schon viel erreicht, egal ob er nun zur Anti-G8 Demo geht oder zur HartzIV-Demo im Ort.

Warum? Was ändert es an irgendwas, dass dan ein paar Freckel irgendwo in der Landschaft rumstehen? Ich habe noch nie verstanden, was an Demonstrationen so toll sein soll. In der DDR oder in China verstehe ich das, aber hier? Wozu? Wofür? Warum? Versteh' ich nicht.
Wozu? Um zu zeigen, dass man mit gewissen Entscheidungen oder Situationen nicht zufrieden ist? An jedem System gibt es Stellen, die Mist sind, ob nun in der DDR in China oder im vereinigten Deutschland. Alles einfach schlucken? Wie lange? Nein, meiner Meinung nach gehört es zu den demokratischen Pflichten der Bürger, auf die Straße zu gehen, wenn ihnen irgendetwas nicht passt. Stattdessen trifft man an allen Ecken immer öfter auf Gleichgültigkeit, Schulterzucken. So ein Volk von Schafen lässt sich überall hinführen, das ist wie mit dem Frosch im kühlen Kochtopfwasser.
 
B

Booth

Gast
Hosea schrieb:
In erster Linie ist ja eine Demonstration eine Meinungsäußerung (so wie meine jetzt). Bzw eine Demo der Meinung.
Ja und genau das ist das Problem - in einer freiheitlichen, rechtsstaatlichen Demokratie ist der politische Weg nicht auf einem Plakat zu bringen... ausser man ist politisch das, was man radikal nennt, und das radikale führt meistens in irgendeinen absolutistischen Murks - ist also wesentlich "schlimmer", als die jetzige Demokratie - oder das Thema erlaubt tatsächlich eine plakative, klare Meinung, ohne dabei unsachlich oder vollkommen am Thema vorbei zu kommunizieren.

Bei Demos der Gewerkschaften isses noch recht einfach: "Mehr Geld". Bei Demos in Diktaturen, wie von Aphorismus gesagt, isses auch recht einfach insbesondere nach Freiheit, aber auch nach rechtsstaatlichkeit zu rufen.

Aber... was wollen uns die sogenannten G8-Gegner sagen?! Keine G8-Konferenzen mehr?! Ja... hmmm... und was ändert das, ausser, daß wir halt die Veranstaltung einsparen (die nichtmal ein Promille-Kostenfaktor im Bundeshaushalt ist). Keine Globalisierung?! Ja fein - also auch keine chinesichen Billig-Sachen mehr, sondern Computer für mehrere Tausend Euro und Handies für viele hundert Euro?! Oder wie... ach... ne... so haben wir das natürlich nicht gemeint...

Oder "kein Hartz 4"?! Was genau davon nicht - alles nicht?! Auch nicht die wenigen Verbesserungen, die es tatsächlich gab?! Hmmm... nee... also... so auch wieder nicht - bitte nur die wirklich bekloppten Dinge da raus... nur... wie krieg ich das aufn Plakat unter?!

Oder um es simpel zusammenzufassen. Demos eignen sich eigentlich kaum in einer halbwegs stabilen Demokratie als Beteiligung an einer Diskussion über komplexe Sachverhalte. Pershin-Stationierung - Nein Danke. Das ging einfach. Atomendlagerstätte - Hier nicht. Flughafenausbau - weg damit. Das sind alles einzelne politische Entscheidungen, teilweise sogar lokal sehr begrenzt und Entscheidungen, wo man tatsächlich eine recht "simple" Auseinandersetzung starten kann, und da finden ja auch Demos statt und machen auch Sinn.

Mir leuchtet der Sinn von "G8 - Nein Danke" jedoch überhaupt nicht ein, ausser daß man letztlich ein paar Euro Steuern spart.

"Zum" demonstrieren würde mir eigentlich ne Menge einfallen, aber ich denke das Problem von Deutschland wäre, das man garnicht genug zusammenkommt um einer Demonstration wirklich "Volkscharakter" zu geben.
Wie ich oben schrieb - überall dort, wo klare Meinungen möglich sind, passiert das auch. Aber wie willst Du über das Rentensystem ne vernünftige Demo starten. Die Gewerkschaften sagen dann plump "Rente mit 67 - Nein danke", was so eh nicht wirklich stimmt und vor allem nicht sofort... und womit die Komplexität der Probleme der Rentenkassen auch nicht ansatzweise angesprochen sind.
Also wenn ein deutscher Bürger z.b Bush Scheiße findet und Bush kommt in "sein" Land, dann hat der Bürger das Recht friedlich seine Meinung zu äußern und es muß gewährleistet sein, das in diesem Falle Bush das mitkriegt.
Was?! Es muss gewährleistet sein, daß Bush das mitkriegt?! Wieso das denn?! Wurde der Verteidigungsminister gezwungen die Anti-Pershing-Demos anzuschauen?! Oder der Chef des Frankfurter Flughafens, als gegen die neue Startbahn demonstriert wurde?! Demos zu erlauben - richtig. Aber einen "Zwang", daß ein Politiker mitkriegen muss, daß er von einer Menge Leute hier "Scheisse" gefunden wird, halte ich ehrlich gesagt für Mumpitz. Zumal hinter "Bush raus" nicht unbedingt eine politische Äusserung steckt, auch wenn es oftmals politisch motiviert ist.
Ob das jetzt was ändert ist ja eine andere Frage, aber bloß nicht aus dem Auge aus dem Sinn.
Deutsche Politiker haben sicher eine Verpflichtung sich mit der Meinung deutscher Bürger auseinanderzusetzen. Dafür sorgen schon die Medien. Aber... ein amerikanischer Präsident hat ganz sicher nicht die Verpflichtung, sich mit unserer Meinung auseinanderzusetzen. Er ist den deutschen Bürgern nicht im geringsten gegenüber verpflichtet. So funktioniert nunmal der nationale Unsinn, den die Menschen seit Jahrtausenden betreiben. [edit: Auch wenn es sicher einem Staatsmann gut stünde, wenn er sich der Kritik aussetzt... wobei... einer Horde von "Du-bist-Scheisse-Verpiss-Dich"-Anti-Demonstranten würde ich mich auch nur ungerne aussetzen *g*]

Und wie gesagt... eine sinnvolle, sachliche Äusserung finde ich bei den Anti-G8-Demos kaum bis gar nicht. Es ist PR. Man möge mir Gegenbeispiele zeigen... ich finde sie bislang nicht.

gruß
Booth
 

Aphorismus

Ritter vom Osten und Westen
22. Dezember 2004
2.466
Hosea schrieb:
Aphorismus schrieb :

Warum? Was ändert es an irgendwas, dass dan ein paar Freckel irgendwo in der Landschaft rumstehen? Ich habe noch nie verstanden, was an Demonstrationen so toll sein soll. In der DDR oder in China verstehe ich das, aber hier?

In erster Linie ist ja eine Demonstration eine Meinungsäußerung (so wie meine jetzt). Bzw eine Demo der Meinung. "Zum" demonstrieren würde mir eigentlich ne Menge einfallen, aber ich denke das Problem von Deutschland wäre, das man garnicht genug zusammenkommt um einer Demonstration wirklich "Volkscharakter" zu geben. Also wenn ein deutscher Bürger z.b Bush Scheiße findet und Bush kommt in "sein" Land, dann hat der Bürger das Recht friedlich seine Meinung zu äußern und es muß gewährleistet sein, das in diesem Falle Bush das mitkriegt. Ob das jetzt was ändert ist ja eine andere Frage, aber bloß nicht aus dem Auge aus dem Sinn.

Schön und gut, nur war meine Frage, was Demos in Deutschland heutzutage bringen, nicht was Demos sind.

Trasher schrieb:
Es gibt auf vielen Demonstrationen oder anderen Großveranstaltungen eine gewisse Anzahl von Idioten, die ausschließlich auf Konfrontation mit den Sicherheitskräften aus sind. Ziemlich anmaßend, von wenigen auf alle zu schließen.

Ich schließe gar nicht auf alle.

Trasher schrieb:
Wozu? Um zu zeigen, dass man mit gewissen Entscheidungen oder Situationen nicht zufrieden ist? (...) Alles einfach schlucken? Wie lange? Nein, meiner Meinung nach gehört es zu den demokratischen Pflichten der Bürger, auf die Straße zu gehen, wenn ihnen irgendetwas nicht passt.

Ooooookay. Ich habe das Konzept von Demos noch nie verstanden. Vielleicht fehlt mir da ein Gen oder so... Wenn mich was stört, dann laufe ich draußen verkleidet mit Trillerpfeifen rum, auch wenn das nichts, aber auch gar nichts ändert. Und das ist dann deiner Meinung nach besser, als mit Freunden und Bekannten zu diskutieren. Aktionismus statt Argumenten, das ist dein Ansatz? Verstehe ich wirklich nicht.

Trasher schrieb:
Stattdessen trifft man an allen Ecken immer öfter auf Gleichgültigkeit, Schulterzucken. So ein Volk von Schafen lässt sich überall hinführen, das ist wie mit dem Frosch im kühlen Kochtopfwasser.

Es wurde nie wieder so viel demonstriert in Deutschland wie in der Weimarer Republik. Wohin das geführt hat, weiß jeder.
 

Hosea

Auserwählter Meister der Neun
25. Dezember 2004
922
Booth schrieb:

Was?! Es muss gewährleistet sein, daß Bush das mitkriegt?! Wieso das denn?!

Das hat das Bundesverfassungsgericht schonmal entschieden, das ist der "Sinn" einer Demo.

Aber... ein amerikanischer Präsident hat ganz sicher nicht die Verpflichtung, sich mit unserer Meinung auseinanderzusetzen.

Finde ich schon wenn unsere Volksvertreter sich jemanden einladen, kann auch das Volk sagen, den "mögen" wir nicht. Und es muß widerum gewährleistet sein, das in diesem Falle Bush das mitkriegt (niemals volle Abspeerung), auch wenn "unsere" Volksvertreter was dagegen habe.

Ich bin ja kein G8-Gegner, aber ich muß auch respektieren wenn jemand sich dazu äußern will und wie gesagt gibt es auch genug die das friedlich tun. Meinetwegen kann auch jemand gegen Bush protestieren, weil in 3 Bundestaaten bei Erwachsenen der Oralverkehr unter Strafe steht und er grade in der Stadt ist.
Du hast absolut Recht das es oft sehr Komplexe Sachverhalte sind, aber was soll man sagen, laßt mal das demonstrieren, es ist zu komplex. Wie gesagt solange das friedlich abläuft hab ich kein Problem damit. G8-Randale: Nein. G8 Demos : klar, wer sich dazu äußern möchte.
sorry für die "knappe" Antwort, bin auf dem Sprung

Lg Hosea
 
B

Booth

Gast
Hosea schrieb:
Finde ich schon wenn unsere Volksvertreter sich jemanden einladen, kann auch das Volk sagen, den "mögen" wir nicht.
Klar kann "das Volk" (was es so gar nicht gibt) das sagen (bzw kleine Teile davon) - und jener Politiker kann sagen "das will ich mir nicht antun".
Und es muß widerum gewährleistet sein, das in diesem Falle Bush das mitkriegt (niemals volle Abspeerung), auch wenn "unsere" Volksvertreter was dagegen habe.
Ich glaube nichtmal das "unsere Volksvertreter" (also alle) was dagegen haben... einige sicher, andere ganz sicher nicht. Wie überall in einer Demokratie. Und der Bush kann eben sagen, daß er sich das nicht antun will. Allerdings... gebe ich recht... dann muss er der Öffentlichkeit insgesamt aus dem Weg geben. Da war ich sicher zu ungenau. Wenn er ein "Bad in der Menge" sucht, muss er auch damit rechnen, nasse Füsse zu kriegen ;) ... vermutlich sind wir da sogar einer Meinung. Aber er hat definitiv auch das Recht, den Schleichweg zum Hintereingang zu nehmen.
Wie gesagt solange das friedlich abläuft hab ich kein Problem damit.
Ein "Problem" hab ich auch nicht damit. Ich sag eben auch dazu nur meine Meinung - und die heisst: Der ganze Kram ist PR - von beiden "Seiten" (ich weiss - ich wiederhole mich *g*)

gruß
Booth
 

the_midget

Meister vom Königlichen Gewölbe
28. Juni 2004
1.437
Aphorismus schrieb:
Schön und gut, nur war meine Frage, was Demos in Deutschland heutzutage bringen, nicht was Demos sind.

Im günstigsten Fall bringen sie eine öffentliche (also auch mediale) Diskussion über ein Thema und sind auch eine Art Feedback für die Politiker. Ich finde nicht, dass Protest unbedingt gut begründet sein muss. Es wäre wünschenswert wenn er es ist, er muss es aber nicht sein. Demonstrationen sind halt institutionalisierter Protest. Und wie schon gesagt, man kann eine differenzierte Meinung selten auf ein Plakat unterbringen.

Aphorismus schrieb:
Wenn mich was stört, dann laufe ich draußen verkleidet mit Trillerpfeifen rum, auch wenn das nichts, aber auch gar nichts ändert. Und das ist dann deiner Meinung nach besser, als mit Freunden und Bekannten zu diskutieren.

Das eine schliesst doch das andere nicht aus. Und auch wenn die Regierung zunächst auf einen Protest nicht reagiert, heisst das noch lange nicht, dass es sonst keiner tut. Man kann denk ich schon das Denken der Öffentlichkeit durch Demonstrationen beeinflussen - und damit auf längere Sicht auch das Verhalten der Politiker. Zumindest bei entsprechender Resonanz.

Diese Resonanz gibt es im Falle G8 ja auch schon länger, schon alleine durch die Debatte, ob man das Demonstrationsrecht so einschränken darf, wie es jetzt geschieht. Ob diese Resonanz jetzt von den G8-Gegnern gut genutzt wird, ist eine andere Frage. Das ist eben der Punkt, an dem ich Aphorismus nur zustimmen kann. Ich sehe in den Reden der G8-Gegner nicht viel Substanz. Aber über fehlende Aufmerksamkeit können sich die G8-Gegner im Grunde nicht beklagen, die habe sie zu hauf - und dass nur durch die Ankündigung von Demonstrationen.

gruß

midget
 

Trasher

Ritter der ehernen Schlange
10. April 2002
4.104
Aphorismus schrieb:
Ich schließe gar nicht auf alle.
So kam es aber bei Deiner Antwort rüber.

Aktionismus statt Argumenten, das ist dein Ansatz? Verstehe ich wirklich nicht.
Wie sollen denn 50.000 Unzufriedene ihre Argumente "an den Mann bringen"? Die Bündelung ihrer Ansichten durch Demonstrationen/Petitionen ist doch da ein ganz guter Weg. Klar, es gibt immer welche, die eine solche Veranstaltung für ihre eigenen Zwecke missbrauchen.
Schade finde ich es, dass die Presse sich sofort jauchzend auf Randale stürzt. Aber am Ende ist es eben auch die Sensationsgeilheit der Medienkonsumenten, G8 ohne Autonome und brennende Barrikaden ist halt doof.

Trasher schrieb:
Stattdessen trifft man an allen Ecken immer öfter auf Gleichgültigkeit, Schulterzucken. So ein Volk von Schafen lässt sich überall hinführen, das ist wie mit dem Frosch im kühlen Kochtopfwasser.

Es wurde nie wieder so viel demonstriert in Deutschland wie in der Weimarer Republik. Wohin das geführt hat, weiß jeder.
Interessant. Also bewirken Demos doch etwas?
Geschichte war nie mein Lieblingsfach, aber waren es nicht eher Mängel in der Weimarer Verfassung, die den Kurs begünstigten? Aber ok, ist vielleicht ein anderes Thema.
 

Hank_Gee

Geselle
28. Mai 2007
18
De-Eskalation & Eskalation

Darf ich mal eine kurze Zwischenfrage stellen?

Auf N24 wurde heute von einem Reporter gesagt, das die im Vorfeld des Gipfels durchgeführten Razzien & die zugleich vorgenommenen Postkontrollen die autonome Szene regelrecht "aufgestachelt" hätten, so intensiv gegen den G-8 Gipfel vorzugehen.

Glaubt ihr das? Hätten die schweren Ausschreitungen in Rostock auch ohne diese Präventiv-Maßnahmen stattgefunden? Oder wären sie etwa noch schlimmer ausgefallen?
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
Die ganzen Idioten rechtfertigen doch im nachhinein perfekt jegliche noch so grundgesetzunkonforme Präventivmaßnahme. Wahrscheinlich einfach Vollpfosten, die sich mal wieder medienwirksam kloppen wollten.

Ich bin ja dafür, denen einfach die Rechnung für den Polizeieinsatz und den Schaden zu schicken, aber irgendwas sagt mir, dass bei denen eh nix zu holen ist. :roll:
 

Simple Man

Kanonenbootdiplomat
Teammitglied
4. November 2004
3.945
Aphorismus schrieb:
:k_schuettel:
Was für schwachsinnige Idioten ... Saudämlich, ehrlich ... und komplett erbärmlich ...

Als ein Auto brannte, stachelte ein Redner auf der Kundgebungsbühne die militante Szene noch mit klaren Worten auf: "Wir müssen den Krieg in diese Demonstration reintragen. Mit friedlichen Mitteln erreichen wir nichts." Dann beschwor er den Geist von Genua. In der italienischen Hafenstadt hatten sich 2001 militante Demonstranten zwei Tage lang erbitterte Straßenkämpfe mit der Polizei geliefert.
Super - so setzt man seine Ziele durch, so zeigt man, dass man es ernst meint ... der Typ gehört imo erst mal verknackt ...

Mit den Einsätzen wurde das Bild der Veranstaltung in kürzester Zeit völlig gedreht - denn der größte Teil der Veranstaltung war friedlich.
Leider wird kaum einer von den friedlichen Demonstranten reden ... alles wegen solcher Schwachköpfe ...


Glaubt ihr das? Hätten die schweren Ausschreitungen in Rostock auch ohne diese Präventiv-Maßnahmen stattgefunden? Oder wären sie etwa noch schlimmer ausgefallen?
Ich bezweifle, dass die Ausschreitungen dann schwerer oder weniger schwer ausgefallen wären ...
 

DrJones

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
21. Mai 2002
1.006
Eigentlich sollte Gewalt keine Option sein. Und ich sehs jetzt schon
das einige Politiker, *räusper* Schäuble *räusper*, die Gewalt
in Rostock als Begründung zu noch viel umfassenderen Überwachungsmaßnahmen dienen wird. Mehr Kameras und so...

Vermutlich hat der Autonome Block der wohl Ursache für die
Eskalationen ist auch nicht wirklich was mit dem G8-Gipfel am Hut.

Aber ich bin schon der Ansicht das friedliche Demonstrationen
eigentlich unwirksam sind und einfach an denen gegen die sich die
Proteste richten abperlen.

Sei es bei den Demos gegen den Irakkrieg damals, kürzlich
gegen Studiengebühren oder eben Globalisierungsgegner.
 

Hosea

Auserwählter Meister der Neun
25. Dezember 2004
922
DrJones schrieb:

Aber ich bin schon der Ansicht das friedliche Demonstrationen
eigentlich unwirksam sind und einfach an denen gegen die sich die
Proteste richten abperlen.

Ich wollte ja auch nochmal drauf zurück, was Demonstrationen bringen. Im Endeffekt gibt es für mich nur die Option einer friedlichen Demonstration. Ich könnte auch die Frage stellen, was bringen Wahlen bzw Wählen zu gehen. Ich geh trotzdem hin und wenn meine "Meinungsäußerung"(Stimme) kein Gehör findet und ich unzufrieden bin, muß ich über die Meinungsäußerung hinausgehen. Also eine Partei gründen, (oder mich in der Parteiarbeit betätigen), oder eben vernünftig demonstrieren, oder beides.

Lg Hosea
 

DrJones

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
21. Mai 2002
1.006
Im Grunde hat Hosea recht.

Gewalt bringt nämlich auch nichts. Nicht den Polizisten, nicht den
Autonomen (Außer den Adrenalinkick), und den Rostockern auch
nicht.
OK, eine Partei gründen oder einer beitreten. Kann aber für den normalen
Bürger auch nicht die Ultima Ratio sein.
 

Trasher

Ritter der ehernen Schlange
10. April 2002
4.104
Simple Man schrieb:
Als ein Auto brannte, stachelte ein Redner auf der Kundgebungsbühne die militante Szene noch mit klaren Worten auf: "Wir müssen den Krieg in diese Demonstration reintragen. Mit friedlichen Mitteln erreichen wir nichts." Dann beschwor er den Geist von Genua. In der italienischen Hafenstadt hatten sich 2001 militante Demonstranten zwei Tage lang erbitterte Straßenkämpfe mit der Polizei geliefert.
Super - so setzt man seine Ziele durch, so zeigt man, dass man es ernst meint ... der Typ gehört imo erst mal verknackt ...
Stimmt, um sich der Politik anzupassen, müsste man eher von "Befreiung" oder "Demokratisierung" schwadronieren. ;)

Das schlimme an den gewaltbereiten Idioten ist, dass sich weniger friedliche Demonstranten auf die Demos trauen und das Bild entsteht, G8-Kritiker seien alle schwarzgekleidete intelligenzfreie Steinewerfer.
 

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