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Die Titanic

Giacomo_S

Ritter-Kommandeur des Tempels
13. August 2003
4.468
Interessant ist da die „Liste bedeutender Seeunfälle“ auf Wikipedia. Ich habe mir mal die für den Zeitraum von 1900 bis 1910 angesehen, wenn ich da richtig mitgezählt habe, 23 Passagierschiffe gesunken, teilweise auch mit vierstelligen Opferzahlen.

Als eine der verlustreichsten Katastrophen der Seefahrt gilt übrigens die Versenkung der "Wilhelm Gustloff" durch ein sowietisches U-Boot (1945) mit, je nach Schätzung, 4.000-9.000 zivilen Toten.

Damit war jetzt die Titanic gar nicht soo ungewöhnlich, höchstens aufgrund der Promis unter den Opfern. Allerdings hat die Titanic auch 1912 schon die Gemüter bewegt. Meine Großmutter, sie war damals 15 Jahre alt, erzählte, dass selbst im schlesischen Ohlau, fernab von jedem maritimen Bezug, eine Extra-Ausgabe der Zeitung herauskam und dieses Unglück auch ein paar Tage Stadtgespräch war.

Die Titanic bewegt die Gemüter, wie man hier sieht, bis heute. Wahrscheinlich vor allem deshalb, weil das Grundgerüst der Geschichte so viel epischen Pathos enthält - wäre es die Handlung eines Romans, man würde sie zurückweisen: Nicht plausibel. Konstruiert, des moralischen Zeigefingers im Hintergrund geschuldet.
Die Realität hat aber gegenüber der Fiktion einen Vorteil: Sie braucht sich nicht an die Plausibilität zu halten.
Als Story wird die Titanic zum Paradebeispiel menschlicher Hybris: Ein technischer Koloss, hochgepriesen, nagelneu, "unsinkbar" wird schon bei seiner ersten Ausfahrt zum Opfer einer eben nicht, wie beabsichtigt, beherrschten Natur.

Wenn ich so fahre, dass ich mit Eisbergen, von ich weiß, dass sie da sind, kollidieren kann, fordere ich das Schicksal heraus und betreibe ein russisches Roulette, dass ich besser bleiben lassen soolte. Auch, wenn man damals der Ansicht war, Gefahrengebiete möglichst zügig durchfahren zu müssen, damit man schneller raus ist.

Nun, vielleicht wollte man auf der Titanic mit der Jungfernfahrt auch noch das Tüpfelchen auf dem I gewinnen: Das "Blaue Band" z.B. für die schnellste Atlantiküberquerung. (1)



Anmerkungen:

(1) Das Cordon Bleu, ein mit Käse und Schinken gefülltes, paniertes Kalbsschnitzel, wurde nach einer Atlantiküberquerung so benannt: Cordon bleu = Das blaue Band.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.446
Nun, vielleicht wollte man auf der Titanic mit der Jungfernfahrt auch noch das Tüpfelchen auf dem I gewinnen: Das "Blaue Band" z.B. für die schnellste Atlantiküberquerung. (1)

Die „Mauretania“, die zu dieser Zeit das Blaue Band hielt, lief auf dieser Fahrt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 26 Knoten. Im Vergleich dazu war die „Titanic“ dann doch so gemütlich unterwegs, dass sie ganz offensichtlich keine diesbezüglichen Ambitionen hatte.

Und wohl auch keine Chancen, weil die „Titanic“ nicht als Rennpferd konzipiert war. Die „Titanic“ wurde von zwei klassischen Kolbendampfmaschinen angetrieben, die „Mauretania“ bereits von Turbinen, die mangels hin- und her gehender Teile eine viel größere Laufruhe als eine Dampfmaschine aufwiesen, und die deshalb viel höhere Fahrtstufen liefen konnten, ohne die Fahrgäste tagelang mit Schwingungen zu belästigen und durchzurütteln. Nur um ein paar Stunden früher anzukommen - was auch niemandem etwas nutzt, wenn das um zwei Uhr in der Frühe ist.

Rein betriebswirtschaftlich wäre es auch Blödsinnig gewesen. Man beansprucht die Maschinen aufs Äußerste, was gerade bei neuen Maschinen, die noch eingefahren werden müssen, überhaupt nicht ratsam ist. Zum Risiko, die Maschinen zuschanden zu fahren, kommt ein astronomischer Brennstoffverbrauch, während die Gastronomie an Bord wegen der kürzeren Fahrzeit weniger Umsatz macht, und die Fahrgäste wegen der Ungemütlichkeit an Bord verärgert sind. Also, als Reeder würde ich mir zweimal überlegen, ob ich diesen Blödsinn mitmache.

Aber ich glaube trotzdem, dass an der Sache mit der Geschwindigkeit etwas dran ist, aber dies wohl eher ablesbar an der Philosophie, Gefahrengebiete schnell zu durchqueren. Beim Sprung vom Segelschiff zum Dampfschiff oder vom Ochsenkarren zu Lokomotive ist doch ein wesentlicher Aspekt, dass man endlich seine Reisegeschwindigkeit fast nach Belieben wählen kann. Man kann auch schneidig Gefahren ausweichen und davonfahren, statt als lahme, an einem Fleck festgenagelte Ente jedes sich noch so lange ankündigende Unheil hilflos über sich ergehen lassen zu müssen. Geschwindigkeit ist der Schlüssel für vieles, und der Mensch neigt nun einmal dazu, darin gleich ein Allheilmittel zu sehen.

In der Skagerrakschlacht im ersten Weltkrieg sind den Briten innerhalb kurzer Zeit drei große, hochmoderne Schlachtkreuzer (Indefatigable, Queen Mary, Invincible) nach deutschen Treffern in die Munitionskammern explodiert. Für die Verschwörungskundler: Das war keine Kette von unwahrscheinlichen Zufällen, da alle diese Schiffe den gleichen Konstruktionsfehler hatten. Sie wurden nämlich unter der Doktrin des ersten Seelords Fisher „Geschwindigkeit ist der beste Schutz!“ gebaut, nach der man die mit schwerster Schlachtschiffartillerie versehenen Schiffe nur ganz schwach gepanzert hat, um Gewicht für größere und schwerere Antriebsanlagen frei zu bekommen. Schnell waren sie zweifelsohne, und damit ideal zur Jagd auf schwächer bewaffnete Siche, wie Admiral Graf Spee erfahren musste, aber im Kampf gegen ebenbürtige Schiffe mit gleicher Geschützreichweite waren es eben Todesfallen für die Besatzung.

Ich walze das jetzt deswegen so aus: Wenn selbst ein hochqualifizierter Vollblutprofi wie der erste Seelord Fischer, unter dem Einfluss des Geschwindigkeitsfimmels dieser Zeit derart offenkundige Fehlkonstruktionen abliefert, dann zeigt das eigentlich nur, wie gefährlich blind und blöd ein solcher Fimmel macht. Das sind dann die Dinger, bei denen man sich als Unbeteiligter nur fragt, was die Leute das bloß geritten hat, dass sie das Offensichtliche nicht erkannt haben. Und da passt diese schnelle Fahrt der “Titanic“ durchs Eisgebiet ganz genau dazu.

Wir haben heute andere Fimmel, die genauso hirnrissig und gefährlich sind. Nicht für den Einzelnen, aber für das Ganze. Es scheint dem Menschen einfach nicht gegeben zu sein, bei irgend welchen Eingebungen und Ideen so besonnen und maßvoll zu bleiben, dass er die Grenzen erkennt, bevor er damit Schiffbruch erleidet.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
22.076
Die Titanic bewegt die Gemüter, wie man hier sieht, bis heute. Wahrscheinlich vor allem deshalb, weil das Grundgerüst der Geschichte so viel epischen Pathos enthält - wäre es die Handlung eines Romans, man würde sie zurückweisen: Nicht plausibel.
Die Titanic ist eine amerikanische Legende, weil so viele prominente Amis an Bord waren. Behauptung: In allen anderen Ländern, selbst in UK, wäre sie längst vergessen und obskures Kreuzworträtselwissen, wenn der amerikanische Buchmarkt für Jungs um die zwölf nicht dauernd mit Neuaufgüssen bedient würde und wir nicht alle, alle jeden amerikanischen Trend und jede amerikanische Mode übernehmen würden, und zwar kostenpflichtig.
 

Giacomo_S

Ritter-Kommandeur des Tempels
13. August 2003
4.468
Die „Mauretania“, die zu dieser Zeit das Blaue Band hielt, lief auf dieser Fahrt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 26 Knoten. Im Vergleich dazu war die „Titanic“ dann doch so gemütlich unterwegs, dass sie ganz offensichtlich keine diesbezüglichen Ambitionen hatte.

Okay. Vllt. wollte ich auch nur meine Randnotiz über Kalbsschnitzel zum Besten geben.

Wenn selbst ein hochqualifizierter Vollblutprofi wie der erste Seelord Fischer, unter dem Einfluss des Geschwindigkeitsfimmels dieser Zeit derart offenkundige Fehlkonstruktionen abliefert, dann zeigt das eigentlich nur, wie gefährlich blind und blöd ein solcher Fimmel macht. Das sind dann die Dinger, bei denen man sich als Unbeteiligter nur fragt, was die Leute das bloß geritten hat, dass sie das Offensichtliche nicht erkannt haben. Und da passt diese schnelle Fahrt der “Titanic“ durchs Eisgebiet ganz genau dazu.

Es handelt sich da um das wissenschafts-philosophische Verständnis des 19. Jh., die Natur sei grundsätzlich beherrschbar und der Mensch könne ihr mit technischen Mitteln seinen Willen diktieren. Auch eine Reihe von Expeditionen sind an diesem Denken gescheitert: HMS Terror, Shackelton, Scott, Nobile ...
Die wiederum erfolgreichen Expeditionsleiter der Geschichte machten sich zunächst mit den Bedingungen vor Ort vertraut, studierten die Methoden der Einheimischen (um sie später zu übernehmen) und verzichteten eher auf eine komplizierte aber noch unausgereifte Technik: Nansen, Amundsen.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.446
Okay. Vllt. wollte ich auch nur meine Randnotiz über Kalbsschnitzel zum Besten geben.

Genau ... Das war mir nämlich neu. Wobei ich schon über das “Bleu“ in der Bezeichnung gerätselt habe. Wird das ganz korrekte Cordon bleu vielleicht mit Blauschimmelkäse gemacht?
 

Giacomo_S

Ritter-Kommandeur des Tempels
13. August 2003
4.468
Genau ... Das war mir nämlich neu. Wobei ich schon über das “Bleu“ in der Bezeichnung gerätselt habe. Wird das ganz korrekte Cordon bleu vielleicht mit Blauschimmelkäse gemacht?

Um Gottes Willen: Nein.
Das Cordon Bleu soll - okay, der Gastronomie-Legende zufolge - deshalb so heissen, weil es erstmalig auf einem Liner serviert wurde, der das Blaue Band gewann: Ein Kalbsschnitzel, gekloppt, gefüllt mit einem milden Schnittkäse und etwas gekochtem Schinken. Paniert und ausgebacken (1), auf dem Tuch abgetropft (Fett !). Nach meinem Verständnis sind die idealen Beilagen zum Schnitzel entweder Bratskartoffeln, Kartoffelsalat (sehr gut, vor allem im Sommer, wenn man dann auch Bock auf ein Schnitzel hat!) - und natürlich auch Fritten!

Das originale Cordon Bleu hat eine Reihe von Ableitungen, wie alle anderen Schnitzel auch.
Man verwendet dann preiswertere Grundzutaten wie Schwein, Pute und Hühnchen. Die Verarbeitung ist dieselbe, und wenn man es ordentlich macht, dann bekommt man im Ergebnis ein anspruchsvolles Gericht für einen preiswerten Mittagstisch. Und dieser will auch beherrscht sein, qualitativ, quantitativ, ökonomisch und nicht zuletzt auch sozial.

Anmerkungen:
(1) Über das ideale Fett zum Braten und Frittieren - wobei das Schnitzel, Hand auf's Herz, leider in der Praxis das Letztere erdulden muss - wird auch in Fachkreisen gestritten. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht halte ich für diese Aufgabenstellung gesättigte Fette für die Besseren.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
22.076
Cordon bleu vom Kalb, gefüllt mit Appenzeller Käse und geschmorten Birnen, auf einem Ragout von Pfifferlingen und Eggerlingen, dazu Steinpilzgnocchi und frisches Gemüse. € 19.00 (2015)

Denkbare Variante, Sakrileg oder ökonomischer Selbstmord?
 

Giacomo_S

Ritter-Kommandeur des Tempels
13. August 2003
4.468
Cordon bleu vom Kalb, gefüllt mit Appenzeller Käse und geschmorten Birnen, auf einem Ragout von Pfifferlingen und Eggerlingen, dazu Steinpilzgnocchi und frisches Gemüse. € 19.00 (2015)

Denkbare Variante, Sakrileg oder ökonomischer Selbstmord?

Kann man schon so machen, aber dann isses halt Kacke.
Jemand versucht, ein Gericht aufzuwerten, ohne dass es dieser Aufwertung bedarf. Der Appenzeller ist schon okay, wenn auch ggf. etwas rass.
Die Birnen als Füllung halte ich für unpassend, besser füllt man das Schnitzel mit den Pfifferlingen - wenn überhaupt.

Verkauf das Cordon Bleu mit einem Kartoffelsalat - allerdings einem ordentlichen - und die Steinzpilzgnocchi solo als solche. Dann aber auch mit ordentlichen, kurz gebratenen, frischen Steinpilz-Brocken. Keep it simple, dies ist der zeitgemäße Trend. Die Gäste heutzutage verkraften solche o.g. komplexen Konglomerate eigentlich nicht mehr.
Zu oft hat man mit einem Publikum zu tun, wo dieser und jener aus welchen Gründen auch immer, etwas nicht essen kann, soll oder darf.

Die Kunst einer einfachen Küche besteht darin, dass man vordergründig weniger Aufwand betreibt, im Detail aber bessere Waren besser verarbeitet.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.446
Warum „um Himmels Willen“ zum Blauschimmelkäse?

Wir waren - O Gott, auch schon wieder 10 Jahre her! - in Cornwall zelten und wollten da grillen. Also zum Butcher und Fleisch kaufen. Und weil wir ja Land und Leute kennlernen wollten, bestellte ich bei ihm die zwei Scheiben totes Tier, die er sich selbst auf den Grill legen würde. Er kam mit zwei Scheiben leicht durchwachsenen Schweinesteak und sagte, er würde noch, kurz bevor das Fleisch von Grill genommen wird, diesen Käse drauflegen und anschmelzen lassen. Gesagt - getan. Selten soooo etwas leckeres vom Grill gegessen. Der Käse war ein ganz milder Blauschimmelkäse mit Namen „Cornish Blue“. Sah ähnlich aus wie ein Stilton, war aber sehr viel milder.

Insofern hätte mir durchaus auch irgend so etwas bei der „Schöpfungslegende“ von Cordon Bleu vorstellen können. Aber Deine Erklärung der Namensherkunft ist natürlich auch sehr einleuchtend.
 

Thinktwice

Geheimer Meister
21. September 2013
302
Ich möchte mal etwas näher auf die Geisterschifffrage eingehen, die für meine Attentatstheorie einige Bedeutung hat. Das Thema welches Schiff denn wann wo gewesen ist ist ziemlich komplex und verwirrend. Ich denke, dass folgender Webartikel einen ganz guten Überblick gibt: https://www.titanicfiles.de/dokumentensammlung/lichter-in-der-nacht-teil-1/

Das ist nicht wenig Lesestoff, aber doch ein nützliches Konzentrat, das viele Kommentatoren und Untersuchungen in wie ich meine neutraler Absicht berücksichtigt. Im Jahr 1912 machte man es sich sehr einfach. Unstrittig ist: Die Californian sah in der Unglücksnacht ein Schiff. Und die Titanic sah auch ein Schiff. Da war die zunächst naheliegende und auch bequeme Annahme die, dass sich die Californian und die Titanic also gegenseitig sahen. Und so bekam die Californian, bzw. ihr Kapitän Lord, den ganz, ganz schwarzen Peter, der Titanic nicht geholfen zu haben, obwohl es gut möglich gewesen wäre. Aber für diese Festlegung wurden schon 1912 dem entgegenstehende Sachverhalte einfach ausgeblendet. Wohl drei Mannschaftsmitglieder der Californian sagten aus, dass sie ein Passagierschiff gesehen hätten. Lord selbst sagte er sehe ein kleineres Schiff, ähnlich seiner Californian (das sagte er nicht später, sondern in der Nacht bevor von einem Unglück etwas bekannt war) Auch weitere Mannschaftsmitglieder der Californian gaben an, dass sie nur einen Frachter gesehen hätten. Sehr widersprüchliche Lage, man blendete grob die unpassende Hälfte einfach aus. Ausgeblendet wurde auch, dass Groves, der ein Passagierschiff gesehen haben will, auch aussagte, dass dieses um 23:40 seine Lichter löschte. Das hatte die Titanic nicht getan. Man vermutete eine Kursänderung. Na ja, passte halt nicht, macht man passend. Seltsam auch: Lord weckte zwar seinen Funker nicht (das hätte er mal besser tun sollen), aber er ließ das gesichtete Schiff fortgesetzt anmorsen. Es antwortete, reagierte aber nicht. Die Titanic hätte doch wohl reagiert. Besonders ausgeblendet wurde aber, dass offenbar alle Crewmitglieder der Californian sahen, dass das gesichtete Schiff Raketen abfeuerte. Und zwar genau 8, da waren sie sich einig. Also wurde 1912 festgelegt, dass die Titanic genau 8 Raketen abfeuerte. Nur stellte sich später heraus, dass die Titanic weit mehr Raketen abfeuerte. Was ja auch anzunehmen ist.

Es entwickelte sich ein Jahrzehnte währender, erbitterter Kampf zwischen Verteidigern und Anklägern der Californian. Aber auch andere Schiffe gerieten unter Verdacht das der Titanic sichtbar nahe Schiff gewesen zu sein. Die Frankfurt. Die Mount Temple. Und andere. Doch lange blieb die Californian hauptverdächtig. Das änderte sich, als man das Wrack der Titanic fand und feststellte, dass sie eine falsche Unglücksposition gemeldet hatte. Um etwa 13 Seemeilen falsch. Dies versetzte dann die Californian nach außerhalb der Sichtweite zur Titanic. Aber die Ankläger der Californian gingen dann einfach davon aus, dass die Californian ebenfalls eine falsche Position angegeben hatte. Das ist nun wirklich stures Zurechtbiegen. Schließlich noch ein kleiner, ganz eigener Beitrag dazu. Berichtet wird, dass der Offizier Joseph Boxhall auf der Titanic das von ihm gesehene Schiff sehr genau beobachtete und genau beschrieb. Aber seine genaue Beschreibung kann ich jetzt nicht finden. Vor vielen Jahren las ich viele Bücher zur Titanic und notierte mir damals dazu, dass das gesichtete Schiff einen schwarzen Schornstein mit einem weißen Zeichen hatte. Leider notierte ich nicht, in welchem Buch an welcher Stelle ich das las und von wem diese Aussage stammt. Es kann dann eigentlich nur Boxhall gewesen sein. Das ist etwas dürftig, aber ich kann versichern, dass ich diese Schornsteinbeschreibung damals so gelesen habe. Nun ja, das passt jedenfalls nicht zur Californian. Dazu finden sich per google Fotos von Modellen auf denen der Schornstein hell ist mit einem schwarzen Ring oben. Und ohne weißes Zeichen. Auf einem gegoogelten Schwarz-Weiß-Foto erscheint der Schornstein dazu passend hellgrau mit schwarzem Ring oben und ohne weißes Symbol. Weiß jemand etwas von Boxhalls Beschreibung? Oder anderen Beschreibungen?

Übrigens ein beachtliches Detail für meine Attentatsvermutung mit Mittätern auf der Titanic, dass die Titanic eine falsche Position meldete. Mehre Schiffe steuerten genau diese Position an. Zwar erscheinen 13 Seemeilen als nicht sehr viel, aber ein Schiff, dass dort eintraf würde von dort je nach Schiffstyp noch weitere 1 bis 2 Stunden bis zur wirklichen Position der Titanic benötigen. Wenn sie von dort aus zu sehen war.

So ist heutzutage der Stand der Dinge wohl der, dass die Californian überwiegend als entlastet gilt. Und wenn man das so als gegeben wird, dann wird es richtig interessant. Und verschwörerisch. Denn dann befand sich ein bis heute unbekanntes Schiff zwischen der Titanic und der Californian. Oder sogar zwei. Dies brachte der aufmerksame Beobachter Senan Molony ins Spiel, dem aufgefallen war, dass sowohl von der Titanic als auch von der Titanic aus ein Schiff mit rotem Backbordlicht gesehen wurde. Und da ein Schiff zumindest nach den Regeln nur ein rotes Licht hat, eben backbord, müssten Titanic und Californian zwei verschiedene Schiffe beobachtet haben. Oder es drehte sich? Oder hatte irregulär beidseitig rotes Licht? Aber da ist noch etwas, das für zwei Geisterschiffe spricht: Wenn gesetzt ist, dass die Californian nicht das der Titanic nahe Schiff X war, dann fällt auf: Auf der Californian wurde beobachtet, dass also Schiff X (und nicht die Titanic) 8 Raketen abfeuerte. Auf der Titanic wurde aber, soweit ich weiß, nicht berichtet, dass das von dort gesehene Schiff Raketen abfeuerte. Und wenn das so war, dann müssen sich tatsächlich zwei Schiffe zwischen der Titanic und der Californian befunden haben und das der Californian nahe Schiff feuerte Raketen ab, dass der Titanic nahe Schiff nicht.

So oder so, ich halte für mich fest: Da war ein unbekanntes Schiff. Es reagierte nicht auf Anmorsen. Es löschte sein Licht. Es feuerte 8 Raketen ab. Ich denke, das diente dazu, andere Schiffe von der Titanic abzulenken. Es war da und es half nicht. Aber es schuf Irritation und Verwirrung und für eine Weile gab es den Passagieren der Titanic Beruhigung und Hoffnung, es lockte Rettungsboote zu sich an. Zusätzlich erschwerte es die Titanic möglichen Rettern selbst sie zu finden, indem sie eine falsche Position meldete.

Deshalb, und aus weiteren Gründen, gehe ich von einem Anschlag auf die Titanic aus. Es ist wohl zumindest schwer zu bestreiten, dass ihr Untergang immer noch von Mysteriösität, Rätseln und Widersprüchen umgeben ist und so klar wie es in der Regel dargestellt wird, ist die Lage nicht.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.446
Ich habe mal in meinen Büchern nachgelesen, dass ist „Das Geheimnis der Titanic“ von Ballard und ein dicker Wälzer „Titanic“ von Don Lynch/Ken Marschall, im Heyne Verlag 1992. Zweiteres bechreibt die Sichtung von Boxhall und den Offizieren auf der Californian etwas ausführlicher und auch im großen und ganzen so, wie Du es schilderst - aber die Beschreibung des mysteriösen Schiffes mit schwarzem Schornstein und weißem Emblem taucht darin nicht auf. Schade. Aber dieses Detail kommt mir auch vage bekannt vor, ich bring‘s aber auch nicht mehr zusammen, wo genau und in welchem Zusammenhang. Wenn/Falls ich noch drauf komme, lasse ich‘s Dich wissen.

Ich habe allerdings hier noch einen Text für Dich gefunden:


Hier wird zwar erwähnt, das Boxhall das mysteriöse Schiff als mit vier Masten geschildert habe, aber das weiße Emblem auf schwarzem Schornstein wird auch nicht erwähnt. Aber eine andere Passage daraus hat mich etwas ins Grübeln gebracht:

Boxhall, der seit 20 Uhr Schiffszeit Titanic auf Wache war, hat die Lichter des anderen Schiffes erst einige Zeit nach der Kollision mit dem Eisberg gesehen. Das bedeutet, dass entweder Boxhall zuvor mit Blindheit geschlagen gewesen sein muss oder aber dieses Schiff war in Fahrt und war erst nach der Kollision überhaupt in Sichtweite der Titanic gekommen. Diese Unterscheidung ist wichtig, denn im ersten Fall könnte es ein abgestopptes Schiff gewesen sein, während im zweiten Fall das andere Schiff in Fahrt gewesen sein muss.

Das Geisterschiff hatte also die Lichter eingeschaltet. Dann hätte es aber Boxhall - und nicht nur er, es gab ja auch noch die beiden Matrosen im Ausguck - auch schon vorher sehen müssen. Die naheliegenste Erklärung ist damit zunächst tatsächlich, dass dieses Schiff in Fahrt war und erst später in Sichtweite gekommen ist.

Nach Deiner Theorie hätte es aber ja schon die ganze Zeit da sein müssten, etwa um Deine vermutete Schiffsfalle gespannt zu halten. Dann wäre allerdings die einzige Möglichkeit für die Sichtung durch Boxhall, dass das Schiff zu diesem Zeitpunkt seine Lichter eingeschaltet hätte. Nur, warum sollte es das tun? Da wartet es die ganze Zeit unerkannt und abgeblendet, bis ihr dicker Fisch ins Netz geht, und dann macht es alle Welt auf sich aufmerksam, bevor ihr Werk vollendet ist. Und tatsächlich ist es ja nur aufgrund seiner Lichter prompt von zwei Schiffen gesichtet worden.

Selbst die Vorstellung, dass es eine Art Demütigung und Triumph über die hilflos auf dem sinkenden Schiff stehenden Wissenden war, hinkt etwas. Sie konnten sich ja ausrechnen, dass es bei ruhigen See und dem langsamen Sinken des Schiffes genug überlebende Zeugen geben würde. Und wenn dann auch noch der Falsche, der weiß, was dahintersteckt, überlebt und ihnen das übel nimmt, dann hätten Sie wirklich ein Problem. Wäre also megadumm, so etwas zu tun.

Deine Geschichte hat hier irgendwie einen Knick, und mir fällt jetzt jetzt nichts ein, wie man den zufriedenstellend gerade hinbekäme..

Und noch ein Punkt: Ein anständiger Seemann, der selbst sein Leben nur eine Plankenstärke vom Ertrinken verbringt, tut so etwas nicht. Da müsste also ein ziemliches Gesindel an Bord gewesen sein. Kapitän Lord von der Californian hatte das Schiff als etwa seinem eigenem entsprechend beschrieben. Die Californian hatte 55 Mann Besatzung. Das würde heißen, auf dem Geisterschiff gäbe es auch gut 60 Mitwisser und zudem Gesindel. Und all die Jahrzehnte danach hat ja jeder völlig dicht gehalten, keiner im Suff mit irgendwas geprahlt? Aber gut, das Mitwisser-Argument gilt natürlich bei praktisch jeder Verschwörungstheorie, ist also nicht sonderlich originell.
 

Thinktwice

Geheimer Meister
21. September 2013
302
Da muss ich etwas ausschweifend antworten. Ich gehe generell von der sehr langfristigen Existenz zweier zutiefst verfeindeter Verschwörungsgruppen im Dauerkampf aus. In gewisser Weise sehe ich das als Motor der menschlichen Welt und für mich ist auch 9/11 ein Kapitel ihres Krieges. Und in meiner Vorstellung sind beide Gruppen unglaublich mächtig und fähig. Übermächtig. Wenn die ein Ding drehen wollen, dann gehen die bis ganz an den Rand des irgendwie noch Möglichen. So sehr, dass auch was schiefgehen kann, wie bei 9/11 wo das Ziel erheblich verfehlt wurde. Anderes Thema.

Da spielen anständige Seemänner keine große Rolle. Wenn das Geisterschiff nicht die Californian war sondern ein völlig unbekanntes Schiff und am Untergang der Titanic mitwirkte, dann bestand seine Besatzung komplett aus absolut tötungsbereiten Männern und Profis, bereit an einem subtilen, durchdachten Plan mitzuwirken. Nicht ein einziger anständiger Seemann darunter. Sofern sie nicht selbst unmittelbar der Verschwörergruppe angehörten, so wurden sie fürstlich bezahlt und ihnen war klar: irgendein dummes Geplauder und sie würden getötet. Da steigt keiner aus und da tanzt keiner aus der Reihe.

Wenn ich auch selbst sehr davon ausgehe, dass die Titanic per Attentat versenkt wurde, so kann ich nur ganz vage vermuten, wie das geschehen sein könnte. Aber möglich wäre dann viel, vor allem auch angesichts der ungeheuren Fähigkeiten der von mir vermuteten dahinterstehenden Macht. Das bedeutet, dass das oder die Geisterschiffe zwischen Titanic und Californian nicht auch zwingend die wie auch immer genau funktionierende "Aufschlitzfalle" auslegten oder angewendet haben. Das könnte dann ein weiteres Schiff getan haben, dass nie gesehen wurde und nie beleuchtet war. Während das oder die Schiffe zwischen Titanic und Californian täuschen und verwirren sollten und gesehen werden sollten.
 

Thinktwice

Geheimer Meister
21. September 2013
302
Also in meiner Fantasie kann das bis ins Extreme gehen. Auch bis zu der Vorstellung dass so drei bis fünf Top-Verschwörer an Bord des Geisterschiffes nach getaner Arbeit die sonstige Mannschaft töteten und das Schiff versenkten. Denn sicher ist sicher und es gibt keinerlei Skrupel. Es zählt nur die Effektivität.
 

Giacomo_S

Ritter-Kommandeur des Tempels
13. August 2003
4.468
Also in meiner Fantasie kann das bis ins Extreme gehen.

Eben. Das ist ja das schöne an dieser erschröklichen, allerdings historisch verbürgten Geschichte.
Vor allem auch deshalb, weil man nach über 100 Jahren letztlich nichts Neues mehr herausfinden kann. Selbst dann nicht, wenn man spektakulär in 4.000 Meter Tiefe taucht. Denn da findet man nur ein bereits erstaunlich verrottetes Wrack vor. Erst unlängst haben Zahlgäste ihre Sensationslust teuer mit ihrem Leben bezahlt, um in einem unausgereiften U-Boot dem Mythos Titanic hinterher zu laufen.

Eine Angelegenheit, die weder positiv noch negativ zu entscheiden ist - die ist im Grunde keine, auf die man zuviel neuronale Energie verschwenden sollte.
"Dies kann man noch nicht einmal widerlegen!" soll ein Quantenphysiker einst ausgerufen haben, und er meinte damit: Wenn man es nicht widelegen kann, dann ist der ganze Gedankengang wertlos, zumindest in der Wissenschaft.
Die Akte Titanic lässt sich aus unserer Zeit heraus nicht mehr lösen. Selbst dann nicht, wenn sich mediale Hasadeure auf 4.000 Meter unter dem Meerespiegel bewegen ...

... etwas ganz anderes ist allerdings das Wrack des Fährschiffs Estonia, gesunken in der Ostsee im Jahre 1994 und mit 852 Toten. Und das liegt nur in etwa 100 Meter Tiefe und ist unter wrack-maritimen Bedingungen gesehen quasi mistneu.
Der Ort des Wracks ist heute eine als Seegrab bezeichnete Sperrzone, allerdings nur für baltische & skandinavische Länder, sowie Großbritannien (?).
Deutschland hat die Sperrzone nicht anerkannt.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.446
@Thinktwice Na OK.

Da geht mir natürlich gleich die Frage durch den Kopf, warum dann diese doch sehr verspielt wirkende Aufschlitzfalle, von in ihrer Neuartigkeit niemand hätte sagen können, ob sie überhaupt funktioniert. Und die, selbst wenn sie das täte, völlig nutzlos ist, wenn das Schiff völlig überraschend, z.B. wegen Eisbergwarnung 50 Meilen weiter südlich steuert als ursprünglich gedacht?

Wäre das Ziel nicht mit einer Ladung Sprengstoff nicht wesentlich unauffälliger, einfacher und sicherer gegangen?

Zum Vergleich: Die „Lusitania“ ist nach Torpedotreffer und einer hiervon getriggerten, noch heftigeren (wahrscheinlich Kohlenstaub-) Explosion innerhalb von nur 18 Minuten gesunken. Man stelle sich dies bei der Titanic anstelle des Eisbergs vor. Bumm und keine Überlebenden.

(Wahrscheinlich würden wir dann heute die gleiche Diskussion führen - Du würdest für einen Sprengstoffanschlag plädieren, ich für die Explosion eines der neuen Kessel wegen Materialfehler und evtl davon ausgelösten Kohlestaubexplosion.)

Aber für die Attentäter wäre damit doch alles leichter und handhabbarer, oder was meinst Du?

Wäre auch ein Punkt in Deiner Wahrscheinlichkeitsbetrachtung … das neueste und sicherste Schiff mit all den Promis an Bord usw und dann auch noch mit einer Vorrichtung versenkt, die aus Daniel Düsentriebs Werkstatt kommen könnte.
 
Zuletzt bearbeitet:

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.446
... etwas ganz anderes ist allerdings das Wrack des Fährschiffs Estonia, gesunken in der Ostsee im Jahre 1994 und mit 852 Toten. Und das liegt nur in etwa 100 Meter Tiefe und ist unter wrack-maritimen Bedingungen gesehen quasi mistneu.
Der Ort des Wracks ist heute eine als Seegrab bezeichnete Sperrzone, allerdings nur für baltische & skandinavische Länder, sowie Großbritannien (?).
Deutschland hat die Sperrzone nicht anerkannt.

Zur „Estonia“ gibt‘s hier auch schon einen langen Thread, in dem ich ab 2011 auch fleißig mitgemischt habe. War fachlich recht anspruchsvoll.

 

Thinktwice

Geheimer Meister
21. September 2013
302
Eben. Das ist ja das schöne an dieser erschröklichen, allerdings historisch verbürgten Geschichte.
Da hast du sicherlich recht, dass es eigentlich keine Chancen gibt. Alle Zeugen sind tot, das Wrack verfällt. Für nicht ausgeschlossen halte ich aber, dass eine genauere Untersuchung der Risse und der Nietensituation noch möglich wäre und Erkenntnisse bringen könnte. Eine teure Aktion mit Tauchrobotern. da könnte es nützlich sein, dass die Risse unter Sand geraten ist. Aus der Schiffsarchäologie ist bekannt, dass Sand einen sehr konservierenden Effekt hat, wenn er das Meerwässer abhält oder seinen Einfluss reduziert.
 

Thinktwice

Geheimer Meister
21. September 2013
302
Zum Vergleich: Die „Lusitania“ ist nach Torpedotreffer und einer hiervon getriggerten, noch heftigeren (wahrscheinlich Kohlenstaub-) Explosion innerhalb von nur 18 Minuten gesunken. Man stelle sich dies bei der Titanic anstelle des Eisbergs vor. Bumm und keine Überlebenden.

Die Tarnung als Unglück ist nach meinen Überlegungen sehr wichtig und ein Torpedo insofern riskant. Und eines hätte die Titanic kaum versenkt, es müssten ja 6 Kammern Leck schlagen. Ob und wann es eine Kohlenstaubexplosion gibt ist unsicher. Und zur Lusitania habe ich gegoogelt, dass von1.959 Passagiere an Bord 761 überlebten. Bei der Titanic wäre man dann wohl sofort von einem Anschlag ausgegangen.
 

Zerch

Ritter der ehernen Schlange
10. April 2002
4.124
Im Jahr 1898, 14 Jahre vor dem Titanic-Unglück, wurde eine Novelle des Schriftstellers Morgan Andrew Robertson veröffentlicht, welche das Schicksal der Titanic in gewisser Weise vorherbestimmt hat.

Das fiktive Schiff in Robertson's Buch hieß "Titan".
-Es war das größte und modernste Schiff der Welt, es galt als unsinkbar.
-Es hatte wie die Titanic zu wenig Rettungsboote an Bord, und sank nach einer Kollision mit einem Eisberg zur Steuerbordseite.
-Selbst der Zeitpunkt des Unglücks deckt sich mit dem von der Titanic.


 

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