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Waldorfschule

Hegg

Geselle
21. Juli 2003
37
AHllo zusammen,

hab gedacht, mein Post passt am besten in den Thread "Philosophie".

Es geht hier um die Waldorfschule im Allgemeinen und deren Stellung im Vergleich zu anderen freien Schulen und staatlichen Schulen im Besonderen.

Meiner Meinung nach ist die Waldorfschule ein Ort, an dem einem ein großes Spektrum an allumfassender Bildung näher gebracht wird. Auch findet eine überdurchschnittlich gute ethische und musische Erziehung statt, die mit der an staatlichen Schulen nicht vergleichbar ist.

Andererseits hat, meiner Meinung und Erfahrung nach, der jeweilige Lehrer und seine entsprechende ideologische Ansicht sowie seine Gewichtung des zu vermittelnden Stoffes einen überdurchschnittlich großen Einfluß auf die Schüler. Der freie Lehrplan hat so den Nachteil, dass er entweder sehr gut oder sehr schlecht umgesetzt werden kann.

Was denkt ihr darüber, gibt es Waldorfschüler mit ähnlichen oder anderen Erfahrungen?
 

Ihlenam

Großmeister
11. August 2003
93
Ahoi,

Waldorfschulen mögen zwar das Miteinander und das ethische Denken fördern, aber ich glaube, die Waldorfschule bereitet von allen Schulen am wenigsten auf die Realität vor. Alle Waldorfschüler die ich kenne könnte man als verzogene Weicheier bezeichnen.

Gruß,
Dr. Angelika Hasenbein
 

Terrapansen

Geheimer Meister
20. April 2002
362
Wundert euch nicht wenn der Thread hier geschlossen wird, denn genau das Thema gab es schonmal! Ich mache auch keine Vorwürfe, denn der eröffner ist neu hier! Es steht sehr weit hinten in den Listen!

Deshalb mein Beitrag.:

Ich kenne einen Waldorfschüler, und ich kann nur sagen, er ist ein Top Typ, mit sehr guter Allgemeinbildung und auch sonst hat er viel auf dem Kasten! Ich seh da keine Spur von Weichei oder Muttersöhnchen! Mit dem kann man Pferde stehlen!
 

LoE

Geselle
13. August 2003
43
Ich kann nur über die Waldorfschule hier ums Eck berichten, von der ich jemanden kenne...
So gut deren Allgemeinbildung auch sein mag.... Körbe flechten und meditatives tanzen ist eine eigenwillige Lehrmethode :?

Ist und bleibt die Frage, ob dieses Schulsystem ver- oder erzieht.

Gruß, LoE
 

sillyLilly

graues WV- Urgestein
14. September 2002
3.269
na ein bischen mehr als körbe flechten und eurythmie machen die schon ;)
Französisch wir schon in der Grundschule im epochenunterricht gemacht. Ich halte eigentlich ne ganze menge von Waldorfpädagogik.
Leider sind einige Schuleorganisationen etwas versteinert ;) in ihren Ansichten.
ich hatte als Mutter das Gefühl, die wollen mir die Erziehung meiner kinder aus der Hand nehmen, und Rechenschaft dafür, wenn sie Fernsehengucken. ;)
Habe aber auch andere Schulen mitbekommen ... Es hängt da wohl auch sehr von der schule ab, wie locker die dort sind.

Namaste
Lilly
 

Hylia

Großmeister
23. Juli 2002
68
also ich kenn ja nun nur ein par Waldorfschüler und nur zwei davon gut. ich würd aber mal so allgemein sagen, dass die weniger "konsumverseucht" sind. Ja, klingt dumm aber mir fällt grad kein besser Wort ein. Also ich weis nicht ob man das allgemein so sagen kann, aber ich denk mal, dass es da weniger so Disko-, Schmincke-, Schuhetussen gibt. Auch die Jungs scheinen nicht so ganz auf diesem ich-bin-der-Coolste-Trip zu hängen.
Also die die ich näher kenn find ich jedenfalls total nett auch kein bischen realitatsfremder als mich selbst...
 

Hegg

Geselle
21. Juli 2003
37
Jojo,
war bis Juli auch Waldorfschüler, kann die Erfahrungen von SillyLilly teilweise bestätigen. In unserer Region gibts zwei Waldorfschulen.

Eine moderne mit der besten IT-Ausstattung im Landkreis, Basketball-AG, Volleyball-AG und moderner Ausrichtung.
Die Zweite ist sehr konservativ, mit einem Fernseher für 600 Schüler und der von Lilly erwähnten Einmischung in Schminktechnik der Oberstufenschüler und Kritik am Fernsehkonsum!

Deshalb interesiert mich das ja so wie das in anderen Waldorfschulen ist!
 

asamandra

Geheimer Sekretär
12. April 2003
665
Öhmmm... wie läuft das da eigentlich ab an so ner Waldorfschule? Ich mein, ich weiß zwar vom Prinzip her ungefähr, was das ist, aber ich wüßte das schon gern etwas genauer... Kann mich mal jemand aufklären??
 

asamandra

Geheimer Sekretär
12. April 2003
665
Naja, wie läuft da zum Beispiel der Unterricht ab? Gibt es sowas wie'n festen Lehrplan? Gibt es da Prüfungen? Welchen Abschluss hat man, wenn man fertig ist? Und sowas halt...
 

Hegg

Geselle
21. Juli 2003
37
Na dann erzähl ich mal, kann hier jedoch nur für Waldorfschulen in Baden-Württemberg und aus eigener Erfahrung berichten, die Lehrpläne differieren ja länderspezifisch.

Also, jeden morgen gibt es den s.g. Hauptunterricht in einem Hauptfach. Dieses Fach wird dann 2 - 4 Wochen unterrichtet (Deutsch, Mathematik, Erdkunde, Französisch, Englisch, Heimatkunde etc.) anschließend finden 4 "Fachstunden" statt mit anderen Fächern.

Ausserdem gibt es noch "waldorfspezifische" Fächer wie z.B. Werken, Astronomie, Handarbeiten, Musik und Eurythmie.
Eurythmie ist eine Art Bewegungslehre mit Klavierbegleitung nach vorgegebenen Bewegungsmustern, die jedoch individuell "interpretiert" werden sollen. Eurythmie ist der Schreck aller Waldorfschüler, besonders in der Oberstufe aber auch sehr witzig, da die Eurythmieleher meistens die richtigen Hardcore - Anthros der Schule sind und sich super verar**** lassen.

Das mit den Noten ist so ne Sache. Es gibt bis zur Oberstufe keine Noten, jedoch schriftliche Beurteilungen, die sehr genau sind und je nach Gunst des Lehrers blumiger oder unblumiger ausfallen. Jeder weiß jedoch nach einem Test ob er gut war oder noch was tun muß.

Ein echtes Goody der W-Schule sind die vielen Ausflüge und Klassenfahrten, mind. eine pro Schuljahr.

Schulabschlüsse gibts alle, alle staatlich anerkannt und von Staatsschullehrern abgenommen, also Hauptschule, Mittlere Reife, Fachhochschulreife und Abitur. Ich hab Abitur gemacht, dass ist dann allerdings eher ein "Aufsetzer" auf die W-Schule, da gibts kein Waldorfgefusel mehr, das ist knüppelharter Staatsschulstoff von zwei Jahren in ein halbes Schuljahr verpackt.

Achja, den Hauptschulabschluß macht man in der 10. Klasse, Realschule in der 12. Klasse (gleichzeitig der s.g. "Waldorfabschluss"), Abitur oder Fachhochschulreife in der 13. Klasse.

Neben den "staatlichen" Anforderungen für die Ablegung der Prüfungen gibts noch waldorfspezifische wie z.B. das "12- Klass - Theater - Stück" sowie in der 8. und 12. Klasse eine Jahresarbeit über ein selbstgewähltes Thema.

Die Waldorfschulen sind zwar freie Schulem, werden aber zu 75% vom Staat unterstützt, der Rest wird über Elternbeiträge finanziert. Es gibt jedoch keinen festen Satz, jeder zahlt soviel er will und soviel ihm diese Schulform wert ist.

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Schule sehr positive und sehr negative Seiten hat. Positiv ist z.B. die musische Erziehung, jeder in meiner Klasse spielte z.B. ein Instrument und es wurden neben dem an den Staatsschulen üblichen Literaturkanon auch viel Zusätzliches gelesen. Allerdings kann man sich in der W- Schule auch wunderbar "durchschlängeln" und auch in der 12. und 13. Klasse noch eine miserable Orthographie und Interpunktion haben.Vieles wird angefangen aber nicht beendet. Man kann zwar z.B. als 11 - Abiturpunkte - Franzose stundenlang französische Gedicht von Victor Hugo rezitieren und ausdeuten, bei der Bestellung von einem Abendessen im Restaurant kann es dann aber eng werden! Auch ist die Organisation mehrheitlich chaotisch und erfolgt immer nach dem "5 vor 12 - Prinzip"

Hoffe damit ein bisschen "Waldorffeeling" näher gebracht zu haben, wenns noch Fragen gibt einfach fragen!
 

Z

Geheimer Meister
24. Juni 2003
487
Hört sich wirklich ziemlich interessant an. Ich finde dieses Waldorf-Schulen-Prinzip eigentlich schon sehr positiv und hätte schon Interesse daran. Schade, dass man nie die Gelegenheit hatte, da "reinzuschnuppern", denn jetzt isses leider zu spät :/

Z
 

Gurke

Großer Auserwählter
25. März 2003
1.626
Nundenn, Astronimie hatte ich auf der Realschule auch, Werken ist lang her, war das später PA (Produktive Arbeit, ne Art Praktikum, wurde in einen Betrieb geschickt und wurde da in Metall/Holzarbeiten usw. "geschult". Eigentlich wurden da Gebrauchsgüter produziert, die dann der Betrieb verkauft hat). Nach der Wende hiess das dann Arbeitslehre, war im Prinzip das gleiche wie PA. Musik ging auch bis 10 Klasse durch.

Ausflüge, standen jedes Jahr 3 Tage zur verfügung, in höheren Klassen wurden die zusammengelegt und man bekam noch ein paar Tage für eine Wochenfahrt spendiert.

Was ist daran also Waldorfspezifisch?
 

trashy

Großer Auserwählter
19. Mai 2002
1.781
Hegg schrieb:
Das mit den Noten ist so ne Sache. Es gibt bis zur Oberstufe keine Noten, jedoch schriftliche Beurteilungen, die sehr genau sind und je nach Gunst des Lehrers blumiger oder unblumiger ausfallen. Jeder weiß jedoch nach einem Test ob er gut war oder noch was tun muß.

Das mit den Noten hab ich von ner Freundin auch schon mitgekriegt, das wird dann aber ein Problem für diejenigen die dann das Abitur machen wollen/müssen, da wirds dann um so härter ...

So das was ich über die Waldis schon gehört hab, machts mir eigentlich nen guten Eindruck, das nachteilige aber, so find ich, ist, die Sache mit den Noten, das ist nicht unbedingt, motivationsfördernd (hat meine Freundin auch schon gesagt - anfangs, ok, gute Beurteilung, aber wenns dann mit den noten anfängt, sitzte da ...)

Aber vom Grundprinzip würde ich für meine eventuellen Kinder eine Waldorfschule gegenüber einer staatlichen Schule vorziehen.

gruß

trashy
 

asamandra

Geheimer Sekretär
12. April 2003
665
Danke, @Hegg, das ist schon sehr informativ! Jetzt kann ich mir schon eher was drunter vorstellen...
 

Ihlenam

Großmeister
11. August 2003
93
Mich würde auch mal interessieren, wie die Waldorfschüler nach der Schule so zurechtkommen (davon hat ja noch keiner was gesagt!). Ich könnte mir vorstellen, daß sie sich recht schwer tun, weil sie ja vorher noch nie mit so richtigen Problemen auseinadergesetzt wurden (Waldorfschule ähnlet ja in gewisser Weise, aber nicht uneingeschränkt, der Montessorischule). Mich würde mal Eure Meinung interessieren.
 

Hegg

Geselle
21. Juli 2003
37
Hier ne Liste mit "berühmten" Waldorfschülern,

http://www.diewaldorfs.waldorf.net/dieWaldorfsframe.html

Ich denke es gibt da schon einen gewissen Unterschied zu Montessorischulen, da dort nur der Hauptschulabschluss möglich ist und an den Waldorfschulen alle Abschlüsse incl. Abitur.

Aus eigener Erfahrung, ich war auch Waldorfschüler und studiere jetzt Jura, kann ich sagen, dass aus meiner Abiklasse viele studieren gehen. Einiges geht in Richtung Soziales, also Medizin, Psychologie aber auch Naturwissenschaften oder Architektur und Jura. Wie an nem normalen Gymnasium halt auch.
Diejenigen, die nach der 12. Klasse abgingen, also mit der Mittleren Reife, lernen überwiegend ganz normale Berufe oder gehen auf Wirtschaftsgymnasien oder technische Gymnasien.

Ein großer Unterschied ist allerdings, dass viele nicht anfingen sofort zu studieren sondern erst noch ein oder mehrere Jahre auf "Selbstfindung" nach Neuseeland, Amerika, Australien, Goa etc. gehen.

Viele Waldorfschüler werden auch Waldorflehrer, eigentlich fast alle Lehrer von uns sind ehemalige Waldorfschüler, die ihre Fachrichtung auf einer normalen Uni studiert haben und dann ne Zusatzausbildung als Waldorflehrer.

Ein gewisses Klischee lässt sich aber schon bestätigen, wenn es in Richtung Kreativität und Lösungsfindung etc geht haben die Waldorfschüler klar die Nase vorn, in vielen Bereichen der Wirtschaft oder dem Umgang mit neuen Entwicklungen sind sie sehr langsam, wird doch an der Schule immer darauf Wert gelegt, anstehende Probleme und Tätigkeiten zu hinterfragen und tiefer zu ergründen.


In unserer Abizeitung stand scherzhaft:

Die Waldorfschule ist eine Einrichtung bei der es vor, während und nach dem Projekt vieles zu reflektieren und erörtern gibt :wink: , ich denke, das trifft es sehr genau
 

DrJones

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
21. Mai 2002
1.006
Meiner Meinung ist die Waldorf Schule was schönes.
Wenn die 'reale' Welt nur auch so schön wäre... :roll:
 

bstaron

Vorsteher und Richter
5. August 2003
760
Na, der Otto Schily hat doch auch enge Verbindungen zur Steiner Lehre. Aus dem ist auch was geworden (auch wenn seine momentane Politik eher wenig damit zu tun hat). Ich kenne eine Familie da wurde ein Sohn Herzchirurg. Also, alles ist möglich. Aber es gibt schon einen Unterschied: Da kann man seine Kinder nicht "parken". Bei der Waldorfschule müssen sich die Eltern engagieren und auch mal anderer Meinung als der Lehrer sein, damit das ganze was wird. Ich selbst war auf einer staatlichen Schule, würde aber meine Kinder auf die Waldorf schicken.
 

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