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Pauschalbeiträge für Krankenkassen

Brauchen wir Krankenkassen-Pauschalbeiträge als Lustmacher zum Geldverdienen?


  • Umfrageteilnehmer
    237

Hans Dunkelberg

Geheimer Meister
4. September 2002
366
Wer hat sich den diesen neuesten Unsinn mit den Pauschalbeiträgen für Krankenkassen ausgedacht?

Ist das nicht ein gehöriger Bremsblock für die Wirtschaft?

Wenn ein Ehepaar zusammen € 528,- im Monat bezahlen muss - also, sagen wir mal, DM 1056,- - wie soll dieses Ehepaar sich dann noch irgendetwas kaufen, wenn es zur unteren Einkommensklasse gehört?

Ein gut Verdienender (der sein Geld allerdings meistens viel weniger "verdient" hat als viele schlechter Verdienende) dagegen würde nur dazu verleitet werden, noch mehr Geld für Unsinn auszugeben - und zwar vor allem im Ausland. (Durch noch teurere Reisen als heute.)

Ich hab den Eindruck, dass die Herzog-Kommission insgeheim einem romantischen Weltbild anhängt und vor lauter Langerweile den Ständestaat wieder einführen will.

Denn eine Kopfpauschale bei der Versicherung treibt nicht nur die Ärmeren in einen Teufelskreis aus Armut und Krankheit (weniger Geld > mehr Krankheit > noch weniger Geld > noch mehr Krankheit > und noch einmal weniger Geld > und noch einmal mehr Krankheit und so fort).

Sie zerstört auch das soziale Moment in einer Versicherung.

Denn wenn man eine Kopfpauschale für die Krankenversicherung einführt, könnte man die Krankenversicherung auch gleich ganz abschaffen.

Man könnte dann einfach sagen:

Für die und die gesundheitlichen Leistungen kommt der Staat auf.

Es wäre die Umkehrung des Prinzips, dass Leute mit einem höherem Einkommen bei Abgaben prozentual einen größeren Anteil von diesem ihrem Einkommen entrichten müssen.

Denn wenn die Kopfpauschale zum Beispiel € 250,- beträgt, ist das für jemanden mit einem Einkommen von € 300,- ein prozentualer Anteil seines Einkommens von 83,3333333333333333333333333333 Prozent - für jemanden mit einem Einkommen von € 30.000,- aber nur von 0,833333333333333333333333333333 Prozent.

Da kann man schon verstehen, warum (einfluss-)reiche Leute für eine Kopfpauschale bei der Krankenversicherung sind.

Denn so könnte sich auch jemand, der € 30.000,- im Monat verdient, für vergleichsweise wenig Geld für den Fall des Falles schützen und sogar, wenn er eine Krankheit hat, die ihn zum Beispiel von einer Aufnahme in eine private Krankenkasse ausschließen würde (bei der die Beiträge ja schon heute einkommensunabhängig sind), wie zum Beispiel AIDS, sich seine komplette Behandlung von der Solidargemeinschaft bezahlen lassen - also zum Beispiel Behandlungen für € 1000,- im Monat - und dabei von seinen € 30.000,- trotzdem noch € 29.736 behalten.

Wo, bitte, soll das hinaus?

Es scheint fast, als hätten bei uns in Deutschland Linke fest das Heft in der Hand.

Natürlich, man leistet sich heute mehr Luxus als vor ein paar Jahrzehnten. Aber das tun die Einkommensschwächsten auch heute noch kaum. Das tun eigentlich nur diejenigen wirklich, die von so einer Regelung profitieren und mit ihr beim arbeitenden Volk noch stärker schmarotzen würden als zuvor.
 

MrContact

Geselle
3. Januar 2003
35
Hi

------------
KRANKENVERSICHERUNG: Die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung soll frühestens im Jahr 2013 auf ein Pauschalprämienmodell umgestellt. Die Versicherten sollen dann nicht mehr lohnbezogene Beiträge leisten, sondern eine monatliche fixe Pauschale in Höhe von 264 Euro. Der soziale Ausgleich für Geringverdiener - die sonst zu den Verlierern des Prämienmodells gehören würden - soll über Steuern geschaffen werden. Dafür sind nach Berechnungen der Kommission jährlich 27,3 Milliarden Euro notwendig. Zahnbehandlungen sollen nach dem Willen der Kommission künftig allein vom Versicherten bezahlt werden, das Krankengeld dagegen vom Arbeitgeber.
(http://www.reuters.de/news_article.jhtml?type=germanynews&StoryID=3532719)
-------------

1. Geringverdiener werden nicht den vollen Betrag bezahlen müssen, sie werden durch Steuern bezuschusst!!!

2. Auch jetzt schon gibt es einen Höchstsatz bei der gesetzliche Krankenversicherung (Beitragsbemessunggrenze: 41.400€ p.a. für Kranken- und Pflegeversicherung), wer über diese Grenze verdient, zahlt trotzdem nicht mehr als wenn er genau 41.400€ p.a. zahlen würde.

==> Im Prinzip haben wir das jetzt schon ;)

Einen grossen Unterschied sehe ich darin, dass nämlich mit der gewollten Regelung über Steuern die Geringverdiener bezuschusst werden (so wie ich das verstanden habe), also Steuergelder direkt in die Kassen der Krankenversicherungen fliessen. Wenn man dann davon ausgeht, dass Besserverdienende auch mehr Steuern bezahlen (höhere Lohnsteuer, mehr Verbrauch), so finanzieren diese also diesen Zuschuss an die Geringverdiener, oder nicht?? (Im Moment tun die das nicht, von daher doch schon mal ein interessanter Ansatz...)

In meinen Augen sinnvoll wäre auf alle Fälle, dass jeder (auch Beamte, auch Selbständige, etc. ) in eine 'Allgemeine' Krankenversicherung einbezahlen müssen. Wollen die dann noch was zusätzlich, sollen sie sich eine Zusatzversicherung besorgen, von mir aus privat ;)

MC
 

Hans Dunkelberg

Geheimer Meister
4. September 2002
366
MrContact schrieb:
Der soziale Ausgleich für Geringverdiener - die sonst zu den Verlierern des Prämienmodells gehören würden - soll über Steuern geschaffen werden. Dafür sind nach Berechnungen der Kommission jährlich 27,3 Milliarden Euro notwendig.

Klaro: Steuern immer weiter senken, Staatsausgaben immer weiter erhöhen.

Ergebnis: Staat rutscht in die Schuldenfalle.

MrContact schrieb:
Auch jetzt schon gibt es einen Höchstsatz bei der gesetzliche Krankenversicherung (Beitragsbemessunggrenze: 41.400€ p.a. für Kranken- und Pflegeversicherung), wer über diese Grenze verdient, zahlt trotzdem nicht mehr als wenn er genau 41.400€ p.a. zahlen würde.

==> Im Prinzip haben wir das jetzt schon.

Das müsste man eigentlich abschaffen, um die Staatsfinanzen zu sanieren und das Gesundheitssystem zu retten. Verstärken darf man ein solches Überbleibsel aus der Zeit der Adels-Privilegien auf keinen Fall.

Wenn ich glaube, dass ich das Gesundheitssystem sanieren kann, indem ich einfach einen Teil des Volks von der gesundheitlichen Versorgung ausschließe, ist das, wie wenn ich als Arzt einen fußkranken Patienten hätte und sagen würde: Kommen Sie her, das ist doch nur Ihr Fuß, den brauchen Sie doch nicht; nehmen Sie lieber das Geld und machen Sie sich damit einen schönen Abend.

Nach kurzer Zeit wird der Fuß entweder sterben (und der Arzt unter Umständen ein schlechtes Gewissen bekommen), oder er wird eben bei einem anderen Arzt anklopfen, so dass weitere Kosten entstehen und weder der Patient noch irgendein Arzt irgendwann überhaupt noch die Zeit haben, um sich einen gemütlichen Lenz zu machen.

Es gibt zwei Grundsätze, denen die Herzog-Kommission sich offenbar verpflichtet weiß und die uns noch nie weitergebracht haben.

Das sind die beiden Grundsätze:

Es gibt viel zu tun - warten wir`s ab;

und:

Kamerad, spring du - ich schieß.
 

Trasher

Ritter der ehernen Schlange
10. April 2002
4.104
Hans Dunkelberg schrieb:
Ein gut Verdienender (der sein Geld allerdings meistens viel weniger "verdient" hat als viele schlechter Verdienende) dagegen würde nur dazu verleitet werden, noch mehr Geld für Unsinn auszugeben - und zwar vor allem im Ausland. (Durch noch teurere Reisen als heute.)
Diese drei netten Vorurteile kannst Du sicher statistisch oder sonst irgendwie objektiv belegen.

Es scheint fast, als hätten bei uns in Deutschland Linke fest das Heft in der Hand.
Aha, seit wann gilt denn: Gutverdienende => Linke? :gruebel:
 

Ellinaelea

Geheimer Meister
7. März 2005
494
woelffchen schrieb:
Habe hier was zur Kopfpauschale gefunden, dass euch interessieren könnte. Kein theoretisches Gewäsch, sondern ein Bericht aus dem Leben:

Schweizer stöhnen unter der Kopfpauschale

http://www.pnp.de/nachrichten/artikel.php?cid=29-10026199&Ressort=pol&BNR=0

Den Beitrag kann ich als Schweizerin nur unterschreiben. Seit der Mist eingeführt wurde, bezahlen mein Mann und ich nahezu doppelt so viel wie vorher. So ein Gugus gehört abgeschafft.
Die Reichen bemerken den Betrag kaum und die weniger Betuchten sind ständig am Antrag ausfüllen, damit sie einen Teil der Kosten vom Staat zurückbekommen. Die anderen dazwischen erschrecken jedesmal wenn eine Rechnung kommt, weil man sich einfach nicht an die - im Vergleich zu früher - massiv erhöhte Zahl gewöhnen kann. Dümmer gehts kaum noch.
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
Gerechter gehts doch nicht mehr.
Gleicher Beitrag für gleiche Leistung.


Oder fühlt sich da wieder jemand benachteiligt, weil die nicht- Unterschicht auch mal etwas von ihrem hart erarbeiteten Geld behalten darf?
Muß in diesem Land immer alles zu einer Sozialneidkampagne umgearbeitet werden? Zum kotzen.
Klaro: Steuern immer weiter senken, Staatsausgaben immer weiter erhöhen.
Solange DU nichts zahlst, können die Steuern gerne erhöht weden? Das ist es doch im Prinzip, was ihr immer wollt. Die Steuern für Normal- und Besserverdiener sollen immer erhöht werden, und die ausgaben für Gerin- und Garnichtverdiener immer erhöht werden. Und dann wundert ihr euch, wenn die die die Möglichkeiten dazu haben lieber weniger Steuern im Ausland zahlen oder Steuervermeidungsmodelle anwenden. komischkomischkomisch.
 

Ellinaelea

Geheimer Meister
7. März 2005
494
Gerecht? Redest du mit mir?
Bei gleich gebliebenem Lohn bezahle ich heute 1240.- sFr an die Krankenkasse im Vergleich zu 540.- früher. Das nennst du gerecht? Dich möcht ich dann ja mal sehen, wenn die deine Rechnungen über Nacht so erhöhen *lol*
Bis ich alt bin und dieses Ding wirklich brauche, ist es entweder unbezahlbar geworden oder ausgestorben - genau wie die Rentengelder, die ich zwar seit Jahrzehnten regelmässig einbezahle, aber vermutlich niemals zu sehen bekommen werde.

Apropos gleiche Leistung: Ich brauche gar nichts von der Kasse, bin hier aber von Gesetzes wegen gezwungen, meinen Beitrag zu leisten.
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
Ich mein nicht explizit dich, aber du fühlst dich anscheinend angesprochen.
Ja, ich nenne es gerecht, wenn jeder für das gleiche Geld bei Bedarf die gleichen Leistungen in Anspruch nehmen darf. Ist es gerecht, wenn jemand 300€ und einer 500€ zahlt? Für den selben Gegenwert? Nur weil ihr jetzt mehr zahlt ist es ungerecht? Wenn du zahlst ohne es zu brauchen, kannst du dich ja mal vorsichtig in viele tausend andere Beitragszahler reinfühlen, die das Jahrelang mit elend hohen Beiträgen genauso gemacht haben. Fandest du DAS ungerecht? Ob das sozialverträglich oder nett ist steht hier nicht zur Debatte. Aber es ist gerecht.
Dich möcht ich dann ja mal sehen, wenn die deine Rechnungen über Nacht so erhöhen *lol*
Dafür sorgen schon meine Stadtwerke, die erhöhen die Preise nicht nur vierteljährlich über Nacht, nein! die sagen mir auch nichts davon.
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
dkR schrieb:
Ich mein nicht explizit dich, aber du fühlst dich anscheinend angesprochen.
Ja, ich nenne es gerecht, wenn jeder für das gleiche Geld bei Bedarf die gleichen Leistungen in Anspruch nehmen darf. Ist es gerecht, wenn jemand 300€ und einer 500€ zahlt? Für den selben Gegenwert? Nur weil ihr jetzt mehr zahlt ist es ungerecht?

nur ist die sache halt so, dass medizinische versorgung ausserordentlich teuer ist... manch einer könnte sie sich schlicht nicht leisten wenn er das zahlen müsste was sie vielleicht wert ist.. dummerweise braucht man medizinische versorgung egal ob man sie bezahlen kann oder nicht.

nun leben wir zumindest auf dem papier noch in einer solidargemeinschaft.

wir können das alles gern über bord werfen aber dann leben wir halt bitte auch mit den konsequenzen.. diejenigen die nichts haben werden es sich nehmen...

es geht bei solidargemeinschaften doch um sozialen frieden und menschlichkeit...

wo ist das solidarisch wenn der eine so stark belastet ist, dass er kaum noch leben kann von dem was bleibt während der andere, der zwar nicht mehr weiss wohin vor lauter geld, aber halt das gleiche zahlt als der ärmere und unterm strich weniger als zuvor...

der witz an der umverteilung ist, dass die reicheren die einkommensschwächeren mit unterstützen..
 
B

Booth

Gast
Naja - über das "richtige" System der Krankenkassenbeiträge will ich mir zur Zeit keine Meinung erlauben.

Jedenfalls finde ich es nicht besonders klug, zunächst hier anzusetzen, aber gleichzeitig das völlig idiotische System der Verrechnung in Deutschland bestehen zu lassen:

Patient nimmt Dienste von Kassenarzt in Anspruch. Kassenarzt leitet Dienste an Kassenärztliche Vereinigung weiter. Kassenärztliche Vereinigung verrechnet irgendwelche Massenrechnungen an die Krankenkassen - ohne Aufschlüsselung der Einzeldienste der Ärzte.
Krankenkassen bezahlen Massenrechnungen. Krankenkassen erhalten Gelder über Kranken"versicherung" der Patienten.

Patient sieht niemals die Rechnung des Arztes. Krankenkasse sieht niemals Rechnung UND Dienstleistung des Arztes.

Eine schönere Einladung zum gemeinsamen Mauscheln kann ich mir kaum vorstellen...

gruß
Booth
 

Simple Man

Kanonenbootdiplomat
Teammitglied
4. November 2004
3.945
drK schrieb:
Gerechter gehts doch nicht mehr.
Gleicher Beitrag für gleiche Leistung.

Echt?
Also, Herr Meier bezahlt 15% seines Einkommens für eine medizinische Leistung, während Herr Müller 2% seines Einkommens für die selbe Leistung bezahlt. So wie ich das sehe, ist hier eine Zahl größer als die andere ... das ist gerecht? :O_O:

Muß in diesem Land immer alles zu einer Sozialneidkampagne umgearbeitet werden?

Und muss Leuten, die die aktuelle soziale Entwicklung kritisieren "immer" Neid vorgeworfen werden?

das ist es doch im Prinzip, was ihr immer wollt.

Wer verbirgt sich denn hinter "ihr"?

Und dann wundert ihr euch, wenn die die die Möglichkeiten dazu haben lieber weniger Steuern im Ausland zahlen oder Steuervermeidungsmodelle anwenden.

Tja ... man müsste die Steuersätze evtl. nicht erhöhen, wenn der tatsächliche Satz gezahlt würde ... oder anders ausgedrückt: Umgekehrt wird ein Schuh draus ... :wink:

Dafür sorgen schon meine Stadtwerke, die erhöhen die Preise nicht nur vierteljährlich über Nacht, nein! die sagen mir auch nichts davon.

Da frage ich mich erschrocken wo du denn wohnst ... 8O

Ob das sozialverträglich oder nett ist steht hier nicht zur Debatte. Aber es ist gerecht.

Naja ... ich finde es weder sozialverträglich noch nett, ja nicht mal gerecht ... aber ich habe da evtl. ein anderes Verständniss von als du ...


Ansonsten unterschreibe ich mal den Beitrag des Unbarmherzigen Ming. :)

P.S.:

Booth schrieb:
Eine schönere Einladung zum gemeinsamen Mauscheln kann ich mir kaum vorstellen...

Das sehe ich ähnlich ...
 

Trasher

Ritter der ehernen Schlange
10. April 2002
4.104
Simple_Man schrieb:
drK schrieb:
Gerechter gehts doch nicht mehr.
Gleicher Beitrag für gleiche Leistung.

Echt?
Also, Herr Meier bezahlt 15% seines Einkommens für eine medizinische Leistung, während Herr Müller 2% seines Einkommens für die selbe Leistung bezahlt. So wie ich das sehe, ist hier eine Zahl größer als die andere ... das ist gerecht? :O_O:
Für ein Brot bezahlt doch auch jeder den selben Festbetrag und keinen prozentualen Anteil seines Einkommens. Ist das etwa ungerecht?
 

holo

Frechdachs
27. August 2005
2.712
Das Prinzip der gesetzlichen Krankenversicherung ist eine Solidargemeinschaft. Das Prinzip jeder Versicherung ist eine Solidargemeinschaft. Damit fängt es an.
Ich gehe davon aus, dass auch vor hunderten von Jahren "Risikotöpfe" gebildet wurden aus dem zu erwarteten Tauschmittelbedarf. Und was war wohl mit denen, die keinen Pfeffer bzw. kein Geld hatten? Sie konnten sich nicht versichern.
Wir leben hier in einem demokraturischen Sozialstaat. Also gibt es hier auch eine gesetzliche Krankenversicherung, dessen Schutz auch Bedürftige genießen dürfen. Nun mag es sein, dass es manchem gerecht erscheint, wenn jeder den selben Beitrag zahlt - doch das stimmt so nicht. Wer pflichtversichert ist, den fragt niemand nach dem Einstiegsalter, Vorerkrankungen oder fehlenden natürlichen Zähnen, die noch nicht ersetzt wurden. Es findet keine Risikobewertung im klassischen PKV-Stil statt.
Der kerngesunde Mensch zahlt genauso in die Kasse wie der totkranke, dessen Behandlungskosten unsere Vorstellungen weit überschreiten. Jetzt haben wir das Problem, dass die Behandlungskosten immer weiter steigen, obwohl die Arzthonorare (letzter Beitrag des Links) in vielen Behandlungsgebieten rückläufig waren. Also wird es wohl an den Behandlungskosten gelegen haben. Wir sind uns sicher darüber einig, dass schwere Erkrankungen einen wesentlich höheren Beitragsaufwand erfordern. Also ist es ja eher gerecht, wenn die schwerkranken und in der Regel krankgeschriebenen Patienten das Doppelte zahlen im Gegensatz zu gesunden Versicherten. Aber das klappt auch nicht, weil die Kranken den Beitrag nicht aufbringen können. Dann sollte es heißen: "Lasst die, die nicht zahlen können, einfach verrecken!"
Und wer sagt so etwas? Doch nur der, dem es gut geht.
Das dumme ist nur, dass keiner von uns sagen kann, ob oder woran er auf seinem Lebensweg erkranken wird. Und jeder - das behaupte ich mal - wird froh sein, wenn seine Chemo von der Kasse bezahlt wird genau wie der prozentuale Anteil seines Gehaltes auf sein Konto überwiesen wird. Hier stecken einige Kosten dahinter. Wenn wir also sagen, dass Ha(r)tz 4 einigen den Boden unter den Füßen nimmt, dann passiert mit dieser Kopfpauschale dasselbe. Es ist ja nun kein Geheimnis mehr, dass viele, die noch Arbeit haben, nur wenig mehr als Arbeitslose verdienen. Noch mehr Armut. Mancher, der einen gut bezahlten Job hat, mag darüber lächeln und sagen: "Nach mir die Sintflut." Doch dieser Mensch wird seine Einstellung noch bereuen.

Je weniger in der breiten Masse an Kapital zum Leben bleibt, je mehr wird sich das auf unsere Infrastruktur auswirken. Und dann? Was passiert, wenn dem Markt das Kapital entzogen wird? Richtig! Weniger Nachfrager=weniger Geschäfte=weniger Mitarbeiter. Weniger Mitarbeiter=mehr Arbeitslose. Mit dem Rückgang der Nachfrager steigen die Preise einzelner Güter und das können die bezahlen, die ja nun dank Kopfpauschale mehr in der Geldbörse haben. Und dann?
Einfach mal zu sagen, dass die Armen genausoviel zahlen sollen ist also in meinen Augen nicht weitsichtig genug. Dann kommen die Armen auf den Trichter, dass sie ja für die reichen Totkranken mitzahlen müssen - und einer, der meint, dass Reiche die Kosten selbst tragen könnten, lässt sicher nicht lange auf sich warten. Und? Wir drehen uns im Kreis und - weils nervt - rufen die nächsten nach Methoden der PKV. Und dann sage ich "Gute Nacht, Marie".

Also sehe ich einige wichtige Gründe, den Kapitalbedarf der GKV weiterhin auf eine "gesunde" Art und Weise zu finanzieren und die Beiträge prozentual an die Löhne anzupassen. Und mal ehrlich: Wenn es so bleibt und ich mehr verdienen sollte, habe ich immer noch mehr zum Leben übrig als als schlecht verdienender Mensch.
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
nur ist die sache halt so, dass medizinische versorgung ausserordentlich teuer ist... manch einer könnte sie sich schlicht nicht leisten wenn er das zahlen müsste was sie vielleicht wert ist.. dummerweise braucht man medizinische versorgung egal ob man sie bezahlen kann oder nicht.

nun leben wir zumindest auf dem papier noch in einer solidargemeinschaft.
Deswegen zahlt auch nicht jeder seine Rechnung selbst, sondern die Krankenkasse bezieht von jedem Geld, das sie dann bei Bedarf weitergibt. Das finde ich durchaus solidarisch. Für Leute, denen dann wirklich nichts mehr zum Leben bleibt sollten natürlich Regelungen getroffen werden, z.B. eine totale Befreiung bis 1xxx€ Einkommen. Jedoch auf keinen Fall gestaffelte Beiträge!


Schneewitchen fand ich passender ;)
Und muss Leuten, die die aktuelle soziale Entwicklung kritisieren "immer" Neid vorgeworfen werden?
Ja, das ist so schön praktisch.
Ne, im ernst, das artet doch wirklich dahingehend aus, dass die, die sich selbst als nicht-topverdiener sehen, sich darüber aufregen, dass Leute mit höheren Einkommen auch tatsächlich mehr Geld bekommen. Und irgendwie sind es auch immer die bösen Reichen, die zwar den dreifachen Betrag zahlen, aber trotzdem noch vielzuviel Geld haben.
So aktuell ist die Entwicklung garnicht, die Einkommensdifferenz zwischen den reichsten und ärmsten 10% der Bevölkerung ist beinahe auf einem 2000 Jahres Minimum :wink:

Also, Herr Meier bezahlt 15% seines Einkommens für eine medizinische Leistung, während Herr Müller 2% seines Einkommens für die selbe Leistung bezahlt. So wie ich das sehe, ist hier eine Zahl größer als die andere ... das ist gerecht?
Herr Meier zahlt auch 15% seines Einkommens für den gleichen Jahresurlaub, Fernseher, Auto, PC, Abendessen... den/die/das Herr Müller für 2% bekommt. Desweitern zahlen die Herren Schmidt, Schmit und Schmitt 10% ihres Einkommens in die Krankenkasse, obwohl sie dieses Quartal garnicht behandelt wurden, damit die Herren Müller und Meiern nicht 6% bzw. 45% zahlen müssen. Insofern finde ich das sehr gerecht.
Außerdem zahlt Herr Meier etwa 20% Steuern, Herr Müller aber 50%, was etwa der 5- bis 6-fache Betrag sein dürfte. Is aber Ok, Eigentum bzw. EInkommen verpflichtet.

Tja ... man müsste die Steuersätze evtl. nicht erhöhen, wenn der tatsächliche Satz gezahlt würde ... oder anders ausgedrückt: Umgekehrt wird ein Schuh draus
Du glaubst doch nicht wirklich, dass der Staat freiwillig die Steuerhöchstsätze signifikant senken würde.

Da frage ich mich erschrocken wo du denn wohnst
In Nordhessen ;)
Die große Überaschung kommt dann immer bei der Jahresabrechnung, wenn die mal wieder in die letzten 3 Wochen nach der letzten Erhöhung 1/3 des Jahreverbrauches reinrechnen.
 

woelffchen

Geheimer Meister
9. Dezember 2003
483
Die Frage ist ja meiner Meinung nach die, ob

wir in einer Solidargemeinschaft leben (wollen) oder jeder für sich leben soll. Ich ärgere mich auch über die Renten- Kranken- und AL-Abzüge, und solange du Gesund bist, ist das Geld auch "weg".
Trotzdem bin ich stolz, dass ich mit meinen Beiträgen jemanden helfen kann, der es nötig hat, und vor allem auch, dass ICH später auch diese Leistungen in Anspruch nehmen kann.

Was ich eigentlich damit anstoßen wollte - bringt ein Systemwechsel Vorteile ?
Steigen die Beiträge noch stärker ?
Oder sinken die Beiträge, wenn wir z. B. eine Praxisgebühr zahlen ? :lol:

@booth
Ich muß dir Recht geben, dass momentane System fördert geradezu Mißbrauch.

Ersten der Kampf der Krankenkassen.

Zweitens die nicht nachvollziehbare Abrechnungspraxis.
Ich wäre dafür, dass jeder seine Arztrechnung selber zahlt und diese dann an die KK weitergibt. Ein Arzt kann ja alles abrechnen, wenn ich wgn. eines blauen Fleck´s zum Dok gehe, er aber eine Darmspiegelung abrechnet, kann ICH und die KK das nicht nachvollziehen.

Drittens die Arzneipackungen/Verschreibungspraxis. Ich habe für ettliche Euro Restpackungen daheim die einfach nicht mehr aufgebraucht werden mußten. Manche kann man später wieder brauchen, aber das meiste ist überflüssig bzw. ist ja auch nicht ewig haltbar.

Und viertens die Preisgestaltung der Medikamente.
Neben dem Tanktourismus hat sich bei uns inzw. ein "Medikamententourismus" entwickelt. Bei unseren Nachbar sind die Medikamente z. T. um 50 % billiger.
Warum kostet ein Medikament, das haargenau den selben Namen, Hersteller, Menge hat, im Ausland 3 Euro, bei uns aber 6 ???
 

holo

Frechdachs
27. August 2005
2.712
woelffchen schrieb:
Ersten der Kampf der Krankenkassen.

Zweitens die nicht nachvollziehbare Abrechnungspraxis.
Ich wäre dafür, dass jeder seine Arztrechnung selber zahlt und diese dann an die KK weitergibt. Ein Arzt kann ja alles abrechnen, wenn ich wgn. eines blauen Fleck´s zum Dok gehe, er aber eine Darmspiegelung abrechnet, kann ICH und die KK das nicht nachvollziehen.

Drittens die Arzneipackungen/Verschreibungspraxis. Ich habe für ettliche Euro Restpackungen daheim die einfach nicht mehr aufgebraucht werden mußten. Manche kann man später wieder brauchen, aber das meiste ist überflüssig bzw. ist ja auch nicht ewig haltbar.

Und viertens die Preisgestaltung der Medikamente.
Neben dem Tanktourismus hat sich bei uns inzw. ein "Medikamententourismus" entwickelt. Bei unseren Nachbar sind die Medikamente z. T. um 50 % billiger.
Warum kostet ein Medikament, das haargenau den selben Namen, Hersteller, Menge hat, im Ausland 3 Euro, bei uns aber 6 ???

1. Das erkläre doch mal genauer, bitte.

2. Es gibt eine Dokumentationspflicht. Alles, was der Arzt macht, muss belegt werden. Bei einer Darmspiegelung müssen auch Bilder vorhanden sein. Der Arzt kann nicht alles abrechnen, er bekommt bereits eine Kopfpauschale. Bestimmte Leistungen sind budgetiert. Wäre dieses nicht so, gäbe es keine Ärzte, die zum Ende der Quartalsabrechnung die Praxis schließen. Wegen der Kopfpauschale nehmen die nichts mehr ein. Dazu auch dieser letzte Beitrag des Links.
Übrigens bin ich nicht scharf darauf, mich auch noch mit zusätzlichem Bürokram zu belasten. Die meisten würde die Anamnese und die damit verbundenen Behandlungen nicht interessieren, weils Fachchinesisch ist. Und dann noch 55 Cent + Kuvert für jeden Abrechnungsbogen? Leute wie du und ich haben vielleicht kein Problem damit - aber denk mal an die, die mit Bürokratie auf Kriegsfuß stehen. Die schicken die Rechnung nicht ab, verkramen sie vielleicht hinter dem Spülkasten auf dem Klo - und der Arzt bekommt kein Geld. So klappt´s glaube ich nicht.

3. Das ist seltsam. Wegen der Budgetierung verschreiben einige Ärzte ohnehin weniger. Also, wenn deine Packungen nicht den Aufdruck "N1" tragen, dass mag es zur Diskussion mit dem Arzt stehen. Steht da "N1", geht es nicht kleiner. Dann ist es das Pharma-Unternehmen, das die Menge der einzelnen Tabletten als "N1" definiert.

4. Dafür können weder Krankenkassen noch Ärzte etwas. Ansonsten, was den "Tourismus" betrifft: Einfach mal bei Doc Morris vorbei schauen.
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
Wenn ich mich nicht irre ist ein Großteil der Leistungen der Kk sowieso gesetzlich vorgeschrieben und somit identisch?
Dann wäre es ja wohl das einfachste die paar hundert Kassen aufzulösen und alle Versicherungsnehmer bei einer großen halbstaatlichen Kasse zu versichern. Dadruch würden wohl imense Summen für Bürokratie, Werbung etc. wegfallen. Tada, die Beiträge könnten gesenkt werden.
 

holo

Frechdachs
27. August 2005
2.712
Der Gedanke klingt gut. Die Unterschiede bestehen im Wesentlichen in der Honorierung der behandelnden Ärzte. Bedenken bestehen für mich nur betreffs der Regulierung/Festlegung des Leistungskataloges. Aber das wird wohl erst Thema sein, wenn es wirklich nur noch eine Kasse gibt. Andererseits entfiele vielleicht auch der Anreiz, Personal wirtschaftlich einzusetzen. Wir dürfen abwarten.
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
Wirtschaftlich? Krankenkassen? :wink:
Der Leistungskatalog wird jetzt eh schon weitestgehend vom Gesetzgeber vorgeschrieben, bzw. was eine kassel zahlt, zahlen alle anderen auch. Jedenfalls meiner Erfahrung nach.
 

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