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Der glückliche Arbeitslose

Beschneidung des sozialen Systems um Gelder einzusparen

  • Ja, allerdings darf keiner verhungern.

    Stimmen: 0 0,0%
  • Nein, wovon soll ich denn sonst leben?

    Stimmen: 0 0,0%
  • Nein, nach dem Zusammenbruch des Sozialismus brauchen wir keine Vorzeigemarktwirtschaft mehr.

    Stimmen: 0 0,0%
  • Ein Nein aus ethisch-moralischen Gründen.

    Stimmen: 0 0,0%
  • Mir doch egal! Ich bin nicht blöd und komme immer an Geld.

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    494

Paradewohlstandskind

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
10. April 2002
1.014
Zitat aus >>Mehr Zuckerbrot, weniger Peitsche...<< von Guillaume Paoli. Edition Tiamat Berlin 2002

>>Ein Arbeitsloser ist nicht unglücklich, weil er keine Arbeit hat, sondern weil er kein Geld hat<<

Dies ist ein sher interessanter Ansatz, wenn man sich den darauf logisch folgenden Gedanken nicht versperrt.

>>Was passiert, wenn ein Konzern ankündigt, dass ersoundso viele Arbeitsplätze vernichtet?<<

>>Alle Börsenspekulanten loben seine Saneirungsstrategie und bald darauf wird die Bilanz entsprechende Gewinne aufweisen.<<

Die Arbeitslosen als Druckmittel der Wirtschat auf die Politik darf natürlich nicht vergessen werden!

Was schliessen wir daraus?

>>Auf diese Weise schaffen die Arbeitslosen mehr Profit als ihre Ex-Kollegen. Logischerweise müsste man dem Arbeitslosen dafür danken, dass er wie kein anderer das Wachstum fördert<<

>>Der glückliche Arbeitslose ist der Ansicht, dass er für seine Nicht-Arbeit entlohnt werden muss.<<

Um zum Ernst zurückzukehren und einen Vergleich zur Kohlesubvention zu machen:

Die 70 Milliarden Euro, welche derzeit für ineffiziente Schulungs-, ABM-, oder sonstwie die Arbeitslosigkeit bloß verwaltende Maßnahmen verpulvert werden, könnten ebensogut direkt an die A´´losen ausgezahlt werden, die es dann wieder in die Wirtschaft einfliessen lassen und ein Stück weit die momentane Nachfragelücke schliessen.

Ich gespannt auf eure Stimmen

P.S. Ich bin nicht arbeitslos!
 

HanzGuckInDieLuft

Geheimer Meister
17. Mai 2002
373
Also ich habe vor 3 Wochen meine Ausbildung abgeschlossen. Die Woche darauf hab ich mich gleich mal arbeitslos gemeldet. Was macht das Arbeitsamt ? Es steckt mich, meine wertvolle Zeit raubend, in eine Profiling Maßnahme. Freunde und Bekannte haben mich gewarnt, es sei schwachsinnig und totlangweilig. Sie haben absolut recht gehabt, diese Maßnahme war Geldverschwendung. Bei diesem Profiling wurde uns ganze 7 Std. lang erklärt was ein Lebenslauf ist und wie man ihn schreiben sollte. Die Langzeitarbeitslosen konnten nur darüber lachen. Schulungsleiter: "Hat schon mal jemand von ihnen eine Bewerbung geschrieben?" Am letzen Tag des Profilings wurde gebastelt!! Dieses Profiling war mit Sicherheit nicht grade billig, die Schulungsaffen mussten schließlich bezahlt werden. Zudem wurden allen Teilnehmern die Reisekosten erstattet, 25-30€ pro Person waren es durchschnittlich. Ne Menge Kohle die für nichts rausgeschmissen wird!!
Man hätte es den armen Schluckern gleich zahlen können.
Also nächstes Jahr werd ich zum Glück nen Job haben :)
 

HanzGuckInDieLuft

Geheimer Meister
17. Mai 2002
373
Paradewohlstandskind schrieb:
>>Ein Arbeitsloser ist nicht unglücklich, weil er keine Arbeit hat, sondern weil er kein Geld hat<<

Die Profilingaffen haben ausführlich erklärt wie man an sein Arbeitslosengeld und andere solziale Schmarotzereien kommt. Mit Unterstützung vom Arbeitsamt :evil:
Man kann sogar für seine Bewerbungsunterlagen Geld vom Amt bekommen :lol:
 

Paradewohlstandskind

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
10. April 2002
1.014
Ich würde beim Arbeitslosengeld nicht von sozialen Schmarotzereien sprechen. Das klingt mir sehr nach einem bierdünstigen, verrauchten Stammtisch, fernab von einer Grossstadt. :wink:
 

HanzGuckInDieLuft

Geheimer Meister
17. Mai 2002
373
Paradewohlstandskind schrieb:
Ich würde beim Arbeitslosengeld nicht von sozialen Schmarotzereien sprechen.....

Nein das wollte ich damit nicht sagen! Man hat uns erklärt wie man schmarotzt! Uns wurde ausführlich erklärt wie man dem Staate noch ein paar euro abzockt, das Leben als Arbeitsloser, anstatt uns zur Arbeitssuche zu motivieren. Ich würde nicht sagen das alle Arbeitslosen Schmarotzer sind, doch es gibt genügend Außnahmen.

Ich bin ja selbst Arbeitsloser !! ;)
 

Hero

Geselle
4. November 2002
30
Das Recht auf Arbeitslosigkeit
(Götz Widmann/www.goetzwidmann.de)


Ich bin bestimmt kein großer Anhänger von Ethik und Moral,
wenn ein Politiker mich belügt, find ich das eigentlich normal,
mehr erwart ich nicht von ihm und solang er´s nicht übertreibt,
ist mir schon klar, daß ihm im Grund auch gar nichts andres übrigbleibt.
Meinen Glauben an die Demokratie kann das nicht ernsthaft störn,
aber eines mag ich echt bei aller Liebe nicht mehr hörn.
Dieses Geschwätz die ganze Zeit, egal welche Gelegenheit,
unser dringendstes Problem, das wär die Arbeitslosigkeit.

Ich find das eine oberflächliche Betrachtungsweise.
Der Mensch, er ist der Mensch und nicht die rote Waldameise.
Die Welt ist nicht mehr so wie sie bei Adenauer war,
mal gründlicher betrachtet ist das alles nur blabla,
der Mensch ist nicht allein zum Funktionieren auf der Welt.
Der Mensch braucht nicht die Arbeit, der Mensch, er braucht nur Geld.
Es geht ihm nicht ums Stechuhr stechen,
sondern mehr ums Miete blechen.

Wenn man mir ein Recht gäb, ohne Arbeit gut zu leben,
Würde ich ein Recht auf Arbeit gar nicht mehr erstreben.
Maschinen schuften lassen
und mit was besserem befassen.

Die Sklavenhalterei, die Folter, die Inquisition,
die Pest, die Guillotine, das Scheibentelefon,
die Postkutsche, das Bleibenzin, das Wasser holen gehn,
das Reich, die DDR und das Schwarz-Weißfernsehn,
all das ham wir überwunden,
nur gegen das Malochen hat noch keiner was erfunden.
Es mag noch tausend Jahre dauern, aber eins steht für mich fest,
daß sich Arbeit eines Tages global vermeiden läßt.

Wenn wir uns ein kleines bißchen Mühe damit geben,
können wir ein Dasein ohne Arbeit noch erleben.
Maschinen schuften lassen
und mit was besserem befassen.

Ach, was werden das für wunderwunderschöne Zeiten.
Man spricht nicht mehr von Arbeitslosen, man spricht von Befreiten.
Die meisten kommn ihr ganzes Leben ohne Leistung klar,
manche nehmn sich nur so ab und zu ein freies Jahr.
Manche würden ihre Arbeit am liebsten auch noch rauchen,
denen gönn ich ihren Sonntag auf dem Golfplatz, wenn sie´s brauchen.
Es wird so vieles kommen, wovon wir heute noch nichts ahnen.
Ich will hier kein Jahrtausend schon im vornherein verplanen.

Aber im Jahr 3000, was für Netze wir auch weben,
Arbeit wird es hoffentlich dann nur noch ausnahmsweise geben.
Maschinen schuften lassen
und mit was besserem befassen.
Maschinen schuften lassen
und mit was besserem befassen.

Ich schlage deshalb vor, daß man nen Sonderfonds einrichtet
für den Teil des Volks, der freiwillig aufs Arbeiten verzichtet.
Maschinen schuften lassen
und mit was besserem befassen.
Maschinen schuften lassen
und mit was besserem befassen.
 

dimbo

Meister vom Königlichen Gewölbe
30. September 2002
1.434
Hi!

Einen ähnlichen Gedanken hatte ich vor längerer Zeit auch - die ASI-Card als Ersatz für weite Teile des jeweiligen Sozial- und Arbeitsamts!

ASI steht für:

- Arbeitslose
- Sozialhilfeempfänger
- Inavliden & (sonstige nicht zuordnebare) Idioten

Großteile der Arbeits- und Sozialämter werden umfunktioniert in Bankähnliche Selbstbedienungsschalter mit Geldautomaten, bei denen sich die Inhaber der ASI-Card schnell und umproblematisch ihr Geld holen können. Gerade die aus den Einsparungen der Ämter freigesetzten Gelder kommen hier direkt den ASI-Card-Nutzern zu gute!

Wieso sollen alle arbeiten, wenn es:

a) gesellschaftlich kontraproduktiv ist. Wahrscheinlich steinigen mich jetzt die Frauen hier im Forum, aber wenn ihr wie die letzten 30.000 Jahre einfach zu Hause bleiben würdet und Kinder kriegen anstatt euer "Recht" überall mitarbeiten zu dürfen, einzufordern und auf Teufel komm raus umzusetzen hätten wir auch nicht das Problem einer überalteten Gesellschaft und den damit verbundenen Finanzproblemen. Also sollten erst einmal die Frauen ermutigt werden sich gezioelt mehr um Kinder zu kümmern, auch wenn hier nur Anreize gegeben und mit Belohnung gearbeitet werden sollte. Sicherlich muß es jedem Menschen freistehen, jede Arbeit auszuführen, ob männlich oder weiblich.

b) die Maschinen nicht unter der Arbeit leiden. Stichwort gebremste Rationalisierung. Wieso bremsen wir das? Was spricht denn dagegen Autos von Robotern bauen zu laßen? Wieso müßen das ungbedingt schwäbische Hauptschulabsolventen und Studenten-in-den-Semesterferien Hand ind Hand machen, wenns ne Maschine billiger und besser tun kann und keiner Lust zur Arbeit hat? Und müßte davon nicht eigentlich die gerade in Deutschland sehr stark vertretene Maschinenbauindustrie profitieren?

c) ist es nicht ideologisch zumindest hinterfragenswürdig, seitens Politik, Wirtschaft und Hochfinanz bewusst ein solches System aufrechtzuerhalten, das die Menschen in einem unnötigen Trott hält, der sie von ihrer eigentlichen Selbstfindung abhält, bzw. diese zumindest ins hohe Alter verschiebt?

d) es einfach mehr Spaß, zu lesen macht, Ski zu fahren, Musik zu hören/machen, sich mit dem anderen Geschlecht zu beschäftigen, filme zu sehen, ins theater zu gehen, essen zu gehen, auszuschlafen, wandern zu gehen, usw. Ist das nicht alles einfach besser als Arbeit? Und ist es nicht geradezu ein Segen in der Situation zu sein, das die Maße tief von der Unabdingbarkeit der Arbeit überzeugt ist? Sind das nicht sie optimalen Grundvoraussetzungen dafür eine langsame Abgewöhnung bzw. schrittweises Absetzen der Arbeit zu beginnen?

e) und sind alle Argumente, die gegen meine Thesen sprechen nicht letztendlich auf ein scheinheiliges Banken- und Hochfinanzsystem gestützt, das jeder moralischen und rechtlichen Grundlage entbehrt? Es ist doch gerade der Punkt, das man Angst haben muß, das sich der Staat verschuldet, wenn er zu nett zu seinen Bürgern ist. Da kann man sich dann die Frage stellen, bei wem sich die Staaten eigentlich verschulden, da es ja auch keinen Sinn macht, wenn sich alle gegenseitig Geld leihen, das keiner hat. Der Schlüssel hierzu sind private Banken, wie z.B. die Federal Reserve Bank, die in der Hand weniger Personen sind. Diese Personen haben selbstverständlich größereMacht als Politiker, ohne jemanls selbst in der Politik aufzutauchen. Sie haben mehr Einfluss als Alan Greenspan, aber sie tauchen nicht auf n-tv auf. Sie gehören zu den tabuisierten Rahmenbedingungen, die weder thematisiert noch debattiert werden dürfen - und wie bei allen Tabus, ist bereits der geäusserte Gedanke an diese Kreise der verschworenen Hochfinanz "unfein". Ist es nicht so, das wir wenn wir das Mittelalter mit seinen Königen oder anderen absolutistischen Herrschern sehen, es uns abstößt, wie sich die Macht auf eine einzelne Person konzentriert? Glorifizieren wir nicht selbst in jüngster Geschichte, wie z.B. im Falle des Dritten Reiches, diejenigen, die sich gegen solche "gottähnlichen" Herrscher, die das Volk unterdrücken stellen, a la Stauffenberg? Und wie kommt es dann, dass wir die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dieser Welt, die letztendlich Ursache nahezu aller Kriege und des allgemeinen Stillstands sind einfach so hinnehmen? Sind es nicht auch wenige, reiche Familien, die heutzutage die Welt beherrschen, wie es damals Adel und Klerus taten? Ist es nicht an der Zeit sich zu Fragen, wer sich diese perfide Geldsystem ausgedacht hat, das die Welt und deren Bürger so knechtet und wie man es beseitigen kann?

Und sind nicht genau das die Gründe, wegen denen wir alle wissen, das es völlig egal ist, was wir hier posten, da die Entscheidungen nie von der Maße und immer nur von Eliten getroffen werden?

:D

dimbo.
 

gloeckle

Geheimer Sekretär
20. Oktober 2002
699
Ich glaube, menschliche Arbeit völlig abzustellen ist unmöglich.
Wer baut den die Roboter? (OK, anfangs der Mensch, später der Roboter).
Wer spielt aber für dich im Theater?
Wer kocht dein Essen? (Ein Roboter/eine Maschiene kann meines Wissens nur programmierte Zustände abarbeiten. Er kann evtl. bedingte Abweichungen machen, bei zuwenig vorhandener Butter nimmt er dann Margerine. Er hat aber nicht die Geschmacksnerven und den Geschmackssinn des Menschen.)

Ohne Arbeit des Menschen wird ein solches derzeitig von uns gelebtes Leben wohl nicht gehen.
Viel mehr sollten wir uns um Arbeitszeitverkürzung und daraus resultierende Arbeit für alle kümmern. Gabs da nicht kürzlich einen Thread mit 5 Stunden oder so?

Gruß, gloeckle
 

dimbo

Meister vom Königlichen Gewölbe
30. September 2002
1.434
5 Stunden? Mach drei draus und ich schlag ein :D!!!

aber auch ohne künstlichen leistungsdrang würden die menschen wohl theater spielen, tolle sachen erfinden und kewles zeug auf die beine stellen, oder meinst du nicht?
 

ParaM!nd

Geheimer Meister
23. Mai 2002
320
Ich hab mal irgendwo von einem Konzept gelesen, das nach dem heutigen Stand der Technik fünf bis zehn Prozent der Menschen arbeiten müssten, um die restlichen zu versorgen. In das heutige System wäre es zu integrieren, wenn diese Leute nach heutigem Geldwert zB 10 Millionen monatlich verdienen, und davon 98 % Steuern zahlen.
Die restlichen Leute widmen sich so sachen wie Bildung, Kultur, Kunst, Wissenschaft, Telefonzellen anzünden, ect...
Letzteres lässt sich wohl erst bei der nächsten Generation vermeiden. Es klingt für mich nicht unrealistisch, und die Wissenschaftliche und Kulture Entwicklung würde einen gigantischen Boom erfahren.

@ dimbo, zu Punkt a) fällt mir als Typ nur ein:
evolution.gif


ParaM!nd
 

fletcher

Geheimer Meister
4. Oktober 2002
434
man sollte nicht das sozialsystem beschneiden sondern was ganz anderse ändern!
z.b dieses arbeitslosengeldverschwendungsystem!s.o.
z.b 3oder mehr kinder steuertechnisch belohnen, umd der überalterung entgegen zuwirken( nicht dsikriminierned gemeinet!)
etc.
 
G

Guest

Gast
Weiss icht ob es in diesem Threat passt, aber :

Warum sollen wir eigentlich mehr kinder bekommen ?
Gibt es meht Kinder, gibt es auch mehr Arbeitslose. Und wovon sollen die dann in die Rentenkasse zahlen ?
 

fletcher

Geheimer Meister
4. Oktober 2002
434
hey guter punkt!
ich denke wir brauchen mehr kinder um die last des sotialsystems auf mehr schultern zu verteilen!
dein ansatz ist gut!keine ahnung was man da machen sollte und könnte!
 

Maxim

Vollkommener Meister
28. Juni 2002
538
Arbeistlosengeld gehört komplett gestrichen, wer nicht arbeitet ist selber Schuld !!! Mir egal ob die verhungern.

Dann gibts endlich mal mehr Geld für die Reichen.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
da ich über das thema lohnarbeit so ganz anders denke als viele die hier gepostet haben, bin ich echt erschüttert, wie unkritisch die meisten damit umgehen.
jaaaaa, ich oute mich, ich war lange das, was einige hier mit sozialschmarotzer titulieren.
na und?
ich war es gerne und hoffe es nach meiner momentanen umschulung auch wieder zu werden.
ich hatte meinen eigenen rhythmus, und nicht einen mir von aussen aufgezwungenen.

hatte soviel zeit, mich in bereichen "weiterzubilden", die mich wirklich interessiert haben, ich hatte keine abgehetzten, zerstückelten tage vor mir, sondern zeit und muße mir zu überlegen, wie ich den vor mir liegenden tag gestalte. ich hatte genug zeit freunde zu sehen, gespräche zu führen, die meinen mitmenschen und mir vielleicht mehr gebracht haben, als sich nach einem langen arbeitstag enerviert zuhause einzufinden und eigentlich nur noch fertig zu sein, unfähig noch irgendjemandes gedankengänge zu folgen... froh zu sein, wenn das telefon nicht klingelt...nur ich und ich im abgeschlafften mikrokosmos...

ich sehe mit großer freude, wie dieses ganze scheiß arbeitssystem den bach runtergeht.
dieses system, was sich nur noch mit noch mehr repressalien gegen arbeitslose (und jeder ist ein potentieller...lasst euch das gut auf der zunge zergehen, ihr schätzchen) aufrecht erhält, das das offensichtliche X (no work anymore) zu einem U ( alle "gut" unterzubringen) umzudeuten versucht.
warum jubelt ihr nicht, das dieser raub an unserer lebenszeit endlich den bach runtergeht, das ihr vielleicht endlich anfangen könnt zu leben, das zu tun, was ihr wirklich wollt, anstatt immer nur zu funktionieren.

na, mal ganz im vertrauen, wem von euch macht eure arbeit wirklich spaß, wer zum teufel weiß eigentlich was er da den lieben langen tag tut und warum er es tut, vom lohn jeden monat mal abgesehen?

tut ihr etwas sinnvolles?

sitzt ihr in irgendwelchen ämtern, um absurde verordnungen umzusetzen, die eure mitmenschen zeit und nerven kosten?

oder vielleicht in irgendwelchen geschäften, in denen die abgehetzten, noch arbeitenden seelen, ihre innere leere mit "luxusgütern" füllen wollen, als ersatz für die zeit die sie nicht haben, um ihre wirklichen bedürfnisse zu erfüllen?

oder sitzt ihr in einer bank, und versucht den leuten irgendwelche vorsorge/sicherheitspakete anzudrehen, wo es doch gar keine sicherheit gibt, und die lieben leute in dreissig jahren wohl ziemlich blöd in die röhre schauen, weil sie jeden monat ihre kohle für ein versprechen abgedrückt haben, das sich so nie erfüllen wird?

glaubt ihr an das, was ihr tut?

da fällt mir das nette märchen mit der rente ein...wobei wir die sowieso nie sehen werden, aber fällt euch nichts auf?

immer wird alles auf später verschoben.
später werde ich mir meine träume erfüllen...danach...nachdem ich mich krumm und bucklig geschuftete habe...

wann ist denn später?
wenn ich alt und grau bin und gar kein halbes jahr surfend in der südsee verbringen kann, obwohl ich das doch immer wollte?

später, später, das erzählen sie einem ständig, arbeite erst mal ordentlich, verdiene geld, dann sehen wir mal weiter...

das schlimmste ist allerdings, das die so geknechteten, ihre knechtschaft versuchen als das alleinige heil darzustellen, als etwas erstrebenswertes, das sie die botschaft der knechter verinnerlicht haben, und somit zum willfährigen werkzeug der sie unterdrückenden, lebensaussaugenden werden, anfangen ihre arbeit der kontrolle zu übernehmen.

bravo, macht weiter so!!!
wird euch trotzdem nichts nützen...

wir sehen uns in den endlosen fluren des arbeitsamts :lol:
ob wir uns auch erkennen?


Die
Glücklichen
Arbeitslosen
-ein Manifest-

...und was machen Sie so im Leben?

Was nun folgt, widerstößt gegen die bisher geltenden Prinzipien der Glücklichen Arbeitslosen(1), die ungern mit der Theorie beginnen. Sie bevorzugen vielmehr Propaganda durch Tat, Untat und vor allem Nicht-Tat. Zudem gibt es auf dem Gebiet der glücklichen Arbeitslosigkeit noch keine entscheidenden Forschungsergebnisse, die präsentierbar wären. Jedoch sind ein paar Erklärungen nötig, denn die Gerüchte, die den Glücklichen Arbeitslosen schon einen heimlichen Ruhm verschafft haben, sind nicht frei von Mißverständnissen. Über ziemlich grundlegende Aspekte sogar, nämlich das Glück, und die Arbeitslosigkeit außerdem.

Erstens, da vom Glück die Rede ist, wird die Sache sofort verdächtig. Glück ist bürgerlich. Glück ist unverantwortlich. Glück ist undeutsch. Und überhaupt, wie kann man glücklich sein, angesichts der Armut, der Gewalt und der Schrippen, die nun 67 Pfennige kosten, obwohl nichts weiter als Luft drin ist.

Paul Watzlawick hat eine schlagende "Anleitung zum Unglücklichsein" verfaßt, in dem er eine solche Einstellung schildert:
"Was, wenn wir am ursprünglichen Ereignis unbeteiligt sind? Wenn uns niemand der Mithilfe beschuldigen kann? Kein Zweifel, dann sind wir reine Opfer, und es soll nur jemand versuchen, an unserem Opfer-Status zu rütteln oder gar zu erwarten, daß wir etwas dagegen unternehmen. Was uns Gott, Welt, Schicksal, Natur, Chromosome und Hormone, Gesellschaft, Eltern, Verwandte, Polizei, Lehrer, Ärzte, Chefs oder besonders Freunde antaten, wiegt so schwer, daß die bloße Andeutung, vielleicht etwas dagegen tun zu können, schon eine Beleidigung ist. Außerdem ist sie unwissenschaftlich."
Um diese Frage zu behandeln, wäre es nötig, in den Sumpf der Psychologie vorzudringen, wovor wir uns natürlich hüten werden.

Gegen das Glücklichsein hält man aber auch noch andere Argumente parat. Zum Beispiel wird behauptet, der Totalitarismus bestehe darin, die Menschen gegen ihren Willen glücklich machen zu wollen. Aber die unglücklichen Arbeiter und Arbeitssuchenden brauchen sich keine zusätzliche Sorge zu machen: der Glückliche Arbeitslose hat nicht die Absicht, sie gegen ihren Willen glücklich zu machen. Gewiß ist Glück ein Stichwort für alle möglichen Quacksalber, die ihre Wundermedizin anpreisen wollen. Aber der Glückliche Arbeitslose hat keine Wundermedizin anzubieten. Programmatisch sieht das so wie bei Lautréamont aus, der 1869 seine eigene Aufgabe formulierte:
"Bis jetzt wurde Unglück geschildert, um Furcht und Erbarmen zu erzeugen. Nun werde ich das Glück schildern, um ihr Gegenteil zu erzeugen."

Und jetzt zur Sache: Wir wissen alle, daß Arbeitslosigkeit nicht abgeschafft werden kann. Läuft der Betrieb schlecht, dann wird entlassen, läuft er gut, dann wird in Automatisation investiert - und auch entlassen. In früheren Zeiten wurden Arbeitskräfte gefordert, weil es Arbeit gab. Nun wird verzweifelt Arbeit gefordert, weil es Arbeitskräfte gibt, und keiner weiß, wohin mit ihnen, denn Maschinen arbeiten schneller, besser und billiger.
Die Automatisation ist immer ein Traum der Menschheit gewesen. Der Glückliche Arbeitslose Aristoteles vor 2300 Jahren:
"Wenn jedes Werkzeug seine eigene Funktion selbst erfüllen könnte, wenn zum Beispiel das Weberschiffchen allein wirken könnte, dann würde der Werkmeister keine Gehilfen brauchen, und der Herr keine Sklaven."
Nun hat sich dieser Traum verwirklicht, und alle empfinden es als einen Alptraum, da sich die sozialen Bedingungen nicht so rasch wie die Technik gewandelt haben. Dieser Prozeß ist unumkehrbar, denn Roboter und Automaten werden nicht wieder von Arbeitern abgelöst. Außerdem wird die "menschliche" Arbeit, wo sie noch nötig ist, in Billiglohnländer ausgelagert oder von unterbezahlten Immigranten hier geleistet. Diese abwärts führende Spirale könnte nur mit der Wiedereinführung der Sklaverei beendet werden.

Jeder weiß es, doch darf man es nicht aussprechen. Offiziell herrscht der "Kampf gegen die Arbeitslosigkeit", eigentlich ein Kampf gegen die Arbeitslosen. Zu diesem Zweck werden Statistiken verfälscht, Pseudo-Arbeitsplätze beschafft und schikanöse Kontrollen durchgeführt. Da solche Maßnahmen immer unzureichend sind, wird noch dazu herummoralisiert und behauptet, der Arbeitslose habe seine Situation selbst verschuldet. Man macht aus den Arbeitslosen einfach "Arbeitssuchende", allein um die Realität zu zwingen, sich der Propaganda anzupassen. Der Glückliche Arbeitslose sagt laut, was jeder weiß.

"Arbeitslosigkeit" ist ein schlechtes Wort, ein negativ besetzter Begriff, die Kehrseite der Medaille der Arbeit. Ein Arbeitsloser ist bloß ein Arbeiter ohne Arbeit. Dabei wird über den Menschen als Poet, als Reisender, als Suchender, als Atmender nichts gesagt. In der Öffentlichkeit darf nur von Arbeitsmangel die Rede sein, erst in privaten Sphären, abseits von Journalisten, Soziologen und anderen Schnüfflern, wagt man, aufrichtig zu sein. "Ich wurde entlassen, geil! Endlich habe ich Zeit, jeden Tag auf Parties zu gehen, brauch nicht mehr aus der Mikrowelle zu essen und kann ausgiebig vögeln."
Soll diese Trennung zwischen privater Weisheit und öffentlicher Lüge aufgehoben werden? Man sagt uns, es sei nicht der richtige Moment, die Arbeit zu kritisieren, es sei eine Provokation, die den Spießern gerade recht käme. Noch vor zwanzig Jahren konnten die Arbeiter ihre Arbeit und auch die Arbeit an sich in Frage stellen. Heute müssen sie, nur weil sie nicht arbeitslos sind, Zufriedenheit heucheln, und die Arbeitslosen müssen, nur weil sie keine Arbeit haben, Unzufriedenheit heucheln. Somit hat sich die Kritik der Arbeit in Wohlgefallen aufgelöst. Der Glückliche Arbeitslose ist über diese infantile Erpressung erhaben.

Wo die Arbeitsethik verloren gegangen ist, bleibt die Angst vor der Arbeitslosigkeit die beste Peitsche zur Steigerung des Kriechertums. Ein gewisser Schmilinsky, Management-Berater zur Ausrottung der Blaumacher, sagt es ganz deutlich:
"In einem Rennstall überlegen Sie sich auch, welches Pferd noch das Gnadenbrot bekommt und welches nicht. Unternehmen, die heute überleben wollen, müssen zuweilen auch rabiat sein. Zuviel Güte kann einem Unternehmen den Hals brechen. Ich rate meinen Kunden, mit der eisernen Hand im Samthandschuh durchzugreifen. Wir leben in einer Zeit, in der Arbeiter rund um sich herum beobachten, wie Stellen abgebaut werden. Niemand will unangenehm auffallen. Firmen neigen zunehmend dazu, diese Unsicherheit zu nutzen, um die Fehlzeiten deutlich zu senken."
(Der Spiegel 32/1996)
Das Schaffen eines artgerechten Biotops für Glückliche Arbeitslose würde auch die Lage der Arbeiterschaft verbessern: die Angst, arbeitslos zu werden, würde abnehmen, und der Mut, sich zu widersetzen, könnte leichter zum Ausdruck kommen. Vielleicht würde sich eines Tages das Kräfteverhältnis wieder zu den Arbeitenden neigen. "Was? Sie wollen kontrollieren ob ich richtig krank bin oder nicht? Dann geh ich lieber zu den Glücklichen Arbeitslosen".

Arbeit ist eine Überlebensfrage. Diese Meinung können wir teilen. Bob Black schreibt dazu aus Nord-Amerika:
"Arbeit ist Massenmord oder Genozid. Arbeit wird jeden, der diese Worte liest, direkt oder indirekt umbringen. Zwischen 14000 und 25000 Menschen kommen in diesem Land jährlich bei der Arbeit um. Mehr als zwei Millionen werden dabei zu Behinderten. 20 von 25 Millionen werden verletzt. In dieser Zahl sind noch nicht einmal die halbe Million Menschen mit Berufskrankheiten einbezogen. Es wird nur die Oberfläche angekratzt. Was die Statistik nicht aufzeigt, sind all die Menschen, deren Lebensdauer durch Arbeit verkürzt wird - das ist doch eben Mord. Denken Sie an all die Ärzte, die sich mit 50 zu Tode schuften. Denken Sie an all die Workaholics!
Und auch wenn Sie nicht getötet oder verkrüppelt werden während Ihrer Arbeit, so könnten Sie es doch, während Sie zur Arbeit gehen, von der Arbeit kommen, Arbeit suchen oder versuchen, die Arbeit zu vergessen. Natürlich darf man auch nicht versäumen, all die Opfer von Umweltverschmutzung, arbeitsbedingtem Alkoholismus und Drogenabhängigkeit zu zählen. Hier werden Leute gekillt in wenigstens sechsstelliger Zahl, allein um den Überlebenden Big Macs und Cadillacs zu verkaufen!"
Der Schuhmacher oder Tischler ehrte sein Handwerk. Und Werftarbeiter konnten noch stolz darauf sein, das prächtige Schiff vom Stapel laufen zu sehen, das sie selbst gebaut hatten. Dieses Gefühl von Nützlichkeit gibt es in 95% aller Jobs nicht mehr. Der "Dienstleistungs"-sektor beschäftigt nur Dienstboten und Computeranhängsel, die keinen Grund haben, stolz zu sein. Selbst ein Arzt fungiert nur noch als Handelsvertreter der pharmazeutischen Konzerne. Wer kann von sich noch behaupten, er mache sich nützlich? Entscheidend ist nicht mehr, wozu etwas nützt, sondern wieviel man damit verdienen kann. Alleiniges Ziel jeder einzelnen Arbeit ist, den Gewinn des Unternehmens zu steigern, und ebenso ist auch die alleinige Beziehung des Arbeiters zu seiner Arbeit sein Gehalt.
Gerade deshalb, weil Geld das Ziel ist und nicht gesellschaftlicher Nutzen, existiert Arbeitslosigkeit. Vollbeschäftigung bedeutet ökonomische Krise, Arbeitslosigkeit bedeutet gesunder Markt. Was passiert, wenn ein Konzern ankündigt, daß er so und so viele Arbeitsplätze vernichtet? Alle Börsenspekulanten loben seine Sanierungsstrategie, die Aktien steigen, und bald darauf wird die Bilanz die entsprechenden Gewinne aufweisen. Auf diese Weise schaffen die Arbeitslosen mehr Profit als ihre Ex-Kollegen. Logischerweise müßte man also dem Arbeitslosen dafür danken, daß er wie kein anderer das Wachstum fördert. Stattdessen kriegt er nicht einen Furz des Gewinns ab, den er selber schafft. Der Glückliche Arbeitslose ist der Meinung, daß er für seine Nicht-Arbeit entlohnt werden muß.

Hier können wir uns auf Kasimir Malewitsch, den Maler des "schwarzen Quadrat auf weißem Grund", beziehen. 1921 schrieb er in seinem Buch "Faulheit - eigentliche Wahrheit der Menschen", das erst vor zwei Jahren auf Russisch veröffentlicht wurde:
"Das Geld ist nichts als ein kleines Stück Faulheit. Je mehr man davon hat, desto ausgiebiger wird man die Glückseligkeit der Faulheit kennenlernen. [] Im Kapitalismus ist die Arbeit auf eine Weise organisiert, die den Zugang zur Faulheit nicht allen Menschen gleichermaßen ermöglicht: Genießen kann die Faulheit nur, wer durch Kapital abgesichert ist. So hat sich die Klasse der Kapitalisten von dieser Arbeit befreit, von der sich die gesamte Menschheit befreien muß."
Wenn der Arbeitslose unglücklich ist, so liegt das nicht daran, daß er keine Arbeit hat, sondern daß er kein Geld hat. Also sollten wir nicht mehr von "arbeitslos", sondern von "geldlos", nicht mehr von "Arbeitssuchenden", sondern von "Geldsuchenden" reden, um die Dinge klarer zu stellen. Wie wir sehen werden, bietet der Glückliche Arbeitslose an, diesen Mangel durch die Suche nach unklaren Ressourcen auszugleichen.

Man rechne einmal nach, wieviel Geld insgesamt von den Steuerzahlern und Betrieben "für Arbeitslosigkeit" offiziell ausgegeben wird, und dividiere durch die Zahl der Arbeitslosen: Na, da sind eindeutig mehr Nullen dran, als wir auf unseren Konten finden, nicht wahr? Ausgegeben wird nicht hauptsächlich für den Wohlstand der Arbeitslosen, sondern für seine schikanöse Kontrolle, durch zwecklose Termine, sogenannte "Um-, Aus-, Fortbildungsprogramme", die nirgendwoher kommen und nirgendwohin führen, Scheinbeschäftigungen für einen Scheinlohn - nur um die Statistiken künstlich herunterzudrücken. Also nur, um ein wirtschaftliches Trugbild aufrecht zu erhalten.

Unser erster konkreter Vorschlag ist sofort umsetzbar: Die Beendigung aller Kontrollmaßnahmen gegen Arbeitslose, Schließung sämtlicher Statistik- und Propagandabüros (das wäre unser Beitrag zum Sparpaket) und automatische, unbefristete Zahlung der Unterstützung inklusive der gesparten Summen.

Die jüngsten konservativen Auswüchse lauten, die Arbeitslosen seien von Vater Staat abhängig, sie lägen ihm auf der Tasche, seien dadurch unfähig, auf eigenen Füßen zu stehen, und so weiter und so fort. Nun, soweit wir wissen, existiert der Staat immer noch, und kassiert auch Steuern ein. Deshalb sehen wir keinen Grund, weshalb wir auf seine Unterstützung verzichten sollten. Aber staatsfixiert sind wir nicht. Unseretwegen mag das Einkommen der Glücklichen Arbeitslosigkeit sehr wohl vom privaten Sektor finanziert werden, sei es durch Sponsoring, Adoption, extra Kapitalertragssteuer oder Erpressung. Wir sind nicht wählerisch.

Wenn der Arbeitslose unglücklich ist, dann liegt das auch daran, daß der einzige gesellschaftliche Wert, den er kennt, die Arbeit ist. Er hat nichts mehr zu tun, er langweilt sich, er hat keine Kontakte mehr, da ja die Arbeit oft auch einzige Kontaktmöglichkeit ist, das gleiche gilt übrigens auch für Rentner. Der Grund dieser existentiellen Misere ist natürlich die Arbeit und nicht die Arbeitslosigkeit. Der Glückliche Arbeitslose weiht neue gesellschaftliche Werte ein, auch wenn er nichts anderes schafft. Er entwickelt die Kontakte mit einem Haufen sympathischer Menschen. Er ist sogar bereit, Resozialisierungskurse für gekündigte Arbeitnehmer zu geben.

Immerhin verfügen alle Arbeitslose über eine preiswerte Sache: Zeit. Das könnte ein historisches Glück sein, die Möglichkeit, ein vernünftiges, sinn- und freudvolles Leben zu führen. Man kann unser Ziel als eine Zurückeroberung der Zeit kennzeichnen. Dabei ist der Glückliche Arbeitslose ein aktiver Mensch. Gerade deshalb hat er keine Zeit zu arbeiten. Jacques Mesrine, einst "Staatsfeind Nr.1" Frankreichs und Verfasser des Buches Der Todestrieb, hatte sich entschieden:
"Wenn ich 6 Uhr morgens Lust hatte zu vögeln, wollte ich mir Zeit dafür nehmen, ohne auf die Uhr zu gucken. Ich wollte ohne Uhr leben, denn mit der Zeitmessung kam der erste Zwang in das Leben der Menschen. Die gängigen Sätze des täglichen Lebens klingelten mir im Kopf: "Keine Zeit, um", "Zur rechten Zeit kommen", "Zeit gewinnen", "Seine Zeit verlieren". Ich aber wollte "die Zeit haben zu leben" und die einzige Möglichkeit, das zu schaffen, ist, nicht Sklave der Zeit zu sein. Ich wußte, wie irrationell meine Theorie war und daß man mit ihr keine Gesellschaft bilden konnte. Aber was war das schon für eine Gesellschaft mit ihren schönen Prinzipien und Gesetzen!"
Es wurde uns erwidert, der Glückliche Arbeitslose sei nur arbeitslos im Sinne des heutzutage üblichen Gebrauchs des Wortes "Arbeit", also "Lohnarbeit". Dazu müssen wir ausdrücklich sagen, daß der Glückliche Arbeitslose zwar keine Lohnarbeit sucht, doch sucht er auch keine Sklavenarbeit. Und es gibt, soweit wir wissen, nur zwei Arten von Arbeit: Sklaven- und Lohnarbeit. Gewiß gibt es auch Studenten, Künstler und andere Wichtigtuer, die kein Papier schreiben und keinen Napf lecken können, ohne zu behaupten, sie leisteten eine wichtige "Arbeit". Sogar die sog. "Autonomen" können kein antikapitalistisches "Seminar" organisieren, ohne "produktive Debatten" in "Arbeitsgruppen" zu führen. Armselige Worte für armselige Gedanken.

Nicht nur im heutigen Sinne ist "Arbeit" ein trauriges Wort. Sie ist es immer gewesen:
Arbeit ist wahrscheinlich eine Bildung zu einem im germanischen Sprachbereich untergegangenen Verb mit der Bedeutung "verwaist sein, ein zu schwerer körperlicher Arbeit verdingtes Kind sein", das vom indogermanischen *orbho-s, "Waise", abgeleitet ist. Bis in das Neuhochdeutsche hinein bedeutet Arbeit: "Mühsal, Plage, unwürdige Tätigkeit".
In dem Sinne ist also "Glückliche Arbeitslosigkeit" sogar ein Pleonasmus. In den romanischen Sprachen ist die Sache noch eindeutiger, da "travail", "trabajo" usw. von dem lateinischen "tripalium", ein dreispitziges Folterinstrument, das gegen die Sklaven angewendet wurde, abgeleitet ist. Den sittlichen Wert der Arbeit als Beruf des Menschen in der Welt hat Luther ausgeprägt. Zitat:
"Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen."
Man könnte sagen, die Frage der Wortwahl sei ohne Bedeutung. Aber die Folgen blieben nicht aus, verwechselte man das Wort "Getränk" mit "Coca Cola", das Wort "Kultur" mit "Harald Juhnke" oder gar "Tätigkeit" mit "Arbeit".

Sobald man von Arbeit oder Arbeitslosigkeit redet, hat man es mit moralischen Kategorien zu tun. Diese Tendenz spitzt sich gegenwärtig zu, man braucht nur eine Zeitung zu lesen, um sich darüber klar zu werden.
"Ein Machtwechsel zwischen zwei Weltanschauungen hat stattgefunden", so ein Sozialexperte in Washington. "Statt Armut als Konsequenz ökonomischer Ursachen zu sehen, dominiert nun jene Denkschule, die Armut als Folge moralischen Fehlverhaltens sieht."
Wie damals auch, als die Priester ihr Seelenmonopol bedroht sahen, ist die Moral nur dazu da, die sich ausweitenden Risse zwischen Weltanschauung und Realität zu flicken. Wer zu einem Arbeitslosen sagt: "Du hast gesündigt", erwartet, daß dieser die Kategorie "Sünde" anerkennt und entweder "ja" oder "nein" sagt. Weinerliche Versuche, das Mitleid dieser Welt zu erregen, erregen höchstens Mitleid. Nur ein erhabenes Lachen kann Moral ernsthaft außer Kraft setzen.

Es ist offensichtlich, daß Paul Lafargue, der Autor von "Recht auf Faulheit", ein historisches Vorbild des Glücklichen Arbeitslosen ist.
"Die Nationalökonomen werden nicht müde, den Arbeitern zuzurufen: Arbeitet, damit der Nationalreichtum wachse! Und doch war es einer der ihrigen, Destutt de Tracy, der da sagte: ,Die armen Nationen sind es, wo das Volk sich wohlbefindet, bei den reichen Nationen ist es gewöhnlich arm' Aber von ihrem eigenen Gekrächz betäubt und idiotisiert, erwidern die Ökonomen: ,Arbeitet, arbeitet, Proletarier, vermehrt den Nationalreichtum und damit euer persönliches Elend. Arbeitet, um, immer ärmer geworden, noch mehr Ursache zu haben, zu arbeiten und elend zu sein.'"
Jedoch fordern wir nicht ein Recht auf Faulheit. Faulheit ist nur die Kehrseite vom Fleiß. Wo Arbeit nicht anerkannt wird, verliert auch Faulheit ihren Sinn. Kein Laster ohne Tugend.
Seit Lafargues Zeiten ist klar geworden, daß die dem Arbeiter zugestandene "Freizeit" meistens noch langweiliger ist als die Arbeit selbst. Deshalb kann es nicht nur darum gehen, die Arbeitszeit zu verkürzen und die Freizeit zu verlängern.

In Spanien sollte vor kurzem die Siesta unter dem Vorwand verboten werden, sie würde den europäischen Markt gefährden. Wir solidarisieren uns 100%ig mit jenen spanischen Arbeitern, die daraufhin meinten, die EG sollte lieber die "Euro-Siesta einführen".

Der Glückliche Arbeitslose, das sollte klar sein, unterstützt nicht die Partisanen der Kurzzeit, die denken, alles wäre zum Besten, wenn jeder seine Arbeit behielte, aber nur 5, 3 oder 2 Stunden täglich arbeiten würde. Was ist das für eine Wurstelei? Gucke ich auf die Uhr, wenn ich für meine Freunde ein Essen zubereite? Gucke ich, wieviel Zeit ich damit verbringe, diesen Scheißtext zu schreiben? Zählt man mit, wenn man liebt?

Das heißt aber nicht, daß die glückliche Arbeitslosigkeit eine neue Utopie ist. Utopie bedeutet "nicht existierender Ort". Der Utopist entwirft die genauen Pläne einer angeblich idealen Konstruktion und erwartet, daß die Welt sich in diese Form gießt. Dagegen ist der Glückliche Arbeitslose eher ein Topist: er bastelt mit Orten und Sachen, die schon vorhanden sind. Er konstruiert kein System, sondern sucht nach allen Möglichkeiten, sein Umfeld zu verbessern.

Ein ehrenwerter Korrespondent schreibt uns:
"Geht es dem Glücklichen Arbeitslosen um eine gesellschaftliche Anerkennung mit daraus resultierender finanzieller Absicherung ohne Vorbedingungen, oder geht es ihm um eine Revolutionierung des Systems mittels ungesetzlicher Aktionen, wie Stromzähler abklemmen? Die Verbindung beider Strategien erscheint zumindest nicht gerade logisch: Ich kann doch schlecht gesellschaftliche Akzeptanz fordern und gleichzeitig Gesetzesbrecher prämieren."
Nun, der Glückliche Arbeitslose ist kein Fanatiker der Illegalität. In seinem Bestreben, Gutes zu tun, ist er sogar bereit, zu legalen Mitteln zu greifen. Außerdem: was heute ein Recht ist, war einst ein Verbrechen, das Streikrecht zum Beispiel. Und es kann immer wieder ein Verbrechen werden. Vor allem reden wir von gesellschaftlicher Anerkennung. Wir wenden uns nicht an den Staat oder offizielle Stellen, sondern an Otto Normalverbraucher.

Da hören wir schon den Chor der Klassenkampftheoretiker:
"Das alles ist ein bloßes Ventilsystem, mit denen unbeschäftigte proletarische Sedimentierungen in einer illusorischen Nische zur Umwandlung der noch verbliebenen Lebensfunktionen angehalten werden, um die Widersprüche des Kapitalismus zu mildern. Die Glücklichen Arbeitslosen amüsieren sich, und währenddessen kann die Bourgeoisie unbekümmert ihre Gewinne vermehren. Verrat! Verrat!"
Jeder konkrete Schritt, ja jeder Atemzug kann als Anpassungsversuch verleumdet werden. Und gerade um die Möglichkeit zu Atmen geht es eben. Die klügste sozialkritische Theorie kann nur wenig helfen, solange ihr praktischer Ausgang lautet: "wait and see".

Es ist uns bewußt, daß unser Versuch auf verschiedene Weisen scheitern kann. Er kann zum Beispiel als bloßer Witz enden, ein Schabernack ohne Folgen. Die originelle Idee kann aber auch unter Tonnen von betoniertem Ernst ersticken. Es kann auch passieren, daß ein Grüppchen von Arbeitslosen dermaßen erfolgreich wird, daß sie sich zu Glücklichen Geschäftsmenschen verwandeln, ohne jede Beziehung zu ihrem ursprünglichen Umfeld. Das sind Risiken, kein Schicksal. Nun stoßen wir den Ball an. Ob er schließlich im Tor landen wird oder nicht, hängt nicht nur von uns ab.

Es gibt im Moment mehrere Initiativen gegen Sozialabbau, gegen Neo-Liberalismus usw. Die Frage ist aber auch, wofür soll man sich erklären? Bestimmt nicht für den Wohlfahrtsstaat und die Vollbeschäftigung von einst, deren Wiedereinführung sowieso noch unwahrscheinlicher ist, als die der Dampflokomotive. Aber das Gegenbild könnte noch schrecklicher werden: Es ist vorstellbar, daß es den Arbeitslosen zugestanden würde, auf dem Brachland und den Mülldeponien der Postmodernität ihr Gemüse anzubauen und soziale Beziehungen selbst zu improvisieren, von High-Tech-Polizei fernüberwacht und von irgendeiner Mafia roh ausgebeutet, während die wohlhabende Minderheit unbekümmert weiter funktionieren würde. Die Glücklichen Arbeitslosen suchen einen Ausweg aus dieser Alternative des Schreckens. Auf das Prinzip kommt es an.

Ein Stichwort der herrschenden Propaganda heißt: Die Arbeitslosen seien ausgeschlossen, und zahlreiche Gutmenschen plädieren für ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Was das eigentlich heißt, erklärte ein Unesco-Humanist auf dem Kopenhagener "Sozialgipfel":
"Der erste Schritt zur sozialen Eingliederung ist, ausgebeutet zu werden."
Danke für die Einladung!
Vor dreihundert Jahren guckten die Bauern neidisch das Schloß des Fürsten an. Mit Recht fühlten sie sich von seinem Reichtum, seiner Edelmuße, seinen Hofkünstlern und Kurtisanen ausgeschlossen. Nun, wer möchte gern wie ein gestreßter Manager leben, wer will sich den Kopf mit seinen sinnlosen Ziffernreihen vollstopfen, seine blondgefärbten Sekretärinnen ficken, seinen gefälschten Bordeaux trinken und an seinem Herzinfarkt verrecken? Von der herrschenden Abstraktion schließen wir uns freiwillig aus. Eine andere Art Eingliederung wünschen wir uns.

In armen Ländern gibt es Millionen von Menschen, die außerhalb des Kreislaufs der Marktwirtschaft leben müssen. Täglich berichten die Zeitungen über die Plage der sogenannten Dritten Welt, eine deprimierende Kette von Hungersnot, Diktatur, Krieg und Krankheiten. Dabei darf man nicht übersehen, daß gleichzeitig mit diesem (meist importierten) Elend auch eine andere Wirklichkeit stattfindet: ein von vorkapitalistischen Traditionen unterstütztes, intensives soziales Leben. Im Vergleich dazu sieht die westliche Gesellschaft so gut wie tot aus. Dort wird die Arbeit des weißen Mannes verachtet, weil sie kein Ende kennt - im Gegensatz zum Beispiel zu jenen somalischen Handwerkern, deren Gewinne in einem jährlichen Fest verjuxt werden. Je niedriger das Bruttosozialprodukt, desto größer die Fähigkeit der Menschen zu feiern. Der Ethnologe Serge Latouche in Der Planet der Schiffbrüchigen:
"Die Armen sind viel reicher als man denkt und als sie selber glauben. Die unglaubliche Lebensfreude, die viele Beobachter in afrikanischen Vorstädten beeindruckt, täuscht weniger als die deprimierenden objektiven Berechnungen statistischer Apparate, die lediglich den verwestlichten Teil von Reichtum und Armut einschließen."
Für Europäer besteht natürlich die Gefahr, Exotik zu betreiben. Aber die soziale Überlegenheit des armen Südens wird auch von Südländern selbst bestätigt. Der Ägypter Albert Cossery zum Beispiel in Bettler und Stolze:
"In diesem Moment spiegelte sein Gesicht sämtliche irdischen Kümmernisse wider. Doch dieser Zustand drängte sich ihm von Zeit zu Zeit nur auf, damit er den Glauben an seine Würde nicht verliere. Denn El Kordi dachte, Würde sei lediglich eine Folgeerscheinung von Unglück und Verzweiflung. Es war die Lektüre westlicher Bücher, die ihm den Geist derart verfälscht hatte."
Die Glücklichen Arbeitslosen haben von Afrika und anderen nichtwestlichen Kulturen viel zu lernen und zu verlernen. Natürlich geht es nicht darum, uralte soziale Gebräuche nachzuahmen, aber wir können uns inspirieren lassen. Auch Picasso und die Dadaisten fanden in der afrikanischen Kunst eine erfrischende Quelle von Kreativität.

Es sei hier nur ein Beispiel erwähnt: Vor ein paar Jahren untersuchten Soziologen das Leben der Bevölkerung eines Elendsviertels von Dakar, in Senegal. Sie stellten fest, daß das Einkommen einer durchschnittlichen zwölfköpfigen Familie das Siebenfache ihres "offiziellen" Einkommens beträgt. Nicht, daß die Leute das Wundermittel, Banknoten zu versiebenfachen, erfunden haben, nur vermehren sie die Wirksamkeit des knappen Geldes durch einen intensiven Umlauf. Es ist unmöglich, in Afrika zu leben, ohne einer Gruppe, einer Sippe, einem Freundeskreis anzugehören. Innerhalb dieser Netze wird das Geld durch ein genau festgesetztes System von Geschenken, Spenden, Anlagen, Darlehen und Rückzahlungen in eine permanente Zirkulation gesetzt. Da die Möglichkeiten, eine größere Summe zu erhalten, in der Familie angehäuft sind, kann sie jederzeit über eine Geldmenge verfügen, die ohne Vergleich mit ihren kargen Ressourcen ist. Zudem ist dieser Geldverkehr nur ein Teil jener "Ökonomie der Gegenseitigkeit", neben dem Austausch von allerlei Dienstleistungen, die Feten nicht zu vergessen, die die Gruppen zusammenhalten. Geld spielt bei alldem keine Rolle. Deshalb ist es unmöglich, irgendeinen "Lebensstandard" nach westlichem Muster zu messen.
Man stelle sich vor, dasselbe System wäre hier wirksam. Sozialhilfeempfänger würden dann 3500 DM pro Monat zu Verfügung haben, was nicht alle Probleme lösen würde, aber immerhin den Kohl fetter machen würde. Und noch dazu würden sie von Sachen profitieren, die Geld nicht kaufen kann. Die Frage: Wieviel Geld brauche ich, um richtig leben zu können, ist unzureichend. Wer über keine sozialen Verbindungen verfügt, wird nie genug Geld haben, um seine existentielle Not zu mildern. Der hiesige Sozialhilfeempfänger kennt zwar eine große Behinderung, da er sich auf keine Sippe und keinen Brauch stützen kann, alles muß erfunden werden. Aber immerhin hat er einen Vorteil: seine Lebensbedigungen sind nicht so harsch wie in Afrika.

Für die Glücklichen Arbeitslosen öffnet sich da ein weites experimentelles Feld, das wir die "Suche nach unklaren Ressourcen" nennen.

Wie Sie jetzt vielleicht verstanden haben, ist unsere Muße sehr anspruchsvoll, theoretisch und praktisch, ernst und spielerisch, lokal und international (allein in Europa gibt es schon 20 Millionen virtuelle Glückliche Arbeitslose). Eines Tages werden Sie mit Stolz sagen können: Ich habe den Anfang miterlebt.

Die Glücklichen Arbeitslosen





(1) Peter-Paul Zahl veröffentlichte 1973 in West-Berlin eine Zeitschrift, "Der Glückliche Arbeitslose", in der er das Motto "Berufsverbot für alle" propagierte (das haben wir erst neulich erfahren; es handelt sich also nicht um einen direkten Einfluß, sondern um einen glücklichen Zufall).
 
G

Guest

Gast
@samhain

die einen sind sogennante Sozialschmarotzer und die anderen sind die Kapitalschmarotzer.

Kapitalschmarotzer - da sie auf kosten anderer (3 Welt) leben
Sozialschmarotzer - da sie auf kosten von Kapitalschmarotzer leben.

Sozialschmarotzer brauchen Kapitalschmarotzer.
Kapitalschmarotzer leben mit von den Sozialschmarotzern. Da die Kapitalschmarotzer durch den mindestlohn der Sozialschmarotzer ein wenig geld mehr haben.
Würden alle Sozialschmarotzer hier arbeiten, würden die Kapitalschmarotzer weniger verdienen, da die Umverteilung des Geldes grösser wäre als die wirtschaftliche leistung durch mehrarbeit erwirtschaften würde.
 

Paradewohlstandskind

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
10. April 2002
1.014
@ maxim

Langsam wirst Du zu Deiner eigenen Karikatur!

@ samhain

Dein text (ich gebe zu, ich habe ihn nicht ganz gelesen) erinnert mich in grossen Teilen an eine Sammlung von Schülereitungen, die ich aus den Sechzigern besitze.

Ich kann Dir in großem Maße zustimmen, auch wenn ich bei meiner Formulierung etwas vorsichtiger wäre. Doch im Grunde beschränkt die Arbeit die Kreativität, die Freiheit und den Intellekt des einzelnen Individuums, abgesehen natürlich von einer Minorität, deren Job sie wirklich ausfüllt.

Doch, so denke ich, ist deine Sicht etwas zu "nackigaufblumenwiesenlaufend". Die Menschen sind nunmal nicht gut, deswegen brauchens sie´s auf den Hut! (frei nach B. Brecht) Es ist schon wahr, dass eine gebildete Elite diese Freiheit zur Muße, Diskussion, Kunst und sportlicher Aktivität nutzen würde. Doch was hat jedes Land im Schnitt? 15-20% Intelligenzija! Rechnen wir großzügigerweise mit 50% Menschen, die mit dieser neugewonnen Freizeit etwas anfangen lönnten. Was macht der Rest? Als Beispiel, um die These zu untermauern kann ich da nur die 4-Tage Woche von Volkswagen und die damit angestiegene Scheidungsrate anführen. Die Menschen brauchen größtenteils Arbeit, da sie sich mit ihrer übrigen Energie nur unnötig auf den Sack gehen, saufen oder sich unnütz fühlen und Psychosen davontragen. Ich war als Zivi in der Arbeitstherapie einer Psychatrie tätig und diese Menschen haben ihre (fast) sinnlosen Tätigkeiten geliebt, sie haben sich daran geklammert und in die Steckdosenproduktion ihren geamten Elan und Enthusiasmus gesteckt. Das Leuchten in ihren Augen ist hierbei unbezahlbar und deshalb bekamen sie wahrscheinlch nur 2 DM per Stunde.

Ansonsten finde ich Deine Aussagen sehr zutreffend, nur eben haut dies mit der Allgemeinheit nicht ganz hin. Nur eine Umwertung alter Werte und der Hervortretung neuer Tugenden, Werte und Normvorstellungen könnte solch eine Utopie einer (fast) arbeitsosen Gesellschaft Wirklichkeit werden lassen. Ich träume heute nacht sicher von ihr (also solche einer Gesellschaft)

Eine andere Geschichte, die Du ansprichst ist die >>Ausbeutung der Arbeiters/Angestellten). Nun, hier muss man scharf differenzieren, denn ein AUDI-Bandarbeiter mit einem Sechs-Stunden Tag in der Nachtschicht hoppelt am Ende des Monats mit über 2000 Euro in der Tasche heim zu Frau und Kind und hat sich nur mit einem qualifizierenden Hauptschulabschluss beworben. Die IG-Metall macht sich stark für seine Rechte und eine Kündigung ist ab 50 Jahren gar nicht mehr möglich. Dasselbe gilt für Volkswagen, Mercedes, Siemens, Wacker und all die anderen grossen Metallindustrien.

Im Jahre 1921 war diese Kritik ncoh angebracht, da die Zustände in den Betrieben für heutige Begriffe skandalös und eine solche kritische Hinterfragung der Arbeit an sich mehr als angebracht war.

:arrow: Dies ist auch der Grund, warum die Arbeiter selbst die Revolution nie wollten. Wie war denn die Reaktion in den Sechzigern bei den "echten" Proletariern?

Ich will hier nicht verallgemeinern, doch im Grossen und Ganzen kann man bei unserem momentan geltenden Arbeitsrecht von vernünftigen Arbeitsbedingungen sprechen. Dies gilt natürlich nur für Deutschland und da auch nicht überall, sondern halt nur grösstenteils.

So jetzt hätten wir den Sinn für den einzelnen abgehakt und den Vorwurf der Ausbeutung.

Deine Ausführungen über den wortusprung des Wortes >>Arbeit<< fand ich sehr interessant und in der gesellschaftlichen Überbewertung der Arbeit muss ich Dir Recht geben. Darwin wurde dafür missbraucht und Bandura mit seiner Irrlehre tat sein weiteres. (Hoffetlich liest dies meine Pädagogik-Lehrerin nicht)

Karls Neffe, Paul Lafargue´s Buch habe ich nach Schröders damaliger hirnrissiger Aussage habe ich gelesen. Zu damaliger Zeit hatte diese Kritik sicher seine Berechtigung, die Arbeit war schließlich um einiges härter und aufreibender und ihr Verlust oft mit Gevatter Hunger begleitet.

Als neuere Argumentationsmunition empfehle ich Dir das >>Schwarzbuch des Kapitalismus<< von Robert Kurz. Ist zwar ein dicker Schmöker und streckenweise sehr ermüdend, aber äußerst aufschlussreich, wie wenig die Industrialisierung der Welt gebracht hat, wenn man heutige Löhne am Preis von Weizen misst. Ich poste das Beispiel mal bei Gelegenheit, heute ist´s mit zu spät.

Man darf die Arbeit nicht zu intellektuell anpacken, da die Intellektuellen in der Minderheit sind und die Arbeit für die Masse.

Ich will hier auch nicht, wie ein FDP-Fuzzi wirken. Ich will nur relativieren. Natürlich ist ein Aufbegehren vonnöten. Doch sollte man spezifischer vorgehen: Landminen von Mercedes; Kaffee, Tee und Koksbauern haben´s auch nicht schön; Kinderarbeit für Mc Donalds Spielzeug; Druckausübung von Zuliefererbetriben von Aldi; Kinderarbeit bei Nike, adidas, usw.; Monopolstellung von Microsoft; Tierversuche von Procter & Gamble; Die Liste könnte ich noch seitenweise weiterführen.

In schönen Worten, die Arbeit als Joch zu enttarnen erscheint mir zu billig.

Paul Watzlawick´s Anleitung ist ein überragendes Werk. Anhand von lustigen und anschaulichen Beispielen wird man in die eigentlich komplexe Welt der Psychologie eingeführt. (Nullsummenspieler) Ich habe mir heute sein buch >>Wie wirklich ist die Wirklichkeit<< gekauft. (Verdammte Synchronizität, welche mir derzeit wieder verfolgt)


@ dimbo

Auch ein sehr schönes posting. Darüber könnte ich viel schreiben, doch mein Recht auf Faulheit verlangt nach Beachtung. Nur so viel: Die Todschlagargumente >>demagogischer Faktor<< (Bismark argumetierte so gegen eine Sozialversicherung) und >>Arbeitsplätze<< dürfen nicht an der Rolle der Frau in unserer Gesallschaft rütteln, da es viel Kampf gebraucht hat um einigermaßen die Gleichberechtigung, wie wir sie jetzt haben, herzustellen. (Was für ein schelchtes Deutsch, unglaublich) Gut, manchesmal wirkt es ridikül.
 

Maxim

Vollkommener Meister
28. Juni 2002
538
Sagmal Samhai, erstmal danke das du auf kosten aller dein Leben führst, aber glaubst du nicht das du irgendwann mal abstürtzt ??? In die Bedeutungslosigkeit ??? Ich meine, dein Leben besteht daraus auf unseren Kosten auf irgendwelche Schulungen zu gehen, aber glaubst du nicht das wenn du dir mal später überlegst was du in deinem Leben erreicht hast, das du dann enttäuscht bist ???

Du bist der Gesellschaft nur ein Klotz am Bein, niemand braucht dich, kannst du mit diesem Gedanken alt werden ???

Und ausserdem: Möchtest du nie mal ein bisschen Luxus gönnen ???

Aber so ist es eben in Deutschland:
Die Arbeitslosen werden geschont, und die Unternehmer die das Land braucht, die werden behandelt wie der letzte Dreck... !

So leute wie Samhai würden bei mir einfach Arbeit aufgedrückt bekommen, die könnten ja z.B. die Strassen säubern, schliesslich muss das auch jemand machen.
 

HanzGuckInDieLuft

Geheimer Meister
17. Mai 2002
373
Maxim schrieb:
Aber so ist es eben in Deutschland:
Die Arbeitslosen werden geschont, und die Unternehmer die das Land braucht, die werden behandelt wie der letzte Dreck... !

Meine Eltern haben nach der Wende beide gleich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt(ja ich bin Ossi!). Mein Vater wurde dafür bitter bestraft, nen riesen Schuldenberg und die Chancenlosigkeit wieder auf die Beine zu kommen. Das war der Lohn dafür, das er 60 Leuten einen Arbeitsplatz verschafft hat. Das Unternehmen ging den Bach runter, weil andere Zahlungsunfähig waren (bzw Auftragsmangel) und er sogar von seinen Angestellten beklaut wurde. Sie wurden in die Arbeitslosigkeit entlassen und vom Staat aufgefangen, er muss bis ans Lebensende Schulden abbezahlen.
Ich habe vor ein paar Wochen mit einem Unternehmer gesprochen, der mir auch ziemlich offen sagte, das er niemanden einstellen wird, weil die steuerlichen Belastungen einfach zu hoch sind. Meine Mutter, die immer noch ein eigenes Unternehmen hat, kann sich auch keine Azubis oder Angestellte mehr leisten, der letzte Angestellte wird wohl auch innerhalb der nächsten Monate entlassen.

Wer nicht arbeiten will, hat auch den gerechten Lohn dafür zu bekommen - NICHTS!
 

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