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Das letzte Kapitel

Wanderer

Geheimer Meister
26. Dezember 2002
211
Das letzte Kapitel

(Erich Kästner, geschrieben 1930)


Am 12. Juli des Jahres 2003
lief folgender Funkspruch rund um die Erde:
daß ein Bombengeschwader der Luftpolizei
die gesamte Menschheit ausrotten werde.

Die Weltregierung, so wurde erklärt, stelle fest,
daß der Plan, endgültig Frieden zu stiften,
sich gar nicht anders verwirklichen läßt,
als alle Beteiligten zu vergiften.

Zu fliehen, wurde erklärt, habe keinen Zweck.
Nicht eine Seele dürfe am Leben bleiben.
Das neue Giftgas krieche in jedes Versteck.
Man habe nicht einmal nötig, sich selbst zu entleiben.

Am 13. Juli flogen von Boston eintausend
mit Gas und Bazillen beladene Flugzeuge fort
und vollbrachten, rund um den Globus sausend,
den von der Weltregierung befohlenen Mord.

Die Menschen krochen winselnd unter die Betten.
Sie stürzten in ihre Keller und in den Wald.
Das Gift hing gelb wie Wolken über den Städten.
Millionen Leichen lagen auf dem Asphalt.

Jeder dachte, er könne dem Tod entgehen.
Keiner entging dem Tod, und die Welt wurde leer.
Das Gift war überall. Es schlich wie auf Zehen.
Es lief die Wüsten entlang. Und es schwamm übers Meer.

Die Menschen lagen gebündelt wie faulende Garben.
Andre hingen wie Puppen zum Fenster heraus.
Die Tiere im Zoo schrien schrecklich, bevor sie starben.
Und langsam löschten die großen Hochöfen aus.

Dampfer schwankten im Meer, beladen mit Toten.
Und weder Weinen noch Lachen war mehr auf der Welt.
Die Flugzeuge irrten, mit tausend toten Piloten,
unter dem Himmel und sanken brennend ins Feld.

Jetzt hatte die Menschheit endlich erreicht, was sie wollte.
Zwar war die Methode nicht ausgesprochen human.
Die Erde war aber endlich still und zufrieden und rollte,
völlig beruhigt, ihre bekannte elliptische Bahn.


bin durch zufall auf das gedicht in einem anderen forum gestossen.
was denkt über das gedicht, ist es nicht beängstigend dicht an der realität ?? auch das datum ist doch angsteinflössend. bazillen + gas haten sie geladen ! wahnsinn oder ?
 

seth19

Geselle
12. Januar 2003
11
um ehrlich zu sein macht es mir angst.
Ich denke es ist aber die einzige möglichkeit stille zu ernten
Da die welt so Laut ist das sie von niemandem mehr gehöhrt oder vestanden werden kann.
Natürlich hätte ich Angst zu sterben wer nicht?
Aber ist es nicht besser in einem Armageddon unter zu gehen
als durch kriege gejagt, Krankheiten gegeizelt und am Hunger zu sterben?
Zusehen zu müssen wie sich grosse gesichtslose Firmen und Konzerne
unser Leben derart beinflussen das man denkt man sei nur eine Spielfigur in einem Spiel das Keunen sinn Ergibt?
 

Rosskeule

Vorsteher und Richter
7. Oktober 2002
750
Nun ja ... 1984 war auch so ein Jahr, nicht wahr. Die literarischen Visionen Orwells haben kurzweilig vielleicht das Neurosenzentrum der Menschen erreicht, aber leider nicht den Verstand.
Und so lasch verlief es dann ja auch. Am 31. 12. 1984 wurde noch mal gegebenenfalls an Orwell gedacht und dann beruhigt und entspannt dem Himmel gedankt.
Ich glaube (fürchte??? wünsche??? 8O ), 2003 wird genauso enden und wir werden mit Grausen und Angst auf das nächste literarisch düster umwobene Jahr warten, bis ... hm ...

Die Empfindungen der Warnungen verklingen. Manchmal bleibt Ernüchterung, manchmal Erinnerung, manchmal sogar Enttäuschung (aber worüber?). Wer denkt heute noch so intensiv an Orwell wie vor 1984? Wer wird sich 2005 ausgerechnet noch an dieses Gedicht von Kästner erinnern?
 

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