jetzt also doch...
aus der berliner zeitung
IRAK-KRIEG
Der Wandel von Worten und Taten
Rainer Pörtner
BERLIN, 22. November. Auf die kleinen Unterschiede kommt es an: "Unter meiner Führung wird sich Deutschland an einer Intervention im Irak nicht beteiligen", hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder bis vor wenigen Tagen versichert. Nun erklärte er beim Nato-Gipfel in Prag, dass es keine "aktive Beteiligung Deutschlands" geben werde.
Das kategorische Nein zum Irak-Krieg, das wesentlich zum Wahlsieg der rot-grünen Koalition beigetragen hat, wird Schritt um Schritt abgeschwächt. Momentan noch in Worten, womöglich schon bald auch in Taten. Seit US-Präsident George W. Bush von seinen Verbündeten militärische Hilfsangebote für einen Waffengang gegen Saddam Hussein einfordert, will sich die Bundesregierung einer Mitwirkung nun offensichtlich nicht mehr entziehen.
"Ich bin nicht bereit, hier zu jeder kleinen Diskussion, die von wem auch immer begonnen wird, Erklärungen abzugeben" - mit diesen Worten hatte Schröder noch Anfang September Journalisten zurechtgewiesen, die wissen wollten, ob er den US-Streitkräften in Deutschland im Kriegsfall Überflugrechte einräumen und die Nutzung von Stützpunkten in Deutschland erlauben werde.
In Prag hatte Schröder mit der Antwort keine Probleme mehr: "Selbstverständlich" werde die Bewegungsfreiheit des Nato-Partners USA nicht eingeschränkt. Deutschland werde seine Bündnisverpflichtungen und internationale Verträge einhalten. Der Kanzler erweckte damit den Eindruck, Deutschland sei schon rechtlich zur Duldung amerikanischer Kriegsaktivitäten von deutschem Boden gezwungen. So umstritten die Rechtslage auch ist, zumindest ein von Schröder hoch geschätzter Amtsvorgänger legte die Vertragslage anders aus. Während des Yom-Kippur-Krieges untersagte SPD-Kanzler Willy Brandt den USA im Oktober 1973, Israel über deutsche Häfen mit Waffen zu versorgen. Diesmal soll Washington die Zusicherung verlangt haben, dass seine Soldaten ihre Ausrüstung ungestört über Bremerhaven verschiffen können.
Große Rücksicht auf deutsche Befindlichkeiten ist von den USA nicht zu erwarten. Deren Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat seinem deutschen Kollegen Peter Struck gerade erst erklärt, dass er nicht wolle, dass die in Kuwait stationierten Fuchs-Spürpanzer der Bundeswehr während des Krieges "im Weg stehen". Sollten die Deutschen unschlüssig sein, ob die Panzer am Golf blieben, dann sollten sie diese lieber sofort heimholen.
Wenn die Soldaten in Kuwait Gefahr liefen, in eine kriegerische Auseinandersetzung verwickelt zu werden, "müssten sie abgezogen werden", hat Struck Ende August öffentlich erklärt. Doch sein Kanzler sprach schon einmal ganz anders - hinter verschlossener Tür und lange vor Beginn des Wahlkampfes. Selbst bei einem "unilateralen Vorgehen" der USA würden die Panzer bleiben, soll Schröder im März im Kreise von Partei- und Fraktionsvorsitzenden gesagt haben. Niemand könne die Konsequenzen "für das deutsch-amerikanische Verhältnis der nächsten 30 bis 50 Jahr verantworten", falls die Panzer abzögen und es dann tatsächlich zum Einsatz von ABC-Waffen komme.
aus der berliner zeitung
IRAK-KRIEG
Der Wandel von Worten und Taten
Rainer Pörtner
BERLIN, 22. November. Auf die kleinen Unterschiede kommt es an: "Unter meiner Führung wird sich Deutschland an einer Intervention im Irak nicht beteiligen", hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder bis vor wenigen Tagen versichert. Nun erklärte er beim Nato-Gipfel in Prag, dass es keine "aktive Beteiligung Deutschlands" geben werde.
Das kategorische Nein zum Irak-Krieg, das wesentlich zum Wahlsieg der rot-grünen Koalition beigetragen hat, wird Schritt um Schritt abgeschwächt. Momentan noch in Worten, womöglich schon bald auch in Taten. Seit US-Präsident George W. Bush von seinen Verbündeten militärische Hilfsangebote für einen Waffengang gegen Saddam Hussein einfordert, will sich die Bundesregierung einer Mitwirkung nun offensichtlich nicht mehr entziehen.
"Ich bin nicht bereit, hier zu jeder kleinen Diskussion, die von wem auch immer begonnen wird, Erklärungen abzugeben" - mit diesen Worten hatte Schröder noch Anfang September Journalisten zurechtgewiesen, die wissen wollten, ob er den US-Streitkräften in Deutschland im Kriegsfall Überflugrechte einräumen und die Nutzung von Stützpunkten in Deutschland erlauben werde.
In Prag hatte Schröder mit der Antwort keine Probleme mehr: "Selbstverständlich" werde die Bewegungsfreiheit des Nato-Partners USA nicht eingeschränkt. Deutschland werde seine Bündnisverpflichtungen und internationale Verträge einhalten. Der Kanzler erweckte damit den Eindruck, Deutschland sei schon rechtlich zur Duldung amerikanischer Kriegsaktivitäten von deutschem Boden gezwungen. So umstritten die Rechtslage auch ist, zumindest ein von Schröder hoch geschätzter Amtsvorgänger legte die Vertragslage anders aus. Während des Yom-Kippur-Krieges untersagte SPD-Kanzler Willy Brandt den USA im Oktober 1973, Israel über deutsche Häfen mit Waffen zu versorgen. Diesmal soll Washington die Zusicherung verlangt haben, dass seine Soldaten ihre Ausrüstung ungestört über Bremerhaven verschiffen können.
Große Rücksicht auf deutsche Befindlichkeiten ist von den USA nicht zu erwarten. Deren Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat seinem deutschen Kollegen Peter Struck gerade erst erklärt, dass er nicht wolle, dass die in Kuwait stationierten Fuchs-Spürpanzer der Bundeswehr während des Krieges "im Weg stehen". Sollten die Deutschen unschlüssig sein, ob die Panzer am Golf blieben, dann sollten sie diese lieber sofort heimholen.
Wenn die Soldaten in Kuwait Gefahr liefen, in eine kriegerische Auseinandersetzung verwickelt zu werden, "müssten sie abgezogen werden", hat Struck Ende August öffentlich erklärt. Doch sein Kanzler sprach schon einmal ganz anders - hinter verschlossener Tür und lange vor Beginn des Wahlkampfes. Selbst bei einem "unilateralen Vorgehen" der USA würden die Panzer bleiben, soll Schröder im März im Kreise von Partei- und Fraktionsvorsitzenden gesagt haben. Niemand könne die Konsequenzen "für das deutsch-amerikanische Verhältnis der nächsten 30 bis 50 Jahr verantworten", falls die Panzer abzögen und es dann tatsächlich zum Einsatz von ABC-Waffen komme.