Fahrenheit 451 und 9/11 - "Titelklau"?

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streicher

Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Der Name Fahrenheit, woher kommt er nur? Es wurde eine physikalische Einheit nach einem Wissenschaftler benannt. Anders macht sich das Ganze bei Literatur, Kunst und Firmennamen und Fälle für das Copyright, wenn man titelt. Beispiele sind Windows und Lindows, TicTacToe...
Nun ist Bradbury sauer auf Moore, da dieser seinen Titel hergenommen und für eigene Interessen benutzt. Tatsächlich kamen bei Lesen oder Hören des Titels Fahrenheit 9/11 Erinnerungen an den Sci-Fi-Roman von Ray Bradbury auf.
Der amerikanische Schriftsteller Ray Bradbury hat den Dokumentarfilmer Michael Moore scharf kritisiert, weil dieser seinen Romantitel „Fahrenheit 451“ unerlaubt benutzt habe.

In einem am Mittwoch veröffentlichten Telefoninterview mit der Stockholmer Zeitung „Dagens Nyheter“ sagte Bradbury in Los Angeles zum Titel von Moores in Cannes preisgekröntem Dokumentarfilm „Fahrenheit 9/11“: „Michael Moore ist ein dämlicher Drecksack. So denke ich über ihn. Er hat meinen Titel geklaut und die Zahlen ausgewechselt, ohne mich jemals um Erlaubnis zu fragen.“
unanständig oder?! Ist der Titel "Fahrenheit 9/11" überhaupt gut gewählt?

(Übrigens: den Roman "Fahrenheit 451" halte ich für sehr lesenswert)
 

Novama

Geselle
12. Januar 2003
14
ich denke, fahrenheit als begriff ist ja nicht patentiert oder so. so kann man seinen film auch danach nennen. obwohl, als ich den titel des films das erste mal hörte, errinnerte ich mich auch gerade an das buch, welches auch ich übrigens sehr lesenswert finde.
 

Gestreift

Vollkommener Meister
12. Juli 2003
516
Ich glaube, dass ich bei Wikipedia gelesen habe, dass der Titel Fahrenheit 9/11, die Temperatur wiedergibt, bei der die Freiheit anfängt zu brennen.

Nun ja, das kann man so sehen, muss man aber nicht. Da hätte Moore auch einen besseren Titel finden können, um das zu sagen, was er ausdrücken wollte. Das Freiheit brennt ist mir persönlich zu bildhaft gesprochen.

Imho ist der Titel eindeutig eine Anspielung (vielleicht auch Hommage) an Fahrenheit 451. Ich gehe fest davon aus, dass Moore bei Pseudointellektuellen, wie z. B. bei mir, eindeutig Assoziationen zum Roman Fahrenheit 451 erzeugen wollte (Also mit Sicherheit ruft der Titel nicht nur bei Pseudointellektuellen diese Assoziation hervor.). Ist schon irgendwie billig.

Was das Plagiat angeht. Wenn ich einen Roman schreibe, der 23° Celsius heißt, rege ich mich bestimmt nicht drüber auf, wenn einer eine Dokumentation über gefrorenes Wasser dreht und diese dann 0° Celsius nennt. Da hat man dann schon selber Schuld, wenn man eine Temperaturangabe als Titel für sein Buch wählt. Imho ist der Vergleich Bradburys mit dem Titel "Vom Winde verweht" deshalb auch nicht zulässig.

Ich frage mich, wo wir hinkämen, wenn man Copyrights auf Temperaturangaben vergibt.
 

Winston_Smith

Groß-Pontifex
15. März 2003
2.804
Moin!

Hmmmm, also ich glaube auch nicht, daß der Begriff "FAHRENHEIT XXX" geschützt ist.

Allerdings denke ich auch, daß MM dieses Titel gewählt hat, um eine Verbindung zu dem Buch herzustellen.

@gestreift
Recht hast Du. MM will sich mit diesem Titel in die "Liga der wirklichen Künstler" stellen. Ich denke aber, daß sein Film niemals so einen nachhaltigen Eindruck wie das Buch haben wird.

Das wäre ja so, als würde mal die RTL2 Serie "BIG-BROTHER" mit "1984" auf eine Stufe stellen....


WS
 

Fantom

Erhabener auserwählter Ritter
9. August 2002
1.197
Winston_Smith schrieb:
Allerdings denke ich auch, daß MM dieses Titel gewählt hat, um eine Verbindung zu dem Buch herzustellen.

äh ist doch klaro oder?

Ich denke aber, daß sein Film niemals so einen nachhaltigen Eindruck wie das Buch haben wird.

ganz bestimmt und daher sollte sich ray bradbury auch nicht unnötig aufregen.
 

Winston_Smith

Groß-Pontifex
15. März 2003
2.804
@fantom

Naja, ich kann Ray schon sehr gut verstehen.

Stell Dir vor, DU hättest etwas geschaffen, was auf alle Zeiten als positiver Standart gilt.

Jetzt benutzt jemand Deine Idee, um ein minderwertiges Produkt zu "erhöhen".

Dadurch leidet auch Dein Werk.

WS
 

Fantom

Erhabener auserwählter Ritter
9. August 2002
1.197
Winston_Smith schrieb:
Jetzt benutzt jemand Deine Idee, um ein minderwertiges Produkt zu "erhöhen".

wieviele moore-jünger haben dieses buch wohl gelesen? ;) sicherlich nicht viele - vielleicht (hoffentlich) werden es jetzt mehr.

ich glaube nicht, dass bradburys buch unter moores film leidet, jeder der das buch gelesen hat (oder lesen wird), weiß, dass es hervorragend ist und mit dem film nur die ähnlickeit der titel gemein hat.
 

Winston_Smith

Groß-Pontifex
15. März 2003
2.804
@fantom

Ach, versteh mich doch bitte.

Nochmal: RAY ist ein Künstler. Er hat ein Buch geschreiben, welches (zu Recht) Weltruhm erlangt hat.

Jetzt kommt MM und "klaut" seinen Namen. (MM ist ganz bestimmt kein künstler sondern höchstens Satiriker) Er stückelt einige Bilder zusammen, hinterlegt sie mit lustiger Musik und Sprüchen und macht einen Film.
Außerdem nutzt er seinen Film, um Politik zu machen. Er ist ganz klar Kontra-Bush.

Ray hat im Gegensatz dazu ein unpolitisches Buch geschrieben. Zumindest greift er niemanden persönlich an. (Was ich an einem Künstler übriegends sehr schätze.)

MM benutzt aber den Ruhm von Ray, um sein eigenes Werk "künstlerische Wertvoll" zu machen.

Und dabei ist es egal, ob MMs-Fans das Buch gelesen haben, oder nicht. MM will mit dem Titel eine Verbinung zu dem Buch schaffen und damit seinen Film als Kunstwerk darstellen.


WS
 

Fantom

Erhabener auserwählter Ritter
9. August 2002
1.197
Winston_Smith schrieb:
Ach, versteh mich doch bitte.

ja das tue ich doch. aber ich glaube eben nicht, dass das bradburys werk durch eine billige nachahmung seines titels schaden nimmt.

und natürlich kann bradbury sich darüber ärgern (das würde ich mich wahrscheinlich auch), aber in zehn jahren werden immer noch mehr menschen sein buch kennen, als moores filmchen.
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Jetzt kommt MM und "klaut" seinen Namen. (MM ist ganz bestimmt kein künstler sondern höchstens Satiriker)
Ah. Verstehe ! Winston ist bei der Kunstpolizei, die festlegt was entart... äh... ,Kunst ist und was nicht. OOOPS. Fast hätte ich mich verschrieben.
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Geht mir genauso mit Deiner Aussage. Ich kann es einfach nicht leiden wenn sich Kreti und Pleti anmassen darüber zu urteilen, wer Künstler ist oder was Kunst ist und wer oder was nicht, nur weil ihnen die Person dahinter nicht gefällt. Besonders dann, wenn sie sich im gleichen Kontext durch Aussagen wie "... ist ganz bestimmt kein künstler sondern höchstens Satiriker" nicht gerade als Sachverständige outen, denn mir ist ehrlichgesagt neu, daß Satire neuerdings keine Form der künstlerischen Darstellung mehr ist.
 

erik

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
4. April 2004
1.002
Hallo Jungs ihr großen Künstler & Kunstkritiker

Habt ihr schon mal davon gehört, was ein "Zitat" ist?
Und zwar in diesem Zusammenhang nicht ein wörtliches Zitat, sondern eine Art Querverweis, bzw, das Wort ist ja auch schon gefallen, eine Hommage.

Genau das macht Moore nämlich hier, er "zitiert" Bradburys Titel und stellt sich damit in eine Reihe (Reihe und Stufe sind zwei ganz unterschiedliche Begriffe, Vorsicht) mit Bradbury, er beruft sich auf dessen tradition der Denkweise und erhebt ihn in gewisser Weise auch zu einem seiner Vorbilder, oder zuindest Autoren die ihn beeinflußt haben. Wenn das Bradbury nicht paßt, daß jemand Stellung zu seinem Werk bezieht, warum veröffentlicht er dann? ich an seiner Stelle würde mich freuen, daß der Titel immer noch so bekannt ist.

Und selbstverständlich haben Fahrenheit 451 und 911 etwas gemeinsam nämlich die Frage nach der Freiheit des Denkens. Übrigens (sic!) gibt es auch von Fahrenheit 451 eine hervorragende Verfilmung, ich weiß den Cast gerade nicht auswendig, aber wenn es interessiert der kann ja in der IMDB nachlesen.

So.
 

Winston_Smith

Groß-Pontifex
15. März 2003
2.804
@agentp

Nu ja, zum Glück liegt der Begriff "Kunst" im Auge des Betrachters.

Für MICH ist MM kein Künstler! Das hat nix damit zu tun, ob ihn mag oder nicht. Ich mag auch G.Grass und C.Schlingensief nicht. Trotzdem sind es Künstler.

Außerdem habe ich geschrieben, das MM "höchstens" Satiriker ist. Also nur mit ganz viel Wohlwollen. (Genauso, wie man Diddi Hallervorden nur mit Wohlwollen als Satiriker betrachtenkann.)

"Richtige" Satiriker wären, z.B. Loriot und E.Kishon. Und MM spielt ganz bestimmt nicht in dieser Liga.

Noch mal: Es geht nur um meine Meinung. Und ich habe höhe Ansprüche.

An Deinem posting hat mich viel mehr gestört, daß Du gleich die "Nazi-Keule" rausholst. Nur weil ich MM nicht als Künstler sehe, würde ich niemals von entarteter Kunst reden. (Es ist ja keine Kunst, also kann sie auch nicht entartet sein... :wink: )

Nur, weil ich deinen Heiland (?) MM nicht als Künstler sehe, mußt Du mich doch nicht als Nazi darstellen, oder?

Darum ging es mir.


WS
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
na ganz so abstempeln würd ich moore nicht... die sachen haben schon was künstlerisches... es ist eine art pop-aufruhr... es ist unterhaltung und politische agitation/spielerei ... unterhaltsame provokation ... ich möchte dem mann nicht absprechen, dass er auch eine form der kunst betreibt.
 

erik

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
4. April 2004
1.002
Vielleicht ist Ray Bradbury auch einfach nur noch ein alter 83jähriger Sack, dem die Welt zu schnell geworden ist?

Und im Alter tendiert man ja viel leichter zum Konservativismus...
Vielleicht würde er sein Buch heute so nicht mehr schreiben?

Bei der Gelegenheit schlage ich vor - wie wärs wenn wir das Buch alle nochmal zusammen lesen?
Wer hat Lust?
Tragt euch ein.

erik
 

deTommy

Geselle
11. April 2004
25
ich kenne bradbury's buch und muss sagen, dass moore's entscheidung den titel seines filmes an dieses geniale stück literatur anzulehnen beinahe ebenso genial ist.
bradbury's buch handelt von einer gesellschaft die absichtlich dumm bzw. uninformiert gehalten wird. und ich denke mal, dass es moore's absicht war auf die ähnliche situation in amerika (bezgl. wahrer kriegsgründe und anderer skandale) aufmerksam zu machen. ich kenn nun zwar dne inhalt des films nicht, aber ich denke ebenfalls, dass diese titelauswahl gelungen und völlig in ordnung ist

bradbury sollte stolz sein, dass sein buch noch immer aktuell ist
 

Fantom

Erhabener auserwählter Ritter
9. August 2002
1.197
deTommy schrieb:
bradbury sollte stolz sein, dass sein buch noch immer aktuell ist

:lol: :lol: :lol:

du meinst sicher: "er sollte stolz sein, dass sein buch so berühmt geworden ist".

dass der inhalt immer noch aktuell ist, sollte ihn eher traurig stimmen.
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
bradbury sollte stolz sein, dass sein werk von anderen menschen immer noch als referenz genommen wird.

ich glaub ja nicht, dass der film weniger echo gefunden hätte, wenn er anders geheißen hätte würden... :oops: ihr wisst, was ich mein.
deswegen find ich nen copyright-streit kleingeistig, kommerziell und unkünstlerisch.
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
@Winston
Natürlich ist Moore ein Künstler. Er ist Filmemacher und rein formal sogar ein sehr guter und im Allgemeinen wird Filme zu drehen seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts durchaus als Kunstform angesehen. Vielleicht hast Du ja diese Entwicklung einfach verpasst.
Deine "hohen Ansprüche" lassen sich in der Tat erkennen, denn deshalb nennst Du auch gleich Kishon, denn beliebtesten Satiriker unter Hausfrauen mit Buchclub-Abo. Hättest Du F. W. Bernstein, Wilhelm Busch, Robert Gernhardt, Heinrich Heine, Eckhard Henscheid, Kurt Tucholsky, Cervantes, Charles Dickens, Mark Twain oder Nabokov angeführt, dann hätte ich Dir vielleicht sogar zugestimmt, was die andere Liga anbelangt, aber wer den Gottvater des Studienrathumors als Beispiel für einen grossen Satiriker nennt, den werde ich in einer diesbezüglichen Diskussion fürderhin ignorieren, denn dazu sind meine Ansprüche zu hoch.
 

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