deLaval schrieb:Es liegt mir vollkommen fern Mutter Theresa (oder etwaige Pendants) als Heuchlerin zu bezeichnen. Bloß weil sie ihren eigenen Wertigkeiten folgt, um letztlich (sicher unterbewußt) das eigene Empfinden zu "verbessern", heißt daß nicht, daß das "objektiv" schlecht wäre. Ich glaube die Bedeutung, welche du dem Wort Egoismus beimist, ließe sich besser mit dem Wort Asozial beschreiben. (Dem kann ich ohne Schwierigkeiten meiner eigenen Wertigkeit nach einen negativen Sinn entnehmen)
Ist was dran. Echter Egoismus, so wie ich ihn definiere, führt auch irgendwo in die Asozialität.
Bleibt nur die Frage, welche Asozialität du meinst: die wissenschaftliche oder die Schimpfwort-Asozialität.
Womit du A einräumst den Begriff nicht wertfrei zu betrachten und B den Begriff (so wie ich ihn gebrauche) in seiner Sinnhaftigkeit zu sehr einschränkst. (Mutter Theresa erhält sich nicht selbst, indem sie anderen hilft)Nun gibts das so Leute wie mich, die wollen partout keine Egoisten sein, nein, sie wollen auch nicht so genannt werden, nein, sie behaupten sogar, das, was du Egoismus nennst, sei in Wirklichkeit gar kein Egoismus, sondern Selbsterhaltungstrieb und damit ganz natürlich, somit auch keine schlechte Eigenschaft.
A gebe ich zu, B, irgendwie auch.
Aber Mutter Theresa erhält sich sehr wohl selbst, indem sie anderen hilft. Schließlich erzeugt sie so für sich dadurch eine weitaus höhere Daseinsberechtigung als wenn sie z.B. nichts täte. Im Klartext, sie verschafft sich Sinn im Leben. Dieses Egoismus zu nennen verflacht meiner Meinung nach den Egoismus-Begriff, denn ebenjene, die ihr nacheifern, tun dies ja mit der Prämisse, dem Egoismus zu entsagen.
Wenn ich jemanden einen Egoisten nenne, dann tue ich das, weil dieser trotz Wunschäußerung meinerseits nicht gibt, obwohl er könnte. Das ist negativ, da kann ich auch nicht wertfrei draufschaun. Und schon gar nicht kann ich solche Leute mit M.T. vergleichen.
Und zu deinem Beispiel mit dem Berg, du betrachtest nicht nur, sondern bearbeitest. Aber du hast recht, ich habe mich nicht deutlich genug ausgedrückt. Mit Wertfrei meine ich frei von Bewertung im Sinne von Gut und schlecht, richtig und falsch, etc. , nicht frei von Maßeinheiten (die in diesem Sinne ebenfalls wertfrei sind, da die reine Höhe deines Berges nichts über dessen Qualitäten aussagt).
OK, so kenne ich auch den Begriff "wertfrei". Aber ob er eher der Objektivität dient, weiß ich nicht. Eine wertfreie Betrachtungsweise ist sicherlich ganz hilfreich bei der Feststellung von Fakten. Die Fakten müssen aber erstmal geschaffen werden.
Im Falle meines Berges sieht das so aus:
Ich zweifle erstmal an, daß es besagten Berg überhaupt gibt. Nunja, ich werd hingefahren, also gibts ihn doch. Dann zweifle ich an, daß besagter Berg 888 Meter hoch ist. Nunja, man mißt nach, er ist tatsächlich 888 Meter hoch. Dann zweifle ich die Meßmethode an. Gut, nehme ich meine eigene. Sie ergibt: der Berg ist 888 Meter hoch. Ich könnt jetzt noch meine eigene Meßmethode anzweifeln, aber da bin ich jetzt zu faul zu. Also akzeptiere ich:der Berg ist 888 Meter hoch. Nun wird nach meiner Meßmethode die Länge des Rohres gemessen......es gibt da so vieles, was ich anzweifeln könnte, was sicherlich kontraproduktiv wäre, aber , so denke ich, dafür dann auch allerhöchste Objektivität gewährleisten würde....(ob die gebraucht wird, ist ne andere Frage.....)
Ich finde es übrigens sehr Interessant, mit welcher Inbrunst du nach der Ideologie hinter jedem Ismus zu finden, aber dich weigerst, die "egoistischen" Motive hinter jeder Handlung zu finden, die auch Antimagnet längst eingeräumt hat.
1. nur weil Antimagnet "eingeknickt" ist, muß deine Meinung noch lange nicht richtig sein (zweifel,zweifel..... )
2. Ich glaub aber nicht, daß antimagnet "eingeknickt" ist. Ich entnehm das jedenfalls nicht seinen Ausführungen......
3. Da mir Egoismus - nach MEINER Definition wohlgemerkt - völlig ab geht, sehe ich natürlich auch keine egoistischen Motive in jeden meiner Handlungen.
Ich muß allerdings einräumen, daß ich selbst die Erkenntnis, welche mich zu dieser Meinung geführt hat, nicht durch denken, sondern durch Erfahrung (quasi am eigenen Leibe) bekam, von daher ist es unfair, daß andere durch Denken von selbst drauf kommen sollen. Auch wenn sie sich m.E. völlig logisch ableiten läßt.
Im Klartext: dich hat mal jemand "Egoist" genannt, du sahst in dich und erkanntest, ja, du bist ein Egoist. Da du dich aber nicht ändern wolltest, erklärtest du dir einfach, daß Egoismus was völlig normales ist.
Bei mir ist das eher andersrum. Ich war viel zu oft Opfer von Egoisten. Deswegen ist es für mich wichtig, festzustellen, daß ich kein Egoist bin. Wenn es manchmal Situationen gibt, wo es besser wäre einer zu sein, dann kann ich die überstehen, weil ich weiß, das ist nicht die Regel.
Ich bin aber durchaus bereit, mich überzeugen zu lassen, nur wird das nicht gelingen, indem man eine der ureigensten Eigenschaften des Menschen als negativ darstellt.
Der Mensch ist von Natur aus brutal, lügnerisch, egoistisch, habgierig, intrigant, rücksichtslos etc.
Trotzdem würde ich all diese Eigenschaften als negativ betrachten.
Zumal ich auch glaube, daß diese in der heutigen Zeit nicht mehr zu denselben Erfolg führen wie früher .