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Der Norden sät den Hunger

Sät der Norden den Hunger?

  • Es ist so aber es bessert sich

    Stimmen: 0 0,0%
  • Nein, alles hausgemacht

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    340

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Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Um die Gloablisierung mal wieder auf die Tagesordnung zu bringen:

"Der Norden sät den Hunger"


aus der letzten Ausgabe der ZEIT Nr. 34 2003

Die online-Zeitungsauschnitte kosten inzwischen ja meistens, deshalb fasse ich die wichtigsten Aussagen und Informationen mal aus dem gedruckten Original zusammen. Das wichtigste Beispiel kommt aus Afrika, die Baumwoll-Produktion in Burkina Faso, auf die exemplarische Qualität für weitere Länder und Wirtschaftszweige wird wiederholt hingewiesen.

Baumwolle ist aus afrikanischer Produktion (als Beispiel dient Burkina Faso) drei Mal billiger als aus us-amerikanischer, zudem von besserer Qualität, da handgezupft. Die hohen Subventionen der USA, in der Präsident Bush der cotton-Wirtschaft 2002 180 Milliarden Dollar für die kommenden Jahre versprach führen zusammen mit den immer noch höheren Zöllen der "Entwicklungsländer" dazu, dass die ineffizientesten Bauern (USA) nicht unter dem Preisverfall leiden, der vor allem durch die kontinuierlich erhöhten Subventionen in ihren Ländern hervorgerufen werden, die effizientesten Bauern im Gegensatz (durch die fehlenden Subventionen und die ungleich höheren Zölle) über alle Maßen.
Im Jahr 2002 wurden 3.9 Milliarden Dollar an Subventionen für 25000 US-Bauern ausgegeben, drei Mal soviel wie die komplette Entwicklungshilfe für 500 Millionen Afrikaner - der Marktwert der Baumwolle betrug hingegen lediglich 3.1 Milliarden Dollar.
In den letzten zwanzig jahren hat sich der Anteil der Entwicklungsländer nicht erhöht - bedingt durch die Machtverhältnisse der WTO.

Der Autor der ZEIT jedenfalls sieht seinem Ton nach wenig Anlass für Hoffnungen, auch wenn Blaise Campore, der ehemalige "westliche Statthalter" (mein Terminus, sorry, es ist schon spät) 1993 vor der WTO eine globale Abschaffung aller Baumwoll- Subventionen (zumindest) fordert. Von dem Präsidenten dieses Landes ist das ja wirklich eine bemerkenswerte philanthropische Leistung :roll:


btw.: Wurde Burkina Faso nicht in den engeren Kreis der Qaida-unterstützenden Verdächtigen aufgenommen?
 

Woppadaq

Großmeister-Architekt
2. August 2003
1.228
Bevor wir über die Subventionen für die amerikanische Baumwoll-Industrie herziehen und damit wieder mal mit dem Finger auf Amerika zeigen, sollten wir uns erstmal unsere eigenen milliardenschweren Steinkohle-Subventionen vornehmen - die meiner Meinung nach ebenfalls unsinnig sind.
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Woppadaq schrieb:
Bevor wir über die Subventionen für die amerikanische Baumwoll-Industrie herziehen und damit wieder mal mit dem Finger auf Amerika zeigen, sollten wir uns erstmal unsere eigenen milliardenschweren Steinkohle-Subventionen vornehmen - die meiner Meinung nach ebenfalls unsinnig sind.

Wie bereits erwähnt sind die Baumwoll-Subventionen exemplarisch zu sehen, es gibt zahlreiche weitere Beispiele, die sich auch im Rahmen der Nord-Süd- Problematik abspielen: Mais, Zucker, Weizen, Reis, Milch...
Andere Subventionen sind von Bedeutung, wenn es bspw. um zukunftsorientierte Energiepolitik, umweltfreundliche Veränderungen innerhalb von Industriezweigen etc. geht, was selbstverständlich auch Beachtung verdient - dieser Thread ist jedoch zur Erinnerung an die zunehmende Diskrepanz zwischen Norden und Süden begonnen worden.

(edit:)
Die USA hingegen sind lediglich ein Beispiel, auch in Europa lässt sich Vergleichbares finden - jedoch sind die USA für die Mechanismen der Globalsierung (und auch was die WTO angeht) eben von entscheidender Bedeutung...
Oder bilden (bspw.) die Autoren der ZEIT sich das alles nur ein?
 

streicher

Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Es soll 'hin und wieder' politische Persönlichkeiten an der Macht afrikanischer Staaten geben/gegeben haben, die auf ein Studium oder auf einen Auslandsaufenthalt, Förderung in einer ehemaligen Kolonialmacht zurückblicken können. Zumindest sind letztere Dinge - auch solcher Persönlichkeiten - dezent ausgedrückt, keine Garantie für kein Despotentum oder einer nachfolgenden 'schlechten Regierungsführung'. In gewisser Weise sind die 'nördlichen' Staaten eine wirtschaftliche Festung, die ihren 'Welthandel' mit Afrika knapp halten, es sei denn, die Rohstoffe halten für die festungseigenen Produkte her.

So sehen übrigens die bilateralen Beziehungen der BRD zu Burkina Faso laut AA aus: Burkina Faso: bilaterale Beziehungen.
 

Wiesengrund

Geheimer Meister
26. Juni 2003
189
streicher schrieb:
In gewisser Weise sind die 'nördlichen' Staaten eine wirtschaftliche Festung, die ihren 'Welthandel' mit Afrika knapp halten, es sei denn, die Rohstoffe halten für die festungseigenen Produkte her.

Wie meinst Du das?
Ich dachte die EU gewährt den AKP-Staaten (also auch Burkina Faso) zollfreien Marktzugang, außer für den Agrarmarkt. Der geschlossene Agrarbereich ist dann zwar das große Problem für diese Staaten, aber im Prinzip ist der Markt ja fast ganz offen.
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Wiesengrund schrieb:
Der geschlossene Agrarbereich ist dann zwar das große Problem für diese Staaten, aber im Prinzip ist der Markt ja fast ganz offen.

Da zeigt sich der große Unterschied zwischen Prinzip und Praxis...
Der Agrarsektor ist eben ein wesentlicher Bereich, in dem diese Staaten sehr kostengünstig und qualitativ hochwertig produzieren können.
 

semball

Großer Auserwählter
26. Mai 2002
1.615
Die ungerechten Subventionen behindern die wirtschaftliche Entwicklung der Baumwolle-produzierenden Länder Afrikas ( nicht allzu viele) sind aber nicht der Grund für den Hunger.

Tausendmal wichtiger sind folgende Sachen wie Bürgerkrieg, Ausbeutung durch Diktatoren, das nicht besonders günstige Klima Afrikas.

Daher halte ich die Fragestellung in Verbindung zur gegebenen Agrumentation für mangelhaft und verneine die Frage.
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
semball schrieb:
Die ungerechten Subventionen behindern die wirtschaftliche Entwicklung der Baumwolle-produzierenden Länder Afrikas ( nicht allzu viele) sind aber nicht der Grund für den Hunger.

Tausendmal wichtiger sind folgende Sachen wie Bürgerkrieg, Ausbeutung durch Diktatoren, das nicht besonders günstige Klima Afrikas.

Daher halte ich die Fragestellung in Verbindung zur gegebenen Agrumentation für mangelhaft und verneine die Frage.

Ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, das die Saat jährlich ausgebracht wird.
Es geht also sehr wohl auch um das "Behindern der wirtschaftlichen Entwicklung" - vor allem wenn die derzeitigen Probleme, die du als "tausendmal wichtiger" einschätzt (was kann tausendmal wichtiger sein als die Ernährung? :roll: ) auch mit durch die selektive Einflußnahme "des Nordens" zustande kamen...
 

minister

Geheimer Meister
22. August 2003
420
Ich möchte hierbei ein interessantes Buch erwähnen:

Die neuen Herrscher der Welt
und ihre globalen Widersacher

von Jean Ziegler
erschienen bei C.Bertelsmann

(Wer es bestellen will kann ja über den Link in diesem Forum bei Amazon kaufen, die müssten es eigentlich haben.)

Bin gerade dabei es zu lesen, es beschäftigt sich unter anderem mit dieser Thematik. Hat es jemand bereits durchgelesen?

Grüsse,
Minister
 

semball

Großer Auserwählter
26. Mai 2002
1.615
hives schrieb:
semball schrieb:
Die ungerechten Subventionen behindern die wirtschaftliche Entwicklung der Baumwolle-produzierenden Länder Afrikas ( nicht allzu viele) sind aber nicht der Grund für den Hunger.

Tausendmal wichtiger sind folgende Sachen wie Bürgerkrieg, Ausbeutung durch Diktatoren, das nicht besonders günstige Klima Afrikas.

Daher halte ich die Fragestellung in Verbindung zur gegebenen Agrumentation für mangelhaft und verneine die Frage.

Ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, das die Saat jährlich ausgebracht wird.
Es geht also sehr wohl auch um das "Behindern der wirtschaftlichen Entwicklung" - vor allem wenn die derzeitigen Probleme, die du als "tausendmal wichtiger" einschätzt (was kann tausendmal wichtiger sein als die Ernährung? :roll: ) auch mit durch die selektive Einflußnahme "des Nordens" zustande kamen...
Nein. Ich meinte mit "wichtigere Sachen" gewichtigere Grundlagen für den Hunger.
 

streicher

Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
@ Wiesengrund
Du hast Recht. Nichtsdestotrotz ist der Handel mit Afrika anteilig sehr gering. Das liegt an den Produkten, nachteilig für Afrika sind auch die terms of trade - Afrika bietet Produkte, die nicht viel Geld einbringen, die Produkte aus Europa (oder aus dem Norden) sind jedoch recht teuer. Es gibt meines Wissens kein afrikanisches Land, dass in nächster Zeit aus dem Schwellenstatus herauskommt. Ganz abgeschlagen sind natürlich nicht wenige Drittweltländer.

@ all
Die Entwicklungspolitik vor dieser Ära (es gab einen Paradigmenwechsel) war nicht nachhaltig. Erst vor etwa zwei Dekaden begann man daran zu denken, dass Entwicklung auch mit Betonung der Menschenrechte und Demokratisierungsbemühungen in der Zusammenarbeit verknüpft werden müsse. Einige Entwicklungsprojekte verliefen im wahrsten Sinne des Wortes im Sand - sie zerstörten Grund und Boden und Kultur in allen vektoriellen Ausprägungen. Degradation. Die Despoten missbrauchten die Souveränität (und teilweise die Kooperation mit westlichen Mächten). Der Hunger ist natürlich ein Ergebnis vieler Faktoren, die ineinandergreifen. Der Norden kann ganz gewiss nicht seine Hände in Unschuld waschen, wenn man die Gründe für den Hunger des Südens sucht.


Wie steht es jedoch nun tatsächlich um den armen Süden? Ist er in der Agonie oder ist er im Aufbruch? (Mit Blick auf die Antwortmöglichkeiten für die Eingangsfrage)
 
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