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Was ist von der sexuellen Revolution wirklich übriggeblieben?

lumin

Auserwählter Meister der Neun
29. Januar 2010
987
Hier eine Frage, die sich mir im Chat aufdrängte:
Mich würde im Übrigen mal interessieren, warum wir in unserem ach so aufgeklärten Deutschland immer noch so verklemmt und verlogen sind, soweit es das Sexuelle betrifft.
Warum klammern wir dieses Thema doch weitgehend im Alltag aus? Warum sprechen wir nicht wirklich offen über unsere Bedürfnisse und unseren Sex, selbst unseren Partnern gegenüber? Warum ist Sex immer noch ein TAbuthema, dem wir öffentlich nur zögerlich beiwohnen? Warum trauen wir uns immer noch nicht, wirklich zu uns selber zu stehen (ich empfinde es jedenfalls so), obwohl wir doch Dr. Sommer hatten? Was lief da schief? Oder ist nur meine Wahrnehmung falsch?
 

Dirtsa

Meister vom Königlichen Gewölbe
15. Januar 2011
1.314
AW: Was ist von der sexuellen Revolution wirklich übriggeblieben?

Ich denke nicht, dass etwas schief lief. Es legt in der Natur der Sache. Egal wie auf- oder abgeklärt, ob freizügig oder prüde, beim Sex ist man nackt, im Wortsinn und übertragen Sinn.
Sex ist eng mit dem Selbstwertgefühl und geschlechtlicher Identität verknüpft, ist überfrachtet mit Bedingungen und Erwartungen, kann verbinden, stärken und verletzen. Kann Lust, Spaß oder Bedrohung sein.
Sex eignet sich hervorragend um Macht auszuüben, gesellschaftlich und in Beziehungen, lässt sich instrumentalisieren, sowohl als Übergriffigkeit als auch in der Verweigerung. Kann Ausdrucksform von Liebe und Intimität aber auch von Verachtung oder Scham sein. Das ist kein neutrales Thema, sondern eng an Sehnsüchte und Ängste gekoppelt.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.047
AW: Was ist von der sexuellen Revolution wirklich übriggeblieben?

... schließe mich meiner Vorrednerin völlig an, und würde gerne noch etwas ergänzen:

Vor allem hat die sexuelle Revolution die Sexualität zur Privatsache gemacht. Das klingt in einer Zeit einer angeblichen öffentlichen Pornografisierung aller zwischenmenschlicher Beziehungen vielleicht überraschend, aaaaaber:

Die gesellschaftliche Erwartungshaltung und der damit verbundene Druck ist weitgehend draußen. Beispielsweise ist der Kuppelei-Paragraph längst weg, niemand zerreißt sich mehr das Maul darüber, ob Sex vor der Ehe statthaft sei oder nicht. Allein erziehende Mütter sind keine Buh-Frauen mehr aufgrund irgendwelcher Fragen einer zweifelhaften Sexual"Moral", und uneheliche Kinder werden nicht mehr in irgendwelchen Heimen geparkt, weil es der "gute Ruf" der Mutter verlangt, derartige "Ausrutscher" zu verstecken.

Sexualität ist zur Privatsache geworden und nicht mehr Gegenstand öffentlicher Erwartungen und - bei Nichterfüllng - gesellschaftlicher Ächtung. Bei irgendwelchen Ewig-Gestrigen vielleicht, auf die es aber nun wirklich nicht ankommt und die im Aussterben begriffen sind.

Übrig bleibt das Problem, wie man in der trauten Zweisamkeit mit dem Partner umgehen will, wie man eigene Wünsche erfüllt bekommen will, die Wünsche des anderen erfüllen soll, usw. Aber das sind intime Fragen, die das betreffende Paar irgendwie unter sich ausmachen und klären muss. Wer soll es den beiden abnehmen, zueinander zu finden? Aber das können die Beiden jetzt auch tun - ohne unbotmäßige Einmischung von außen, ohne blödes Moralisieren gemäß den Fragen, was wohl die Nachbarn sagen, oder was "man" tut oder nicht.

Ich bin selbst noch teilweise in der verklemmten was-werden-die-Nachbarn-sagen-Mentalität aufgewachsen und finde diese Entwicklung absolut positiv. Allerdings sehen das andere Kulturkreise ganz anders - und Multikulti scheitert wohl nicht zuletzt daran. Meine Sorge würde entsprechend eher darin bestehen, dass das Pendel wieder zurück schwingt, und sich irgendwelche Moralhüter wieder sanktioniert in Dinge einmischen, die sie nichts angehen .... und der verklemmte Mief wieder kommt.
 

Luchs

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
26. Januar 2010
1.044
AW: Was ist von der sexuellen Revolution wirklich übriggeblieben?

Irgendwie scheinen einige vom 21.12.2012 panik gemache doch ein wenig arg überzeugt gewesen zu sein.
Beim Zeitung lesen bin ich auf eine Meldung gestosen, das die HIV+Syphillis infektionen im letzten jahr sprunghaft angestiegen sei.
Da habens wohl einige mit dem Schutz, nicht mehr so ernst genommen.
Obacht geben länger leben.
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: Was ist von der sexuellen Revolution wirklich übriggeblieben?

in unserer heutigen Hochleistung´s-Gesellschaft wird der
Druck, Wettbewerb und die Erwartung auf dem Arbeitsmarkt
und in der Öffentlichkeit immer größer.
Der Einzige Rückzugsort ist die Privatsphäre
und viele wollen dann dort nicht auch noch Rekorde brechen.
Das darunter die Phantasie im und um das Liebesleben leidet
kommt dann ganz von allein.
 

Veritas79

Großmeister-Architekt
8. November 2012
1.280
AW: Was ist von der sexuellen Revolution wirklich übriggeblieben?

Ich könnte mir vorstellen, wenn in Familien nicht regelmäßig darüber gesprochen wird,
daß dann die Grenze des Schamgefühls automatisch höher liegt. Das soziale Umfeld
ist entscheidend.
Ausnahmen bestätigen die Regel.
 

Grubi

Moderator
Teammitglied
1. Juni 2008
6.645
AW: Was ist von der sexuellen Revolution wirklich übriggeblieben?

Ist es denn eher erstrebenswert eine hohe oder eine niedrige Schamgrenze zu haben?

Gruss Grubi
 

Veritas79

Großmeister-Architekt
8. November 2012
1.280
AW: Was ist von der sexuellen Revolution wirklich übriggeblieben?

persönlich finde ich eine höhere Schamgrenze sinnvoll.
Es kommt darauf an, wie die Aufklärung statt findet,
welche Informationen rüber gebracht werden, ich
rede jetzt speziell von Kindern und Jugendlichen...
 

Grubi

Moderator
Teammitglied
1. Juni 2008
6.645
AW: Was ist von der sexuellen Revolution wirklich übriggeblieben?

Wollen Teenager denn wirklich mit ihren Eltern über Sex reden?

Gruss Grubi
 

Veritas79

Großmeister-Architekt
8. November 2012
1.280
AW: Was ist von der sexuellen Revolution wirklich übriggeblieben?

wenn die Eltern nach ewigen Schweigen dann meinen sie müssen jetz...genau jetzt
mit dem Ganzen herausplatzen...ganz klar NEIN, natürlch wollen Teenager das nicht!
 

Bona-Dea

Gesperrter Benutzer
3. August 2010
5.616
AW: Was ist von der sexuellen Revolution wirklich übriggeblieben?

Hallo Grubi;

Ist es denn eher erstrebenswert eine hohe oder eine niedrige Schamgrenze zu haben?

Ich glaube es geht hier nicht um Schamgrenze sondern um Verantwortung, Liebe, Treue, Ehrlichkeit usw. Nachdem man übertrieben konservativ, in einer Ehe auch verharren mußte wenn die in Wirklichkeit schon gescheitert war, schlug das Pendel ins Gegenteil um.

Es wurde sich erstmal richtig ausgetobt, aber das zerstörte Familien, schuf Unsicherheit und befriedigte nur kurzfristig, damit wurde auf Dauer auch kaum einer glücklich.

Heute haben wir die Möglichkeit, unerträgliche gewordene Beziehungen einfach zu beenden und das ist auch gut so. Man könnte höchstens versuchen nicht zu schnell das Handtuch zu werfen und sollte lieber erstmal längere Zeit ohne Trauschein zusammen leben um sich sicher zu sein das es auch passt, bevor man Kinder in die Welt setzt.

Wenn es wirklich nicht klappt, ist ebenfalls die Reife der Eltern gefragt, so das sich BEIDE um die Kinder kümmern, auch nach einer Trennung.

Der Reiz der Sexualität lässt in einer Beziehung nach, während andere Dinge wichtiger werden, wem der ständige sexuelle Reiz wichtiger ist, der wird sich immer wieder nach ein paar Jahren an dem gleichen Punkt ankommen sehen.
 

Sueder

Ritter vom Schwert
18. Mai 2010
2.175
AW: Was ist von der sexuellen Revolution wirklich übriggeblieben?

Ich denke mal was auf alle Fälle gut ist das Sexualkunde jetzt an den Schulen unterrichtet wird.

Ansonsten finde ich es gut das bei den meisten Mitmenschen um mich herum es als selbstverständlich angesehen wird das man sine Sexualität ausleben kann solange nicht andere dadurch geschädigt oder belästigt werden.
 

Veritas79

Großmeister-Architekt
8. November 2012
1.280
AW: Was ist von der sexuellen Revolution wirklich übriggeblieben?

es gab eine Revolution, nur was ist dann passiert?
 

lieblaunisches Luxustier

Geheimer Meister
27. Januar 2012
339
AW: Was ist von der sexuellen Revolution wirklich übriggeblieben?

Hier eine Frage, die sich mir im Chat aufdrängte:
Mich würde im Übrigen mal interessieren, warum wir in unserem ach so aufgeklärten Deutschland immer noch so verklemmt und verlogen sind, soweit es das Sexuelle betrifft.
Warum klammern wir dieses Thema doch weitgehend im Alltag aus? Warum sprechen wir nicht wirklich offen über unsere Bedürfnisse und unseren Sex, selbst unseren Partnern gegenüber? Warum ist Sex immer noch ein TAbuthema, dem wir öffentlich nur zögerlich beiwohnen? Warum trauen wir uns immer noch nicht, wirklich zu uns selber zu stehen (ich empfinde es jedenfalls so), obwohl wir doch Dr. Sommer hatten? Was lief da schief? Oder ist nur meine Wahrnehmung falsch?

Ich empfinde die Menschen in Deutschland nicht als verklemmt und verlogen in sexuellen Dingen und dem Aussprechen von Wünschen. Ich bin vielmehr der Meinung, dass das Reden über Sexualität viel zu sehr das Private verlassen hat. Ob Paare unverklemmt miteinander reden oder nicht, wissen wir gar nicht. Wir kennen nur die die Leute, die sich schon in nachmittäglichen Talksendungen über ihre Fetische äußern und uns als modische Spielart Körperteile zeigen, die ich persönlich gar nicht sehen möchte.
Durch die Sexualisierung der Werbung, durch das permanente Überfrachten mit sexuellen Botschaften jeder Art findet mehr und mehr eine Entzauberung von sexueller Liebe statt, gleichzeitig wird die Erwartungshaltung ins unermessliche gesteigert. Welcher Mann vergleicht, wenn er auf Partnerinnensuche ist, die neue Bekanntschaft nicht mit den überschlanken und maklelos schönen Frauen, die die Kosmetikindustrie für die Bewerbung ihrer Produkte anheuert? Welche Frau erwartet von ihrem Partner bei der intimen Begegnung nicht 20 minütige Dauerleistung am Stück, so wie es die von der sexuellen Revolution verunsicherten Männer gerne propagieren, in der Meinung das sei die untere Norm?


Menschen beziehen Bestätigung oder Minderwertigkeitsgefühle aus dem Vergleich mit anderen. Durch das verzerrte Verhältnis von Intimität und Öffentlichkeit in sexuellen Dingen entsteht dort auch sehr viel Druck, woraus wiederum viele Märchen resultieren. Wenn man alles darf, muss man schließlich auch alles können und wollen. Zum Beispiel Sex im Alter. Welcher ältere Mensch gibt den heutzutage gerne zu, dass er gar keine Lust mehr hat an dem munteren Treiben? Das ist neben der wünschenswerten Unverklemmtheit leider ein negatives Nebenprodukt der sexuellen Revolution. Jugendwahn und unverhältnismäßiger Körperkult.
Wieviel Paare sind von ihrer Beziehung wohl nur deswegen frustriert, weil Zeitschriften Statistiken veröffentlichen, die angeben, das deutsche Durchschnittspaar habe durchschnittlich drei mal Sex in der Woche, während das betreffende Pärchen nach zehn Jahren Ehe mit zweimal im Monat eigentlich glücklich und zufrieden war?

Die sexuelle Revolution hat im Großen und Ganzen sicher gute Arbeit geleistet, aber wir haben auch viel an Intimität und lustvollem Geheimnis verloren.
 
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