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Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Das ist doch auch bloß das übliche Gewäsch. Die bösen Bankster, die oberbösen Reichen und erstrecht die handvoll Erben die man fürs Gemeinwohl der armen geknechteten Massen schröpfen muß. Besonders die paar hundert Erbmillionäre in diesem Land sind wirklich ein gesammtgesellschaftliches Problem. Weil man meint, es zu können. Was daran allerdings gerecht sein soll, oder wieso sich dadruch irgendetwas verbessern soll, konnte mir auch noch keiner erklären. Die sammeln ja auch alle keine Goldbarren im Keller sondern stellen ihr Vermögen der Wirtschaft zur Verfügung.

Was passiert, man verhindert, dassv Leute durch Arbeit (in diesem Land) wohlhabend werden können und treibt "Reiche" und fähige Leute mit Ambitionen und ihr Geld und ihre Fähigkeiten ins Ausland. Wie gesagt, man hilft den Armen nicht, indem man die "Reichen" abschafft, im Gegenteil.

Er verteilt dabei gerne mehr als er einnimmt, was auf Kosten der Nachfolgergeneration gehen muss. Der Staat hat dann eingeschränktere Spielräume wie jetzt, was zukünftig den sozialen Frieden gefährden wird.
Ja, das heißt aber quasi per definitionem, man muß die Ausgaben kürzen. Am besten da, wo sie am wenigsten Rendite bringen, also Sozialleistungen und die ganze unnötige Betreuungsindustrie.
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.432
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

"...ganze unnötige Betreuungsindustrie."(DaMan)
Genau, wir leben in einem Land, wo alle so fit sind, dass sie nicht betreut werden müssen.
Oder hab' ich da was falsch verstehen wollen?
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

"...ganze unnötige Betreuungsindustrie."(DaMan)
Genau, wir leben in einem Land, wo alle so fit sind, dass sie nicht betreut werden müssen.
Natürlich nicht, man schafft sich schließlich seine Klientel selber. Wie kam die Menscheit nur Jahrtausende ohne Sozialarbeiter, Quartiermanager, Genderteams, Babykrippen und Migrationsbeauftragte aus?
Aber das ist ein anderes Thema ;)
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Oh, ziemlich einfach. Durch "sozialfreundliches Frühableben" sparte man sich die Altenbetreuung, Arme durften noch ungestört verhungern, die Säuglingssterblichkeit ersparte auch so manches Problem und Migration war nahzu unmöglich, jedenfalls schwer zu überleben. Es sei denn, man akzeptierte einen Sklavenstatus, aber das wäre ja unfreiwillige Migration - die gab es. Management by owner.
Wenn ich jetzt auf die Idee käme daß es dir lieber wäre wir würden in solche Zustände zurückkehren, wäre dir das sicher auch nicht recht...
Aber das ist wahrhaft ein anderes Thema...
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Die Argumentation der Neocons geht in der Regel noch ein wenig weiter:
die durch dieses System Begünstigten und Erfolgreichen werden anschließend gerne
geben. Und mit diesen freiwilligen Gaben werden dann auch die weniger Erfolgreichen
oder Gehandicapten versorgt.
Kann man prima in den USA besichtigen, wie gut das funktioniert.
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Die Argumentation der Neocons geht in der Regel noch ein wenig weiter:
die durch dieses System Begünstigten und Erfolgreichen werden anschließend gerne
geben. Und mit diesen freiwilligen Gaben werden dann auch die weniger Erfolgreichen
oder Gehandicapten versorgt.
Davon red ich ja auch überhaupt nicht, aber netter Versuch ;)
Es sei denn, man akzeptierte einen Sklavenstatus, aber das wäre ja unfreiwillige Migration
Genau mein Punkt! Die staatliche Rundumpamperei hält völlig normale erwachsene Leute in einem Zustand fest, in dem sie vor lauter Umsorge nicht mehr selbst entscheiden dürfen oder können - haben sie ja schließlich nie gelernt. Natürlich nur zu deren besten und um ihnen zu helfen.
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

@Al' Azrad Ja genau und das machen Superreiche wie Bill Gates und Warren Buffet: Gates und Buffett ermahnen Super-Reiche - Her mit dem Geld! - Geld - sueddeutsche.de

In Europa ist dieses Modell der Spende nicht so favorisiert, man bevorzugt die Stiftung (Mitspracherechte und steuerliche Vorteile).
Den Unwillen deutscher Reicher, sich an der Giving Pledge zu beteiligen, schildert die ftd am 06.08.2010 und vergleicht Steuervor- und -nachteile bestimmter Spendenformen in Deutschland und den USA. Die Stiftung sei in Deutschland das bevorzugte Modell: "Tatsächlich haben laut einer unveröffentlichten Studie der Uni Heidelberg bereits 161 der 300 reichsten Deutschen eine Stiftung eingerichtet", so Elke Spanner und Jörn Petring unter dem Titel "Deutsche Superreiche behalten ihre Milliarden".

Glücklicherweise gibt es jetzt in Deutschland auch Bürgerstiftungen, sinnvoll schon bei relativ kleinen Beiträgen (schon ab 10.000 €). So was war schon in Deutschen Kaiserreich weit verbreitet, da hat ein Bürger öfters mal ein Stipendium gestiftet (in der Inflationszeit leider weitgehend weggebrochen).
Bürgerstiftungen sind trotz Finanzkrise verlässlicher Partner für Stifter, Spender und Geförderte: Stiftungsvermögen wächst auf knapp 210 Millionen Euro. Fast 10 Millionen Euro spenden Bürger, Unternehmen und andere Institutionen 2011 an Bürgerstiftungen. Diese investieren mehr als 12 Millionen Euro in das lokale Gemeinwohl.Erfolgsbilanz nach 15 Jahren Bürgerstiftungen in Deutschland führt auch zu Imitationen: Neben den 326 Bürgerstiftungen sind weitere 363 Stiftungen entstanden, die sich Bürgerstiftung nennen, aber nicht die "Zehn Merkmale einer Bürgerstiftung" erfüllen. http://www.aktive-buergerschaft.de/buergergesellschaft/analysen/laenderspiegel_

DaMan schrieb:
Ja, das heißt aber quasi per definitionem, man muß die Ausgaben kürzen. Am besten da, wo sie am wenigsten Rendite bringen, also Sozialleistungen und die ganze unnötige Betreuungsindustrie.

1. Selbst der härteste Marktwirtschaftler muss anerkennen, der soziale Frieden muss gewahrt bleiben, sonst stimmen auch die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft nicht.
2. Man sollte den Menschen auch nicht nur als Produktionsfaktor sehen. Ich bevorzuge den Ansatz, das Wirtschaften sollte dem Menschen dienen, auch den schwachen.
3. Ausgaben kürzen: Ein so hartes Vorgehen ist gar nicht von Nöten: Die Ausgaben dürfen nur weniger steigen als die Einnahmen, irgendwann hat man da keine Neuverschuldung mehr. Leider berücksichtigt das keine Partei so richtig. Die CDU, noch schlimmer die FDP will sofort die Steuern (=Einnahmen) senken, wenn einmal mehr Steueraufkommen ins Staatssäckel fließt Die SPD will dies an die kleine Leute weitergeben (die Nachfrage steigern, i.R. durch Staatsausgabensteigerung). Beides ist falsch. Die Schere zwischen Ein- ud Ausgaben bleibt bestehen.
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

2. Man sollte den Menschen auch nicht nur als Produktionsfaktor sehen. Ich bevorzuge den Ansatz, das Wirtschaften sollte dem Menschen dienen, auch den schwachen.
Ich möchte den Menschen als mündiges, selbstbestimmtes Wesen sehen. Nicht als Objekt staatlicher Bevormundung.
3. Ausgaben kürzen: Ein so hartes Vorgehen ist gar nicht von Nöten: Die Ausgaben dürfen nur weniger steigen als die Einnahmen, irgendwann hat man da keine Neuverschuldung mehr. Leider berücksichtigt das keine Partei so richtig.
Einnahmen erhöhen ist die politische Definition von Sparen. Auf die Idee, die Ausgaben zu reduzieren kommt man schon garnichtmehr, dabei wäre das der Teil, auf den die Politik direkt Einfluß hat.
Schulden aufnehmen wird halt irgendwann auch für Deutschland schiefgehen, aber nicht vor der nächsten Wahl und der Sündenbock ist auch schon etabliert.
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Ich möchte den Menschen als mündiges, selbstbestimmtes Wesen sehen. Nicht als Objekt staatlicher Bevormundung.
Unbedingt. Sind wir wieder bei der Frage, was ist gerecht. Chancengerechtigkeit? Welche sozio-ökonomischen Bedingungen schränken die Entwicklung von Menschen ein, die vielleicht ein Handycap haben (Alter, Intelligenz). Oder schuldlose Arbeitslosigkeit. - Ich halte Harz IV i.R für angemessen (angesichts der niedrigen Lohnhöhen in anderen Bereichen, denn es muss einen gewissen Abstand Nichtarbeitende -Arbeitende geben. Für einige Leute, die jahrzehntelang gearbeitet haben und früher erst ALG II bezogen haben, ist es zu hart.)

Einnahmen erhöhen ist die politische Definition von Sparen. Auf die Idee, die Ausgaben zu reduzieren kommt man schon garnichtmehr, dabei wäre das der Teil, auf den die Politik direkt Einfluß hat.
Ausgaben reduzieren geht nicht so einfach. Jeder schreit, der Bürger, der Lobbyist, auch die Wirtschaft. Auch und gerade bei Subventionen. Auch sind 80 % des Staatshaushaltes fest verplant. Es wäre z.B. schön den Rüstungsetat um 10 oder 20 % zu senken, realitätsfern.
Nimm die EU. Die hatte zeitweise ca. 60% ihres Haushaltes für Agrarsubventionen verplant, die EU war in anderen Bereichen handlungsunfähig. Frankreich lies nicht mit sich reden. Nun ein Kompromiss und das ist Realpolitik: Man hat die Ausgaben gedeckelt und so sind dann sukzessive die Prozentzahlen gesunken.
Übrigens, wer von Ausgaben deckeln redet, ist doch fast automatisch ein Anhänger von niedrigen Staatsquoten? (und meist von niedrigeren Steuern, wenn es die Finanzlage zulässt. Man findet leider immer günstige Jahre dafür.)
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Unbedingt. Sind wir wieder bei der Frage, was ist gerecht. Chancengerechtigkeit? Welche sozio-ökonomischen Bedingungen schränken die Entwicklung von Menschen ein, die vielleicht ein Handycap haben (Alter, Intelligenz).
Da wären wir doch schon wieder bei der staatlichen Bevormundung. Was ist so schlimm daran, dass nicht jede(r) Abitur hat? Menschen sind nicht gleich. Fehlende Intelligenz ist kein "Handycap" auf dem Weg zum Bankvorstand, es ist eines der definierenden Merkmale der Person. Völlig egal, dann wird das Kerlchen halt nicht Oberarzt (was eh ein Scheißjob ist) sondern Mechaniker.
Ausgaben reduzieren geht nicht so einfach. Jeder schreit, der Bürger, der Lobbyist, auch die Wirtschaft. Auch und gerade bei Subventionen. Auch sind 80 % des Staatshaushaltes fest verplant.
Doch, man muß nur wollen, ich seh das sehr pragmatisch. Lass sie schreien - weniger Staat führt langfristig immer zu besseren Wirtschaftsbedingungen und mehr Wachstum und Wohlstand.
Übrigens, wer von Ausgaben deckeln redet, ist doch fast automatisch ein Anhänger von niedrigen Staatsquoten? (und meist von niedrigeren Steuern, wenn es die Finanzlage zulässt. Man findet leider immer günstige Jahre dafür.)
Ich bin Libertarier, ich bin Anhänger von weniger Staat, egal wo.
 
Zuletzt bearbeitet:

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.432
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Bildung ist ja gut, aber für alle!(keinen Bock mehr auf dieses Ironie-Botton)
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Da wären wir doch schon wieder bei der staatlichen Bevormundung. Was ist so schlimm daran, dass nicht jede(r) Abitur hat? Menschen sind nicht gleich. Fehlende Intelligenz ist kein "Handycap" auf dem Weg zum Bankvorstand, es ist eines der definierenden Merkmale der Person. Völlig egal, dann wird das Kerlchen halt nicht Oberarzt (was eh ein Scheißjob ist) sondern Mechaniker.
Ein Mensch ist letztlich eine Ansammlung von verschiedenen Kompetenzen. Zum einen ererbt, zum anderen aber auch durch Lernen erworben. Der Staat schafft erst durch umfassende Schulbildung die Voraussetzungen für günstige Eintrittsbedingungen in den Job. Hier profitiert die Wirtschaft ungemein, "schmarotzt" sogar hier ein wenig an den Ressourcen. Also: 1. der Staat hat einen wichtigen Bildungsauftrag, das kostet viel Geld 2. Automatisch verbunden: Durch die Konkurrenz der Bewerber wird die Anforderungsspirale nach oben geschraubt (Abitur). Einige bleiben da auf der Strecke, weil eben nicht Alle niedrigqualifizierte Jobs machen können (mit hohem Lohndruck nach unten übrigens). Diese Menschen kann man aber nicht verloren geben, ich glaube manche von diesen begreifen Harz IV eher als Schmerzensgeld für Perspektivlosigkeit.

Doch, man muß nur wollen, ich seh das sehr pragmatisch. ... Lass sie schreien - weniger Staat führt langfristig immer zu besseren Wirtschaftsbedingungen und mehr Wachstum und Wohlstand.
1. Ich lehne wie du staatliche Programme zur Wirtschaftsförderung ab, Teilmärkte wie im Bereich Bau, Wohnen werden künstlich "aufgeheizt", hinterher kommt der Katzenjammer (Immobilienblasen).
2. Nun aber starker Widerspruch: Was du sagst, ist nicht pragmatisch, sondern radikal und deshalb utopisch in einer Konsensdemokratie, wo man sich nicht gegenseitig weh tut.
Nimm die FDP. Theoretisch tritt sie für einen radikalen Subventionsabbau ein, praktisch macht sie neue Subventionen und begünstigt ihr Klientel. Bsp, wie die ermäßigte Hotel-Steuer, Unterstützung der Eigenheimförderung (nun Wohnriester), Pflegeriester. Sobald etwas mehr Hausgeld da ist, sollen Steuern gesenkt werden. So hat der FDP ihre hohen Stimmenanteile in Meinungsumfragen von 2009 gekostet und Westerwelle den Parteivorsitz.

Ich sehr einen großen Bruch beim Liberalismus (du vertrittst ja wohl eine Radikalvariante davon). Freiheit, Menschenrechte wunderbar - das hat unsere Gesellschaft befruchtet und sie humaner gemacht. Dadurch wird gerade der "Naturzustand" überwunden (Jeder Mensch ist dem anderen ein Wolf.)
Beim Wirtschaftliberalismus ist es nun anders herum: Es ist ein Irglauben, wenn man denkt, dass im Wirtschaftsleben der Menschen seine Freiheit ausleben kann. Nein, nicht der Mensch macht das, sondern die Wirtschaftssubjekte =Betriebe. Hier gilt weiter das Gesetz des Stärkeren. Dass fehlerhafte Ideen vom Markt abgestraft werden, hat sogar eine positive Variante. Aber jeder will wachsen, auch der Stärkste, er will noch stärker werden. Und nimmt den anderen damit die Luft zum Atmen, die Freiheit. Oder Variante 2: der Konsument (hier nun ein Einzelindividuum) wird betäubt mit all den Konsumwelten und ja, er ist durch Kaufangebote verführbar. In diesem Spiel ist sowohl der Kapitaleigner als auch der Arbeitnehmer und Konsument nicht Treibender, sondern Getriebener.
Übrigens: Der Liberalismus ist durchaus zwischen den Polen Menschenrechten, linksliberal (wie ein Genscher) und dem Wirtschaftsliberalismus (wie ein Graf Lambsdorff) gespalten. Erstere Richtung tendiert naturgemäß mehr zur SPD,letztere mehr zur CDU. Früher in der Weimarer Republik war Flügel 1 eine eigenständige Partei (Deutsche Demokratische Partei). Heute dominiert Flügel 2 in der FDP, was die Gefahr einer Spaltung mindert, denn der linksliberale Flügel ist ja fast tot.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.139
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Die Neueinstufung der Hoteldienstleistungen bei der Umsatzsteuer war übrigens eine Forderung der bayerischen SPD und der bayerischen Grünen. Der Grund lag darin, daß bayerische Hotels exakt dieselbe Leistung anboten wie Hotels jenseits der österreichischen Grenze, aber mit einem kanpp doppelt so hohen Umsatzsteuersatz belastet wurden. Klar, wenn es ein anderer einführt, ist es immer falsch. Als Bismarck die Krankenversicherung eingeführt hat, war es auch verkehrt.
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Stellt sich trotzdem die Sinnfrage von Wirtschaftssubventionen, ich lehne diese grundsätzlich ab (im Gegensatz zu Sozialmaßnahmen). Bismarck hat ja wenigsten den sozialen Frieden im Lande gesichert.
Hier: Hat man für den bayerischen Hotelier eine kleine "Globalisierungsschlacht" gewonnen zulasten der österreichischen? - Ich bin sehr skeptisch, wenn die gesamte Hotelbanche den Vorteil einfach so einsackt und i.R. nicht an die Kunden weitergibt. Für das Subventionsgeld hätte man auch ein Dritte-Weltprojekt gegen Hunger und Analphabetismus untersützen können, es wäre besser aufgehoben gewesen. Oder auch für Bildung und Forschung im Inland ....
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.139
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Die bayerischen Hoteliers konnten die Steuer nicht an ihre Gäste weiterreichen, weil es auf einem Markt nur einen Preis geben kann. Sie erwirtschafteten daher niedrigere Gewinne. Da die Konkurrenz auf dem freien Markt die Preise in Richtung der Kosten drückt, erwiesen sich die Einnahmen der Bayern mehr und mehr als nicht kostendeckend. Zumindest in der Theorie ist das glasklar, oder?

Es war nie vorgesehen, die Preise im Inland sinken zu lassen. Es war vorgesehen, die einheimischen Hoteliers zu entlasten, um ihnen ein kostendeckendes Wirtschaften zu ermöglichen. Ob man das sinnvoll findet oder ob man lieber mehr an Afrika spendet und das bayerische Hotelgewerbe zugunsten des österreichischen schrumpfen läßt, ist eine politische Entscheidung.

Ich persönlich spreche nur nicht gern von Subventionen, wenn man jemanden weniger wegnimmt als anderen/als früher.
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Die bayerischen Hoteliers konnten die Steuer nicht an ihre Gäste weiterreichen, weil es auf einem Markt nur einen Preis geben kann. Sie erwirtschafteten daher niedrigere Gewinne. Da die Konkurrenz auf dem freien Markt die Preise in Richtung der Kosten drückt, erwiesen sich die Einnahmen der Bayern mehr und mehr als nicht kostendeckend. Zumindest in der Theorie ist das glasklar, oder?
Ich weiss nicht, das Argument eines einzigen Preises zieht doch nur im grenznahen Raum. Bei zwei Grenzstädten (bayerisch, österreichisch) etwa, wo man kurze Transferwege hat. Igendwo im Inneren Deutschlands oder Norddeutschland kann man dieses Argument für die Hotelsteuer gar nicht anwenden, auch hier gilt die Steuer. Außerdem herrschen in jeder Stadt lokale Preise. (Friß oder stirb für den Kunden). Ich sehe da eine gewisse Preiselastizität, weil der Mensch doch nicht so schnell ein Ziel (Urlaub, beruflicher Kongress) + kurze Wege fürs Schlafen aufgibt wegen ein paar Prozent.

Interessant das Thema mal auszuweiten: Warenpreis aus dem Ausland +Transferkosten nach Deutschland unterschreiten immer noch den einheimischen Preis -> das ausländische Produkt ist konkurrenzfähig und verdrängt das inländische (wenn die Qualität ungefähr gleich ist.) In grenznahen Gebieten wird gerne ins Ausland gereist, wenn das billiger ist (Benzin) oder die Waren kommen ins Land (Polenmärkte, polnische Dienstanbieter in Grenznähe). Arbeiten in Deutschland, Wohnen im billigeren Polen. Negative Effekte der Globalisierung.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.139
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Für einen Norddeutschen ist es wurscht, ob er Urlaub in Bayern oder in Österreich macht... Für den ist das ein Markt. Und ich schätze mal, die machen den Großteil der Gäste aus. Deswegen hatten sich ja die bayerische SPD und die bayerischen Grünen das Projekt auf die Fahnen geschrieben und nicht die rheinischen. Die rheinischen haben ja, z.B. in Köln, sofort eine kommunale Ersatzsteuer eingeführt, weil sie es nicht mitansehen konnten, daß die Hoteliers eine Mark mehr überbehielten, obwohl sie gar nicht mit den Österreichern konkurrierten. Denn ja, selbstverständlich, das Problem betrifft nur einen Teil der Hotelbranche, die Umsatzsteuer ist aber bundeseinheitlich geregelt.
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

EinwilderJäger schrieb:
Wollen wir Anekdoten über den realexistierenden Sozialismus austauschen? Dann vielleicht in einem eigenen Thread.
Ich weiss nicht, ob die Substanz reicht einen eigenen Thread aufzumachen, wäre noch zu überlegen. Da aber folgendes zum Thema menschliche Bedürfnisse passt und auch interessant ist, wie der Mensch in so einer Mangelsituation denkt, mal dies:
1. Verwalter des Mangels waren im Realsozialismus oft die Verkäuferinnen und die hatten die "Macht" zu entscheiden an wem. Man gab besondere knappe Ware also nur an ausgesuchte Kunden ab (an Bekannte oder nach dem Motto "Wenn ich dir gebe, gibst du mir"). (Weil die Ware meist unten der Ladentheke versteckt war und man sich danach bücken musste, hieß diese "Bückware". Als Kind hörte ich diesen Begriff öfters und wunderte mich, dass er bevorzugt in einem Fischladen fiel. Ich dachte immer an Bücklinge, obwohl das fasch war, Heringe gab es genug, aber z.B. nicht Räucheraal.)
2. Es gab da eine reale Story, die sich meine Oma und Mutter sehr häufig unter großem Gelächter erzählen. Jeder Bürger neigt zum Hamstern von knappen Waren. Pfiffig wie die Verkäuferinnen waren, wurde das ausgenutzt und der Bürger ging in die Falle.
Irgendein Ladenhüter in der Kaufhalle (ich glaube Senf) wurde mit dem Schild versehen "Bitte nur ein Glas entnehmen". Es sprach sich dann in Windeseile herum, dass Senf knapp werden könnte und der Ladenhüter war sehr schnell alle.
Was ich sagen will, in Mangelsituationen greifen oft niedere Instinkte nach dem Motto "Jeder ist sich selbst der nächste". (Wobei das dem DDR-Bürger nun aber auch nicht völlig gerecht wird, denn nachbarschaftliche Hilfe nichtmonetärer Art war groß geschrieben).
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Ein Mensch ist letztlich eine Ansammlung von verschiedenen Kompetenzen. Zum einen ererbt, zum anderen aber auch durch Lernen erworben. Der Staat schafft erst durch umfassende Schulbildung die Voraussetzungen für günstige Eintrittsbedingungen in den Job. Hier profitiert die Wirtschaft ungemein, "schmarotzt" sogar hier ein wenig an den Ressourcen. Also: 1. der Staat hat einen wichtigen Bildungsauftrag, das kostet viel Geld 2. Automatisch verbunden: Durch die Konkurrenz der Bewerber wird die Anforderungsspirale nach oben geschraubt (Abitur). Einige bleiben da auf der Strecke, weil eben nicht Alle niedrigqualifizierte Jobs machen können (mit hohem Lohndruck nach unten übrigens). Diese Menschen kann man aber nicht verloren geben, ich glaube manche von diesen begreifen Harz IV eher als Schmerzensgeld für Perspektivlosigkeit.
Ich denke, wir beobachten zwei gegenläufige Effekte. Einerseits, den politischen Willen, möglichst viele Leute mit einem möglichst hohen Schulabschluß zu versorgen, was am besten dadurch geht, dass man die Anforderungen senkt. Natürlich alles nur im Namen der Chancengleichheit.
Auf der anderen Seite den Effekt, dass viele Arbeiten in Westeuropa einfach nicht mehr wirtschaftlich zu erledigen sind oder technologisch obsolet werden und daher Geringqualifizerte einfach in die Röhre gucken. Da muß man sich halt überlegen, wie man die Wettbewerbsfähigkeit verbessert, sprich die Arbeitskosten und Einmischung reduziert.

Man muss den Leute also klarmachen, dass Qualifikation das einzige ist, was ihnen einen ordentlichen Lebensstandard garantiert. Und damit meine ich echte Kompetenz, keinen Zettel mit dem Aufdruck "Abitur".

1. Ich lehne wie du staatliche Programme zur Wirtschaftsförderung ab, Teilmärkte wie im Bereich Bau, Wohnen werden künstlich "aufgeheizt", hinterher kommt der Katzenjammer (Immobilienblasen).
2. Nun aber starker Widerspruch: Was du sagst, ist nicht pragmatisch, sondern radikal und deshalb utopisch in einer Konsensdemokratie, wo man sich nicht gegenseitig weh tut.
Ja, das kriegt man nicht durch in einem politischen System in dem der gewählt wird, der mehr Wohltaten verteilt. Wie lange können wir uns das noch leisten?
Ich sehr einen großen Bruch beim Liberalismus (du vertrittst ja wohl eine Radikalvariante davon). Freiheit, Menschenrechte wunderbar - das hat unsere Gesellschaft befruchtet und sie humaner gemacht. Dadurch wird gerade der "Naturzustand" überwunden (Jeder Mensch ist dem anderen ein Wolf.)
Ich beobachte, dass das Pendel immer mehr nach mehr Staat, mehr Kosten schwingt. Auf Kosten der Eigenverantwortung und Freiheit des Einzelnen (inklusive Wirtschaft) - wie du dir sicher denken kannst, finde ich das nicht gut.
 
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