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Betrug ein Kavaliersdelikt in Pflegediensten?!

Bona-Dea

Gesperrter Benutzer
3. August 2010
5.616
Immer häufiger hören wir von Pflegenotstand und mafiösen Betrügereien in Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten. Gewalt wird gegen zu Pflegende angewendet, wenn sie nicht erbrachte Leistungsnachweise nicht unterschreiben wollen.
Millionen werden abkassiert ohne die entsprechenden Leistungen zu erbringen, scheinbar ist der Rechtsstaat machtlos, aber jeder Bürger muß mit für die Kosten aufkommen.

Was könnte man gegen diesen Missbrauch tun?
Wie sollten Pflegedienste/Pflegekräfte bestraft werden?

Ihre Mutter, eine ehemalige Zahnärztin, sei 91 Jahre alt, der MDK habe Pflegestufe I bewilligt. "440 Euro zahlt die AOK an den Pflegedienst, solange meine Mutter den Zettel mit den erbrachten Leistungen noch selbst unterschreiben konnte, ging alles gut", sagt Roschinski. Dann sei eine vom Land Berlin bezahlte Betreuerin gekommen. "Sie hat Leistungsnachweise unterzeichnet, obwohl die Leistung offensichtlich nicht erbracht wurde", sagt Roschinski. Sie vermutet ein "abgekartetes Spiel".
Betrug: "Mafiöse Strukturen" bei Berlins Pflegediensten - Aktuelle Nachrichten - Berlin Aktuell - Berliner Morgenpost - Berlin

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass einige Betreuer alle ihre Betreuten in einen bestimmten Pflegedienst unterbringen, den Pflegekräften wird die Kontaktaufnahme zu dem Betreuer untersagt.


06.03.2012 · Die Methoden krimineller Pflegedienste werden immer dreister. Sie vernachlässigen Pflegebedürftige, rechnen Scheinleistungen ab, kassieren für gesunde und sogar für tote Patienten. Es geht um Millionen, doch der Rechtsstaat sieht zu.

Millionenbetrug: Die gepflegte Abzocke - Gesellschaft - FAZ

"Das Thema Gewalt gegen Pflegebedürftige und Senioren allgemein wird in Deutschland noch immer verharmlost und stößt an Tabugrenzen", sagte Uwe Brucker,

Kassen wollen Gewalt in der Pflege eindämmen
 
G

Gelöschtes Mitglied 25673

Gast
AW: Betrug ein Kavaliersdelikt in Pflegediensten?!

Tach Bona,
das Thema hier find ich nun schon sehr interessant. Hauptsächlich, weil mich das persönlich betrifft.

Ich kann zwar erstmal nur die Sache mit den Pflegenotständen bestätigen, arbeite aber nicht in der ambulanten Pflege.

Zum Thema Gewalt komme ich gleich noch. Soweit ich das bisher erfahren habe, unterschreibt bei uns kein Bewohner für irgendwelche Leitungen, diese sind im Vorfeld geregelt und müssen dokumentiert werden. Das heißt wir tragen in die dokumentation ein, was wir machen. Das mit der Doku überprüft dann der MDK, und das in der Regel sehr genau.
Wobei ich zustimme, wenn du jetzt schreibst, dass auch Dokupapier geduldig ist.
Allerdings denke ich, dass diese zwar dokumentierten Leistungen keine sind, die dem Pfleger lebenswichtig vorkommen, sondern diese typischen, wie Mundpflege, Prophylaxen ( zb gegen Kontrakturen)...also alles Tätigkeiten die eng mit dem Zeitdruck zusammenhängen, mit dem man in der Pflege zurecht kommen muss.
Wenn jemand bis zu einer bestimmten Zeit bei zehn Bewohnern komplette Grundpflege durchführen soll, spart sich der eine oder andere diese eigentlich ebenfalls extrem wichtigen Leistungen, weil er sie als nicht so wichtig sieht. Oder als nicht so auffällig- wo dann für mich Gewalt anfängt.

Mit der Bestrafung ist das so eine Sache, weil man ja Leute braucht die Pflege übernehmen wollen. Also traut man sich wohl nicht, jemanden zu schnell zu entlassen. Wer sollte sonst den Job übernehmen?? :-(
Und hier sind wir bei dem Problem, dass ich im Bereich Pflege, speziell Altenpflege sehe.

Grundsätzlich wäre ich die Erste die Leute achtkantig aus dem Job werfen würde die ihren "zu Pflegenden" nicht gut tun. Mein Schulleiter war ja heimleiter und hat schon leute entlassen, weil sie Jogurt auf Kartoffelbrei gekippt haben ( Im Magen käme das sowieso zusammen) und das finde ich absolut richtig.
Und doch muss jemand da sein der sich um Pflegebedürftige kümmert....Das ist wirklich eine ziemlich furchtbare situation die wir da gerade haben.
Ich fände es erstmal wichtig, dass man mehr Ausbildung vorraussetzt. Ohne Wissen darüber, warum welche Behandlung so wichtig ist, sieht manch einer in der Pflege keinen Grund für die Wichtigkeit bestimmter Behandlungen.
Mehr Kontrolle fände ich auch gut. Naja und diese blöden Pflegestufeb sollten auch abgeschafft werden. Menschen nach Zeitvorgaben zu pflegen ist einfach bescheuert.
Zu den ganzen Links komme ich evetuell später noch, ich will ja keine Romane schreiben...
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.048
AW: Betrug ein Kavaliersdelikt in Pflegediensten?!

Das Thema ist ziemlich schwierig, weil sich die Probleme nicht öffentlich abspielen. Nur, wer Insider in dieser Branche ist, hat einen gewissen Überblick. Wer einen pflegebedürftigen Angehörigen hat, kennt einen Einzelfall und kratzt vielleicht ein bisschen an der Oberfläche herum. Ansonsten hat man als Außenstehender keinerlei Zugang dazu.

Wenn ich meine (Einzel-)Erfahrung auf einen Punkt bringe, hat das letzte Lebensjahr meiner Mutter offenbar vier- bis fünfmal mehr Bürokraten und Verwaltungskräfte beschäftigt als Pflegekräfte (wobei ich an den Pflegekräften nichts auszusetzen hatte ... im Gegenteil!). Das ist zumindest die Bilanz, die für mich zusammen kommt, wenn ich zusammen rechne, wie viel Zeit ich am Schreibtisch mit Schreibkram verbringen durfte im Verhältnis zur Zeit, die mir für meine Mutter selbst zur Verfügung stand - worüber ich immernoch traurig und stinksauer gleichzeitig bin.

Meist ging es um irgendwelchen Kleckerkram im einstelligen Euro-Bereich, bei dem die Kosten der Administration um einiges höher liegen dürften als die Summen, um die es ging. Oder es hat irgendwo geklemmt, weil die beteiligten Stellen bei irgendwelchen Standardfragen widersprüchliche oder sich gegenseitig ausschließende Arbeitsweisen hatten.

Dass dieser Wahnsinn auch das System selbst belastet und ineffizient macht, dürfte unvermeidlich sein. Und wenn bereits die Administration des "Normalbetriebs" Ressourcen aller Art ohne Ende frisst, wundert es nicht, wenn diese dann für eine vernünftige Qualitätssicherung vor Ort fehlen.

Damit ist ein Biotop geschaffen, in dem jeder Kriminelle unauffällig mit schwimmen und kassieren kann, sofern er nur den Anforderungen der abgeschlossenen und selbstgenügsamen Welt der Bürokratie genügt und alle Formblätter richtig ausfüllt.

Ob jetzt meine Verallgemeinerung aus einem Einzelfall heraus zulässig ist, weiß ich nicht. Aber ich würde es eher als Systemschwäche als einen dumm gelaufenen Einzelfall werten, wenn beteiligte Stellen noch nicht einmal Routinefälle komplikationslos miteinander abwickeln können, oder wenn die betriebswirtschaftliche Erkenntnis, dass Rechnungsbeträge und zugehörige Administration in einem vernünftigen Verhältnis stehen müssen, fehlt. Insofern hat mir das bisschen, was ich erleben durfte, völlig gereicht.
 

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