Herzlich Willkommen auf Weltverschwoerung.de

Angemeldete User sehen übrigens keine Werbung. Wir freuen uns wenn Du bei uns mitdiskutierst:

Neues zum Fall Benno Ohnesorg

Delao

Auserwählter Meister der Neun
2. Juni 2011
957
Bei Demonstrationen gegen den Schah von Persien bei dessen Besuch in Berlin am 2.Juni 1967 kam es zum Tod des Demonstranten Benno Ohnesorg durch den Polizeiobermeister Karl-Heinz Kurras. Dieser erschoss ihn, wie er sagte, aus Notwehr. Obwohl diese Version sehr zweifelhaft war, kam er vor Gericht damit durch.

Die Polizeiführung setzte an diesem Tag auf Konfrontation mit den Demonstrierenden. Anhänger des Schahs, die mit Holzlatten auf die Demonstranten einschlugen, wurden daran nicht von der Polizei gehindert. Stattdessen nahmen sie die fest, auf die man einschlug.
Später machte die Polizei Jagd auf Demonstranten. Aufgehetzt wurden sie zusätzlich durch die Meldung, man hätte einen Polizisten getötet.
Ohnesorg beobachtete, wie Zivilbeamte einen Mann auf einen Hinterhof zerrten, um ihn dort zu verprügeln. Dort wurde er dann selbst zur Zielscheibe des Polizeimopps.

Benno Ohnesorg

Nach neuesten Ermittlungen der Bundesanwaltschaft vertuschte die Berliner Polizei die wahren Hintergründe der Tötung Ohnesorgs.
Kurras hat demnach Ohnesorg unbedrängt erschossen.
An der Vertuschungsaktion beteiligen sich auch die Ärzte, die das Loch im Kopf zunähten.

Schüsse auf Studenten: Berliner Polizei vertuschte Hintergründe des Ohnesorg-Todes - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

Der Fall sorgte 2009 noch einmal für Aufsehen, als die IM-Tätigkeit von Kurras bekannt wurde.
 

Boeser Wolf

Geselle
26. Januar 2012
13
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

Das ist ein sehr interessantes Stück Geschichte, dass du hier ansprichst. Leider schneidest Du einen sehr wichtigen Punkt nur ganz kurz mit Deinem letzten Satz an:

Ein DDR-Agent hat hier einen linken Demonstranten erschossen! Auf der RAF Homepage (rafinfo.de) wird der Tod Benno Ohnesorgs als ein wichtiger Grund angeführt, der zur "Radikalisierung von Teilen der Studentenbewegung" beigetragen hat. Ein Schelm, wer böses dabei denkt....
 

Delao

Auserwählter Meister der Neun
2. Juni 2011
957
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

Ein DDR-Agent hat hier einen linken Demonstranten erschossen!
Die DDR war aber nicht für das Verhalten der Polizei insgesamt verantwortlich.
Auch hat sie nichts mit der Falschmeldung zu tun, dass ein Polizist von Demonstranten erstochen wurde.
Die Polizei hat hier voll auf Konfrontation gesetzt.
 

Boeser Wolf

Geselle
26. Januar 2012
13
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

Hey, was erwartest Du? Das waren die 60er Jahre! Selbst wenn es keine "neuesten Ermittlungen" gäbe, hätte ich darauf gewettet, dass die Polizei hart vorgegangen ist.

Trotzdem bleibt die Tatsache, dass ein DDR-Agent einen linken Demonstranten erschossen hat. Der 2. Juni 67 war aber eben auch durch dieses Ereignis ein Meilenstein in der Gründung der RAF und wo haben sich die RAF-Terroristen am Ende versteckt? In der DDR! Ich sag ja, ein Schelm, der Böses dabei denkt....
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

In dem Zusammenhang mal angemerkt:
Einige Stimmen verwiesen darauf daß die osteuropäische Propaganda nach dem tod von Ohnesorg ziemlich nah an der Wahrheit war.
Aber das war eigentlich jeder, der sich damals an Demonstrationen beteiligt hat.
Das Vorgehen der Polizei war allgemein bekannt und für niemanden wirklich überraschend.
Gerade die Kritiklosigkeit vieler Bürger gegenüber solchen Umständen war eine Triebfeder der damaligen Proteste.
Ich kenne jedenfalls niemanden, den die neuesten "Enthüllungen" irgendwie schockiert hätten.
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

Bitte keine Legendenbildung.
Neu ist an der Sache allenfalls daß sie nun große Aufmerksamkeit bekommt, Jahre danach, zu spät.

Die Tatsachen sprachen von Anfang an für Mord, denn Benno Ohnesorg war unbewaffnet. Schon damals wurde diskutiert daß die Polizei mauert, und in linken Blättern waren Zeugen zu lesen die den Hergang so geschildert haben wie es jetzt endlich laut gesagt wird: Polizisten drängten eine Gruppe Demonstranten in einen Hinterhof, um sie da genüßlich und unbeobachtet zu verprügeln. Das war übliche Polizeitaktik. Daß sie sich gegenseitig deckten falls doch einmal ermittelt wurde, ebenfalls.

Mit der RAF hat das gar nichts zu tun, die entstand Jahre später Rote Armee Fraktion
Es gab eine Gruppe die sich auf diesen Mord berief Bewegung 2. Juni
- aber auch sie entstand viel später, wie auch die RZ Revolutionäre Zellen (Deutschland).

Die Radikalisierung verlief über mehrere Stufen, die Shah-Demos waren ganz am Anfang.
- Mai '68, erst in Paris, dann in Berlin. Anders als in Frankreich, bewirkten diese Revolten in Deutschland sie gut wie nichts.
- Mordversuch an Rudi Dutschke Das Attentat: Drei Schüsse, die die Republik änderten - Stadtleben - Berlin - Tagesspiegel
- Kaufhausbrandstifter-Prozess Kaufhausbrände - Infos zur Rote Armee Fraktion (RAF)

Der Eindruck der in der radikalen Linken entstand " die machen uns fertig, nichts wird sich ändern" führte zur Radikalisierung kleiner Gruppen.
Die DDR hat übrigens versucht Gruppen die man als "neue Linke" bezeichnete, zu zersetzen. Marxistsiche/trotzkistische Gruppen wie die RAF hat sie halbherzig unterstützt. Wen wundert's?
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.432
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

In dem Zusammenhang sollte auch erwähnt werden, dass radikale Gruppen in Berlin von einem Mitarbeiter des Verfassungsschutzes dahingehend unterstützt wurden, dass dieser sich anbot Waffen zu beschaffen und dies bei Wunsch auch tat.
 

beast

Moderator
Teammitglied
23. Februar 2009
5.806
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

In dem Zusammenhang sollte auch erwähnt werden, dass radikale Gruppen in Berlin von einem Mitarbeiter des Verfassungsschutzes dahingehend unterstützt wurden, dass dieser sich anbot Waffen zu beschaffen und dies bei Wunsch auch tat.

Hättest du dafür ein paar prüfbare Links?

Nur mal so nebenher gefragt...
 

Boeser Wolf

Geselle
26. Januar 2012
13
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

Natürlich hat "dtrainer" recht, die Bildung der RAF war keine direkte Folge des 2. Juni. Trotzdem finde ich es etwas einseitig, hier einfach "böse Polizei" zu rufen, ohne alle Aspekte der Vorgäng von damals genau unter die Lupe zu nehmen. Und dazu gehört eben auch die Stasi-Tätigkeit des Schützen. Dazu gehört aber auch die Analyse, in wie weit die Demonstrationen damals genehmigt waren. Und vor allem gehört dazu etwas Feingefühl um sich emotional sowohl in die Lage der Demonstranten als auch in die Lage des bürgerlichen Lagers (incl. Polizei) hineinzuversetzen. Die Situation von damals durch Brille von 2012 zu betrachten muss in jedem Fall ein Zerrbild liefern!
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.139
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

Seit wann müssen Demonstrationen genehmigt werden? Man kann sie allerdings verbieten, unter Auflagen stellen oder ihnen einen Veranstaltungsort zuweisen, an dem keine Staatsgäste gestört werden.
 

Boeser Wolf

Geselle
26. Januar 2012
13
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

@wilder Jäger: Vielen Dank für die juristische Belehrung - vermutlich hätte ich besser gefragt: War die Demonstration denn angemeldet? Den das müssen sie werden, wenn ich mich recht erinnere.....
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.139
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

Das weiß ich nicht, aber wenn jemand die gelegentlich von der bayerischen Staatsregierung vertretene Rechtsauffassung verbreitet, werde ich halt pampig. Ich erlaube mir auch gleich noch den Zusatz, daß die Störung einer nicht verbotenen Versammlung eigentlich strafbar ist, auch wenn Kirchen, Gewerkschaften, Parteien und Behörden unisono dazu aufrufen.
 

Delao

Auserwählter Meister der Neun
2. Juni 2011
957
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

Natürlich hat "dtrainer" recht, die Bildung der RAF war keine direkte Folge des 2. Juni. Trotzdem finde ich es etwas einseitig, hier einfach "böse Polizei" zu rufen, ohne alle Aspekte der Vorgäng von damals genau unter die Lupe zu nehmen. Und dazu gehört eben auch die Stasi-Tätigkeit des Schützen.
Die Stasitätigkeit wurde untersucht.
Es ist genau eben diese Polizei, die sich sehr merkwürdig verhalten hat. Sie hat im Bürger den Feind gesehen, der bekämpft werden muss, und da ist dann auch die Bildung einer RAF fast zwangsläufig.

Die Polizei hat die Demonstranten nicht, wie es üblich ist, verjagt und zerstreut, sie hat das Gegenteil getan: Sie hat sie abgeschnitten, eingekesselt, zusammengedrängt und dann auf die Wehrlosen, übereinander Stolpernden, Stürzenden mit hemmungsloser Bestialität eingeknüppelt und eingetrampelt."

Kurras hat das Opfer noch verhöhnt. Zu den zahlreichen Striemen und Stellen am Körper Ohnesorgs sagte er:
"Das muss ja ein ganz Schlimmer gewesen sein."
Später zum Thema Reue:
Fehler? Ich hätte hinhalten sollen, dass die Fetzen geflogen wären, nicht nur ein Mal; fünf, sechs Mal hätte ich hinhalten sollen.
Kurras wird 80: Der Mann, der Benno Ohnesorg erschoss - Politik | STERN.DE
 

Boeser Wolf

Geselle
26. Januar 2012
13
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

Die Stasitätigkeit wurde untersucht.
Es ist genau eben diese Polizei, die sich sehr merkwürdig verhalten hat. Sie hat im Bürger den Feind gesehen, der bekämpft werden muss, und da ist dann auch die Bildung einer RAF fast zwangsläufig.

Hat die Polizei tatsächlich im Bürger den Feind gesehen? War's nicht vielmehr so, dass die Gesellschaft in den 1960er Jahren sehr bürgerlich-konservativ war? Und war es nicht vielmehr so, dass die "linken Revoluzzer" der Störenfried war, vor dem der Bürger beschützt werden musste?

Nochmal ganz deutlich: ich will weder die Verfehlungen der Polizei verharmlosen, noch den damaligen Demonstranten, der Stasi, oder sonstwem die Schuld aufdrücken. Ich finde es nur falsch, historische Ereignisse durch die 2012 Brille anzusehen und zu bewerten. Ich versuche immer, historische Ereignisse neutral zu betrachten und ebenso neutral zu bewerten, nur so kann man für eine friedliche Zukunft daraus lernen. Sich hier über die böse Polizei von 1967 aufzuregen, damit ist niemandem geholfen....
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

Ich erlaube mir auch gleich noch den Zusatz, daß die Störung einer nicht verbotenen Versammlung eigentlich strafbar ist, auch wenn Kirchen, Gewerkschaften, Parteien und Behörden unisono dazu aufrufen.
Eine Gegendemstration ist nicht automatisch eine Störung.
Ich kann mich an keinen Aufruf von Kirche oder Gewerkschaft erinnern ,
in der dazu aufgerufen wurde jemand anderem das Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit zu entziehen.
Aber ich lasse mich gerne belehren.
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

Wen oder was "die Polizei" wie gesehen hat, ist eher unerheblich. Das Selbstverständnis der Polizei von damals war anders als heute; sie macht ja nicht was sie will, sondern was angeordnet wird. Damals war das noch so, daß Polizisten sich ohne Widerspruch als verlängerter Arm der Politik benutzen ließen - und die wollte keine Störung des Shahbesuchs. Also wurden die iranischen Schlägertrupps geduldet und unterstützt, was nicht rechtens war.
Das bewirkte natürlich eine Polarisierung, die Polizei beging Unrecht, die Demonstranten regten sich darüber auf, so entstand eine Situation die völlig aus dem Ruder lief.

@ böserWolf
Ich beurteile das nicht von heute aus. Ich war an den Vorgängen aktiv beteiligt. Weder die Polizei noch die Organisatoren der damaligen Demos waren in der Lage mit der Dynamik die aus den unnötigen Konfrontationen entstand, fertig zu werden. Wenn das Kommando "Knüppel frei" gegeben wurde, war es aus mit jeglicher Planung oder Steuerung.
Das Demonstrationsrecht war schlicht noch nicht allgemein als Teil einer demokratischen Ordnung anerkannt, Demos wurden als Störung per se betrachtet.
Der Spruch aus unseligen Zeiten "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht" ist heute vergessen, war aber damals noch gängig...
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.432
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

"Hättest du dafür ein paar prüfbare Links? Nur mal so nebenher gefragt..."(beast)

Ich glaube, das hab' ich mal innem Buch von Peter Schreiber gelesen, der zu der Zeit in Berlin aktiv war.
By the way wurde das auch in einem ZDF-History Beitrag erwähnt.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.139
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

Ein Beispiel von vielen:

http://leipzig-nimmt-platz.de/

Viele Menschen standen im vergangenen Jahr mit ihrem Namen hinter der Leipziger Erklärung „Bitte nehmen Sie Platz. Den Neonazi-Aufmarsch am 16.10.10 verhindern!“.

Unterstützer: Abgeordnete, Parteien, Gewerkschaften bzw. deren Untergliederungen, die Diakonie.

Merke: Nazis demonstrieren nicht, sie marschieren auf. Sie rufen auch keine Parolen, sondern grölen. Der Schwarze Block marschiert dagegen grundsätzlich nicht, diesen Ausdruck empfindet er vielmehr als beleidigend. Er wandert.
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: Neues zum Fall Benno Ohnesorg

DAS habe ich bisher tatsächlich überlesen.
Bedenklich.
Betrifft eigentlich immer nur Nazi-Demos.
Demokratisch ist es trotzdem nicht.
 
Oben Unten