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Bildungsauftrag oder Bevormundung

Dirtsa

Meister vom Königlichen Gewölbe
15. Januar 2011
1.314
Hallo,

Anlass für den Thread ist folgende Situation:


Nachdem in der Grundschule meiner Jüngsten eine Fortbildung der Lehrer zum Thema „gesunde Ernährung“ stattgefunden hat, ist nun das Pausenbrot der Kinder noch stärker als bisher im Visier.


Den Kindern wurde vermittelt, dass ein gesundes Pausenfrühstück aus dunklem Vollkornbrot und Gemüse besteht. Die Lehrerin kontrolliert die Pausenbrote auf dieser Vorgaben. ( Süßigkeiten, Marmeladenbrote, zuckerhaltige Getränke waren immer schon verboten)


Über Bonuspunkte wird ein Gruppendruck aufgebaut. Je mehr Kinder einer Tischgruppe ein den Vorgaben entsprechendes Frühstück dabei haben, desto mehr „ Frühstückspunkte“ erhält der Tisch. Je nach Anzahl der Frühstückspunkte gibt es dann eine Belohnung.


Wie seht ihr das ? Teil des Bildungsauftrages, Gesundheitserziehung oder Bevormundung ?
Wie weit darf die Einflussnahme auf familiäre Gewohnheiten gehen ?

Ich bin gespannt auf eure Meinungen.
Gruß
Dirtsa
 

Grubi

Moderator
Teammitglied
1. Juni 2008
6.645
AW: Bildungsauftrag oder Bevormundung

Hi

Das ist ja schrecklich...
Natürlich begrüsse ich es wenn den Kids etwas über Ernährung nahe gebracht wird, das ist bestimmt auch wichtig.
Aber ein System mit Wettbewerbscharakter zu installieren um die Herranwachsenden in eine Richtung zu lenken halte ich für absolut daneben.

Mal abgesehen davon dass dadurch Theater und Kämpfe innerhalb der Klassen vorprogrammiert sind bei denen dann sicherlich auch Rückschlüsse auf soziale Herkunft gezogen werden, die sich aus der Qualität des Frühstücks ergeben...
Es wird auch ein Idealbild von einem Menschen suggeriert welches hervorragend zu einer oberflächlichen "ich bin schlank und schön Kultur" passt.

Deutschland sucht den besten Sänger, den besten Kasper, und jetzt auch den besten Esser, man musste beinahe damit rechnen dass sowas passiert *g*

Essen darf gerne etwas mit Genuss,Gesundheit und auch mit Spass verbunden sein, aber ich stelle mir die Szenen in der Schule ziemlich bizarr vor, jeder guckt jedem aufs Futter, ich will so nicht frühstücken müssen... ich würde Essstörungen bekommen...

Gruss Grubi
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: Bildungsauftrag oder Bevormundung

Hallo Dirtsa,

ich schließe mich Grubi an.
Ich wäre in so einer Umgebung wahrscheinlich verhungert.
Abgesehen davon gibt es z.Bsp. Krankheiten, bei denen sogenannte Ballaststoffe zeitweilig gemieden werden sollen.
Ernährungswissenschaft ist eigentlich keine echte Wissenschaft, weil es nur wenige allgemeingültigen Erkenntnisse gibt.
Neben dem Genuss ist die Ernährung und die Verarbeitung der Nahrung sehr individuell.
Kindern dann ein solches Regelwerk aufzuerlegen.....ist kriminell naiv.
Ist das denn eine öffentliche Schule?
Ich würde ja eher auf so etwas wie Montessori oder Waldorf tippen.

Salut
Az
 

Dirtsa

Meister vom Königlichen Gewölbe
15. Januar 2011
1.314
AW: Bildungsauftrag oder Bevormundung

Danke für eure Meinungen, ich fühle mich bestätigt. Mein Unbehagen bezieht sich auf mehrere Ebenen


Zum einen die in meinen Augen sehr pauschale Aussage, dass dunkles Vollkornbrot und Gemüse ein gesundes Frühstück für jedes Kind sein soll.
Selbst wenn , hat der gesundheitliche Aspekt für mich nicht automatisch Priorität. Ich bin wie Grubi der Meinung , dass Essen mehr ist als Nahrungsaufnahme .
Davon abgesehen würde mein Kind dann lieber gar nichts essen, ob das so gesund ist, wage ich auch zu bezweifeln .
Ernährung zum Thema zu machen und Grundlagen einer gesunden Ernährung zu vermitteln, ist eine Sache . Fehlernährung von Kindern ist sicher auch nicht zu unterschätzen.


Eltern im Detail vorzuschreiben was ihr Kind zum Pausenfrühstück essen darf ,empfinde ich persönlich als übergriffig.
DA werde ich reflexartig bockig. Ich bin der Meinung, dass das in meine Entscheidungskompetenz fällt. Dass Genussmittel wie Schokoriegel in der Schule tabu sind, finde ich o.k., wenn sich aber der Kreuzzug gegen den Zucker auch auf Apfelsaftschorle erstreckt ,geht mir das zu weit. Was kommt als Nächstes ? Verbot von Leberwurst , nur noch Kräuterquark...?
Birkenstocksandalen für alle ? Liegt das noch im Auftragsbereich von Bildungseinrichtungen, deren Konzept ich nicht wählen kann?
@ Al` azrad es handelt sich um eine städtische Schule.

Hinsichtlich der Manipulation über Frühstückspunkte und die Auswirkungen auf die Gruppendynamik sträuben sich mir die Haare.
Was lernt mein Kind dabei wenn:

  • die Schule bestimmt was in den Einkaufswagen kommt oder
  • das Kind den Gruppenscore der Frühstückspunkte senkt oder
  • die Eltern es unterstützen es Regeln zu umgehen oder zu unterlaufen - in einem Alter- in dem eigentlich das Einhalten derselben erlernt wird oder
  • die Eltern in Konflikt mit der Schule gehen - die Konsequenzen u.U das Kind tragen muss oder
  • die Eltern aus Angst vor negativen Konsequenzen für das Kind den Mund halten.
    Keine der Varianten gefällt mir.
    Nachdenklichen Gruß
    Dirtsa
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: Bildungsauftrag oder Bevormundung

Eine städtische Schule?
Protestbrief an den Direktor, den Schulrat, den Ober-Schulrat, das Bürgermeisteramt, den Stadtrat, die Kultusbehörde, das Kultusministerium, den örtlichen Landtagsabgeordneten, den Kreistag, häufig gibt es einen Bildungsverein= hat auch einen Brief verdient, die Lokalpresse nicht vergessen.

Hört sich nach viel Aufwand auf, aber eigentlich musst du nur einen Brief schreiben und den dann x mal verschicken.
Die Adressen rauszufinden dürfte nicht schwer sein.
Nach meiner Erfahrung kann so eine Aktion schnell zu einer Änderung der Sachlage führen.

Wenn du Unterstützung brauchst, sag Bescheid.
Ansonsten wünsche ich viel Erfolg.
Salut
Az
 

Grubi

Moderator
Teammitglied
1. Juni 2008
6.645
AW: Bildungsauftrag oder Bevormundung

Ach... ich wollte noch was fragen...

Ist die Aktion allein auf den Mist einiger Lehrer gewachsen oder stecken auch noch hoch motivierte Eltern dahinter ?
Müsste man ja berücksichtigen wenn man sich nun gegen diesen Gruppenzwang auflehnen möchte...

Gruss Grubi
 

beast

Moderator
Teammitglied
23. Februar 2009
5.806
AW: Bildungsauftrag oder Bevormundung

Hallo Dirtsa,

leider weiss ich deinen Aufenthaltsort nicht, aber auch wenn ich die Vorgehensweise deiner Grundschule (bzw. des dortigen Kollegiums) nicht gutheissen kann, finde ich diese Vorgabe schlichtweg Grenzwertig und als einen eklatanten einen Eingriff in die Selbstbestimmung.


Aber nun setze ich noch einen drauf.

" Das ist erst der Anfang."

Hier gibt es nun die sogenannte Ganztags-Schule und da können die Kinder bei der Mittags-Speisung nur zwischen 2 Menu´s wählen.

Den Nährwert bestimmt der Chef der Gross-Küche in Zusammenarbeit mit Ökotrophologen und der zur Verfügung stehende Etat.


Ergänzend zum Posting des Users Al´Azrad würde ich noch die örtliche Presse einschalten.
 

Dirtsa

Meister vom Königlichen Gewölbe
15. Januar 2011
1.314
AW: Bildungsauftrag oder Bevormundung

@Grubi
Es sind keine einzelnen Lehrer,die Schule war wegen dieser Fortbildung einen Tag geschlossen und dann kamen die neuen Regeln.
Die Klassenlehrerin – die ich schätze- ist immer schon seehr ernährungsbewusst gewesen und versucht dies auch an die Kinder weiter zu vermitteln. Ihre Klasse durfte bei der Schulmilch auch bisher keinen Kakao bestellen, die Parallelklassen schon. .
Von den Eltern ging das nicht aus, es dürften aber einige befürworten weil es ihren Vorstellungen entspricht und ihre Kinder ohnehin nur Rohkost in der Brotdose haben, einige als Einmischung betrachten und bei vielen weiß ich es nicht.


@beast ,im ersten Teil deines Postes habe ich ehr den Eindruck du stimmst mir zu, im zweiten werde ich das Gefühl nicht los, dass du mich und/oder Al Azrad auf den Arm nehmen willst. Ich kann dich nicht einschätzen.


Ob die Situation und mein Unbehagen es wert ist, sich dagegen aufzulehnen, muss ich mir noch durch den Kopf gehen lassen. Wenn, würde ich erstmal das Gespräch suchen. In meinem konkreten Beispiel werde ich sicher Wege finden.


Es sollte auch nur als Aufhänger für eine Diskussion dienen :Wo endet bzw. beginnt der Entscheidungsbereich der Schulen bzw der Eltern . Was ist Privatsache ? Welche Methoden sind legitim um Schüler auf Kurs zu bringen ? Da wir hier bei den Verschwörern sind, würde ich das Stichwort Macht auch noch mit reinbringen.


Ich sehe durchaus, dass Lehrer teilweise mit Schülern und Eltern konfrontiert sind bei denen es nicht reicht, schulisches Wissen zu vermitteln und es an Erziehung hapert - trotzdem wie weit darf/sollte der Arm der Schule individuelle Entscheidungen bestimmen?


Ich hoffe mich verständlich ausgedrückt zu haben.
Gruß
Dirtsa










.
 

beast

Moderator
Teammitglied
23. Februar 2009
5.806
AW: Bildungsauftrag oder Bevormundung

Hallo Dirtsa,

sicherlich hast du dich recht gut verständlich ausgedrückt...

Leider gehst du auf meine zugegebenermassen unterschwellige Frage nach deinem Stand(Wohn)ort nicht ein und die Schulgesetze der Länder unterscheiden sich manchmal recht einschneidend.

Was nun deine Einschätzung von Unser/en betrifft, kann ich nur sagen: "Du bist nicht allein."

Aber dennoch möchte/n und können ich/wir dir deine Einschätzung im ersten Teil deiner Mutmassung bestätigen.

Wobei hingegen im 2ten Teil von hier eine durchaus ernstgemeinte Wortwahl Teil meiner/unserer Texte war.

Da wir hier direct unter der Nase von NRW leben und die Schulspeisung hier durchaus real ist, solltest du meinen /unseren Beitrag als ernstgemeint betrachten dürfen. :laze:
 

Dirtsa

Meister vom Königlichen Gewölbe
15. Januar 2011
1.314
AW: Bildungsauftrag oder Bevormundung

Hallo Beast,
du hast Glück, dass es schon so spät ist und ich für verwirrene Satzkonstruktionen zu müde bin...
Ich nehme mal ein platteres Beispiel.
Du meinst, es könnte in NRW rechtens sein, wenn ein Schulteam beschließt, dass rechtsgestrickte Seide /Wolle Unterwäsche gesund ist und die KInder dies als neue Regel tragen sollten. Die KInder die dann rechtsgestrickte Wolle/ Seide Hemdchen tragen, bekommen einen Punkt für den Gruppentisch, die mit linksgestrickter einen halben und Polyesterwäschekinder drücken den Punktestand nach unten. Schließlich ist die Hautgesundheit ein hoher Wert und die Eltern die linksgestrickte oder gar Polyesterwäsche gekauft haben , wissen nicht was gut für ihre Kinder ist .
In Rheinland Pfalz dagegen, könnte der gleiche Sachverhalt als unzulässige Einmischung gelten ??
Gute Nacht
Dirtsa
 

beast

Moderator
Teammitglied
23. Februar 2009
5.806
AW: Bildungsauftrag oder Bevormundung

Hallo Dirtsa,

so in etwa stellt sich mir das dar.

Offensichtlich ist Schulrecht Ländersache und jedes Land hat eigene Ideen bei der Umsetzung de Bildungs-Auftrages.

Da Ernährung auch zum Lehrplan gehört, kann ich nun nichts verwerfliches an einem Punktesystem finden.

Für die anderen Fächer existiert dieses Punkte- oder Notensystem ja auch und ein wenig Wettbewerb unter den Kinder

könnte sicher nicht schaden.

Aber soweit ich das erfassen kann, gibt es ja auch so etwas wie eine Schulpflegschaft und Elternräte oder ähnliches.

Diese können sicherlich bei der Problematik mitentscheiden und wenn die Mehrheit dann gegen ein Konzept ist, hat sich das erledigt.
 

Sueder

Ritter vom Schwert
18. Mai 2010
2.175
AW: Bildungsauftrag oder Bevormundung

Wer wissen will was für ein druck Lehrer auf Kinder und ihre Eltern entwickeln können empfehle ich das Lehrerhasser-Buch von Lotte Kühn.
 
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