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Definitionsprobleme Rumsfelds

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Rumsfeld lehnt Begriff "Aufständische" ab

[...]

Rumsfeld will am Wochenende über das Wort "Aufständische" ("insurgents") nachgedacht haben. Dabei hatte er nach eigener Aussage eine "Erscheinung". Vor Journalisten sagte der Pentagon-Chef gestern: "Ich dachte so bei mir: 'Weißt du, das Wort gibt ihnen mehr Legitimität, als sie zu verdienen scheinen'", erklärte er seinen Sinneswandel. Der Begriff sei dort angebracht, wo ein Volk einen berechtigten Grund zur Auflehnung habe und wo die Kämpfenden den Rückhalt der Bevölkerung hätten. "Diese Leute habe keinen berechtigten Grund zu meckern", sagte er über die Personen, die fast täglich Anschläge im Irak verüben. Sie hätten durch die Verfassung und durch Wahlen die Möglichkeit, die Regierung friedlich zu verändern.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,387615,00.html


"This is a group of people who don't merit the word `insurgency,' I think,'' Rumsfeld said Tuesday at a Pentagon news conference. He said the thought had come to him suddenly over the Thanksgiving weekend.

"It was an epiphany.''
http://www.guardian.co.uk/uslatest/story/0,1282,-5445924,00.html


Immediately after the invasion of Iraq in 2003, U.S. military commanders referred to non-uniformed attackers as the "Saddam Fedayeen," and then "regime death squads."

After the military declared an end to initial major combat operations in spring 2003, Rumsfeld began calling them "dead-enders," and "former regime loyalists." When it was pointed out that the word "loyalists" might have too positive a connotation, the military began calling them "former regime elements."

But some objected that the acronym -- "FRE" -- sounded too much like "free." "Rebels" was also rejected early on for having a neutral, or even slightly positive, connotation.

Separately, a battle broke out this summer at the highest levels of the administration over what to call the larger fight against terrorism.
The Daily of the University of Washington


Meister des Neologismus? ;)



(sorry für den kurzen Eingangspost, einen passenden thread konnte ich eben nicht finden)
 

fumarat

Erhabener auserwählter Ritter
21. Januar 2003
1.133
Meister des Neologismus?

Das Thema ist wichtig und immer mehr Menschen lassen sich von diesen oberflächlichen Wortspielereien ablenken. Ich glaube in kaum einem Krieg wurden soviele Wortneuschöpfungen gebildet wie im "Kampf gegen den internationalen Terrorismus". Und damit soll altbekanntes legitimiert werden.

Die USA führen also einen Anti-Terror-Krieg zur Heimatland-Verteidigung. Ihr Ziel ist die Demokratisierung des Nahen Ostens und die Zerstörung der terroristischen Infrastruktur. Dabei bedienen sie sich punktueller Vernichtungen von Terrorausbildungszentren in Afghanistan und präventiven Verteidigungsschlägen wie im Irak. Diese Bemühungen werden mit internationalen Partnern in der Mutter aller Koalitionen verwirklicht.

Die UNO ist ein Debattierclub und die Genfer Konvention kennt keine illegalen Kämpfer, somit ist gegen ein vorübergehendes Verwahren von terroristischen Elementen in Gefängnissen nichts einzuwenden, weil ihre Haftbedingungen internationalen Standards entsprechen. Wegen der unerwarteten Menge mußten, die Gefangenen in Freilandkäfige mit ausreichend Auslaufmöglichkeit (6x6m) ausweichen. Zudem bekamen sie einen orangenen Schutzanzug und einen Koran. Spezialisten entwickelten neuartige innovative Verhörmethoden um an notwendige Informationen zu kommen.

Eingebettete unabhängige Journalisten sorgten erstmals in der Geschichte für mediale Objektivität und dokumetierten den mit militärischer Präzision geführten Krieg zur Befreiung des Irak. Damit konnten bedauerliche Kollateralschäden minimiert werden. Die USA benutzen keine chemischen MVW denn MK77-Bomben sind Thermalwaffen und nicht mit Napalm zu vergleichen obwohl ihre Wirkung verblüffend ahnlich ist.

Die Feinde der legitimen irakischen Regierung sind...
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Aus einem Artikel von 2003 zum Thema:
At the close of Politics and the English Language George Orwell wrote, “Political language…is designed to make lies sound truthful and murder respectable, and to give an appearance of solidity to pure wind.” Right now, Iraqis suffer from an extreme case of windburn blowing from the mouth of our President.
Bush Administration Newspeak on Iraq

Vor allem finde ich bemerkenswert, dass den Neuschöpfungen nicht einmal mehr der Anschein gegeben wird, es handle sich um präzisere, adäquate Audrücke, sondern Rumsfeld ganz offen zugibt, dass ihm (in göttlicher Entrückung) aufgefallen ist, dass die gebräuchlichen Begriffe irgendwie zu wenig negativ konnotiert sind....



Am Rande der Thematik:

Happy Irak

Wie die irakische Presse vom Pentagon gekauft wird

Das amerikanische Militär zahlt irakischen Zeitungen gutes Geld für die Veröffentlichung von Good-News-Artikeln.

[...]

Wie das Netzwerk funktionierte und dass sich einige irakischen Zeitungsherausgeber bereitwillig mit Geld und Artikeln versorgen ließen, wird nur wenige überraschen. Interessant sind die ansehnlichen Geldsummen, die für den "Informationskrieg" ausgegeben werden: Laut Washington Post hat die Lincoln Group mit drei anderen auf Kommunikation spezialisierte Firmen Verträge im Wert von 300 Millionen Dollar (Laufzeit 5 Jahre, bei Erfolg) erhalten.

Beachtlich ist auch der Effekt, welcher mit diesem Nachrichtenverkauf erzielt werden kann: Dies sei ein Schulbuchbeispiel für "Blow-Back", so der amerikanische Experte für Öffentlichkeit in der arabischen Welt, [extern] Marc Lynch: Während die Verbreitung von Propaganda in den USA verboten sei, kehre sie – unter Umgehung von US-Gesetzen – über den Umweg von ausländischen Publikationen an die Homefront zurück. Denn die von US-Militärmitarbeitern verfassten, von der Lincoln Group und des Bagdad Press Club in Umlauf gebrachten Nachrichten erscheinen in arabischer Sprache als scheinbar orginäre Artikel von irakischen Publikationen und werden entsprechend von anderen Medien als solche aufgegriffen und in den Nachrichtenkreislauf geschleust
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21486/1.html


MEDIEN IM IRAK

Bush lässt Berichte über gefällige Artikel prüfen
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,387994,00.html


good news is "good news"...


U.S. military reviews dealings with Iraqi media

WASHINGTON (Reuters) - The U.S. military said on Friday it was reviewing whether there were any improprieties in its dealings with the Iraqi news media after revelations that it paid newspapers to print pro-American stories.
Reuters

:roll:
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Der Verweis auf Orwell ist richtig und wichtig. Sprache als Herrschaftsinstrument hat ja eine lange Geschichte, die sich in der Political correctness nur als Farce wiederholt.
 
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