Herzlich Willkommen auf Weltverschwoerung.de

Angemeldete User sehen übrigens keine Werbung. Wir freuen uns wenn Du bei uns mitdiskutierst:

Entwicklungshilfe für Afrika einfrieren?

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Nach der Unabhängigkeit hätte man ja auch durchaus z.B. Kenia die besten Aussichten eingeräumt. Aber irgendwie hat es nicht geklappt.

Naja werter Liberaler, deinen Standpunkt zu Verstaatlichungen kenne ich ja nun schon. Und, JA die Auslaender sind in meinen Augen schuld !

Gut, gut, die Ausländer sind schuld. Die afrikanischen Machthaber sind auch ein bißchen schuld, aber darum soll es nicht gehen. Mich würde interessieren, wie Du Dir die Afrikanisierung der Montanindustrie vorstellst und was davon besser werden soll.
 

paul20dd

Geheimer Meister
30. April 2002
442
@ agentP

also in erster Linie war der Artikel von Richard Freeman.
Leider konnte ich bisher noch nix ueber ihn finden.

Zu dem Artikel von Freeman muss ich sagen das in keinem Satz die Rede von einer zionistischen Weltverschwoerung ist, vielmehr die Dominanz eines anglo amerikanischem Kartell.

Das einzige was ich in dem Text kritisieren wuerde ist:

"Zwei der Finanzhäuser, Warburg und Morgan, haben in den 30er Jahren auch Adolf Hitler beim Aufstieg zur Macht geholfen. Max Warburg hielt bis 1937 große Anteile an IG Farben, der Firma, die das Gas für die Vernichtungsöfen der Nazis lieferte. Ganz in dieser Tradition stützen Morgan und Warburg nun den neuen Völkermord in Zentralafrika."

Was er da geschrieben hatte kann ich nicht nachvollziehen.
Alles andere muss man mir wiederlegen mit ich mich von Freeman's Text distanciere.

Vieleicht habe ich ja irgendwann die Zeit mich tiefer in die "Commonwealth"-Firmen reinzuarbeiten.

Bei Rio Tinto & Debeers bin ich schon mitten drin und ich versuche moeglichst offizelle Konzern Daten zu verwenden.

Bei den beiden Konzernen kann man massiven Einfluss von den Oppenheimer's & Rothschilds nicht leugnen und das seit der Privatisierung von RioTinto 1873 und der Uebernahme von DeBeers duch Rhodes spaetestens 1890.

(Aber Rhodes' ungebändigter Ehrgeiz kannte keine Grenzen. Er wollte den ganzen Kontinent erobern, vom Kap der Guten Hoffnung bis Kairo, vom Atlantik bis zum Mittelmeer. Karikaturisten verspotteten den Größenwahnsinnigen als Koloss von Afrika, als Drahtzieher eines gnadenlosen Imperialismus. Als Zeichen seiner Entschlossenheit ließ er einen eisernen Pfeil in den Boden vor dem Eingang des Kimberley Club schlagen. Die Spitze wies nach Norden. In die noch unberührten Gebiete der heutigen Staaten Zimbabwe und Sambia wollte Rhodes zuerst vorstoßen.)
(http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/30/0,1872,2003198,00.html)

[edit]

Von der Neuen Solidaritaet werde ich mich aber auf jeden Fall distancieren
 

Mother_Shabubu

Geheimer Sekretär
3. Juli 2003
622
@agentP: Besagtes Land besitzt aber fast keine Rohstoffe und ist auch sonst nicht von der Natur gesegnet. Es war also gezwungen, sich anzustrengen, um sich einen Lebensstandard zu erarbeiten. Wenn aber in einem Land sowieso alles vorhanden ist, dann fehlt der Zwang, sich anzustrengen. Nebenbei bemerkt sind die führenden Industrienationen alle relativ rohstoffarm, das Vorhandensein von Rohstoffen scheint also eher zu behindern.
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Die skandinavischen Länder sind relativ gut mit Rohstoffen versorgt und sind trotzdem erfolgreiche Industrienationen geworden, aber auch sonst bezweifle ich das Argument. Daß sich die Menschen in den rohstoffreichen Ländern nicht anstrengen würden, das kann auch nur jemand behaupten, der noch nie so ein Land besucht hat. Ich möchte meinen, daß eine afrikanische Frau, die morgens 3 h zum Markt latscht und dort 12 h verweilt um ein bisschen Geld zusammenzukratzen, für das du vermutlich hier nicht mal ein Auto für eine Stunde im Parkhaus unterbringst sich doch womöglich mehr anstrengt, als die Leute, die hierzulande schon stöhnen, wenn das Arbeitsamt sie an einen Arbeitsplatz 1 h vom Wohnort vermittelt.
 

Elbee

Vorsteher und Richter
28. September 2002
730
@ paul20dd

Hey, feine Arbeit. Recherche ist btw von den Kollegen hier kritisiert worden, was aber nicht korrekt ist. Vielleicht trägt "Neue Solidarität" nur einen kleinen Teil bei, ist deshalb aber nicht komplett in die Tonne zu treten. Lieber einfach weitermachen und u.a. nach deBeers in anderen Quellen schauen. Auch China schielt übrigens seit geraumer nach Rohstoffquellen in Afrika, die haben wg. Bevölkerung gigantischen Bedarf. Den Briten gefällt das gar nicht.

Die von den Ex-Kolonialisten gerne gesehene "Überbevölkerung" dieses Kontinentes schadet Afrika mit Sicherheit in erster Linie selbst. Das Bild jedoch, das in den westlichen Medien von Afrika und dessen Bevölkerung gezeichnet wird, ist außerordentlich manipulativ.


@ agentp

idgr Link-Text ist von 1995, verantwortlich eine Julika Bürgin und ist ohne jede Belege verfasst. Schon der schnelle Check des Textes verrät Oberflächlichkeit, simple Behauptungen und es mangelt in jedem Detail an Nachweis. Diese LaRouche ist mir zwar auch nicht geheuer, aber so ein Heißluftartikelchen ist nicht gerade besser und kaum den Festplattenspeicherplatz wert.
 

Mother_Shabubu

Geheimer Sekretär
3. Juli 2003
622
@agentP: Es geht mir auch nicht um irgendwelche Einzelpersonen, sondern um die Bevölkerung allgemein. Die Betrachtung eines Einzelfalles sagt nichts über die Gesamtheit aus. Sonst könnte ich auch den Arbeiter nehmen, der sich nach einem 8-Stunden-Tag in der Fabrik noch hinsetzt und drei Stunden lernt, weil er sich beruflich verbessern will und ihn mit dem Angehörigen eines Stammes vergleichen, der von dem lebt, was die Natur ihm bietet und der gar keine weiteren Ambitionen hegt. Dann hätte ich meine Hypothese plötzlich bewiesen.
Entscheidend ist aber das Verhalten des gesamten Volkes und zwar nicht nur jetzt, sondern auch in seiner Geschichte, und da haben sich, um im Beispiel zu bleiben, die Europäer eindeutig mehr angestrengt als die Afrikaner. Weshalb sonst kommen denn die meisten Entdeckungen und Erfindungen aus Europa und weshalb sonst wurde die Welt von Europa aus kolonialisiert? Was haben wir dagegen aus Afrika? Den Faustkeil und das Feuer. Das Feuer war zwar eine wichtige Entdeckung, aber die Welt hat sich mittlerweile weiterentwickelt und hat mehr aus dem Feuer gemacht.

Wenn sich also in Deinem Beispiel die Vorfahren der Frau etwas mehr angestrengt hätten, dann müsste sie heute nicht mehr zwölf Stunden auf dem Markt verbringen, um sich ihren Lebensunterhalt zusammenzukratzen.
 

UltraDoc

Geheimer Meister
26. Dezember 2004
125
Wenn das Bevölkerungswachstum so weitersteigt dann gibts auf dem Kontinent früher oder später dermaßen viel Unruhen, denn Nahrungsmittel und vor allem Wasser ist sehr knapp.

Ausserdem müssen die armen Schlucker die ganzen Nahrungsmittel auch noch nach Europa exportieren was die ganze Sache noch verschlimmert.

Infos: Allein in Ägypten gibts jedes Jahr 1 Million mehr Menschen und in Nigeria ca 4-5 Millionen.

Für Afrika sehe ich "Schwarz"
 

Aligatooo

Geheimer Meister
13. November 2004
276
UltraDoc schrieb:
Ausserdem müssen die armen Schlucker die ganzen Nahrungsmittel auch noch nach Europa exportieren was die ganze Sache noch verschlimmert.


Ach ja, und wir schmeißen Nahrungsmittel weg, weil zuviel produziert worden ist... Man erinnert sich an die "Butter-Berge"


...wenn ich mir die Katzenfutter-werbung im TV/Radio ansehen/anhören muß, wird mir schlecht...
 

UltraDoc

Geheimer Meister
26. Dezember 2004
125
Afrika befindet sich in einem Teufelskreis, es kann aus eigenen Kräften nicht so schnell raus. Korruption ist das Hauptproblem, wenn wir auch mit Geld helfen landet es nur in wenigen Taschen.

Afrikaner denken dass der Rest der Welt verpflichtet ist ihnen zu helfen, jeder wartet auf Hilfe ohne etwas selbstständig auf die Beine zu stellen, das heißt dass unsere Hilfe noch schlimmer ist, denn wenn die wüssten dass ihnen sowieso niemand hilft würden sie vielleicht was fortschrittliches zustandebringen.

Was noch schlimmer ist für diese Länder ist der Ölpreis, denn bei 60$ pro Barrel sind die noch mehr gestraft als der Rest der Welt.
 

InsularMind

Geheimer Sekretär
9. Dezember 2003
644
@ Ein_Liberaler :

Schöne Vorstellung schon,dass sich die Räubergruppen verflüchtigen sollen, spätestens,wenn es nix mehr zu holen gibt, nur dass die so mir nix dir nix zurück zu ihren Familien trotten ohne zuvor die Normalbürger auf das Letzte ausgequetscht zu haben, das glaube ich nicht so ganz.

An die Überbevölkerung von Afrika glaube ich nicht mehr, das wird vermutlich AIDS verhindern, Wüstenflächen - Ausdehnung durch Klimawandel, Ernteausfälle/ Verhungern oder die folgende Bitterarmmut für Leute, die nie etwas großartig Anderes kannten. Vielleicht wird diese Überlebenskunst auf fast gar nichts zu ihrer Stärke, aber nimmt man mit der Entwicklungshilfe nicht vielen Projekten ihre initiale Grundhoffnung?
Menschen, die selbst etwas auf die Beine stellen sollen, tun sich da umgeben von Mangel und Not überall sicher schwer.
Andererseits, schon richtig, wenn sie aufwachsen mit der Kenntnis, dass zur Not immer noch die Entwicklungshilfe da ist, kommen sie vielleicht gar nicht auf die Idee,die Hilfe zur Selbsthilfe in Selbsthilfe anzuwenden...

Ein sich völlig selbst überlassenes Afrika kann ich mir ohne größere Leidkatastrophen aber gar nicht vorstellen.
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Entscheidend ist aber das Verhalten des gesamten Volkes und zwar nicht nur jetzt, sondern auch in seiner Geschichte, und da haben sich, um im Beispiel zu bleiben, die Europäer eindeutig mehr angestrengt als die Afrikaner. Weshalb sonst kommen denn die meisten Entdeckungen und Erfindungen aus Europa und weshalb sonst wurde die Welt von Europa aus kolonialisiert? Was haben wir dagegen aus Afrika?
Super ! 1:1 die rassistische Argumentation, mit der die Kolonialmächte ihre Raubzüge gerechtfertigt haben.
Schon mal auf die Idee gekommen, daß die Europäer das Glück hatten in einigen wenigen Schlüsseltechnologien weiter waren, zB Schiffsbau und Waffentechnologie ? Das allein hat durchaus gereicht, sowohl die Araber zu besiegen, die in vielen Bereichen sehr viel weiter entwickelt waren, als die Europäer zu der Zeit, als auch die süd- und mittelamerikanischen Hochkulturen, die in so manchen Bereichen fortschrittlicher waren, als die spanischen Mörder bei ihrer Anklunft. Aber was nützt es, wenn du besser in Mathematik bist, wenn der doofe kastilische Bauer eine Muskete hat. Daß aus diesen Kulturen wenig in unsere eingeflossen ist mag womöglich daran liegen, daß man deren Bibliotheken als Horte von Ketzerei niedergebrannt hat und den Menschen binnen einer Generation den christlichen Glauben eingebläut hat.
Daß die meisten Erfindungen und Entdeckungen aus Europa kommen ist auch so ein Gerücht. Abgesehen von Amerika und Australien, waren arabische Seefahrer schon überall vor den Europäern und ich bezweifle stark, daß die Europäer mehr Erfindungen zu verbuchen haben, als zB die Chinesen.
Wie auch immer: Mit weniger Fleiß hat das sicher nichts zu tun.
 

Mother_Shabubu

Geheimer Sekretär
3. Juli 2003
622
agentP schrieb:
Super ! 1:1 die rassistische Argumentation, mit der die Kolonialmächte ihre Raubzüge gerechtfertigt haben.
Das war keine Rechtfertigung, sondern nur eine Feststellung.
Schon mal auf die Idee gekommen, daß die Europäer das Glück hatten in einigen wenigen Schlüsseltechnologien weiter waren, zB Schiffsbau und Waffentechnologie ?
Und diese Technologien sind einfach vom Himmel gefallen und die Europäer mussten sie nur noch aufsammeln? Wohl kaum. Es sind alle von den gleichen Voraussetzungen aus gestartet und manche haben mehr daraus gemacht und manche weniger.
Das allein hat durchaus gereicht, sowohl die Araber zu besiegen, die in vielen Bereichen sehr viel weiter entwickelt waren, als die Europäer zu der Zeit,
Die Reconquista hat knapp 800 Jahre gedauert ( http://de.wikipedia.org/wiki/Reconquista ). Feuerwaffen sind erst kurz vor Ende aufgetreten und bei den anderen Waffen werden die Europäer nicht überlegen gewesen sein. Bei den Türkenkriegen hat es gut 150 Jahre gedauert, bis die Osmanen in der Seeschlacht von Lepanto das erstemal besiegt wurden ( http://de.wikipedia.org/wiki/Türkenkriege ) und nennenswerte Eroberungen gab es erst ab etwa 1710. Beidemale hatten Europäer und Araber in etwa die gleichen Technologien zur Verfügung.
als auch die süd- und mittelamerikanischen Hochkulturen, die in so manchen Bereichen fortschrittlicher waren, als die spanischen Mörder bei ihrer Anklunft. Aber was nützt es, wenn du besser in Mathematik bist, wenn der doofe kastilische Bauer eine Muskete hat.
Stimmt, die hätten garnicht das Vorbild der Spanier gebraucht, um zu sehen, wie man fremde Völker unterdrückt. Deshalb konnte ein Pizarro das Inkareich auch so leicht besiegen, weil die anderen Völker kein Interesse hatten, den Inkas zu helfen bzw. gleich die Spanier unterstützten. Nur mit feuchtem Pulver und ein paar verschreckten Pferden wäre das nicht gegangen.(Quelle: Lexikon der populären Irrtümer, den genauen Artikel samt Quellenangaben kann ich nachreichen)
Daß die meisten Erfindungen und Entdeckungen aus Europa kommen ist auch so ein Gerücht. Abgesehen von Amerika und Australien, waren arabische Seefahrer schon überall vor den Europäern und ich bezweifle stark, daß die Europäer mehr Erfindungen zu verbuchen haben, als zB die Chinesen.
Damit hast Du schon recht und ich war vielleicht etwas voreilig mit meiner Behauptung, aber was haben die Chinesen oder die Araber daraus gemacht? Wenn die Araber ihre Entdeckungsfahrten fortgesetzt hätten, wäre Europa heute vielleicht eine christliche Insel in einer islamischen Welt.
Wie auch immer: Mit weniger Fleiß hat das sicher nichts zu tun.
Die Kolonialisierung vielleicht nicht, aber das Schaffen der Voraussetzungen dafür.


BTT: In der Süddeutschen hat sich mittlerweile der nächste Afrikaner gegen einen Schuldenerlass ausgesprochen: http://www.sueddeutsche.de/,tt1m3/ausland/artikel/272/56216/
@antimagnet: Interessant ist das hier:
Süddeutsche Zeitung schrieb:
Mwenda: Afrikas Problem besteht nicht darin, dass wir so viel zu exportieren haben, nur leider keinen Markt dafür. Unser Problem ist: Wir haben nichts zu verkaufen. Wir produzieren nichts. Oder jedenfalls viel zu wenig. Es ist eine Lüge zu behaupten, dass wir keine Chance auf dem europäischen Markt bekommen. Wir haben ja schon lauter Sonderkonditionen. Uganda dürfte fast unbegrenzt Zucker nach Europa exportieren. Wir haben aber gerade mal drei Zuckerraffinerien. Wir können nicht mal die Inlandsnachfrage befriedigen, geschweige denn ein lausiges Kilo nach Europa schicken. Es gibt diesen Vertrag namens EBA, everything but arms: Afrikanische Regierungen dürfen alles außer Waffen zollfrei auf den europäischen Markt exportieren. Und? Wie viele Länder arbeiten sich durch diese Exportvergünstigungen aus dem eigenen Elend? Kein einziges. Warum also redet ihr im Westen über bessere Zugänge zum Weltmarkt? Wenn wir es nicht geschafft haben unter den bisherigen Möglichkeiten, welches Wunder erwartet ihr also nach dem morgigen Beschluss?
antimagnet schrieb:
um afrika wirklich zu helfen, sollte man keine zölle mehr erheben. damit die mit ihren billigen arbeitskräften so billig waren produzieren können, dass keiner mehr mithalten kann.

für unsre binnenwirtschaft ist das natürlich nicht so gut.
Du siehst, die Voraussetzungen sind da, aber sie werden nicht ausgenützt.
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
agentP schrieb:
Schon mal auf die Idee gekommen, daß die Europäer das Glück hatten in einigen wenigen Schlüsseltechnologien weiter waren, zB Schiffsbau und Waffentechnologie ?

Exakt, abgesehen vielleicht davon, daß die Chinesen die besseren Schiffe bauten. Warum hat dann nicht China Amerika entdeckt? Weil China ein zentralistisches Großreich war, und wenn die Kaiserwitwe entschied, daß die Hochseeschiffahrt aufgegeben werden sollte, dann wurde sie aufgegeben. In Europa konnte ein Spinner wie Kolumbus fünf, sechs unabhängige Höfe abklappern, bis er jemand fand, der auf seine fehlerhaften Berechnungen hereinfiel und seine Untertanen zwang, ihm Schiffe zu geben. Außerdem herrschte in Europa auch noch sowas wie eine Vorstufe von Freiheit und Unternehmertum. Wenn er sie hätte bezahlen können, hätte Kolumbus auch mit eigenen Schiffen fahren dürfen, und wahrscheinlich haben französische Fischer genau das schon Jahre vor ihm getan, und jedes Jahr vor Nordamerika gefischt. Die Konquistadoren waren im Grunde Raubunternehmer. Nicht zuletzt daran wird es gelegen haben, daß die Eroberung viel besser funktioniert hat als hinterher die Verwaltung.

Das allein hat durchaus gereicht, sowohl die Araber zu besiegen, die in vielen Bereichen sehr viel weiter entwickelt waren, als die Europäer zu der Zeit,

Solange die Araber so viel weiter entwickelt waren, haben sie uns Europäer aber regelmäßig aufs Haupt geschlagen. Gerade mal, daß sie Frankreich nicht bekommen und Süditalien wieder verloren haben.

als auch die süd- und mittelamerikanischen Hochkulturen, die in so manchen Bereichen fortschrittlicher waren, als die spanischen Mörder bei ihrer Anklunft.

Hand aufs Herz, in welchem Bereich außer im Kalenderwesen? Mir fällt sonst nur ein, daß sie abgetrennte Nasen wieder annähen konnten.

Daß die meisten Erfindungen und Entdeckungen aus Europa kommen ist auch so ein Gerücht. Abgesehen von Amerika und Australien, waren arabische Seefahrer schon überall vor den Europäern und ich bezweifle stark, daß die Europäer mehr Erfindungen zu verbuchen haben, als zB die Chinesen.
Wie auch immer: Mit weniger Fleiß hat das sicher nichts zu tun.

Aber mit weniger Unternehmertum vielleicht? Wir hatten das Papier kaum von den Arabern übernommen, als wir schon die ersten Papiermühlen bauten und die Sache rationalisierten.

Ist natürlich auch alles Glückssache. Kanonen, zum Beispiel. Die Chinesen haben zwar das Pulver erfunden, mußten sich das Geschützgießen aber von Jesuiten beibringen lassen. Der Bronzeguß ist natürlich eine Technik der Antike, und wer tonnenschwere bronzene Rammsporne gießen kann, mit zwanzig oder dreißig Öfen gleichzeitig, der kann auch Kanonen gießen. Aber übers Mittelalter hätte die ganze Technik gut verloren gehen können, wenn es nicht die Kirchenglocken gegeben hätte. Glückssache eben.
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
die calvinistische ethik hat - nicht unbedingt als ursache, aber durchaus als katalysator - massiv den kapitalismus vorangetrieben. der gute alte webermax halt...
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Ursache? Wirkung? Haben wir schwerblütigen Nordeuropäer erst eine Ideologie gebraucht, um es den bedenkenlosen Italienern nachzumachen, oder haben wir die passende Ideologie im nachhinein entwickelt? :wink: Gut, gut, Katalysator trifft es schon. Sich gegenseitig verstärkende Trends.
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
nun, idealismus kann ganz nützlich sein, wenn dinge schneller vorangetrieben werden sollen als anderswo.
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Aber mit weniger Unternehmertum vielleicht? [...]
Ist natürlich auch alles Glückssache.

Dem stimme ich voll und ganz zu, sofern man Unternehmertum nicht mit Tatkraft gleichsetzt.

Es sind alle von den gleichen Voraussetzungen aus gestartet und manche haben mehr daraus gemacht und manche weniger.
Was heisst denn "mehr daraus gemacht" im Zusammenhang mit Kultur ? Wer definiert was "mehr" ist und was "weniger" ? Ist ein Amazonasindianer weniger weit, weil er nur das Pfeilgift entdeckt hat und in der Lage ist in einer für den menschen absolut lebensfeindlichen Umgebung zu überleben ? Ein Problem bekommt er doch erst, wenn du ihn in die westliche Großstadt verschleppst, aber das selbe Problem würdest du auch bekommen, wenn man dich mit Pfeil und Bogen und nackt im Regenwald aussetzen würde. Es sei denn antürlich hinter Shubabu verstecktz sich Rüdiger Nehberg. :p

Es sind alle von den gleichen Voraussetzungen aus gestartet und manche haben mehr daraus gemacht und manche weniger.
Ach ja ? Afrika hatte die gleichen klimatischen, soziologischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen wie Europa ? Das musst du mir mal genauer erklären.

Die Reconquista hat knapp 800 Jahre gedauert
Eben und 800 Jahre war man nicht in der Lage die Mauren "zurück" ins Meer zu treiben, erst die Feuerwaffen haben das ermöglicht.

Damit hast Du schon recht und ich war vielleicht etwas voreilig mit meiner Behauptung, aber was haben die Chinesen oder die Araber daraus gemacht?

Naja ok. Wenn du Expansionismus als höchsten möglichen Fortschritt einer Kultur ansiehst, dann haben die Chinesen natürlich nichts daraus gemacht. :roll:
Die nachhaltigen Spuren der arabischen Kultur allerdings findest du von Südafrika über ganz Asien bis in den weiten fernen Osten. Da haben sie schon etwas erreicht würde ich sagen.
 
B

Booth

Gast
Der Blick in die Geschichte ist sicher sinnvoll und notwendig, aber aus meiner Sicht kann er uns für diese spezielle Frage, die sich uns weltweit immer wieder aufdrängt keine Antwort geben:

Wie verhalten sich demokratische, hochindustrialisierte Länder (und deren Bürger, wozu eindeutig auch Unternehmer und Manager gehören) gegenüber weniger bis gar nicht demokratischen Ländern, die in vielen Bereichen aus unserer Sicht "hinterherhinken"?

Die Antwort der Liberalen heisst Handel treiben, bis die Nähte platzen. Die Folge sind z.B. Nationen, wie China. Ein sich selber als kommunistisch bezeichnendes Regime führt puren Kapitalismus ein, und die auf dem Papier existierenden Rechte der Arbeitnehmer (die eh schon nicht besonders hoch sind) werden überall mit Füssen getreten. Manager und Unternehmer aus industrialisierten Nationen machen gerne mit, zahlen teilweise Löhne deutlich unterhalb des chinesichen, gesetzlichen Mindestlohns und scheren sich wenig um Arbeitsplatzsicherheit. Ist ja auch nicht nötig, da es insgesamt noch ein paar hundert Millionen weiterer Arbeitssuchender auf dem Land gibt. Wir Konsumenten der Industrienationen nehmen die Vorteile natürlich gerne in Kauf, denn nun gibt es T-Shirts für 5 Euro, Digitaluhren für 10 Euro, TFT-Monitore für 150 Euro, etc etc.

In Afrika werden viele Ressourcen, wie z.b. Coltan und Öl, abgebaut. In den Abbaustätten arbeiten die Mitarbeiter teilweise ebenfalls zu unmenschlichen Bedingungen. Wird der Abbau von Unternehmen aus Industrienationen maßgeblich durchgeführt, mag es hier und da etwas bessere Bedingungen geben - wenn nicht, stört das aber auch keinen Manager, solange nicht irgendeine internationale Presse aufdringlicher recherchiert. Die Einheimischen "Unternehmer" (oftmals irgendwelche paramilitärischen Organisationen) sind zuweilen noch brutaler, da sie halt eher mit Kalaschnikow und Militärkutte rumlaufen, statt mit Nadelstreifenanzug und Aktenkoffer - aber in der Skrupellosigkeit sind sich beide Parteien recht ähnlich.
Tja - und wir Konsumenten in den hochindustrialisierten Ländern würden sicher aufschreien, wenn die Handies plötzlich allesamt 50-100 Euro teurer würden, wenn der Coltanabbau so durchgeführt würde, daß die Arbeiter dort auch gut entlohnt würden, und sichere und humane Arbeitsbedingungen hätten. Da ist uns das billige Handy in der Tasche deutlich näher als der mit 30 an Staublunge krepierende Afrikaner.

Und was können wir nun tun? Einfach jedwede staatliche Unterstützung streichen?`Würde dadurch das Engagement der Unternehmer und die Skrupellosigkeit vieler Unternehmer geringer werden?
Und wenn wir mehr Geld reinpumpen? Würden dadurch undemokratische, antihumanistische Regimes eher durch humanere ersetzt werden? Oder einfach überall mit amerkanischem Eifer militärisch einmaschieren und alles "besser" machen?

Ich glaube leider, daß es keinen Königsweg für diese Probleme gibt. Unter den Unternehmern dieser Welt wird es auch in Zukunft enorm viele geben, denen es relativ wurscht ist, unter welchen Bedingungen ihre Produkte von irgendwelchen Arbeitnehmern hergestellt werden. Und es wird auch in Zukunft noch enorm viele Despoten und inhumane Regimes geben.

Das einzige wofür ich plädieren würde: Jede staatlich organisierte Hilfe von den reichen Nationen sollte vor allem in Bildung und Infrastruktur für Bildung fließen, und nicht in irgendwelche Mammutprojekte, wie Staudämme oder große Kraftwerke.

gruß
Booth
 

Ähnliche Beiträge

Oben Unten