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Studiengebühren

Jay-Ti

Auserwählter Meister der Neun
2. August 2002
989
Ja das alte Arbeiter bezahlt den Mediziner Argument sollte dann aber bitte auch Uniintern gehandhabt werden.
So bin ich es nicht willens, wenn von meinen 2000€ im Semester dann noch tollere Laborausstattungen gekauft werden, während mein Insitut dafür 2 neue Bücher bekommt (was anderes brauchen wir nicht!).
 
21. Oktober 2004
21
>Sinnvoll und sozial gerecht aus folgenden gründen: aus der sicht
>eines haupt- oder realschülers, der nach seinem schulabschluss
>sein leben lang steuern von seinem ohnehin mageren gehalt
>bezahlt,...
Die Steuern bezahlt er eh. Die Frage ist, ob die Steuergelder sinnvoll verwendet werden ,vielleicht u.a. auch um dem Sohn des Haupt und Realschülers ein Studium zu ermöglichen.
Mit der Argumentation, die Du oben bringst, kann ein Kinderloser auch die Einführung von Schulgeld verlangen. Aber wäre das noch zum Wohle des Volkes?
Zu den vornehmsten Aufgaben des Staates, gehört es meiner Auffassung nach, für Bildung zu sorgen. Wenn er das nicht mehr thut, dann ist er doch nurmehr ein sich selbst verwaltendes Schmarotzergebilde, das seine Existenzberechtigung verloren hat.
Was würde wohl passieren, wenn die Ausgaben für die Universitäten gestrichen würden? Dann würde das Geld für die effizientere Bundeswehrbewachung der Mohnfelder in Afghanistan ausgegeben, oder ähnliche Dinge, die im Interesse der tonangebenden bundesrepublikanischen politischen Milieus lägen.
Soziale Gerechtigkeit ist ein politischer Kampfbegriff, der erstmals von der PDS/SED eingeführt wurde und den die etablierten Parteien jetzt einfach nur nachplappern.
Gehe einfach mal davon aus, dass die Metzger den Kälbern erzählen, ihre nunmehr erfolgende Schlachtung sei sozial gerecht.
Mit einer Studiengebühr lassen sich die "Reichen" mit Sicherheit am wenigsten abschöpfen. Die zahlen das Geld aus der Portokasse, monopolisieren die Bildung für sich selbst und halten den studierwilligen Sohn des Haupt und Realschülers so erfolgreicht vom Studium ab. Getroffen werden also die untere bis mittlere Mittelschicht, die jetzt zusätzlich zu den Steuern noch mit Studiergebühren belastet werden, so sie ihre Konder denn studieren lassen wollen.
Getroffen wird außerdem das Volk, dass durch den Rückgang der Studentenzahlen zunehmend verblödet und so noch leichter zum Spielball der Reichen (aus dem Ausland?) wird.


>und am ende seiner berufsfähigkeit nur einen bruchteil an rente
>erhält, wenn man sie/ihn mit einem akademiker vergleicht, ist die
Dass die Rentenversicherung durch die politischen Eliten der BRD als Kettenbriefspiel organisiert wurde, hat mit Studiengebühren nichts zu thun.

>meinen augen. Schließlich finanziert er indirekt die bildung der
>sagen wir mal "intelligenteren bevölkerungsschicht" u.a. mit dem
>lohnsteuerabzug auf seiner gehaltsabrechnung!
Ein erfolgreicher Akademiker verdient vielleicht etwas mehr, kommt dadurch in die Steuerprogression und zahlt damit absolut wesentlich mehr Steuern als der Nichtstudierte. Idealerweise sorgt er sogar durch Firmengründungen oder Erfindungen oder Vertretung in den EU-Gremien (wie gesagt, das wäre das Idealbild) für die Arbeit des Nichtstudierten.

>Zum anderen kann ich aus erfahrungswerten sagen, dass so
>mancher noch orientierungsloser abiturient sich einfach pro forma
>mal für's bwl-studium einschreibt, sei es um seine eltern zu
>besänftigen (wie in meinem fall),
Ja und wenn schon, das kostet doch nichts, wenn einer mal in einer Anfangsvorlesung mit drinnensitzt und sich anhört, was der Professor so erzählt. Und selbst wenn es was kosten würde....sei mal nicht so kleinlich. Es wird staatlicherseits so viel Geld verpulvert (Pseudoasylanten, sog. Friedenseinsätze...
Lehrlinge werden für ihre "Ausbildung" sogar ganz gut bezahlt.


>oder für € 36 pro semester ein halbes jahr lang kostenlos
>öffentliche verkehrsmittel zu nutzen (stichwort: semesterticket),
>oder um "sich das ganze mal anzuschaun".
Na toll, ich werde schon ganz neidisch auf diesen bösen "Schmarotzer". Da kriegt doch jeder feindliche Ausländer, der hier nebenbei auch noch mit Rauschgift handelt, ein vielfaches.


> Hier werden "lernwilligen" die studienplätze genommen!
Also mich stört es nicht, wenn in der Vorlesung ein paar mehr Leute drinnensitzen. Da wird mir nichts weggenommen. Die Haupsache meines Studiums findet eh zu Hause statt. Bücher lesen, Übungsaufgaben rechnen... Das kostet die UNI nichts und da wird mir auch nichts weggenommen. In den Vorlesungen rumzusitzen ist eh nur wirklich sinnvoll, wenn der Vortrag auch gut ist.

>Müssen wir nicht alle für unsere bildung bezahlen? Will ich etwas
>intensiv lernen oder wissen, muss ich mir auch ein buch kaufen
>oder einen vhs-kurs belegen.
WEnn der Staat nicht für Bildung sorgt, dann werden wir das demnächst alle in Form von wettbewerbsunfähiger Wirtschaft bezahlen.

>Und da ist m.e. der knackpunkt: das interesse und die
>wertschätzung für wissen/bildung bei der jungen generation
>rauslocken (auch wenn das bestimmt nicht der hintergrund der
>einführung ist), und zu verstehen geben, dass wissen wichtig und
>nicht kostenlos ist! Schließlich schätzt man in unserer
>konsumgesellschaft (leider) den wert von etwas anhand seines
>preises!
Da bist Du glaube ich ein wenig pessimistisch, was die Denkfähigkeit der Leute angeht. Wenn sich Jemand ein schwieriges Studium anthut, dann ist das Beweis genug, dass er den Wert von Bildung zu schätzen weiß.

Gruß
PH/G/A
 
B

Booth

Gast
Da hier alle nur die typische Defensiv-Diskussion führen wollen, nur noch ein kleiner Hinweis:

Ich denke, daß man den Unis sehr viel mehr eigenen Handlungsspielraum geben sollte, und darin inbegriffen die Möglichkeit selber festzulegen, wieviel Studiengebühren man verlangen will, bzw ob überhaupt.
Der Bund bzw eher die Länder sollten sich überlegen, welche Kriterien sie wählen, um zu entscheiden, mit welchen Summen sie welche Universitäten unterstützen.
Wie ist das eigentlich zur Zeit geregelt? Nach welchen Kriterien wird die Höhe der staatlichen Gelder für die Unis geregelt? Weiss das einer?

gruß
Booth
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
das wird ja immer "besser":

Studieren auf Volldarlehen wird teuer - Staatsbank legt Modelle vor

Ein Studieren ausschließlich auf Pump kann junge Menschen nach dem Examen teuer zu stehen kommen. Dies zeigen interne Berechnungen der Bundesregierung, die der dpa am Sonntag vorlagen.

Bei einem zehnsemestrigen Studium, vollfinanziert durch einen Kredit für Studiengebühren und Lebensunterhalt, müssen Studenten mit einer Rückzahlsumme zwischen 65 000 und 90 000 Euro rechnen - je nach dem, ob der Staat das Zinsrisiko mitträgt und eine Ausfallbürgschaft übernimmt. Im Extremfall können dies sogar 126 000 Euro werden - abzuzahlen nach dem Examen in 27 Jahren mit Monatsraten von jeweils 350 Euro.

...Mehrere Unionspolitiker möchten künftig nicht nur Studiengebühren, sondern auch das bisherige Bafög über Volldarlehen vorfinanzieren.

...Nimmt der Student nach den Berechnungen über einen Zeitraum von fünf Jahren monatlich nur 350 Euro Bildungskredit in Anspruch, so schwankt die Rückzahlsumme zwischen 28 189 und 57 679 Euro - je nach Tilgungstempo und Umfang der «sozialen Flankierung» durch staatliche Ausfallbürgschaft und Niedrigzins-Garantien. Bei einer Monatszahlung von 650 Euro über zehn Semester hinweg ist dagegen mit einer Rückzahlung von 64 958 bis 125 569 Euro zu rechnen. Das Bafög heute ist nur zur Hälfte zurückzuzahlen. Die maximale Rückzahlsumme wurde bei der Reform 2001 per Gesetz auf 10 000 Euro begrenzt...

http://portale.web.de/Finanzen/Beruf_Bildung/?msg_id=5665532

schonmal darauf gekommen, das es sich hier um einen generalangriff auf allen möglichen ebenen handelt?
ob gesundheit, bildungssysteme, arbeitsmarkt, sozialsysteme usw. alles steht zur disposition und es kann nur dagegen angegangen werden, wenn nicht jeder sein eigenes süppchen kocht und andere wohlmöglich auch noch ausgrenzt. vor anderthalb jahren gabs hier in berlin schon proteste, wo studies und andere gemeinsam gegen die agenda 2010 auf die strasse gegangen sind, weil sie wussten, das es hier um alles und alle geht.

aber hier ticken die uhren nunmal anders, der deutsche michel brauchts so richtig heftig, bis mal der groschen fällt, bis er merkt, das das schlachthaus in das man ihn führen will nicht das paradies ist und die blitzenden messer nicht mit einem silberstreif am horizont verwechselt.

mein beileid an alle gerade und noch zukünftig studierenden- viele werden es sich nicht mehr leisten können.
willkommen in der realität, willkommen im land der niedriglöhne, ewigen praktikanten und 1,-€ sklaven.
 
B

Booth

Gast
OffTopic:
samhain schrieb:
willkommen in der realität, willkommen im land der niedriglöhne, ewigen praktikanten und 1,-€ sklaven.
Ich habe diesen Satz mal ausgedruckt und werde ihn mal zwei Kollegen der Kundenfirma reichen. Der eine ist aus Ghana und der andere aus Indien.
Bin mal gespannt, wie die beiden reagieren.

OnTopic:
Komischerweise gibt es niemanden, der bisher ansatzweise auf den Vorschlag eingegangen ist, daß alle früheren Studenten aufgefordert werden könnten, an ihre ehemaligen Unis zu spenden, oder die geplanten Gebühren im nachhinein als Spende zu entrichten.
Muss ich das als übliches Sozialverhalten in Deutschland interpretieren? Jammern, wo nur möglich - aber wenn mal ein Vorschlag zur aktiven Forderung der Bessergestellten gemacht wird, geht nur EINER darauf ein, mit der inhaltlich enorm komplexen Antwort "geht nicht"?

gruß
Booth
 

Waechter

Großmeister
23. Januar 2005
77
Das ganze stinkt zum Himmel, was in letzter Zeit Bildungspolitisch abläuft:

1. Abschaffung des Diploms, Ersetzt durch einen minderen Abschluß, den Bachelor

2. Bildung von Eliteuniversitäten

3. Einführung von Studiengebühren

Was kommt als nächstes?

Ich verstehe auch nie die Politiker die davon reden, daß Amerika Vorbild für das Bildungssystem sein muß. Ein Land in dem die meisten Schüler noch nicht mal die USA auf dem Globus finden....
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
es ist mir auch ein rätsel weshalb in fast allen belangen die usa mit ihrem mies funktionierendem system als vorbild herangezogen werden....

ich sehe keinerlei vorteil darin, wenn man es nur noch denen real ermöglicht zu studieren, die auch das entsprechende geld dazu haben.

der vorschlag, dass ehemalige studenten zu spenden an ihre unis aufgerufen werden ist zwar ganz nett, aber es bietet eben auch nicht die notwendige sicherheit die nötig ist um so ein system zu betreiben.

ich halte es nicht für all zu wahrscheinlich, dass die ex-studenten all zu eifrig spenden würden und die unis so finanzierbar wären.
 
B

Booth

Gast
Waechter schrieb:
1. Abschaffung des Diploms, Ersetzt durch einen minderen Abschluß, den Bachelor
Bin ich falsch informiert? Ich dachte der Bachelor soll einen Master ergänzen. Oder anders formuliert. Der Bachelor ist ein erweitertes Vordiplom, welches aber in der Wirtschaft für viele Bereiche genügt, was den Vorteil böte, daß diejenigen gezielter gefördert werden können, die in die Forschung wollen, da dann weniger Studenten da wären, die diesen Master würden.
Ob das in der Praxis auch so läuft, weiss ich natürlich nicht.
2. Bildung von Eliteuniversitäten
Naja - wieso sollte man Überfliegern und Genies nicht besondere Möglichkeiten einräumen?
3. Einführung von Studiengebühren
Die glücklicherweise noch nicht ansatzweise mit denen in angloamerikanischen Ländern vergleichbar sind.
Was kommt als nächstes?
Vielleicht mal ne sachliche Diskussion?

forcemagick schrieb:
es ist mir auch ein rätsel weshalb in fast allen belangen die usa mit ihrem mies funktionierendem system als vorbild herangezogen werden....
Diejenigen, die das tun, werden eh nicht für bare Münze genommen... aber manches ist dort besser, manches schlechter.
ich sehe keinerlei vorteil darin, wenn man es nur noch denen real ermöglicht zu studieren, die auch das entsprechende geld dazu haben.
Na - die PISA-Ergebnisse haben gerade bei der sozialen Herkunft der Studenten unserem so tollen sozialen Deutschland unter den Industrienationen einen der letzten Plätze zugewiesen. Die USA war vor uns. Und das trotz dieser dummen Methoden.
Ich halte auch nix von rein ökonomisch orientierten Konkurrenzdenken an Unis - allerdings sollten wir Deutschen ein wenig unsere Arroganz abbauen. Wir haben keinerlei Grund, soviele Stücke z.B. auf unser Bildungssystem zu halten, denn im weltweiten Vergleich isses nicht unbedingt der Hammer.
der vorschlag, dass ehemalige studenten zu spenden an ihre unis aufgerufen werden ist zwar ganz nett, aber es bietet eben auch nicht die notwendige sicherheit die nötig ist um so ein system zu betreiben.
Ich will keinen "Aufruf"- ich will einen Wertewandel. Gerade ein Linker müsste damit mehr als einverstanden sein.
ich halte es nicht für all zu wahrscheinlich, dass die ex-studenten all zu eifrig spenden würden und die unis so finanzierbar wären.
Mit dieser Einstellung bestimmt nicht. Übrigens gibt es bereits einige weniger dieser kapitalistischen Geldsäcke, die versuchen damit Bildung (und anderes) zu unterstützen. Ist hier in Deutschland viel schwieriger, als woanders (vor allem aus fiskalischen Gründen). Gerade die USA macht uns hier einiges vor.
Ach ja - das Beispiel: http://www.hpi.uni-potsdam.de/organisation.html

Und? Wie ist es mit Dir, forcemagick? Bist Du Student, oder willst Du studieren? Wärst Du bereit zu spenden, wenn Du ordentlich Geld verdienst?

gruß
Booth
 

sensei

Geheimer Meister
12. Oktober 2004
321
Spenden könnten nie als Einkommen für die Universitäten dienen. Auch nicht als größeres zusätzliches Standbein, diese Einnahmen sind einfach zu unzuverlässig. Die amerikanischen Ivy Leauge Universitäten finanzieren sich zwar zum Großteil aus Spenden, allerdings kommen die nicht von der Mehrzahl der Absolventen, sondern nur von einem kleinen Kreis, die es ihren Verbindungen an der Universität zu verdanken haben, dass sie groß rausgekommen sind.
Außerdem haben viele dieser Universitäten, einen Finanzchef der sich um das Geld und seine Verwaltung kümmert. Als unlängst der Harvard Finanzmanager zurückzog machte man sich Sorgen um seine Nachfolge, da er das Universitätsvermögen vervielfacht hat. Desweiteren gibt es einen großen Unterschied zwischen den reichen amerikanischen Privat Unis und den staatlichen deutschen Universitäten.
An staatlichen Universitäten das Geld in private Hände zu legen, welche damit dann womöglich an der Börse spekuliert halte ich für nicht tragbar. Nicht bei der heutigen Abzocker Mentalität in der Gesellschaft. Muss nur einer ein krummes Ding abziehen und schon muss eine Uni den Lehrbetrieb einstellen wegen Zahlungsunfähigkeit.

Einstellung des Lehrbetriebes ist auch bei zu großem Verlass auf Spenden ein nicht auszuschließendes Risikos.

Eine gesunde Hochschulfinanzierung im staatlichen Rahmen muss ohne Spenden auskommen können. Und ohne Gebühren wie es sie in Deuschland gibt. Eure Langzeitgebühren sind wirklich ein Skandal, das österreichische System ist da noch um längen humaner. :roll:
Wenn euch Deutschland zu teuer wird könnt ihr ja einfach bei uns vorbeischauen, kommt euch sicherlich billiger. :wink:
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
sicher würde ich ein entsprechendes sümmchen spenden wenn ich das geld hätte... aber ich habe weder studiert noch habe ich sonderlich viel geld.

aber ich kenne eine reihe leute, die studiert haben ( die haben in erster linie psychologie bzw. sozialpädagogik studiert ) die allerdings haben meist noch genug damit zu tun das bafög abzuzahlen.... also auch nichts mit spenden

würde man also das weiterbestehen von gewissen ausbildungsstellen in diesem fall unis davon abhängig machen, dass die abgänger entsprechend spenden können, dann würden wohl jene bereiche in denen die weniger lukrativen titel vergeben werden ( etwa sozialpädagoge ) wohl recht bald verschwinden.

von daher ist also meiner ansicht nach die sicherung der studienplätze nicht zu sichern durch solch ein eher freiwilliges system.

studiengebühren würden auf etwas ähnliches rauslaufen... welcher sozpäd kann sich das schon leisten noch jahrelang ein darlehen abzubezahlen .... studienplätze, die zu jobs mit eher bescheidenem einkommen führen sind so in gefahr zu veröden... werden nicht finanziert und vielleicht irgendwann gar nicht mal mehr so angeboten.

dass das deutsche fiskal-system mit seinen stellenweisen wahnwitzigen auswüchsen die sache nicht unbedingt leichter macht ist schon wahr.
 
B

Booth

Gast
Wirklich interessant, daß hier scheinbar GEGEN das Spenden an Unis von matieriell begüterten Personen argumentiert wird...

Folgendes habe ich geschrieben:
Booth schrieb:
Und durch die Kohle die HOFFENTLICH dadurch reinkäme, könnte man für längere Zeit die heutigen Studiengebühren sehr viel geringer ausfallen lassen
Dies impliziert nicht nur, daß ich auch geringe Studiengebühren für möglich halte, sondern ganz gewiss auch, daß der Staat weiter hohe Gelder für die Bildung bereitstellen soll. Mein Vorschlag war somit eher die Idee den heutigen Fehlbeträgen entgegenzuwirken, sowie einige besondere Projekte damit zu finanzieren. Dagegen wird dann so argmentiert:
sensei schrieb:
von daher ist also meiner ansicht nach die sicherung der studienplätze nicht zu sichern durch solch ein eher freiwilliges system.
... hat wenig bis gar nichts mit meinem Vorschlag zu tun.
Aber wirklich interessant zu sehen, daß nichtmal der VERSUCH für sinnvoll gehalten wird, betuchte und reiche (die ja fast alle mal studiert haben) dazu aufzurufen, für die Bildung zu spenden.
Das kann ich nur so interpretieren:
Lang lebe das staatlich erzwungene Solidarsystem. Freiwilligkeit ist nicht erwünscht

gruß
Booth
 

Lyle

Vorsteher und Richter
16. Februar 2003
777
Aber wirklich interessant zu sehen, daß nichtmal der VERSUCH für sinnvoll gehalten wird, betuchte und reiche (die ja fast alle mal studiert haben) dazu aufzurufen, für die Bildung zu spenden
Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass dieser "Vorschlag" nicht eindeutig formuliert ist. Das erste Mal schriebst Du folgendes:
Wie wäre es, wenn man Studiengebühren auch RÜCKWIRKEND für die vergangenen 6 Jahrzehnte einfordert?
Das braucht man imho nämlich auch nicht zu diskutieren. Ansonsten könnte z.B. unser Finanzminister seine Haushalt sofort sanieren in dem er eine PKW Maut einfordert und zwar ebenfalls rückwirkend für die letzten Jahrzehnte.

Wenn du später von Freiwilligkeit schreibst, dann ist das zwar wieder weiterer Überlegungen wert, hat aber mit deinem ursprünglichen Vorschlag aber nicht mehr viel zu tun.
 

Tortenhuber

Meister vom Königlichen Gewölbe
10. April 2002
1.490
heute morgen hatte jemand was an den eingang zum etechnik hörsaal bei uns geklebt:

sinngemäß schrieb:
Da der durchschnittsstudent einen großteil seines geldes für autos und handy ausgibt sehe ich eine studiengebühr von 500 € als angemessen an.

der spruch kam von irgendnem rektor. zum glück geb ich kein geld für handy oder auto aus und hab trotzdem kaum was übrig, aber huch das würde ja heißen ich hätte danach garnichts mehr. :O_O:
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Tortenhuber schrieb:
sinngemäß schrieb:
Da der durchschnittsstudent einen großteil seines geldes für autos und handy ausgibt sehe ich eine studiengebühr von 500 € als angemessen an.

der spruch kam von irgendnem rektor. zum glück geb ich kein geld für handy oder auto aus und hab trotzdem kaum was übrig, aber huch das würde ja heißen ich hätte danach garnichts mehr. :O_O:

Geht mir ähnlich:
- Student
- kein Handy
- kein Auto
- nie Geld

Aber eins hat der gute Rektor ohnehin vergessen: viele Studenten trinken teure Fruchtsäfte, essen unnötige Süßigkeiten und unterhalten teilweise sogar einen kompletten Computer - wenn die das ganze Geld stattdessen sparen würden... :roll:
 

Agarthe

Vorsteher und Richter
10. April 2002
796
hives schrieb:
Geht mir ähnlich:
- Student
- kein Handy
- kein Auto
- nie Geld

Da sind wir dann schon zu dritt.

hives schrieb:
Aber eins hat der gute Rektor ohnehin vergessen: viele Studenten trinken teure Fruchtsäfte, essen unnötige Süßigkeiten und unterhalten teilweise sogar einen kompletten Computer - wenn die das ganze Geld stattdessen sparen würden... :roll:

Jetzt fühle ich mich nahezu ertappt. Und hier noch ein Zitat von einem putzigen C4-Professor:" Bringen Sie nächste Stunde bitte alle Ihre Notebooks mit!"

Naja, zurück zum Thema...
 
B

Booth

Gast
Lyle schrieb:
Aber wirklich interessant zu sehen, daß nichtmal der VERSUCH für sinnvoll gehalten wird, betuchte und reiche (die ja fast alle mal studiert haben) dazu aufzurufen, für die Bildung zu spenden
Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass dieser "Vorschlag" nicht eindeutig formuliert ist.
Aaahhh ja - somit ist wohl für andere Menschen erst dann ein Vorschlag diskussionswürdig, wenn er bis ins kleinste Detail ausgearbeitet ist? Wozu auch selber nachdenken, und selber versuchen einen Anstoß weiterzuentwickeln, der mal eher konstruktiv ist.
Sorry - aber um es mal krass zu formulieren: Ich sehe hier im Forum, wie überall anders in Deutschland die Leute winseln, was das Zeug hält. Wenn konstruktive Vorschläge gemacht werden, kommt nur "geht nicht" oder dann im weiteren "nicht eindeutig formuliert", etc...
Die scheinbare Widerwilligkeit von vielen Menschen hierzulande zunächst mal Ideen positiv oder wenigstens neutral entgegenzunehmen, kapier ich einfach nicht.
Aber ich fasse diese Diskussion als erneute Bestätigung dafür auf.

agarthe schrieb:
Jetzt fühle ich mich nahezu ertappt. Und hier noch ein Zitat von einem putzigen C4-Professor:" Bringen Sie nächste Stunde bitte alle Ihre Notebooks mit!"
Klingt in der Tat recht arrogant. Aber ich erinnere mich an ein Studium an einer FH, wo bestimmte Taschenrechner damals praktisch bereits ab dem 1. Semester notwendig waren, um überhaupt vernünftig jenes Studium durchlaufen zu können. Diese Teile haben damals (Mitte der 90er) gut 350 DM gekostet.
Ein gut erhaltenen gebrauchten Marken-Laptop kann man zur Zeit für bereits deutlich unter 300 Euro bekommen. Auch von Firmen, und nicht via ebay.
Aber die Haltung des Profs zeugt definitiv von einer erheblichen Arroganz und einem nicht geringen Desinteresse gegenüber den finanziellen Situationen der Studenten. Ich selber habe diese Haltung auch vor allem an Unis erlebt - an der einzigen FH, die ich kennengelernt habe, waren die Dozenten sehr viel persönlicher.

gruß
Booth
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
Wenn ich euch so höre, krieg ich langsam ein echt schlechtes Gewissen, weil ich sowohl Auto, wie auch Handy und Notebook als auch (ziemlich oft) Geld habe :?
So völlig unrecht hat der gute Herr aber nicht - bei uns rennt der überwiegende Großteil der Studenten mit Notebook in der Uni rum. Wobei ich das noch in keiner Vorlesung hätte verwenden können. Ich ziehe Skripte in gedruckter Form vor, da kann man besser reinmalen.
 

Waechter

Großmeister
23. Januar 2005
77
@Booth
Bin ich falsch informiert? Ich dachte der Bachelor soll einen Master ergänzen. Oder anders formuliert. Der Bachelor ist ein erweitertes Vordiplom, welches aber in der Wirtschaft für viele Bereiche genügt, was den Vorteil böte, daß diejenigen gezielter gefördert werden können, die in die Forschung wollen, da dann weniger Studenten da wären, die diesen Master würden.

Bachlor ergänzt Master und ist erweitertes Vordiplom, da hast du vollkommen recht. Aber das war es dann auch schon. Mehr Förderung gibt es nicht. Das wäre ja dann schon wieder wie Studium auf Diplom, aber gerade das soll ja abgeschafft/eingespart werden.

Bergündet wird dies damit, daß das Diplom ein Unikum des deutschen Bildungssystems sei und ausländische Firmen damit nichts anfangen könnten. :O_O:

Der Bachlor hingegen ist ein Abschluß den es in anderen Ländern auch gibt, somit würden sich die Chancen für deutsche Studenten erhöhen! Mir ist das ganze zwar schleierhaft, wie man seine Chancen erhöht indem man eine mindere Ausbildung erhält, aber naja.... :?:

Hinzu kommt, daß der deutsche Bachlor nicht die gleichen Lehrinhalte haben soll, wie der Bachlor im Ausland. Der deutsche Lehrplan wurde auch hier zusammengestrichen.

Einem Gewinn für das Bildungssystem kann ich hierbei nicht erkennen.

Zitat:
2. Bildung von Eliteuniversitäten
Naja - wieso sollte man Überfliegern und Genies nicht besondere Möglichkeiten einräumen?

Die haben sie doch jetzt schon. Jeder kann an der Uni seine Studien intensivieren und nach dem ersten Abschluß bis zum Doktor oder Professor weiterstudieren.

Das Problem das ich bei der Bildung von Eliteuniversitäten sehe, ist daß man damit gleichzeitig Universitäten zweiter und dritter Klasse schafft.

Sind die Studiengebühren für Eliteunis dann höher? Haben nur Reiche das Recht auf gute Ausbildung und Arme müssen zur Flachbrettuni gehen?

Na - die PISA-Ergebnisse haben gerade bei der sozialen Herkunft der Studenten unserem so tollen sozialen Deutschland unter den Industrienationen einen der letzten Plätze zugewiesen. Die USA war vor uns. Und das trotz dieser dummen Methoden.
Ich halte auch nix von rein ökonomisch orientierten Konkurrenzdenken an Unis - allerdings sollten wir Deutschen ein wenig unsere Arroganz abbauen. Wir haben keinerlei Grund, soviele Stücke z.B. auf unser Bildungssystem zu halten, denn im weltweiten Vergleich isses nicht unbedingt der Hammer.

Das deutsche Bildungssystem ist auf unsere Staatsform und -ideologie ausgelegt. Die BRD ist u.a. ein Sozialstaat. Das derzeitige Bildungssystem zielt auf die breite Masse der Bevölkerung ab und gewährleistet jedem ein hohes Maß an Fach- und Allgemeinbildung. Bestenförderung ist auch hierzulande möglich.

In den USA ist das Bildungssystem auf die Förderung der Besten ausgelegt. Daß dabei mehr Genies rauskommen steht außer Frage, aber das hat den Preis, daß es auch prozentual mehr Dumpfbacken gibt als bei unserem Bildungssystem.

Und die Pisastudie? Zwar regt sich jeder über das schlechte Abschneiden der deutschen Schüler auf, aber eine tiefgreifende Analyse ist nie wirklich erfolgt.
So wurden bei der ersten Pisa-Studie einfach freiwillige Schüler genommen, mit dem Hinweis, daß sie keinen Unterricht machen müssen, wenn sie an diesem Tag die Pisa-Bögen ausfüllen. Daß sich da nicht die Besten melden ist klar.
Bei der zweiten Pisa-Studie wurden die Schüler zwar bestimmt, aber die Bögen wurden Freitags nach der letzten Unterrichtsstunde ausgeteilt und wer fertig war mit ausfüllen konnte gehen. Wo dann die Proritäten der Schüler liegen dürfte auch klar sein.
Auch wurde die Pisa-Studie nicht den Lehrplänen der einzelnen Bundesländer angepasst. Einige Themen die man in Bundesland X schon in der 7. Klasse macht, behandelt man im anderen erst in der 10. und umgekehrt.
Natürlich sagt die Pisa-Studie auch nihcts darüber aus, wie man in anderen Staaten damit verfahren ist.

Somit berufe ich mich einfach mal auf Fakten. In den USA (als Beispiel für die gezielte Bestenförderung) und in Deutschland (Bsp. für Breitenförderung) ist das Schulsystem seit mehreren Jahrzehnten unverändert. Und ich behaupte jetzt einfach mal, daß unser Kanzler in der Pisa-Studie besser abschneiden würde als G.W.Bush, der die Bestenförderung genoss und auch an einer Elite-Universität hat. :twisted:
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
Der Bachlor hingegen ist ein Abschluß den es in anderen Ländern auch gibt, somit würden sich die Chancen für deutsche Studenten erhöhen! Mir ist das ganze zwar schleierhaft, wie man seine Chancen erhöht indem man eine mindere Ausbildung erhält, aber naja....
Indem man zum Fachidioten mutiert, statts wie beim Diplom eine Breitbandausbildung zu bekommen. Überqualifizierte Leute die wissen, was sie wert sind sind halt heutzutage nicht mehr erwünscht.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
Eine Kritik an Bachelor-Studiengängen

Der Wert eines akademischen Berufes bemisst sich nicht in praktischer Verwertbarkeit.

Seit geraumer Zeit führen deutsche Hochschulen Bachelor- und Masterstudiengänge (BA/MA) ein. Die Wissenschaftsministerien versprechen sich davon nicht nur eine Harmonisierung europäischer Hochschuldiplome, sondern auch eine Entlastung der Hochschulen von Langzeitstudenten. Doch es ist zu bezweifeln, ob sich diese Hoffnungen erfüllen werden. Darüberhinaus ist die Einführung von BA- und MA- Studiengängen vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften fragwürdig.

...Für die betroffenen Fächer hat die Einführung dieser Studiengänge auch eher nachteilige Folgen. Anstatt ein breites Fundament mit spezifischer Methodenkenntnis zu vermitteln, müssen Dozenten der Geistes- und Sozialwissenschaften Module entwickeln, um das Studium praktisch verwertbar zu machen. Dass dies in Fächern, die sich mit einer Kanonisierung von Studieninhalten ohnehin schwer tun, nicht leicht fällt, braucht nicht betont zu werden.

Im Gegensatz etwa zu technischen oder betriebswirtschaftlichen Studiengängen fehlt in den sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern eine Rückkopplung über die Anforderungen einzelner Berufsfelder durch Standesorganisationen.

Gerade die Einheit der Sozialwissenschaften (und erst recht die der Geisteswissenschaften) wird durch die Vielzahl, um nicht zu sagen Beliebigkeit, von Bachelor-und Master-Abschlüssen zerstört, die sich zudem immer weiter spezialisieren: BA für International-Affairs, für Public Administration, für Public Relations etc...

http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/berufstudium/artikel/625/6619/

Aus der Stellungnahme der Juso-Hochschulgruppen für die Anhörung des Wissenschaftsausschusses des Deutschen Bundestages zur Novellierung des Hochschulrahmengesetzes am 8.12.1997

4.2.6. § 19: Bachelor- und Masterstudiengänge

Die Juso-Hochschulgruppen stehen der Einführung insbesondere von Bachelor-Studiengängen ausgesprochen kritisch gegenüber.

1. Es steht zu befürchten, daß mit der Einführung des Bachelors eine neue Selektionsstufe in das deutsche Hochschulsystem eingeführt wird: Der Bachelor als entwissenschaftlichter Kurzstudiengang für die "Masse" (die Bundesregierung geht in ihrer Begründung davon aus, daß in Zukunft "ein erheblicher Teil der Studierenden" nach Erlangung des Bachelorgrades die Hochschule verlassen werde) und weitergehende wissenschaftliche Studien nur für eine kleine, wie auch immer geartete "Elite". Damit wäre in der Konsequenz auch die heute noch oft beschworene Einheit von Forschung und Lehre endgültig aufgehoben. Vor allem bedeutete dies aber den unwiderruflichen Abschied von der Vorstellung, akademische Bildung müsse zumindest potentiell einem möglichst großen Anteil eines Abiturjahrganges offenstehen. Entsprechend schwieriger wird sich der Übergang zu dem gestalten, was allerorten "Wissensgesellschaft" genannt wird...

refrat.hu-berlin

in diesem zusammenhang sehr interessant, gerade was die sozial- und geisteswissenschaften angeht:

In seinem Artikel „Universitäten im Wettbewerb – auf dem Weg zur Uni-GesmbH“ analysiert Reinhard Folk den Prozeß der neuen Hochschulreform (R. Folk 2001): „In Europa sind Universitäten noch zur überwiegenden Mehrzahl staatliche Einrichtungen und... aufgrund ihrer historischen Entwicklung – Stichwort Humboldt´sche Universität – unter die Verantwortung des Staates gestellt. Der Staat sah es bisher als eine seiner wesentlichen Aufgaben an, Forschung und Lehre an den Universitäten zu finanzieren und die Freiheit bei der Ausübung der Forschungs- und Lehrtätigkeit zu sicher. Das soll sich nun ändern.

Der Staat zieht sich allgemein aus vielen Bereichen, die bisher als seine Aufgabe gesehen wurden, zurück... Insbesondere im großen Bereich der kulturellen Aufgaben des Staates, und der – bisher kommerziellen Überlegungen nicht unterworfenen – Bereiche, ist man im Sinne des neoliberalen Zeitgeistes dabei, kulturelle Qualität zugunsten kommerzieller Interessen zu opfern.

Darunter fallen auch die Bestrebungen, die Universitäten zu kommerzialisieren. Bildung und Forschung werden zur Ware, die auf Märkten angeboten ihren Preis hat. Universitäten werden als Unternehmen am Bildungs- und Forschungsmarkt gesehen, die im Wettbewerb stehen und global agieren sollen“ (a.a.O., S. 13).

...Erhöhung der Autonomie, Vollrechtsfähigkeit und Ausgliederung bedeuten „Handeln nach unternehmerischen Grundsätzen“, es geht um Rückzug des Staates, die „Reduzierung staatlicher Budgetierung durch Kommerzialisierung der Lehre und Forschung und die Steuerung der Universität über externe Räte, Leistungsverträge und interne Leistungsvereinbarungen“. Um die Universitäten „geschäftsfähig“ zu machen (S. Höllinger am 24.4.2001 in Innsbruck), wird sie autokratisch geführt. Dadurch wird eine „Amerikanisierung der Universitäten“ eingeleitet und die Abhängigkeit vom Staat durch eine Abhängigkeit von wirtschaftlichen Kräften, „die die Ziele der Universität über Aufsichtsräte bestimmen“, ausgetauscht (Folk, ebenda).

Analysiert man die Charakteristika der neuen Struktur, wie sie die erweiterte Autonomie vorsieht, dann sieht man, dass sie sich nicht an den Erfordernissen der Wissenschaft, sondern der Wirtschaft orientiert. Die Universität soll wie eine Art Aktiengesellschaft sein: Den Vorstand bilden die Rektoren, den Aufsichtsrat der vorwiegend mit Externen besetzte Universitätsrat, der Senat verliert seine Befugnisse. Der Staatseinfluß fällt nicht weg, sondern erfolgt durch mehr Steuerung im Sinne eines Anreizsystems. Dazu passt keine inneruniversitäre Demokratie. Sie wird ersatzlos gestrichen. Schließlich werden Unternehmen ja auch nicht demokratisch geführt. Ein weiteres Steuerungsinstrument ist der Markt: „Das Bildungssystem wird in die Freiheit entlassen“ (Roman Herzog am 5.11.1997 in Berlin, zit. nach M. Kotulla 2001, S. 24).

Die Universitäten werden „auf den Markt geworfen, wodurch neue Abhängigkeiten nach außen entstehen und das Ende der
Freiheit von Forschung und Lehre droht. Autonomie heißt dann nur mehr, mit Budgetkürzungen fertig zu werden und Wissenschaftler nach dem Prinzip des ’hire and fire’ behandeln zu dürfen (G. Fitz bei „Bildung am Scheideweg“, Podiumsdiskussion 4.4.2001, Innsbruck). Auf diese Weise würden Bereiche, die außerhalb des Marktes waren, in diesen hineingeholt, für Investitionszwecke zugerichtet und investiert wird dann selbstverständlich nur dort, wo Gewinne zu erwarten sind, also z.B. nicht in die geisteswissenschaftlichen Fächer und auch nicht in Forschungsprojekte, die sich mit BSE, Gentechnik und Kernenergie oder auch Frauenforschung beschäftigen...

"Vison impossible?
Hochschule und Sozialutopie, Hochschulreform als neoliberaler "Putsch"?
 

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