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Industrie und Genforschung

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Geheimer Meister
24. Juni 2003
487
Ich habe gerade im Dritten eine sehr interessante Dokumentation über Genforschung und ihre Gefahren gesehen. Unter anderem ging es darum, dass vor allem die Industrie die Genforschung fördert und versucht Kapital daraus zu schlagen.
Ein (unabhängiger) deutscher Genforscher, der nicht im Auftrag irgendeines Konzerns forscht, sagte dazu, dass das Problem der Genforschung unserer Zeit sei, dass mind. 95% der Genforscher für private Unternehmen arbeiten und nur der kleiner Rest eben unabhängig sei.
Daraus ergeben sich dann ja auch entsprechende Ergebnisse, sowie Verharmlosungen und Unaufgeklärtheiten.

Ich habe den Bericht jedenfalls mit Interesse verfolgt und er hat mich auch dazu bewegt, diesen Thread hier zu verfassen. Was sagt ihr dazu? Hat die Doku noch jemand gesehen? Ich habe übrigens vor kurzer Zeit auch auf einem der öffentlich-rechtlichen eine ähnliche Doku gesehen.

Z
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Die Doku habe ich zwar nicht gesehen, aber was du dem unabhängigen Forscher zuschreibst, kann ich nur unterstreichen. Allein schon in der "Grünen Gentechnik" folgt ein Skandal dem nächsten - nur werden die Fälle kaum in den großen Medien aufgegriffen, weshalb es kaum jemand mitbekommt. Viele Staaten lassen die Konzerne gewähren und erlauben GMOs, auch wenn es konkrete Warnungen vor einzelnen Sorten gibt. "Sogar" die EU, die ja als sehr "vorsichtig" gilt, erlaubte etwa MON 863 (zunächst als Futtermittel, ab September viellkeicht auch als Lebensmittel), zu dem es problematische Studien gibt, ohne auf Warnungen zu hören oder gar weitere Studien anzuordnen...
Der von den Konzernen angestrebte Monopolismus, die schlechte Informationslage samt Angst von Wählern und Politikern vor wirtschaftlichen Nachteilen, das Erteilen von Patenten auf Leben und vor allem das weitgehende Ausbleiben einer kritischen Berichterstattung sind keine allzu optimistisch stimmende Mischung, wenn sich nicht bald eine internationale politische Allianz der Verantwortlichkeit bildet, die mit ihren Entscheidungen den multinationalen Konzernen entschieden entgegentritt. Die Probleme im Kontext der Gentechnik sind jedenfalls langfristig nicht national zu lösen...


Vielleicht interessieren dich ein paar Links:

Neue Erkenntnisse von der Gentechnikfront

Syngentas Verwechslungen und andere Gefahren

Ferner auch:

Von der Erbpflege zur genetischen Beratung - Bioethik und Eugenik im Wandel der Zeit

Monsanto lässt sich das Schwein patentieren


mfg
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Wie soll sich denn eine internationale politische Allianz dagegen bilden? Patente und Monopole sind doch ein Mittel der Politik. Es hat noch ein Unternehmen es fertiggebracht, sich selber ein Patent zu erteilen, das können nur die Machthaber, die eine breite, internationale politische Allianz zur Erteilung und Anerkennung von Patenten und Monopolen gebildet haben. Von der etablierten Politik haben wir nichts zu erwarten.
 

Z

Geheimer Meister
24. Juni 2003
487
Ein_Liberaler schrieb:
Wie soll sich denn eine internationale politische Allianz dagegen bilden? Patente und Monopole sind doch ein Mittel der Politik. Es hat noch ein Unternehmen es fertiggebracht, sich selber ein Patent zu erteilen, das können nur die Machthaber, die eine breite, internationale politische Allianz zur Erteilung und Anerkennung von Patenten und Monopolen gebildet haben. Von der etablierten Politik haben wir nichts zu erwarten.

Du meinst also, dass die Politiker teilweise selbst mitdrin stecken oder sogar die in einer Art und Weise für diese Entwicklung verantwortlich sind? Oder wie soll ich deinen Beitrag verstehen?
Meiner Meinung nach ist es eine Folge/Nebenerscheinung der freien Marktwirtschaft, ob nun gewollt oder ungewollt. Die Forscher und Wissenschaftler werden eben (gut) von der Industrie bezahlt, dafür bleibt bleibt dann wohl die gewisse "Neutralität" und Ungebundenheit auf der Strecke.

Z
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
@ Ein_Liberaler:
Deinen offenkundigen Glauben, dass sich alles ohne demokratische Einflussnahme so viel besser entwickeln würde, kann ich nicht teilen.

Aber zumindest was Patente angeht, kann ich dir einmal weitgehend zustimmen, denn was patentiert werden kann, hängt von konkreten politischen Entscheidungen ab (um Monopole zu verhindern, ist wiederum ein starker demokratischer Staat m.E. ganz praktisch).

Wenn man jedoch den Staat weiter schwächt, weil die momentanen Volksvertreter zu patent- und monopolfreundlich sind, gibt es bald keinerlei Möglichkeiten mehr, demokratisch Einfluss zu nehmen. Und wenn es in diesem Kontext keine politischen Entscheidungsprozesse mehr geben würde, über deren Ergebnisse man sich beschweren kann, wäre jetzt schon um einiges mehr "erlaubt", und überdies nicht einmal kennzeichnungspflichtig. Lecker.

Spätestens nach den ersten großen Skandalen, bei denen direkt Menschen zu Schaden kommen, werden sich wahrscheinlich wieder einige Parteien von manchen Vorhaben und Konzernen politisch emanzipieren. Momentan verlässt man sich auf konzernfreundliche Institue, statt auf Kritik zu hören - dies ist jedoch auch in vielen anderen politischen Bereichen in ähnlicher Weise der Fall, ohne dass ich deshalb gleich die komplette Demokratie abschaffen will...

Trotz einiger libertärer und anarchistischer Ideen bin ich ein überzeugter Demokrat, und gehe davon aus, dass viele konkrete Gegebenheiten des demokratischen Prozesses, der Entscheidungsfindung und der Information nicht selbstverständlich sind, sondern sich ändern können, wenn durch bestimmte Vorfälle und/oder Entwicklungen bisherige Machtkonstellationen geschwächt werden.
(Wie jedoch auch die Demokratie als solche keine Selbstverständlichkeit ist... Wenn wir bei einem Kapitalanarchismus angelangt sind, wirst vielleicht sogar du die ein oder andere demokratische Institution vermissen ; )

Momentan herrscht jedenfalls in der Politik (und auch in der Forschung) ein gnadenloser Kapital- und Konzernopportunismus. Public-private-partnerships (und damit sind an dieser Stelle nicht nur konkrete Aktionen gemeint) sind jedoch keine Notwendigkeit.
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Z schrieb:
Du meinst also, dass die Politiker teilweise selbst mitdrin stecken oder sogar die in einer Art und Weise für diese Entwicklung verantwortlich sind?

Natürlich. Ein Patent ist ein Verbot für alle potentiellen Mitbewerber, die eventuell bessere oder billigere Angebote machen würden, in den Markt einzutreten. Durchsetzen kann das nur ein Machthaber, keine Privatfirma. Das hat in Europa uralte Traditionen, die direkt auf königliche Monopole zurückgehen.

Meiner Meinung nach ist es eine Folge/Nebenerscheinung der freien Marktwirtschaft, ob nun gewollt oder ungewollt.

In einer freien Marktwirtschaft gäbe es keine Patente. Der Staat würde gegen Unternehmen vorgehen, die ihre Konkurrenz behindern, statt ihnen noch dabei zu helfen. Was uns als Marktwirtschaft verkauft wird, ist keine.

Deinen offenkundigen Glauben, dass sich alles ohne demokratische Einflussnahme so viel besser entwickeln würde, kann ich nicht teilen.

Demokratische Entscheidungen verstoßen meiner Beobachtung nach häufig gegen Recht und Moral, Treu und Glaube. Wir brauchen einen starken Rechtsstaat, der die Handlungsfreiheit der Demokratie beschränkt, sonst stiftet sie mehr Schaden als Nutzen. Laß mal das Volk über Patente abstimmen. Wenn man ihm das richtig verkauft (Unser einziger Rohstoff sind unsere Gehirne, wir dürfen uns nicht unsere Ideen stehlen lassen, und was dergleichen Platitüden mehr sind.), dann stimmt es noch für Laufzeitverlängerung.

Aber zumindest was Patente angeht, kann ich dir einmal weitgehend zustimmen, denn was patentiert werden kann, hängt von konkreten politischen Entscheidungen ab (um Monopole zu verhindern, ist wiederum ein starker demokratischer Staat m.E. ganz praktisch).

Saatgutpatente sind ja nun auch besonders pervers. Aber warum Monopole erst schaffen, mittels Patenten, und dann wieder verhindern? Wie denn eigentlich verhindern? Es geschieht ja nicht... Auf einem wirklich freien Markt würde sofort ein Mitbewerber auftauchen, sobald jemand Monopolgewinne einfährt. Wenn keiner auftaucht, ist das ein Zeichen dafür, daß man offenbar doch nicht billiger produzieren kann...

Und wenn es in diesem Kontext keine politischen Entscheidungsprozesse mehr geben würde, über deren Ergebnisse man sich beschweren kann, wäre jetzt schon um einiges mehr "erlaubt", und überdies nicht einmal kennzeichnungspflichtig. Lecker.

Ich bin ja für Kennzeichnungspflichten. Und für Schadensersatz, wenn ein nichtgentechnischer Acker gentechnisch "verseucht" wird, da widerspreche ich der CDU/FDP absolut. Du wirst Dich wundern, es gibt sogar Libertäre, die sind für grundsätzliche volle persönliche Haftung der Unternehmer und lehnen GmbHs strikt ab...


Momentan herrscht jedenfalls in der Politik (und auch in der Forschung) ein gnadenloser Kapital- und Konzernopportunismus.

Wenn es nur eine griffige Bezeichnung dieses unser System gäbe.


Public-private-partnerships (und damit sind an dieser Stelle nicht nur konkrete Aktionen gemeint) sind jedoch keine Notwendigkeit.

Sie sollten unter allen Umständen vermieden werden.
 

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Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Ein_Liberaler schrieb:
Wir brauchen einen starken Rechtsstaat, der die Handlungsfreiheit der Demokratie beschränkt, sonst stiftet sie mehr Schaden als Nutzen. Laß mal das Volk über Patente abstimmen. Wenn man ihm das richtig verkauft (Unser einziger Rohstoff sind unsere Gehirne, wir dürfen uns nicht unsere Ideen stehlen lassen, und was dergleichen Platitüden mehr sind.), dann stimmt es noch für Laufzeitverlängerung.

Was jedoch nicht zuletzt der medialen Vorbereitung zuzuschreiben ist. Bei einer Mediensituation ohne Monopole und wirtschaftlichen Einfluss sowie einem Bildungssystem mit anderen Prioritäten würde das alles vielleicht anders aussehen. Einen starken Rechtsstaat (mit humanistisch-humanitären Grundsätzen) sehe ich jedoch auch als Notwendigkeit, da eine vollkommen freischwebende Demokratie unter den gegenwärtigen Umständen eben viel zu anfällig für mediale Manipulationen und extreme Entwicklungen wäre.


Saatgutpatente sind ja nun auch besonders pervers.
Patente auf Leben sind grundsätzlich besonders pervers.

Aber warum Monopole erst schaffen, mittels Patenten, und dann wieder verhindern? Wie denn eigentlich verhindern? Es geschieht ja nicht...
Naja, Monopole werden ja nicht nur durch Patente geschaffen. Verhindern könnte man sie jedenfalls schon, und wenn es nicht gemacht wird, sollte man m.E. genau da ansetzen...


Auf einem wirklich freien Markt würde sofort ein Mitbewerber auftauchen, sobald jemand Monopolgewinne einfährt. Wenn keiner auftaucht, ist das ein Zeichen dafür, daß man offenbar doch nicht billiger produzieren kann...

Und der Monopolist könnte den Mitbewerber problemlos kaufen oder mit ihm zusammenarbeiten.
Da ohnehin alles Spekulation bleibt: für wie wahrscheinlich hältst du denn, dass in den nächsten Jahrzehnten Patente abgeschafft werden?

Und was sagen die Kollegen von der FDP eigentlich zu solchen Ideen?


Ich bin ja für Kennzeichnungspflichten.
...die ausschließlich von nicht-staatlichen, privat finanzierten Organisationen überprüft und umgesetzt werden sollen? ;)


Und für Schadensersatz, wenn ein nichtgentechnischer Acker gentechnisch "verseucht" wird, da widerspreche ich der CDU/FDP absolut. Du wirst Dich wundern, es gibt sogar Libertäre, die sind für grundsätzliche volle persönliche Haftung der Unternehmer und lehnen GmbHs strikt ab...
Auch hier: für wie wahrscheinlich hältst du denn, dass sich solche Ansichten gegen den Mainstream der Wirtschaftsliberalisten durchsetzen werden?
 

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