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was wäre wenn... Erbkrankheiten?

Ellinaelea

Geheimer Meister
7. März 2005
494
wie ihr ja vielleicht schon an anderen meiner Threads bemerkt habt, entwerfe ich in meinem Kopf gern alternative oder zukünftige Möglichkeiten. Hier kommt wieder eine. Nur dass dieses Mal der Ansatz eigentlich schon vorhanden ist.
Vorausschicken muss ich in dem Fall, dass ich keinerlei medizinische oder biologische Fachbildung habe.

Gehen wir mal ein paar Jahrhunderte in die Zukunft voraus und nehmen wir als gegeben hin, dass man sämtliche bekannten Erbkrankheiten bereits im Frühstadium eines Fötus mit 99-100%iger Sicherheit diagnostizieren kann.
Es gibt schon heutzutage Menschen, die der festen Überzeugung ist, dass unsere Spezies moralisch dazu verpflichtet ist, den Genpol "gesund" zu halten. Nehmen wir also weiterhin an, das alle bekannten Erbkrankheiten durch Abtreibung und/oder Sterilisation der Verbreiter ausgerottet werden/wurden.
Dazu stellen sich mir folgende Fragen, die ich nicht schlüssig beantworten kann. Darum möchte ich euch um eure Meinungen bitten.

1.
wo könnte/müsste/sollte man dann überhaupt noch die Grenzen setzen? Wer sagt, was schlimme und was harmlose Krankheiten sind? Wo fängt es an und wo hört es auf? Anhanden von was, könnte das wer bestimmen?

2.
Wenn man – wie in meinem Szenario – alle bekannten Erbkrankheiten sicher im Fötusfrühstadium schon diagnostizieren kann, schliesst das ja nicht aus, dass sich weiterhin genetische Veränderungen entwickeln. Und wer könnte im Anfangsstadium sicher sagen, ob das wieder eine Krankheit ist oder eher eine sinnvolle Mutation für die Spezies?

3.
ist es nicht möglich, dass wir im gesetzten Fall mit den Krankheiten auch die Flexibilität unserer Mutationsfähgikeit massiv reduzieren und so der Spezies – auch rein biologisch betrachtet – langfristig mehr schaden als nützen?

4.
wie wichtig sind solche Krankheiten für die moralische Entwicklung der Spezies? Nicht nur in Bezug auf Mitgefühl, Pflege, Toleranz u.ä. Ich denke dabei auch daran, dass ich selbst einige Erben von solchen Krankheiten kenne und diese (in meinen Augen) sehr wertvolle Menschen sind.


Bitte daran denken! Das ist nur der Entwurf einer Idee, keine Meinung oder so. Ich hoffe, dass ich nach reger Beteiligung an dem Thema nachher einen besseren Durchblick habe.
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
Ellinaelea schrieb:
Gehen wir mal ein paar Jahrhunderte in die Zukunft voraus und nehmen wir als gegeben hin, dass man sämtliche bekannten Erbkrankheiten bereits im Frühstadium eines Fötus mit 99-100%iger Sicherheit diagnostizieren kann.
Es gibt schon heutzutage Menschen, die der festen Überzeugung ist, dass unsere Spezies moralisch dazu verpflichtet ist, den Genpol "gesund" zu halten. Nehmen wir also weiterhin an, das alle bekannten Erbkrankheiten durch Abtreibung und/oder Sterilisation der Verbreiter ausgerottet werden/wurden.
Dazu stellen sich mir folgende Fragen, die ich nicht schlüssig beantworten kann. Darum möchte ich euch um eure Meinungen bitten.

1.
wo könnte/müsste/sollte man dann überhaupt noch die Grenzen setzen? Wer sagt, was schlimme und was harmlose Krankheiten sind? Wo fängt es an und wo hört es auf? Anhanden von was, könnte das wer bestimmen?
Garnicht. Die Grenze bleibt dann wohl den Eltern überlassen, ob sie sich in der Lage sehen, ein krankes Kind aufzuziehen, bzw. es fertig bringen, ein nicht perfektes Kind abzutreiben. Wobei bei nicht wenigen Krankheiten noch der Witz ist, ob sie bei heterozygoten Genotypen überhaupt ausbricht.
2.
Wenn man ? wie in meinem Szenario ? alle bekannten Erbkrankheiten sicher im Fötusfrühstadium schon diagnostizieren kann, schliesst das ja nicht aus, dass sich weiterhin genetische Veränderungen entwickeln. Und wer könnte im Anfangsstadium sicher sagen, ob das wieder eine Krankheit ist oder eher eine sinnvolle Mutation für die Spezies?
Ob Mutationen positiv oder negativ oder sich überhaupt bemerkbar machen, weiß natürlich vorher niemand. Allerdings brauchst du eine gewissen bandbreite im Genpool um überhaupt eine stabile Population erhalten zu können. Wer weiß, on scheinbar negative Merkmale nicht plötzlich überlebenswichtig werden (Standardbeispiel Sichelzellanämie).
3.
ist es nicht möglich, dass wir im gesetzten Fall mit den Krankheiten auch die Flexibilität unserer Mutationsfähgikeit massiv reduzieren und so der Spezies ? auch rein biologisch betrachtet ? langfristig mehr schaden als nützen?
Populationstechnisch betrachtet, siehe oben. Wer/was definiert Krankheit?
4.
wie wichtig sind solche Krankheiten für die moralische Entwicklung der Spezies? Nicht nur in Bezug auf Mitgefühl, Pflege, Toleranz u.ä. Ich denke dabei auch daran, dass ich selbst einige Erben von solchen Krankheiten kenne und diese (in meinen Augen) sehr wertvolle Menschen sind.
Es wird auch ohne Erbkrankheiten noch ausreichend Fehl/missbildungen geben. Oder willst du auf den perfekten Fetus raus? Den gibts natürlich nicht.
 

Sina

Großmeister
10. Januar 2005
55
Hallo Elea,

zu diesem Thema gehört nicht nur die Diskussion bezüglich der Ausrottung von Erbkrankheiten im Frühstadium des Fötus, sondern auch die "Kreation" von Designer-Babies. In der Presse wurde berichtet, dass es bereits möglich ist, durch Genmanipulation das Geschlecht, die Augenfarbe, Haarfarbe usw. zu bestimmen.

Grenzen zu setzen wird sehr schwierig, wenn nicht unmöglich werden. Von außen betrachtet, werden sich die meinsten Menschen gegen die "Züchtung" einer perfekten Spezies aussprechen. Doch sobald man persönlich in eine Situation involviert ist, sieht die Sache schon anders aus. Wer sollte Paaren, bei denen Erbkrankheiten vorliegen, erklären, dass aus moralischen Gründen die Möglichkeiten nach dem Stand der Wissenschaft nicht ausgenutzt werden können.

Es ist zu befürchten, dass mit der Zeit die Hemmschwelle immer weiter sinkt - und die Vergangenheit hat auch gezeigt, dass Wissenschaftler ihre Errungenschaften auch anwenden möchten. :!:

Von der Verhinderung von Erbkrankheiten, z. B. durch die Manipulation der befruchteten Eizelle, bis zum Designer-Kind mit hohem IQ und angepaßt an die Schönheitsideale der Zeit, ist es nur ein kleiner Schritt.

Die Auswirkungen auf das Zusammenleben der Menschen wären nicht auszudenken. 8O

Gruß Sina
 

Anhai

Geselle
9. März 2005
34
1.
wo könnte/müsste/sollte man dann überhaupt noch die Grenzen setzen? Wer sagt, was schlimme und was harmlose Krankheiten sind? Wo fängt es an und wo hört es auf? Anhanden von was, könnte das wer bestimmen?

Die Eltern. Diese müssen die evtl. kranken Kinder aufziehen oder sich entscheiden sie eben nicht aufzuziehen. Niemand sonst kann das entscheiden.

2.
Wenn man – wie in meinem Szenario – alle bekannten Erbkrankheiten sicher im Fötusfrühstadium schon diagnostizieren kann, schliesst das ja nicht aus, dass sich weiterhin genetische Veränderungen entwickeln. Und wer könnte im Anfangsstadium sicher sagen, ob das wieder eine Krankheit ist oder eher eine sinnvolle Mutation für die Spezies?

Wie du selbst schreibst, kann man nur bekannte Krankheiten sicher diagnostizieren, das trifft also nicht auf neue Mutationen zu. Die müssen auch sicherlich in der Zukunft erst mal auftreten, bevor man sie bemerkt.

3.
ist es nicht möglich, dass wir im gesetzten Fall mit den Krankheiten auch die Flexibilität unserer Mutationsfähgikeit massiv reduzieren und so der Spezies – auch rein biologisch betrachtet – langfristig mehr schaden als nützen?

Nette Theorie, aber wen willst du denn dazu verpflichten kranke oder behinderte Kinder zu bekommen, wenn man es ausschließen kann. Jeder will das Beste für seine Kinder und niemand wird an "die Menschheit" und irgend einen abstrakten Vorteil denken der daraus resultiert genetischen Abweichung für die Nachwelt zu erhalten. Jeder möchte gesunde Kinder haben.

4.
wie wichtig sind solche Krankheiten für die moralische Entwicklung der Spezies? Nicht nur in Bezug auf Mitgefühl, Pflege, Toleranz u.ä. Ich denke dabei auch daran, dass ich selbst einige Erben von solchen Krankheiten kenne und diese (in meinen Augen) sehr wertvolle Menschen sind.

Es wird immer genug kranke, gebrechliche oder behinderte Menschen geben, auch wenn man alle Erbkrankheiten vernichten würde. Unfälle, Zivilisationskrankheiten, Krankheiten und Behinderungen die durch Umweltgifte, Strahlungen usw. ausgelöst werden, Komplikationen bei der Geburt usw.

Soviel zu den Fragen. Jetzt noch ein paar andere Gedanken von mir zu dem Thema: Die Natur (oder für die, die an so was glauben meinetwegen auch "Gott") ist durchaus in der Lage dem Menschen und seinem ach so überlegenen Intellekt eine gewisse Demut zu erhalten. Will meinen, es wird immer eine neue Krankheit geben, der wir nichts entgegenzusetzen haben und wenn es doch irgendwann gelingt, wird es wieder eine neue geben usw.

Selbst wenn es diese Diagnosemethoden für alles erdenkliche geben würde, wird es immer Menschen geben, die sie nicht anwenden. Selbst wenn irgendwann der Kostenfaktor keine Rolle mehr spielen würde und selbst in den letzten Winkeln der 3. Welt jeder diese Möglichkeit hätte (was vermutlich nie der Fall sein wird) werden es trotzdem viele nicht nutzen. Auch hier und heute werde ja Diagnosemethoden wie z. B. Fruchtwasseruntersuchungen verhältnismäßig wenig genutzt. Es wird sicher immer Eltern geben, die sich ganz bewusst gegen vorgeburtliche Diagnostik entscheiden. Von denen die es schlicht aus Ignoranz tun ganz zu schweigen.
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.090
Ellinaelea schrieb:
Gehen wir mal ein paar Jahrhunderte in die Zukunft voraus und nehmen wir als gegeben hin, dass man sämtliche bekannten Erbkrankheiten bereits im Frühstadium eines Fötus mit 99-100%iger Sicherheit diagnostizieren kann.

Da muß man sich erst einmal fragen: Was ist überhaupt eine Erbkrankheit ?
Es gibt einen verhältnismäßig neuen Zweig der Medizin, die sogenannte evolutionäre Medizin. Vertreter dieser Fachrichtung, durchweg kritische Wissenschaftler, zweifeln an einfachen Aussagen der Genetiker betreffend "defekten Genen" und warnen vor zu einfachen Schlußfolgerungen. Ihrer Meinung nach sind die Nachteile, die durch diese Defekte verbunden sind, in einem komplexen System auch mit biologischen Vorteilen verbunden.
Denn aus welchem Grund sollten sich diese "genetischen Defekte" über so viele Generationen der Menschheitsentwicklung erhalten haben, wenn sie nur Nachteile hätten ?

Ellinaelea schrieb:
Es gibt schon heutzutage Menschen, die der festen Überzeugung ist, dass unsere Spezies moralisch dazu verpflichtet ist, den Genpol "gesund" zu halten. Nehmen wir also weiterhin an, das alle bekannten Erbkrankheiten durch Abtreibung und/oder Sterilisation der Verbreiter ausgerottet werden/wurden.

Die gibt's nicht nur heutzutage, sondern seit mehr als 100 Jahren.
Und wohin uns eine solche Moral geführt hat, das wissen wir alle.

Wieder stellt sich zunächst erst mal die Frage nach der Definition einer "Erbkrankheit". Und dem Beweis. Das ist nämlich alles andere als immer eindeutig.
Zwar lassen sich manchmal Häufungen in Familien beobachten, aber das muß nicht heißen, daß es sich zwingend um eine genetische Ursache handelt. Bei manchen Krankheiten wird die angebliche genetische Ursache als Übertragung der Mutter auf das Kind durch bisher unbekannte Viren und Übertragunsgwege immerhin diskutiert.
Anderen Krankheiten hat man eine Vererbung früher bescheinigt, heute gilt sie jedoch als widerlegt (z.B. Epilepsie).
 

Tino

Geheimer Meister
26. November 2004
349
Hallo allerseits,

die o.g. Fragen gehen davon aus, das Erbkrankheiten monokausal seien. Erstens sind das viele nicht und wir wissen auch nicht, inwieweit diese Gene in Wechselwirkung mit anderen stehen; zweitens gibt es genetische Dispositionen, die das Risiko zu erkranken erhöhen, aber nicht zur Gewissheit erheben (z.B. Brustkrebs, etc.).

Unsere Gene werden uns nicht (auch nicht durch genetisches Desgin) zu besseren oder intelligenteren Menschen machen. Die Gene mögen uns bestimmte IQ-Höhen ermöglichen, aber ob wir sie erreichen steht auf einem anderen Blatt (siehe Bildungsdiskussion). Haar- oder Augenfarbe mögen ja manche ganz nett finden, aber den meisten ("intelligenten" :) ) wird es egal sein.

Abgesehen davon, bezweifele ich, ob eine Gesellschaft durch Selektion besser wird. Ich glaube, eine Gesellschaft gewinnt durch Integration. Die von der Gendebatte in Aussicht gestellten Visionen, träumen den alten Traum vom besseren Menschen durch bessere Technik. Und das ist, was es schon immer war, ein Traum.

Gruß Tino
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Ich denke dabei auch daran, dass ich selbst einige Erben von solchen Krankheiten kenne und diese (in meinen Augen) sehr wertvolle Menschen sind.

Das ist in meinen Augen ein sehr gefährlicher Gedanke. Ich lehne es ab, Menschen einen Wert zuzumessen. Ein Mensch gehört nach meiner Überzeugung ausschließlich sich selbst, und welchen Wert ihm andere zugestehen, ist gänzlich unerheblich.
 

Sina

Großmeister
10. Januar 2005
55
Elea hat geschrieben:
Ich denke dabei auch daran, dass ich selbst einige Erben von solchen Krankheiten kenne und diese (in meinen Augen) sehr wertvolle Menschen sind.

Es ist gar keine Frage, dass behinderte Menschen zu unserer Gesellschaft gehören und diese auch bereichern.

Sollte jedoch die Medizin einmal in der Lage sein, körperliche und geistige "Defekte" am Fötus oder durch den Austausch von Genen vermeiden zu können, wird es unmöglich sein, Ärzte, Wissenschaftler und nicht zuletzt die Eltern davon abzuhalten, diese Möglichkeit auch voll auszuschöpfen.

Wie Tino, bezweifel auch ich, dass die Menschheit durch Selektion besser wird. Und ich hoffe sehr, dass die von der Gen-Debatte in Aussicht gestellten Visionen ein Traum bleiben werden, weil eine Zukunft mit perfekt "gezüchteten" Menschen nicht erstrebenswert ist.

Gruß Sina
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Das habe nicht ich geschrieben, sondern Ellinaelea. Übrigens glaube ich nicht, daß Behinderte die Menschheit bereichern. Oder, präziser, jedenfalls nicht durch ihre Behinderung.
 

Ellinaelea

Geheimer Meister
7. März 2005
494
...

Ein_Liberaler schrieb:
Ich lehne es ab, Menschen einen Wert zuzumessen. Ein Mensch gehört nach meiner Überzeugung ausschließlich sich selbst, und welchen Wert ihm andere zugestehen, ist gänzlich unerheblich.
Ich bin mir absolut sicher, dass auch du den Menschen Wert zumisst. Es können ja nicht alle gleichzeitig deine Freunde oder Feinde sein. Du wertest nach Sympathie und Antipathie, wie jeder von uns. Ich kann mir niemanden vorstellen, der anderen Menschen völlig wertungsfrei begegnet.

Ein_Liberaler schrieb:
Übrigens glaube ich nicht, daß Behinderte die Menschheit bereichern. Oder, präziser, jedenfalls nicht durch ihre Behinderung.
Aber ich glaube das. Wieviele kennst du denn? Es müssen ja nicht unbedingt Erbkrankheiten sein. Aber Menschen, die gelernt haben, mit schweren Schicksalen umzugehen, entwickeln oft eine grosse innere Ruhe und Sicherheit, die sie anderen Menschen in Lebenskrisen vermitteln können.

Ich hab einer meiner behinderten Freundinnen deinen Einwand gezeigt. Ihre Antwort:
"Aber durch den Umgsang mit ihrer Behinderung sehr wohl .... Toleranz ist da angesagt und zwar gelebte und ned geplapperte. Man kann durch Probleme wachsen. Man kann eine Behinderung als Herausforderung sehen und darüber hinaus wachsen und dann aus dieser Stärke heraus anderen helfen. Das sehe ich alls sinnvolle Bereicherung für die Menschheit."


Und noch eins: Wenn du behauptest, dass Behinderte die Menschheit nicht bereichern, ist das dann nicht als Wertung zu verstehen? Du wiedersprichst dir selbst *kopf schüttel*
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Re: ...

Ellinaelea schrieb:
Ich bin mir absolut sicher, dass auch du den Menschen Wert zumisst. Es können ja nicht alle gleichzeitig deine Freunde oder Feinde sein. Du wertest nach Sympathie und Antipathie, wie jeder von uns. Ich kann mir niemanden vorstellen, der anderen Menschen völlig wertungsfrei begegnet.

Zu lieben und zu hassen ist fü mich nicht dasselbe, wie einem Menschen einen bestimmten Wert zuzumessen.

Ein_Liberaler schrieb:
Übrigens glaube ich nicht, daß Behinderte die Menschheit bereichern. Oder, präziser, jedenfalls nicht durch ihre Behinderung.
Aber ich glaube das. Wieviele kennst du denn? Es müssen ja nicht unbedingt Erbkrankheiten sein. Aber Menschen, die gelernt haben, mit schweren Schicksalen umzugehen, entwickeln oft eine grosse innere Ruhe und Sicherheit, die sie anderen Menschen in Lebenskrisen vermitteln können.

Das sehe ich ein. Das ist aber nicht automatisch so.

"Aber durch den Umgsang mit ihrer Behinderung sehr wohl .... Toleranz ist da angesagt und zwar gelebte und ned geplapperte.

Was hat das mit Toleranz zu tun?

Man kann durch Probleme wachsen. Man kann eine Behinderung als Herausforderung sehen und darüber hinaus wachsen und dann aus dieser Stärke heraus anderen helfen. Das sehe ich alls sinnvolle Bereicherung für die Menschheit."

Wie gesagt, nicht jeder kann das. Wenn jemand das kann, wunderbar. Vielleicht müßte derjenige aber auch gar nicht behindert sein, um als gefestigter Charakter anderen zu helfen.

Und noch eins: Wenn du behauptest, dass Behinderte die Menschheit nicht bereichern, ist das dann nicht als Wertung zu verstehen? Du wiedersprichst dir selbst *kopf schüttel*

Das glaube ich nicht. Ich glaube, daß der Wert eines Menschen nicht von seinem Nutzwert abhängt. Ich fände es frivol, den einen Menschen für wertvoller als den anderen zu halten, aber einen objektiven Nutzwert hat natürlich jeder Mensch. Und der wird durch eine Behinderung nicht größer, sondern kleiner. Vielleicht kann ich es so verdeutlichen: Ein Kleinkind, einen gelähmten Greis, einen geistig Behinderten, einen großartigen Künstler oder einen Wissenschaftler, der kurz vor der Entdeckung der Krebsheilung stand zu ermorden, ist für mich exakt gleichermaßen verbrecherisch. Sie haben alle dieselben Rechte oder, wenn man so will, denselben Wert als Menschen, aber ihr Nutzwert für andere ist äußerst unterschiedlich.
 

Jay-Ti

Auserwählter Meister der Neun
2. August 2002
989
Ellinaelea:
Was ist, wenn in Zukunft defekte Gene nicht zur Selektion, sondern zur Reparation führt?
Würdest Du es den Menschen gönnen, gesund aufzuwachsen. Oder sollten sie ob ihrer besonderen "integrativen" Macht, was immer das auch sein soll, behindert gehalten werden?
 

Ellinaelea

Geheimer Meister
7. März 2005
494
Re: ...

Ein_Liberaler schrieb:
Das glaube ich nicht. Ich glaube, daß der Wert eines Menschen nicht von seinem Nutzwert abhängt. Ich fände es frivol, den einen Menschen für wertvoller als den anderen zu halten, aber einen objektiven Nutzwert hat natürlich jeder Mensch. Und der wird durch eine Behinderung nicht größer, sondern kleiner. Vielleicht kann ich es so verdeutlichen: Ein Kleinkind, einen gelähmten Greis, einen geistig Behinderten, einen großartigen Künstler oder einen Wissenschaftler, der kurz vor der Entdeckung der Krebsheilung stand zu ermorden, ist für mich exakt gleichermaßen verbrecherisch. Sie haben alle dieselben Rechte oder, wenn man so will, denselben Wert als Menschen, aber ihr Nutzwert für andere ist äußerst unterschiedlich.
gut - wenn du es so formulierst bin ich einverstanden. Abgesehen vom "Objektiven Nutzwert" Ein Gelähmter kann vielleicht kein körperlicher Schwerarbeiter werden, aber es gibt ja noch andere Möglichkeiten.
Sympathie und Antipathie sind übrigens individuelle Wertungen. War dann vielleicht nur eine Definitions-Sache.

Jay-Ti schrieb:
Was ist, wenn in Zukunft defekte Gene nicht zur Selektion, sondern zur Reparation führt?
Würdest Du es den Menschen gönnen, gesund aufzuwachsen. Oder sollten sie ob ihrer besonderen "integrativen" Macht, was immer das auch sein soll, behindert gehalten werden?
Natürlich nicht. Jeder soll so gesund wie möglich sein. Ich wollte lediglich festhalten, dass ein Behinderter nicht automatisch ein wertloser Mensch ist und auch einen "objektiven Nutzwert" für die Gesellschaft haben kann.


Zudem gings mir bei der Fragestellung nicht um heilbare Krankheiten, sondern darum, wohin es führen würde, wenn man kurzerhand alle Föten mit unheilbaren vererbbaren Krankheiten abtreiben - oder alternativ später sterilisieren würde.
Bitte dran denken, dass das nur ein gedachtes, experimentelles Szenario ist und kein Wunsch oder eine Meinung oder sowas. Alles was ich möchte ist, die möglichen Folgen einer solchen Handlung für die Spezies ausdiskutieren. Ich hoffe, das war jetzt deutlich genug. Aber es sind schon einige hilfreiche Antworten zusammen gekommen. Danke soweit für die Beteiligung :)
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Da will ich mich doch auch mal kurz einmischen:
Jay-Ti schrieb:
Würdest Du es den Menschen gönnen, gesund aufzuwachsen. Oder sollten sie ob ihrer besonderen "integrativen" Macht, was immer das auch sein soll, behindert gehalten werden?
Wer soll denn "behindert gehalten" werden? Wenn es einmal umfassende somatische Gentherapien geben sollte, unterliegt deren Inanspruchnahme der Entscheidung des (potentiellen) Patienten...

Wenn jedoch eine "Keimbahntherapie" zur Debatte steht, lautet die Frage nicht "sollen wir den Menschen behindert halten oder ihn gesund aufwachsen lassen", sondern eher "sollen wir versuchen, diesem Menschen andere Voraussetzungen mitzugeben, obwohl wir zusätzliche Probleme nicht ausschließen können (und die Forschungen noch laufen)"...


Das entsprechende Argument zum zitierten Kommentar richtet sich wohl gegen Eugenikbestrebungen, die auf die gesamte Population ausgerichtet sind, und gegen die Vorstellung, man solle/müsse/könne gezielt den menschlichen gen-pool verbessern - und ist in diesem Kontext durchaus berechtigt.
Eine Normierung des gen-pools könnte sich früher oder später (je nach Art und Weise der Einschränkung bzw. Gleichschaltung) als recht suizidales bzw. "genozidales" Unternehmen erweisen....



Tino schrieb:
die o.g. Fragen gehen davon aus, das Erbkrankheiten monokausal seien. Erstens sind das viele nicht und wir wissen auch nicht, inwieweit diese Gene in Wechselwirkung mit anderen stehen; zweitens gibt es genetische Dispositionen, die das Risiko zu erkranken erhöhen, aber nicht zur Gewissheit erheben (z.B. Brustkrebs, etc.).

Dann schalten wir ganz einfach alle Gene aus, die an der Krankheitsentstehung beteiligt sind, und bekämpfen die Ausfallerscheinungen mit Medikamenten :roll: ;)

Abgesehen davon, bezweifele ich, ob eine Gesellschaft durch Selektion besser wird. Ich glaube, eine Gesellschaft gewinnt durch Integration.
http://etcsl.orinst.ox.ac.uk/cgi-bin/etcsl.cgi?text=t.1.1.2#
;)


mfg
 

Fanama

Lehrling
16. Mai 2005
4
zu 1. schon heute werden durch fruchtwasseranalysen etc. krankheiten im fötusstadium festgestellt - trotzdem werden diese kinder ausgetragen. wieso? moral? dies liegt immer im ermessen des "geschädigten".

zu 2. genmutationen wird es immer geben, ihnen zufolge sind wir entstanden, ihnen zufolge entwickeln wir uns weiter. wer weiß, wohin uns die genforschung noch führt?

zu 3. siehe oben, mutationen sind ein teil der weiterentwicklung, fehlmutationen gehörten immer dazu. worauf willst du hinaus? auf die züchtung des übermenschen? das wird ethisch immer verhindert werden.

zu 4. es liegt in der natur des menschen, auch die kranken "mitzuschleppen", das wird weiterhin bestehen bleiben und ist auch ein wichtiger teil unserer gesellschaft.
 

Mogges

Großmeister
17. Mai 2005
92
Schönen guten Abend erst mal hier.
Bin der neue!
Lese hier schon seit einigen Tagen durch`s Forum und hab mich mal angemeldet, nun ja, weil ich gerne diskutiere. manche Dinge hier fand ich sehr spannend, andere wiederum, ich sag`s mal auf Deutsch, "für die Füße"



Topic: Leider wird man niemals alle Erbkrankheiten erkennen können, denn erkennen kann man sie wissenschaftlich nur an der geänderten Basensequenz.
Hierzu gibt es natürlich die bekannten Erbkrankheiten wie Huntington oder Cystische Fibrose etc.
Sollte man also als Wissenschaftler einmal in bestimmten Genabschnitten "rumstöbern" und erkennen, daß da etwas ist, was da nicht hin gehört, muß es nicht zwangsläufig "falsch" sein, also eine Krankheit, sondern kann durchaus eine gutartige Mutation sein.
So funktioniert Evolution.

Und ich schließe mich meinem Vorredner an; es liegt im Ermessen der Eltern, wie man sich entscheidet. habe selber zwei Kinder und bin froh, daß ich vor so einer Entscheidung nicht stand.
 

Artaxerxes

Meister vom Königlichen Gewölbe
18. Juni 2004
1.323
Hallo Mogges,

Mogges schrieb:
Sollte man also als Wissenschaftler einmal in bestimmten Genabschnitten "rumstöbern" und erkennen, daß da etwas ist, was da nicht hin gehört, muß es nicht zwangsläufig "falsch" sein, also eine Krankheit, sondern kann durchaus eine gutartige Mutation sein.
So funktioniert Evolution.

im Prinzip stimme ich dir zu, allerdings gibt es auf dieser, unserer Erde auch äußere Einflüsse, die dem Erbmaterial Schaden zufügen können, so z. B. radioaktive Strahlung sowie unzählige chemische Substanzen, die auch in dem Verdacht stehen, eben Mutationen zu verursachen.

Was nützt es denn dann, wenn man alles wunderbar - im Reagenzglas - plant und die werdende Mutter kommt plötzlich in einen radioaktiven oder chemischen Fallout?

Ich denke, wir sollten erst einmal die Umwelt sicherer machen und uns dann dem Menschen zuwenden - wenn es dann überhaupt noch notwendig ist, denn Einsicht ist ja bekanntlich der Weg zur Besserung.

Gruß Artaxerxes
 

Graf-Unzahl

Geheimer Meister
1. Februar 2004
117
dkR schrieb:
Es wird auch ohne Erbkrankheiten noch ausreichend Fehl/missbildungen geben. Oder willst du auf den perfekten Fetus raus? Den gibts natürlich nicht.


Geht man den Weg der Partnersuche, anders als heut üblich, eher seelisch als körperlich an, also eher mit der Mentalität "ich suche genau die/den" und nicht "ich suche irgendwen, Hauptsache mein Samen wird erlöst", könnte es passieren, dass man tatsächlich die ursprüngliche Pendantseele findet, mit der man nicht nur seelisch ein exaktes Yin-Yang-Ergänzungsverhältnis hat, sondern logischerweise auch genetisch/körperlich.

Denn wie jedermann weiß, verkörpert sich die Seele und nicht umgekehrt, oder aber auch: das Sichtbare ist die Projektionsfläche des Unsichtbaren.

Wenn nun die genetischen Linien der beiden Partner sich exakt ergänzen und somit neutralisieren, dürfte ein Kind aus einer solchen Verbindung durchaus gesündere Züge aufweisen als ein Kind aus Beziehungen, die man gemeinhin DISPARAGIEN nennt, von denen es ja bekanntlich auf diesem Planeten nicht gerade wenige gibt.

Die Frage ist nur, ob es in einem solchen Fall überhaupt noch darum geht? Ich meine, Kinder in die Welt setzen. Denn wenn man auf die exakte Pendantseele trifft, werden sich wahrscheinlich ganz andere Denkdimensionen ergeben...

Den perfekten Fetus kann man zumindest theoretisch im Foyer des Möglichen besichtigen.
 

Mogges

Großmeister
17. Mai 2005
92
@Artaxerxes. Quote geht irgendwie nicht, Ideen? Ich denke, wir sollten erst einmal die Umwelt sicherer machen und uns dann dem Menschen zuwenden - wenn es dann überhaupt noch notwendig ist, denn Einsicht ist ja bekanntlich der Weg zur Besserung.


Ich stelle jetzt mal eine ganz gewagte These auf:

Seit tausenden von Jahren stellt der Mensch die angebliche "Krone der Schöpfung" dar und hat es geschafft, das Antlitz der Erde und der Umwelt zu verändern. Die Phönizier und die Griechen, die ganze Landstriche für ihren Schiffsbau abholzten oder im 19. Jhd. die industrielle Revolution, die uns nicht nur positive Dinge bescherte wie die Dampfmaschine und neue Arbeitsplätze.
Mitte des 20. Jhd. entdeckte der Mensch das "Geheimnis der Atomkraft" auch aufgrund von den technischen Möglichkeiten, die ihm nun zur Verfügung standen. Die Vorteile und Nachteile liegen auf der Hand;
Was, wenn die Natur, wenn ich von Natur spreche, meine ich nicht das, was man im Volksmund unter Umwelt, grüne Wiese und saubere Luft versteht ( mal etwas polemisch ausgedrückt ), sondern eine ganz bestimmte Kraft, Macht, Evolution, eben das, was uns zu dem macht, was wir sind, und andere Lebewesen zu dem macht sie eben sind ( Bakterien, Pfanzen, Tiere etc. ), was ist nun, wenn die Natur "gewollt" hat, daß der Mensch unsere Erde zerstört, weil es sein Charakter ist, weil er so programmiert wurde.
Sich also Mutationen, die beispielsweise durch Radioaktivität, Asbest oder Chemieabfällen in Flüssen entstehen, selber und gewollt zufügt und dadurch erst einen evolutiven Sprung macht ( natürlich auf Kosten von den Lebewesen und Menschen, die dadurch untergehen werden )?

Meine These.
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
Den perfekten Fetus kann man zumindest theoretisch im Foyer des Möglichen besichtigen.
Perfekt gibt es in der Natur nicht - bestenfalls optimal und selbst das ist eine äußerst gewagte und seltene Aussage.
Perfekt wofür?
Sich also Mutationen, die beispielsweise durch Radioaktivität, Asbest oder Chemieabfällen in Flüssen entstehen, selber und gewollt zufügt und dadurch erst einen evolutiven Sprung macht ( natürlich auf Kosten von den Lebewesen und Menschen, die dadurch untergehen werden )
Eine Erhöhung der Mutationsrate hätte sich die Natur auch einfacher einrichten könne, als durch Atombombentests un Umweltverschmutzung. Im Gegenteil, sie macht sich jede Menge Arbeit um Mutationen möglichst zu verhindern - klappt auch im großen und ganzen recht gut.
 

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