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Die perfekte Gesellschaft

enothep

Geheimer Meister
25. September 2002
196
*hust*

Auch wenn der Thread "Die perfekte Gesellschaft" heißt, geht es mir persönlich vor allem um realistische Alternativen zum gegenwärtigen System und nicht darum, einem unverwirklichbarem Ideal hinterherzulaufen.

Auf auf zur Anarchie?!? Deine bisherigen (älteren) Postings klangen aber alles andere als realistisch! Oder nennst du Anarchie, Kommunismus und alle den Kram für verwirklichbare Ideale, denen mal hinterherlaufen sollte?
 

User Nr. 1286

Geselle
3. Oktober 2002
25
Re: *hust*

enothep schrieb:
Auf auf zur Anarchie?!? Deine bisherigen (älteren) Postings klangen aber alles andere als realistisch!
Darüber lässt sich ja streiten. ;)
enothep schrieb:
Oder nennst du Anarchie, Kommunismus und alle den Kram für verwirklichbare Ideale, denen mal hinterherlaufen sollte?
Ich laufe keinen Idealen hinterher, ich mache mir Gedanken über Alternativen zu unserer Gesellschaft. Ich bin mir darüber bewußt, dass nichts perfekt ist, aber wenn wir unsere Welt nicht ändern, sehe ich ehrlich gesagt keine Zukunft mehr für die Menschheit.
 

Eriâwen

Großmeister
10. April 2002
80
Ich bin zwar offensichtlich wieder etwas zu spät, da sich die Diskussion mittlerweile wieder gelegt hat, aber ich möchte doch noch einige Worte an jemanden richten, an Blubb. Und an alle anderen im Prinzip auch...

Anarchie hat gar nichts, aber schon wirklich gar nichts mit Faustrecht zu tun. Und ich will das jetzt auch wenn es schon oft gesagt wurde betonen. Das Recht des Stärkeren ist etwas ganz anderes als Anarchie. Ich weiß nicht warum Menschen immer dann wenn es heißt, dass sie nicht beherrscht werden, gleich daraus schließen, dass das große Chaos ausbringt. Es ist doch so, Herrschaftslosigkeit bedeutet, dass es gar keine Herrschaft gibt, dass niemand herrscht, dass jeder das gleiche Recht auf Freiheit hat. Natürlich hat diese Freiheit Grenzen, und zwar dort wo die Freiheit des anderen beginnt.
Wir brauchen auch keinen Staat der uns sagt was richtig oder falsch ist, dass können Menschen selbst, deshalb haben wir ja auch unseren Verstand. Sonst könnten wir uns alle Lemminge nennen und den ersten Lemming nachlaufen bis ins Verderben. Und ich glaube wir sind uns einig, dass wir das nicht wollen. Jeder Mensch kann also für sich rechtfertigen was er für richtig und was für falsch hält. Er kann alles in seinem Rahmen tun, aber er soll andere Menschen zufrieden lassen, wenn sie ihren Freiraum beanspruchen. So einfach ist das. Man braucht keine Mächte die Kontrolle ausüben, man kontrolliert sich selbst. Dazu sind Menschen auch in der Lage.
Der Grund warum Anarchie im Moment nicht funktioniert ist die Unwilligkeit der Menschen Verantwortung zu tragen und die Konsequenzen für sein Handeln zu akzeptieren. Menschen neigen dazu sich irgendwo anders zu orientieren, damit sie später die Schuld jemand anderen geben können. Das ist traurig, aber das könnten wir überwinden. Der Kapitalismus und seine Anhänger nutzten natürlich die momentan herrschenden Umstände. Es liegt an uns selbst zu sagen, dass wir uns nicht mehr beherrschen lassen wollen, und unsere Freiheit wollen, weil sie uns zusteht. Anarchie scheitert auch an den Vorurteilen die in uns geprägt wurden - vom Kapitalismus. Die wenigsten glauben an Utopien. Utopien gelten in unserer Gesellschaft immer als etwas nicht realisierbares. Das ist Blödsinn. Wenn nicht glaube ich ab jetzt nicht mehr an Autos. Die waren auch irgendwann eine Utopie. Dann glaube ich auch nicht mehr an Raketen. Es war früher eine Utopie ins Weltall zu reisen, also kann es das nicht geben. Und Telefone? Nein, gibt es nicht - Utopie. Kann es ja nicht geben. Und ich schreibe auch gar nicht, weil es gibt nämlich weder Computer noch das Internet, das ist alles eine Utopie gewesen. Und Utopien gehen ja nicht in Erfüllung... nein, wie denn auch... was es nicht gibt kann es nie geben, denn es gibt ja keine Veränderung, alles steht still und in wirklichkeit gibt es uns ja auch nicht, weil evolution kann es dann auch nicht geben...
Also ist die Message durchgedrungen. Nur weil heute etwas nicht gleich auf Anhieb funktionieren kann, heißt das nicht, dass es morgen nicht möglich sein kann. Es fehlen einfach noch die notwendigen Voraussetzungen. Ein Umdenken ist notwendig, und da ich Menschen wirklich Intelligenz zutraue (immer noch) und an das Gute im Menschen glaube (immer noch) glaube ich, dass wir diesen Zustand des Egoismus und der Profitgier überwinden werden und einer besseren Zukunft entgegenblicken. Wenn nicht löst sich das Problem Menschheit vermutlich ganz schnell selbst. Ich für meinen Teil bin aber Idealist und glaube, dass man die Welt verändern kann, und zwar ganz einfach sogar von zuhause aus: Durch Umdenken. Dazu muss man weder aufstehen, noch sich bewegen, man muss dafür nur für ein paar Stündchen seinen Kopf einschalten und realisieren was in dieser Welt schiefläuft. An alle die immer noch an die "Heile Welt" glauben (soll es ja geben...) empfehle ich Bücher von Noam Chomsky zu lesen (besonders: Profit over People) und all jene die immer noch glauben, dass sich nichts verändern kann: In der Wissenschaft gibt es immer wieder Paradigmen. Gibt es ein neues Paradigma hört das alte nicht dadurch auf, dass die alten Wissenschaftler umdenken, die alten Theorien sterben aus. Das dauert zwar einige Generationen aber wenn wir etwas realistisch sein wollen: Vielleicht müssen wir erst einmal alle tot sein, damit unsere Kinder, Enkel oder Urenkel vielleicht erst viel später ganz andere Vorstellungen haben. Aber da ich etwas optimistischer bin: Ich glaube auch ganz sture, engstirnige Menschen sind in der Lage umzudenken. Wer glaubt, dass sich nichts verändern kann ist meines erachtens sehr, sehr naiv, denn das Leben besteht aus Veränderungen, und warum sollte sich denn nichts zum positiven entwickeln.

Tut mir leid, wenn der "Ton" meines Textes passagenweise etwas hart klingen sollte.

Noch was: Ich glaube an Utopien. Aber ich glaube es liegt in der Hand jedes einzelnen ob sie zur Realität werden.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
@eriâwen

Ich weiß nicht warum Menschen immer dann wenn es heißt, dass sie nicht beherrscht werden, gleich daraus schließen, dass das große Chaos ausbringt.

fast alle gesellschaftssysteme sind auf herrschaft und der damit einhergehenden kontrolle ausgelegt. die meisten menschen sind dermaßen darauf konditioniert worden, das sie sich etwas anderes garnicht mehr vorstellen können. der teufel in gestalt des großen, alles verschlingenden chaos wird von den herrschenden gerne an die wand gemalt. das aber gerade das zur zeit (und fast zu allen zeiten, nur in seinen auswirkungen damals nicht so global) herrschende system, das ja angeblich für ordnung stehen soll, an allen ecken und enden bröckelt und selbst immer mehr in ein großes chaos ausartet, worauf dann die staatliche kontrolle wiederum erhöht wird, begreifen zwar immer mehr menschen, aber die große masse scheinbar noch nicht.

Der Grund warum Anarchie im Moment nicht funktioniert ist die Unwilligkeit der Menschen Verantwortung zu tragen und die Konsequenzen für sein Handeln zu akzeptieren. Menschen neigen dazu sich irgendwo anders zu orientieren, damit sie später die Schuld jemand anderen geben können
.

wahre worte, die es echt auf den punkt bringen.
wenn jeder diese verantwortlichkeit für das ganze, die beinhaltet, den blick deutlich über den tellerrand auszuweiten, verinnerlicht, würde das den blick ungemein schärfen.
mitgefühl und der wille ( die umsetzung nicht zu vergessen!), die vielen dinge, die im argen liegen zu verändern, wäre nicht eine hohle phrase, die man sich ab und zu in sentimentalen momenten (z.b. weihnachten...) leistet, sondern ein bestandteil des täglichen lebens.
daraus können ungeahnte positive energien entstehen, die heute noch in so vielen desillusionierten, einsamen körpern gebunden sind und dem wort "leben" eine ganz andere bedeutung geben könnte...

Noch was: Ich glaube an Utopien
dann sind wir ja schon zwei... :wink:

da fällt mir noch ein guter text ein, den ich mir vor langer zeit mal aufgeschrieben habe:

ATEMNOT

wir werden diese stadt bevölkern
als leichnam am asphalt
bis jeder tritt nach uns getreten
im kopfe widerhallt.

wir werden viele wunden haben
bevor der große schrei beginnt
bevor an schönen hohen wänden
das neonlicht zerrinnt.

wir werden alles ganz zerschlagen
die worte und den stein
doch an den spitzen unserer sehnsucht
wird nichts zerbrochen sein.

wir werden so ein leben wagen
wie es noch keiner kennt
wo jeder blick und augenblick
unendlich brennt.

wir werden hoch zum himmel wachsen
wir werden alles überschatten
das blut, das durch die straßen rinnt
wird unser anlitz tragen,
weil wir es sind.

wir werden alles überschatten.
 

sillyLilly

graues WV- Urgestein
14. September 2002
3.269
@tarvoc
vielleicht mag es für dich als ein kleiner frommer wunsch am rande untergegangen sein :wink:


Ich wünsche mir für die Zukunft Menschen die an sich und auch an ihre Gemeinschaft glauben

das hab ich nicht nur so geschrieben. Das ist ein sehr konkreter Wunsch und Vorschlag.
Gruß Lilly
 

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