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Die Idee des Ästhetischen in der Architektur

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
Wir bauen alte kriegszerstörte Fachwerkhäuser wieder auf, etwa auf dem Römer in Frankfurt. Oder in Mainz auf dem Marktplatz, das sind es nur Fassaden (alles andere ist modern.) Das Berliner Stadtschloss wird wiederaufgebaut, "nur" 3 von 4 Fassadenseite (auf die schönste Renaissance-Fassade wird leider verzichtet.) Alte Sichtachsen funktionieren wieder, Berlin hat wieder einen architektonischen Mittelpunkt.

Die Denkmalschützer bewerten nun, was an alter Bausubstanz noch erhalten geblieben ist, machen es am Stein fest. Die Semperoper nach dem Krieg in Dresden hatte nach dem Krieg noch 60% alte Bausubstanz. In Chemnitz stand am Siegertschen Haus auf dem Marktplatz nur noch die Fassade. Das wird geschützt. Neubauten nach alten Vorbild hingegen nicht. Deshalb hat es das wunderschöne barocke Dresden nicht gewagt, einen Antrag als Weltkukturerbe zu stellen, sondern nur im Zusammenhang Stadtensemble und Flusslandschaft Elbe.
Ich bin anderer Meinung: Das Schöne in der Architektur ist eine Idee und manifestiert sich natürlich am Stein. Hier aber wenig am Mauer- oder Zimmermannshandwerk, sondern an der Fassadenkunst. Der Neubau nach alten Vorbild steht natürlich dem Original nach, aber ist er deshalb weniger schützenswert als moderne Bauten nach dem Kriege, z.T hässlich, die heute auch schon wieder unter Denkmalschutz stehen?

Letztlich wird auch alte Substanz erneuert, bestes Beispiel sind die Dombauhütten. Ich möchte auch alte Industriekultur wie dem Eiffelturm etwas ästhetisches zusprechen. Hier wird auch permanent erneuert und ersetzt. Auch die Golden Gate Bridge in San Francisco, alles genietet.
Ich habe male einen Bericht im Fernsehen gesehen. Die Brücke wird sukzessive ersetzt, bald gibt es keinen Niet und keinen Stahlträger mehr aus der
Bauzeit der Brücke. Und doch die Brücke sieht immer gleich aus, aber mit neuen Material.
Man kann auch alte Substanz "zu Tode" restaurieren, es sieht dann "künstlich" wie neu aus. Der Restaurator wird es auch immer fragen, was wird ersetzt und was nicht? Andererseits: Das Neugebaute wird auch wieder alt, es werden im Laufe der Jahre Risse im rekonstruiertem Fachwerkholz zeigen.
Material altert wieder und wird ersetzt, das Gebäude als ästhische Idee ist aber gewissermaßen zeitlos.

Das Ästhetische ist ein Bild in unserem Kopf wie das romantische Königsberg wie zu Kants Zeiten. Das Stadtbild ist unwiderruflich verloren, das Zentrum paniert und ersetzt durch sowjetische Zweckbauten. Und doch besteht es weiter, auch ohne Stein auf Postkarten, als Idee.
Nun ja, man wird erkennen, der modernen Glas-und Betonbauweise kann ich wenig abgewinnen. Reduktion, einfache geometrische Formen. Doch die Architekten haben dazu gelernt, wenn ich an Dubai denke.
Natürlich hat jede Zeit seine Architektur: Die Römer bauten monumental. Architektonische Elemente sind wiederum zeitlos.Die Kuppel, die den Griechen ganze fehlte und im römischen Pantheon Anwendung fand, wurde von italienischen Baumeistern gerne verwendet, dann auch im Klassizismus.
 

Ich mag mein Becks

Gesperrter Benutzer
30. August 2009
1.571
AW: Die Idee des Ästhetischen in der Architektur

Ich weiss nicht genau wieso, aber Ästhetik, allen voran in der Kunst, hängt mit folgendem Phänomen zusammen:


0-1-1-2-3-5-8-13-21-34-55-89-144-233-377-610-987-1597-2584-4181-6765-10946-17711-28657-46368-75025-121393-196418-317811-514229-832040-1346269-2178309-3524578-5702887 -9227465-14930352-24157817-39088169-63245986-102334155-165580141-267914296-433494437-701408733-1134903170-1836311903-2971215073-4807526976-7778742049-12586269025
-20365011074-32951280099-53316291173-86267571272-139583862445-225851433717-365435296162-591286729879-956722026041-1548008755920-2504730781961-4052739537881-6557470319842
-10610209857723-17167680177565-27777890035288-44945570212853-72723460248141-117669030460994-190392490709135-308061521170129-498454011879264-806515533049393-1304969544928657-2111485077978050

Goldener Schnitt

Man kann ja mal gucken was geschieht, wenn man jetzt die Zahlen dividiert - hinten angefangen:


2111485077978050 / 1304969544928657 = 1,618...


1304969544928657 / 806515533049393 = 1,618...


806515533049393 / 498454011879264 = 1,618...

Also reiner Zufall sieht für mich anders aus und es gibt noch andere Auffälligkeiten bei dieser Zahlenfolge : Guckst du hier
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: Die Idee des Ästhetischen in der Architektur

Natürlich ist das kein Zufall.
Fibonacci-Folge
Die Spiralen werden daher von Pflanzenelementen gebildet, deren Platznummern sich durch die Fibonacci-Zahl im Nenner unterscheiden und damit fast in die gleiche Richtung weisen. Durch diese spiralförmige Anordnung der Blätter um die Sprossachse erzielt die Pflanze die beste Lichtausbeute. Der Versatz der Blätter um das irrationale Verhältnis des Goldenen Winkels sorgt dafür, dass nie Perioden auftauchen, wie es z. B. bei 1/4 der Fall wäre (0° 90° 180° 270° | 0° 90° …). Dadurch wird der denkbar ungünstigste Fall vermieden, dass ein Blatt genau senkrecht über dem anderen steht und sich so die jeweils übereinanderstehenden Blätter maximalen Schatten machen oder maximale ‚Lichtlücken‘ entstehen.
Es ist die beste Lösung und die hat sich durchgesetzt.
Kein Wunder also, daß der Mensch, der ja auch Teil der Natur ist,
das besonders Nützliche als ästhetisch sieht.
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Die Idee des Ästhetischen in der Architektur

Motivation für meinen Beitrag: Ich war in Gedanken in einer malerischen, romantischen Stadt, in Italien etwa, und schaute einfach nur. Und staunte über die reiche Ornamentierung an den Gebäuden und konnte da meine Seele baumeln lassen. Man war Schöngeist. Alles war vergessen, manche Wunde in der eigenen Seele und auch manche Wunde in den Stadkernen von Deutschland, die nach dem Kriege mit viel Trivialbauten ideenlos gefüllt wurden.

Die Idee des Schönen kann man natürlich nicht nur in der Archtiketur finden. Gerade in der Mathematik. Nur eine Formel, durch Logik hergeleitet, kann in vielen technisch-physikalischen Gebieten Anwendung finden. Die Wärmeleitgleichung gilt auch etwa für Druckverteilungen in geschlossenen Körpern oder Difussionsprobleme. Schön diese Universalität? - zumindest zweckmäßig in der praktischen Mehrfachanwendung.
Viele schöner die fraktale Kunst, etwa die Mandelbrotmengen: Apfelmännchen - Mandelbrotmenge - YouTube
Eines der schönsten Bspe. ist wirklich der Goldene Schnitt. Die theoretische Zahl 1,618... und viele praktische Bspe, schon da Vincis Proportionenlehre des menschlichen Körpers baut darauf auf.
Zurück zur Architektur: Dreieckszahlen nach Pythagoras (Interessant auch das Bsp. über Mozarts Sonaten, beim Obelix-Bsp kann man etwas schmunzeln.)
Noch was zur "göttlichen" Proportion: Der Goldene Schnitt - Das Mysterium der Schönheit (Dr. Dr. Ruben Stelzner)
(Wer nicht viel lesen mag, schon allein die Bilder beeindrucken in den beiden letzten Links.)
 
Zuletzt bearbeitet:

Liliane

Geheimer Meister
2. August 2010
161
AW: Die Idee des Ästhetischen in der Architektur

Hallo rola,

Wir bauen alte kriegszerstörte Fachwerkhäuser wieder auf, etwa auf dem Römer in Frankfurt. Oder in Mainz auf dem Marktplatz, das sind es nur Fassaden (alles andere ist modern.) Das Berliner Stadtschloss wird wiederaufgebaut, "nur" 3 von 4 Fassadenseite (auf die schönste Renaissance-Fassade wird leider verzichtet.) Alte Sichtachsen funktionieren wieder, Berlin hat wieder einen architektonischen Mittelpunkt.
(....)
Ich bin anderer Meinung: Das Schöne in der Architektur ist eine Idee und manifestiert sich natürlich am Stein. Hier aber wenig am Mauer- oder Zimmermannshandwerk, sondern an der Fassadenkunst. Der Neubau nach alten Vorbild steht natürlich dem Original nach, aber ist er deshalb weniger schützenswert als moderne Bauten nach dem Kriege, z.T hässlich, die heute auch schon wieder unter Denkmalschutz stehen?

Material altert wieder und wird ersetzt, das Gebäude als ästhische Idee ist aber gewissermaßen zeitlos.

Naja, davon abgesehen, dass ich das (zukünftige) Berliner Stadtschloss nicht als den architektonischen Mittelpunkt Berlins beschreiben würde, halte ich auch viel von der Erhaltung ästhetischer Bauten. Den Wiederaufbau des besagten Schlosses halte ich allerdings für weniger nötig. Es reicht, dass man den unästhetischen Palast der Republik entfernt hat. Denkmalschutz hat, wie fast alles, eben zwei Seiten. Er richtet nicht über Geschmacksfragen, sondern entscheidet, was ein Denkmal ist und was nicht. Es gibt durchaus Menschen, die "hässliche Nachkriegsarchitektur" für ästhetisch halten, auch wenn das für dich (und auch für mich) nicht nachvollziehbar ist. Auch hinter solchen Gebäuden verbirgt sich eine Idee. Schade ist es, wenn eine "hässliche Ruine" vergammelt, weil niemand in die Erhaltung bzw. Wiederinstandsetzung investiert und man nur noch eine Schimmelpilzzucht am Straßenrand blühen sieht.
Auch wenn es nicht ganz zum Thema passt, aber ich hätte es nie für möglich gehalten, dass der Stil der 70er Jahre einmal den sogenannten Retro-Look inspirieren könnte. Die Tapeten, die heute so manch "stylische" Wohnung zieren, gehören eher zu meinen auf ewig überwunden geglaubten Kindheitstraumata. Ähnliches gilt für die Kombination von grünen und orangen Badezimmerfliesen. Jedem das Seine.

Es stimmt schon, dass man sich in einer "klassischen" Umgebung wohler fühlt als in einer unmodern gewordenen. Mir persönlich wäre die "ideale Stadt" auch die Liebste.

Anhang anzeigen 2071
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Die Idee des Ästhetischen in der Architektur

Interessant, was man auf der Welt für kreative Bauformen finden kann, wegen vom schmucklosen Kasten:

Anhang anzeigen 2211Anhang anzeigen 2209Anhang anzeigen 2208

Bild 1 Haus in Zaandem(Niederlande)
Bild 2 Türme Dubai
Bild 3 Quelle Amazon:
The Sky’'s the Limit: Applying Radical Architecture: Amazon.de: Gestalten: R. Klanten, S. Ehmann, S. Borges: Englische Bücher

Faszinierend ist auch, wenn Menschen beim Bauen altbewährten Prinzipien der Natur folgen: Bionik. (Es gibt z.B. selbstreinigende Fassadenfarbe, wo der Lotuseffekt nachgeahmt wird.)

Oder man imitiert die Geometrie der Natur, die oftmals der beste Baumeister ist (durch die Evolution. Diese natürliche Effizienz kann auch als ästhetisch empfunden werden.)

Bsp. Shanghai (in Planung) Der Baum gilt als sehr stabil, was die Statiker zu schätzen wissen:
Das Bauprinzip des Bionic Towers folgt dem eines Baums. Der Turm soll in zwölf Blöcke unterteilt werden, die je 25 Stockwerke umfassen. Zwischen den einzelnen Blocks sollen feuerfeste Zwischendecken einem möglichen Feuerinferno vorbeugen. Für die Frischluftzufuhr sollen spezielle Klappen in die Glas-Aluminium-Ummantelung eingelassen werden.
http://Bionic Tower: Architektonisc...ische Vision oder bald Zukunft? | Suite101.de

Interessant das folgende 5min30-Video :
Beim Olympiastadion in Peking stand das Vogelnest nur äußerlich Vorbild. Richtige Bau-Bionik betreiben dagegen Ingenieure, die den Klappmechanismus einer Pflanze abkupfern: So sollen in Zukunft auch Häuser beschattet werden.
Bau-Bionik - W wie Wissen - DAS ERSTE - YouTube
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.432
AW: Die Idee des Ästhetischen in der Architektur

Ich mag grüne (Dach)terrassen + bunte Fassaden.
Barockbauten + Hundertwasserhäuser.
+ dann war da noch was mit : Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters.
 

Anubis83

Geheimer Meister
9. September 2009
372
AW: Die Idee des Ästhetischen in der Architektur

Für mich würde Ästhtisch bedeuten das man die Bauwerke in die Natur einarbeitet und nicht entfernt um Betonklötze zu errichten !!!
 

Bona-Dea

Gesperrter Benutzer
3. August 2010
5.616
AW: Die Idee des Ästhetischen in der Architektur

Für mich würde Ästhtisch bedeuten das man die Bauwerke in die Natur einarbeitet und nicht entfernt um Betonklötze zu errichten !!!

Bei Hotels finde ich das gräßlich, aber es gibt wirklich reizende Wohnhöhlen.


Von außen eher unscheinbar und unauffällig, von innen aber einzigartig schön: In einer großen Lavahöhle wurde 1998 eine luxuriöse, und in Naturstein gebaute Felsenwohnung errichtet, die einzigartig auf Teneriffa ist. Hier wohnten in früheren Zeiten schon die Ureinwohner von Teneriffa, Guanchen genannt. Der Eigentümer hat den Umbau mit viel Liebe zum Detail und mit großem finanziellen Aufwand durchgeführt, um ein Traumobjekt zu schaffen

Hhlenwohnung Cueva del Mar auf Teneriffa in Drphof

Ist zwar nur eine Werbung aber ich habe schon welche gesehen und dort genächtigt.
 

Anubis83

Geheimer Meister
9. September 2009
372
AW: Die Idee des Ästhetischen in der Architektur

Ich gehe noch weiter ich meine eher das Berge abgetragen werden, Flüsse begradigt als die natürlich Form zu nutzen! Die Ästhetische Natur ist im Grunde perfekt weil sie ohne Kompromisse funktioniert und sich überall anpasst. Ich denke das Häuser, Straßen und Städte eher der Natur unterworfen werden sollten und nicht umgedreht. Ich hoffe das in dieser Richtung mehr wegweisendes passiert !!!
 

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