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deutsche kultur

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
im thread Potsdam wird derzeit relativ häufig der begriff "deutsche kultur" gebraucht und es scheint unklarheit darüber zu bestehen was das eigentlich sein soll.

ich möchte die frage nach der kultur mal aus dem kontext potsdam und neonazistischer übergriff lösen und wäre gespannt auf eure vorstellungen von deutscher kultur.

manche sagen so etwas gibt es eigentlich gar nicht, dem widersprechen andere natürlich heftig.

es erscheint mir so als hätten die deutschen nach nazifizierung und entnazifizierung ein gewisses problem mit ihrer kulturellen identität. das einerseits extreme verleugnen eigener kulturleistungen und das andererseitige überbewerten einer spezifisch "deutschen kultur" ist aus meiner sicht symptomatisch.

also was ist deutsche kultur, wird sie bedroht? wenn ja durch was wird sie bedroht?

ich verstehe etwa unsere sprache als wichtigen teil "deutscher kultur" und störe mich auch tatsächlich an extremer "verdenglung". dabei stört mich weniger wenn sich fremdsprachliche begriffe in unsere sprache einbauen ( ist ja schon oft passiert und wir hätten wohl heute noch ein lichtloch hätten wir nicht aus einem lateinischen wort unseren begriff für fenster abgeleitet ) sondern es stört mich im moment eher das vehemente tempo mit dem sich gerade englische begriffe breitmachen, so dass beispielsweise ganze werbespots komplett fremdsprachlich sind.

wie kritisch seht ihr das? und wie kritisch seht ihr im zusammenhang kultur was?

positives/negatives
 

holo

Frechdachs
27. August 2005
2.712
Kultur - das ist für mich immer Vergangenes, das gepflegt wird. Und solange sich die Kugel dreht werden sich auch diese Dinge mit der Zeit anpassen.
Kultur ist immer im Wandel - wenn auch schleichend.

Gruß
Holo
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
forcemagick schrieb:
ch verstehe etwa unsere sprache als wichtigen teil "deutscher kultur

Ja, die Sprache sehe auch ich als wesentlichen Bestandteil, samt Schriftstellern und regionalen Dialekten, davon abgeleitet wiederum deutschsprachige Literatur, Philosophie und auch Musik - bspw. deutschsprachigen Hip Hop ;)

Deutsche Kultur hat sich lange Zeit allein über die verbindende Sprache definiert, doch kann man m.E. grundsätzlich alle in Deutschland "produzierten" - aber auch konsumierten - Kulturgüter unter "deutscher Kultur" subsumieren, also Kompositionen, Malereien, Städte, Bier, Stühle, Waffen, Nadeln, Krawattennadeln, Coke, beliebte TV- Serien wie "King of Queens" usw.
Letztendlich sind alle menschlichen Leistungen, Arbeiten, Verhaltensweisen Kultur.
Da wird jedoch mitunter die Abgrenzung schwierig, weshalb ich mich bei der Frage nach der deutschen Kultur - die meist auf singuläre Eigenheiten zielt - eigentlich erst mal auf die Sprache beschränke.


Noch ein paar Worte zur Anglisierung der Sprache:
Anglizismen verwende ich nicht allzu selten, in erster Linie eben - wie bei anderen Fremdwörtern auch - wenn sie (für mich) andere De- und Konnotationen haben wie die entsprechenden Übersetzungen.

Richtig schlimm finde ich bspw. DnB- MCs, die selbst kaum Englisch können, aber trotzdem mehr oder weniger sinnlos (bestenfalls existierende) englische Wörter aneinanderreihen, um "authentisch" zu klingen... da sollten manche doch besser bei ihrer Muttersprache bleiben... Aber auch das ist deutsche Kultur ;)
 

Woppadaq

Großmeister-Architekt
2. August 2003
1.228
forcemagick schrieb:
es erscheint mir so als hätten die deutschen nach nazifizierung und entnazifizierung ein gewisses problem mit ihrer kulturellen identität. das einerseits extreme verleugnen eigener kulturleistungen und das andererseitige überbewerten einer spezifisch "deutschen kultur" ist aus meiner sicht symptomatisch.

Du bringst es auf den Punkt: Die Deutschen machen oder können entweder total oder total nicht, dazwischen ist nichts. Es mag eine deutsche Kultur geben, aber das deutsche Kulturbewußtsein ist seit dem Krieg gespalten in totale Befürwortung oder Ablehnung.

Obwohl das nicht immer so ist. Es gab mal sowas wie die Neue Deutsche Welle, es gab Udo Lindenberg, Nena, Spliff, die Münchner Freiheit, um mal nur ein paar zu nennen, sogar Ralf Siegel war damals noch ganz passabel. Im Filmbereich gab es Fassbinder, es gab den Film "Die Blechtrommel"....Aber da ist nichts nachgekommen....irgendwann war Dieter Bohlen da, und seitdem kannst du deutsche Kultur praktisch in die Tonne treten.

Die Frage ist nicht, ob Stefan Raab besser ist als Ralph Siegel, sondern wieso es nur diese beiden gibt.

Vielleicht ist es das, was rechte Gemüter so aufregt, wenn sie Ausländer begegnen. Wir leben in einer Kultur des Mit-180-über-die-Autobahn-Düsens, des Abzäunens, Abschließens, Pünktlichkommens, Sofort-Anzeigens, Alles-Scheiße-Findens, Über-alles Herziehens, Ständig-Renovierens, kurzum in einer Kultur, in der wir uns eigentlich nicht so richtig wohlfühlen, was ok ist, solange es allen so geht, (und was wir, die wir "deustche Kultur" eigentlich ablehnen, auch merken, aber nicht die Rechten, die versuchen, das zu verdrängen, weil man ja nicht aus dem falschen Land kommen will z.B.) und dann kommt da so ein Ausländer, aus nem Land, wo wir immer in Urlaub fahren, um uns von unserer stressigen deutschen Kultur zu erholen, und der will uns einreden, wir hätten doch eigentlich gar nichts zu meckern ?

Zu meckern gibts wahrlich genug. Mich nervt nur, daß Meckern um des Meckerns willen scheinbar unabänderlich Teil der deutschen Kultur geworden ist.
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
hives schrieb:
Deutsche Kultur hat sich lange Zeit allein über die verbindende Sprache definiert, doch kann man m.E. grundsätzlich alle in Deutschland "produzierten" - aber auch konsumierten - Kulturgüter unter "deutscher Kultur" subsumieren, also Kompositionen, Malereien, Städte, Bier, Stühle, Waffen, Nadeln, Krawattennadeln, Coke, beliebte TV- Serien wie "King of Queens" usw.
Letztendlich sind alle menschlichen Leistungen, Arbeiten, Verhaltensweisen Kultur.

richtig alle menschlichen leistungen sind kultur und wenn in einer region besondere leistungen besonders häufig vorkommen sind sie wohl regionale kultur.. ( grob gesprochen )
also könnte man auch bei bestimmten präferenzen ( etwa die leute tragen hier gern grüne kleidung ) von kultur sprechen ( tut man ja auch wenn man jetzt mal an trachten denkt )

Da wird jedoch mitunter die Abgrenzung schwierig, weshalb ich mich bei der Frage nach der deutschen Kultur - die meist auf singuläre Eigenheiten zielt - eigentlich erst mal auf die Sprache beschränke.

naja ich würde dann ja auch mal sagen weil du ja so schön den "king of queens" gebracht hast... auch der erfolg oder mißerfolg bestimmter fernsehserien ist ja letztlich auch ausdruck einer gewissen "kultur" auch wenn hier eher die geisteshaltung gemeint ist, die in einer region, sagen wir mal deutschland, stark verbreitet ist... bedingt durch die deutsche kultur mögen die deutschen zu einem grossen prozentsatz dieses oder jenes im gegensatz zu was anderem... die eine serie schlägt in deutschland ein, die andere nicht...




Richtig schlimm finde ich bspw. DnB- MCs, die selbst kaum Englisch können, aber trotzdem mehr oder weniger sinnlos (bestenfalls existierende) englische Wörter aneinanderreihen, um "authentisch" zu klingen... da sollten manche doch besser bei ihrer Muttersprache bleiben... Aber auch das ist deutsche Kultur ;)

jip

Woppadaq schrieb:
Vielleicht ist es das, was rechte Gemüter so aufregt, wenn sie Ausländer begegnen. Wir leben in einer Kultur des Mit-180-über-die-Autobahn-Düsens, des Abzäunens, Abschließens, Pünktlichkommens, Sofort-Anzeigens, Alles-Scheiße-Findens, Über-alles Herziehens, Ständig-Renovierens, kurzum in einer Kultur, in der wir uns eigentlich nicht so richtig wohlfühlen

da ist was dran.... das ist leider ziemlich verbreitet.

, was ok ist, solange es allen so geht, (und was wir, die wir "deustche Kultur" eigentlich ablehnen, auch merken, aber nicht die Rechten, die versuchen, das zu verdrängen, weil man ja nicht aus dem falschen Land kommen will z.B.) und dann kommt da so ein Ausländer, aus nem Land, wo wir immer in Urlaub fahren, um uns von unserer stressigen deutschen Kultur zu erholen, und der will uns einreden, wir hätten doch eigentlich gar nichts zu meckern ?

also unzufriedenheit und unfähigkeit etwas an der umgebenden kultur zu ändern gepaart mit nem schuss neid auf vertreter anderer kulturen, die vermeintlich etwas haben was einem selbst fehlt?
 

NeuesWeltbild

Großmeister
8. September 2004
67
woppadaq schrieb:
Wir leben in einer Kultur des Mit-180-über-die-Autobahn-Düsens, des Abzäunens, Abschließens, Pünktlichkommens, Sofort-Anzeigens, Alles-Scheiße-Findens, Über-alles Herziehens, Ständig-Renovierens, kurzum in einer Kultur, in der wir uns eigentlich nicht so richtig wohlfühlen, was ok ist, solange es allen so geht, (und was wir, die wir "deustche Kultur" eigentlich ablehnen, auch merken, aber nicht die Rechten, die versuchen, das zu verdrängen, weil man ja nicht aus dem falschen Land kommen will z.B.) und dann kommt da so ein Ausländer, aus nem Land, wo wir immer in Urlaub fahren, um uns von unserer stressigen deutschen Kultur zu erholen, und der will uns einreden, wir hätten doch eigentlich gar nichts zu meckern ?

tust du das nicht auch gerade - meckern über diejenigen, die dauernd an allem etwas auszusetzen haben... ;) auch ich halte nichts vom ständigen schlechtreden, und provoziere auch gerne menschen in meinem umfeld, die so agieren, und sich damit eigentlich nur selber schaden und sich sowohl zeit als auch energie rauben - habe die hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die welle überschwappt, und mehr menschen sich der kleinen dinge des lebens erfreuen, und die übel hinnehmen sofern diese unabdingbar sind. wie heißt es so schön: geb mir mut zu ändern, was ich ändern kann, gelassenheit hinzunehmen was unabdingbar ist, und die weisheit zwischen beiden zu unterscheiden. es kommt m.e. auch darauf an, wie man negative gedanken äußert: manchmal muss man sich auch mal luft machen - aber dann sollte es gut sein!

viele geraten in eine art endlos-schleife, und merken gar nicht, dass sie täglich über das selbe thema meckern, und "trotzdem" (ich mein hier eigentlich "deswegen" *g*) nicht vorankommen. menschen von (oder "mit") diesem schlag weinen auch in anderen kulturen über ihre verschüttete milch, aber die deutschen liegen hier wohl weit vorn: nicht umsonst kann man den begriff "weltschmerz" in kaum eine andere sprache übersetzen...

dies kann vll wirklich in die "deutsche kultur-bilanz" aufnehmen - sowohl in die passiva als auch aktiva - was wären ein schiller oder goethe ohne die dramen ihrer zeit?


hives schrieb:
Noch ein paar Worte zur Anglisierung der Sprache:
Anglizismen verwende ich nicht allzu selten, in erster Linie eben - wie bei anderen Fremdwörtern auch - wenn sie (für mich) andere De- und Konnotationen haben wie die entsprechenden Übersetzungen.

das seh ich ähnlich. auch wie holo bereits gesagt hat, befindet sich die kultur jeder modernen gesellschaft, zu der m.e. auch sprache gehört, in einem ständigen, unaufhaltsamen wandel. für viele begriffe gibt es leider kein exakt gleichbedeutendes deutsches idiom, und um den kontext zu wahren sollte man dann vll doch den anglizismus verwenden - sofern das ganze nicht zum "bullshit-bingo" spielen verleitet ;) für mich haarsträubend wird es in einem 'meeting' in dem selbst die 'simpelsten' wörter, die man 'easy' auch in deutsch ausdrücken könnte in einer fremdsprache genutzt werden: einer der "lieblings-ausdrücke" meines chefs ist z.zt. "round about"...

schöne idee, zumindest im ansatz, aber in meinen augen unbrauchbar und unumsetzbar:
stiftung deutsche sprache
 

_Dark_

Ritter Rosenkreuzer
4. November 2003
2.666
also, ich habe da ja in letzter zeit eine etwas radikalere (typisch deutsch? :wink:) einstellung entwickelt..
meiner meinung nach gibt es nur noch schichten/klassen, die sich vor allem durch herkunft, bildungsgrad und finanzielle möglichkeiten definieren...
als in singapur war, bin ich in einen club gegangen, der komplett so in münchen hätte stehen können, wenn die leute nur nicht alle so asiatisch ausgehen hätten.. genauso die gespräche: man versteht sich, man kommt gut miteinander aus..
es gibt hier und da punks, alternative, arbeiter, ärzte, studenten, usw..

durch die extreme globalisierung in den letzten jahrzehnten gibt es keine "typischen" eigenschaften mehr, zumindest sind die ziemlich am aussterben.
der wettbewerb zwischen den leuten und den köpfen (aber auch um die) wird immer stärker, heute ist es doch egal, ob einer in new york oder in berlin lebt..
die letzten unterschiede werden mit der zeit auch verschwinden..
ich denke schon, dass es noch vor 40, 50 jahren anders ausgehen hat, und dass man dinge wie: die japaner sind traditionsbewusst und die deutschen pünktlich irgendwie noch so zutreffend sagen kann, aber das ar erziehung und abschauen am umfeld, das gibts so heute nicht mehr..

btw: ich benutze "downgeloadet", usw., weil ich nicht einsehe, wieso ich etwas erhalten soll, was mir nicht viel bringt.. sprachen verändert sich, heute halt nur schneller als noch vor 100, 200 jahren..
 

holo

Frechdachs
27. August 2005
2.712
_Dark_ schrieb:
btw: ich benutze "downgeloadet", usw., weil ich nicht einsehe, wieso ich etwas erhalten soll, was mir nicht viel bringt.. sprachen verändert sich, heute halt nur schneller als noch vor 100, 200 jahren..
Tja, das ist der Haken und auch der Grund, weshalb es eine Rechtschreibreform gab. "Billy the Gates" hat "downgeloadet" in einer Blubberblase beim automatischen Update einblenden lassen.

Mir war heute nach Rebellion - ich suchte nach Alternativen zu den gebräuchlichen Wörtern zum Thema Forum. "gepostet", "Posting" - durch "eingetragen" oder "Eintrag" zu ersetzen ist im Grundsatz nicht schwer ... doch die Gewohnheit, eher die Bequemlichkeit, lässt uns Denglisch einsetzen.
Der andere Punkt ist, dass wir bei der Mischung der Sprachen möglicherweise nicht mehr auf eine korrekte Aussprache achten - sie vielleicht auch wegen der Gewohnheit derart aneignen, dass jedem Briten das Ohr abfällt ;-)
Eigentlich ein guter Grund für den Erhalt einer deutschen Sprachkultur.

Gruß
Holo
 

_Dark_

Ritter Rosenkreuzer
4. November 2003
2.666
holo, ich kann dich schon nachvollziehen, sicher kann man mit viel gutem willen deutsch so erhalten..
aber grade bei worten, die aus dem englischen kommen, mache ich das nicht, ich deutsche sie konsequent ein..
wenn ich pc spielen, hat einer halt kein aiming, und er flamed rum..
diese begriffe treffen das, was ich ausdrücken möchte einfach viel besser, als: er zielt schlecht und beleidigt alle (womit ja nicht mal ansatzweise die bedeutung von flamen erschlossen wurde)
ich sehe auch keine gefahr, dass sich die aussprache verschlechtert.. wieso auch? wenn man länger im ausland ist, gewöhnt man sich sowieso den dortigen dialekt an..
und die deutsche aussprache wurde einem von kindesbeinen an angewöhnt, selbst wenn ich mal nach berlin ziehen sollte, werde ich immer noch bayerisch sprechen..
oder so einen mischmasch..
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
um mal beim kulturgut sprache zu bleiben
ich halts ja auch für sinnlos begriffe wie chatroom durch plauderraum zu ersetzen oder technische begriffe wie die cpu neuerdings zpe zu nennen, aber ich finde so einige einzüge in die sprache doch eher affig.. zum beispiel das "no go" das immer mehr einzug hält wenn jemand meint, dass etwas nicht in frage kommt oder inakzeptabel ist oder schlicht scheisse ist oder eben buddy anstatt kumpel.

auf der anderen seite halte ich es genauso für albern eindeutige fremdwörter wie etwa den teenager dahingehend "einzudeutschen", dass er "tee-nager" getrennt werden darf.... hat ja nüscht mit tee und nix mit nagen zu tun dat dingens. ;) .. ebenso find ich im prinzip das handy, dass ja im englischen so nicht existiert, ziemlich albern... entweder übernimmt man den fremdsprachlichen begriff oder man findet nen eigenen, aber nen fremdsprachlichen begriff zu übernehmen um ein ding damit individuell deutsch zu bezeichnen... nuja...
ein brite wüßte nicht was ich mit dem "händchen" will, der nennt sein "handy" mobile.

gerade beim handy hat man wohl einen markenbegriff gesucht, der irgendwie "sexy englisch" klingt, aber dem deutschen kunden dennoch griffig vorkommt.

anscheinend sind aber eben englische begriffe gerade das... irgendwie attraktiv ( sexy ist kürzer, aber ersetzt es wirklich unser altes attraktiv.. das ja auch ein fremdwort ist )
warum sind fremdsprachliche begriffe zur zeit so attraktiv?
es scheint ja so, als würde es einfach modern und jung wirken wenn man englische begriffe verwendet auf deibel komm raus hauptsache weg vom alten.
gerade wirtschaftsfloskeln treiben es ja zeitweilig auf die spitze.

ist das am ende auch ein ausdruck gegenwärtiger deutscher kultur aus dem eigenen kulturellen kontext zu fliehen?
 

Benkei

Geheimer Meister
10. September 2004
447
forcemagick schrieb:
im thread Potsdam wird derzeit relativ häufig der begriff "deutsche kultur" gebraucht und es scheint unklarheit darüber zu bestehen was das eigentlich sein soll.
Auch ich sehe die deutsche Sprache als wichtigen Aspekt unserer Kultur an, ist sie doch ein Gut das uns alle verbindet. Gegen die Integrierung von Fremdwörtern habe ich trotzdem grundsätzlich nichts einzuwenden, zumal es vorkommen kann, dass verwendete Übersetzungen zu mangelhaften oder missverständlichen Wiedergaben des Ursprünglichen führen. Was ich allerdings vehement ablehne ist die Verballhornung der deutschen Sprache wie sie von Erkan & Stefan in Gang gebracht und jetzt von einer Mehrzahl der hiesigen (häufig auch deutschstämmigen) Jugendlichen propagiert wird. "Voll krass - Alter echt ey! Konkret!" Da kommt mir die Galle hoch und ich kann nur hoffen dass dies für viele Jugendliche nur eine Phase ist und dass möglichst wenige von ihnen "darauf hängen" bleiben.

forcemagick schrieb:
also was ist deutsche kultur, wird sie bedroht? wenn ja durch was wird sie bedroht?
Als deutsche Kultur würde ich unsere Errungenschaften und Traditionen bezeichnen, die sich bis in die Gegenwart erhalten haben.

Dazu gehören meines Erachtens natürlich auch Dinge wie deutsche Produkte (Autos, Pharmazeutika, "Made in Germany"), deutsche Küche (Bier, Obstler, Korn, Eisbein-Sauerkraut, Bratwurst, Weisswurst, 100te Brotsorten, etc.) deutsche Feste (Oktoberfest in München, Schützenfeste in den Käffern, Rock am Ring, etc.), Vorurteile bezgl. der Deutschen (fleissig, pünktlich, reserviert, humorlos, etc.) aber auch Dinge die zum festen Bestandteil unserer Kultur geworden sind (die Kartoffel; den italienischen Pizza-Bäcker um die Ecke, den Döner-Mann oder den China-Mann; holländische Touristen im Sauerland).

Auch zähle ich die kleinen Unterschiede zwischen den einzelnen deutschen und eingewanderten Volksgruppen zum deutschen Kulturgut: die West-Ost-Differenz, die Verschiedenheiten in den einzelnen Bundesländern (den Föderalismus), die Geflogenheiten die ausländische Einwanderer von ihren Angehörigen im Ausland unterscheiden, etc.

Natürlich auch die typisch deutschen Religionen und die damit verbundenen Meinungen im In- und Ausland: "erzkatholisch" oder "luthersch´"; aber auch die hausierenden Zeugen Jehovas oder die alteingesessenen Marxisten :wink: .

Einen wichtigen Aspekt stellen sicher auch die deutschen Persönlichkeiten dar die durch ihr Wirken und ihre Gedanken deutsche Geschichte geschrieben haben: Karl der Grosse, Barbarossa, Friedrich der Große, Friedrich der Große von Preußen, Kaiser Wilhelm I, Adenauer, Erhard; Goethe, Schiller, Beethoven, Brahms, etc., etc. ... ja selbst Deutsche die vor allem durch negatives von sich reden machten wie Kaiser Wilhelm II oder Adolf Schickelgruber (auch sie hatten ihren Einfluss auf die Entwicklung Deutschlands. Leider). Auch nicht zu vergessen die zahlreichen deutschen Wissenschaftler die die Welt veränderten!

Dinge die aus der amerikanischen "Gleichschaltungskultur" übernommen wurden oder derzeit hier "verpflanzt" werden halte ich nicht für einen Teil der deutschen Kultur. Das Ergebis der "McDonald-isierung" àlla McDonald´s, Burger King, Coca Cola, Bacardi, KFC, Starbuck´s, Cinestar, Drive-in, Light Beer, Hollywood, etc. läuft eher auf die Aufhebung der kulturellen Unterschiede zu Lasten der einzelnen Völker und zu Gunsten der Übersichtlichkeit des Konsumentenverhaltens hinaus.
 

holo

Frechdachs
27. August 2005
2.712
_Dark_ schrieb:
ich sehe auch keine gefahr, dass sich die aussprache verschlechtert.. wieso auch? wenn man länger im ausland ist, gewöhnt man sich sowieso den dortigen dialekt an..
Stimmt schon, aber was ist mit jenen, die nicht im Ausland Zeit investieren? Das sind ja nicht wenige ...

_Dark_ schrieb:
und die deutsche aussprache wurde einem von kindesbeinen an angewöhnt, selbst wenn ich mal nach berlin ziehen sollte, werde ich immer noch bayerisch sprechen..
oder so einen mischmasch..
Nach Berlin? In diese dämliche Stadt? Haufenweise großschnäuzige Egoisten um dich herum? Da willst du hin? Na ja, jedem dasseine, aber wenn sich eine Gelegenheit ergibt, lasse ich dieses Kaff mit dem größten Vergnügen hinter mir.

Gruß
Holo
 

Winston_Smith

Groß-Pontifex
15. März 2003
2.804
...Drive-in, Light Beer, Hollywood, etc. läuft eher auf die Aufhebung der kulturellen Unterschiede zu Lasten der einzelnen Völker...

Inwiefern schadet denn ein McD-Laden der deutschen Kultur mehr, als der Döner, der Chinese, der Grieche an der Ecke?

Wenn ich einen Bacardi-Cola trinke, ist dies schlechter für unsere Kultur, als ein Vodka-Red-Bull?

Wo liegt der genaue Nachteil für Dich, wenn Du zu Starbucks gehst und nicht zum Espresso-Italiener?

:roll:

ws
 

Assipalme

Geselle
22. März 2006
31
hm... deutsche kultur ist für mich zunächst mal weit vor dem krieg angesiedelt. wir sind nach wie vor das land der dichter und denker, das weiß sogar mancher ami^^ ansonsten stimmt es, dass aus deutschland weltberühmte komponisten und schriftsteller kamen. heutzutage haben wir noch ne handvoll gute schauspieler, teure autos und arbeitsplätze im ausland anzubieten. ich denke, das ganze hat auch was mit den preussischen tugenden von gehorsam und pünktlichkeit zu tun.
übrigens find ich die amerikanisierung der bundesrepublik auch grusewlig. ich bin kein globalisierungsgegener und auch mit der englische3n sprache gut vertraut, aber einige sachen sollten doch auf deutsch bleiben. jedoch klingt wer sowas fordert gleich nach nazi... das is das problem hierzulande
 

Winston_Smith

Groß-Pontifex
15. März 2003
2.804
übrigens find ich die amerikanisierung der bundesrepublik auch grusewlig....jedoch klingt wer sowas fordert gleich nach nazi... das is das problem hierzulande

Das hat nix mit Nazivorwurf zu tun. Aber wer von einer "Amerikanisierung" der Bundesrepublik redet, muß auch von einer:

- Französisierung reden, nur weil es im Sky-Markt 80% Französische Weine gibt.
- Japanisierung reden, weil jede Kleinstadt auf einmal nen Sushiladen haben muß.
- Mexikanisierung reden, weil jede zweite Disko Tequila-Nächte veranstaltet.
- Belgisierung reden, weil es an jeder Ecke ne Pommesbude gibt.
- Türkisierung reden, weil in Deutschland mehr Döner als Hamburger oder Bratwürste gegessen werden.
- Engladisierung reden, weil Fußball Nationalsport nummer 1 ist.
- Tschechisierung reden, weil unser Bier nach "Pilsener" Art gebraut wird.

usw.

Viele Kulturen haben Einfluß auf unsere. Sobald aber ein Cola-Atomat an der Ecke steht, ist dies der Untergang unserer Kultur.

ws
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Mal davon ab, daß die Pilsener damals ihr Bier nicht so recht hinbekamen und sich einen baierischen Braumeister holen mußten, weshalb das Pilsener ein Bier nach deutscher Rezeptur ist, würde ich nicht sagen, daß irgendeine andere Kultur nach dem Krieg einen ähnlichen Einfluß auf uns ausgeübt hat wie die amerikanische. Unsere Filme, unsere Alltagsmode, unsere Musik sind schlichtweg amerikanisch. Das erste Fußball-Länderspiel überhaupt war eines England - Deutschland, und das dürfte über hundert Jahre her sein. Ansonsten sind Dir nur ein paar Spezialitäten eingefallen - und was wird wohl leichter eingebürgert und erregt weniger Mißtrauen? (Beim DreckDonalds sind es wohl die Unternehmensstrukturen und schlichte Perplexität angesichts des Erfolgs einer so primitiven Idee.)

Anderer Aspekt: Die Franzosen haben wir zigmal besiegt, da kann man ihnen schonmal zugestehen, daß sie wenigstens Wein keltern können. Bei den Amis flüchtet man sich in die Rolle der von Barbaren unterworfenen Kulturnation. :wink:
 

Winston_Smith

Groß-Pontifex
15. März 2003
2.804

Hmmm. In den offiziellen Singletop10 (Bäh, ein amerikanisches Wort!) sehe ich nur Mary J. Blige klick
Und in den Album Top10 sehe ich nur die Chili Peppers klick
als Amerikanische Bands. (Und dazu noch großartig.)

unsere Alltagsmode

Was denn? Die Jeans? Du wurde von einem deutschen "Erfunden". Das Polohemd? Stammt wohl evtl. vom englischen Polospiel.
Was ist denn deutsche Alltagsmode?

off topic:
Die Franzosen haben wir zigmal besiegt

Die Franzosen haben wie keine andere Nation der Welt so oft "auf den Ar***" bekommen und sind trotzdem die "grande nation"...:wink:


ws
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Ich kenne zwar die Top wieviel nicht, aber ich weiß, daß unsere Pop-, Rock-, Soul-, Jazz-, HipHop-, Gangstarap- und sonstige Musik aus Amerika stammt oder amerikanischen Vorbildern folgt. Ja, gut, da ist noch diese "Volksmusik" für den altmodischen Teil der bildungsfernen Schichten. Aber lohnt es sich, den immensen Einfluß der USA auf unsere Musik kleinzureden?

Und unsere Alltagsmode, das sind natürlich Jeans in verschiedenen Varianten*, T-Shirts, Turnschuhe, Baseballjacken und Fliegerblousons. Wo haben wir das denn her?

Nene, ich verliere schon viel zuviele Worte. Der amerikanische Einfluß ist schon ein ganz anderer als der französische. Jedermann trägt Basecap, aber die Baskenmütze kommt selbst beim Bund aus der Mode.

*Nur nicht in Levis Überhosenvariante. Die war ja ursprünglich nicht mal blau. 8O
 

Winston_Smith

Groß-Pontifex
15. März 2003
2.804

Welche? Die Art, die adidas seit 1949 produziert oder die, welche Nike erst seit 1962 produziert?


Eine Erfindung der Engländer.


Jeans waren von Anfang an blau gefärbt. Das Blau kam sogar aus Genua.

Aber lohnt es sich, den immensen Einfluß der USA auf unsere Musik kleinzureden?

Sicherlich gibts einen EINFLUSS aber unsere Musik ist dadurch nicht amerikanisch.

Verstehe mich nicht falsch. Natürlich hat die US-Kultur großen Einfluss auf unsere. Aber nicht mehr, als die britische, französische usw. Viele Sachen, die als "vom Ami kommend" bezeichnet werden, stammen in wirklichkeit aus anderen Ländern.

ws
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
wikipedia schrieb:
1872 wurden zum ersten Mal die Ecken der Hosentaschen mit Nieten verstärkt. Etwa um diese Zeit wurde auch der braune Zeltplanenstoff durch den mit Indigo gefärbten blauen Baumwollstoff Denim (von französisch "de Nimes", "aus (der Stadt) Nîmes") abgelöst

Braun schmuddelt ja auch nicht so, eigentlich die logische Wahl. :wink:

Was Turnschuhe angeht, könnte ich schwören, daß mein Vater schon vor dem Krieg welche hatte, aber sie im Zivilleben zu tragen war damals noch nicht üblich. Das scheint eine amerikanische Idee zu sein.

Sprich: Egal, ob Turnschuhe und Jeans "deutsche" Erfindungen sind, sie sind amerikanische Moden, die wir übernommen haben.

Und daß die französische Kultur einen ähnlich hohen Einfluß auf unsere hätte wie die amerikanische - nein, den Eindruck kann ich nicht teilen. Das war einmal.
 
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