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Philosophische/ Philosophen Ansichten zum 11.09.2001

Aladin

Geheimer Meister
29. Februar 2004
205
Wie viele andere haben sich auch Philosophen zum Anschlag vom 11. September und dem darauffolgenden Afghanistan-Krieg zu Wort gemeldet. Sie sind dabei zu völlig unterschiedlichen Interpretationen gelangt. Bei der Zusammenstellung von Äußerungen ist zu beachten, dass diese auf unterschiedlichen Texten beruhen, zum einen auf Kurzinterviews, die wohl telephonisch stattfanden, zum anderen auf ausformulierten Beiträgen für Zeitungen. Dennoch zeigt die große inhaltliche Spannweite, dass dieser Anschlag unerklärlich bleibt. Das liegt wohl auch daran, dass wir uns im Westen hauptsächlich mit uns selbst beschäftigen und die Entwicklungen in der islamischen Welt nur oberflächlich zur Kenntnis genommen haben.

Nicht überrascht zeigte sich einzig der französische Philosoph André Glucksmann (Die Welt vom 17.9.): "Mich überrascht nur, dass man überrascht wurde". Denn die zerstörerischen Gewalten globalisieren sich schneller als die Kräfte des Aufbaus. Glucksmann plädierte auch als einer der wenigen für ein hartes Zuschlagen gegen den "grünen Faschismus, der mit dem Islam nichts gemein hat": "Entweder führt unsere Zivilisation einen langwierigen Kampf gegen solche Massaker, oder sie lässt sich massakrieren". Alle Autoren unterscheiden zwischen dem Islam an sich und terroristischen islamischen Gruppen. Hans-Georg Gadamer sieht jedoch fundamentale Schwierigkeiten mit dem Islam in einer globalisierten Welt. Er habe sich schon lange überlegt, führt er in einem Interview mit der Welt aus, wie man eine vernünftige Zukunft bauen könne und sei zu dem Schluss gekommen, "dass es mit allem geht, nur nicht mit der arabischen Religion". Einen Grund sieht er darin, dass dort die Grundlage dessen, was der Tod bedeute, anders interpretiert werde als bei uns. Es gebe dort etwas, "das gar nicht oder nur mit Mühe mit uns vergleichbar ist". Und so lange sei es gar nicht her, dass diese Art von "Macht" vor den Toren Wiens gestanden habe. Und obwohl es ihm angesichts der Anschläge "unheimlich" geworden sei, sieht Gadamer nur eine Möglichkeit: Immer wieder neu - im Kleinen - anfangen, brauche es doch eine Zuversicht, ohne die das Leben schwer sei.

[...]

Der deutsche Innenminister Otto Schily tadelte in einem Interview in der Welt am Sonntag die Reaktionen in "gewissen intellektuellen Kreisen" als "wirklich schlimme" antiamerikanische Entgleisungen. Daraufhin fühlte sich Peter Sloterdijk an den Kalten Krieg erinnert und bemerkte, wenn Schily "als deutscher McCarthy in die Geschichte des Ungeistes eingehen" wolle, solle er ruhig so weiterreden. Sloterdijk diagnostizierte, unmittelbar nach den Terroranschlägen sei eine "Implosion des Reflexionsraumes" erfolgt. Begünstigt von einer "Selbstgleichschaltungstendenz" der Medien sei die Gesellschaft zunächst kaum fähig gewesen, eigene Überlegungen anzustellen.

Sloterdijk führte bei einer Gesprächsrunde unter den Lehrern der "Hochschule für Gestaltung" in Karlsruhe aus, der von der kolonialistischen Vergangenheit geprägte Blick des Westens habe sich ein weit reichendes Machtprivileg erworben. So glaube man im nicht-islamischen Westen, den Islam in seinen Facetten besser zu verstehen als die Menschen in der islamischen Welt.

Sloterdijk definiert den vorliegenden Terrorismus als "Zwei-Komponenten-Waffe". Der eine Bestandteil des Terrors sei das "Material", beispielsweise die Gifte für den biologischen Angriff. Der andere Bestandteil seien die "Motive" des Terrors. Die Hersteller dieser beiden Komponenten seien nicht identisch. "Die Hersteller des Materials sind wir", führte Sloterdijk am 12. Oktober in Frankfurt aus. Die Geburtsstunde des Terrorismus ist für Sloterdijk der 22. April 1915, als deutsche Soldaten alliierte Stellungen in Ypern mit Chlorgas angriffen. Seit diesem Tage sei Terror ein Element der konventionellen Kriegsführung geworden. Terrorismus sei eine Methode. Daher mache der Ausdruck "Kampf gegen den Terror" keinen Sinn: "Eine Methode kann man nicht bekämpfen".

Keine besondere Freude dürfte Schily an dem in Berlin lehrenden Diskursethiker Dietrich Böhler gehabt haben. Böhler formulierte 8 Thesen und sandte diese an wichtige Politiker und Ausschüsse, also auch an den Innenminister. Böhler geht vom "Prinzip Verantwortung" von Hans Jonas aus: "Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz menschenwürdigen Lebens auf Erden" und leitet daraus seine Thesen ab. Diese lauten in stark gekürzter Form:

Terrorismus ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Wir sollen das selbstkritische Bewusstsein des Absoluten gegenüber alle Relativismen wachhalten.

Es gilt, jeden Missbrauch des Absoluten als Rechtfertigungsgrund partikularer Interessen zu verhindern.

Wer sich dagegen zur Wehr setzt, indem er zum "gerechten Krieg wider das Böse aufruft", ist seinerseits im Begriff, Gott und Gerechtigkeit zu instrumentalisieren.

Freier Diskurs wird auch von demjenigen beschnitten, der eine Politik der "uneingeschränkten Solidarität" mit einer kriegsführenden Macht proklamiert.

Es besteht die verantwortungsethische Aufgabe, "zu wachen über die Menschlichkeit der Maßnahmen, mit denen man das Unheil zu stoppen versucht" (Hans Jonas).

Wenn das Ziel der Militärschläge nicht ausschließlich in der Selbstverteidigung der USA gegen den Terrorismus besteht, sondern in der Beseitigung einer Regierung, ist der Krieg völkerrechtswidrig.
Ohne die Achtung und ohne den Schutz der elementaren Menschenrechte ist keine Verantwortung möglich.

Böhler folgert aus diesen Thesen: "Nehmen wir unsere Mit-Verantwortung für die elementarsten Menschenrechte...durch öffentlichen Diskurs und Protest, durch Engagement bis zum zivilen Ungehorsam gegen kriegsunterstützende Maßnahmen war...Stehen wir auf!"

Zu einer kulturellen Analyse setzte Slavoj Zizek in einem Interview in der Frankfurter Allgemeinen (vom 23. Oktober) an: Hinter unserer westlichen Toleranz stecke in Wahrheit eine tiefe Intoleranz. Sie sei eine Art Abwehrmechanismus, die den anderen auf Distanz hält. Zizek wendet sich gegen die These vom "Clash of Civilizations"; die Konflikte verliefen vielmehr quer durch alle Gesellschaften. So gebe es auch in Amerika Fundamentalisten, die Bomben legten, und in Amerika habe es nach den Anschlägen von rechten Kommentatoren Reaktionen gegeben, die denen von seiten der Taliban verblüffend ähnlich gewesen seien: Die Anschläge eine Strafe Gottes dafür, dass in Amerika die Unmoral und die Promiskuität um sich gegriffen hätten. Enttäuscht zeigte sich Zizek von den Reaktionen der Linken: "Sie hat eine Liste der Dummheiten heruntergerasselt: von ihrem abstraktem Pazifismus bis zu der Logik, dass die Amerikaner mit ihrem Imperialismus selbst schuld an den Anschlägen seien,, Daran mag nur auf einer sehr abstrakten Ebene etwas Wahres daran sein". Was wir nach Zizek nun brauchen, sind positive Zeichen: "Ich fand es zum Beispiel gut, wie Arafat Blut für Amerika gespendet hat. Was immer er wirklich denkt, es war eine Geste".

Mit dem Anschlag würden wir ein Stück moderner Architektur verlieren, diagnostizierte Umberto Eco in der Frankfurter Rundschau (vom 22. September) und sieht das Ende der Wolkenkratzer gekommen: "Die einstürzenden Türme haben die Psyche der Menschen tief verändert. Die Türme sind jetzt nicht mehr starke Symbole der Macht, aufragende Kathedralen des Kapitals. Sie sind verwundbare Riesen, Giganten auf Krähen-Füßen". Als neue Symbole der Macht sieht Eco horizontale Bauten. Damit würde sich die Landschaft der Städte verändern und mit ihr das soziale Leben.


Der komplette Text: http://www.information-philosophie.de/philosophie/terrorismus2001.html
 

_Dark_

Ritter Rosenkreuzer
4. November 2003
2.666
ja sicher, die anschläge haben die welt von grund auf verändert.

der kampf und der krieg sind an diesem tag in unser leben eingetreten und seitdem vergeht kein tag mehr ohne dass wir von neuen anschlägen im irak oder neuen sicherheitsmaßnahmen, foltermethoden der us-soldaten in afghanistan oder ähnlichem hören.

dass dieser philosoph unsere gesellschaft als intolerant bezeichnet, dann hat er keine ahnung vo amerikanischen religionszugehörigkeiten.
dort gibts es, anders als bei uns, wirkliche christliche fundamentalisten, die die bibel wirklich wörtlich auslegen.
siehe hierzu auch die aktuelle debatte in den usa über die homo-ehe.
dass diese gruppe von protestanten in den usa unter bush sehr an einfluss gewonnen hat, ist klar und auch bedenklich.
trotzdem gibt es keinen anlass, gleich die westliche welt als intolerant zu bezeichnen.

ich könnte jetzt endlos so weiterreden, allerdings halte ich es für sinnlos, so ein geschwalle, wie das von eco, dass sich unsere städt jetzt in die horizontale ausbreiten, für absolut hirnlos.
gut, man kann diese äußerung auch in dem licht sehen, dass das erst kurz nach den anschlägen war, dennoch denke ich schon dass solch selbsternannte denker wie er weiterdenken sollten.


korrigiert mich bitte, wenn ich da jetzt was falsch verstanden habe!!!!!!!
 

Woppadaq

Großmeister-Architekt
2. August 2003
1.228
Dark_in_Doubt schrieb:
dennoch denke ich schon dass solch selbsternannte denker wie er weiterdenken sollten.

Denker wie er denken so sehr, daß sie schon nicht mehr auf der Erde weilen.

Es ist wirklich einfach, so kurz danach schnell nen Spruch abzuliefern, mit dem man dann scheinbar moralisch besser dasteht, weil man so schön "gesellschaftskritisch" ist !

Eco muß ich allerdings zustimmen: Die Zeit der Hochhäuser geht wohl damit zu Ende.....aber nicht nur deshalb.
 

Aladin

Geheimer Meister
29. Februar 2004
205
Eco beschäftigt sich ja auch stark mit Fragen der Ästhetik. Er versteht sicher die Ästhetik auch als ideologischen Ausdruck, als Medium des Zeitgeistes.

Die sogenannten Wolkenkratzer sind ja allgemein als amerikanische Erfindung bekannt. In dieser typischen Architektur spiegeln sich der Reichtum und die Extravaganz des "Land(es) der unbegrenzten Möglichkeiten". Natürlich sind sie auch verstärkt Symbole der Macht. Schon immer war die Architektur auch ein Ausdrucksmittel von Macht, sakraler wie auch weltlicher Macht. In diesem Sinne wurden Monumentalbauten zu allen Zeiten möglichst hoch gebaut, entweder versuchten die Menschen damit ihre Verbundenheit mit dem Himmlischen/Göttlichen zu symbolisieren oder gerade diese Herauszufordern, man denke nur an den Mythos vom Turm zu Babel.

Apropos... Dieser Mythos wurde durch die Bilder des 11. September weltweit wiederbelebt. Der Einsturz beider Türme in New York, war gleichzeitig der Zusammenbruch des Zeitgeistes (der diese Monumente erst möglich machte). In diesem Sinne hatte die US-Propaganda mit der Parole "Nicht wird mehr so sein wie es einmal war" recht (auch wenn natürlich klar ist das diese Parole nur ihren imperialistischen Zielen und ihrer Kriegspolitik vorschub leisten sollte).

"Als neue Symbole der Macht sieht Eco horizontale Bauten. Damit würde sich die Landschaft der Städte verändern und mit ihr das soziale Leben." Das hört sich demnach stark nach einer "Niederwerfung" des menschlichen Hochmuts (Egozentrismus) an. Die neuen Menschen, die neuen Kulturen werden das auch in ihren Bauten ausdrücken.

Es wird sich elementares ändern. Eco erblickt bzw. erahnt das ganze Ausmaß des Geschehens aus der Perspektive der Ästhetik (in diesen Fall der spezifisch Architektur). Natürlich ist das nicht für jeden nachvollziehbar. Schließlich werden epochale Veränderungen erst aus der zeitlichen/historischen Distanz voll erfasst und gewürdigt (oder auch nicht).

Die Frage ist natürlich welche Menschen und welche Kultur(en) diesen neuen Zeitgeist einführen, umsetzten werden?
 

bombaholik

Auserwählter Meister der Neun
14. Oktober 2003
924
Aladin schrieb:
Nicht überrascht zeigte sich einzig der französische Philosoph André Glucksmann "Entweder führt unsere Zivilisation einen langwierigen Kampf gegen solche Massaker, oder sie lässt sich massakrieren".

damit ist er bei mir schon aus dem rennen....der Mann vergeudet als Philosoph seine Zeit.



Aladin schrieb:
Alle Autoren unterscheiden zwischen dem Islam an sich und terroristischen islamischen Gruppen. Hans-Georg Gadamer sieht jedoch fundamentale Schwierigkeiten mit dem Islam in einer globalisierten Welt. "dass es mit allem geht, nur nicht mit der arabischen Religion". Einen Grund sieht er darin, dass dort die Grundlage dessen, was der Tod bedeute, anders interpretiert werde als bei uns. Es gebe dort etwas, "das gar nicht oder nur mit Mühe mit uns vergleichbar ist". Und so lange sei es gar nicht her, dass diese Art von "Macht" vor den Toren Wiens gestanden habe. Und obwohl es ihm angesichts der Anschläge "unheimlich" geworden sei, sieht Gadamer nur eine Möglichkeit: Immer wieder neu - im Kleinen - anfangen, brauche es doch eine Zuversicht, ohne die das Leben schwer sei.

Was???...achja die buddhisten wollen ja auch die Herrschaft über den Westen muahahar


Aladin schrieb:
Der deutsche Innenminister Otto Schily tadelte in einem Interview in der Welt am Sonntag die Reaktionen in "gewissen intellektuellen Kreisen" als "wirklich schlimme" antiamerikanische Entgleisungen. Daraufhin fühlte sich Peter Sloterdijk an den Kalten Krieg erinnert und bemerkte, wenn Schily "als deutscher McCarthy in die Geschichte des Ungeistes eingehen" wolle, solle er ruhig so weiterreden. Sloterdijk diagnostizierte, unmittelbar nach den Terroranschlägen sei eine "Implosion des Reflexionsraumes" erfolgt. Begünstigt von einer "Selbstgleichschaltungstendenz" der Medien sei die Gesellschaft zunächst kaum fähig gewesen, eigene Überlegungen anzustellen.

Sloterdijk führte bei einer Gesprächsrunde unter den Lehrern der "Hochschule für Gestaltung" in Karlsruhe aus, der von der kolonialistischen Vergangenheit geprägte Blick des Westens habe sich ein weit reichendes Machtprivileg erworben. So glaube man im nicht-islamischen Westen, den Islam in seinen Facetten besser zu verstehen als die Menschen in der islamischen Welt.

yearrrrr

Aladin schrieb:
Sloterdijk definiert den vorliegenden Terrorismus als "Zwei-Komponenten-Waffe". Der eine Bestandteil des Terrors sei das "Material", beispielsweise die Gifte für den biologischen Angriff. Der andere Bestandteil seien die "Motive" des Terrors. Die Hersteller dieser beiden Komponenten seien nicht identisch. "Die Hersteller des Materials sind wir", führte Sloterdijk am 12. Oktober in Frankfurt aus. Die Geburtsstunde des Terrorismus ist für Sloterdijk der 22. April 1915, als deutsche Soldaten alliierte Stellungen in Ypern mit Chlorgas angriffen. Seit diesem Tage sei Terror ein Element der konventionellen Kriegsführung geworden. Terrorismus sei eine Methode. Daher mache der Ausdruck "Kampf gegen den Terror" keinen Sinn: "Eine Methode kann man nicht bekämpfen".

Respekt an den Herren.

Aladin schrieb:
Keine besondere Freude dürfte Schily an dem in Berlin lehrenden Diskursethiker Dietrich Böhler gehabt haben.

Wir sollen das selbstkritische Bewusstsein des Absoluten gegenüber alle Relativismen wachhalten.

Es gilt, jeden Missbrauch des Absoluten als Rechtfertigungsgrund partikularer Interessen zu verhindern.

Wer sich dagegen zur Wehr setzt, indem er zum "gerechten Krieg wider das Böse aufruft", ist seinerseits im Begriff, Gott und Gerechtigkeit zu instrumentalisieren.

Freier Diskurs wird auch von demjenigen beschnitten, der eine Politik der "uneingeschränkten Solidarität" mit einer kriegsführenden Macht proklamiert.

Es besteht die verantwortungsethische Aufgabe, "zu wachen über die Menschlichkeit der Maßnahmen, mit denen man das Unheil zu stoppen versucht" (Hans Jonas).

Wenn das Ziel der Militärschläge nicht ausschließlich in der Selbstverteidigung der USA gegen den Terrorismus besteht, sondern in der Beseitigung einer Regierung, ist der Krieg völkerrechtswidrig.
Ohne die Achtung und ohne den Schutz der elementaren Menschenrechte ist keine Verantwortung möglich.

Böhler folgert aus diesen Thesen: "Nehmen wir unsere Mit-Verantwortung für die elementarsten Menschenrechte...durch öffentlichen Diskurs und Protest, durch Engagement bis zum zivilen Ungehorsam gegen kriegsunterstützende Maßnahmen war...Stehen wir auf!"

Denk das wird bei den Politikern in Ablage P wandern....der Wille zählt.

Aladin schrieb:
Mit dem Anschlag würden wir ein Stück moderner Architektur verlieren, diagnostizierte Umberto Eco in der Frankfurter Rundschau (vom 22. September) und sieht das Ende der Wolkenkratzer gekommen: "Die einstürzenden Türme haben die Psyche der Menschen tief verändert. Die Türme sind jetzt nicht mehr starke Symbole der Macht, aufragende Kathedralen des Kapitals. Sie sind verwundbare Riesen, Giganten auf Krähen-Füßen". Als neue Symbole der Macht sieht Eco horizontale Bauten. Damit würde sich die Landschaft der Städte verändern und mit ihr das soziale Leben.


Der komplette Text: http://www.information-philosophie.de/philosophie/terrorismus2001.html

Was geht in dem wieder vor, bei all meiner Liebe zu seinem schreibstil, geschichtliche Ahnung usw.

Seine Ansichten passen mir ganz und gar nicht - leben tut der so oder so in seiner kleinen Welt.
 

bombaholik

Auserwählter Meister der Neun
14. Oktober 2003
924
Wolkenkratzer sind vernünftige Platzsparende Wohn- und Arbeitsfläche.

Bei 6 mrd. Menschen können wir nicht einfach in Ballungszentren anfang Waagrecht zu bauen.

Und Asien geht ebenso in die Richtung (oben).

5km hoher "Turm von Babel" geplant Quelle: Xakay *gg*
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
hat hans-georg "dass es mit allem geht, nur nicht mit der arabischen Religion" gadamer wenigstens nen skandal ausgelöst dieser äußerung? das ist ja wohl faschistisch...

so nen großen kopp kann der gar nicht haben, wie der kamm ist, über den er da schert...:motz:
 

Aladin

Geheimer Meister
29. Februar 2004
205
Wenn du mit "faschistisch" meinst das diese Aussage von Gadamer ganz im Sinne Totalitärer Gesinnung ist, gebe ich dir recht. Das zeigt nur allzu deutlich wo Gadamer steht, nähmlich auf seiten des Turbo-Kapitalismus, genannt Globalisierung...

Gadamer startet mit der Bezeichnung "arabische Religion" gleichzeitig eine Verteidigung seiner Ideologie (Globalisierung) als (einzige)universelle Idee. Der Islam wird auf eine ethnische, nationale Dimension negiert und somit suggeriert das der Islam keine universelle Perspektive anzubieten habe. Natürlich ist der Islam nicht die Religion der Araber sondern versteht sich als universelle Heilsbotschaft. Gadamer manipuliert gezielt um seine Ideologie anzupreisen. Und das auch noch mit einem rassistischen Unterton (arabische Religion).
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
ich halte für faschistisch, mit welcher pauschalität er behauptet, "dass es mit allem geht, nur nicht mit der arabischen religion".

ich habe gadamer sogar unterstellt, dass sich seine überlegungen, wie man eine vernünftige zukunft bauen könnte, mit meinen decken. ich hab außer dem interview nix von ihm gelesen. also keine ahnung, ob diese unterstellung gerechtfertigt ist... wenn er turbokapitalist ist, sicher nicht.

sein fatschit halte ich trotschdem für faschischtitsch.



Einen Grund sieht er darin, dass dort die Grundlage dessen, was der Tod bedeute, anders interpretiert werde als bei uns.

alle moslems haben also eine ganz bestimmte einstellung zum tod. ganz im gegensatz zu unserer ganz bestimmten einstellung. was ein blödsinn... denn genau wie wir höchst unterschiedliche ansichten zum tod haben, haben auch moslems höchst unterschiedliche ansichten vom tod.
mit der behauptung, dass eine besondere haltung zum eigenen tod ein kennzeichen der terroristen ist, mag er ja recht haben. die suchen ihr heil im jenseits. aber das gilt bestimmt nicht für alle moslems - zumindest nicht in der form, die gadamers aussage rechtfertigt.

und gadamer hat hier einfach nicht weitergedacht: wenns doch nun die bestimmte haltung zum jenseits ist, die einen konsens unmöglich macht, warum sagt er denn dann auch einfach nicht, dass mit denen, die über leichen gehen und auf ne belohnung im jenseits glauben, kein konsens möglich ist? aber nein, mit dem gesamten islam ist eine gemeinsame zukunft nicht möglich. das wär mit dem christentum vor ein paar hundert jahren auch nicht möglich gewesen. ist`s vielleicht mit dem amerikanischen christentum heut noch nicht. hätt er sich mal besser darum gekümmert, dass es andere dinge sind, die den nährboden für tödlichen fanatismus bieten: benachteiligung und chancenlosigkeit im diesseits, die zu der konzentration auf ein erlösendes jenseits führen. ein unkritischer umgang mit sakralen dogmen, die zu dieser nicht-anerkennung weltlicher instanzen oder normen führt. und plötzlich ist das alles nicht nur im islam zu finden. sondern auch auf der anderen seite...

mit seiner analyse ist gadamer auf halber strecke verdurstet. also, halbe strecke auf`m holzweg, sozusagen...

naja, immerhin lässt er sich von der welt noch folgendes aus der nase ziehen:

DIE WELT: Gibt es nicht den Unterschied zwischen dem friedfertigen Islam und denen, die sich zu Unrecht auf ihn berufen.

Gadamer: Ja, ja, offenkundig ist das so.

link gibts keinen, weil man sich einloggen muss. dann einfach nach gadamer suchen...



nachtrag:
vielleicht möcht ich das ganze noch insofern relativeren, als dass mir das ganze mehr gegen diese einstellung als gegen gadamer ging. der hat das zwei wochen nach den anschlägen vom stapel gelassen, da will ich ihm das verzeihen, dass er mal vorschnell geschossen hat...
 

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