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Stille und Isolation; Mensch das Opfer seiner selbst?

Don

Großer Auserwählter
10. April 2002
1.692
Über das Leben

-Teil1 Die Stille und der Gegenspieler-

In den Augenblicken der Ruhe kommt die Stille......

Dieser Satz hat viel in sich, vor allem eine positive Ausstrahlung. . Stille ist etwas was wir brauchen um uns wieder zu finden. Stille ist auch die Möglichkeit uns auf uns selbst zu konzentrieren. Etwas, was wir eigentlich verlernt haben. Es ist anstrengend mal wieder sich selbst zu sein; einfach mal fallen lassen und genießen.

Doch leider verwechseln wir Stille oft mit Isolation. Manch einer begibt sich in Isolation um Stille zu finden; doch verschließt sich damit vor der Welt in und und um sich. Wir isolieren uns und beginnen mit innerlichem Druck die Ruhe zu suchen; ein Unternehmen das einem Paradoxon gleicht. Denn wie kann ich in einem See der aufgewühlten Gefühle durch Produktion großer Wellen versuchen Ruhe und Stille zu finden?

Ein Abschotten des eigenen Selbst um die negativen Gefühle und Gedanken nicht bearbeiten zu wollen führt uns in die Isolation. Wir beginnen einseitig nur das vermeintlich Gute zu sehen, verdrängen das vermeintlich Schlechte und begeben uns dadurch auf eine Strasse ohne Umkehr. Nur wer Gutes und Schlechtes zuläßt wird in der Lage sein sich selbst zu ?finden?.

Ich selbst sehe mein Leben weit weg, habe oft nicht die Motivation etwas ändern zu wollen, will alles gleich und sofort erreichen. Aber was mache ich dadurch?


Ich versuche mal selbst den Vorgang aufzuschlüßeln

A: Ich selbst sehe mein Leben weit weg, habe oft nicht die Motivation etwas ändern zu wollen, will alles gleich und sofort erreichen.

  • Hier durch verfange ich mich in meinen alte Strukturen. Ein Blick nach vorne lasse ich nicht zu und verweigere mich auch der Tatsache das ich etwas falsch mache oder falsch gemachtes manifestiere in meinem Verhalten. Der Antrieb der Weiterentwicklung wird gebremst und gehemmt etwas neues zu beginnen.

B: Ich selbst sehe mein Leben weit weg, habe oft nicht die Motivation etwas ändern zu wollen, will alles gleich und sofort erreichen.

  • Ein Vorgang der keinerlei Ruhe in sich birgt. Ein fast triebhaftes Verhalten mit der Keule seine Ziele zu erreichen. Ich bewege hier nur den Körper, und nicht den Geist.

C: Ich selbst sehe mein Leben weit weg, habe oft nicht die Motivation etwas ändern zu wollen, will alles gleich und sofort erreichen. Aber was mache ich dadurch?

  • Das ist mit Abstand die Kernaussage des Satzes. Dadurch das ich schreibe "ich sehe mein Leben weit weg" sehe ich keine Hoffnung, es "einzuholen". Ein durchaus depressiver Ansatz des Gedankens an die eigene Wertigkeit. Das eigene Leben weit weg zu sehen ist etwas das den Zustand der isolation fast perfekt umschreibt. Die gedankliche Unmöglichkeit das Leben zu greifen, es zu leben; zuzusehen wie das Leben "vorbei" geht.

Stille kann gemeinsam erlebt werden, genossen und gelebt werden; die Isolation nur alleine. Hier liegt der große; markante Unterschied.

Gedankenvolle Grüße Don
 

Don

Großer Auserwählter
10. April 2002
1.692
Scheinbar ist das kein Thema für Euch. Schade eigentlich.... .

Don
 

riddler

Großmeister
13. Oktober 2003
54
Ich habe den Text gelesen, und nur lange darüber nachgesonnen, wie ich eine passende Antwort darauf finden kann. Es ist so, der Text ist sowas von wahr und aussagekräftig, wie ich nur wenige Menschen kenne, die dazu in der Lage sind.

Ich kenne diese Situation nur allzu gut, dir gilt meine abolute Achtung für diesen Beitrag. Sondergleichen hast du jenen Vorgang in Wort gefasst. JEder Satz traf voll ins Schwarze, voll in meine Seele.

Es stimmt, dass man aus der Realität zu entfliehen versucht, und dadurch nurnoch hilfloser wird. Den Satz, dass dies ein unumkehrbarer Vorgang ist, finde ich besonders gut, und genauso deine Aufschlüsselung.

Ich weiss ehrlich gesagt nicht weiter, was ich da noch hinzufügen soll, außer ein Großes: ACK!
 

RockRebell

Großmeister
18. November 2003
99
Klasse geschrieben. Ich kenne das auch nur zu gut.

Es muss alles schnell gehen, und wenn etwas fertig ist, muss gleich das
Nächste fertig werden. Wie ein Wettlauf nach dem anderen.
Auf diese Weise rennt man durch sein Leben, oder von (vor) seinem Leben
weg.
Dumm ist, dass wir auch von ausserhalb getrieben werden. Termin hier,
Ablaufdatum da. Wer "zur Ruhe kommt", muss zu sich selbst kommen, aber
davor fürchten sich die meisten Menschen.
"In der Ruhe", so habe ich festgestellt, kommt auf einmal eine ganz leise
Stimme durch, die Fragen stellt...
Wer bist Du?
Was willst Du?
Warum bist Du so?
Fragen, die recht unangenehm sein können, also drehe ich den Fernseher auf
und lass mich von dieser Stimme ablenken.
Also renne ich wieder los.

Mir hat es sehr geholfen, dass ich einen Menschen gefunden habe, der mit
mir "zur Ruhe kommt". Wir können miteinander reden, aber auch schweigen.
Schweigen - nicht wortlos sein. Der Raum zwischen uns ist dann mit Schweigen
und Ruhe gefüllt, nicht mit Sprachlosigkeit, wie es sonst nur gekannt habe.
Kein peinliches Schweigen, sondern "in sich ruhen", "in sich hören" oder
auch "in sich gehen".

Ich selbst sehe mein Leben weit weg
Es ist kein Fehler, auch mal Abstand von seinem Leben zu gewinnen. Aber
es passiert in dieser Zeit schnell, dass man sich zu weit von seinem Leben
entfernt:
Lehre, Beruf, Freundin, Haus, heiraten, Kind - Rente. Anstatt
Lernen, seine Berufung finden, Freunde haben, ein zu Hause finden, Bündnisse
schliessen - das einfach mal als Beispiel.

habe oft nicht die Motivation etwas ändern zu wollen
Faulheit ist etwas Wunderbares. Dinge liegen lassen zu können, eine Fähig-
keit, die man sich erhalten sollte. Leider kann man sich auch sehr schnell
daran gewöhnen, faul zu sein, Dinge liegen zu lassen, auf morgen zu
verschieben...
Diese Dinge schieben wir dann vor uns her, wie ein Pillendreher (Käfer),
der seine Kugel rollt. Unsere Kugel wird aber dabei immer schwerer und
schwerer und immer schwerer... und sobald es nur ein kleines bisschen
bergauf geht, kostet uns jeder Schritt soviel Kraft, dass wir nach kurzer
Strecke aufgeben.

will alles gleich und sofort erreichen
Tja... Ich versuchs mal, auch, wenn es noch recht diffus ist.
Es ist sicherlich nicht verkehrt, Dinge schnell zu erledigen. Ich kann (theoretisch)
ein Dach in einem Tag decken. Ich kann mir auch 14 Tage dafür Zeit nehmen.
Was könnte ich in diesen 14 Tagen alles lernen, was mir an einem einzelnen
Tag entgehen wird?
Welche Erfahrungen warten in diesen 14 Tagen auf mich, die an diesem
einen Tag garnicht wahrgenommen würden?
Pflanze ich einen Baum, wäre es schön, wenn er sofort gross und stattlich
würde, damit er sofort Schatten spendet.
Der Baum lässt sich aber Zeit - viele Jahre. Was kann ich in diesen Jahren
alles durch diesen Baum lernen? Ich sehe, wie er wächst, wie er im Sommer
grüne Blätter trägt, im Herbst rote, braune, gelbe, und im Winter alle
Blätter abwirft, nur um im Frühling wieder Knospen und Triebe auszubilden.
Ich könnte begreifen, dass alles zwar vergänglich ist, aber sich auch wieder
erneuert - doch dafür muss es vergehen. Was würde ich empfinden, wenn
ich diesen Baum über die Jahrhunderte begleiten könnte, bis er stirbt?
Trauer - ein liebgewonnener Freund geht, gleichzeitig weiss ich, dass durch
seinen "Tod" neue Bäume wachsen können - neue Freunde, die ich
begleiten kann.
Setze ich aber einen Baum, und er ist schon am nächsten Tag gross, welche
Beziehung könnte ich zu ihm aufbauen? Eine oberflächliche, denn ich habe
sein Werden und Wachsen, sein Vergehen und Erneuern nicht miterlebt.
Ich weiss nichts von diesem Baum.

Natürlich ist es schön, heute eine Hecke zu pflanzen, und morgen schon
eine hohe Hecke zu haben. Aber wo wäre der Sinn? Dann könnte ich gleich
heute geboren werden, und morgen schon im Greisenalter sterben.

Hm, ziemlich quer... vielleicht kann jemand was damit anfangen :-)

Gruss

der Rebell
 

Choronzon

Vorsteher und Richter
21. April 2002
704
:) Hehehe.mein Freund.

Danke für deinen Brainstorm.Im Gegensatz zu anderen "lese" ich nicht das ,was du "schreibst",und beurteile oder analysiere deshalb auch nichts.
Ich lebe es.
Was du beschreibst ,ist auch immer Bestandteil jedweder (:-))Meditation.
Vor der äusseren Welt kann man sich vielleicht noch isolieren,vor den inneren nicht,denke ich.
Leben,aus welcher Sicht auch immer betrachtet,endet immer nur "biologisch",das Verfallsdatum ist irgendwann für jeden erreicht,spirituell aber schliesst sich der Kreis immer wieder,oder man durchbricht diesen,und steigt empor......

Sein Leben aus einer gewissen Distanz betrachten zu können,das möchten sicher viele............und sind doch nicht dazu in der Lage,
der "Grat ist schmal".....

mfg. R
 

InsularMind

Geheimer Sekretär
9. Dezember 2003
644
Diese Stille zu finden, ist nichts Leichtes, mit Sicherheit.

Selbst wenn man einst aus der Einsamkeit heraus wuchs, Jahre unter den tausenden stetig messenden und schätzenden Augen der Menschen blieb und sich aus der Wahl des kleineren Übels wieder in die Isolation begab,findet man keine Ruhe.

Isolation zu suchen, das scheint der Versuch zu sein, sich in eine Traumwelt zu flüchten, in der alles selbst erdenkbar / erstellbar ist und somit keine neuen Verletzungen verursacht.
Derweil sperrt man sich ins eigene Gefängnis und hungert sich aus.

Die 'Realität' ist jedoch meine Sicherheitsleine.
So behalte ich Trennung von Fluchtwelt und ( Wirklichkeit ) ein.

Um so tiefer man hinabgeht, in sich geht, um so lauter und geschwätziger, provokanter und hartnäckiger werden die Gedanken.
Das innere Universum tut sich auf.
Sich selbst aus der Distanz zu betrachten kann aufschlussreich sein.

Ich versuche mich oft aus der Sicht vieler Anderer oder aus Gruppen zu sehen und verstehe so die Gründe für die Art des Umgangs besser, der mir zufiel.

Betrachte das Leben teilweise aus der Entfernung, die Motivation zu wachsen, zu entfalten, etwas daran zu verändern rannte sich zu oft den Schädel an Unüberwindbarem ein.

Erst langsam scheine ich auf die Idee zu kommen, unten durch zu graben, oder zu warten, bis sich der Ablauf der Dinge gnädiger zeigt.
Man muss die Grenzen des Machbaren miteinbeziehen.

Vielleicht muss man sich den Zugang zur Stille Schritt für Schritt erarbeiten, ohne loszuhechten, bevor man sich sicher sein kann, wohin.
Sich erst dafür qualifizieren, sozusagen.
Reif werden.

Alles in möglichst kompakter Weise in kürzester Zeit erreichen zu wollen -- ich kenne das im ständigen Wissensdurst, doch verfolgt man ihn ohne Geduld, dann bricht er sich auf in abertausende von Spaltungen und man verirrt sich leicht, ohne Wissen oder dem, was man erreichen möchte wirklich näher zu kommen.

Vielleicht fängt der Weg zur Stille mit Geduld an ?
Ab und zu von der Stille, Wärme, vom inneren Leuchten Anderer kosten zu können --- ohne gleich wie ein Vampir zu sein, ohne bemerkt zu werden, ist mir oft schon genug von der Erfahrung Wert .

Vielleicht ist Stille auch Zufriedenheit.

Nur Gedanken
 

Don

Großer Auserwählter
10. April 2002
1.692
Eine kleine Geschichte

Ich hatte in früheren Jahren ab und zu den Moment der Stille in mir. Es war wie ein Jahr Uraub innerhalb weniger Minuten.

  • Ich war dato in der Bretagne und hatte meinem damaligen Hobby gefröhnt, dem Klettern ohne Seil. Als ich eine relativ schwere Passage (für mich) hinter mir hatte, die anderen nur noch in weiter Ferne sehen konnte und das Meer um mich herum an die Felsen schlug fühlte ich mich sehr ruhig. Ich saß da und genoß jede Sekunde, spürte die Kraft des Wassers und hatte Zeit; ja unendliche Zeit.

Leider ist das Erlebnis nun schon fast 14 Jahre her. Ich zehre in Gedanken noch oft von dem Augenblick.

In der heutigen Zeit ist Stille etwas seltenes geworden. Ruhe ist uns nicht gegönnt und die Einsamkeit nimmt zu durch von uns selbst gemachte Isolation.

Ich möchte eines Tages wieder in mir ruhen können, sagen können das ich mit mir im Einklang bin. Eines Tages....... .

gedankenvolle Grüße Don
 

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