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Basra, Bagdad, Barbarei

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
mmhh, ich habe diesen artikel schon im thread "anarchie im irak" gepostet, da das aber ein bißchen versteckt ist, und die gefahr besteht, das er da untergeht, möchte ich ihm einen eigenen thread gönnen, weil er, wie ich finde, extrem wichtig ist und die wahren absichten hinter dem (zugelassenen) chaos im irak erhellen kann.

>>Basra, Bagdad, Barbarei

von Tom - 11.04.2003 21:53

(...) Der „neue“ Irak wird eher ein ganz „alter“ Irak werden, zurückgebombt in die vorkoloniale Phase feudaler Stammesstrukturen und regionaler Gemeinschaften. Das Ende des Krieges im Irak ist somit das Ende der Staatlichkeit des Irak selbst.

Während in der 5-Millionen-Stadt Bagdad tonnenschwere Bomben fallen und die atlantischen Hunnen in Uniform, die noch weniger „intelligent“ sind als ihre Waffensysteme, ungehemmt schwere Artillerie und Panzer in Wohngebieten einsetzen und dabei Tausende von Toten hinterlassen, fiebert die unwesentlich intelligentere bürgerliche Journaille auf sämtlichen Fernsehkanälen dem schnellen Ende des Krieges entgegen. Denn dann seien die Menschen des Irak endlich frei, befreit von den Schrecken der blutigen Diktatur des Saddam Hussein, der in seinen Palästen auf goldenen Kloschüsseln sein finsteres Geschäft verrichtet, während sein Volk darbt. Dass das ein Trugschluss ist, muss der humanitären Ereiferung keinen Abbruch tun. „Menscheln“ und Denken lässt sich bei Journalisten (oder solchen, die sich dafür halten) meistens nicht gut vereinbaren, aber menscheln – zumal zum Vorteil der „zivilisierteren“ Waffenbrüder der NATO - verkauft sich für die TV-Leute allemal besser.

Die Frage jedenfalls, wer denn da wen „befreit“ und ob das Schicksal der mühsam – häufig um den Preis ihres Lebens - „Befreiten“ hinterher besser ist als vorher, entspricht momentan nicht dem journalistischen Mainstream. Schließlich hat man sich mit der Kritik an den „amerikanischen Freunden“ wegen des unlegitimierten Krieges (als ob ein legitimierter weniger schrecklich wäre) doch schon genug aus dem Fenster gelehnt und will nicht vollends die Konzerne aus „Gods own country“ als profitable Werbekunden vergraulen.
Also spielt man das Spiel von CNN und Co. (von denen man schließlich auch die meisten Bilder erhält) mit, das da heisst: Daily Soap aus Bagdad, Neues von der Front zum Frühstück. Auch wenn man eigentlich nichts weiß: die Nachricht ist heiß, und auch ein „Es heisst, die Amerikaner sind schon in Bagdad und haben Mc Donalds eingenommen“ ist schließlich eine Sondersendung wert. Kurzum: Wenn die Wahrheit das erste Opfer des Krieges ist, dann ist das zweite der Grips der meisten Fernseh-Journalisten, die sich nur zu gierig auf jeden Braten stürzen, denen man ihnen hinschmeißt. Ohne Zweifel ist die atlantische Kriegsallianz im „Braten-Schmeißen“ besser als die irakische Seite, so dass diese zweifelsohne den Krieg zuerst an der medialen und dann an den Fronten der übrigen Waffengattungen verlieren wird. Dass die meisten „Braten“ sich nach Abschluß des Krieges als flatterhafte „Enten“ entpuppen werden, tut der Mords-Show keinen Abbruch, und natürlich ist das allen Beteiligten auch klar:
James Harff, Chef von der für die US-Regierung arbeitenden Werbeagentur Ruder Finn in einem Interview: „Unser Job ist es nicht, Informationen zu überprüfen. Wir sind dafür auch nicht ausgerüstet. Unsere Aufgabe ist es, (...) Informationen, die uns günstig erscheinen, schnell in Umlauf zu bringen und ein sorgsam ausgewähltes Ziel zu treffen“. Ferngelenkte Präzisionswaffen nennt man so was wohl. Intelligent.

Aber versuchen wir etwas anderes, versuchen wir, uns den oben gestellten Fragen zu nähern, ohne das Hirn angesichts medialen Luftalarms verdunkeln zu lassen: Stellen wir die Frage: „Wer befreit da wen, und werden die Lebensumstände der Befreiten nach ihrer Befreiung besser sein als vorher ?“

Die erste Frage lässt sich nicht ganz einfach beantworten. „Demokratie gegen Diktatur“ greift sicherlich zu kurz. Zweifelsohne ist Saddam Hussein ein arabischer Potentat, und aus westlicher Sicht sicherlich auch so etwas wie ein Diktator. Aber das ist lange bekannt und das war er auch schon, als Mr. Rumsfeld ihm noch freundlich die Hand schüttelte und er von den USA Waffen geliefert bekam, um diese gegen den Iran einzusetzen. Obwohl der Irak Saddam Husseins alles andere als eine Demokratie westlichen Vorbilds war und ist – genauso wenig übrigens wie die US- amerikanischen Verbündeten Kuwait, Saudi-Arabien, Qatar etc.- ist er doch einer der wenigen säkularen Staaten der Region und kommt damit den westlichen Prinzipien noch am nächsten. Verbindungen zwischen der irakischen Führung und der streng moslemischen Al Kaida ? – Lächerlich.

Darüber hinaus kann man Saddam Hussein und der Bath-Partei zugute halten, dass sie dem Irak eine antikolonialen Entwicklung ermöglichten, mit Verstaatlichung der Ölindustrie und Investitionen im Gesundheits- und Bildungssystem, die der gesamten Bevölkerung zunutze kamen. Auch wenn die Machtverhältnisse im Irak klar waren – ein mittelalterlich-feudalistisches System wie die benachbarten Länder Kuwait, Qatar etc. ist der Irak Saddam Husseins nicht. Wie auch immer – trotz dieser positiven Aspekte kann am Charakter des Systems Saddam Hussein kein Zweifel bestehen, weshalb beim Autor auch keine Muße besteht, sich länger als notwendig mit der Figur Saddam Hussein zu beschäftigen.

Zweifel sind da schon eher beim demokratischen „System Bush“ angebracht – auch wenn dieses über allen Zweifeln erhaben scheint und sich deshalb momentan auch kaum eine/r die Mühe macht, genauer zu schauen. Leider, denn beim genaueren Hinsehen gibt es doch einige Gemeinsamkeiten, aber auch erstaunliche Unterschiede. Zunächst zu einigen Gemeinsamkeiten:

· Sowohl Saddam als auch Bush sind keine demokratisch legitimierten Präsidenten. Über den Wahlbetrug Bushs wurde an anderer Stelle bereits ausführlich berichtet (siehe z.B. http:// www.puk.de/puk/article.php?sid=279&q=Bush ), nur zu Erinnerung: Während Saddam Hussein jüngst die unglaubliche „Bestätigung“ von 100% der Wahlberechtigten erreichte (was daher auch nicht weiter kommentiert werden muss), schaffte Bush Junior knapp zurechtgeschummelte 50 %, und das bei rd. 50 % Wahlbeteiligung. Bush ist also durch weniger als 25 % der amerikanischen Wahlberechtigten legitimiert.
·
Sowohl Saddam als auch Bush sind Anhänger von Folter und Todesstrafe. Bush unterzeichnete zu seiner Zeit als Gouverneur von Texas Todesurteile im Akkord – rd. 130 Hinrichtungen gehen auf sein Konto. Unter seiner Präsidentschaft wurde die CIA ermächtigt, Gefangene in „befreundete Staaten“ zu fliegen, in denen Folter zu gängigen Verhörpraxis zählt und sie dort gemeinsam mit den heimischen Sicherheitskräften (und Folterspezialisten) zu „vernehmen“. Auch die gezielte Ermordung von politischen Gegnern im Ausland (wie z.B. Saddam) gehört seit Bush jr. wieder zum offiziellen Repertoire der CIA.
·
Sowohl Saddam als auch Bush belügen und betrügen „ihre“ Bevölkerung und beuten sie aus. Angesprochen seien hier nur die diversen Mysterien um den 11. September (siehe auch http:// www.puk.de/puk/article.php?sid=1&q=Bush ), Zwangsarbeit in amerikanischen Gefängnissen sowie die „ganz normale“ kapitalistische Lohnsklaverei zu Niedriglöhnen, die viele amerikanischen Bürger zur Verrichtung von 2-3 Jobs zwingt, um überhaupt über die Runden zu kommen.

Nun zu einigen Unterschieden:

· Der Irak wird verdächtigt, im Besitz von Massenvernichtungswaffen zu sein – der Nachweis wurde bisher nicht erbracht. Die US-Amerikaner sind dagegen ohne Zweifel im Besitz von Massenvernichtungswaffen und haben auch nie einen Zweifel daran gelassen, diese im Bedarfsfall einzusetzen (Atombombeneinsatz in Japan, Napalm und Agent Orange in Vietnam, Uranmunition im Irak und Jugoslawien, Clusterbomben und „Daisy-Cutter“ (tonnenschwere Benzinbomben, die im Umkreis von 1 km alles Leben zerstören))
· Den Irakis wird vorgeworfen, zigtausende Menschen in kriegerischen Ausseinandersetzungen sowie im eigenen Land ermordet zu haben. Schlimm, aber von den USA leicht zu toppen: 1 Million in Kambodscha, 1 Million in Vietnam, hunderttausende Indigenas im eigenen Land…


Es lassen sich sicher noch mehr „Unterschiede“ finden, aber das ist müßig – mag sich jede/r selbst dazu Gedanken machen. Es soll hier auch gar keine Relativierung von Grausamkeiten der irakischen Regierung versucht werden, denn da gibt es nichts zu beschönigen. Aber die Maske von den „humanitären Befreiern“, den „Bewahrern von Demokratie und Menschenrechten“ steht der US- amerikanischen Regierung angesichts deren eigener Verbrechen denkbar schlecht. Also wer befreit hier wen ? Brutales anglo-amerikanisches Soldatenpack das leidende irakische Volk von deren bisherigem Regierungspack. Welches Pack das „bessere“ ist, muss sich dabei erst noch erweisen.

Dass die „Befreiungstruppen“ das Zeug haben, bei diesem „Wettstreit“ den Kürzeren zu ziehen, zeigt sich an der momentanen Situation in Bagdad. Nachdem die Stadt den Invasionstruppen in die Hände fiel, begnügen sich diese aus Mangel an jubelnden Massen mit der Inszenierung von Freudenszenen (siehe z.B. http://germany.indymedia.org/2003/04/48630.shtml ) und dem Posieren vor niedergerissenen Saddam-Denkmälern für das heimische Fernsehpublikum, während ein aufgeputschter Mob von Kriegsgewinnlern - von den „Befreiern“ ungehindert - plündern und brandschatzend durch die Strassen zieht und nicht davor zurückschreckt, selbst Schwerverletzten im Krankenhaus das Bett unterm Hintern wegzureißen.
Schon wird von „Chaos und Anarchie in Bagdad“ berichtet, und es herrscht Verwunderung darüber, dass die Besatzer dies geschehen lassen. Betrachtet man allerdings die Kriegsstrategie der Amerikaner genauer, weicht die Verwunderung der Feststellung, dass dies wohl Teil der Strategie selbst oder zumindest deren (notwendige) Kehrseite ist. Der Krieg wäre sicherlich nicht in 3 Wochen zu beenden gewesen, wenn die Invasionstruppen versucht hätten, den ganzen Irak zu besetzen.
Im Grunde taten sie sich in den ersten 14 Tagen schon schwer, das 4000-Seelen-Nest Umr Qasr einzunehmen, wo bis zuletzt gekämpft wurde. Stattdessen wurde ein beispielloser Durchmarsch unter Umgehung der irakischen Siedlungen und Städte gestartet.
Statt Einnahme erfolgte Einkreisung und Isolierung, lediglich strategisch bedeutsame Ortschaften an den Übergängen von Euphrat und Tigris wurden erobert. Selbst Bagdad wurde nicht „eingenommen“, auch wenn es noch so oft im Fernsehen behauptet wird.
Wer jemals ein Luftbild dieses Stadtmolochs gesehen hat, dem wird klar sein, dass es mehr als der 7.000 amerikanischen Soldaten bedarf, die in Bagdad einrückten, um diese Stadt zu „erobern“. Daher drängt sich die Vermutung auf, dass es nie um Eroberung ging, sondern nur um Zerschlagung, nicht um die Etablierung neuer nationaler Machstrukturen, sondern lediglich um die Zerstörung der bestehenden. Der „neue“ Irak wird daher eher ein ganz „alter“ Irak werden, zurückgebombt in die vorkoloniale Phase feudaler Stammesstrukturen und regionaler Gemeinschaften. Das Ende des Krieges im Irak ist somit das Ende der Staatlichkeit des Irak selbst.

Obwohl es sich beim britisch-amerikanischen Krieg im Irak um einen kolonialistischen Feldzug gehandelt hat, gibt es doch diesen deutlichen Unterschied zum Kolonialismus des 19. und 20. Jahrhundert.
Wurden durch die historischen Kolonialmächte ursprünglich Staaten wie Irak und Kuwait erst auf dem Reißbrett entworfen und anschließend militärisch erschaffen, ist es nun genau umgekehrt. Der Irak wird auf den Kern seiner ökonomisch interessanten Gebiete reduziert, Transportrouten und Ölfördergebiete werden eine entsprechende Logistik und Verwaltung erhalten, der Rest wird sich selbst überlassen werden.
Die Plünderer in Bagdad und Basra sind nur die Vorboten dieser neuen Nachkriegs- „ordnung“, die mit der Chaotisierung Somalias, der Zerschlagung Jugoslawiens in politisch irrelevante Kleinstaaten und der „Demokratisierung“ Afghanistans ihre Vorläufer hat.
Wie Afghanistan, wo eine Regierung von US-amerikanischen Gnaden gerade einmal über Kabul herrscht und der Rest des Landes unter Kontrolle mafiöser und dollargieriger „Warlords“ steht, wird auch der Irak als souveräner Staat nur noch auf dem Papier weiterexistieren. Die ökonomische Globalisierung, die je nach vorgefundenen Verwertungsbedingungen die Transnationalisierung von Konzernen mit weitverzweigten Produktionsstätten, Lagern etc. über Staatengrenzen hinaus erschaffen hat, erfährt auf der politischen Ebene ihre Entsprechung mit der Zerschlagung von Staaten als zusammenhängende ökonomische Einheiten. War die Schaffung des irakischen Nationalstaats im 20. Jahrhundert zunächst eine koloniale Notwendigkeit und der darauf folgende antikoloniale Befreiungskampf der Iraker gegen die Briten ein progressiver Akt, so ist die nun folgende Zerschlagung der irakischen Staatlichkeit das genaue Gegenteil: der neoliberale Schlüssel zur Barbarei.<<

bezeichnend ist in diesem zusammenhang auch, dass das ölministerium in bagdad gut geschützt ist, während etliche krankenhäuser ihren betrieb einstellten, bzw. keine verletzten mehr behandeln können, weil medikamente, technische geräte usw. geklaut wurden, weil sie angst vor dem mob haben und einfach kein schutz da ist.

deutlicher kann man wirklich nicht machen, wo die wahren interessen der usa liegen.

ein kommentar dazu, der ein szenario entwirft, das auch unsere zukunft sein könnte, die vorbereitungen zum sozialabbau in deutschland sind in vollem gange...

>>Der neoliberale Schlüssel zur Barbarei ist
Von: der Anfang des Untergangs der USA 11.04.2003 23:47

Dieses Horrorszenario, das jetzt im Irak Realität wird, ist nur ein Entwurf, eine Miniatur dessen, was die Welt noch erwartet. Das Zerstören bisheriger Strukturen, das Versinkenlassen ganzer Großstädte im Chaos und die militärische Sicherung nur der wirtschaftlich interessanten Strukturen wird das Muster für weitere Kriege sein - aber nicht nur für Kriege, sondern auch für die Veränderung bisheriger sozialer Strukturen. Die offene Abkehr vom "Sozialstaat" zum "Ordnungsstaat", den die USA bereits vollzogen hat, und den die Staaten der Alten Welt sich bemühen zügig nachzuholen, ist in diesem Zusammenhang nur ein sehr kleiner Vorbote, ein winziger Vorgeschmack auf zukünftige Barbarei. Die Gewinne aus den Kriegen werden sich in dem Machtzentrum USA in relativ wenigen Händen ansammeln. Parallell hierzu wird die gnadenlose Umsetzund des Prinzips der Verwertbarkeit der eigenen Bevölkerung einen großen Teil derselben zu überflüssigem Menschenmaterial stempeln. Die Bevölkerung der USA kann sich seine eigene Zukunft schon einmal im TV ansehen, letztlich wird die Weltmacht USA in sich zusammenfallen wie das antike Rom. Der Kapitalismus aber, der wird natürlich nicht von selbst in sich zusammenfallen, die USA aber sicher.<<

http://germany.indymedia.org/2003/04/48705.shtml
 

Kendrior

Intendant der Gebäude
25. Februar 2003
869
Wenn ich so etwas lese, werde ich nur in meiner Meinung gestärkt, dass die Apokalypse a) notwendig ist und b) sowieso geschehen wird.
Die USA und Britannien haben nun einen Plan durchgezogen, der wohl seit dem Kolonial-Zeitalter besteht: Staaten aufziehen, wirtschaftliche Interessen dort aufbauen, dann einfallen und plündern und ein desolates, zerstörtes Land hinterlassen. Krank.
 

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