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So viel zählt die Befreiung des Iraks!

Ganterchen

Großmeister
13. April 2003
83
und weiter geht's...

Kurz vorweg zum 34,6 Mio $ Auftrag: GIGANTISCH! 35 Mio $, für solch einen RIESIGEN Auftrag lohnt so ein Krieg natürlich.


nur mal kurz in der Quelle weiterlesen - in den nächsten 1,5 Jahren erwartet die Firma Folgeaufträge, so dass ein Gesamtvolumen von 650 Millionen US$ erreicht werden könnte...ist im Vergleich zu was? 70 oder 80 Millionen Kriegskosten doch ganz nett. Und dabei ist noch nicht mal berücksichtigt, dass mit Öl bezahlt wird, für dessen Weiterverarbeitung und Verkauf ja auch noch mal ordentlich was hängenbleibt...

70 oder 80 Millionen $ Kriegskosten?
KRIEGt da wohl irgendwer die Zahlen durcheinander? :-)

Scott Ritter... na endlich. In diesem Forum WIMMELT es nur so von Verschwörungstheorien und daß sich PLÖTZLICH der UN-Chefwaffeninspektor zum Anwalt für den Irak aufschwingt wundern hier NIEMANDEN?? Das ist das NORMALSTE von der Welt, ÜBERHAUPT NICHT verdächtig???

Deine Skepsis würde ich mir mal bei den humanistischen Zielen der US-Regierung wünschen.

Das beantwortet meine Frage nicht.

Zum Völkerrecht: die Franzosen haben seit Beginn des Kalten Krieges 40 völkerrechtlich nicht gedeckte Einsätze in Afrika gefahren. Interessiert das IRGENDWEN? Nein. 's sind ja die lieben Franzosen.
Jeder Staat bricht das Völkerrecht permanent und wenn er's mal nicht bricht, ist's eher Zufall.

Hab' ich irgendwo gesagt, dass ich das irgendwo anders gutheisse?

Nein, ich will auch nicht aufrechnen, ich versuche nur zu belegen, daß sich international KEINER ans Völkerrecht hält (die Franzosen zu allerletzt) und wenn sich einzelne Staaten jetzt zu Hütern des Völkerrechtsrechts aufschwingen, dann ist das
a) mehr als scheinheilig und
b) verdeutlicht es, daß sich das System "UN" überlebt hat, was ich
c) hier seit meinem ersten Posting predige

Darum ging's mir.

Eben WEIL sie keine Lust mehr haben, mit halbseidenen Ölmonarchien Geschäfte zu machen sind sie doch so an der Etablierung demokratischer Systeme im Nahen Osten interessiert!

Ach so. Und ich dachte, wegen der Massenvernichtungswaffen. Oder weil Saddam sein Volk unterdrückt. Oder weil er die bösen Terroristen des 11.9. unterstützt. Was kommt denn bitte sonst noch in der Argumentationskette der Amis, dass diesen Krieg rechtfertigen soll? Ach so, Kreuzzug im Auftrag Gottes gegen das Böse fehlt ja auch noch...

Es gibt ein Bündel von Gründen, sollte sich das eine als unzutreffend erweisen, gibt's noch reichlich andere Gründe.

Nein, Du bist dann moralisch minderwertiger, wenn Du
a) nicht die wahren Gründe für den Antikriegskurs preisgibst und Du
b) jede Verantwortungsethik über Bord wirfst, weil Du mit jemandem Geschäfte machst, der sein eigenes Volk und meuchelt und
c) schon mehrfach seine Nachbarn überfallen hat

Moralisch minderwertig ist jeder, der es nötig hat zur Erreichung seiner Ziele unschuldige Menschen zu opfern. Oder wie viele Mitglieder des Unterdrücker-Regimes sind gefallen - und wie viele Zivilisten?

Die Mitglieder des Unterdrücker-Regimes werden jetzt ja nach und nach ausgebuddelt, alles eine Frage der Zeit (bis Adolf Eichmann gefaßt wurde, vergingen JAHRZEHNTE).

Friede um jeden Preis - nein.
No Appeasement For Peace

Der Zweck heiligt alle Mittel - Nein Danke!

Ja bitte, zumal die Mittel im Fall Irak dann doch recht sanft waren... ich will den Krieg nicht schönreden, es sind viele Menschen gestorben, viele Unschuldige, wenn ich mir aber vor Augen halte, wieviele Menschen (womöglich im gleichen Zeitraum) durch das irakische Unterdrückungsregime gestorben wären, finde ich die Mittel allemal gerechtfertigt.

Wenn ich an einer Weiche stünde und ich hätte die Wahl, den Zug auf das Gleis rollen zu lassen, auf dem 20 Leute stehen oder auf das Gleis, auf dem 2 Leute stehen... meine Wahl wäre klar, was aber gar nicht in Frage käme, wäre die Hände in die Taschen zu stecken oder über "smart sanctions" zu philosophieren.
Du nennst das vielleicht zynisch, ich nenne das verantwortungsbewußt.

Gut. Frage: hat es einen Friedensvertrag mit dem Irak nach dem letzten Golfkrieg gegeben?

Es gab einen Waffenstillstand, und worauf willst du hinaus? Das Saddam diesen gebrochen hat? Raketen nach Israel geschossen hat? Soldaten in die Südtürkei einmarschieren liess? Im übrigen haben die USA - da sie ja die UN als irrelevant bezeichnen - doch wohl auch kein Recht mehr, sich auf die "ernsten Konsequenzen" in 1441 zu beziehen, oder?

Die Bedrohung, die der Irak für seine Nachbarn und für sein Volk darstellte, ist nicht kleiner geworden, sein Streben nach WMD ebenfalls nicht.

Zumindest bei Deutschland hat's sehr gut funktioniert.
Deutschland mußte auch erst die ganze Welt mit Soldaten beglücken und 2 militärische Niederlagen erleiden, bis es kaputt genug war, um über Demokratie zumindest mal ernsthaft nachzudenken.
Manchen muß man halt zu seinem Glück zwingen.

Du vergleichst also die Situation in und um Deutschland mit der heutigen im nahen Osten?

Nein, ich wollte nur darstellen, daß Demokratieexport grundsätzlich funktionieren kann.

Wo sich zehntausende Iraker versammeln um gegen die Präsenz der US-Soldaten zu demonstrieren?

"Ami go home"... solche Plakate habe ich auch schonmal irgendwo anders gelesen...

Wo sich in den umliegenden Ländern die islamistische Volkseele schon vorher gegen den Imperialismus der westlichen Staaten erhitzt hat?

Oh bitte, solche "Flächenbrände" werden permanent progonostiziert und treten dann doch nicht ein. Man sollte die Araber nicht für komplett irrational halten.

Unterstell' mir bitte nie mehr, ich sei naiv!

Tu ich nicht.

Soweit ich weiß, hat es noch keine neuen Staaten auf der Achse gegeben oder bin ich mal wieder nicht hinreichend informiert?

Keine Spielchen, du weisst genau, was ich meinte.

Ich weiß, daß es einen Unterschied zwischen "außenpolitischer Mißstimmung" und der Axis of Evil gibt.

Du darfst mir glauben: ich würde mir auch eine andere Welt wünschen, eine andere Welt KRIEGEN wir aber nicht und deswegen halte ich auch nichts davon, "wünsch dir was" zu spielen, sondern sich mit den Realitäten abzufinden...

Hätte sich ein Otto Lilienthal mit der Realität abgefunden, dass Menschen nicht fliegen können, könnten die US-Bomber heute am Boden verrosten. Was also willst du mir damit sagen?

Das ist wohl ein etwas kühner Vergleich...
Bei Otto Lilienthal handelt es sich um eine Einzelperson, der eine technische Neuerung entwickelt hat, beim internationalen Staatensystem spielen nicht Naturgesetze eine Rolle, sondern Interessen und Macht, bei dem die Akteure Staaten sind.

und die Interessen der Amerikaner zumindest ZUR KENNTNIS zu nehmen

aber das habe ich doch. Nur sehe ich andere Interessen als du. Darum hält sich meine Begeisterung über das moralische Handeln der US Administration auch in äusserst engen Grenzen.

Gut, welcher Natur sind denn die amerikanischen Interessen - Deiner Meinung nach?
Nochmal: http://www.bpb.de/publikationen/SOF...herheitsstrategie_der_BushAdministration.html

Nein, aber ich empfinde es als Schande, wenn man den Amerikanern vorhält, daß Demokratieexport ein Verbrechen sei. Ich bin HEILFROH, daß Deutschland damals eine militärische Niederlage erlitten hat, daß das faschistische Gesellschaftssystem zerschlagen wurde, daß die entsprechenden Parteien verboten und ein wehrhaftes parlamentarisches System etabliert wurde. Ich bin froh darüber, daß das gesamte Land auf den Kopf gestellt wurde ein System erhielt, das den Menschen ein würdiges Leben ohne Angst ermöglicht. Und DAFÜR haben die Amerikaner einen ziemlich hohen Blutzoll entrichten müssen.


Ich sehe deutliche Unterschiede zwischen damals und heute...

Z.B.?

Dumpfer Deutschnationalismus, der überall amerikanischen Kulturimperialismus wittert und die Segnungen für unser Land unter den Tisch fallen läßt, ist mir zutiefst zuwider - nicht, daß ich Dir derlei Gedankengut unterstellen wollte, ich sag's halt nur.

Deutschnationalismus ist eine Eigenschaft, die wohl kaum einer hier mit mir in Verbindung bringen würde.
Im übrigen - wenn dir Nationalismus nicht behagt - kann ich deine Begeisterung für die USA noch weniger verstehen.

Mich treibt keine "Begeisterung für die USA" und selbst wenn dem so wäre, unterscheidet sich der US-Patriotismus vom deutschen Blut-und-Boden-Nationalismus mit seinen esoterischen/irrationalen/rassistischen Zügen ganz gewaltig.
Ich sehe eine Welt, die sich von der Bipolarität zur Multipolarität gewandelt hat und in der es täglich eher unsicherer zugeht und ich stelle mir die Frage, wie man in solch einem System am ehesten Frieden und Freiheit etabliert. Man kann's natürlich über eine "Weltgemeinschaft" versuchen, doch wird diese Gemeinschaft stets von Interessenkonflikten überlagert, so daß von GEMEINschaft kaum die Rede sein kann. Da scheint es mir allemal Klüger, daß sich der mit Abstand mächtigste Akteur in diesem System zum "benign hegemon" erklärt.
Abschließend: die Welt steuert ohnehin wieder auf eine Bipolarität (China - USA), womöglich sogar eine Tripolarität (China - USA - Indien) zu, ich find's schlau, die Brandherde, die uns der Kalte Krieg hinterlassen hat, JETZT zu löschen.[/quote]
 

Franziskaner

Ritter vom Schwert
4. Januar 2003
2.061
Ganterchen schrieb:
70 oder 80 Millionen $ Kriegskosten?
KRIEGt da wohl irgendwer die Zahlen durcheinander? :-)

Voll danebengegriffen - ich geb's ja zu...

Nein, ich will auch nicht aufrechnen, ich versuche nur zu belegen, daß sich international KEINER ans Völkerrecht hält (die Franzosen zu allerletzt) und wenn sich einzelne Staaten jetzt zu Hütern des Völkerrechtsrechts aufschwingen, dann ist das
a) mehr als scheinheilig und
b) verdeutlicht es, daß sich das System "UN" überlebt hat, was ich
c) hier seit meinem ersten Posting predige

Naja, dass sich KEINER an das Völkerrecht hält, wollen wir mal dahingestellt lassen...

Aber dass sich die USA - als selbst erklärte Führungsmacht in politischer, militärischer und eben auch moralischer Sicht - nicht daran halten, wird den Zustand ja wohl nicht eben verbessern.

Ehrlich gesagt, ist es mir auch ziemlich egal, was die Regierungen in Berlin, Paris und Moskau antreibt. Mir stellt sich halt die Frage, was die Regierungen in Washington und London mit diesem Krieg erreichen. Das Saddam weg ist (so wie's aussieht - wollen mal hoffen, der taucht nicht an anderer Stelle wieder auf) ist zweifellos der positivste Aspekt.

Aber sonst? Jeder kleine Volksunterdrücker wird jetzt entweder

a) sein Land wirtschaftlich so stark an die USA binden wie z.B. Kuwait oder Saudi-Arabien, dann sitzt er nämlich trotz nicht vorhandener Demokratie und/oder Menschenrechtsverletzungen fest im Sattel oder

b) sich schnellstmöglich von irgendwoher ein oder zwei Atombomben besorgen, dann wird nämlich auf diplomatischer Ebene mit ihm geredet.

Ob das die Welt unter'm Strich lebenswerter, sicherer oder moralisch wertvoller machen wird, wage ich zu bezweifeln.

Franziskaner schrieb:
Ach so. Und ich dachte, wegen der Massenvernichtungswaffen. Oder weil Saddam sein Volk unterdrückt. Oder weil er die bösen Terroristen des 11.9. unterstützt. Was kommt denn bitte sonst noch in der Argumentationskette der Amis, dass diesen Krieg rechtfertigen soll? Ach so, Kreuzzug im Auftrag Gottes gegen das Böse fehlt ja auch noch...

Es gibt ein Bündel von Gründen, sollte sich das eine als unzutreffend erweisen, gibt's noch reichlich andere Gründe.

Also muss sich eine Argumentationskette nicht mehr als schlüssig, fehlerfrei und wahrheitsgetreu darstellen? Wir suchen uns einfach mal alle möglichen Verbrechen vom ersten Kreuzzug bis zu den KZs, irgendwas wird schon richtig sein? Das kann man tun, sollte dabei aber meiner Meinung nach nicht von der Verteidigung freier Werte oder gar der Wahrheit reden. Das ist nämlich die von dir angesprochene Scheinheiligkeit.

Die Mitglieder des Unterdrücker-Regimes werden jetzt ja nach und nach ausgebuddelt, alles eine Frage der Zeit (bis Adolf Eichmann gefaßt wurde, vergingen JAHRZEHNTE).

...in denen sich die Altnazis schön geduckt herumtrieben. Ein Bin Laden und ich befürchte auch verschiedene Mitglieder des Saddam Regimes werden dagegen in ihnen wohlgesonnenen Kreisen im nahen Osten sich auch noch jahre- oder jahrzehntelang herumtreiben, dabei aber nicht nur ihr Taschengeld ausgeben, sondern auch noch gleich ein bisserl an der Perfektionierung des Terrorismus arbeiten. Nochmal: Du vergleichst die heutige Situation mit der Deutschlands nach dem zweiten Weltkrieg. Das sind aber IMHO völlig unterschiedliche Ausgangssituationen.

Ja bitte, zumal die Mittel im Fall Irak dann doch recht sanft waren... ich will den Krieg nicht schönreden, es sind viele Menschen gestorben, viele Unschuldige, wenn ich mir aber vor Augen halte, wieviele Menschen (womöglich im gleichen Zeitraum) durch das irakische Unterdrückungsregime gestorben wären, finde ich die Mittel allemal gerechtfertigt.

Wenn ich an einer Weiche stünde und ich hätte die Wahl, den Zug auf das Gleis rollen zu lassen, auf dem 20 Leute stehen oder auf das Gleis, auf dem 2 Leute stehen... meine Wahl wäre klar, was aber gar nicht in Frage käme, wäre die Hände in die Taschen zu stecken oder über "smart sanctions" zu philosophieren.
Du nennst das vielleicht zynisch, ich nenne das verantwortungsbewußt.

Ich nenne es zynisch, weil in deinem Beispiel hättest du ja statt dessen auch die 22 Leute einfach von den Gleisen nehmen können...schlechtes Beispiel, nochmal bitte... :wink:

Verantwortungsbewusst wäre eine Lösung gewesen, die neben der Vermeidung ziviler Opfer auch noch verhindert hätte, dass eine weitere politische Destabilisierung der gesamten Region erfolgt wäre. Oder hast du das Gefühl, die islamische Welt wäre jetzt demokratischer und westfreundlicher als vor dem Einmarsch der Alliierten?

Die Bedrohung, die der Irak für seine Nachbarn und für sein Volk darstellte, ist nicht kleiner geworden, sein Streben nach WMD ebenfalls nicht.

Der Irak war, dank Schutzzone im Norden und Süden, militärischer Unterstützung der Kurden im Nordirak, jahrelangem Embargo und Entwaffnung durch die erste Welle der UN-Inspektoren keine Bedrohung mehr. Glaubst du wirklich, Saddam hätte mit den Soldaten und Waffen, durch die die Amerikaner fast wie durch Luft durchgefahren sind, einen militärischen Angriff auf die Türkei oder auf Israel durchführen können? Das einzige waren ein paar Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite von nicht mal 200 km. Wenn die Amis 5 Monate gebraucht hätten und 50.000 tote Soldaten zu beklagen hätten, dann könntest du mir was von einem Gefahrenpotential erzählen. Fakt ist, dass der Irak nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärisch schon zerstört war, bevor der Angriff begann.

Du vergleichst also die Situation in und um Deutschland mit der heutigen im nahen Osten?

Nein, ich wollte nur darstellen, daß Demokratieexport grundsätzlich funktionieren kann.

Kann schon, muss nicht. Und ich befürchte, dass statt der Demokratie überwiegend Hass auf die westliche Welt in den mittleren Osten exportiert wurde. Aber ich lasse mich gerne mit Bildern von den Amerikanern zujubelnden Massen in Irak, Iran, Jordanien und Ägypten belehren...

"Ami go home"... solche Plakate habe ich auch schonmal irgendwo anders gelesen...

und du interpretierst hinein, dass sich darin eine grosse Zustimmung der breiten Bevölkerung zu der amerikanischen Politik verbirgt?

Oh bitte, solche "Flächenbrände" werden permanent progonostiziert und treten dann doch nicht ein. Man sollte die Araber nicht für komplett irrational halten.

Also ist deiner Meinung nach der mittlere Osten in den letzten Jahren sicherer und stabiler geworden?

Unterstell' mir bitte nie mehr, ich sei naiv!

Tu ich nicht.

Doch, weiter oben. Such's selbst raus. Ist aber auch egal, ich glaube in Punkto Naivität nehmen wir uns nix.

Ich weiß, daß es einen Unterschied zwischen "außenpolitischer Mißstimmung" und der Axis of Evil gibt.

Damit bist du schon weiter, als mancher Durchschnittsamerikaner, der nach gewissen Äusserungen seiner Regierungsmitglieder jetzt gleich am liebsten noch Frankreich den Krieg erklären würde...


Das ist wohl ein etwas kühner Vergleich...

Kühner als das mit den Zügen oder der Vergleich mit Deutschland am Ende des WK II? Glaube ich nicht!

Bei Otto Lilienthal handelt es sich um eine Einzelperson, der eine technische Neuerung entwickelt hat, beim internationalen Staatensystem spielen nicht Naturgesetze eine Rolle, sondern Interessen und Macht, bei dem die Akteure Staaten sind.

Bei Lilienthal und auch vielen anderen handelte es sich um Leute, die sich nicht an das pragmatische hielten, sondern die daran glaubten, dass sich Dinge ändern lassen und die das dann auch getan haben. Was wäre dir in diesem Fall als Beispiel lieber? Gandhi? Mandela? Jimmy Carter? (Ja, auch das die ägyptische und die israelische Regierung einen Friedensvertrag schliessen, war mal machbar)

und die Interessen der Amerikaner zumindest ZUR KENNTNIS zu nehmen
Gut, welcher Natur sind denn die amerikanischen Interessen - Deiner Meinung nach?

Habe ich das nicht schon oft gesagt?

Ich sehe deutliche Unterschiede zwischen damals und heute...

Z.B.?

Das Naziregime hat es nicht geschafft, eine breite Unterstützung in den umliegenden Völkern hervorzurufen. Es gab keine arische Solidarität in Europa, aber es gibt arabische Solidarität im mittleren Osten.

Und mal ehrlich, wenn die Amis uns als strategischen Prallbock gegen die Russen nicht gebraucht hätten, wären uns wohl viele Segnungen auch nicht zuteil geworden.

Mich treibt keine "Begeisterung für die USA" und selbst wenn dem so wäre, unterscheidet sich der US-Patriotismus vom deutschen Blut-und-Boden-Nationalismus mit seinen esoterischen/irrationalen/rassistischen Zügen ganz gewaltig.

Das mag von einer wissenschaftlichen Betrachtungsweise her so sein, für mich ist das beides stumpfsinniges und inhaltsloses Gelabere von Leuten, die sich selbst als so minderwertig empfinden, dass sie unbedingt in einer starken Gemeinschaft aufgehoben sein müssen. Aber das ist nicht das Thema.

Ich sehe eine Welt, die sich von der Bipolarität zur Multipolarität gewandelt hat und in der es täglich eher unsicherer zugeht und ich stelle mir die Frage, wie man in solch einem System am ehesten Frieden und Freiheit etabliert. Man kann's natürlich über eine "Weltgemeinschaft" versuchen, doch wird diese Gemeinschaft stets von Interessenkonflikten überlagert, so daß von GEMEINschaft kaum die Rede sein kann. Da scheint es mir allemal Klüger, daß sich der mit Abstand mächtigste Akteur in diesem System zum "benign hegemon" erklärt.

Über das "wohlwollend" können wir noch lange streiten.

Abschließend: die Welt steuert ohnehin wieder auf eine Bipolarität (China - USA), womöglich sogar eine Tripolarität (China - USA - Indien) zu, ich find's schlau, die Brandherde, die uns der Kalte Krieg hinterlassen hat, JETZT zu löschen.

Wir werden sehen, ob der Löschversuch erfolgreich war. Warten wir einfach die nächsten Monate ab.
 

JohnDiFool

Geheimer Meister
4. Februar 2003
239
ganterchen schrieb:
Ich sehe eine Welt, die sich von der Bipolarität zur Multipolarität gewandelt hat und in der es täglich eher unsicherer zugeht und ich stelle mir die Frage, wie man in solch einem System am ehesten Frieden und Freiheit etabliert.

Frieden und Freiheit etabliert sich am leichtesten, wenn man hinterrücks ein Land überfällt und die Menschen zwingt, demokratisch, friedlich und frei zu leben......JETZT! Ich denke so etwas kann wachsen.......und sonst nix! Wie lange ging es in Europa? Ist Demokratie überhaupt der Weisheit letzter Schluss? Kann man Menschen zwingen in einem bestimmten politischen System zu leben?

ganterchen schrieb:
Es gibt ein Bündel von Gründen, sollte sich das eine als unzutreffend erweisen, gibt's noch reichlich andere Gründe.

Ja klar, die Polizei hat mich letzte Woche auch verhaftet! Es ging dabei wahlweise um Einbruch, Mord, Parkbusse, Vergewaltigung, zu schnelles Fahren, Landesverrat, Schwarzfahren, Drogenkonsum...............nach endloser Sucherei, kam man zum Schluss, das meine Verhaftung rechtens war, schliesslich habe ich mich ja des Falschparkens schuldig gemacht......und alle anderen Anschuldigungen? Es hätte ja können sein...........

CARPE DIEM

JohnDerNarr
 

Winston_Smith

Groß-Pontifex
15. März 2003
2.804
Na geil, da ist man mal für drei Tage nicht in deutschland und keinen Internetzugang und schon muß man sich durch endlose Zitatensammlungen quälen und kommt soweiso nicht mehr ins Thema... :cry:
*grrr*

Darum also nur ein paar Anmerkungen:

@Franziskaner
Du hattest (vor einiger Zeit) gefragt, warum der Israelische Verstoß gegen diverse UN-Resolutionen kein Kreigsgrund sind.
Resulotion ist ja nicht gleich Resulotion. Soweit ich das weiß, muß eine Resulotion auf Grundlage von Artikel 7 der UN-Charta beschlossen werden, um bei Verstoß den Einsatz von Waffengewalt zu erlauben.
Nach Artikel 7 muß ein Staat eine Gefahr für den Weltfrieden darstellen. ALLE Sanktionen gegen Israel haben nicht diese Grundlage. (Warum jetzt nicht, darum kann man gerne diskutieren.)
Beim Thema IRAK sieht es anders aus. Hier wurde von Anfang an eine Bedrohung für den Weltfrieden gesehen. Dies haben, im Übrigen, ALLE Mitglieder im Sicherheitsrat so gesehen. Außerdem gibt es in der UN-Charta die Möglichkeit, gegen Staaten, die Artikel-7-Resulotionen brechen auch unilateral vorzugehen. Wenn der Sicherheitsrat sich selber blockiert, kann ein Mitglied auch in Zusammenarbeit mit anderen Staaten und ohne Sicherheitsratsbeschluß vorgehen. (Dies ist noch ein Relikt aus dem kalten Krieg. vergl. Korea-Krieg und Kosovo)
Das Israel noch nie mit eine Artikel-7-Resulotion belegt wurde, ist natürlich eine Frechheit. Dies liegt aber daran, das Israel eine Art Sonderstatus in der UN hat. (Frag mal die Briten und die USA...)
Dies scheint sich aber gerade zu ändern, wenn man die schärferen Töne der USA gegen Israel betrachtet.

@ganterchen
Beim Thema Unipolare-, Multipolare- und Bipolarewelt muß man recht vorsichtig sein. Wie wenig Ahnung z.B. Gerhard Schröder hat, sieht man daran, daß er eine MULTIPOLARE Welt fordert.
Multipolar bedeutet, daß viele Staaten in (kriegerischer)Konkurenz stehen. (Es gab schon mal eine Multipolarewelt. Nämlich vor dem 1. und 2. WK... Und was durch die Multipolarekonkurenz ausgelöst werden kann, haben wir alle noch gut in Erinnerung... :( )
Eine Welt kann nur friedlich sein, wenn sie UNIPOLAR ist. Heißt, ALLE Staaten stehen auf einer Seite und stehen nicht untereinander in Konkurenz....

So, schöne Ostern noch.
 

Franziskaner

Ritter vom Schwert
4. Januar 2003
2.061
Winston_Smith schrieb:
@Franziskaner
Du hattest (vor einiger Zeit) gefragt, warum der Israelische Verstoß gegen diverse UN-Resolutionen kein Kreigsgrund sind.
Resulotion ist ja nicht gleich Resulotion. Soweit ich das weiß, muß eine Resulotion auf Grundlage von Artikel 7 der UN-Charta beschlossen werden, um bei Verstoß den Einsatz von Waffengewalt zu erlauben.
Nach Artikel 7 muß ein Staat eine Gefahr für den Weltfrieden darstellen. ALLE Sanktionen gegen Israel haben nicht diese Grundlage. (Warum jetzt nicht, darum kann man gerne diskutieren.)
Beim Thema IRAK sieht es anders aus. ...

Danke für die Info!

Das Israel noch nie mit eine Artikel-7-Resulotion belegt wurde, ist natürlich eine Frechheit. Dies liegt aber daran, das Israel eine Art Sonderstatus in der UN hat. (Frag mal die Briten und die USA...)
Dies scheint sich aber gerade zu ändern, wenn man die schärferen Töne der USA gegen Israel betrachtet.

Wäre schön, allerdings halte ich den momentanen Kurs der US-Regierung gegenüber Israel für eine rein taktische Maßnahme, um den erzürnten arabischen Staaten zu zeigen "seht her, wir kümmern uns ja auch um Israel". Ich befürchte, das das ein temporäres Vorgehen ist, aber ich lasse mich wirklich gerne (völlig ironiefrei!) vom Gegenteil überzeugen.

Eine Welt kann nur friedlich sein, wenn sie UNIPOLAR ist. Heißt, ALLE Staaten stehen auf einer Seite und stehen nicht untereinander in Konkurenz....

In wie weit das allerdings friedlich funktioniert, wenn ein Staat eine wie auch immer geartete und begründete Vormachtstellung für sich beansprucht, muss sich zeigen.
 

Winston_Smith

Groß-Pontifex
15. März 2003
2.804
@Franz

zur UNO: Nix zu Danken. Hab die Info auch erst kürzlich erhalten.

zu Israel: Naja, was Du jetzt als Taktik bezeichnest, ist ganz klare Strategie der USA. Seit September 2002 ist die Befriedung des nahen Ostens erklärtest Ziel der USA. Dies soll zuerst mit diplomatischen Mitteln, dann mit wirtschaftlichen und zu allerletzt mit militärischen Mitteln erreicht werden. Im Falle des IRAK hat die Diplomatie ganz klar versagt. Aber das Beispiel Syrien läßt die Vorgehensweise ganz klar erkennen. C.Powel reist nach Syrien und erklärt der Regierung unmißverständlich, daß sie aufhören muß, die terroristischen im Süden Syriens zu unterstützen. Auf der anderen Seite wird der Ton gegen Israel verschärft, um endlich für Frieden zu sorgen. Israel ist ganz klar der größte Krisenherd und das muß sich jetzt ändern. Israel wird aufgefordert werden, Siedlungen in Palästina zu räumen und einen Palästinenserstaat anzuerkennen. Außerdem gehe ich davon aus, daß die USA bald eine schärfere UN-Resulotion einreichen wird.
Außerdem verhandeln die USA jetzt mit Zusammenarbeit Chinas mit Nordkorea, um das Problem der Kernwaffen in dieser Regien zu lösen. Als "Belohnung" für Nordkorea winkt massive wirtschaftliche Hilfe.

Die Strategie der USA befindet sich ja noch am Anfang und wir werden in den nächsten Monaten/Jahren eine massive Veränderung der Welt sehen.

Es ist aber wichtig zu sehen, daß die USA militärische Gewalt erst als absolut letztes Mittel einsätzen will.

zur multipolarität: Eine Multipolarität bedeutet NICHT, daß ein Staat die Vormachtsstellung hat. Vielmehr gibt es keine Machtblöcke bzw. Staaten, die in Konkurenz stehen. So ist zum Beispiel die Welt bei Star Trek multipolar.
 

Franziskaner

Ritter vom Schwert
4. Januar 2003
2.061
Winston_Smith schrieb:
@Franz

zu Israel: Naja, was Du jetzt als Taktik bezeichnest, ist ganz klare Strategie der USA. Seit September 2002 ist die Befriedung des nahen Ostens erklärtest Ziel der USA. Dies soll zuerst mit diplomatischen Mitteln, dann mit wirtschaftlichen und zu allerletzt mit militärischen Mitteln erreicht werden. Im Falle des IRAK hat die Diplomatie ganz klar versagt.

Gut, über den letzten Satz liesse sich unendlich streiten. Ich finde schon, dass über die Jahre deutlich wurde, dass die Entwaffnung des Irak Fortschritte gemacht hatte. Das Saddam nun nicht unbedingt der kooperationswilligste war, ist ja unbestritten. Aber dass auch die Amis, in dem sie z.B. ihre Geheimdienste ganz unverfroren an den Ergebnissen der Waffeninspektoren partizipieren liessen, nicht ganz unschuldig an gewissen Eskalationen waren, wohl aber auch nicht.

Aber das Beispiel Syrien läßt die Vorgehensweise ganz klar erkennen. C.Powel reist nach Syrien und erklärt der Regierung unmißverständlich, daß sie aufhören muß, die terroristischen im Süden Syriens zu unterstützen. Auf der anderen Seite wird der Ton gegen Israel verschärft, um endlich für Frieden zu sorgen. Israel ist ganz klar der größte Krisenherd und das muß sich jetzt ändern. Israel wird aufgefordert werden, Siedlungen in Palästina zu räumen und einen Palästinenserstaat anzuerkennen. Außerdem gehe ich davon aus, daß die USA bald eine schärfere UN-Resulotion einreichen wird.

Wie gesagt, ich persönlich halte das für ein Alibigeplänkel, um sich dem Vorwurf der Parteinahme nicht aussetzen zu müssen. Aber ich lasse mich sehr gerne vom Gegenteil überzeugen. Schau'n mer mal...

Außerdem verhandeln die USA jetzt mit Zusammenarbeit Chinas mit Nordkorea, um das Problem der Kernwaffen in dieser Regien zu lösen. Als "Belohnung" für Nordkorea winkt massive wirtschaftliche Hilfe.

*Das* ist eines der massivsten Probleme, die sich meiner Meinung nach aus den Entwicklungen der letzten Zeit ergeben. Für jeden, der auf der Abschussliste der US-Regierung steht, heisst das im Klartext: Hab' keine Atomwaffen und die Marines treten dir in den Hintern, hab' welche und die USA verhandeln mit dir und schieben dir Kohle rüber, damit du nicht noch mehr baust. Siehe auch z.B. Pakistan.

Die Strategie der USA befindet sich ja noch am Anfang und wir werden in den nächsten Monaten/Jahren eine massive Veränderung der Welt sehen.

Das sehe ich auch so, allerdings befürchte ich eine weitere Entdemokratisierung in den westlichen Staaten, verbunden mit weiterem Ausbau der Schnüffelpriviligien von Geheimdiensten und Polizei. Als Ausrede dafür dient ein durch die letzten Wochen angeheizter islamischer Terrorismus, so dass wir letzten Endes sogar noch dankbar sind, Bürger- oder Grundrechte aufgeben zu dürfen. Ehrlich, wenn's ganz anders kommt, bin ich der letzte, der nicht unendlich dankbar sein würde, aber die Entwicklung seit dem 11.9.2001 stimmt mich schon sehr nachdenklich...

Es ist aber wichtig zu sehen, daß die USA militärische Gewalt erst als absolut letztes Mittel einsätzen will.

Nun, das sehe ich im Fall Irak nicht so. Aber gut, lassen wir's mal so stehen.

zur multipolarität: Eine Multipolarität bedeutet NICHT, daß ein Staat die Vormachtsstellung hat. Vielmehr gibt es keine Machtblöcke bzw. Staaten, die in Konkurenz stehen. So ist zum Beispiel die Welt bei Star Trek multipolar.

Deine Definition mag richtig sein, ich sehe aber die Entwicklung momentan so, dass die USA sich als Staat mit klarem Führungsanspruch, auch innerhalb der Staaten mit gleichen Systemen sehen. Unabhängig von Zugehörigkeit zu UNO, NATO oder sonstigen Zusammenschlüssen nehmen die USA für sich in Anspruch, sich die Vereinbarungen an die sie sich halten, selbst zu bestimmen. Wenn jemand anders das tut, wird er relativ schnell irgendwelchen Feindbildern zugeordnet, und das gibt mir zu denken. Nichts gegen eine unipolare Welt, aber bitte nicht in Form von Satellitenstaaten á la Warschauer Pakt oder irrelevanter alter Europäer, sondern wenn, dann unter einem unabhängigen Dach. Wenn jetzt die Eigenbrötlerei der UNO durch die der USA abgelöst werden soll, sehe ich da keinen Vorteil darin.
 

Ganterchen

Großmeister
13. April 2003
83
Ich sehe eine Welt, die sich von der Bipolarität zur Multipolarität gewandelt hat und in der es täglich eher unsicherer zugeht und ich stelle mir die Frage, wie man in solch einem System am ehesten Frieden und Freiheit etabliert.

Frieden und Freiheit etabliert sich am leichtesten, wenn man hinterrücks ein Land überfällt und die Menschen zwingt, demokratisch, friedlich und frei zu leben......

Der Irak ist nicht hinterrücks überfallen worden, das war alles mit Ansage, sozusagen.

JETZT! Ich denke so etwas kann wachsen.......und sonst nix!

Man kann es auch herbeibomben.

Wie lange ging es in Europa?

Was? Die Demokratisierung? Unterschiedlich, in Deutschland/Österreich und Italien ist sie per Kriegsniederlage eingeführt worden, auf dem Balkan dauert der Prozeß noch an.

Ist Demokratie überhaupt der Weisheit letzter Schluss?

Mir fällt spontan kein besseres System ein, das den menschlichen Schwächen vergleichbar gut Rechnung tragen würde und gleichzeitig ein derart hohes Maß an Frieden, Freiheit, Wohlstand und Sicherheit gewährleistet.

Kann man Menschen zwingen in einem bestimmten politischen System zu leben?

Meines Erachtens hat jeder das Recht, in einer Demokratie zu leben.

Es gibt ein Bündel von Gründen, sollte sich das eine als unzutreffend erweisen, gibt's noch reichlich andere Gründe.

Ja klar, die Polizei hat mich letzte Woche auch verhaftet! Es ging dabei wahlweise um Einbruch, Mord, Parkbusse, Vergewaltigung, zu schnelles Fahren, Landesverrat, Schwarzfahren, Drogenkonsum...............nach endloser Sucherei, kam man zum Schluss, das meine Verhaftung rechtens war, schliesslich habe ich mich ja des Falschparkens schuldig gemacht......und alle anderen Anschuldigungen? Es hätte ja können sein...........

Für falsch parken wird niemand verhaftet.
Abgesehen davon: die Suche nach den Massenvernichtungswaffen ist ja noch in Gange.[/quote]
 

Ganterchen

Großmeister
13. April 2003
83
(Es gab schon mal eine Multipolarewelt. Nämlich vor dem 1. und 2. WK... Und was durch die Multipolarekonkurenz ausgelöst werden kann, haben wir alle noch gut in Erinnerung... )
Eine Welt kann nur friedlich sein, wenn sie UNIPOLAR ist. Heißt, ALLE Staaten stehen auf einer Seite und stehen nicht untereinander in Konkurenz....

Das sehe ich nicht so. Nach dem Wiener Kongreß 1815 ging es in Europa vergleichsweise friedlich zu und das trotz Multipolarität, daß es 1914 zum Krieg kam hat wenig damit zu tun, daß es keine internationalen Organisationen wie die UN o.ä. gegeben hat, der Grund ist eher in einer plötzlichen aggressiv/militaristischen Außenpolitik Deutschlands zu suchen, die auch ein anderes internationales System kaum hätte verhindern können.
Und auch vor dem 2. Wetkrieg gab es ja den Völkerbund und damit eigentlich ein relativ hohes Maß an außenpolitischer Übereinstimmung, Hitler verhindern konnte dieses System trotzdem nicht.

Staaten stehen meines Erachten natürlicherweise in Konkurrenz, damit meine ich nicht, daß sie sich militärisch bedrohen, gleichwohl streben alle Staaten außenpolitisch nach Macht - trotz oder gerade wegen dieses Machtstrebens kann ein Frieden über lange Zeit zumindest als Abwesenheit von Krieg erhalten werden, ich sehe nicht, daß ein solches System zwingend in kriegerischen Auseindandersetzungen enden muß.[/quote]
 

Ganterchen

Großmeister
13. April 2003
83
eim Thema IRAK sieht es anders aus. Hier wurde von Anfang an eine Bedrohung für den Weltfrieden gesehen. Dies haben, im Übrigen, ALLE Mitglieder im Sicherheitsrat so gesehen.
Außerdem gibt es in der UN-Charta die Möglichkeit, gegen Staaten, die Artikel-7-Resulotionen brechen auch unilateral vorzugehen. Wenn der Sicherheitsrat sich selber blockiert, kann ein Mitglied auch in Zusammenarbeit mit anderen Staaten und ohne Sicherheitsratsbeschluß vorgehen. (Dies ist noch ein Relikt aus dem kalten Krieg. vergl. Korea-Krieg und Kosovo)

Also das würde ich bestreiten.
Der Krieg im Kosovo war ganz klar völkerrechtswidrig, dieser Zustand wurde erst nach dem Ende des Krieges durch eine "nachträgliche" Resolution geheilt.
Und die Resolution, die den Korea-Krieg legitmierte, ist meines Erachtens nur zustande gekommen, weil die UdSSR damals den Sicherheitsrat boykottiert und an der Abstimmung nicht teilgenommen hat.
Unilaterales Vorgehen wird meines Wissens nirgends in der UN-Charta legitimiert, außer wenn es um das Recht auf Selbstverteidigung geht.[/quote]
 

Winston_Smith

Groß-Pontifex
15. März 2003
2.804
"Und die Resolution, die den Korea-Krieg legitmierte, ist meines Erachtens nur zustande gekommen, weil die UdSSR damals den Sicherheitsrat boykottiert und an der Abstimmung nicht teilgenommen hat.
Unilaterales Vorgehen wird meines Wissens nirgends in der UN-Charta legitimiert, außer wenn es um das Recht auf Selbstverteidigung geht."

Ich sag ja nix anderes! Dadurch, daß die UdSSR nicht an der Abstimmung teilgenommen hat, (ich hab sogar mal gehört, daß der sowj.Botschafter die Abstimmung verpennt hat... Muß aber nicht stimmen... :wink: ) war der Sicherheitsrat handlungsunfähig. Ergo hat die USA multilateral und mit Zusammenarbeit anderer Sicherheitsratsmitglieder gehandelt. Und das ist erlaubt. Ob unilaterales Vorgehen (außerhalb der Selbstverteidigung) erlaubt ist, würde ich auch bezweifeln. Die ständigen Mitglieder (und nur die) des SR können aber bei Handlungsunfägigkeit und Selbstblockade blablabla... (kleiner Tip: Prof.Dr.J.Krause von der UNI-Kiel hat da mal was zum Thema erklärt. Einfach mal bei Google suchen... :wink: )


"...vergleichsweise friedlich zu und das trotz Multipolarität, daß es 1914 zum Krieg kam hat wenig damit zu tun, daß es keine internationalen Organisationen wie die UN o.ä. gegeben hat..."

Das stimmt, die UNO hätte der Krieg nicht verhindern können. Hab ich ja auch nicht gesagt. Aber es stimmt doch, daß das multipolare-Europa in ständiger Mächtekonkurrenz stand, oder?
Wir können natürlich weiter über "Realismustheorie" und das Machtstreben von Staaten streiten... Aber so wie ICH das sehe, ist eine Welt, in der VIELE Staaten in Konkurrenz stehen weitaus gafährlicher, als zum Beispiel eine BIPOLARE (kalter Krieg) oder eine UNIPOLARE...
Einverstanden?
 

Ganterchen

Großmeister
13. April 2003
83
"Und die Resolution, die den Korea-Krieg legitmierte, ist meines Erachtens nur zustande gekommen, weil die UdSSR damals den Sicherheitsrat boykottiert und an der Abstimmung nicht teilgenommen hat.
Unilaterales Vorgehen wird meines Wissens nirgends in der UN-Charta legitimiert, außer wenn es um das Recht auf Selbstverteidigung geht."

Ich sag ja nix anderes! Dadurch, daß die UdSSR nicht an der Abstimmung teilgenommen hat, (ich hab sogar mal gehört, daß der sowj.Botschafter die Abstimmung verpennt hat... Muß aber nicht stimmen... )

Wundern würde mich das nicht...

war der Sicherheitsrat handlungsunfähig.

Er war schon handlungsfähig, sonst wär's ja nicht zu einer Resolution gekommen.
Es ist ja ein Unterschied, ob eines der Mitglieder den Bus verpaßt und an der Sitzung nicht teilnimmt und eine Resolution deswegen zustandekommt ODER ob eine Resolution zustandekommt, weil die Charta unilaterales Vorgehen grundsätzlich legitimiert.

Ergo hat die USA multilateral und mit Zusammenarbeit anderer Sicherheitsratsmitglieder gehandelt.

Mit der Zustimmung ALLER Sicherheitsratsmitglieder (zumindest derer, die anwesend waren).

Und das ist erlaubt.

Ja, weil es da von der UN abgesegnet wurde - zwar durch einen dummen Zufall (Rußland - warum auch immer - nicht anwesend), aber es wurde formal korrekt abgesegnet.

Ob unilaterales Vorgehen (außerhalb der Selbstverteidigung) erlaubt ist, würde ich auch bezweifeln. Die ständigen Mitglieder (und nur die) des SR können aber bei Handlungsunfägigkeit und Selbstblockade blablabla...

Können sie - meines Erachtens - nicht.
Der Zustand der "Handlungsunfähigkeit" oder der "Selbstblockade" war während des Kalten Krieges latent vorhanden, gerade deswegen konnte der Sicherheitsrat ja die Aufgaben der UN als Organisation zur Kollektiven Sicherheit nicht wahrnehmen.
Und überhaupt: die "Hanldungsunfähigkeit" bzw. "Selbstblockade" müßte ja von irgendwem festgestellt werden - wer soll den das tun?

(kleiner Tip: Prof.Dr.J.Krause von der UNI-Kiel hat da mal was zum Thema erklärt. Einfach mal bei Google suchen... )

Das müßte wohl eine extreme Mindermeinung sein... ich schau aber gern mal nach.

"...vergleichsweise friedlich zu und das trotz Multipolarität, daß es 1914 zum Krieg kam hat wenig damit zu tun, daß es keine internationalen Organisationen wie die UN o.ä. gegeben hat..."

Das stimmt, die UNO hätte der Krieg nicht verhindern können. Hab ich ja auch nicht gesagt. Aber es stimmt doch, daß das multipolare-Europa in ständiger Mächtekonkurrenz stand, oder?

Richtig und es stimmt, daß es in Europa - trotz dieser Konkurrenz - nicht zu größeren militärischen Konflikten gekommen ist.

Wir können natürlich weiter über "Realismustheorie" und das Machtstreben von Staaten streiten... Aber so wie ICH das sehe, ist eine Welt, in der VIELE Staaten in Konkurrenz stehen weitaus gafährlicher, als zum Beispiel eine BIPOLARE (kalter Krieg) oder eine UNIPOLARE...
Einverstanden?

So pauschal läßt sich das nicht sagen...
Eine Welt, in der sich alle Menschen lieb haben und deswegen friedlich zueinander sind, ist natürlich irgendwie schöner, als eine Welt, so wie wir sie derzeit vorfinden. An erstere Welt glaube ich aber nicht, deswegen würde ich vorschlagen, die Welt, die wir vorfinden, mit all ihren Widersprüchen zu akzeptieren und zu organisieren und ich bezweifle, daß wir jemals einen Zustand der Unipolarität erreichen werden, deswegen scheint mir die Friedenssicherung im Zustand der Multipolarität sinnvoller, als das Streben nach einer Unipolarität, der meines Erachtens eh nicht zu erreichen ist.[/quote]
 

Winston_Smith

Groß-Pontifex
15. März 2003
2.804
Tja, beim Thema UN-Handlungsunfähig kommen wir wohl auf keinen gemeinsamen Nenner... Muß mich da noch mal schlau machen...

Natürlich werden wir nie eine UNIPOLARE Welt haben. Dafür ist der Mensch einfach zu böse und viel zu sehr auf den eigenen Vorteil bedacht.
Ich halte MULTIPOLARITÄT aber weiterhin für gefährlicher als UNIPOLARITÄT. Dann doch lieber BIPOLAR, wie im kalten Krieg...

Heißt: Zwei Machtblöcke stehen in Konkurrenz und versuchen die Welt mit friedlichen Mitteln zu ordnen. Wer Bock hat, kann sich dann ja auf die entsprechende Seite schlagen...
Allerdings halte ich die Menschen (wie schon oft genug gesagt) für zu schlecht, als das sie friedlich die Welt ordnen können.

Wie stellst Du Dir denn eine perfekte Weltordung vor?
Ich könnte mir sehr gut vorstellen, die UN als "Weltregierung" einzusetzen. Die Staaten leben dann in einer Föderation und die USA übernehmen dann (mit UN-Befehl) die Rolle der Weltpolizei.
Ich weiß, daß das ein ziemlich romantischer Gedanke ist... :wink:
 

Ganterchen

Großmeister
13. April 2003
83
Wie stelle ich mir meine Wunschwelt vor... schwierig, kann ich so pauschal gar nicht beantworten.

Die UN als "Weltregierung" mit den USA als Polizei halte ich schon aus praktischen Gründen nicht für machbar, es sei denn, die US-Administration übernähme die Rolle der UN... schließlich dürfte es ziemlich schwierig werden, den USA die Rolle der Polizei zuzuordnen, während sich der Rest der Welt überlegt, wo man diese Polizei einsetzen könnte.
Das Problem bei den UN ist und bleibt, daß sich die Vertreter eben als nationale Gesandte verstehen und nach den Interessen ihres jeweiligen Staates handeln (sollten), das erreichbare Maß an Zusammenarbeit ist dementsprechend gering und reduziert sich auf eher "weiche" Themen wie Entwicklungshilfe etc. Als System kollektiver Sicherheit eignen sich die UN meines Erachtens nicht.

Wie stelle ich mir die Welt vor... denkbar wäre eine Pax Americana, in der die USA den Hegemon spielen und die Welt nach ihren Vorstellungen "in Ordnung" halten. Das Problem ist neben der (wahrscheinlich) mangelhaften Akzeptanz, die mit viel Gewalt erzwungen werden müßte vor allen Dingen, daß die USA als Demokratie in ein paar Jahren durchaus auch wieder eine komplett andere Außenpolitik betreiben könnten - die Idee des Isolationimus (was schert uns der Rest der Welt, Hauptsache bei uns herrscht Ruhe) á la Buchanan könnte über kurz oder lang wieder mehrheitsfähig sein, was die Welt aber nicht unbedingt friedlicher macht, weil sich die Diktatoren dieser Welt dann nach Belieben austoben könnten (alles schon passiert -> WK2).

Ich habe keine Vision, wie eine perfekte Welt aussehen könnte, Visionäre richten meines Erachtens nur Unheil an, weil sie polarisieren und Ideologien gebären: wer Visionen hat, soll zum Art gehen (leider nicht von mir, sondern von Helmut Schmidt).

Eine Wunschwelt könnte ich mir vorstellen als Zusammenballung demokratischer, souveräner Staaten, die nach eigenem Gusto miteinander kooperieren oder konkurrieren - also absolute Multipolarität. Wahrscheinlich wäre diese Welt zwar nicht die schönste, aber die stabilste.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
ich habe zwei interessante artikel gefunden, die einmal den zustand bagdads nach den zerstörungen deutlich macht bzw. die dortige lage beschreibt:

Reportage: "Zustand Bagdads schockierend"

Die freie Journalistin Karin Leukefeld bereist zurzeit den Irak und berichtet für tagesschau.de aus Bagdad

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID1769178_REF1_NAVSPM1,00.html

und ausserdem über die erereignisse in Falludschah und die eher einseitige (in britischen u. wahrscheinlich auch amerikanischen medien) berichterstattung darüber:

Das Töten in Falludschah

Die BBC berichtet nur eine Seite der Geschichte

von David Edwards

http://www.zmag.de/article/article.php?id=615
 

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