Herzlich Willkommen auf Weltverschwoerung.de

Angemeldete User sehen übrigens keine Werbung. Wir freuen uns wenn Du bei uns mitdiskutierst:

Berichte eines menschlichen Schutzschildes aus dem Irak

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
Irak-Tagebuch von Hironobu Kubota 19.-23.3.
von DS - 23.03.2003 18:01

Hironobu Kubota ist ein Japaner unter den menschlichen Schutzschilden, die sich derzeit im Irak aufhalten, um zivile Einrichtungen vor der Bombadierung zu schützen. Er veröffentlicht seine Eindrücke in einem Foto-Tagebuch auf seiner Homepage.

Dies ist eine Übersetzung ins Deutsche.

http://de.indymedia.org/2003/03/46153.shtml

Irak-Tagebuch von Hironobu Kubota, Update 2
von DS - 24.03.2003 00:12

Starke Luftangriffe, B52 kommen

http://www.de.indymedia.org/2003/03/46284.shtml

außerdem:

Neues von "Last minute to Bagdad" aus Bagdad
von Berichte von Reinhold Waßmann - 23.03.2003 23:53

Berichte von Reinhold Waßmann aus
Bagdad.
Übersandt von einem anderen (ehemaligen?) Human Shield aus der BRD, Maik Neudorf.


Bagdad , 20.03-21.03.03


http://www.de.indymedia.org/2003/03/46277.shtml
 

DrJones

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
21. Mai 2002
1.006
wow, cooler Link.
Sehr informativ mal den Krieg aus dieser Perspektive zu sehen
 

Bundeskanzler

Auserwählter Meister der Neun
11. April 2002
991
Die Tochter von Vize-Präsident Dick Cheney kann sicher auch bald berichten, wie es sich so als menschliches Schutzschild lebt. Noch geiler wäre natürlich, wenn Dubyas Töchter auch noch mitmischen würden...

Mary Cheney
(Zum Artikel aufs Bild klicken)
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
na das wäre doch mal eine aktion.
wobei ich glaube, die sind so fanatisch, die würden vielleicht auch über die leichen ihrer kinder gehen...oder?
lässt man sich durch die kinder etwa ein gutes geschäft versauen?
mmmhh...
 

Kaisar

Geheimer Meister
23. Februar 2003
258
Ich denke da an einen Kompromiss den Mr. C. mit sich selbst schließen wird. Wenn er seine Tochter nicht überzeugen kann, mit ihm in die USA zurückzukehren, wird er zumindest versuchen dafür zu sorgen, dass sie das Krisengebiet nicht betritt (Militärkontrollen etc.).Sollte dies auch nicht klappen, und sie in kognito Baghdad erreichen, wird er nichts mehr für ihre Sicherheit tun können. Er kann jedoch dafür sorgen, dass der Soldat, der für ihren Tod verantwortlich ist (wenn dieser schlimmste Fall eintritt) sehr streng gemaßregelt wird.[Natürlich nur offiziell wenn ein irakischer Soldat der Mörder ist...]
Soviel zu meinen Gedanken.

@samhain:
ich weiß nicht ob es in Ordnung ist dir zu danken, für diesen Link. Irgendwie fühle ich mich als Opfer der Informationsgeilheit, über den Irakkrieg, weil ich persönlich noch ncihts unternommen habe um den betroffenen zu helfen.
Aber vielleicht hilft er mir ja , endlich aus meiner Lethargie zu erwachen
also doch
Danke !
:roll:
 

jadawin

Geheimer Meister
25. Januar 2003
207
.....human shields....

Wenn es einige tausend dieser Aktivisten mit einer größeren lobby gäbe, kämen die Angreifer in Erklärungsnot was die Bombardierungen angeht.
Andererseits würde das eine Unterstützung des Regimes in Bagdad bedeuten....auch nicht das gelbe vom Ei.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
@Kaisar

>>ich weiß nicht ob es in Ordnung ist dir zu danken, für diesen Link. Irgendwie fühle ich mich als Opfer der Informationsgeilheit, über den Irakkrieg, weil ich persönlich noch ncihts unternommen habe um den betroffenen zu helfen.
Aber vielleicht hilft er mir ja , endlich aus meiner Lethargie zu erwachen<<

du kannst was tun, indem du jede gelegenheit nutzt, um gegen diesen irrsinn zu protestieren. das ist das einzige, was wir hier tun können, dafür zu sorgen, das der widerstand und der aufschrei gegen diesen krieg nicht leiser wird.
jede stimme zählt!
gelegenheiten gibt es im moment zuhauf, selbst im kleinsten kaff.
das hilft ungemein gegen lethargie :wink:
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
http://de.indymedia.org/2003/03/47427.shtml

In Kontakt mit Bagdad - Update 39

von --- - 30.03.2003 00:49

In Bagdad sind sieben italienische Journalisten eingetroffen, die in Basrah von einer irakischen Patrouille aufgegriffen worden waren. Das wirft die Frage auf, wieso es heißt, der Südirak sei unter angloamerikanischer Kontrolle. Bei einem Treffen mit sowohl unabhängigen als auch "offiziellen" Journalisten und Human Shields wurde das Ausmaß einer kolossalen Kriegslüge erörtert. Sieben Journalisten von akkreditierten italienischen Tageszeitungen unterschiedlichster Couleur bezeugen, dass Basrah "frei", also nicht besetzt ist. Wie die Berichte der Sieben in den morgigen Ausgaben ihrer Zeitungen aussehen werden, wird mit Spannung erwartet, insbesondere der vom Korrespondenten der 200%ig pro-amerikanischen Tageszeitung "Il Giornale".

In Kontakt mit Bagdad - Update 39

Stand: Saturday March 29, 2003 at 08:56 PM

http://italy.indymedia.org/news/2003/03/236907_comment.php#236991


Basrah ist frei

Eine Nachricht haben die italienischen Kollegen, die am Morgen in Bagdad angekommen sind, nach dem sie gestern Abend in Basrah von der Irakischen Armee festgenommen worden waren, mitgebracht: Basrah ist frei.

Aber von den Amerikanern und den Engländern, die es nie geschafft haben, sie zu besetzen.

Nach einer Reise auf einem Jeep ohne jede bewaffnete Eskorte, die die ganze Nacht dauerte, und die Karavane der "klandestinen" Journalisten entlang der vom Krieg und von den Bomben ausgeleerten Straßen am Ufer des Tigris, an der Grenze mit Iran, bis Amarah und Kut. Mal über sandige Pisten und mal über breite Straßen sind sie von Osten nach Bagdad reingefahren und haben dort dann die Gefahren der täglich zu Hunderten von den Anglo-amerikanischen Truppen losgelassenen Bomben überwinden müssen.

Müde, angestrengt, aber durch die gute Behandlung, die ihnen durch die Soldaten zuteil wurde, auch beruhigt, haben sie im Laufe von improvisierten Pressekonferenzen und Treffen auch mit den unabhängigen Reportern erklärt, dass sie sich nie "Gefangengenommen" gefühlt haben, dass sie im Sheraton Hotel von Basrah geschlafen hätten und dass nach der nächtlichen Reise ein kurzes, formales Verhör im Verteidigungsministerium stattgefunden hätte, bei dem ihnen angeboten wurde, in der Stadt zu bleiben, um den Aggressionskrieg zu dokumentieren, dass die Stadt, seit Tagen erschöpft, erleidet. Keine Ausweisung. In Bagdad bleiben, aber diesmal mit allen fälligen Genehmigungen.

Die aber weit Aufsehen erregendere und erschütternde Nachricht ist zur gleichen Zeit die Offenlegung der Lügen, der Märchen und der Propaganda der Leitstäbe der Vereinigten Staaten und Englands die angaben, die Halbinsel von Faoh und Basrah sei vollständig unter anglo- amerikanischer Kontrolle. Die Kollegen, die - man merke - vom "Il Corriere della Sera"bis zum "Il Giornale", vom "Il Messaggero" bis zur "L'Unità", über den "Il Resto Del Carlino" bis zum "Il Mattino" und der "Il Sole 24 Ore (A.d.Ü.: zu Deutsch, so was wie "Von Taz bis Faz" ) also unterschiedliche persönliche und berufliche Geschichten, mit unterschiedlichen Herangehensweisen und Haltungen gegenüber diesem Krieg sind sich fast unisono einig, dass sie keine Spur von amerikanischen oder Englischen Truppen gesehen haben. Basrah, beispielsweise, die schwer bombardiert wurde, und der Wasser und Nahrung genommen sind, beklagt eine nicht einschätzbare Zahl der Opfer und Opferletzten. Eine Stadt am Ende ihrer Kräfte, also, die den Angriff der Invasoren abgewehrt hat. Die ihn mit Erfolg abgewehrt hat, und dafür einen unermesslich hohen Preis in Menschenleben gezahlt hat. Aber sie hat ihn abgewehrt. Und niemand hat uns das erzählt. Und auch die Kollegen selbst, die als "illegale" versuchten, nach Basrah zu gelangen, hatten die abenteuerliche Reise in Kuwait-City in der Überzeugung gestartet, die Fahrt in den Armen der Amerikaner und der Engländer zu beenden, die, wie sie anhand der Briefings des Pressebüros der Leitstäbe immerfort schrieben, seit Tagen die südirakische Stadt besetzt und "befreit" hatten.

Die Überraschung, nicht einen der "Alliierten" Soldaten vorzufinden ist so groß gewesen, wie die Überraschung, als sie von einer Patrouille irakischer Soldaten bei einer normalen Bewachungsrunde angehalten wurden.

Das gleiche auch für die Städte, Kleinstädte und Dörfer auf dem Weg bei der nächtlichen Reise: Urbane Konfigurationen, die vielleicht verletzt, getroffen, bombardiert wurden, und wer weiß wie viel Geschichten, wie viele Opfer, die nie in der Zeitung stehen werden. Aber auch keinen "Befreier".

Und jetzt gilt es ehrlich gesagt sich auch mit etwas Wut und Bestürzung zu fragen, was für ein Krieg bei welcher intellektuellen Ehrlichkeit uns von den großen TV-Networks, den allgegenwärtigen journalistischen "Truppen" erzählt wird. Woher holen sie ihre Informationen, welche Informationskanäle sind eingeschaltet.

Meine Kontakte sagen mir, dass sie verblüfft und ungläubig waren, als sie hörten, dass das Wenige oder auch Viele, dass sie die seltenen male, wo dies möglich war, über Satellitensendungen einfangen konnten, alles Lüge war. Propaganda, die den übelsten Kriegsfilmen in nichts nach steht.

Man sagt mir, dass es interessant sein wird, nach dem heutigen Tag zu sehen, ob die "offizielle" Presse, ihre eigenen Zeitungen und die europäischen Blätter angesichts des Augenzeugnisses (das auf der eigenen Haut erlebt wurde) von sieben Journalisten von akkreditierten wie "prestigeträchtigen" Zeitungen, die Einfluss auf die Meinungsbildung von Millionen haben, in der Kriegserzählung das Register ändern werden.

Aber der Krieg ist kein Film. Bagdad ist eine in die Knie gezwungene Stadt, gemartert, zerrissen, verletzt, die über ihre Toten weint. Man berichtet und bestätigt mir, dass die Telefonlinien mit den anderen Landesgebieten unterbrochen sind und dass es keine Möglichkeit gegeben haben soll, sich in diesen letzten Tagen über die realen Bedingungen im Süden des Landes zu vergewissern. Und sie erzählen mir von einem Paradox, den sie nicht los werden: selbst die unabhängigen Reporter waren von der Besetzung Südiraks überzeugt, aber durch Nachrichten, die aus Europa kamen, von den Satelliten, und von den Gesprächen mit den Familien und Freunden. Und sogar von meinen Blitzreports, die ich ihnen während unserer Gespräche zukommen ließ.

Es ist aber immer noch schwer, die Realität in Bagdad zu beschreiben, ihr eine greifbare Gestalt zu geben, die Geschichten der Stadtbewohner, die systematisch durchgeführten Zerstörungen in den besseren Wohngegenden, die Trauer, die Wut, das Blut, die Löcher in der Erde, in denen sie gezwungen sind, Hals über Kopfl ihre Toten zu begraben, aus Angst vor Seuchen. Die Angst, die alle ergriffen hat. Die Furcht während des Wartens auf dem einbrechen der Kämpfe in der Stadt, die alle für unmittelbar bevorstehend halten. Knapp hinter diesem Vorhang aus Rauch, Blitzen und Donnertönen, die den gesamten Horizont der Stadt zeichnen.

Der gesamte heutige Tag ist in Erwartung der Ankunft der italienischen Journalisten in Bagdad gerlaufen. Dann, das Treffen im "Palestine" Hotel. Das Staunen über die propaganda, die Empörung über die Lügen.

Aber heute Abend werden die Bomben weiter fallen, und die Raketen weiter pfeifen.

Treffpunkt für Alle ist im "Palestine", auf der anderen Seite des Flusses. Alle zusammen: unabhängige Reporter, die Kollegen der großen TV-Networks, der Blätter mit "Prestige", die sieben "illegalen" Italiener und die Human Shields. Im "Palestine" kann man noch etwas anständiges zu Essen finden. Ein Abendessen ab und zu muss sein. Auch in Bagdad.

Dann wieder die Nacht, schnell die Brücke überqueren oder rennen, weil der Weg ins Herz der Stadt, wo die Häuser und die kleinen Hotels sind, die sie beherbergen, länger ist. Ein Gruß auf die Schnelle, eine Umarmung. Nicht vergessen, sagen sie sich gegenseitig, morgen um 9.30 Uhr treffen wir uns am Informationsministerium. Dieser ist, fast schon ein Ritual, der erste Tagestreffpunkt

Auch wenn man sich seit gestern auf der Straße trifft, vor dem Ministerium. Die Bomben haben ihn geknickt. Aber der Treffpunkt ist immer noch der gleiche, jeden Tag, als wolle man mit Nachdruck sagen: wir sind da.

Möge die Nacht leicht sein.


******

Ausführliche Agenturmeldung zu den sieben Journalisten als Ergänzung unter: http:// germany.indymedia.org/2003/03/47219.shtml
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
In Kontakt mit Bagdad - Update 41

von --- - 31.03.2003 00:29

Etwa zehn irakische Journalisten und sechs unabhängige Reporter führten bei einem Treffen einen intensiven Austausch über tragische Umstände in Bagdad und in ganz Irak, sowie in der äußeren Kommunikation über diesen Krieg, der weltweiten Desinformation. Die europäischen Reporter haben ein sich aus der Lage der Dinge heraus ergebenden, dringlichen Appell der irakischen Kollegen eingehend zur Kenntnis genommen, und beschlossen, diesen zu unterstützen. Sie haben sich vorgenommen, ihn möglichst schnell und möglichst breit nach außen zu tragen und erklärt, dass sie hierfür alles, was in ihren Möglichkeiten ist, tun werden.

In Kontakt mit Bagdad - Update 41

Stand: Sunday March 30, 2003 at 07:24 PM

http://italy.indymedia.org/news/2003/03/238111.php

Appell für den Frieden

Das Treffen mit den Kollegen vom irakischen Fernsehen und von journalistischen Blättern hat in einem Kino außer Betrieb im Stadtzentrum stattgefunden. Zwei Stockwerke unter der Erde. Das Kino, das bessere Zeiten gekannt haben muss, ist bald als ein einladender Ort erschienen, weil die Geräusche der Bombardements wie gedämpft rüberkamen. Gerade mal Lauter als das Donnergrollen der Gewitter.

Etwa zehn irakische Journalisten und sechs unabhängige Reporter und Fotografen einige auf dem Bühnenrand sitzend, andere in den Sesseln der ersten zwei Reihen verstreut.

Englisch, Französisch, Arabisch, Körpersprache, Skizzen auf den Notizblättern, alles war gut, um sich zu verständigen.

Zuerst einmal eine nicht unbedeutende Präzisierung unserer irakischen Kollegen: Es ist nicht wahr, dass 4.000 "Selbstmordattentäter" zum "Martyrium" bereit sind, wie es die Weltpresse unter Bezugnahme auf die vom irakischen Verteidigungsminister ausgesprochenen Worte mit viel Lärm propagiert.

Die Bedeutung dieser Erklärung ist eine andere: 4.000 Freiwillige aus angrenzenden arabischen Ländern haben irakischen Boden mit dem Willen, sich der irakischen Armee anzuschließen, betreten, um die anglo-amerikanischen Invasoren zu bekämpfen. Die 4.000 Freiwilligen haben sich bereit erklärt, Haus um Haus zu kämpfen, und sogar außerhalb der regulären Armee. Aber niemand hat jemals gesagt, dass es sich um "Selbstmordattentäter" handelt, die bereit stehen, um sich vollgestopft mit TNT gegen die invasorischen Soldaten zu werfen.

Die Kollegen sagen, dass es sich um Fehler bei Übersetzung oder um die Fehlinterpretation der Erklärung des Vize-Ministers und Armeesprechers handeln könnte. Allerdings fragen sie sich, wie ist das möglich, dass die ganze Presse und alle TV-Networks falsch übersetzt haben?

Nachdem man diese sagen wir Voraberklärung der irakischen Kollegen zur Kenntnis genommen hatten, die für die europäischen Kollegen von grundlegender Bedeutung war, weil sie so offiziell verstehen konnten, welche eine weitere Methode der zu Schaden der internationalen Weltöffentlichkeit praktizierten Desinformation ist, haben die irakischen Kollegen Betroffenheit und Traurigkeit wegen des fast vollständigen Fehlens an Information und internationaler Solidarität geäußert, wegen der wiederholten Bombardements die das Irakische Fernsehen getroffen haben und zahlreiche Verletzte unter den Journalisten, Technikern und Angestellten hinterlassen. Und die größte Mehrheit von ihnen so Arbeitslos gemacht (oder ohne Arbeitsplatz), die jetzt gezwungen sind, zu wenigen, mit improvisierten Mitteln und in Behelfsräumen ihrer Arbeit nach zu gehen. Beim faktischen Versuch, das Schweigen der irakischen Information zu schmälern.

Die von den anglo-amerikanischen Leitstäben angeführte Begründung, dass die irakischen Soldaten über die Sendungen von Irak TV befehligt wurden halten sie für eine (lächerliche) Ausrede. Weil es unterstellt, dass Zehntausende Männer und ihre Kommandanten in den irakischen Wüsten ab und zu stehen bleiben, um den Fernseher anzumachen, um verschlüsselte Botschaften zu empfangen. (Ich wiederhole: Mitten in der Wüste)

Die irakischen Kollegen klagen über das Schweigen zu den Bombardements, die auch Zeitungsredaktionen und Druckereien getroffen haben und zahlreiche Verletzte und die Schließung einiger Organe der Information verursachte.

Ein unabhängiger Reporter hat am gestrigen Tag eine Mailsendung mit einer "Erklärung der "International Federation of Journalists"("Ifj") die die Bombardements verurteilte und stigmatisierte. Mit einigen Schwierigkeiten hat man dieses kurze Dokument in eine für alle verständliche Sprache übersetzt worden. Auf Englisch wiederaufgenommen und von allen, die bei dem Treffen anwesend waren unterschrieben. Sie werden jetzt versuchen, ihn der "Ifj" zukommen zu lassen.

Dann haben die irakischen Kollegen auf dramatische Weise einen Appell an die unabhängigen Reporter, gerichtet, und durch sie an die:

Vereinten Nationen
Den unabhängigen Organen der Information in der ganzen Welt
Der Weltöffentlichkeit aller Länder der Welt, die für den Frieden aufgestanden ist
Den Regierungen, die sich gegen diesen Krieg erklärt haben.

Damit durch Geltendmachung der "Genfer Konvention" folgendem ein Ende gesetzt werde:

Den Bombardements ziviler Objekte die noch in der Lage sind, Wasser und Strom zu erzeugen, auch wenn nicht mehr als für 5% der zivilen Bevölkerung und der Krankenhäuser von Bagdad.

Dass die Regierungen von Washington und London von den Vereinigten Nationen wegen Verletzung der Abkommen der Genfer Konvention verurteilt werden bei der Bombardements von schulen und von der Nationalbibliothek.

Dass die Bombardements der Hauptstadt, die fast ausschließlich zivile Tote und verletzte fordern, unverzüglich eingestellt werden.

Dass binnen der nächsten Stunden ein von den UN verwaltetes humanitäres und vor Bomben und Raketen geschütztes Korridor errichtet wird, das es erlaubt, die inzwischen erschöpfte Bevölkerung mit Nahrung und Wasser zu versorgen.

Dass ein Eintreffen von Medikamenten um lebenswichtige die Infektionen einzudämmen ermöglicht wird, von lebenswichtigen Medikamenten und unverzichtbarer Medizinischer Ausrüstung.

Dass denen, die das Land verlassen wollen, erlaubt werde, es in Sicherheit zu tun, und dass sie in Flüchtlingscamps mit der Menschenwürde angemessenen Standards aufgenommen werden.

Dass über das gesamte irakische Territorium den Bombardements ein Ende gesetzt werde, damit der zivilen Bevölkerung geholfen werden kann, die in etlichen Landesteilen seit Tagen völlig ohne Nahrung, Wasser, Strom und Medikamente ist.

Dass sofort eine internationale Solidarität organisiert wird, auf jeder ebene und in jeder Form, um den Massenmord einer ganzen Bevölkerung aus Männern, Frauen und Kindern, die schon von 12 Jahren härtesten Embargos ausgemergelt sind.

Dass einem ungerechten und illegalen Krieg imperialistischer Aggression gegen den Irak und sein Volk ein Ende gesetzt werde.

Die unabhängigen Reporter haben das Dokument der irakischen Kollegen zur Kenntnis genommen und dessen Geist und Substanz geteilt. Sie haben erklärt, dass sie alles was in ihren Möglichkeiten ist tun werden, um dieses dramatische Zeugnis aus dem Irak herauskommen zu lassen. Und während sie die Kollegen beim verlassen der Versammlung im Kino umarmten haben sie sich sicher genannt, dass keine Desinformation und keine Zensur und kein übersetzerisches Missverständnis diesen Appell aufhalten wird.

Vor dem Kino ist es schon dunkel. Der Lärm der Bomben und der Raketen ist ohrenbetäubend. Einige haben noch einen langen weg vor sich, zu fuß, fast rennend, sich der Anweisungen der Kinder von Bagdad erinnernd und diesen folgend. Heute Abend wird man nicht zusammensein, fast alle sind getrennt, weil jeder ein Telefon vor sich haben muss, um immerzu zu versuchen, diese verfluchte Verbindung herzustellen, für eine Nachricht, für eine Mail. Um so möglichst vielen Menschen schnellstmöglich den Appell der irakischen Kollegen weiterzugeben.

Möge die Nacht leicht sein.

r.

http://de.indymedia.org/2003/03/47545.shtml
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
In Kontakt mit Bagdad - Update 43

von --- - 01.04.2003 15:18

Zwei US-Raketen haben auf jordanischem Boden zwei Kleinbusse, die Human Shields zur irakischen Grenze transportierten getroffen. Es gibt Verletzte und Schwerverletzte unter ihnen. Ob es auch Tote gibt, ist noch unklar. Kein Scherz. Die Nachricht wird auch schon durch etablierte italienische Medien bestätigt.

Irak, Ende März 2003

In Kontakt mit Bagdad - Update 43

Stand: Tuesday April 01, 2003 at 02:42 PM

http://italy.indymedia.org/news/2003/04/241158.php

"Human Shields"

Heute, am späten Vormittag haben zwei amerikanische Raketen auf jordanischem Boden zwei Kleinbusse getroffen, die Human Shields zur irakischen Grenze brachten.

Der Angriff hat unweit der Grenze in Rafah stattgefunden.

Mit Sicherheit hat es Verletzte gegeben. Zwei auf schwere Weise. Es könnte Opfer gegeben haben. Die Nachrichten sind Bruchstückhaft.

Obschon ich in Besitz der Telefon Nummern des "Austausch" - Hotels in Amman (Jordanien) bin, das die Anlaufstelle von und in den Irak ein- und ausreisender Human Shields war, gelingt es mir im Augenblick nicht, eine Verbindung mit Jordanien herzustellen.

Ich versuche, per Mail mit einem in Amman lebenden Kontakt zu kommunizieren, der mit dem hotel in Verbindung steht.

Sobald ich in der Lage sein werde, mehr Informationen, mehr Details zu bekommen, werde ich sie veröffentlichen.

Die Nachricht ist jedenfalls, dass amerikanische Jagdflugzeuge außerhalb von Irak, in Jordanien, vorsätzlich getroffen haben. Dies bleibt, objektiv gesehen, eine unerhört schwerwiegende Tatsache.

Ich bin in Erwartung der ersten offiziellen Stellungnahmen der anglo-amerikanischen Leitstäbe, die mit Sicherheit davon sprechen werden, dass es sich um einen "tragischen Fehler" handelt, und dass "die Kleinbusse und ihre Insassen mit arabischen Selbstmordattentätern verwechselt worden waren".
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
In Kontakt mit Bagdad - Update 47

von --- - 04.04.2003 22:51

Stand: Friday April 04, 2003 at 07:15 PM

http://italy.indymedia.org/news/2003/04/246675.php


Die Bewohner Bagdads bereiten sich auf den Einfall der Amerikaner vor - Die Menschen sind verängstigt, ganze Familien haben sich mit den letzten Vorräten in ihren Wohnungen eingemauert - In den Straßen bauen die Bewohner Bagdads Schutzwälle aus Sandsäcken, überall sind Schützengräben, Fensterscheiben werden mit Klebeband gesichert. - Durch den totalen Stromausfall der vergangenen Nacht war die Stadt in gespenstische Dunkelheit getaucht - Die Schlacht am Flughafen war und ist immer noch so heftig, dass man sie von der Stadt aus hören und sehen kann - Ein Mann, der seine Familie aus der Stadt bringen konnte, hat die unabhängigen Reporter zu sich genommen und teilt nun sein Haus und seine Vorräte mit ihnen - Seine hämmernde Frage, ob es heute Nacht sein wird,vermögen seine Gäste nicht zu beantworten.


Wird es heute Nacht sein?

Dieser Tag ist in Bagdad nicht wie die anderen. Das Gefühl, das etwas bevorsteht, das nicht wieder rückgängig gemacht werden kann,ist nicht nur in der Luft, sondern in den Straßen und in den Gesichtern der Iraqis geschnitten. Man kann es förmlich fühlen, es ist sichtbar.

Die Telefonverbindung, die ein Freizeichen gab, auf das nach so vielen Stunden nicht mehr zu hoffen war, bringt mir Kunde von einem Bagdad, das am Ende ist. Oder am Anfang von etwas, das für immer die Stadt und die Bevölkerung zeichnen wird.

Tausende Soldaten haben sich inzwischen an den Randgebieten der Hauptstadt angesammelt. Die ganze Nacht sind wieder die Lkws ohne Planen voller Miliz in Uniform aufgetaucht, die von einer Seite zur anderen des Flusses rannte. Die Bomben und die Raketen sind ununterbrochen weiter gefallen und explodiert, sie haben weiter Brände verursacht und Wohnviertel, Baumreihen, noch mal die Universität und einen Flügel des Nationalmuseums zerstört.

Und doch war die Stadt in der vergangenen Nacht voller Leute, die entlang der Mauern und der Flussufer und sogar auf den Dächern der Altstadt liefen und rannten. Die Altstadt und das gesamte urbanisierte Territorium Bagdads sind im Dunkeln geblieben, in einer furchteinflößenden, undurchdringlichen Dunkelheit.

Wer mit mir spricht packt gerade seine Sachen, verschließt Rucksack und Taschen, um woanders hinzugehen. Man vertraut dem Verbleib in kleinen Hotels nicht mehr, sie ziehen es vor, sich so gut viel wie möglich zusammen zu tun. Zum einen aus Sicherheitsgründen, zum anderen um etwas der Spannung und der Angst, die einem den Hals verschnüren, entgegenzusetzen.

Am frühen Morgen sind die bewaffneten Männer in Zivil, die oft während der Nacht die Straßen patrouillierten, mit am Gürtel befestigten Gasmasken gesehen worden. Nicht alle hatten welche. Man sagt mir aber, dass der Eindruck schrecklich gewesen ist.

Das Haus in dem sich meine Kontakte versammeln ist nicht weit von Shaab, wo der von den amerikanischen Raketen zerstörte Markt war. Die Fensterscheiben sind durch Holzbretter ersetzt worden, und jeder einzelne Gegenstand, der irgendwie nicht niet- und nagelfest war, wurde auf den Boden gelegt. Unter dem Haus befindet sich ein Corinthenlager, der überall einen fast berauschenden Duft verbreitet, bis in die Räume des Hauses.

Dem Besitzer ist es gerade gestern früh gelungen, seine Familie aus der Stadt hinaus zu schaffen, bis zum Bauernhof des Bruders, der kaum außerhalb Bagdads liegt. Er ist überzeugt, dass sie dort sicherer seien. Aber er verlässt sein Haus und das Lager nicht, wo er die Trauben trocknen ließ und für die Konditoreien aufarbeitete, in dem er sie mit anderen Trockenfrüchten mischte. Er bereitete Dosenobstsalat zu und brannte, trotz des formalen Verbots, einen Schnaps, der von wohlverdienter Bekanntheit war.

Von Mund zu Mund kommen die Nachrichten über die große Schlacht am Flughafen, die die ganze Nacht andauerte und ganz und gar nicht zu Ende ist. Nachrichten, die Mal euphorisch waren "wir haben sie zurückgeschickt, die Amerikaner", und Mal, die meisten Male, nicht. "100 Tote, nein, 300, wegen der Bomben der Invasoren".

Die Schlacht am Flughafen konnte man bis in die Stadt hören. Man hat sie gehört und gesehen, mit diesen Explosionen, die nicht mehr am Boden stattfanden, sondern zehn, fünfzehn Meter oberhalb der Einrichtungen und Gebäude. Es war, als würden die Bomben und die Raketen unter Verbreitung eines extrem starken gelbgrünen Lichts explodieren, das Kilometerweit alles, was drum herum war, erleuchtete. Mit einem Krach, mit einem Lärm, mit einem Explosionsgedonner, den man noch nie gehört hatte, so sehr war er gigantisch laut.

Gerade wegen seiner Arbeit mit dem Obst verwahrte der Besitzer in großen eisernen und steinernen Wannen sehr viel Wasser. Das bis vor zwei Tagen zum Kochen diente, und zum Trinken, nachdem es abgekocht worden war. Heute hat er es den Reportern, die bei ihm sind, gezeigt, und ihnen Seife und nach frisch Gewaschenem duftende Handtücher zugeworfen. Sie haben sich nicht zwei Mal bitten lassen und einander mit einem Eimer aushelfend geduscht.

Bagdad sieht aus wie befestigt, wie ein Schützengraben, wie ein Vorposten. In dem sich fünf Millionen verschreckter Stadtbewohner befinden. Die nicht mehr damit beschäftigt sind, die von den Bomben Verursachten Trümmer und den Schutt auf den Gehwegen und vor den Hauseingängen zu beseitigen, sondern damit, große und kleine Sandsäcke als schwachen Frontlinien-Schutz gegen das Einbrechen des Krieges bis in ihre Häuser, in die Gassen und in die Straßen der Hauptstadt aufeinander zu stapeln.

Meterweise rollen sie Klebeband auf, das sie über Kreuz auf die Fenster der Geschäfte und der Häuser kleben. In manchen Fällen, berichtet man mir, werden sogar die Eingänge zu den Wohnungen wortwörtlich zugemauert, in denen unheimlich viele Familien Zuflucht gesucht haben, die wie Gefangene der eigenen Häuser sind, mit letzten Nahrungs- und Wasservorräten um auf diese Nacht, die kommen muss, zu warten. Eine endlos lange Nacht.

Das Haus in dem sich die Reporter befinden, ist wie in seinem Inneren "verschoben" und weit mehr einem möglichst sicheren Beobachtungs- und Warteplatz ähnlich. Die umgekippten Betten bilden mit den am Boden liegenden Matratzen, die mit den Kissen der Sofas zusammengelegt sind, eine Art riesiges Bett, so wie die, die Kinder bauen, wenn sie spielen oder Angst haben. Fahez´s Teppiche, so heißt der Hausherr, sind ebenso im größeren Zimmer auf dem Boden ausgelegt, so dass man "weich gebettet" sitzend oder liegend essen und die Radionachrichten hören kann.

Ziegenkäse, in der Pfanne gekochtes Hühner- und Lammfleisch, mit pikanten Gewürzen und Gemüse. Die Vorratskammer von Fahez war voll, aber jetzt, wo die Familie "in Sicherheit" ist, will sie Fahez mit diesen Fremden teilen, die er für etwas verrückt hält, und immer noch in Bagdad sind, um einen Krieg zu erzählen, der jetzt wirklich nah ist. Als würde der Krieg der Bomben und der Raketen, die weiter die Stadt in Stücke reißen, nicht reichen.

Der Krieg ist jetzt wirklich nah. Der Krieg mit dem Krach der Kanonen, der Gewehre, der Panzer, mit dem Blut in den Straßen. Der Krieg des Widerstands der Stadtbewohner und der Bevölkerung gegen die Invasoren.

Aber der Krieg, wird er schon diese Nacht sein? fragt Fahez eindringlich die Reporter, während sie Gemüse putzen und wirklich nicht wissen, was sie ihm antworten könnten. Heute Nacht? Sie schauen sich gegenseitig an und vermögen es nicht einmal Worte für eine Antwort zu finden.

Möge die Nacht leicht sein.

r.

------------------------------------------------------------------------------------

In Kontakt mit Bagdad - Update 48

von --- - 05.04.2003 00:54

Eine unabhängige Reporterin, die sich in Jordanien aufhält, berichtet über das, was im arabischen Fernsehen zu sehen ist. - Bilder der Verzweiflung und der Hoffnungslosigkeit jagen einander - US-Soldaten, die einfache Menschen misshandeln, Ärzte, die mit nackten Händen und ohne Hilfsmittel versuchen, ein schwerverltzztes Kleinkind zu retten, eine Schwangere Frau, die im Bombenhagel stirbt - Die Lage in Basrah ist dramatisch - Der Bitte des Jordanischen Königs, die Hilfskonvois ins Land zu lassen, hat die amerikanische Regierung nicht entsprochen - 1.500.000 Menschen haben nicht zu essen und nicht zu trinken.




ohne worte, irak, anfang april 2003

In Kontakt mit Bagdad - Update 48

Stand: Friday April 04, 2003 at 10:56 PM

http://italy.indymedia.org/news/2003/04/246884.php

Rosarita aus Jordanien

Ich habe vor wenigen Minuten diese Impressionen aus Jordanien bekommen. Die Autorin ist eine unabhängige Reporterin die sich jetzt in Jordanien befindet, in Shafah Badran, unweit von Amman.

Ihr Stil ist trocken, vielleicht ein Wenig rau, aber er gibt sehr gut den Geist wieder, mit dem die arabische Öffentlichkeit diesen grausamen und illegalen Krieg gegen den Irak erlebt.

Hinzu kommt, dass Rosarita Catani, die offensichtlich italienischer Abstammung ist, uns die von den Arabischen TV-Sendern ausgestrahlten Bilder beschreibt. Bilder, die in Italien durch die zwischen den italienischen Networks existierende Kungelei zensiert, unterlassen und geschnitten werden.

Eine andere Erklärung gibt es nicht dafür, dass die Bilder, die Rai, Mediaset und La7 uns aus arabischen Quellen zeigen, alle gleich und im Sinne des Prinzips vom "gerechten Krieg" funktionalisiert sind. Dank Rosarita, die mit einer erheblichen Portion Mut und geistiger Aufrichtigkeit meiner Bitte, sich öffentlich zu erkennen zu geben, entsprochen hat. Wie eine waschechte Reporterin.

Rosarita, mit der ich in täglichem Kontakt bin, wird mir weitere Korrespondenzen zukommen lassen, und ich werde sie hier wiedergeben, so wie sie sie schreiben wird, ohne Zensur oder Vermittlung.
r.

Von Rosarita Catani
Aus Shafah Badran
Aman
Jordanien.

"4.4.03 - Der König Abdallah von Jordanien bat die amerikanische Regierung die Lebensmittellieferungen die an der Grenze zwischen Iraq und Jordanien liegen ins Land zu lassen.

Die Verantwortlichen haben die Einfuhr besagter Vorräte, die heute noch immer an der Grenze liegen, abgelehnt. Nach angaben örtlicher Quellen wollen die Amerikaner selbst die Lebensmittel verteilen, um sie nicht der ganzen Bevölkerung, die sie braucht, zu geben. Hier fängt es an, heiß zu werden, heute waren es in Amman 30°, weshalb die ganzen Lebensmittel und Medikamente Gefahr laufen, zu verkommen. Das arabische Fernsehen berichtet, dass etwa 1.500.000 Menschen aus der irakischen Bevölkerung nichts zu essen und nichts zu trinken hat. Heute haben in Amman etwa 15.000 Leute gegen den Krieg demonstriert.

Eine irakische Frau mit einem vom Schmerz gezeichneten Gesicht, die nicht einmal mehr Tränen hat, um ihre Toten beweinen zu können, erzählte, dass sie ihre Kinder verloren hat und dass die anderen beiden im Iraq waren. Sie sagt "Inshallah" (wenn Gott will) verjagt Saddam die Amerikaner aus unserem Land. Eine weitere schreit hoffentlich (inshallah) bricht Bush in zwei Stücke auseinander und die Amerikaner gehen raus aus diesen Landstrichen. Ein Mann weint: "Genug! Sagt er, sie bringen unsere Kinder um!"

Das arabische Fernsehen sendet weiter einander jagende Bilder und Nachrichten. Die Amerikaner haben den Flughafen "Saddam Hussein" in Bagdad erreicht.

Saddam Hussein macht eine Mitteilung im Fernsehen, und erklärt, den Flughafen bombardieren zu wollen, um ihn nicht in amerikanischer Hand zu lassen. Weitere Bombardements über Iraq. Die Bomben fallen auf die Menschen, auf die zivilen Gebäude. Die Bilder, die wir sehen, sind schrecklich. Eine schwangere Frau, in Folge des Bombardements gestorben, während sie auf dem Weg ins Krankenhaus war, um zu gebären. Ein verletzter Junge riskiert sein Bein zu verlieren. Ein Aufeinanderfolgen von Nachrichten, die eine hinter die andere.

Die Genfer Konvention ist für die Amerikaner nicht existent.

Sie achten die Menschenrechte nicht.

In Najef, einem kleinen Ort, sieht man amerikanische Soldaten, die ein Auto anhalten, in dem zwei irakische Bürger sind. Siw werden aufgefordert, auszusteigen. Anschließend misshandeln sie die beiden, sie werden mit Gewalt geschubst, an den Kopf geschlagen, durchsucht. Die Männer werden wie Ziegen gepackt und auf Lkws verfrachtet.

Am schlimmsten ist die Situation in Basrah, wo Wasser, Strom und Medikamente fehlen. Es herrscht eine ernste Seuchengefahr. Vor allem die Kinder werden es nicht schaffen, zu überleben. Insbesondere die Kleinsten, die schwere Durchfallerkrankungen haben und für die es keine Medikamente gibt, um sie zu behandeln. In den Krankenhäusern fehlt es an Allem. Es fehlen Narkosemittel, Desinfektionsmittel. Um zu behandeln verwendet man Verbandsmaterial, das zufällig zusammengekratzt wurde.

Die Kinder, wie übel ist es, diese gemarterten kleinen Körper zu sehen. Ein kleiner Junge, er wird vielleicht drei Jahre alt gewesen sein, mit offenem Bauch und einem zerfetzten Arm. Er weint nicht, er vergießt keine Träne, er schreit nicht und er fragt nicht nach der Mutter, er ist nicht tot, er ist wach, und schaut sich um. Die Ärzte sind dabei, zu versuchen, ihn zu retten. Ohne Handschuhe, mit blutbeschmierten Händen, um zu versuchen, die Blutungen zu stillen, um zu versuchen, zu behandeln. Ich kann diese Bilder nicht ansehen."

Von Rosarita Catani
Aus Shafah Badran
Aman
Jordanien.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
Bericht von Dr. Geert Van Moorter aus Bagdad, 3.4.2003

von --- - 05.04.2003 04:33

Bericht aus Bagdad, 3.April 2003
Dr. Geert Van Moorter über Telefon

Uebersetzt aus dem Englischen, Original:
http://www.irak.be/ned/missies/medicalMissionColetteGeert/report_04_04_2003.htm

Two doctors from Belgium are now in Baghdad--Dr. Colette Moulaert and Dr. Geert Van Moorter.



They both work with Medical Aid for the Third World and have been in combat situations in the past.
http://www.irak.be/ned/index.htm


Über die Schrecken des Krieges, 100 km südlich von Bagdad

Bert de Belder

"Ich habe zwei schreckliche Dinge zu berichten." Geert redet sofort los, nachdem ich ihn ans Telefon bekam. "Wir sind heute nach Hilla gefahren, eine kleine Stadt nahe Babylon, die gestern schwer bombardiert wurde. Ein Bezirk allein wurde von 20 bis 25 Bomben getroffen. In der darauf folgenden halben Stunde wurden 150 Schwerverletzte in das Krankenhaus von Hilla eingeliefert. Dr. Mahmoud Al-Mukhtar berichtet, daß die Wunden durch Streubomben verursacht sind. Das sind Bomben, die in viele kleine Sprengsätze zerfallen, die wiederum einzeln explodieren und ernome Verwüstung anrichten. Streubomben sind nach internationalem Recht gebannt, aber Bush ignoriert dies vollständig! Im Krankenhaus habe ich so viele aufrührende Szenen erlebt. Eine 11-köpfige Familie, 6 von ihnen sind tot. Ein Vater, der mit einem Kind überlebte - seine Frau und zwei Söhne sind tot. Kleine Kinder mit amputierten Gliedmaßen."

"Meine zweite Nachricht ist noch schlimmer", warnt Geert. "Ein Bus mit normalen Menschen wurde angegriffen. Nicht der Zwischenfall in Najaf, der überall die Nachrichten erreichte. Ein Fall, der meines Wissens nicht in den westlichen Medien auftauchte. Vor drei Tagen in Al Sqifal, in der Nähe von Hilla, ein Passagierbus wurde von einem amerikanischen Kontrollpunkt beschossen - mit entsetzlichem Ausgang. Zeugen berichten, daß der Bus vorher rechtzeitig anhielt und auf Anweisung des amerikanischen Militärs wendete. Dr. Saad El-Fadoui, ein 52-jähriger Chirurg, der in Schottland studierte, eilte vom Krankenhaus in Hilla sofort zum Ort des Zwischenfalls. Als er mir davon berichtete, was er dort sah, wurde er sehr emotionell - 3 Tage waren schon vergangen. "Die Leichen waren alle verkohlt, schrecklich verstümmelt, in Stücke zerissen." El-Fadoui atmete schwer. "Im und um den Bus sah ich abgetrennte Köpfe, Innereien, Gehirn." Man kann nur mutmaßen, welche Waffe solche Schrecklichkeiten anrichtet. "Niemand hörte eine Explosion, in den Leichen waren keine Spuren von Splittern zu finden. Ein Journalist sprach von einer Brand-Bombe mit flüssigem Nitrogen, oder ähnlichem. Können die Amerikaner wirklich so grausam sein?" Dr. Saad El-Fadoui bat uns wieder und wieder, alles zu tun, um diesen schrecklichen Krieg der Aggression zu beenden."

Geert versteht kaum etwas von dem, was ich zu ihm sage, die Verbindung ist sehr schlecht. "Momentan haben wir keinen Strom." erklärt er. "Große Teile Bagdads haben keinen Strom. Die Bombardements letzte Nacht waren sehr heftig. Colette (Geertas Lehrer vom College, Dr. Collete Moulaert) sah von ihrem Hotelzimmer aus zwei riesige Feuerbälle herabfallen, direkt hinter der Moschee der Gegend. Ich glaube, daß dies Kontainerbomben waren, jede 7 bis 8 Tonnen, die enorme Vibrationen verursachen. &apos;Ich zitterte vor Kälte&apos;, sagte sie, aber das waren die Vibrationen der Explosion."

"Ihr solltet nicht alles glauben, was CNN und BBC zeigen.", teilt Geert uns mit. "Wir schafften es heute nach Hilla (nahe Babylon, südlich von Kerbala) hinaufzufahren, mit einer großen Gruppe von den "Menschlichen Schilden", 100 km südwestlich von Bagdad. Dies zeigt, daß die irakische Hauptstadt nicht eingekreist und belagert ist. Auf dem Weg sahen wir kaum irakische Truppenbewegungen. Auf der 100 km langen Strecke passierten wir keinen irakischen Kontrollpunkt und sahen auch kaum Zeichen des Krieges. Es gab einige verstreute Häuser, Bäume und sogar Kinder, die mit Papierdrachen spielten. Einmal wurde uns gesagt, wir sollen eine Nebenstraße benutzen, weil eine Kolonne von 20 bis 30 irakischen Panzern passierte. Das widerspricht den Anschuldigungen, daß die irakische Armee Zivilisten als Schutzschilde für militärische Operationen gebraucht: Unser Fahrzeug wurde sicher zu einer anderen Straße geschickt, damit die Armee passieren konnte. Auf dem Rückweg bombadierten die Amerikaner und die Briten das Gebiet. Zu unserer Sicherheit mußten wir wieder eine andere Straße nehmen, aber trotzdem wurde auch diese fast von einer Bombe getroffen, der dicke Rauschschwaden folgten. Für eine Weile war es angsterregend, da wir nicht im Hotel waren, sondern unter freiem Himmel."
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
In Kontakt mit Bagdad - Update 49

Stand: Saturday April 05, 2003 at 08:33 PM

http://italy.indymedia.org/news/2003/04/247774.php

Die Belagerung

Die dünne rote Linie, die die Bewohner Bagdads von den anglo-amerikanischen Armeen trennt, verläuft direkt hinter der Universität, und durchquert wie die gewundene Biegung eines Flusses das Gebiet vom Saddam International Airport bis zu den Kasernen für die Ausbildung der republikanischen Garde im südlichen Teil der Hauptstadt.

Die Stimme am Telefon erreicht mich klar und trocken, ohne eine Modulation, die ich als seelischen Angst- oder Erregungszustand interpretieren könnte. Eine Stimme, die mir von Krieg erzählt. Eine Stimme aus dem Krieg.

Sie bittet mich, folgende Nachricht zu verbreiten: "Wir sind aktuell zu sechst in Bagdad, und stehen unter einander in Kontakt. Wir kennen die Risiken, denen wir bald begegnen werden sehr gut, aber wir sind organisiert und uns ist bewusst, wie wir uns bewegen sollen. Die Bezugsorte, die wir uns gegeben haben, sind der Reihe nach das Hotel "Palestine", das Hotel "Sheraton", die Büros der russischen Botschaft und die apostolische Nuntiatur. Alles Orte, diese, die wir in der Lage sind, zu erreichen und wo wir in der Lage sein werden, Schutz und Beistand zu finden, falls uns die minimalsten Voraussetzungen, um der Nacht entgegenzusehen fehlen sollten oder bei Dingen, die in den kommenden Tagen in Bagdad passieren könnten".

Seit heute morgen ist die Stadt vollständig militarisiert. Tausende Soldaten sind auf den Plätzen und entlang der wichtigsten Straßen aufgestellt. Kanonen mit verschiedenen Durchmessern sind auf Lkws aufgebaut, gepanzerte Fahrzeuge und kleine und wendige Geländewagen. Entlang der Ufer des Tigris sind Schützengräben gegraben worden. Sogar auf den Dächern der Gebäude kann man Soldaten und Waffen entdecken. Raketenbatterien auf Miltärfahrzeugen bewegen sich langsam innerhalb der Stadt.

Es ist unmöglich, die Universität zu erreichen, man kann sie nur aus der Ferne sehen, und nur den Teil der Gebäude, die von den Bombardements der letzten Tage verschont wurden. Die Kontrollstellen sind gemischt aus Polizei und Armee zusammengesetzt, sie blockieren alle Straßen, auch die langen "Abkürzungen", die oft von den unabhängigen Reportern benutzt wurden, um sich ohne Probleme zu bewegen. In kleinen "Mannschaften" von je 50 Leuten organisierte Zivilistengruppen (vielleicht "Fedayn") patrouillieren die wichtigsten Straßen der Stadt auf und ab und gesellen sich oft zu den Militärs, um sich gleich danach wieder von ihnen zu entfernen.

In der ganzen Stadt fehlt der Strom, auch die kleinen "Bazaars", die bis gestern geöffnet waren, sind jetzt geschlossen. Zugesperrt, bedeckt mit Brettern und Eisenblechen, die an Türen und Fenstern angenagelt sind.

Zwei Kolonnen aus Autos, Kleinbussen und Pick-ups sind in Richtung Norden aufgereiht, und versuchen die großen Autobahnen zu erreichen, die nach Jordanien und Syrien führen. Ganze Familien, sechs, acht oder auch zehn Leute, Männer, Frauen, Kinder und Alte drängen sich aneinander, die einen über die anderen gepfercht, in den Gehäusen. Auf dem Dach, und oft mit Schnüren auf dem Kofferraum festgebunden, alles, was sie geschafft haben, mitzunehmen.

Koffer, Teppiche, Matratzen, Gemälde, Teller und Töpfe, Kleidung. Und auch Fernseher, Radios und Ventilatoren. Auf einem Toyota Pick-up, ganz oben auf einem Stapel aus Kleidungsstücken und Gegenständen, verhüllt eine bunte Decke in starken Farben einen großen Käfig aus Holz und Eisen voller total bunter Papageien.

Eine lange Schlange Iraqis bewegt sich in die gleiche Richtung der Autos, aber zu Fuß, mit gebeugten krummen Rücken, durch die Last eines unnatürlichen Umzugs, der die Arme nach unten baumeln lässt und nach vorne, als suchte man Luft und Platz. An der Hand gehalten und geschleppt, viele, unheimlich viele, erstaunte und verängstigte Kinder.

Niemand von ihnen weiß, wohin er gehen, welche Richtung er einschlagen soll, wo er je hinkommen wird, um diese schreckliche Last, die er sich mit Schnüren und Gurten an den Körper festgebunden hat, abzulegen.

Um 19.15 MEZ berichtet man mir, dass nicht ein einziger amerikanischer Soldat oder ein miltärisches Fahrzeug des Besatzungsheeres in den städtischen Bereich Bagdads eingedrungen, und damit innerhalb von diesem anwesend ist. Über die Schlacht jagt das eine unkontrollierbare Gerücht das nächste. Viele Stadtbewohner reden von über 100 vom irakischen Widerstand getöteten invasorischen Soldaten im Bereich des Flughafens. Die Nachrichten, die in der Stadt aufgelesen werden, behaupten, dass der Saddam International Airport immer noch unter irakischer Kontrolle ist.

Kein humanitärer Korridor ist geöffnet worden, um der Bevölkerung zu Hilfe zu kommen: der auf der Flucht, mit Tausenden von sich selbst überlassenen Personen, und der weit überwiegenden Mehrheit der fünf Millionen Bewohner der Hauptstadt, die in den in Selbsthilfe befestigten Häusern eingeschlossen kauern, um das, was in den Vorratskammern zu trinken und zu essen übrig bleibt, miteinander zu teilen.

In den Krankenhäusern sind die Patienten in den unteren Etagen und unter den Treppenhäusern zusammengelegt worden, ohne Medikamente und medizinische Versorgung, allein von den unglaublichen Ärzten und Krankenschwestern im Schein von Öllampen betreut.

Es ist diese die zweite Nacht der Belagerung, der Bagdad gezwungen ist entgegenzusehen, ohne dass eine einzige Regierung, oder der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und nicht einmal das europäische Parlament auch nur einen Finger krumm gemacht hätten, einen Schrei, einen Alarmruf, ein konkretes Appell abgegeben hätten, um der irakischen Bevölkerung zu helfen, um zu versuchen, Millionen durch ein invasorisches Heer, das einseitig einen illegalen, ungerechten und grausamen Krieg erklärt hat, in der Falle sitzende Männer, Frauen und Kinder zu retten.

Und bei diesem in den letzten Sekunden des Telefongesprächs aufgegriffenen Satz, bevor das Selbe unterbrochen wurde, spüre ich, dass die Trockene und nüchterne Stimme, die ich vor wenigen Minuten hörte, wie geknickt und durch ein Schaudern aus Empörung und Entsetzen bewegt ist. Eine mit den Bewohnern von Bagdad in dieser langen Belagerungsnacht geteilte und erlebte Angst.

Möge die Nacht leicht sein.

r.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
In Kontakt mit Bagdad - Update 50

von --- - 06.04.2003 01:28

Rosarita Catani berichtet aufs neue aus Aus Shafah Badran bei
Amman - Der Flughafen von Bagdad ist wieder in irakischer Hand -
Im Fernsehen sieht man die Bilder zerstörter amerikanischer Panzer - Die Amerikaner sind 40 Kilometer von Bagdad entfernt - Menschen äußern sich über ihre Wut - In Basrah neue Bombardements mit 51 Toten - Amerikaner führen am Stadtrand brutale Razzias und Durchsuchungen aus - Menschen werden wie Vieh behandelt, Frauen erleben, wie Soldatenhände beim Durchsuchen ihre intimsten Körperteile anfassen - Alle fünf Minuten kommt im arabischen Fernsehen ein Appell für sofortige humanitäre Hilfe für die Menschen in Irak.

In Kontakt mit Bagdad - Update 50

Stand: Saturday April 05, 2003 at 10:47 PM

http://italy.indymedia.org/news/2003/04/247872.php

Das arabische Fernsehen. Ohne Zensur.

Ein weiteres Mal eine starke Korrespondenz von Rosarita Catani, die mir aus Amman, Jordanien, schreibt.

Die von ihr beschriebenen sind unzensierte Bilder, die heute Abend im arabischen Fernsehen übertragen wurden. Und sie bedürfen wirklich keinen Kommentars, um zu verstehen, was in diesen Stunden in Bagdad passiert. Es bliebe zu verstehen, warum Rai, Mediaset und La7 (A.d.Ü.: italienisches Staatsfernsehen plus Private, sprich Berlusconi-Medienimperium) diese Bilder nicht verbreiten. Aber in Wirklichkeit wissen wir das ja schon.

r.

5.4,03

"Flughafen Bagdad"

von Rosarita Catani
Aus Shafah Badran
(Amman)
Jordanien

Der Flughafen von Bagdad ist nach einer von "Fedayn" durchgeführten Operation wieder in der Hand der Iraker. Sie sind mit TNT vollbeladen ins Innere des Flughafens eingedrungen und haben sich in die Luft gejagt.
Man sieht die Bilder der zerstörten amerikanischen Panzer.
Die Menschen gehen auf die Straße hinaus, springen auf die Panzer und singen Siegeshymnen.

Die Amerikaner sind in Abu Grebh, vierzig Kilometer von Bagdad entfernt.

Ich sehe die Bilder der irakischen Hauptstadt. Zerstörte Straßen, zerstörte Häuser.
"Seht, seht - ruft ein Mann den Journalisten zu - sie haben mein Haus zerstört, es war alles, was ich besaß". Ein anderer interviewter Mensch sagt: "Sie - die Amerikaner - sagen, dass wir sie nicht mögen. Ich sage warum: der Grund ist offensichtlich, sie haben unsere Kinder getötet, sie haben unsere Geschichte umgebracht, und jetzt wollen sie unser Land nehmen".
Wieder Bombardements.

In al Musal, bei Bagdad, kennt man die Zahl der Toten noch nicht. Man sieht den schwarzen Rauch. Ein Ascheregen fällt.

In Basrah, neue Bombardements, acht Häuser wurden getroffen, einundfünfzig sind die Toten.
An den Toren der Stadt sieht man amerikanische Soldaten, die Männer und Frauen durchsuchen.
Ein Mann weint! Ich sehe, dass die Soldaten seine Frau und seine Tochter durchsuchen.
Sie sind traditionell gekleidet. Die Soldaten stecken ihre Hände ins Innere ihrer Kleider, berühren die intimsten Körperteile. Er fühlt sich im Angesicht dieser Szene ohnmächtig und ruft. ?Kalas!? - Schluss, Aufhören!

Wenn dies für eine europäische Frau erniedrigend ist, für eine arabische Frau ist es eine unerhörte Gewalttätigkeit.

Weiter Razzias. Sie treten die Türen der Häuser mit Tritten ein. Sie gehen rein, jagen die Menschen aus dem Haus.
Mein Gott, ich weiß nicht, ob das erlaubt ist.
Sie sind in ein Haus eingedrungen. Die Menschen schliefen. Sie haben die Männer gepackt und ihnen Plastikkapuzen aufgestülpt. Sie haben sie an Händen und Füßen gefesselt. Sie werfen sie mit Tritten hinaus und richten das Gewehr auf ihren Kopf.

Ich fühle mich Ohnmächtig, vor alldem.

Das arabische Fernsehen tut nichts anderes, als Appelle für die humanitären Hilfen in Iraq zu lancieren. Sie bringen alle fünf Minuten einen Spot. Sie brauchen schnellstmöglichst Blut und Medikamente.

mms://live02.xs4all.nl/dsltv03
Irakisches Staatsfernsehen
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
In Kontakt mit Bagdad - Update 51

Stand: Sunday April 06, 2003 at 11:08 PM

http://italy.indymedia.org/news/2003/04/248878.php

von --- - 07.04.2003 04:59

Seit Sonntag morgen dringen die Amerikaner in Bagdad ein - Ihr Weg wird offenbar mit Luftangriffen, die noch massiver zu sein scheinen als je zuvor, freigebombt - Ein unabhängiger Reporter trifft einen jungen Fedayn - Kurz zuvor hatten Amerikanische Soldaten in der Nähe des Informationsministeriums 50 unbewaffnete Zivilisten mit brutalen Methoden festgenommen und abtransportiert - Aus Amman berichtet Rosarita Catoni von den abendlichen Nachrichtensendungen - Der Himmel von Bagdad ist schwarz, am helllichten Tag ist es dunkel, wie bei Nacht - Bomben ohne Unterlass - Eine britische Panzerkolonne hat Basrah erreicht und ist in die Stadt gerollt - Den ganzen Tag lang waren die Kämpfe um die Stadt sehr heftig - Kanonenbeschuss - In den Krankenhäusern fließt Blut - Das arabische Fernsehen rechnet mit Aktionen der Fedayn im Laufe der Nacht.

Das ist der Krieg?

Der von Staub und Schlamm verschmutzte Hummer-Jeep mit den "US-Army" Kennzeichen rollt gerade hintere der Universität langsam vor. Hinter ihm ein Konvoi aus mindestens fünfzehn weiteren militärischen "Leicht"- Fahrzeugen. Auf jedem ist ein schweres Maschinengewehr montiert, von denen, die einen Ladestreifen mit fingerdicken Patronen haben, der aus beiden Seiten der Patronenkammer ragt. Drei Männer, drei amerikanische Soldaten mit Helm samt Tarnüberzug und einer Jacke aus dicker, beiger Baumwolle, aus der g dünne Fäden und Kabel kommen, die zu den Ohrknöpfen und den Kommunikationssystemen führen. Der Soldat, der das Gewehr unter den Händen hat, erscheint bewegungslos, auf den elektronischen Sucher Konzentriert.

Die Kolonne rollt durch eine irreale Stille voran, die ab und zu durch die düsteren, trockenen Geräusche der Granaten unterbrochen wird, die wenige Straßen weiter aus den Panzern der invasorischen Armee geworfen werden. Plötzlich und ohne ersichtlichen Grund richtet sich das Maschinengewehr in Richtung einer verschlossenen Wohnung im ersten Stock eines kleinen, weißen Gebäudes, und eine Maschinengewehrgarbe geht los. Dutzende, Hunderte Geschosse durchbohren den dünnen Schutz der Fenster aus Holz und Eisenblech. Und lässt die Tontöpfe voller Blumen, die noch ordentlich aufgereiht den kleinen Balkon schmückten, in Scherben zerfallen. Das eiserne Geländer, das die Tür des Hauses sicherte, kracht auf den Boden und wird von den großen Rädern der Geländewagen, die ihren Vormarsch fortsetzen, plattgefahren. Hinter geschlossenen und mit Zeitungspapier verdunkelten Fenstern in nur fünfzig Meter Entfernung von der Besatzerpatrouille ist ein flach am Boden liegender unabhängiger Reporter, der Zeuge der Aktion ist und mir diese mit großer Bewegtheit beschreibt.

Momentan befindet er sich in einem gut besuchten Hotel der Hauptstadt, das entschieden sicherer ist, aber das, wovon er heute Zeuge gewesen ist, das wird er nur schwerlich vergessen können.

Schon seit dem Morgen haben die Schläge, die Raketen, die Bomben die Bereiche Süd, Nord, und West von Bagdad getroffen. Ab 11 Uhr sind alle durch die Megaphone der Soldaten und der Polizei über die Ausgangssperre informiert worden, die um 18 beginnen sollte und mindestens bis zum Sonnenaufgang andauern wird. Das Problem für mein Kontakt ist also, sich schnell und behutsam zu bewegen, um genau bis in die Umgebung der Universität zu gelangen, die von der ganzen Hauptstadt die am schlimmsten zugerichtete ist, und wo er mit zwei weiteren Kollegen verabredet ist.

Das Stadtzentrum ist vollständig in der Hand der irakischen Armee und der zahlreichen "Fedayn", die bewaffnet und zivil gekleidet sind und nervös die Straßen der Hauptstadt auf und ab gehen. Der Verkehr ist gleich null, die Zirkulation der Autos ist auf ein Minimum reduziert. Nur ein kleines Stückchen Glück lässt den Reporter auf einen alten Bus treffen, der auf dem Weg nach Süden ist. Er nimmt ihn, und achtet gut auf die von dem Bus gefahrene Strecke, um sich nicht in unbekannten Bereichen der Stadt wiederzufinden.

In Höhe des Informationsministeriums wird ihm bewusst, dass praktisch die ganze Wohngegend rund um den Platz bombardiert wurde, am Boden sind noch einige unter Steine liegende Opfer zu sehen. Als wäre es ein pietätvolles Begräbnis.

Noch wenige Meter, und er beschließt, aus dem Bus auszusteigen. Besser versuchen, zu Fuß weiterzukommen. Kaum hinter dem Fernsehzentrum von IraqiTV, ein kleiner Pulk Leute, die lebhaft zu diskutieren scheinen. Ein großer, dünner junger Mann mit einer um den Hals gewickelten rotweißen Kefiah drückt sich auf Englisch aus und warnt den Reporter davor, jenseits des Blumenbeets, das eine Kreuzung abgrenzt, weiterzulaufen. Nicht weniger als zehn oder zwölf Autos sind vollständig verkohlt. Wenn man hinaufsieht, ist die ganze Fassade eines sechsstöckigen Gebäudes in jedem ihrer einzelnen Bestandteile zerrissen. Aus den Rahmen gerissene Fenster, Möbel und Tür- und Fensterflügel überall. Der irakische Junge schafft es, mit hastiger Ausdrucksweise zu beschreiben, was vor weniger als einer Stunde passiert ist.

Wir sind im Areal, das unmittelbar an der Grenze zum südlichen Stadtrand Bagdads liegt. Niemand wagt sich jenseits dieser Gebäude.

Eine Kolonne aus amerikanischen Panzerfahrzeugen und Jeeps ist bis zum Platz vorgefahren, und hat die Blumenbeete, die ihn abgrenzten überrollt und auf die geparkten Autos geschossen. Nach einer halben Runde auf dem Rondell haben sie sich wie vor diesem Gebäude aufgestellt und das Feuer eröffnet. Mit Härte, auf alles und nichts zielend, Maüern zerreißend und in die Wohnungen eindringend. Nach wenigen Minuten hat sich mindestens eine Gruppe Bewohner schreiend und weinend hinaus gestürzt. Es schien, als hätten die Soldaten auf sie gewartet: gejagt, hin- und -her geschubst und zu Boden geworfen. Mit weißen Plastikbändern wurden ihnen die Handgelenke hinter dem Rücken verschränkt. Dann wurden die Köpfe an den Haaren gepackt und mit Gewalt in schwarze Kapuzen gesteckt. Dann die Tritte, Die Spucke, die Gewehrkolben, eingesetzt wie Keulen. Dutzende Meter über dem Boden geschleift, und in die Panzerfahrzeuge geworfen.

Diese Behandlung ist mindestens fünfzig nicht bewaffneten Zivilisten zuteil geworden, größtenteils Frauen, Alte und Kinder, die ohne Strom, ohne Wasser und Medikamente in dem Gebäude wohnten. Seit mehr als sechs Tagen Gefangene des eigenen Hauses. Sechs Tage Angst und Entsetzen. Die heute morgen mit einer wahrhaftigen multiplen Freiheitsberaubung zum Schaden, wiederholt mein Kontakt, unbewaffneter Zivilisten. Einmal die "militärische Operation" beendet, har die militärische Fahrzeugkolonne die Runde um den Platz vollendet und ist in den staubigen Straßen, die zum Flughafen führen verschwunden.

Der irakische Junge versteht das Unwohlsein des europäischen Reporters. Ein Fremder, aber kein Feind; er bittet ihn, etwas weiter weg zu gehen, bis zu einer Garage, fast versteckt von den Ruinen eines Bombardements der letzten Tage. Ist das der Krieg? Fragt er, ohne eine Antwort zu bekommen. Sind das die Amerikaner, die uns befreien wollen? Die Männer, die wir respektieren sollten, weil sie gekommen sind, unsere Menschenrechte zu gewährleisten? Was würdest Du tun, wenn es die Angehörigen deiner Familie wären, die von diesen Soldaten getreten werden, Kapuzen über den Kopf gezogen bekommen und abgeführt werden?

Der Reporter weiß nicht, was er antworten soll, er denkt an den Termin, den er einhalten muss, an die naherückende Sperrstunde und an das, was er hinter diesen Häusern vorfinden wird.

Aber der irakische Junge legt nach: Du bist doch Europäer, sag mir, was denken die Eu-Bürger über diesen Krieg?

Komm mit, Dir mein Haus ansehen, es ist gerade mal hier oben. Die beiden gehen die Treppe hoch un kommen zu einer hölzernen Tür, die sich Feisal, so heißt der Junge, mit zwei Fußstößen öffnen lässt. Der Reporter kommt rein und findet mindestens zehn Leute, Feisals Familie, teils sitzend und teils liegend auf dem Boden. Sie machen ihm Zeichen, dass er nicht sprechen und keinen Lärm machen soll. Der Horror hat sich in diesen Gesichtern mit langen Bärten, in diesen von Schleiern umrandeten weiblichen Zügen eingemeißelt.

Dann, ein Knall, schon wieder, das Geräusch der Militärfahrzeuge. Feisal späht durch die Zeitungen, die die Fenster bedecken. Die Amerikaner, die Amerikaner, schreit er fast, und alle ducken sich zu Boden. Feisal führt den Reporter in ein anderes Zimmer und lädt ihn ein, nach draußen zu sehen. Die Kolonne aus fünfzehn Hummer-Jeeps. Mit den "US-Army" Schriftzügen. Die, die zuvor gegen den kleinen Balkon vom ersten Stock gefeuert hatten, wo noch die mit Blumen gefüllten Tontöpfe waren.

Ist das der Krieg? Fragt Feisal noch einmal.
Ja, ist das der Krieg?

Nach etwa einer Stunde bietet Feisal, der von dem Termin des Reporters mit seinen Kollegen erfahren hat ihm an, ihn mit dem Auto dort hinzubringen. Aber nicht bis zum Hotel, das sei um zurückzukommen zu gefährlich, für Feisal. Sie gehen wieder runter auf die Straße, und nach dem er ganz eng mit zwei weiteren Jungen gesprochen hat, kommt ein alter Renault, in dem weitere Jungs sitzen, zu Feisal. Der Reporter steigt ein, den Rucksack auf den Knien. Um ihm Platz zu machen, sind die Insassen gezwungen, zwei Maschinepistolen und zwei Gewehre bei Seite zu räumen und ziehen sich ihre Kefiahs über die Gesichter.

Nach zehn Minuten einer Fahrt über Straßen, die man sich nicht vorstellen kann, Gräbern und Wiesen und Ein- und Ausfahrten aus verlassenen Lagerhäusern bleibt das Auto stehen. Der Reporter steigt aus, und deutet mit einer Geste einen Gruß für Feisal und die anderen an.

Weißt Du, sagt ihm Feisal, wir sind "Fedayn", es kann sein, dass wir in einer Stunde, morgen oder in einigen Tagen kämpfend gestorben sein werden. Was werden die Zeitungen in deiner Heimat sagen? Dass wir "Selbstmordattentäter" sind, dass wir kaltblütig junge Leute aus Colorado oder Kalifornien getötet haben, die gekommen waren, uns die Freiheit zu bringen, und unsere Rechte zu verteidigen?

Unter den in Kapuzen gesteckten, brutalisierten Zivilisten, von denen wir nicht einmal wissen, wo sie hingekommen sind, oder warum ihnen das Haus zerstört und sie zu Gefangenen gemacht wurden, waren die Eltern von Saul. Und deutet auf den jungen Mann mit den langen schwarzen Haaren am Steuer des Autos.

Ist das der Krieg? Fragt Feisal ein letztes Mal, bevor er wieder in das Auto steigt und sich in einer Wolke aus Steinen, die durch die Autoreifen in der Luft geschleudert werden, entfernt.

Möge die Nacht leicht sein.

r.

Hier die Korrespondenzen von Rosarita Catani aus Amman, die sich die 19.00 Uhr und die 23.30 Uhr Nachrichten des Satellitensenders "Al-Jazeera" und des Jordanischen Fernsehens angesehen hat.

Von Rosarita Catani
Aus Shafah Badran
Amman
Jordanien

6.4.2003 - h. 19.00.

Der Himmel von Bagdad ist schwarz. Es gibt keinen Himmel in Bagdad, Es ist helllichter Tag, ab er scheint tiefste Nacht.
Es ist Heiß! Die Luft ist wegen des Rauch und wegen der Hitze noch unerträglicher einzuatmen.
Ich höre die Geräusche der Flugzeuge. Die Raketen, die wie Regen fallen.
Da! Ich sehe sie! Hier noch eine, die ein Haus trifft. Man sieht die Stücke in die Luft fliegen.
Der al-Jazeera Journalist kommentiert die Bilder.
Während er kommentiert sieht er sich um. Bei jedem Knall zuckt er zusammen.
Ich sehe die Bilder und ich empfinde Angst. Eine Angst, die sich jenseits des Bildschirms überträgt.
Ich fühle sie in mir.
Der Journalist dreht jedes Mal wenn er das Geräusch eines Flugzeugs hört den Kopf. Er zeigt es. Sein Blick ist düster.
Ich höre das Explodieren der Bomben. Es fühlt sich an, als hätte man sie in der Wohnung. Auch ich habe Angst, jetzt.
Die Stadt ist menschenleer.
Man sieht nur diesen Vorhang aus schwarzem Rauch und das Feuer.
Heute sind die Bombardements noch stärker, noch verbissener. Sie bombardieren überall, inzwischen. Sie zielen nicht mehr auf präzise Objekte.
Die Bilder verschieben sich nach Basrah.
Es hat gewaltige Zusammenstöße zwischen den irakischen Milizen und den britischen Soldaten gegeben.
Eine britische Panzerkarawane rollt auf Basrah zu. Sie sind an den Toren der Stadt angekommen.
Sie schießen Kanonenschläge. Es werden zivile Wohnstätten getroffen.
Sie dringen mit ihren dhabbahs (Panzer) in die Stadt.
Die Stadt ist zermartert.
Das arabische Fernsehen teilt mit, dass die Fedayn heute Nacht sehr wahrscheinlich in Aktion treten werden, um die britischen Soldaten zu treffen.

6.4.03

Nachrichten von 23.30 Uhr örtliche Zeit

Die Bombardements gehen weiter. Es gibt keine Atempause.
Man kennt das Ausmaß der Schäden und das Ausmaß der Opfer noch nicht.
Ich sehe in den Krankenhäuser das Blut fließen. Ich rieche den Geruch des Todes. Man kann den Geruch des Todes riechen.
Kinder. Die Kinder... was für ein Leid.
Sie bringen einen Verletzten Jungen, wie klein er ist, er wird gerade mal zwei Jahre alt sein. Er ist am Kopf getroffen.
Es gibt keinen Platz. Sie legen sie alle auf den Boden, die Verletzten.
Ich sehe die Ärzte, die von einer Ecke in die nächste rennen.
Eine Frau weint: "Bush will keinen Frieden. Wir bitten um Frieden, er weiß nicht einmal, was das bedeutet, Frieden. Von einem meiner Söhne weiß ich nicht einmal, wo er ist, und der andere ist mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus" Schreit sie! Es ist der verzweifelte Schrei einer Mutter.
Sie trocknet sich mit ihrem Ishar die Tränen ab und geht weg.
Eine andere Mutter schreit ihren ganzen Schmerz hinaus, und sagt: Lasst unsere Kinder groß werden. Lasst sie leben und groß werden.
In dieser Nacht gibt es keine Ruhepause. Die Bomben fallen weiter.
Ich weiß nicht, ob es mir heute Nacht gelingen wird, zu schlafen.
Vor meinen Augen sind nur Zerstörung und Tod.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
In Kontakt mit Bagdad - Update 52

Stand: Monday April 07, 2003 at 05:52 PM

http://italy.indymedia.org/news/2003/04/249935.php

von --- - 07.04.2003 21:47

Eine Reporterin hat aus Bagdad Zahlen zur Lage der Menschen in Irak gesendet - Nach diesen Informationen haben zwei Millionen Bewohner Bagdads, davon 400.000 Kinder, nichts mehr, wovon sie sich ernähren könnten - Weitere Zahlen schildern die Lage der Menschen in Basrah, Erbil und Umm-Qasr - Ein Schiff mit Trinkwasser und wichtigen Medikamenten bekommt keine Erlaubnis, in den Hafen von Umm-Qasr einzulaufen, weil die Anglo-amerikaner meinen, es könnten "Terroristen" an Bord sein - Den Journalisten im Hotel Palestine wurde geraten, sich unter keinen Umständen vom Fleck zu rühren - Derweil kreist unter ihnen ein Flyer in Englisch und Arabisch mit einer Liste irakischer "Kriegsverbrecher".

Die Zahlen des Krieges


Die Zahlen des Krieges haben nichts mit dem Krieg der Zahlen zu tun.
Die Zahlen des Krieges haben einen Namen und ein Gesicht, die Zahlen des Krieges beeindrucken, weil sie das Gewicht der Wahrheit haben, weil hinter den Zahlen des Krieges sich das Leid von Männern und Frauen, Kindern und Alten verbirgt. Die Zahlen des Krieges stellen den Krieg selbst in den Vordergrund, schlagen uns diesen unvermittelt ins Gesicht.

Die Zahlen, die ich wiedergebe, erreichen mich per Mail, die mir ein Angehöriger einer Reporterin schickt, mit der ich mich nicht in Verbindung setzen konnte. Es scheint wieder einer dieser für telefonische Kontakte ganz ungünstigen Tage zu sein. Gestern, nach einem Treffen mit irakischen Ärzten an einem sicheren Ort (weder ein Krankenhaus, noch ein Hotel), konnte sie vom gleichen Ort, wo sie waren, den Verwandten eine reihe Mail schicken. Eine davon enthält nachrichten, die ich veröffentliche.

Mich erreichen die aufgearbeiteten Daten, was schlicht bedeutet, dass sie miteinander addiert sind, die folgendes besagen:

5.000.000 Menschen sind in Bagdad belagert, ohne wasser und ohne Medikamente.

2.000.000 Zivilisten haben nichts mehr, wovon sie sich ernähren könnten.

400.000 davon sind Kinder, die inzwischen seit dem tag des Kriegsbeginns mangel- und unterernährt sind.

100.000 leiden an Durchfall, Typhus und an Erkrankungen der Atemwege, ohne dass es eine Möglichkeit gäbe, für sie etwas zu tun, wegen des absoluten Fehlens an Medikamenten und medizinischen Instrumenten.

5.000 Personen sind in den noch begehbaren Krankenhäusern der Stadt. Bei einer festgestellten und geprüften Kapazität von 500 Betten. Die übergroße Mehrzahl von ihnen ist in einem sehr schlimmen Zustand, wegen Knochenbrüchen, amputierten Gliedern und Wunden, die inzwischen zu gefährlichen Infektionen degeneriert sind.

1.000 die Opfer allein in Bagdad. 500 die offiziellen, weil sie in Krankenhäusern gestorben sind oder in Anwesenheit von Zeugen oder Ärzten.

2.000 die Verletzten innerhalb der letzten drei Tage, die keine Möglichkeit haben werden, die geringste ärztliche Betreuung zu bekommen, sei es weil die Krankenhäuser voll sind, sei es, wegen des Fehlens jedweder Therapiemöglichkeiten.

Erste, gestern Abend in Bagdad eingetroffene, nicht zensierte Nachrichten unterstreichen, dass die Lage in anderen Teilen Iraks genau so dramatisch ist.

Basrah: 1,3 Millionen Menschen sind seit über einer Woche ohne Wasser und Strom. Siebzig Prozent der Bewohner ist gezwungen, auf das Wasser des Flusses zurückzugreifen, um zu trinken, zu kochen und sich zu waschen. Sämtliche Elektrizitätswerke der Stadt sind Bombardiert und zerstört worden. Die elektrische Energie gewährleistete die Wasserbeförderung. Die Notaggregate sind sofort zum Einsatz gekommen, wurden aber ebenfalls getroffen. 100.000 Kinder aus Basrah befinden sich in der gleichen dramatischen Situation, wie ihre Altersgenossen aus Bagdad.

Erbil:

Die intensiven Bombardements und die von der Intervention der anglo-amerikaner verursachte Zerstörung der Stadt haben die Bevölkerung gezwungen, in die nahen Berge zu fliehen. Ohne Nahrung, Decken oder irgendwelchen Komfort, bei extrem strengen Temperaturen.

Umm Qasr:

Die Stadt ist schwer bombardiert worden. Hunderte die Opfer.
Außerhalb des Hafens ist ein Schiff, das über eine Million Liter Trinkwasser und essentielle Medikamente transportiert, dem von den englischen und amerikanischen Kräften keine Erlaubnis zum Einlaufen bekommt, aus "Angst, dass sich Terroristen an Bord befinden könnten".

Man berichtet mir, dass seit heute Nacht in beide Richtungen die Grenzen mit Syrien, Jordanien, der Türkei und dem Iran geschlossen sind, wo sich amerikanische Bodentruppen in Stellung gebracht haben, die sogar die Flüchtlinge, die versuchen, dem Krieg zu entkommen, daran hindern, die eilig von Acnur errichteten Camps zu erreichen. Wie es beim perfekt eingerichteten Camp von El Hol ist, direkt hinter der syrischen Grenze, das die flüchtende irakische Bevölkerung nicht erreichen kann.

Weiterhin haben die anglo-amerikaner die Journalisten der großen Networks, die noch in großer Zahl im Hotel "Palestine" anwesend sind wissen lassen, dass sie sich aus keinerlei Gründen weg vom Hotel bewegen sollen.

Unter den "offiziellen" Journalisten kreist eine Liste irakischer "Kriegsverbrecher" (Gedruckt auf Flyern in Englisch und Arabisch), die neben Saddam Hussein anführt:

Uday Hussein, Ältester Sohn Saddams

Qusay Hussein, Zweitältester

Ali Hassan, General der Republikanischen Garde

Terek Aziz, Vize-Ministerpräsident (er erscheint in der Liste mit seinem wahren Namen: Mikhail Yuhanna)

Izzat Ibrahim al-Douri, Vize-Präsident der Bath-Partei

Hani al-Latif Tulfah, Innenminister

Aziz Salih Numan, Nationalsektretär der Baath-Partei

Abed Hammoud al-Tikriti, (indicangeführt als Assistent Saddams)

Taha Yassim Ramadam Iraks Vize-Präsident

Ich werde wie immer am Telefon hängen, und auch auf die Reports von Rosarita Catani aus Amman warten.

Bis nachher,

r.

http://germany.indymedia.org/2003/04/48363.shtml
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
In Kontakt mit Bagdad - Update 55

von --- - 10.04.2003 08:36

Keine Party in Bagdad - Während vor dem Hotel Palestine Militärkameras die Bilder von die Befreiung feiernden Menschen produzierten, merkten 5.000.000 nicht, dass Party war - die Bevölkerung, die seit Tagen Hunger und Durst hat, hat Lebensmittelmärkte und Villen der Bagdader feinen Gesellachaft aufgesucht, um Esbbares und sonst irgendwie brauchbares zu finden - Gefeiert wird nicht - Ein viertel der Behausungen Bagdads ist zerstört - Die Menschen bereiten sich auf eine weitere Nacht der Schmerzen, der Angst, des Leidens und Hungerns vor - In den Krankenhäusern wird weiter gestorben und weiter ohne Betäubung amputiert - In der Stadt wurden kleine Gruppen gesichtet, die Transparente mit der Aufschrift: "human shields raus" tragen - Der "Financial Times" Korrespondent Charles Clover beschreibt eine Al-Jazeera Luftaufnahme von Bagdad: jubelnde Menschenmassen sind nirgends zu sehen -

n Kontakt mit Bagdad - Update 55

Festtag in Bagdad.

http://italy.indymedia.org/news/2003/04/253446.php

Es ist ein Fest in Bagdad. Die Befreier sind gekommen.
Die US-Panzer sind wie im Laufschritt vor dem "Palestine" und dem "Sheraton" angekommen, und haben sogar auf den Parkplatzinseln Platz genommen. Sie sind schnell abgestiegen, die Soldaten, mit Waffen und Kameras. Sie haben beim Eintreten durch die breiten, sich nach innen öffnenden Glastüren Schwierigkeiten gehabt, in die Hotelfoyers zu kommen.

Die Journalisten der TV-Networks haben sie abgewiesen. Sie haben versucht, sie abzuweisen. Sie wollten nicht an der Party teilnehmen. Sie riefen die Namen der beiden gestern getöteten Kollegen, die durch diese vorsätzlich zwischen den 14. und 15, Stock gerichteten Kanonschläge getötet wurden.

Sie sind mit Gewalt hineingekommen. Sie werden es getan haben, um zu feiern.

Die Stimme meines Kontaktes erreicht mich richtig klar, wie durch ein Wunder haben die Leitungen vor nicht länger als einer Stunde wieder angefangen, zu funktionieren. Und er erzählt mir nicht von einer Party. Die Bewohner von Bagdad sind zu keiner Party eingeladen worden. Obwohl sich die amerikanischen Truppen sich mit Kanonenschlägen und weiter zivile Wohnungen zerstörend in der Stadt breit machten, nachdem sie den Widerstand der "Fedayn" gebrochen hatten. Die Iraqis jagend, die nicht wussten, dass in der ganzen Stadt Party war.

Hunderte sind die Leichen, deren Eingeweide im Wind liegen, die fliegen um die Augenhölen haben .

Wo sind die Fernsehsender?

Es ist der erste Tag ohne Bomben und Raketen, und viele, sehr viele, waren schon seit dem frühen morgen aus den Häusern raus gekommen, aus den improvisierten Zufluchtorten, die für zu viele Tage ihre die zu viele Tage ihre Wohnungen gewesen waren. Ohne Nichts mehr zu Essen, ohne Wasser, sind sie in das Zentrum von Bagdad geströmt. Vor den Lebensmittelmärkten, die noch Vorräte versteckten haben die jüngeren und kräftigeren die Gitter an den Eingängen durchbrochen und das genommen, was sie brauchten. Dann auch weiter hoch, hin zu den Wohnvierteln der Staatsbourgeoisie, mit den von Gärten mit Bananenbäumen umgebenen weißen Willen, und das genommen, was sie brauchten. Auch hier wurden die Mauern überwunden, Türen und Fenster mit Brecheisen aus den Angeln gehoben, die kostbaren Teppiche betreten, die Türen zu den Vorratskammern umgestoßen und Essen geholt. Aber auch Ventilatoren, Radios und Fernseher.

Und dann alle weg, rennend.

Nicht einmal in den Krankenhäusern hat man gemerkt, dass es ein Festtag ist. Die Tausende, die verletzt sind und in jeder Ecke liegen, außer in den Betten, weil es keine gibt, können weiter nicht versorgt werden, die Amputationen finden weiter ohne jede Betäubung statt. In den Krankenhäusern wird weiter vor Schmerz geschrieen und geweint. Und weiter gestorben.

Mindestens 3.000 die Opfer der letzten drei Tage, und noch viele mehr die Verletzten.

Bagdad tote Stadt. Ohne Feststimmung.

Fern von den Kameras der TV-Networks flehen Millionen Menschen, Männer, Frauen, Kinder und Alte verzweifelt die Befreier an, ihre Häuser nicht zu zerstören. Aber sie werden geschlagen, mit Kapuzen versehen und wie Müll zwischen die Trümmer und die verwesenden Leichen der Opfer geworfen.

Nein, nein, hier gibt es gar keine Party, erinnert mich mein Kontakt. Man hört schießen, der Widerstand ist noch groß. Ich weiß wirklich nicht, was heute Nacht noch passieren könnte. Wir sind immer noch in Bagdad, wo nach Wochen der Bomben und Raketen Tausende Tote sind, die nie jemand gemeldet hat, mindestens ein Viertel der zivilen Behausungen ist zerstört, es gibt kein Trinkwasser, Zehntausende Stadtbewohner leiden an Infektionen, Typhus, Durchfall. Die Cholera- Bedrohung ist etwas, das sehr real und besorgniserregend ist. Um nicht von den anderen Teilen Iraks zu sprechen, von denen wir keine gesicherte und unabhängige Nachricht haben.

Ja, der Rest des Landes.

Die US-Truppen sind dabei, vor den Hotels der Journalisten eine Art TV-Spot herzustellen, um der ganzen Welt ein Bild der Befreiung zu geben. Aber dem ist nicht so, sagt mein Kontakt beherzt, das ist eine Stadt mit 5.000.000 Menschen, wer kann den über Satellit propagierten Bildern von 150 vor den Panzern tanzenden und singenden Iraker Glauben schenken?

Ja, wer?

Heute Nacht wird eine weitere Nacht des Leidens sein, in der die Verletzten keine Versorgung erhalten können, in der einen Appell der lebenden geben wird, um die Toten zu zählen. Eine weitere Nacht des Fastens, mit wasser aus dem Fluss um zu trinken und Hülsenfrüchte zu kochen. Eine weitere Nacht der Angst, dass die Befreier kommen und die Tür einschlagen könnten, angreifend und alles, was im Inneren ist, zerstörend. Von welcher Party reden wir denn?

Ja, von welcher Party?

Ich habe diese Bagdader Nächte kennen gelernt, sagt mir mein Kontakt, es sind Nächte, die nie enden, man schläft nicht, wen, dann hält man Wache. Man legt sich dort, wo man gerade ist, bekleidet hin, das wenige Geld in den Taschen versteckt, die kleinen mengen familiären Goldschmucks in den Säumen der Röcke der Frauen eingenäht, die Kinder in ihren Armen. Und während rund herum Bomben und Raketen fallen, oder man die Artillerie-Schläge hört, tritt eine absolute Stille ein. Als könnte der kleinste Seufzer verraten, dass in dem Haus Leben ist. Schreckliche und unvergessliche Nächte in diesen Häusern in der Stadt. Nächte, die man damit verbringt, sich das Gesicht mit den Händen zu bedecken.

Ja, die Nacht.

Möge die Nacht leicht sein.

r.

P.S.: Während ich dabei war, diese Korrespondenz niederzuschreiben, hat mir ein ganz kostbarer Kontakt diese Zeilen von Charles Clover zugesandt, dem Korrespondenten der "Financial Times", der sich in Najaf aufhält und in live-Übertragung auf "Al-Jazeera" das verfolgt, was im Zentrum Bagdads und vor dem Hotel "Palestine" passiert. Ich veröffentliche wsie so, wie ich sie erhalten habe.
Was denn für eine Party, in Bagdad?

Von Charles Clover
Najaf
Iraq

Ich sehe Al-Jazeera live. Bagdad. Luftaufnahme. Ich sehe Panzer, aber ich sehe keine jubelnden Menschenmassen. Im Gegenteil: Ich sehe keine einzige Menschenmenge, egal welcher Art. Nur kleine Gruppen. Einge haben ein Transparent, auf dem steht: "Weg mit den human shields". Andere schmeißen eine Saddam-Statue um. Bekanntlich die erste Sorge der Bewohner einer gemarterten Stadt!. Kollaborateure? Die Exil-Iraqis am Sold der Amerikaner, die neuen von den USA bezahlten Milizianer, di man uns als "das Volk von Bagdad" verkaufen wird?

Wednesday, April 09, 2003 at 03:34 PM

Vielleicht auf der Suche nach Heckenschützen greifen US-Truppen das Hotel "Palestine" an. Panik unter den Leuten im Hotel. Frauen und Kinder, die vor Angst zittern und weinen, Männer in Uniform brüllen Schimpfworte und Befehle.
Die Kameras der Truppen verweilen auf den Saddam-Portraits im Inneren, als wollten sie den Einfall rechtfertigen. Proteste der Journalisten, sie empfangen die Militärs beim Ruf: "fuck USA" und "Yankees go home".

http://germany.indymedia.org/2003/04/48543.shtml


meiner meinung nach, muss ich doch noch mal anmerken, wird dieses transparent mit den human shields vollkommen falsch interpretiert.
warum auch sollten die irakis diesen menschen, die sich selber in gefahr für leib und leben gebracht haben, so gegenübertreten?

"us-wankers">>>eindeutiger geht's wohl nicht...

trotzdem gibt es jubler, will ich gar nicht abstreiten, der großteil wird aber, aufgrund der vielen opfer, zerstörungen und der allgemeinen unsicherheit, wie im obigen artikel deutlich wird, wohl eher wenig lust zum feiern haben.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
In Kontakt mit Bagdad - Update 56

von --- - 10.04.2003 22:53

Der Tanz auf der Statue und die Freudentänze dauerten nicht lange. Nur wenige Straßen weiter, Maschinengewehrsalven gegen Häuserfassaden und terrorisierte Menschen - Weiter Blut und eine desperate Situation in den Krankenhäusern - Die Geschichte von Sara, eine junge, ganz "offizielle" Fotoreporterin beim ersten Kriegseinsatz - Sara sieht die Panzer in den Straßen und wie sie vorgehen. Ihre Fotos davon wird sie per Beschlagnahme los - Bei ihrer Rückkehr ins Hotel Palestine liegt die Saddam-Statue am Boden - Rosita Catani beschreibt die Fernsehnachrichten vom frühen Abend in Jordanien - Plünderungen, Panzer, amerikanische Soldaten in den schiitischen Stadtvierteln von Bagdad - Weiter tragische Szenen in den Krankenhäusern - Die Hilfskonvois stecke immer noch an den Grenzen fest.

Das Fest ist vorbei.

Die "Befreier" sind in die Panzer und in die gepanzerten Fahrzeuge zurückgegangen. Die "Hummer"-Jeeps haben wieder begonnen, in Staffeln durch das Stadtzentrum zu ziehen. Die Die 150/200 jungen Iraqis, die als Komparsen für die Party in worldvision auf dem Platz des Paradieses sind verschwunden. In ihre Häuser ohne Wasser und ohne Strom zurückgekehrt. Aber mit den Essenspaketen, die ihnen von den Feldwebeln der amerikanischen Armada geschenkt wurden.

Und die Kämpfe haben wieder angefangen: in Saddam City, entlang des Shaab, auf beiden Seiten des Tigris, rund um das, was vom Informationsministerium übrig geblieben ist. Die Marines setzten sich mit Männern und Kids auseinander, die Leichtwaffen in den Händen halten, und auch Molotows.

Die Kanonen und die Maschinengewehre antworten, in dem sie gegen die Fassaden der Häuser Tausende Projektile schleudern, die Rahmen und Fenster zerkrümeln und die vergeblich mit Klebeband gesicherten Scheiben zerspringen lassen.

Und weiter Blut, Verletzte und Opfer, die niemanden mehr zu interessieren scheinen. Sicher interessieren und bekümmern sie den Teil der Presse, der im Hotel "Palestine" wohnt, der die Soldaten, die mit Gewalt und laut die Namen der durch das friendly fire der "Befreier" getöteten Kollegen skandierend und rhythmisierend in das Hotel einbrachen nicht als "Befreier" empfangen haben.

Sara ist eine junge "offizielle" europäische Fotografin, sie ist mit einem befristeten Vertrag im Auftrag einer gewichtigen Presseagentur in Bagdad. Sara hat sich immer fleißig an alle Anweisungen gehalten, die ihr von den Funktionären des Informationsministeriums gegeben wurden, sie ist in Besitz aller Visa, Pässe und Akkreditierungen, die nötig sind, um "In der Sonne" in der Hauptstadt zu arbeiten. Für zwei Wochen ist Sara auf dem Zimmer geblieben, und ihr Objektiv nach draußen gerichtet. Bereit, jedes Mal wenn sich ihr die Gelegenheit bot, mit den von den irakischen Behörden zur Verfügung gestellten Busse raus zu fahren, um in die Bereiche der Stadt zu kommen, die ihnen die Minister beschlossen hatten zu zeigen.

Und so sind die Tage für Sara verstrichen, eine junge Fotografin bei der ersten Erfahrung als Kriegskorrespondentin. Bis heute. Bis zur Ankunft der "Befreier". Nach dem die Begeisterung, die von dem Abriss der teils komischen, teils tragischen Statue Saddam Husseins nachgelassen hatte, hat Sara wirklich gedacht, dass Bagdad "befreit" wäre. Also, warum dort, mitten auf dem Platz im "Jubel-Trubel" bleiben?

Sara hat sich zu Fuß in die Straßen direkt hinter den Hotels "Palestine" und "Sheraton" gestürzt. Die gepanzerten Wagen und die Panzer waren quer aufgestellt und richteten die Waffen gegen Hunderte Zivilisten, die überhaupt nicht lustig waren, an den "Feiern" Teil zu nehmen. Ein wenig weiter wird Sara Zuschauerin der ersten bewaffneten Zusammenstöße: amerikanische Militärs, die Maschinengewehrsalven schießend Männer und Frauen jagten, Panzer, die auf Bordsteine fuhren und wieder runter, und alles überrollten, was ihnen in den weg kam, wie Autos, Handwagen, Fahrräder. Und dann, die Kanonenschüsse, die die Fassade der Häuser in Stücke rissen, mit der Bevölkerung, die weinend, terrorisiert, aus den Häusern rannte.

Sara hat Angst. Sie bleibt stehen, sie schießt einige Bilder, eins nach dem anderen.
Sie traut ihren Augen nicht, Sara: aber wie, denkt sie, war Bagdad nicht "befreit" worden?

Ein Jeep der Marines nähert sich von hinten, drei Soldaten steigen aus, während einer am Steuer bleibt. Sie fragen sie nach ihren Papieren, Pässen und Akkreditierungen. Sie, die alles hat, zeigt sie ohne Angst vor. Dann wird ihr gesagt, dass sie diese Fotos nicht machen durfte, weil dies ein Kriegsgebiet sei.

Aber wir sind hundertfünfzig Meter vom Journalisten Hotel entfernt, versucht sie, sich zu rechtfertigen. Sie beschlagnahmen ihre Filme, und befehlen ihr, zu gehen, nach dem sie ihr eine der Akkreditierungen vom Hals gerissen haben.

Sara, die um ihre Fotoapparate besorgt ist, macht sich auf den Weg. Noch eine Salve, noch mehr Schläge, noch mehr Geschrei, Tränen, wieder diese Geräusche und diese dumpfen Schläge von explodierten Scheiben. Und dann wieder Geschrei, Tränen und diese Geräusche und diese Schläge...

Auf den Platz zurückgekehrt, ist die große Saddam-Statue am Boden. Geköpft. Auf dem Betonsockel sehen die Stiefel des Raís wie zusammengefallen aus, in sich selbst geknickt.

Das Fest ist vorbei. Nur Panzer und Soldaten. Aber in der wiedergefundenen Stille hört man, gerade ein paar Schritte weiter um die Ecke, weiter Maschinengewehrsalven, weiter Schläge, weiter Geschrei, Weinen, und diese Geräusche und diese dumpfen Schläge explodierter Scheiben.

Möge die Nacht leicht sein.

r.


Aus Shafah Badran
Amman
Rosarita Catani
19.30 Uhr Nachrichten des jordanischen Fernsehens.

9.4.03 - Nach der Beendigung einer Operation in der irakischen Hauptstadt fallen die amerikanischen Soldaten in den "Saddam" Flughafen ein.
Um den Flugplatz sind 6.000 amerikanische Soldaten.
Alle Mitglieder der irakischen Regierung haben die Stadt verlassen. Man weiß nicht genau, wo sie sich befinden.
Eine französische Presseagentur hat erklärt, dass die amerikanische Armee heute nach Kämpfen zwischen dem amerikanischen und dem irakischen Heer in die nordöstlichen Bezirke Bagdads einmarschiert sind. Einige Zeugen haben erklärt, dass die amerikanischen Soldaten ohne auf Widerstand zu stoßen in den Schiitischen Teil im Norden Bagdads eingedrungen.
Im Stadtzentrum sind Plünderungen von Iraqis gesehen worden. Männer rennen in Büros rein und nehmen alles mit, was sie finden: Stühle, Sofas, Gegenstände. Sie gehen sehr schnell in das Büro rein und dann wieder raus. Außerhalb des Gebäudes kontrollieren bewaffnete Mäner die Straße. Einer von ihnen zerreißt das Foto des irakischen Präsidenten. In geringer Entfernung laden andere Männer das, was sie finden, auf kleine Lastwagen, und schreien: "Amerikaner, go out! Schnappt euch Saddam und geht.
Der Sitz der Vereinten Nationen ist ebenfalls geplündert worden. Auch die Geburtsstadt Saddam Husseins, Takrit, ist von den amerikanischen Kräften besetzt worden.
Die Angehörigen des amerikanischen Heeres setzen ihre Attacken gegen den Präsidentenpalast fort, der sich im Herzen der Stadt befindet. In den Krankenhäusern treffen weiter Verletzte ein. Für die Zivilisten ist die Situation immer ernster.
Ein Mädchen liegt auf dem Krankenhausbett. Das ganze Kleid ist rot. Blutrot. Sie ist tot. Der Vater weint. Er bedeckt sich das Gesicht mit den Händen. Er stürzt sich auf das Bettchen, er will sie in seine Arme schließen. Sie halten ihn an und entfernen ihn von diesem Körper.
Eine Mutter weint, während sie ihren Sohn verarzten. "Haram", sagt sie, dieser Krieg ist nicht gegen Saddam, er ist gegen unser Volk und gegen unsere Kinder. "Haram - Wallah Haram".
Informationen bekommen wird zum schwierigen Unterfangen. Viele Journalisten haben die Stadt verlassen. Die wenigen zurückgebliebenen haben Agst. In diesem Moment - es ist 17.00 - sieht man die Bilder eines amerikanischen Panzers, der auf dem Platz von Bagdad steht, in der Mitte des selben, die Statue Saddam Husseins, auf und um den Panzer irakische Bürger, die gegen das Regime waren. Ein Iraqi klettert auf die Statue und wirft einen Seil ab. Sie versuchen, sie abzureißen.
Die Situation ist wirklich dramatisch. Die Grundnahrungsmittel und die Medikamente sind immer noch an der Grenze. Die Verteilung wird sehr wahrscheinlich durch amerikanische Soldaten erfolgen. Es ist wahrscheinlich, dass die, die wirklich Nahrung und Medikamente benötigen, nichts bekommen werden.

http://germany.indymedia.org/2003/04/48622.shtml
 
Oben Unten