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Sayful-Islam ~ Das Schwert des Islam

Aladin

Geheimer Meister
29. Februar 2004
205
Sayful-Islam – von René Guénon

In der okzidentalen Welt ist man gewohnt den Islam als eine wesentlich kriegerische Tradition zu betrachten und daher, besonders wenn vom Säbel oder vom Schwert (es-sayf) gesprochen wird, dieses Wort einzig in seinem wörtlichsten Sinn zu verstehen, ohne irgendwie daran zu denken, sich zu fragen, ob es in Wirklichkeit nicht etwas anderes repräsentiert. Es ist dennoch nicht von der Hand zu weisen, dass im Islam eine gewisse kriegerische Seite existiert und ebenso dass, weit davon entfernt seinen eigentümlichen Charakter zu konstituieren, diese sich gleichsam in größten Teil der anderen Traditionen vorfindet, inklusive des Christentums. Auch ohne daran zu erinnern, dass Christus in Person gesagt hat: „Ich bin nicht gekommen, um den Frieden zu bringen, sondern das Schwert“[1], was man im Grunde auf figurative Weise verstehen kann, bietet die Geschichte des Christentums im Mittelalter - d.h. in der Epoche, in der es seine effektive Verwirklichung in den sozialen Institutionen hatte – größtenteils ausreichende Beweise dafür; und auf der anderen Seite besitzt sogar die Hindu Tradition (welche sicherlich nicht als speziell kriegerisch durchgehen könnte, wo sie doch sogar im allgemeinen dafür gescholten wird, der Aktion wenig Platz einzuräumen) diesen Aspekt, wie man sich überzeugen kann, indem man die Bhagavadgîtâ liest.

Gesetzt den Fall man ist nicht von bestimmten Vorurteilen geblendet, ist es einfach zu verstehen, warum es sich derartig verhält, denn im sozialen Bereich konstituiert der Krieg, inwieweit gegen jene gerichtet, die die Ordnung aufwühlen und inwieweit er den Zweck hat zur Ordnung zurückzuführen, eine legitime Funktion, die im Grunde nichts als ein Aspekt der Funktion der "Gerechtigkeit" in ihrer allgemeinsten Bedeutung ist. Dies ist jedoch nur die äußerlichste Seite der Dinge, daher die unwesentlichste: aus dem traditionellen Standpunkt ist das, was dem so aufgefassten Krieg all seinen Wert verleiht, die Tatsache, dass er dem Kampf symbolisiert, den der Mensch gegen die Feinde führen muss, die sich in ihm befinden, d.h. gegen alle Elemente in ihm, die gegen die Ordnung und die Einheit sind. Im Übrigen muss der Krieg in beiden Fällen, handele es sich um die äußerliche und soziale Ordnung, oder um die innerliche und spirituelle Ordnung, dazu tendieren, das Equilibrium und die Harmonie (und aus diesem Grund bezieht er sich tatsächlich auf die "Gerechtigkeit") einzusetzen und somit auch dazu, in gewisser Weise die Vielheit der Elemente zu vereinen, die sich in gegenseitiger Opposition befinden. Dies ist gleichbedeutend damit zu sagen, dass die normale Schlussfolgerung und definitiv der einzige Grund des Bestehens des Krieges der Frieden (es-salâm) ist, der wirklich nur durch die Unterwerfung unter den göttlichen Willen (el-islâm) erreicht werden kann, alle Elemente auf ihren Platz stellend, um sie auf die Verwirklichung des selben Plans zusammenzuführen; und es ist fast überflüssig zu notieren, wie sehr die beiden Termini el-islâm und es-salâm in der arabischen Sprache eng miteinander verbunden sind[2].

In der islamischen Tradition werden diese beiden Bedeutungen des Krieges, wie auch die real existierende Bedeutung zwischen ihnen, auf die klarstmögliche Weise in einer hadith des Propheten ausgedrückt, die auf dem Rückweg von einer Unternehmung gegen äußere Feinde ausgesprochen wurde: „Wir sind von dem kleinen heiligen Krieg zum großen heiligen Krieg zurückgekehrt“ (Rajâna min el jihâdil-asghar ila ‛l-jihâdil-akbar). Wenn der äußere Krieg also nur der „kleine heilige Krieg“[3] ist, während der innere Krieg der „große heilige Krieg“ ist, so ist es eine Tatsache, dass der erstere in Beziehung zum zweiten, dessen sinnlichen Abbild er bloß ist, nur eine sekundäre Wichtigkeit hat; es versteht sich von selbst, dass unter solchen Bedingungen, alles, was dem äußeren Krieg dient, als Symbol dessen, was den inneren Krieg betrifft, genommen werden kann[4] und dies gilt im besonderen für das Schwert.

Diejenigen, die diese Bedeutung nicht erkennen, auch wenn sie die hadith ignorieren, die wir eben zitiert haben, könnten wenigstens beachten, dass während der Predigt, der khatib, dessen Funktion offensichtlich nichts (im gewöhnlichen Sinn des Wortes) Kriegerisches besitzt, ein Schwert in der Hand hält und dass dieses in solch einem Fall nur ein Symbol sein kann - ohne zu hinzuzuzählen, dass das Schwert tatsächlich üblicherweise aus Holz ist, was es evidenterweise ungeeignet für den Gebrauch in äußeren Kämpfen macht, auf diese Weise noch mehr den symbolischen Charakter betonend. http://www.geocities.com/traditionelle_studien/index

(Fortsetzung folgt, der Übersetzer)


Index
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[1] Matthäus, X, 34.

[2] Wir haben diesen Betrachtungen in Le Symbolisme de la Croix (Die Symbolik des Kreuzes), cap. VIII. einen größeren Raum gewidmet.

[3] Es ist im übrigen evident, dass er es nur ist, wenn er von Motiven traditioneller Ordnung bestimmt ist; jeder andere Krieg ist harb und nicht jihâd.

[4] Dies träfe natürlich nicht mehr auf die Instrumente des modernen Krieges zu, allein wegen ihrer mechanischen Charakters, der mit jedem wahren Symbolismus unvereinbar ist; aus einem ähnlichen Grund kann die Ausübung von mechanischen Handwerksberufen nicht als Basis für eine Entwicklung spiritueller Ordnung dienen.
 

Aladin

Geheimer Meister
29. Februar 2004
205
Wa Salamat

Momentan kann ich dir keine genauen Isnad-Quellen zu diesem Hadith nennen. Müßte mich genauer informieren. Nur erinnere ich mich jetzt einzig daran das dieser Hadith von Dschabir(ra) überliefert worden sei. Eine Version dieser Hadith-Aussage soll desweiteren bei Tirmizi vorhanden sein.
 

_Dark_

Ritter Rosenkreuzer
4. November 2003
2.666
zum kriegerischen aspekt:

im jemen ist es ja auch brauch, dass jeder über 14??!! nen dolch, also so nen schönen gebogenen und ne kalaschnikow hat.

ich glaube aber das hat mehr was mit jemenitischen stammessitten als mit islam zu tun, gehört aber schon dazu

irgendwie so??
 

Aladin

Geheimer Meister
29. Februar 2004
205
Also Kalaschnikow wäre dann wohl eine Art moderne Adoption... :)

Aber zu dem traditionellen Dolchen im Jemen. Ob es diesen Brauch schon in vor-islamischer Zeit gab weiss ich leider auch nicht. Man darf das aber nicht nur als Ausdruck kriegerischer Mentalität werten. Zunächst ist es ein Symbol für die Volljährigkeit eines Mannes. Minderjährige dürfen keinen Dolch tragen. Dann war es früher auch ein Zeichen jedes freien Mannes; Sklaven war das tragen solcher Dolche untersagt (ähnlich wie das tragen eines Degens in Abendland, zuerst nur dem Adel vorbehalten dann später auch freien Bürgern). Desweiteren war und ist es heute immer noch ein Statussymbol. Dieses Dolche unterscheiden sich stark nach Qualität und Wert.

Zum Kampf werden diese Dolche so gut wie nie gebraucht. Im Jemen gilt es sogar als Schande jemanden mit solch einem Dolch zu drohen. Wird der Dolch gezückt und läßt sich der Angreiffer dann doch nicht auf einen Kampf ein verliert er sein Gesicht. Schon deshalb ist es sehr selten das Jemeniten ihre Dolche fahrlässig, für irgendwelche kriegerischen Absichten, hervorziehen.
 

_Dark_

Ritter Rosenkreuzer
4. November 2003
2.666
@aladin

danke für die info
woher weißt du eigentlich so viel über arabische kultur und den islam im allgemeinen, ich meine schon mal was sehr informatives und detaillertes über ein ähnliches thema von dir gelesen zu haben.
 

fumarat

Erhabener auserwählter Ritter
21. Januar 2003
1.133
Salam,

Momentan kann ich dir keine genauen Isnad-Quellen zu diesem Hadith nennen. Müßte mich genauer informieren. Nur erinnere ich mich jetzt einzig daran das dieser Hadith von Dschabir(ra) überliefert worden sei. Eine Version dieser Hadith-Aussage soll desweiteren bei Tirmizi vorhanden sein.
Nun gut, in diesen Werken finden sich wie du weißt auch Hadithe mit Isnad daif. Es wäre also eine Einstufung eines Gelehrten von belang, zumal die Ableitungen daraus dem Koran und der Sunnah zu widersprechen scheint, oder findest du nicht?

Wassalam
 

Aladin

Geheimer Meister
29. Februar 2004
205
@fumarat:

"Es wäre also eine Einstufung eines Gelehrten von belang...". Ich gehe mal davon aus das du, genauso wie ich, keine Gelehrten des Islam sind.

Demnach kann ich also kein Urteil über die Isnad-Kategorie dieses Hadith fällen. Habe, wie schon gestern geschrieben, auch derzeit nicht die nötigen Quellen um mich in das Thema einzulesen.

Deinen Verdacht, dieser Hadith sei nicht Kuran/Sunnah-Konform teile ich nicht.

Die Wichtigkeit der Selbsterkenntnis im Islam ist allgemein bekannt. Und wie der Prophet (saws) schon sagte läuft jede Selbsterkenntnis auf die wahrhafte Gotteserkenntnis hinaus. "Wer sich selbst kennt, der kennt seinen Herrn."

Die Selbsterkenntnis wiederum ist nur mit dem permanenten Dschihad gegen die Nafs ("Triebseele", "Ego" etc) möglich. Wichtig dabei ist, wie Guenon in seinem kurzen Aufsatz richtig erkannt hat, das Gleichgewicht zwischen dem "kleinen" und "großen" Dschihad. Beide Komponenten ergänzen und vervollkommnen sich. es besteht also eine Dialektik zwischen beiden Polen.


Wa Salamat
 

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