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Suche : Russische Streitkräfte vor 2 WK in Angriffsstellung?

Brain

Geselle
8. Januar 2005
33
Stalin wollte Hitler ansich nicht angreifen.
Kurz vor Ausbruch des Krieges gab es eine Konferrenz zwischen Stalin und Hitler. In dieser haben sie sich Polen aufgeteilt. Hitler hat diese Absprache aber gebrochen. Es lässt sich auch nicht vorraussagen ob Stalin angegriffen hätte wenn Hitler es nicht getan hätte, sehr wahrscheinlich ist es aber schon.
Wenne noch Quellen hast sag bescheid. Dann frag ich meinen Bruder der studiert Geschichte.
 

Gurke

Großer Auserwählter
25. März 2003
1.626
Naa, der Vertrag wurde schon beschlossen. Kurz nachdem Deutschland Polen angegriffen hatte, marschierten sowjetische Truppen ebenfalls ein (offiziell um die ukrainsche Minderheit zu schützen).
 

Brain

Geselle
8. Januar 2005
33
Oh wie nett von diesen Menschenfreunden :)
Polen wurde verkauft und verraten.
Ich persönlich denke schon das Russland angegriffen hätte.
Wenn ich ne Zeitmaschine erfinde dann schau ich nach...
 

Eskapismus

Großmeister-Architekt
19. Juli 2002
1.212
Sorry Er4z3r aber :lol:

:k_schuettel:

Ich hab bisher noch nie was zu diesem Thema gehört und hab mir auch nie Gedanken darüber gemacht aber wenn man bedenkt, wie extrem paranoid Stalin war, hat er wohl schon mit einem Überraschungsangriff gerechnet und über seine Pläne Deutschland anzugreifen, lässt sich aufgrund seines Geisteszustandes auch schwer was sagen. IMHO hätte er aber bald angegriffen.
 

parsifal

Geheimer Meister
13. Januar 2005
107
hitler hat stalin angegriffen und ihn überrascht. wenn hitler nicht angegriffen hätte, dann hätte es stalin vielleicht fünf jahre später getan. aber nur um monate oder wochen ist hitler stalin mit sicherheit nicht zuvorgekommen.
dafür spricht:
-keine truppenansammlungen auf sowjetischer Seite
-das weite vordringen der wehrmacht
-die zu diesem zeitpunkt unzureichende vorbereitung (industrie, nachschub, infrastruktur) der sowjets für einen krieg
-die technologische unterlegenheit gegenüber hitler-deutschland
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Salina schrieb:
Das muß ich mir in Ruhe durchlesen / -arbeiten. Bin natürlich gespannt. Dann melde ich mich nochmal.

gut.

Die "Zeit" finde ich auch nicht, daß sie eine Quelle ist. Diese Art von Medien "glänzen" durch Weglassen. Interessant ist, was sie _nicht_ schreiben. :( Auch eine Art von Desinformation. Es würde mich übrigens interessieren, wie Du diesen äußerst schwierigen Aspekt ( damit ist die "Zeit" ja nicht allein ... ) als Leser siehst .. . Also ich fühle mich nicht "informiert", wenn ich diese Zeitungen lese ..

Ein einzelner Artikel zeichnet sicher kein Gesamtbild. Aber in der Zeit kommen sehr unterschiedliche Leute zu Wort, die ihre Ansichten in der Regel belegen können - dabei wird natürlich selektiv vorgegangen, was bedeutet, dass lediglich ein Teil der verfügbaren Informationen betrachtet wird.
Allerdings gibt es Medien, die vorliegende Informationen nicht wahrheitsgemäß wiedergeben, sondern die Evidenz ihren Wünschen entsprechen verfremden.
Ein Beispiel: Du wirst große Mühe haben, in der Zeit ein inhaltlich falsch wiedergegebenes Zitat zu finden - auf Naziseiten, aber auch bei der Bildzeitung wirst du damit weniger Probleme haben. Falls du die Links gelesen hast, wird dir auch zb. aufgefallen sein, wie "frei" Herr Suworow teilweise mit seinen Quellen umgeht...

Auch wenn keine Medien "die volle Wahrheit" berichten, gibt es einige, deren Informationen nach Überprüfung weitgehend zu bestätigen sind, und andere, bei denen man "froh" sein kann, wenn ein kleienr Teil der Darstellung wenigstens einigermaßen zutrifft....

Apropos ( nachgeschoben : ), ich gehöre zwar nicht zu denen, die meinen, es gäbe gar keine Zufälle, aber dies halte ich nicht für einen : gerade nach dem ich also ( s. o. : "muß wech" ) aus dem Haus bin, lese ich in der Original - Ausgabe des Mitglieder - Verzeichnisses von 1817 der "zu den drei Weltkugeln in Berlin gehörigen Brüder Freimaurer ... " . . Auf Seite VI steht unter "Ehren - Mitglieder der Grosßen Loge" : August Friedr. Wilh. Graf v. Dönhoff ...
Und die Herausgeberin der "Zeit" war doch bis vor kurzem noch die Gräfin Döhhoff .. . Tja, soviel zur Relativität "sauberer" Quellen ..

Und was impliziert das jetzt deiner Vorstellung nach? Die Zeit hält, wie bereits erwähnt, der Recherche weitgehend stand und lässt unterschiedliche Meinungen zu Wort kommen. Das ist wiederum vergleichsweise gut. Da könnte sie meinetwegen auch von Horst Köhler und dem IWF geleitet werden :lol:

Dein Problem mit den Freimaurern kann ich ohnehin nicht nachvollziehen, aber das will ich hier nicht diskutieren.... ;)

Was sagst Du denn zu dem "Mitteleuropa" - Artikel ? Dort werden doch konkrete Quellenangaben, mit Dok. Nr. aus den russ. Archiven gegeben .. ( Neuerer Art, von diesem Sergejew oder wer war´s ? *blätter* .. keine Zeit .. ).

Falls du dich auf den sogenannten Schukow- Plan beziehst, findest du zb.hier einige Informationen. Ansonsten bitte die Frage konkretisieren, am besten mit Zitat.



mfg
 

schnarche

Geselle
13. Dezember 2003
37
Stalin hat bestimmt vor gehabt Hitler anzugreifen und war mit dem Aufbau seiner Truppen beschäftigt, die zu damaligen Zeitpunkt einfach nicht gerüstet waren.

Der grosse Nachteil von Stalin war auch die Führungsschwäche seiner Armee. Er hatte wenige Jahre zuvor einen grossen Teil seiner Offiziere "ausser Dienst gestellt" (hingerichtet), weil er Angst hatte diese würden ihn stürtzen.

Eine Armee ohne Führung ist ein kopfloser Haufen, desswegen auch der weite Vorstoss der Wehrmacht nach dem Angriff.
 

jogi1968

Geselle
23. November 2004
43
parsifal schrieb:
hitler hat stalin angegriffen und ihn überrascht. wenn hitler nicht angegriffen hätte, dann hätte es stalin vielleicht fünf jahre später getan. aber nur um monate oder wochen ist hitler stalin mit sicherheit nicht zuvorgekommen.
dafür spricht:
-keine truppenansammlungen auf sowjetischer Seite
-das weite vordringen der wehrmacht
-die zu diesem zeitpunkt unzureichende vorbereitung (industrie, nachschub, infrastruktur) der sowjets für einen krieg
-die technologische unterlegenheit gegenüber hitler-deutschland

Das so stehen zu lassen halte ich nicht ganz für richtig. Wenn es denn ein Präventivkrieg Deutschlands gegen die SU war, dann macht es ja gerade "Sinn" diesen zubeginnen bevor der "Feind" die Truppen angesammelt hat. Gegen eine starke Front anzurennen kann ja nicht das Ziel gewesen zu sein. Da die Sowjetarmee aber nocht nicht einsatzbereit war konnten hier schnelle Erfolge verbucht werden.
Wenn man andere hier genannte Quellen sieht waren die Sowjets sicher nicht schlechter ausgestattet, eher im Gegenteil.
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
jogi1968 schrieb:
parsifal schrieb:
hitler hat stalin angegriffen und ihn überrascht. wenn hitler nicht angegriffen hätte, dann hätte es stalin vielleicht fünf jahre später getan. aber nur um monate oder wochen ist hitler stalin mit sicherheit nicht zuvorgekommen.
dafür spricht:
-keine truppenansammlungen auf sowjetischer Seite
-das weite vordringen der wehrmacht
-die zu diesem zeitpunkt unzureichende vorbereitung (industrie, nachschub, infrastruktur) der sowjets für einen krieg
-die technologische unterlegenheit gegenüber hitler-deutschland

Das so stehen zu lassen halte ich nicht ganz für richtig. Wenn es denn ein Präventivkrieg Deutschlands gegen die SU war, dann macht es ja gerade "Sinn" diesen zubeginnen bevor der "Feind" die Truppen angesammelt hat. Gegen eine starke Front anzurennen kann ja nicht das Ziel gewesen zu sein. Da die Sowjetarmee aber nocht nicht einsatzbereit war konnten hier schnelle Erfolge verbucht werden.


Ein Angriffskrieg kann nur dann als Präventivkrieg bezeichnet werden, wenn der Entscheidung und Planung des Angriffes ein Bedrohungsszenario zugrunde liegt. Diese Bedingung ist am Rande bemerkt nicht die einzige, aber die fundamentale, erste Bedingung.

Im Falle des deutschen Angriffes auf die Sowjetunion war dies jedoch nicht der Fall, wie in mehreren oben verlinkten Texten mit Quellenangabe dargestellt wurde.
Die ausführlichste und ausgeglichenste Darstellung bietet wohl die Diskussion beim Nachrichtendienst für Historiker. Auch die oben genannten Bücher sind an dieser Stelle zu empfehlen.

Hier noch einmal einer der letzten Beiträge aus der Diskussion beim NfH:

Bei den Planungen und Überlegungen Hitlers, Halders, anderer NS- und Wehrmachtsspitzen hat die Angst vor einem evtl. sowjetischen Angriff auf das Deutsche Reich offensichtlich keine Rolle gespielt, und zwar über den gesamtem Zeitraum von Halders Tagebucheintrag über Hitlers Entschluss zum Angriff auf die UdSSR vom Juli 1940, die Station der Festlegung bzw. Führerweisung zum Fall Barbarossa vom Dezember 1940, die Feindbeurteilungen der zuständigen Wehrmachtsstellen (siehe die Akten der Fremde Heere Ost), bis zu Goebbels Tagebucheintrag wenige Tage vor dem deutschen Überfall.

[...]

Daraus folgt:

- Hitlers Angriff auf die UdSSR erfolgte aus Gründen der machtpolitischen, wirtschaftlichen und geostrategischen Expansion. Sie entsprach seiner ideologischen Grundüberzeugung. Behauptungen Hitlers, der NS- und Wehrmachtsspitzen, der Überfall musste präventiv erfolgen, um einem Angriff Stalins zuvorzukommen, dienten nur der propgandistischen Rechtfertigung des eigenen Eroberungskrieges.

Quelle


Lesenswert auch folgender Text:

Die Präventivkriegsthese.
Zu Ursachen und Charakter des "Unternehmens Barbarossa" 1941

von Wigbert Benz

In seinem Aufruf an die „Soldaten der Ostfront“ vom 22.Juni 1941 rechtfertigte Hitler den am gleichen Tag begonnenen Angriff auf die Sowjetunion damit, eigentlich sei der Einmarsch der Wehrmacht in Russland gar kein Angriffskrieg, sondern lediglich eine vorbeugende Militäraktion, um die Absicht der Roten Armee zu durchkreuzen, das Deutsche Reich zu überfallen. Diese ursprünglich von den Nazis aufgestellte These vom Charakter des Russlandfeldzuges als rein vorbeugende Maßnahme – als Präventivkrieg – wird seither in immer neuen Varianten verbreitet.

weiter:
http://www.historisches-centrum.de/forum/benz04-1.html



Stalin wollte im Idealfall als letzter Triumphierender auftreten - nachdem sich die kapitalistischen Kräfte gegenseitig ausgespielt haben....
Noch einmal aus dem NfH:

- Die sowjetische Militärpolitik ist ihrerseits als aggressiv einzuschätzen. Stalin kalkulierte wohl einen militärischen Zusammenstoß mit dem Deutschen Reich ein, den er als unvermeidlich betrachtete und bis zum vollen Erstarken der UdSSR (betreffs Rüstungsproduktion, Erneuerung der Führung der Roten Armee, Gewinnung von Bündnispartnern) hinauszuzögern trachtete.



mfg
 

Asuka

Geheimer Meister
19. November 2003
156
Wie sieht es denn aktuell so an der "russischen Front" aus?
Irgendwo im Netz habe ich gelesen dass russische Truppen bereits Stellung genommen haben sollen, um für einen Angriff auf Europa/Deutschland bereit zu sein, was ja wieder dem Szenario des 3. WK entsprechen würde.
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
PsYchobabe schrieb:
Wie sieht es denn aktuell so an der "russischen Front" aus?
Irgendwo im Netz habe ich gelesen dass russische Truppen bereits Stellung genommen haben sollen, um für einen Angriff auf Europa/Deutschland bereit zu sein, was ja wieder dem Szenario des 3. WK entsprechen würde.

"Irgendwo im Netz" ist gut :wink:
Ergänzend dazu wurde Putin irgendwo im Netz auch als der Antichrist erkannt :wink:

Jedenfalls sollte das von dir angesprochene Thema imho in einen eigenen Thread, denn hier geht es um den zweiten Weltkrieg und die - vor allem im rechten Spektrum tradierte - Präventivkriegslegende.

mfg
 

erik

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
4. April 2004
1.002
Was hier bislang nur in einem Post angesprochen wurde ist der eigentlich (von der Jahreszeit her) recht späte Angriffsbeginn.
In einer Abhandlung habe ich gelesen, dies hätte mit der Verzögerung durch den Krieg auf dem Balkan/Griechenland zu tun gehabt, in dem deutsche Truppen den italienischen "aushelfen" mußten.

Das würde dann noch mehr gegen eine Präventivkrieg These sprechen, wenn der eigentliche Angriffsbeginn noch früher geplant gewesen wäre.
 

Rumborak

Geselle
29. September 2004
7
erik schrieb:
Das würde dann noch mehr gegen eine Präventivkrieg These sprechen, wenn der eigentliche Angriffsbeginn noch früher geplant gewesen wäre.

Wieso das denn?
Je frueher desto besser. Wieso der Gegenseite noch mehr Zeit zum Aufruesten
lassen? Wieso noch zu Winteranfang da einreiten wenn nicht eine grosse
Dringlichkeit bestuende?
 

penta

Vollkommener Meister
24. Februar 2003
535
Also muss mal ein paar leute loben, Fleisig recherchiert und dabei unparteiisch geblieben .Weiter so.

Als interesanten einwurf möchte ich hier noch einbringen das sich der ganze zwist um diesen Erstschlag dreht . Ich gebe mal zu bedenken das
russland und deutschland vertraglich schon vorher Verbandelt waren
(Rapallo-vertrag), Ebenso ist unbestritten das die russischen streitkräfte
eine offensive aufstellung hatten , warum das weis nur stalin selber.
Warum Hitler russland angriff weis scheinbar auch nur er selbst. Plausiebel
lässt sich das nicht mehr klären , den im Rapallo-vertrag war russland
die einzigste möglichkeit von den reperatinszahlungen des 1 WK runterzukommen, also Bleibt wiedermal nur eine Frage
Wem nutzte das wirklich???!!!


herzlichst Penta
 

Waechter

Großmeister
23. Januar 2005
77
@Hives

Ein Angriffskrieg kann nur dann als Präventivkrieg bezeichnet werden, wenn der Entscheidung und Planung des Angriffes ein Bedrohungsszenario zugrunde liegt. Diese Bedingung ist am Rande bemerkt nicht die einzige, aber die fundamentale, erste Bedingung.

Das solltest du mal mit Herrn Bush ausdiskutieren.
 

MrMister

Großer Auserwählter
13. April 2003
1.525
Wem nutzte das wirklich???!!!

Hitler war, auch wenn es komisch klingt, Idealist - Der Krieg mit der Sovietunion und damit dem Bolschwismus war von Anfang an ein Ziel... Aber wie du schon sagtest, die Antwort auf die Frage nach dem "warum" haben beide mit ins Grab genommen.
 

Panzerlexikon

Lehrling
24. Februar 2005
2
Hallo, liebe Forumsgemeinde
Ich bin durch Zufall auf diese Seite gestoßen und habe dabei diesen Thread entdeckt.
Zu aller erst möchte ich sagen: Die sogenannte „Präventivkriegsthese“, über die hier debattiert wurde, ist keine Verschwörungstheorie, sondern das Gegenteil zur (leider) immer noch vorherrschenden These vom „überraschenden Überfall auf die friedliebende und unvorbereitete Sowjetunion“.

Ich werde mich bemühen, die Zweifel an dieser These, der Präventivkriegsthese, durch überlegene Argumentation zu zerstreuen. Möglicherweise finde ich auch die Zeit, auf einzelne Beiträge einzugehen.

Ich kann erst einmal folgende Links empfehlen:

http://www.swg-hamburg.de/Armee_im_...landfeldz/die_ursachen_des_russlandfeldz.html

http://www.stefanscheil.gmxhome.de/praeventivkriegsthese.htm
Diese beiden Links sind die besten dazu, vor allem Scheil, der die wichtigsten und gröbsten fehler von Benz, den hier einige Zitierten aufdeckt und seine Meinung mehr oder weniger ad absurdum führt. Zur Information: Scheil hat mit Benz eine längere Diskussion über diese These geführt! Der andere ist von einem Militär a.D. der die Präventivkriegsthese wissentschaftlich erörtet!

Weitere Links:
http://www.wintersonnenwende.com/scriptorium/deutsch/archiv/artikel/stalkriegsplan.html

http://www.staatsbriefe.de/1994/1995/praevkrieg.htm

http://www.deutsche-zeitung.com/Vor...talins_Angriffsplan/stalins_angriffsplan.html

Um die Fragen der ersten beiden Forumsuser zu beantworten: Ja, der sowjetische Aufmarsch des Jahres 1941 war offensiv. Ich werde dies im folgenden anhand folgender Bücher als Quellen darlegen:
1.Erich Helmdach, Überfall?
2.Joachim Hoffmann, Stalins Vernichtungskrieg
3.Walter Post, Unternehmen Barbarossa
4. Werner Maser, Der Wortbruch
5. Wolfgang Strauss, Unternehmen Barbarossa und der russische Historikerstreit

1. Teil: Die konkrete Situation am 21/22.6.1941( beginn des deutsch-sowjetischen Krieges)
Gliederung und Stärke der Roten Armee am 21.Juni 1941

Am 21.Juni 1941 war hinter der westlichen Staatsgrenze der Sowjetunion in einer Tiefe bis zu 400 Kilometern nach Osten die Erste Strategische Staffel der Roten Armee aufmarschiert, die sich in zwei Operative Staffeln und die Frontreserven untergliederte. Die Zweite Strategische Staffel wurde zu diesem Zeitpunkt aus dem Landinneren nach Westen transportiert.
Im einzelnen sah der sowjetische Aufmarsch wie folgt aus:
An der Westgrenze, die von der Barentsee bis zum Schwarzen Meer verlief, standen die Grenztruppen des NKWD, insgesamt 47 Grenzabteilungen der Landstreitkräfte und 6 der Seestreitkräfte,9 selbständige Grenzkommandanturen und 11 Regimenter operativer NKWD-Grenztruppen, mit einer Gesamtstärke von 100000 Mann unter dem Befehl von Generalleutnant Sokolow.
Dahinter folgte die Erste Strategische Staffel, die 170 Divisionen, darunter 40 Panzerdivisionen und 20-motorisierte Divisionen, umfasste. Diese war untergliedert in die Erste Operative Staffel(56 Divisionen), die Zweite Operative Staffel(52 Divisionen)und eine Staffel Frontreserven(62 Divisionen).
Die erste Operative Staffel war in einer Tiefe von bis zu 50 Kilometern hinter der Grenze aufgestellt, die Zweite Operative Staffel und die motorisierten Divisionen gehörten zur Zweiten Operativen Staffel und den Frontreserven und waren in 20 mechanisierten Korps gegliedert; diese Angriffsverbände konzentrierten sich hinter den Frontvorsprüngen bei Bialystok (6 machanisierte Korps) und Lwow(8 mechnanisierte Korps).
Die Erste strategische Staffel umfasste 2.9 Millionen Mann(ohne Grenztruppen des NKWD, also insgesamt 3.000.000 Mann), wozu noch 136000 unbewaffnete Bauarbeiter in Baubataillonen hinzukamen, die an den strategischen Grenzbefestigungen und Flugplätzen arbeiteten.
Die Zweite Strategische Staffel befand sich am 21.Juni auf dem Transport nach Westen, sie umfasste 7 Armeen mit insgesamt 66 Divisionen, es handelte sich die 16.,19.,20.,21.,22.,24. und 28 Armee sowie das 21. und 23. mech. Korps und das 41.Schützenkorps
Hinter der Zweiten Strategischen Staffel wurden 4 Reservearmeen gebildet, und zwar die 29., 30., 31. und 32 Armee.

Vergleicht man die Aufmarschanweißungen der "Erwägung" vom Mai 1941(Schukowplan) mit dem realen Aufmarsch vom 21.Juni.1941,so zeigt sich eine auffallende Übereinstimmung in den Grundzügen.

Der sowjetische Generalmajor und spätere Dissident Pjotr Grigorenke bemerkte 1967 dazu: Mehr als die Hälfte der Truppen des Westlichen Besonderen Militärbezirks war um Bialystok und westlich davon stationiert, also in einem Gebiet, das keilförmig tief in das des wahrscheinlichen Gegners hineinreichte. Eine derartige Truppenverteilung wäre nur in einem Fall gerechtfertigt gewesen, und zwar dann, wenn diese Truppen dazu bestimmt gewesen wären, plötzlich zum Angriff überzugehen. Andersfalls wären sie ja sofort zur Hälfte eingeschlossen. Der Gegner brauchte nur zwei einander begegnende Schläge an der Basis unseres Keils zu führen und die Einkesselung war vollständig.

Bei Kriegsbeginn waren 79 Fliegerdivisionen und 5 Fliegerbrigaden der Luftstreitkräfte formiert. Fernbomberfliegerverbände bestanden aus 13 Bombenflieger- und 5 Jagdfliegerdivisionen, die Front- und Armeefliegerkräfte aus 9 Bombenflieger-,34 gemischte Flieger- und 18 Jagdfliegerdivisionen.

Bis zum 1 Juli 1941 wurden für die sowjetischen Streitkräfte insgesamt 5.3 Millionen Mann mobilgemacht, sowie 243000 Kraftwagen und 31500 Zugmaschinen zugeführt.

An schweren Waffen verfügte die Rote Armee im Juli 1941 23200 Panzer; nach Abzug der veralteten und defekten Kampffahrzeuge blieben 14700 gefechtsbereite Panzer, darunter 1861 der äußerst kampfkräftigen Typen T-34 und KW. Die Artillerie besaß 79100 Geschütze und Granatwerfer aller Kaliber und Systeme ab 76 mm sowie 36800 50-mm Granatwerfer.

In den sowjetischen Luftstreitkräften waren mehr als 20000 Flugzeuge vorhanden.15800 Flugzeuge zählten zum Bestand der Militärbezirke, der Reserve des Obersten Befehlshabers und der Luftabwehr, davon waren im Juli 1941 13300 einsatzbereit. Die Mehrzahl der sowjetischen Frontflugzeuge war den deutschen Maschinen leistungsfähig unterlegen, aber 3719 Flugzeuge der Baujahre ab 1939 waren modern und ausländischen Typen ebenbürtig( unter Einbeziehung der Typen DB-3F, Ar-2, Tu-2, Jak-4, Pe-8 und BB-2)

Zusammenfassung: Gegen Deutschland waren aufmarschiert:
-100000 Mann Grenztruppen des NKWD
-170 Divisionen mit 2.900.000 Soldaten der Ersten Strategischen Staffel
-66 Divisionen mit etwa 1.400.000 Mann der Zweiten Strategischen Staffel(7 Armeen, 2 mech. Korps und ein Schützenkorps)
-4 weitere Armeen wurden hinter der Zweiten Strategischen Staffel gebildet. Wenn man davon ausgeht, dass die Divisionen, die von Schukow geforderten wurden Divisionen(Insgesamt 258 Divisionen:163(von 198) SchtzDiv, 58(von 61)PzDiv, 30 (von 31!) motDiv, 7(von 13) KavDiv aufmarschiert. Man muss außerdem bedenken, dass die Zweite Strategische Staffel aufrückte und ihr folgten weitere 4 Armeen)wurden, aufmarschiert sind ,dann hatten diese 4 Armeen etwa 258-236=22 Divisionen?(ca.400.000 Mann)

Jetzt zur Wehrmacht:

Die deutsche Wehrmacht trat im Osten mit 144 kampfkräftigen Divisionen( die 9 Sicherungsdivisionen sind abgezogen und die mot. Brigaden als 1.Division gerechnet)und 3.05 Millionen Mann an, hinzu kamen 37 Divisionen der Verbündeten der Verbündeten mit zs.600000 Mann, insgesamt also 181 Divisionen mit 3.65 Millionen Mann.
Sie verfügten über 3582 Panzer und Sturmgeschütze, von denen nur 1654 Panzer III und IV und StuG III als kampfkräftig gelten konnten, die restlichen 1928 leichten Panzer waren veraltet. Der Panzer 1 wog 5,4 t, hatte eine Panzerung bis zu 13mm, verfügte über 2 MG als Bewaffnung. Von diesem Panzertyp wurden 1600 Stück gebaut, davon waren am 1.7.1941 noch 850 vorhanden. Der Panzer 2 wog 9,5 t, hatte eine Panzerung zwischen 20 und 33 mm, verfügte über eine 20 mm Kanone und ein MG als Bewaffnung. Von diesem Panzertyp waren am 1.7.1941 noch 1050 Stück vorhanden. Der Panzer IIIwog 18 t, hatte eine Panzerung von 30 mm, verfügte über eine 37 mm oder 50 mm Kanone. Von diesem Panzertyp waren am 1.7.1941 noch 1500 Stück vorhanden. Der Panzer IVwog 22 t, hatte ein Panzerung von 30 mm, später 50 mm, verfügte über eine 75 mm Kanonen (kurz). Von diesem Panzer waren am 1.7.1941 noch 551 Stück vorhanden.

An Artillerie waren 7012 Feldgeschütze,1060 schwere Flakgeschütze und eine unbekannte Zahl von Granatwerfern vorhanden, zu denen noch der schwache Geschützpark der Verbündeten hinzuzurechnen ist, über den aber keine Zahlen vorliegen. Zusammen mit den 900 meist zweitklassigen Flugzeugen der Verbündeten besaßen die Angreifer ca.3400 Frontflugzeuge. Außerdem gab es auch auf seiten der Deutschen und ihrer Verbündeten eine beträchtliche Zahl von Flugzeugen, die entweder veraltet waren oder nicht mehr dem neuesten Forschungstand entsprachen. Dazu zählten die Muster Hs 123, Hs 126, Ju 87, Do 17 Z und He 111.


Diesen Kräften standen 236 Divisionen und 2 Schützenbrigaden der Ersten und Zweiten Strategischen der Roten Armee gegenüber. Die Erste Strategische Staffel bestand aus 170 Divisionen und 2 Schützbrigaden, 2.9 Millionen Mann mit 34695 Geschützen und Granatwerfern über 76 mm. Sie verfügte über 1800 schwere und mittlere Panzer( T-28: 28 t, 76,2 mm Kanone Kt-28 L/16+4*MG 7,62 mm), darunter 1475 T-34 ( 27 t, 76,2 mm Kanone+2 MG, Panzerung bis zu 70 mm) und KW ( 47 t, 76,2 mm Kanone+3 MG, Panzerung bis zu 110 mm / KW-2: 52 t, 152 mm Haubitze+3 MG, Panzerung bis zu 110 mm), die den 1654 mittleren deutschen Kampffahrzeugen erheblich überlegen waren. Den etwa 1900 leichten deutschen Panzern standen rund 9000 leichte sowjetische Panzer(T-26: 10,5 t, 45 mm Kanone L/46+2 MG, Panzerung bis zu 15 mm / BT-5/7: 13,8 t, 45 mm Kanone L/46+2 MG, Panzerung bis zu 22 mm / T-60: 20 mm Kanone) gegenüber, hinzu kamen noch 2000 Panzer der Zweiten Strategischen Staffel. Die sowjetischen Panzerkanonen(45mm und 76mm)hatten eine größere Durchschlagskraftals die deutschen (37mm,50mm und 75 mm kurz).Die Panzerung von T-34 und KW konnte auf größere Entfernung nur von der 10cm Kanone der Feldartillerie und der 8,8-cm-Flak,auf mittlere Entfernungen auch von der neuen 5cm Pak durchschlagen werden; die im deutschen Heer in großen Mengen vorhandene 3,7cm Pak war wertlos. Die mittleren deutschen Panzer mussten an die T-34 und KW mindestens 500 Meter herangehen, um einen Abschuss zu erziehlen, dagegen konnten diese beiden sowjetischen Typen alle deutschen Panzer auf Entfernungen bis zu 1500 Meter
bekämpfen
.


2. Teil: Sowjetischen Kriegs- und Offensivvorbereitungungen:

Sowjetische Kriegsvorbereitungen
Innerhalb der UdSSR war ein intensives Rüstungsprogramm im Gange. 1938 stieg es um 39% an, verglichen mit 13% in der Zivilindustrie. Der Schwerpunkt befand sich bei der Herstellung von Panzern, der Entwicklung der Artillerie und der Flugzeugproduktion. Im September 1939 ordnete das Verteidigungskomitee der UdSSR den Bau von neun Flugzeugfabriken an und sieben weiteren zur Produktion von Flugzeugmotoren.
Dies wurde ergänzt durch die Umstellung einer Anzahl von Zivilgüterfabriken auf die Herstellung von Bauteilen für die Flugzeugindustrie. 1940 stieg die sowjetische Produktion von modernen Kampfflugzeugen um über 70% im Vergleich zum Vorjahr. Die Erdkampftruppen erfuhren eine parallele Steigerung ihrer Bewaffnung. Zwischen Januar 1939 und Juni 1941 erhielt die Rote Armee über 7.000 neue Panzer und 82.000 Artilleriegeschütze(einschließlich Minenwerfer)
Bereits 1939 war die dreijährige Wehrpflicht eingeführt und die Rüstung durch Arbeitspflicht, Drei-Schichtenbetrieb und Siebentagewoche noch weiter hochgetrieben worden
.
Am 26.Juni 1940 wurde ein Gesetz erlassen, dass den sowjetischen Arbeitstag von sieben auf acht Stunden und auf sieben Tage die Woche festlegte. Disziplinarprozesse wegen Langsamkeit und Faulheit in den Fabriken wurden gegen die Arbeitskräfte gerichtet. Diese Maßnahmen werden normalerweise während Kriegszeiten angewendet.
Aushebungen zum Militärdienst ließ die Reihen der Roten Armee weiter anschwellen. Eine Streitmacht, die im Frühjahr 1938 1 Million Männer betrug, überschritt bis zum Juni 1941 5 Millionen Mann. Dass Wachstum wurde von dem Historiker Roger Reese zusammengefasst: „1941 gab es 198 Schützendivisionen, verglichen mit weniger als 30 im Jahre 1927; 31 motorisierte Schützendivisionen 1941 und keine 1927; 61 Panzerdivisionen und keine bis 1939.
Im April und Mai wurden 793000 Reservisten einberufen und die Truppen der westlichen Militärbezirke praktisch auf Kriegstärke gebracht.

Generalstabschef Schukow ordnete am 14. April an, die befestigten Zonen in Gefechtsbereitschaft zu versetzen und die fehlenden Waffen durch solche der Feldtruppen zu ersetzen.

Im April 1941 wurde den Militärdistrikten im Ural und in Sibirien befohlen, mehr Formationen freizustellen.

Konzentration der aus den Lehr- und Übungslagern Entlassenen entlang der sowjetischen Westgrenze, was auch alle Reserve-Armeen betraf.

Mitte Mai erfolgte die Verlegung von vier Armeen aus Innerrußland an Düna und Dnjepr: Am 13.Mai 1941 wurden weitere 28 Divisionen, neun Korpshauptquartiere und vier Armeehauptquartiere aus dem sowjetischen Innern an die Grenzen verlegt

Seit dem 13.Mai wurden aus dem Landesinneren die Verbände der Zweiten Strategischen Staffel in die westlichen Militärbezirke verlegt und in Kampfbereitschaft verlegt. Die Zweite Strategische Staffel umfasste sieben Armeen mit insgesamt 66 Divisionen.

Am 14.Mai erging ein Befehl des Volkskommissariats für Verteidigung, die Offiziersschüler des letzten Studienjahres vorzeitig aus allen Offiziersschulen zu entlassen und in die westlichen Grenzmilitärbezirke zu schicken.

Am 27. Mai befiehlt der Generalstab den Bau von Kriegsmäßigen Feldkommandobunkern. Zwischen dem 21. und 25.Juni sollen sämtliche Frontstäbe die grenznahen Befehlsbunker beziehen.

Die Sowjetunion schlägt 1941 verstärkt einen anti-deutschen Kurs ein: Die UdSSR nimmt erstmals diplomatische Beziehungen zu Jugoslawien auf, schließt demonstrativ im April 1941 einen Freundschaftspakt mit Jugoslawien, stachelt die Bulgaren auf, die 1913 verloren Ost-Thrazien zurückzufordern und setzt die Türkei sowie Rumänien weiter unter Druck. Der ganze Balkan gerät in Unruhe – und niemand weiß, wohin die Entwicklung führen wird, zumal Hitler, besorgt um das rumänische Öl, Stalin entgegentritt und auch England kräftig mitmischt.

Im April 1941 wird die antideutsche Propaganda wieder freigegeben.
Die Sowjets verstärkten ihre Truppen an der Westgrenze laufend, führten ostsibirische Divisionen heran und ließen die Masse des Heeres weiter gegen die Grenze aufschließen, so dass deutsche Beobachter den Eindruck haben konnten, dass die Rote Armee ihrerseits angreifen würde.

Die 22.Armee bewegt sich vom Militärbezirk Ural nach Ichitsa, Sebesch und Witebsk, die 16.Armee wurde vom Transbaikal-Militärbezirk nach Berditschew und Proskurow verlegt; die 19.Armee setzte sich vom Militärbezirk Nordkaukasus nach Tscherkassy und Belaya Zerkow in Bewegung, und die 21.Armee befand sich auf dem Transport vom Militärbezirk Wolga nach Tschernigow und Konotop. Aus dem Militärbezirk Charkow fuhr das 25.Schützkrops nach Westen. Gleichzeitig wurden Vorbereitungen zur Verlegung der 20., 24. und 28. Armee getroffen. Bei Kriegsausbruch waren nur einige Einheiten der 19.Armee in ihren Konzentrationsräumen bei Tscherkassy im Kiewer Besonderen Militärbezirk.
In den vier westlichen Militärbezirken versammelt Stalin insgesamt 170 Divisionen. Zum Vergleich: Deutschland hat die UdSSR mit etwa über 150 Divisionen angegriffen. Hinter den 170 Divisionen der Ersten Strategischen Staffel marschiert eine Zweite Strategische Staffel mit insgesamt 66 Divisionen, die aus dem Transbaikal und aus dem Kaukasus herangeführt werden. Hinter dieser Staffel wurden vier weitere Armeen gebildet, und zwar die 29., 30., 31. und 32.Armee. Insgesamt stehen 258 von 303 Sowjetdivisionen im westlichen Teil der UdSSR: 163(von 198) SchtzDiv, 58(von 61)PzDiv, 30 (von 31!) motDiv, 7(von 13) KavDiv.

Sowjetische Offensivvorbereitungen

Panzer und Kavallerie standen an exponierter Stelle, und viele Feldflugplätze wurden in Grenznähe gebaut. Die Arbeiten waren bei Kriegsbeginn noch nicht abgeschlossen, so dass sich die Flugzeuge auf den bereits fertiggestellten Flugplätzen zusammendrängten und der deutschen Luftwaffe hier ein günstiges Ziel bot.

Ganz besonders auffallend waren die sowjetischen Truppenkonzentrationen in dem balkonartig nach Westen vorspringenden Raum bei Lemberg und im Gebiet von Bialystock. Solche Truppenansammlungen sind schwerlich mit Defensivabsichten zu erklären, da, wie auch Schukow zugesteht, solche Ansammlungen im Falle eines Angriffs die Gefahr einer tiefgreifenden Umfassung, Einkreisung und Vernichtung dieser Truppen heraufbeschwören

Zusammen mit den Land- und Luftstreitkräften waren auch die Versorgungsdepots, Betriebsstofflager und Mobilmachungsvorräte in einer heute als fehlerhaft hingestellten Weise unmittelbar an die neue Staatsgrenze herangeschoben worden, wo sie bei Kriegsbeginn fast alle verloren gingen. Ganze sowjetische Armeen und Panzerkorps wurden durch den plötzlichen Mangel an Munition und vor allem Treibstoff gelähmt.

Manche Flughäfen lagen nur 15-25 Kilometer hinter der Grenze und konnten oftmals durch die deutsche Artillerie beschossen werden.

Betonbrechende Munition lag für zehn Tage bereit, Benzin für zweieinhalb Monate. Betonbrechende Munition konnte im Verteidigungskrieg im eigenen Land nicht eingesetzt werden. Die großen Treibstoffmengen in Grenznahe schlossen Verteidigungsabsichten als dominierendes Motiv ebenso aus. Eine Million Tonnen Treibstoff wurden Anfang Juni aus dem Landesinneren in Grenznähe geschafft, wo sie im Falle eines Verteidigungskrieges rasch ein Opfer der feindlichen Luftwaffe werden mussten, wie es bereits am ersten Tag des deutschsowjetischen Krieges auch geschehen ist. Allein in der Grenzstadt Brest-Litowsk lagern 10 Millionen Liter Treibstoff. Ähnlich verhielt es sich im Zusammenhang mit den Munitionsbereitstellungen. 4216 - in »Grenznähe geparkte« - Eisenbahnwagen mit Munition wurden unmittelbar bei Kriegsbeginn allein an der Westfront vernichtet. Allein auf dem Bahnhof Kalinowka an der Südwestfront standen 1500 Eisenbahnwaggons voller Munition bereit, was nicht zu den Ausnahmen gehörte. An allen Frontabschnitten befanden sich in angemessener Entfernung von den Grenzen fahrbereite Munitionszüge, deren Besatzungen auf Anweisungen für ihre Weiterfahrten harrten.

Die sowjetische Eisenbahn trug einen wesentlichen Teil der Hauptlasten. Zu den bereits genannten Zahlen gesellte sich die Tatsache, dass allein 1320 Eisenbahnzüge (nicht etwa Waggons, sondern Züge) mit Kraftwagen auf den Schienen bereitstanden. Angesichts dieses schier unübersehbaren Aufwandes und der sowjetischen Organisationsmangel kam es vor und bei Kriegsbeginn zu Pannen, die den deutschen Streitkräften zugute kamen. Ein Großteil der Einheiten der 21. Armee beispielsweise wurde ebenso auf dem Transport vom Kriegsausbruch überrascht wie das 43. Schützenkorps, elf Divisionen der 21. und 22. Armee und die 19. und 16. Armee. »Die ungeheure Ansammlung von Waggons lähmte den Betrieb vieler Eisenbahnknotenpunkte nahezu vollständig«, überlieferte Kowaljow, der stellvertretende Volkskommissar für Staatskontrolle, was General Klemin vier Jahre später mit dem Hinweis bestätigte, dass sich 47.000 Waggons mit Kriegsmaterialien auf den Strecken befanden und zu spät zum Einsatz zur Verfügung gestanden hatten.

Straßen, Wege, Brücken, Truppenunterkünfte wurden gebaut, gleichzeitig aber verzichtete man darauf, die für einen Verteidigungskrieg erforderlichen rückwärtigen Nachrichtenverbindungen einzurichten und Kommandozentralen auszubauen. Alle diese Maßnahmen deuten darauf hin, daß man nicht damit rechnete, sich in der Tiefe des eigenen Landes verteidigen zu müssen. Diese Maßnahmen lassen sich als Anfänge auch eigener (d. h. sowjetischer) Offensivplanungen deuten.

Die sowjetischen Grenzbefestigungen waren unzureichend: Es gab keine tiefgestaffelten Feldbefestigungen, kaum Minensperren, keine Baumsperren und viele Brücken waren nicht zur Sprengung vorbereitet. Nur so ist zu erklären, dass die angreifenden deutschen Divisionen innerhalb von zwei Tagen bis zu 150 Kilometer weit vordringen konnten, z.B die 3.Panzerdivision.

Die Dnjepr-Flottillie (1 Abteilung Schnellboote, 1 Gruppe Kanonenboote, 1 Abt. Panzerkutter, 1 Abt. Monitore, 1 Abt. Minensucher, zudem Minenleger und Wachschiffe, Kommandeur in Admiralsrang)wurde durch schmale Kanäle in die ostpolnischen Pripjet-Sümpfe verlegt. Für eine Verteidigung ist sie dort sinnlos. Aber sie hätte durch weitere Kanäle zur Weichsel, Oder und Ostsee fahren können – wie 1945 geschehen.

Hätte die Rote Armee sich auf einen Verteidigungskrieg vorbereitet, wären diese Vorräte nicht auf mobilen Fahrzeugen gelagert, sondern an vorbereiteten Verteidigungsstellen deponiert worden. Die Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten der Roten Armee wussten spätestens seit Ende 1938, dass das Gerede über die Sowjetarmee als »Verteidigungsarmee« nur eine Version der Propaganda war. Und sie bestätigten dies nach ihrer Gefangennahme auch nahezu ausnahmslos.

Wenn Stalin, wie Molotow zwischen 1969 und 1986 mehrfach bestätigte, 1941 fest überzeugt gewesen ist, dass Hitler den Krieg gegen die Sowjetunion nicht mehr 1941 beginnen wurde, erübrigt sich zwangsläufig jede weitere Diskussion über den Charakter des gigantischen sowjetischen Aufmarsches an der deutschen Ostgrenze. Stalin wollte 1941 mit dem - auch nach seiner Meinung »unvermeidlichen Krieg gegen Deutschland« beginnen.

3. Teil: sowjetische Angriffspläne:
Konkrete, schriftliche fixierte sowjetische Angriffspläne existierten schon seit 1940!

Marschall Timoschenko und Marschall Schaposchnikow:
Überlegungen hinsichtlich der Grundlage des startegischen Aufmarsches der Streitkräfte der UdSSR im Westen und im Osten für die Jahre 1940 und 1941

(Juli 1940)

3.Die wahrscheinlichen operativen Pläne unserer Gegner

Dokumentarische Unterlagen über die operative Pläne der wahrscheinlichen Gegner stehen dem Generalstab der Roten Armee weder im Hinblick auf den Osten noch den Westen zur Verfügung.
[Anmerkung von mir: Das lag daran,dass es deutscherseits weder Angriffspläne, noch Aufmarschpläne, noch irgendwelche Truppenkonzentrationen gab, von denen die Sowjets sich hätten bedroht fühlen können]

5.Grundlagen des strategischen Aufmarsches im Westen

Als wichtigste Aufgabe stellt sich unseren Streitkräften, den in Ostpreußen und im Raum Warschau zusammengezogenen deutschen Truppen [Anmerkung von mir: 6 Sicherungsdivisionen im Juni 1940] eine Niederlage beizubringen; als Nebenstoß müssen die Gruppierungen müssen die Gruppierungen des Gegners im Raum Iwangorod, Lublin, Grubeschow, Tomaschew, Sandomir besiegt werden, wofür zu entfalten ist...

[Anmerkung von mir: Fazit: Eine reine Angriffsplanung gegen Truppen, die deutlich in der Unterzahl waren und von denen nicht die geringste Gefahr ausging!]



Marschall Timoschenko und Armeegeneral Merezkow:
Überlegungen hinsichtlich der Grundlagen des strategischen Aufmarsches der Streitkräfte der Sowjetunion im Westen und im Osten für die Jahre 1940 und 1941

(18 September 1940)

3.Die wahrscheinlichen operativen Pläne der Gegner

Dokumentarische Unterlagen über die operativen Pläne der wahrscheinlichen Gegner stehen dem Generalstab der R[oten] A[rmee] werder im Hinblick für den Osten noch auf den Westen zur Verfügung.
[Anmerkung von mir: Wieder sieht man, dass die Sowjetunion von einem Erstschlag ihrer Truppen ausging, da der Gegner offensichtlich weder geplant hatte, anzugreifen, noch genügend Truppen für einen Angriff an der Ostgrenze des Deutschen Reiches stehen hatte.]

5.Grundlagen des strategischen Aufmarsches im Westen

Die Hauptkräfte der Roten Armee im Westen können – in Abhängigkeit von der jeweiligen Lage – entwickelt werden entweder:

Südlich von Brest-Litowsk, um mit einem machtvollen Schlag in den Frontabschnitten Lublin und Krakau und weiter Richtung Breslau schon in der ersten Phase des Krieges Deutschland von den Balkan-Staaten abzuschneiden, es so seiner wichtigsten wirtschaftlichen Fundamente zu berauben und mit Entschiedenheit auf die Balkanstaaten in der Frage ihrer Teilnahme am Krieg einzuwirken;

Oder nördlich von Brest-Litowsk mit dem Auftrag, einen Schlag gegen die Hauptkräfte der deutschen Armee innerhalb der Grenzen von Ostpreußen zu führen und letzteres zu erobern. Der entgültige Entschluss zum Aufmarsch wird von derjenigen politischen Lage abhängen, die sich zu Beginn des Krieges entwickelt hat; ich halte es indessen für unabdingbar, auch unter den Voraussetzungen der Friedenszeit bereits beide Varianten ausgearbeitet zur Verfügung zu haben.

Erste Variante – Aufmarsch im Süden von Brest-Litowsk. Grundlagen dieses Aufmarsches müssen sein:
1.Durch aktive Verteidigung unsere Grenzen während [Anmerkung von mir: Nur während dieser Phase] der Konzentration der Truppen nachhaltig schützen;
2. Mit den Kräften der Südwestfront im Zusammenwirken mit der Armee an der linken Flanke der West-Front den entscheidenden Schlag gegen die Gruppierungen des Gegners bei Lublin und Sandomir führen und bis an die Weichsel vorrücken. Im weiteren Verlauf einen Schlag in der allgemeinen Stoßrichtung auf Kielce, Krakau führen und zur Pilica und den Oberlauf der Oder[Anmerkung von mir: der Westgrenze des heutigen Deutschlands!] vorstoßen.
3.Beim Fortschreiten der Operationen die Grenzen der Nordbukowina und Bessarabiens nachhaltig schützen.
4. Durch aktive Operationen von Nordwest- und Westfront einen großen Teil der deutschen Kräfte nördlich von Brest-Litowsk und in Ostpreußen binden bei gleichzeitiger nachhaltiger Deckung der Stoßrichtung Minsk und Pskow.
Der Stoß unserer Kräfte in Richtung Krakau, Breslau gewinnt, indem er Deutschland von den Balkanstaaten abschneidet, außerordentliche politische Bedeutung.
Außerdem wird ein Schlag in dieser Richtung durch das Territorium des ehemaligen Polen gehen, das im Hinblick auf eine Verteidigung noch sehr dürftig vorbereit ist.
Bei einem Aufmarsch der Streitkräfte der der UdSSR entsprechend dieser Grundvariante bietet sich folgende Gruppierungen an:
Direkt im Westen drei Fronten entwickeln – die Nordwest- die West- und die Südwest-Front mit den folgenden Grenzen:
- zwischen der Nordwest- und der Westfront entlang der Linie Polozk, Oschmjany, Drskeniki, Allenstein;
- - zwischen der West- und der Südwestfront – der Fluss Pripjat, Pinsk Wldodawa, Iwangorod.

Nord-West Front - Hauptaufgaben
1. Die Ostseeküste schützen und gemeinsam mit der Ostsee-Flotte das
Absetzen von Landungstruppen des Gegners nicht zulassen.
2. Die Stoßrichtung Riga-Pskow nachhaltig decken und unter keinen
Umständen das Eindringen der Deutschen auf unser Territorium zulassen.
3. Um die Front der 11. Armee zu verkürzen und ihr eine günstigere
Ausgangsposition für den Angriff zu verschaffen, während der Phase der
Konzentrierung der Truppen im Zusammenwirken mit der 3. Armee der West
Front das Gebiet Sejny, Suwalki besetzen und bis zur Linie Schitkemen,
Filipow, Ratschki vorrücken.
4. Nach Zusammenziehung der Truppen durch einen Stoß in der allgemeinen
Richtung auf Insterburg, Allenstein zusammen mit der West Front die
Kräfte der Deutschen in Ostpreußen zu binden
(…)

West-Front - Hauptaufgabe:
die Stoßrichtung auf Minsk nachhaltig abdecken und nach der
Konzentrierung der Streitkräfte durch einen gleichzeitigen Schlag mit
der Nord-West Front in allgemeiner Richtung auf Allenstein und die
deutschen Kräfte binden, die sich in Ostpreußen gesammelt haben. Mit dem

Übergang der Armeen der Süd-West Front zum Angriff auf Iwangorod der
Süd-Front Hilfe leisten, die Gruppierungen des Gegners bei Lublin
zerschlagen und - im weiteren die Operationen in Richtung Radom
ausbauend - die Operationen der Südwest Front von Norden her absichern.
(…)

Süd-West Front - Hauptaufgabe:
die Grenzen Bessarabien und der Nordbukowina nachhaltig decken, nach der Konzentrierung der Truppen im Zusammenwirken mit der 4. Armee der West Front der gegnerischen Gruppierungen bei Lublin-Sandomir einen entscheidenden Schlag versetzen und zur Weichsel vorrücken. Des Weiteren einen Stoß führen in Richtung auf Kielce, Piotrków und an die Pilicia und an den Oberlauf der Oder vorrücken.
(…)


Ausgehend von der möglichen, aber rein spekulativen Gruppierung des Gegners werden folglich für die Entfaltung der Roten Armee im Westen zwei Varianten vorgeschlagen, südlich oder nördlich von Brest-Litowsk. Nach der ersten Variante war ein Schlag gegen die Kampfgruppe der Wehrmacht im Raum Lublin-Sandomir, nach der zweiten Variante ein Schlag gegen die Kampfgruppe in Ostpreußen vorgesehen. Das heißt, geplant waren Angriffoperationen mit dem Ziel, den Kampf auf das Territorium des Gegners zu tragen. Aus dem bisher Gesagten lässt sich schließen, dass der im Oktober 1940 verabschiedete Einsatzplan für den Kriegsfall, der ein rechtmäßige Grundlage hatte, folgenden Handlungsabläufe vorsah: Im Falle, dass der Gegner Kampfhandlungen(in Form von kleineren Grenzgefechten oder gar Teilangriffen) aufnimmt, zunächst die Grenzen verteidigen, um den Aufmarsch der Truppen nicht zu gefährden und dann in bestimmten Richtungen angreifen.
Sollte diese möglicherweise eintretende Zwischenstufe nicht eintreten und der Aufmarsch rechtzeitig abgeschlossen werden,ist ein sofortiger Übergang zur offensiven Operation nach den Vorlagen der damals vorherrschenden "Tiefe Angriffsoperation"-Doktrin unverzichtbar!



Marschall Timoschenko und Armeegeneral Schukow:
Erwägungen für den strategischen Aufmarsch der Streitkräfte der Sowjetunion für den Fall eines Krieges mit Deutschland und seinen Verbündeten

(15. Mai 1941)

Am 15 Mai 1941 legten die beiden höchsten Sowjetmilitärs Marschall S. Timoschenko, Verteidigungskommissar der UdSSR und Armeegeneral G. Schukow, der Chef des sowjetischen Generalstabes ihrem Diktator den Plan mit der Überschrift „Erwägung für den strategischen Aufmarsch der Streitkräfte der Sowjetunion für den Fall eines Krieg mit Deutschland und seinen Verbündeten“ vor, der einen Angriff auf das Deutsche Reich vorsah. Die Hauptkräfte des deutschen Heeres, konzentriert an der sowjetischen Westgrenze, sollen östlich der Weichsel bei Lublin eingekesselt und vernichtet werden. Der Hauptschlag führt in Richtung Krakau-Kattowitz. Zum Einsatz kommen ca. 256 Sowjetdivisionen, verteilt auf vier Heeresgruppen ("Fronten"). Gefordert wird im Memorandum die geheime Mobilmachung, die Heranführung von Armeen aus Westsibirien und dem Fernen Osten sowie die Ankurbelung einer totalen Kriegswirtschaft. Der Entwurf dieser Denkschrift vom 15. Mai 1941 stammt von Verteidigungsminister Semjon Timoschenko und Generalstabschef Georgij Schukow, doch fehlt auf dem Dokument ihre eigenhändige Unterschrift, allerdings tragt es die Paraphe von Stalin ("J. St."). Die einige Jahre vertretene These, wonach Stalin den letzten Aufmarschplan am 15. Mai 1941 zwar zur Kenntnis genommen, ihn aber abgelehnt habe, kann nicht mehr aufrechterhalten werden. Zum Ersten steht fest, dass Stalin dieses Dokument mit seinem Monogramm abgezeichnet hat. dies bestätigt nicht nur Generaloberst Volkogonov, der Stalin-Biograph, im Juni 1990, sondern auch zwei russische Autoren räumten Anfang 1995 das Faktum der Monogrammierung ein. Nach der sowjetischen Staatspraxis bedeutete dies mehr als eine bloße Kenntnisnahme, nämlich eine Bestätigung. Zum Zweiten spricht für die Übereinstimmung Stalins mit seinen führenden Militärs der tatsächlich vollzogene Aufmarsch der Roten Armee, der im Großen und Ganzen gemäß dem letztgültigen Konzept durchgeführt worden ist, jedoch auf Grund des Zeitdrucks keinen Abschluss gefunden hat.

In Schukows Plan ist nicht von einem "Präventivkrieg" gegen Deutschland die Rede. Es waren die Herausgeber, die diese Überschrift darüber gesetzt haben!
Dieser Plan ist außerdem kein "Präventivkriegsplan“, weil er in einer engen Tradition mit den anderen sowjetischen Generalstabsplänen steht, die im Jahre 1940 und im Frühjahr 1941 angefertigt wurden. Neben diesen Punkten sollte man sich noch die Überschrift anschauen, in der nichts von Präventivkrieg steht, sondern genau dasselbe wie über allen anderen vergleichbaren Texten:

"Überlegungen für den strategischen Aufmarschplan der Streitkräfte der Sowjetunion"

Der Plan vom 18.9.1940 enthält nur die zwei Alternativen: Entweder "im ersten Kriegsstadium in Richtung Lublin, Krakau und Breslau" vorstoßen und Deutschland zu erreichen oder die deutschen Streitkräfte "innerhalb der Grenzen von Ostpreußen" zu vernichten. Beide Ideen gehen also offensichtlich von einem Erstschlag der Roten Armee aus, denn ein Grenzübertritt deutscher Truppen wird gar nicht in Erwägung gezogen und nur mit einem überfallartigen russischen Angriff war "im ersten Stadium des Krieges" Breslau zu erreichen. Von einer "reaktiven Verteidigungsstrategie" kann keine Rede sein. Der Plan fährt fort, dass "der endgültige Entschluss zum Aufmarsch ... von derjenigen politischen Lage abhängen wird, die sich zu Beginn des Krieges entwickelt."

Hier setzt nun Schukow am 15. Mai 1941 ein, denn was er vorlegt, ist nichts anderes als eine Entscheidung für eine leicht abgewandelte Variante 1, den Vorstoß im Süden auf "Lodz, Kreuzburg, Oppeln und Olmütz" bis zum 30. Tag der Operationen, also bis nach Oberschlesien und Böhmen. Das ist keine Improvisation, sondern nur eine Aktualisierung und Beschleunigung eines seit Monaten vorliegenden Offensivplans, weil die deutsche Armee dem ursprünglichen Plan zuvorzukommen drohte.

Die Meinung, dass der „Schukowplan“ ein Folge auf den deutschen Aufmarsch und nicht etwa umgekehrt war, ist deshalb nicht richtig, weil man dann vergessen haben muss, dass diesem Plan drei weitere Vorrausgehen, zu deren Entstehungszeiten weder deutsche Aufmärsche noch Angriffsabsichten bekannt waren, d.h. die Entstehung dieser Pläne entstanden nicht aus dem Grund einer akuten Bedrohung! Schließlich ist es unbestreitbar, dass die Sowjets mit Ihrem Aufmarsch zuerst begannen und die Deutschen lediglich darauf defensiv reagierten.

Besonders interessant an diesem Plan ist folgendes:
„Wenn man in Betracht zieht, dass Deutschland sein Heer mit eingerichteten Rückwärtigen Diensten mobil gemacht hält, so kann es uns beim Aufmarsch zuvorkommen und einen Überraschungsschlag führen. Um dies zu verhindern und die deutsche Armee zu zerschlagen, erachte ich es für notwendig, dem deutschen Kommando unter keinen Umständen die Initiative zu überlassen, dem Gegner beim Aufmarsch zuvorzukommen und das deutsche Herr dann anzugreifen, wenn es sich im Aufmarschstadium befindet, noch keine Front aufbauen und das Gefecht der verbundenen Waffen noch nicht organisieren kann“.
(Zitat aus dem „Schukowplan“)

Deshalb soll der Aufmarsch jetzt beschleunigt und baldmöglichst angegriffen werden. Es erhebt sich deshalb die Frage, welcher Natur der ursprünglich geplante russische Aufmarsch war. Die Frage ist leicht zu beantworten, wenn man dazu in der operativen Planung der Führung der Roten Armee vom 18.9.1940 nachließt:

"Die Hauptkräfte der Roten Armee im Westen können - abhängig von der jeweiligen Lage - entfaltet werden entweder: Südlich von Brest-Litowsk, um mit einem machtvollen Schlag in Richtung auf Lublin und Krakau und weiter auf Breslau (!) bereits im ersten Kriegsstadium

Deutschland von den Balkan-Staaten abzuschneiden, es so seiner wichtigsten wirtschaftlichen Basis zu berauben und einen entscheidenden Einfluss auf die Balkanstaaten in der Frage ihrer Teilnahme am Krieg auszuüben; oder nördlich von Brest-Litowsk mit dem Auftrag, die Hauptstreitkräfte des deutschen Heeres innerhalb (!) der Grenzen von Ostpreußen zu zerschlagen und letzteres in Besitz zu nehmen"

Das ist alles, von Verteidigung ist nirgendwo die Rede. Es wird davon ausgegangen, die deutsche Armee entweder bis Breslau zu treiben oder in Ostpreußen zu zerschlagen, also ausschließlich offensiv zu sein. Diesem Szenario drohte der deutsche Aufmarsch zuvorzukommen, der sich aus dieser Perspektive als reine Präventivaktion erkennen lässt, wie es Schukow ja selbst formuliert hat.

Jeder aufmerksame Leser muss bemerkt haben, dass, wenn der sowjetische Generalstab befürchtete, die Deutschen könnten der Roten Armee "zuvorkommen", dann musste auf der russischen Seite bereits etwas begonnen haben, dem die Deutschen überhaupt erst zuvorkommen vermochten!



4. Teil: Die Gründe für die sowjetischen Anfangsniederlagen und die großen Erfolge der deutschen Wehrmacht: Die Unfertigkeit des sowjetischen Aufmarsches

Was sowjetische Militärs, Historiker, Politiker und Publizisten gewöhnlich meinten, wenn sie die von ihnen stereotyp kolportierte Version verbreiteten, dass die Rote Armee im Juni 1941 noch nicht »voll auf den Krieg vorbereitet« gewesen sei, brachte bereits die Sowjetzeitschrift »Die sowjetischen Streitkräfte« 1978 auf die Formel: Nicht ausreichend vorbereitet seien im Juni 1941 gewesen: (Die) »Vorbereitung von Ausgangsstellungen für einen Angriff. (Die) Anlage von Kolonnenmarschbewegungen ... (die) Maßnahmen zur Räumung von Sperren ... (die) Organisation des Zusammenwirkens von Infanterie und in den Sturmgruppen (und die) Vorkehrungen für gewaltsame Flussüberquerungen.« Der deutsche Angriff stieß mitten in die sowjetischen Angriffsvorbereitungen hinein, die spätestens Mitte Juli 1941 abgeschlossen sein sollten. Er vereitelte nicht nur ihre Vollendung, sondern zwang der UdSSR zugleich auch das Dilemma auf, zu der Zeit über eine Offensivarmee zu verfügen, die auf die Verteidigung nahezu gar nicht vorbereitet war. Am 22. Juni 1941 standen beispielsweise die sowjetischen Kriegsflugzeuge, die für den Offensivaufmarsch der Roten Armee zunächst bereitgestellt worden waren, nicht auf Horsten in rückwärtigen Gebieten der UdSSR, was im Falle von Verteidigungsabsichten selbstverständlich gewesen wäre, sondern - wie zum Appell - Tragfläche an Tragfläche auf Flugfeldern und an deren Rändern in der Nahe der Grenze. So war es möglich, bereits am ersten Tag des Krieges Aufklärer, Bomber und Jagdflugzeuge zu Hunderten am Boden - allein durch den Einsatz von 2-kg-Splitterbomben - zu zerstören.
Entsprechend verhielt es sich mit den gewaltigen Mengen von Treib- und Schmierstoffen, Munitionsvorräten, Waffen aller Art, Eisenbahnschienen, Baumaterialien und Kohle, Pferden, Pferdewagen, Autos und Motorrädern, die in Grenznähe sowohl der deutschen Artillerie als auch der Luftwaffe leicht zerstörbare Ziele boten. Weder die Infanterie noch die Panzer und die Artillerie hatten sich für den Verteidigungsfall eingegraben. Zusätzliche Eisenbahnlinien oder auch nur Schienenstrange für mögliche Rücktransporte in die Tiefe der UdSSR gab es nicht.
Von dem im Juni 1941 insgesamt rund 6700 Kilometern Schienenwegen waren lediglich 2008 Kilometer zweispurig angelegt, was Eisenbahntransporte außerordentlich erschwerte, wie es sich beim Aufmarsch drastisch erwies. Brücken, die zum eigenen Angriff genutzt werden konnten, waren nicht gesprengt worden, so dass sie den Deutschen unversehrt in die Hände fielen und ihren Vormarsch erleichterten. Die sowjetische Führung war davon ausgegangen, sie für ihre Offensive zu benötigen. Darüber hinaus waren die ursprünglich für Verteidigungszwecke angelegten Minenfelder seit dem 20. Juni ebenso geräumt worden, wie die in Brücken, Bahnhofsanlagen und anderen wichtigen Gebäuden eingebauten Sprengladungen entfernt worden waren. Tausende Kilometer Stacheldrahtverhaue, die einen angreifenden Feind behindern sollten, existierten am 22. Juni nicht mehr, weil sie eine eigene Offensive erschwert hatten.
Der entscheidenste Nachteil für die Rote Armee war, dass sie am 22.Juni 1941 ihren Aufmarsch noch nicht beendet hatte, d.h. dass die Einheiten sich noch nicht in ihren Konzentrations- und Entfaltungsräumen, sondern auf dem Marsch oder Transport befanden und außerdem häufig nicht ihre volle gefechtsmäßige Ausstattung besaßen. Sie waren deshalb bei einem Überraschungsangriff äußerst verletzlich, was sich in den ersten Kriegstagen in dramatischer Weise zeigen sollte.

5. Teil: Deutsche Erkenntnisse über den sowjetischen Aufmarsch und russische Angriffsabsichten

"Am nächsten Tag erbat ich eine kurze Besprechung beim Führer, in der Absicht, ihn selbst nach seinen Gründen für die bedrohliche Beurteilung der Lage Rußland gegenüber zu fragen. Er sagte, zusammengefaßt, daß er die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung (zwischen den) ... extrem entgegengesetzten Weltanschauungen schon immer im Auge gehabt habe, daß er an ein Ausweichen nicht glaube und daß es dann schon besser sei, er nehme diese gewiß schwere Aufgabe auf sich, als sie seinem Nachfolger zu überlassen. Im übrigen glaube er Anzeichen zu haben, daß Rußland sich auf einen Krieg gegen uns vorbereite, da es doch die Vereinbarungen betr. Baltikum und Besserabien während unserer Bindung im Westen erheblich überschritten habe usw. Er wolle aber einstweilen ja nur Vorsichtsmaßregeln, um nicht überrascht zu werden und werde Entschlüsse nicht eher fassen, als bis er sein Mißtrauen als gerechtfertigt erkenne." (Zit n. Keitel, Erinnerungen, S. 242 f. Zeitpunkt: während des Abtransports der ersten deutschen Einheiten aus Frankreich.)

Die Einschätzung der deutschen Armeeführung in Bezug auf die russischen Truppenstationierungen vor der rumänischen Grenze lauteten im Winter 1940 so:
"Die russische Kräfteverteilung lasse eine Massierung in Südbesserabien und in der Bukowina erkennen. Demzufolge müsse bei einem Vorstoß über Galatz nach Westen, um die Moldau-Provinz abzuschneiden, und mit einem Vorstoß aus der Bukowina in südostwärtiger Richtung, um die Pruth-Front aufzurollen, gerechnet werden."

Aus den Lageberichte des Oberkommando des Heeres konnte man besorgniserregende Maßnahmen in der UdSSR erkennen. Das OKW hat im Gegensatz zum OKH diese Maßnahmen richtig gedeutet und kam zum Schluss, dass ein Präventivkrieg nun nötig sei:

Lagebericht Nr.1 vom 15.3.1941:
"Seit der erkennbaren Verstärkung unserer Kräfte im Osten wurden folgende russische Maßnahmen festgestellt und bestätigt:
1. Durchführung einer Teil-Mobilmachung, im Zuge derer wahrscheinlich 4 Jahrgänge einberufen werden. Die Maßnahme ist zahlenmäßig nicht zu übersehen, da die Rote Armee seit 1 1/2 Jahren teilmobil ist...
2. Truppenverlegungen aller Waffen aus dem Mil.Bezirk Moskau in Richtung Minsk-Smolensk sowie Marschbewegungen im Baltikum und in Richtung auf die deutsche Grenzen zeigen, dass die russischen Truppen z.Zt an die Westgrenze aufschließen.
3. In größeren Städten finden Probe-Fliegeralarme und Verdunkelungsübungen statt; darüber hinaus ist für einzelne Städte völlige Verdunklung angeordnet.
4. Die "Kriegspsychose" wächst. Die öffentliche Meinung spricht häufig, teils überheblich, teils sorgenvoll, vom bevorstehenden Kriege.
Offiziersfamilien der grenznahen Gebiete wurden ins Landesinnere abgeschoben
.
Bewertung: Teilmobilmachung und Aufschließen russischer Truppen zur Grenze ist Defensiv-Maßnahme und dient lediglich zur Verstärkung der Grenzsicherung."

Während der Lagebericht die sowjetischen Maßnahmen noch als „defensiv“ bewertet, was letzten Endes aber das OKW und die politische Führung des Deutschen Reiches beurteilte und nicht das OKH, wird im Lagebericht Nr. 2 vom 20.März 1941 deutlicher von einem baldigen Ausbruch eines Krieges gesprochen:

Lagebericht Nr.2 vom 20.März 1941
1. Im Baltikum laufen seit dem 10.3 allnächtlich Bahntransporte (8 bis 12 Züge)mit Infanterie und Panzern in Richtung Litauen, meist über Riga...
2. Vor der Mitte der Ostfront (zwischen Grodno und Wlodawa)sind nach unbestätigten ersten Nachrichten neu aufgetreten(bis zu einer Tiefe von 250 km):
4 Gen.Kdos.
5 Div.
1 mot.mech Brig. Bestätigung fehlt.
3. Vor der Südfront (zwischen Wlodawa und Schwarzem Meer) sind nach unbestätigten ersten Nachrichten neu aufgetreten (bis zu einer Tiefe von 250 km):
4 Gen.Kdos. (Masse davon zwischen Lemberg und Czernotwitz)
7 Div. (Masse davon zwischen Lemberg und Czernotwitz)
5.mot. mech. Brig. (Masse davon zwischen Lemberg und Czernotwitz)
...
(Masse davon zwischen Lemberg und Czernowitz)
4. Nach unbestätigten Nachrichten hat sich Marschall Timoschenko am 15.3 zu Besprechung beim Stabe des Besonderen Baltischen Mil.Bezirks aufgehalten.
Am 14. und 15.3 sollen bei Rigaer Truppenteilen Belehrungen stattgefunden haben, in deren Verlauf die Politischen Leiter wiederum offen geäußert haben sollen, dass es zu einem Krieg gegen Deutschland kommen wird.

Lagebericht Nr.5 vom 13.6.1941:
2."Seit 20.5. sind im Wesentlichen folgende Veränderungen eingetreten: Die Gesamtstärke der Roten Armee im europäischen Teil der UdSSR hat sich(...)auf 150 Schützendivisionen - 25 1/2 Kavalleriedivisionen - 7 Panzerdivisionen - 38 mot.-mech. Panzerbrigaden erhöht!(…)
5. Stimmung. Beim Unterricht und bei Vorträgen innerhalb der Truppe wird diese auf die Möglichkeit eines Krieges gegen Deutschland vorbereitet. Die Stimmung der Truppe in den baltischen Ländern hat angeblich trotz erhöhter Propaganda außerordentlich nachgelassen…
8.Starke bewegliche Gruppen in Südbessarabien und um Czernowitz unmittelbar an der Grenze in Verbindung mit Meldungen über weiteres Aufschließen an der unteren Pruth und Bereitstellung von Übersetzmaterial lassen örtliche Offensivvorstöße der Russen nicht unmöglich erscheinen(...)Im übrigen ist jedoch nach wie vor im großen gesehen, defensives Verhalten zu erwarten."

Das AOK 18 hatte bereits am 13.März an Fremde Heere Ost gemeldet, es lägen Berichte von Rückwanderern aus Lettland über große Manöver im Baltischen Militärbezirk vor; diese Manöver, so die Berichte weiter, dienten zur Tarnung eines Aufmarsches gegen Deutschland, nach dessen Vollendung der Krieg ausbrechen würde.

Am 4.April musste Fremde Heere Ost gegenüber Generaloberst Halder zugeben, die Stärke des russischen Heeres im europäischen Teil der Sowjetunion unterschätzt zu haben(Was bis zum 22.6.1941 mehrmals zugegeben wurde);Halder bemerkte dazu, dass die Japaner und Finnen dies schon immer behauptet hätten. Die Gesamtzahl der Verbände wurde jetzt auf 171 Schützendivisionen, 36 Kavalleriedivisionen und 40 mot. mech. Brigaden geschätzt.

Die sowjetischen Truppenkonzentrationen fingen an, dem Generalstabschef des Heeres Kopfzerbrechen zu bereiten; am 6. April notierte er:" Russisch Gliederung: Auffallend die Zusammendrängung, in der Ukraine. Ein Angriff gegen Ungarn und die Bukowina wäre nicht unmöglich. Ich halte sie aber für völlig unwahrscheinlich".

Halder war sich aber mit seinem Urteil keineswegs sicher, denn am folgenden Tag schrieb er:" Die russische Gliederung gibt zu Gedanken Anlass: Wenn man sich von dem Schlagwort freimacht, der Russe will Frieden und wird nicht von sich aus angreifen, dann muss man zugeben, dass die russische Gliederung sehr wohl einen raschen Übergang zum Angriff ermöglicht, der uns außerordentlich unbequem werden könnte.


Bericht derselben Stelle von Mitte Mai:

2.(...) Vor der Südfont, besonders in Bessarabien ... einzelne Truppenteile näher an die Grenze herangeschoben, bei Czernowitz und Lemberg Fallschirmeinheiten festgestellt. An der Karparthenfront Funktätigkeit zugenommen. Vor der Mitte der Ostfront weitere Verstärkung westlich der Linie Grodno-Bialystok. Vor der Nordfront Heranschieben von Kräften ... in den Memelbogen.
Ferner Osten: nach japanischen Nachrichten Mitte März -Ende April 20-30 Züge mit Material ( Panzer , Kampfwagen , Kfz. , Geschütze ) nach Westen .
3. Einberufungen: Vorzeitige Einziehung des Rekrutenjahrgangs 1941. Gesamtzahl der schon mehrere Wochen andauernden Einberufungen wird z.zt. auf mindestens 500.000 Mann geschätzt. Durch dieses Verfahren ist u.U. eine öffentliche Gesamtmobilmachung nicht erforderlich.
4. Umfangreiche Materialtransporte von Innerrußland nach dem Westen .
5. Grenzschutz: Die Grenzüberwachung ist an vielen Stellen verstärkt und verschärft worden.
6. Räumungsvorbereitungen: Die Räumung der 800m-Zone v.d. Zivilbevölkerung ist überall erfolgt. An der Ungarischen Grenze soll eine Zone von 15Km geräumt und um Bialystok die Bevölkerung dt.Abstammung nach Innerrußland gebracht werden. Aus Bessarabien und Nordbukowina Vorbereitungen zur Verlegung von Fabriken und Getreidevorräten nach Osten gemeldet.
7. Stimmung: Im gesamten Grenzgebiet laufen Gerüchte um, untere Parteidienststellen und politische Kommissare reden selbstüberheblich vom bevorstehenden Krieg mit Deutschland.
(…)

Schon im März 1941, als sich die Nachrichten über eine starke Truppenverdichtung im Baltikum mehrten und von lettischen Offizieren, so von Oberst Pitis und Oberst Carlson, Äußerungen vorlagen, es würden große Manöver in der Nähe der deutschen Grenze stattfinden und der Krieg mit Deutschland würde anschließend beginnen, wurde erstmals ein "Überfall auf das Memelgebiet" nicht mehr "völlig für ausgeschlossen" sondern "für möglich gehalten". Der Chef der Generalstabes der 18.Armee gab vorbeugend befehl zum "Halten des Brückenkopfes von Tilsit", und er ließ dem 26 Armeekorps eine entsprechende Warnung zukommen. "Es ist möglich, dass der Russe wenigstens in begrenztem Ausmaße den Kampf durch Angriffe erörtert", so auch das Oberkommando der 16.Armee am 1.Mai und ähnlich das Kommando der Panzergruppe 3 am 30.Mai 1941:"Die schnellen russischen Verbände in unmittelbarer Grenznähe lassen es nicht unmöglich erscheinen, dass der Russe in eine deutsche Bereitstellung hineinstoßen will"

Feindbeurteilung vom 20.5.1941:
"Die Rote Armee steht mit der Masse der Verbände des europäischen Teils der UdSSR, d.h. mit rund 130 Schützendivisionen - 21 Kavalleriedivisionen - 5 Panzerdivisionen - 36 mot.-mech. Panzerbrigaden entlang der Westgrenze von Czernowitz bis Murmansk...Die Tatsache, dass bisher weit günstigere Gelegenheiten eines Präventivkrieges (schwache Kräfte im Osten, Balkankrieg) von der UdSSR nicht ausgenutzt wurden, ferner das gerade in letzter Zeit fühlbare politische Entgegenkommen und festzustellende Bestreben der Vermeidung möglicher Reibungspunkte lassen eine Angriffsabsicht unwahrscheinlich erscheinen... Grenznahe, zähe Verteidigung, verbunden mit Teilangriffen zu Beginn des Krieges und während der Operationen als Gegenangriffe gegen den durchgebrochenen Feind...erscheint aufgrund der politischen Verhältnisse und des bisher erkennbaren Aufmarsches am wahrscheinlichsten."

Das Oberkommando des Heeres hat den Aufmarsch und die Stärke der Roten Armee unterschätzt. Diese Fehleinschätzung kam aufgrund mangelhafter Vorbereitung und der fehlenden Möglichkeiten, tief in das Sowjetreich Einblick zu bekommen von Fremde Heere Ost zustande, die nur anfangs nur spärliche Informationen zur Verfügung stellen konnten! Das erhebliche Fehleinschätzungen gemacht wurden, sieht man daran, dass dem Verfasser wohl die Spannungen zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion wegen des Jugoslawien-Konfliktes scheinbar unbekannt waren. Weiter ist zu bemerken, dass der Verfasser scheinbar keine Ahnung hatte, seit wann der sowjetische Aufmarsch schon ablief und wie lange er noch andauern würde. Das erklärt nämlich, wieso die Sowjets die „weit günstigere Gelegenheiten eines Präventivkrieges“ nicht genutzt haben: Sie waren dazu nicht in der Lage, weil ihr Aufmarsch noch nicht abgeschlossen war!

Das Oberkommando der Wehrmacht hingegen - und dies vielleicht auch bedingt durch seinen weiteren Gesichtskreis - hatte aus den Aufklärungsergebnissen im Frühjahr wesentlich ernstere Schlüsse gezogen als das konkurrierende Oberkommando des Heeres. So richteten der Chef des Wehrmachtsführungsstabes des OKW, General der Artillerie Jodl, und der Chef des OKW, Generalfeldmarschall Keitel, zwischen April und Juni mehrere Schreiben an das Auswärtige Amt und an die Reichsregierung, in denen sie mit wachsender Besorgnis, endlich in fast beschwörendem Ton und mit "stärkstem Nachdruck"darauf aufmerksam, dass Sowjetrussland "den gewaltigsten militärischen Aufmarsch seiner Geschichte gegen Deutschland" vollziehe und "jeden Augenblick eine ungeheure sowjetische Truppenmacht"nach Westen in Bewegung setzten könne.

Mochten die Aufklärungsergebnisse auf deutscher Seite auch noch mangelhaft sein, in den Lagemitteilungen des OKW fügten sie sich dennoch zu einem Gesamtbild von schon bedrohlichem Ausmaß zusammen.

Nach Erkenntnissen des OKW hatte "die sowjetische Heeresleitung alle ihr zur Verfügung stehenden Aufklärungsmittel systematisch"in den Dienst der Offensivplanung gestellt. Dazu gehörte auch der "planmäßige Einsatz der Luftwaffe der UdSSR über dem Hoheitsgebiet des Reiches", die "fast täglich einlaufenden Meldungen über weitere Grenzverletzungen sowjetische Flugzeuge","bewusste Provokationen" und ebenso gehörte dazu die planmäßige Terrainaufnahme und Ausspähung des deutschen Gebietes durch sowjetische Militärkommisionen,"teilweise durch höchste Offiziere mit großen Stäben", auf die auch Viktor Suworov als untrügliches Kenntzeichen der bevorstehenden Offensive aufmerksam machte.


Das immer nährere Heranschieben der sowjetischen Verbände, und zwar auf der ganzen Frontlinie vom Baltikum bis Südbessarbien, wurde vom OKW als "schwere Bedrohung"empfunden und dennoch in seinem tatsächlichen Ausmaß noch weit unterschätzt.Beunruhigend - und dies, wie wir heute wissen, zu vollem Recht, wirkte zugleich der vom OKW konstatierte rasche Fortgang des Ausbaues der Bodenorganisationen und der Belegung "grenznaher Flugplätze mit starken Verbänden der Luftwaffe", wurden diese Maßnahmen doch richtig als "Vorbereitung weitreichender Bombenangriffe starker Kampffliegerverbände auf das Deutsche Reich"gedeutet, und dies um so mehr, als zahlreiche Äußerungen führender sowjetischer Offiziere bekannt geworden waren, die "offen von einer baldigen russischen Offensive sprachen".

Anders als das OKH hatte das OKW im Rahmen seiner begrenzten Möglichkeiten also durchaus zutreffende Folgerungen gezogen. An kaum einer Stelle der Schreiben Keitels oder Jodls lässt sich eine sachliche Übertreibung finden, eher wird die Gefahr aus Unkenntniss noch verkleinert. Denn in Wahrheit standen die Offensivvorbereitungen des Generalstabes der Roten Armee, wie wir heute wissen, nicht mehr allzu weit vor der Vollendung.

Ein Brief von OKW Chef Keitel an Ribbentrop vom 11.Mai 1941:
"Das Oberkommando der Wehrmacht ist durch diese Tatsachen mit dem Auswärtigen Amt laufend mitgeteilter Grenzverletzungen sowjetrussischer Flugzeuge und Soldaten zu der Überzeugung gekommen, dass dieses, einer Mobilmachung praktisch gleichkommende Maß des sowjetrussischen Aufmarsches an der deutschen Ostgrenze nur noch als Vorbereitung für sowjetische Offensivmaßnahmen größten Umfanges gedeutet werden kann. Die Gefahr eines bewaffneten Konflikts rückt daher in bedrohliche Nähe. Der annähernd abgeschlossene Aufmarsch ihrer Wehrmacht ermöglicht der sowjetischen Staatsführung dabei die freie Wahl des Angriffsbeginns. Entsprechende deutsche Gegenmaßnahmen werden nunmehr unumgänglich."

Der Chef der OKW, Keitel, schrieb, bei Kriegsausbruch Anfang September 1939 habe man 77 sowjetische Schützendivisionen im europäischen Russland festgestellt, davon nur wenig mehr als die Hälfte im westrussischen Grenzraum. Nach Beendigung des Polenfeldzuges hätte sich die Zahl der erfassten russischen Divisionen auf 114 erhöht; trotz der Einstellung der Kämpfe stieg in den folgenden Monaten die Zahl auf 121. „Seit Beginn dieses Jahres [1941] aber liefen beim Oberkommando der Wehrmacht von allen Teilen der Grenze Meldungen ein, die in ihrer Gesamtauswertung das Bild einer umfassenden russischen Truppenkonzentration an der westdeutschen Ostgrenze ergaben. Unter rücksichtslosem Abtransport von Schützen-, mot.- und Pz.-Divisionen aus dem asiatischen Raum und Kaukasien – besonders nach dem russisch-japanischen Nichtangriffspakt – erhöhte sich die Zahl allein der festgestellten Schützendivisionen im europäischen Russland auf 143. Davon befanden sich 119 Divisionen im deutsch-russischen Grenzraum. Bei den Pz.-Brigaden und Pz.-Divisionen ist diese wachsende Schwerpunktbildung noch erheblich ausgesprochener. Seit Jahresbeginn befinden sich sämtliche überhaupt festgestellten mot.- und Pz.-Einheiten in Westrussland. Hinzu kommen weitere Kav.-Divisionen und mehrere Fallschirm-Bataillone! Eine gleiche Entwicklung ist auch bei der russischen Luftwaffe zu erkennen. Mit der ständig zunehmenden Anhäufung leichter Fliegerverbände zur Unterstützung des Heeres lässt der rasche Fortgang des Ausbaues der Bodenorganisation in Grenznähe die Vorbereitung weitreichender Bombenangriffe starker Kampffliegereinheiten in das Deutsche Reich hinein erkennen. Weiterhin weist das Oberkommando der Wehrmacht erneut auf die wiederholten Äußerungen höherer sowjetrussischer Offiziere hin, die bei Planspielen und Truppenübungen offen von einer baldigen russischen Offensive sprachen. Das Oberkommando der Wehrmacht ist durch diese Tatsachen… zu der Überzeugung gekommen, dass dieses, einer Mobilmachung praktisch gleichkommende Maß des russischen Aufmarsches an der deutschen Ostgrenze nur noch als Vorbereitung für russische Offensivmaßnahmen größten Umfangs gedeutet werden kann. Die Gefahr eines bewaffneten Konflikts rückt daher in bedrohliche Nähe.

Am 13. Juni 1941 meldet das Kriegstagebuch des OKW den Fortgang dieser russischen Truppenstationierungen:"Moskau: Umfangreiche Eisenbahntransporte von Rußland nach Baltikum. Russischer Marine-Attache Berlin bestätigt, daß Lieferungen für Kreuzer L in nächster Zeit in Rückstand bleiben würden. In Rußland wachsende Unruhe."
9. Juni 1941 im Kriegstagebuch des OKW: "Vortrag LIL über Aufmarsch russischer Luftwaffe auf Grund von Bildern und Funkerkundung. In Grenzbezirken ca. 4000 Flieger, weiter rückwärts noch 1100 Flieger."

18. Juni 1941: Hitler an Rumäniens Staatschef Antonescu:
"Das Verhalten Rußlands, vor allem seine täglich zunehmenden Angriffsvorbereitungen, zwingen mich, in Kürze die Wehrmacht zur endgültigen Beseitigung dieser Bedrohung Europas einzusetzen."
Was Hitler hier an einen fremden Staatschef schrieb, trieb ihn auch intern um, so am 19. Juni 1941:"Interne Besprechung: Botschafter Ritter 10.00 Uhr. Führer hat gestern Reichsaußenminister beauftragt, zu der Meldung OKW an Ausw. Amt letzten Appell zu liefern bis heute abend. (Bedrohlichkeit des russischen Aufmarsches läßt weiteres Zögern nicht zu.)"

Auch hier soll nicht verschwiegen werden, daß nicht alle Anwesenden so überzeugt waren. Heinz Guderian etwa schrieb später: "Seine eingehenden Darlegungen über die Gründe, die ihn zum Präventivkrieg gegen Rußland geführt hatten, waren nicht überzeugend. Die Spannungen infolge der Eroberung des Balkans durch die Deutschen, die Einmischung der Russen in Finnland, die Besetzung der baltischen Randstaaten vermochten ebensowenig einen so schwerwiegenden Entschluß zu rechtfertigen, wie die ideologischen Gründe der nationalsozialistischen Parteilehre und gewisse militärische Nachrichten über Angriffsvorbereitungen russischerseits." (Zit. n. Guderian, Erinnerungen, S. 136)

Aber auch Guderian erwähnt also die russischen Angriffsvorbereitungen, und bestätigt im übrigen in Stichpunkten den ausführlicheren Bericht Kesselrings.
Am 14. Juni 1941 folgte dann die politische Rede Hitlers vor der Generalität, mit der er den Angriff begründete. Nach Erinnerung von Kesselring sagte er folgendes, wobei er besonders die gerade gemeldete Stationierung der großen Zahl russischer Flieger an der Grenze betonte:
"Hitler erklärte ... daß der Ostfeldzug unvermeidlich sei, daß jetzt angegriffen werden müsse, wenn man sich einem russischen Angriff zur Unzeit entziehen wolle. Dabei wurden nochmals die Punkte in Erinnerung gebracht, die eine Freundschaft zwischen Rußland und Deutschland auf die Dauer unwahrscheinlich erscheinen ließen, die nicht wegzuleugnenden ideologischen Gegensätze, die auf beiden Seiten beiseite geschoben, aber nicht beseitigt waren, die mobilmachungsartigen Maßnahmen an der Ostseeküste und der russischen Westgrenze, zunehmend aggressives Verhalten russischer Soldaten gegen die Bevölkerung in den Randgebieten, Kräfteverschiebungen in den grenznahen Raum, verstärkter und beschleunigter Aufbau der russischen Rüstungsindustrie usw. ... Die Dislokation der russischen Truppen mit starken Massierungen in der Mitte - davon allein im vorspringenden Bogen von Bialystok rund 50 Großverbände - ließ sowohl auf Angriffs- wie auf Verteidigungsabsichten schließen. Die im grenznahen Raum festgestellte Flieger-Bodenorganisation und ihre Belegung hatte dagegen einen ausgesprochen offensiven Charakter, sie enttarnte damit auch die russischen Heeresabsichten. Die These Hitlers, daß der Russe uns im ersten, ihm günstig erscheinenden Augenblick angreifen würde, hielt ich für indiskutabel richtig." (zit. n. Kesselring, Soldat, S. 113
 

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Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Panzerlexikon schrieb:
Hallo, liebe Forumsgemeinde
Ich bin durch Zufall auf diese Seite gestoßen und habe dabei diesen Thread entdeckt.

Hallo Panzerlexikon.

Insofern du diesen Thread gelesen hast, sollte dir eigentlich aufgefallen sein, dass es hier nicht um eine "friedliebende und unvorbereitete Sowjetunion“ geht, wie du es versuchst darzustellen.

Ganz im Gegenteil wurde herausgearbeitet, dass die sowjetische Militärpolitik durchaus als aggressiv einzuschätzen ist, für Hitlers Angriffskrieg jedoch eine direkte Bedrohung durch die Sowjetunion keine entscheidende Rolle spielte. Deine Ausführungen bestärken noch einmal das Erstgenannte, ohne das Zweitgenannte anzutasten.


Diese beiden Links sind die besten dazu, vor allem Scheil, der die wichtigsten und gröbsten fehler von Benz, den hier einige Zitierten aufdeckt und seine Meinung mehr oder weniger ad absurdum führt. Zur Information: Scheil hat mit Benz eine längere Diskussion über diese These geführt!

Eine Diskussion zwischen Benz und Scheil beim Nachrichtendienst für Historiker wurde hier bereits mehrfach verlinkt - gegen Ende der Diskussion findet sich ein ganz gutes Fazit, das hier auch schon zitiert wurde:


Sehr geehrte Damen und Herren,

ich beziehe meinen folgenden Beitrag auf die Lektüre des gesamten Threads, ganz besonders der Protagonisten dieses Themas, Benz und Scheil.

Für mich hat die Diskussion zur Präventivkriegsthese diese Erkenntnisse gebracht:

1. Bei den Planungen und Überlegungen Hitlers, Halders, anderer NS- und Wehrmachtsspitzen hat die Angst vor einem evtl. sowjetischen Angriff auf das Deutsche Reich offensichtlich keine Rolle gespielt, und zwar über den gesamtem Zeitraum von Halders Tagebucheintrag über Hitlers Entschluss zum Angriff auf die UdSSR vom Juli 1940, die Station der Festlegung bzw. Führerweisung zum Fall Barbarossa vom Dezember 1940, die Feindbeurteilungen der zuständigen Wehrmachtsstellen (siehe die Akten der Fremde Heere Ost), bis zu Goebbels Tagebucheintrag wenige Tage vor dem deutschen Überfall.
2. Die sowjetische Militärplanung war offensiver angelegt, als von der sowjetischen Historiographie bis 1990 behauptet. Dies betrifft die erheblich gesteigerten Rüstungsanstrengungen, vor allem bei der Panzerproduktion seit 1941, aber auch die konkrete militärische Gliederung im Juni 1941, die auf Gegenangriff und eben nicht tief gestaffelte Abwehr orientiert war. Nicht zu vergessen sind in diesem Zusammenhang verschiedene politisch-ideologische Äußerungen Stalins, die darauf hinauslaufen, es gelte, die kapitalistischen Länder gegeneinander auszuspielen und als letzter militärisch entscheidend aufzutreten. All dies wurde in diesem Forum mit Literatur und Quellenangaben (ebenso wie zu Punkt 1) nachgewiesen.

Daraus folgt:

- Hitlers Angriff auf die UdSSR erfolgte aus Gründen der machtpolitischen, wirtschaftlichen und geostrategischen Expansion. Sie entsprach seiner ideologischen Grundüberzeugung. Behauptungen Hitlers, der NS- und Wehrmachtsspitzen, der Überfall musste präventiv erfolgen, um einem Angriff Stalins zuvorzukommen, dienten nur der propgandistischen Rechtfertigung des eigenen Eroberungskrieges.
- Die sowjetische Militärpolitik ist ihrerseits als aggressiv einzuschätzen. Stalin kalkulierte wohl einen militärischen Zusammenstoß mit dem Deutschen Reich ein, den er als unvermeidlich betrachtete und bis zum vollen Erstarken der UdSSR (betreffs Rüstungsproduktion, Erneuerung der Führung der Roten Armee, Gewinnung von Bündnispartnern) hinauszuzögern trachtete. Anders als bei den Planungen des Deutschen Reichs für das Unternehmen Barbarossa sind für die UdSSR keine konkreten Pläne zum Angriffskrieg gegen Deutschland 1941/42 oder später dokumentiert – kein gering zu erachtender Unterschied.

Verbindliche Grüße
Athanasios Apostolidis
nfh



Obwohl dein Beitrag sehr lang ist, findet sich erstaunlich wenig, was die Motivation der deutschen Führung angeht.
Hierzu ein Kommentar aus der nfh-diskussion (es fehlen leider einige Zeichen):

Im von Martin Bormann verfassten Protokoll einer Besprechung am 16.7.1941, an der Hitler, Lammers, G�ring, Keitel, Rosenberg und Bormann teilnahmen, ist nichts von einer Bedrohungslage durch die Sowjetunion zu finden, dagegen werden die Kriegsziele wie auch die Propagandastrategie �beraus deutlich gemacht.

Das Dokument wurde als L-221 (US-317) beim Internationalen Milit�rtribunal in N�rnberg eingef�hrt und dort teilweise am 21. Verhandlungstag (17.12.1945) verlesen; Faksimiles der ersten drei Seiten sind zu finden im Dokumentationsband der Obersalzberg-Ausstellung: Horst M�ller/Volker Dahm/Hartmut Mehringer (Hg.): Die t�dliche Utopie. S. 393ff.

"Einleitend betonte der F�hrer, er wolle zun�chst einige grunds�tzliche Feststellungen treffen. Verschiedene Massnahmen seien jetzt notwendig; dies bewiese u.a. ein von einer unversch�mten Vichy-Zeitung gebrachter Hinweis, der Krieg gegen die Sowjet-Union sei ein Krieg Europas; er sei also auch f�r ganz Europa zu f�hren. Offenbar wolle diese Vichy-Zeitung mit diesen Hinweisen erreichen, dass die Nutzniesser dieses Krieges nicht allein die Deutschen sein d�rften, sondern dass alle europ�ischen Staaten daraus ihren Nutzen ziehen m�ssten."
(nach dem o.a. Faksimile)

Dass Hitler bereits zu Beginn der Besprechung nicht etwa von einer Bedrohungslage, sondern von einem zu verteilenden Kuchen sprach, an dem sich ungewollte Mitesser bedienen wollten, weist nicht gerade auf gro�e Bef�rchtungen in bezug auf einen sowjetischen Angriff hin.

Und weiter:

"Wesentlich sei es nun, da� wir unsere Zielsetzung nicht vor der
ganzen Welt bekanntg�ben; dies sei auch nicht notwendig, sondern
die Hauptsache sei, da� wir selbst w��ten, was wir wollten.
Keinesfalls sollte durch �berfl�ssige Erkl�rungen unser eigener
Weg erschwert werden. Derartige Erkl�rungen seien �berfl�ssig,
denn soweit unsere Macht reiche, k�nnten wir alles tun, und was
au�erhalb unserer Macht liege, k�nnten wir ohnehin nicht tun.

Die Motivierung unserer Schritte vor der Welt m�sse sich also nach
taktischen Gesichtspunkten richten. Wir m��ten hier genau so
vorgehen, wie in den F�llen Norwegen, Holland, D�nemark und
Belgien.

Auch in diesen F�llen h�tten wir nichts �ber unsere Absichten
gesagt, und wir w�rden dies auch weiterhin klugerweise nicht tun.

Wir werden also wieder betonen, da� wir gezwungen waren, ein
Gebiet zu besetzen, zu ordnen und zu sichern; im Interesse der
Landeseinwohner m��ten wir f�r Ruhe, Ern�hrung, Verkehr usw.
sorgen; deshalb unsere Regelung. Es soll also nicht erkennbar
sein, da� sich damit eine endg�ltige Regelung anbahnt. Alle
notwendigen Ma�nahmen - Erschie�en, Aussiedeln etc. - tun wir
trotzdem und k�nnen wir trotzdem tun.

Wir wollen uns aber nicht irgendwelche Leute vorzeitig und unn�tig
zu Feinden machen. Wir tun also lediglich so, als ob wir ein
Mandat aus�ben wollten. Uns mu� aber dabei klar sein, da� wir aus
diesen Gebieten nie wieder herauskommen.

Demgem�� handelt es sich darum:

1. Nichts f�r die endg�ltige Regelung zu verbauen, sondern diese
unter der Hand vorzubereiten;
2. Wir betonen, da� wir die Bringer der Freiheit w�ren.

Im einzelnen:

Die Krim mu� von allen Fremden ger�umt und deutsch besiedelt werden.

Ebenso wird das alt-�sterreichische Galizien Reichsgebiet. Jetzt
ist unser Verh�ltnis zu Rum�nien gut, aber man wei� nicht, wie
k�nftig zu jeder Zeit unser Verh�ltnis sein wird. Darauf haben wir
uns einzustellen und darnach haben wir unsere Grenzen
einzurichten. Man soll sich nicht vom Wohlwollen Dritter abh�ngig
machen; darnach m�ssen wir unser Verh�ltnis zu Rum�nien
einrichten.

Grunds�tzlich kommt es also darauf an, den riesenhaften Kuchen
handgerecht zu zerlegen, damit wir ihn

erstens beherrschen,
zweitens verwalten, und
drittens ausbeuten k�nnen.

Die Russen haben jetzt einen Befehl zum Partisanen-Krieg hinter
unserer Front gegeben. Dieser Partisanen-Krieg hat auch wieder
seinen Vorteil: er gibt uns die M�glichkeit, auszurotten, was sich
gegen uns stellt.

Grunds�tzliches:

Die Bildung einer milit�rischen Macht westlich des Ural darf nie
wieder in Frage kommen und wenn wir hundert Jahre dar�ber Krieg
f�hren m��ten. Alle Nachfolger des F�hrers m�ssen wissen: die
Sicherheit ist nur dann gegeben, wenn westlich des Ural kein
fremdes Milit�r existiere; den Schutz dieses Raumes vor allen
eventuellen Gefahren �bernimmt Deutschland.

Eiserner Grundsatz mu� sein und bleiben: Nie darf erlaubt werden,
da� ein anderer Waffen tr�gt als der Deutsche!"

Das ist doch recht eindeutig...

Zudem wurde schon angekündigt, dass die wahren Kriegsgründe vertuscht werden sollten:
"Wesentlich sei es nun, daß wir unsere Zielsetzung nicht vor der
ganzen Welt bekanntgäben..."
etc.


Ansonsten wurden viele von dir gepostete Aspekte bereits beim Nachrichtendienst für Historiker besprochen, weshalb ich jeden Interessierten grundsätzlich auf diese bereits verlinkte Diskussion verweise:

nfh


Quantität ist nicht gleich Qualität.


mfg
 

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