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Herr Knigge und sein Benimm Diktat

W

Weinberg, Oliver

Gast
:roll:
..räusper..(seht Ihr, da geht es schon los..)

:wink:
Hallo, wie Ihr ja alle wißt (solidarischesSchulterGeklopfe) war
der Freiherr von Knigge, dem wir die schriftliche Abfassung
der Benimmregeln verdanken (die, wie ich glaube, auch immer
noch aktualisiert werden - von wem dazu autorisiert, weiß ich
leider grad nicht..), war also dieser Freiherr von Knigge eines
der namentlich bekannten Mitglieder des alten Illuminaten
Ordens, dem wir u.a. auch die Existenz dieses Boards verdanken
(irgendwie, oder?).

So weit, so gut?

Nun, jede/r wird sicherlich seine persönlichen Erfahrungen im
Umgang mit diesen Benimmregeln haben. Wenn ich mal den
universalen Lebenszyklus (Spannung zu Aufladung zu Entladung
zu Entspannung) als bekannt voraus setze, bekannt AUCH den
alten Illuminaten, dann führt (meiner persönlichen Erfahrung
nach) die Fixierung auf diese Regeln zu einem geistigen Verharren
irgendwo zwischen Spannung und Aufladung. D.h., der Lebens-
zyklus wird dadurch gezielt unterbrochen, mit möglicherweise
verheerenden Folgen (hier sei nur mal der typische Amok Läufer
erwähnt, bis zum Lauf unauffällig/angepaßt, jemand dem man
so etwas nie zugetraut hätte...).

Oder anders formuliert: Das Befolgen der Benimmregeln richtet
in Geist, Körper und Seele eher Schaden an, als dass es ihm
nützt.

Die Frage, die sich für mich daraus stellt, ist, wieso der alte
Knigge als ein ehrwürdiges Mitglied eines Freidenker Ordens
(jedenfalls verstehe ich die so) ein derart gefährliches Werk
veröffentlicht hat. Wollte er damit provozieren (und ist miß-
verstanden worden?) oder sind die Illuminaten vielleicht doch
weniger frei denkend, als ich sie mir gewünscht hätte....

Ideen?
Meinungen?
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.090
Knigge's Werk war nicht das erste Benimmbuch - sofern man es überhaupt als solches bezeichnen möchte. Hast Du es denn mal im Original gelesen, Oliver, bevor du es als 'gefährlich' einstufst ?

Bezeichnend an dem "Über den Umgang mit Menschen" (so meine ich, war der Titel, wenn ich mich richtig erinnere) ist, daß es sich mehr um ein philosophisches Buch handelt, anstatt um starre Benimmregeln. Daher heißen z.B. Kapitel auch "Pflichten des Dieners gegenüber seinem Herrn" aber auch "Pflichten des Herrn gegenüber seinem Diener" usw.
Erst später wurde der "Knigge" ein Synonym für Benimmregeln, die es auch schon im Mittelalter als sog. Tischzuchten gab (nicht ins Tischtuch schneuzen - nicht das Messer am Stiefel abwischen - nicht die Gabel als Zahnstocher verwenden).

So gesehen ist die Mitgliedschaft eines Freidenkerorderns eines Herrn Knigge nicht widersprüchlich sondern folgerichtig.

Oder anders formuliert: Das Befolgen der Benimmregeln richtet
in Geist, Körper und Seele eher Schaden an, als dass es ihm
nützt.

Da möchte ich ganz entschieden widersprechen. Gutes Benehmen ist für ein Funktionieren einer sozialen Gruppe unerläßlich - und wie viel haben wir (meiner Meinung nach) in den letzten Jahren schon dem Altar einer vermeintlich ach so flexiblen Welt zum Opfer dargeboten.
Die ständige Erreichbarkeit des Handys z.B. hat schon dazu geführt, das man ja jederzeit erreichbar zu sein hat, Verabredungen sind überhaupt nicht mehr verbindlich (in meinen Augen eine ziemliche Unverschämtheit).
 
W

Weinberg, Oliver

Gast
Danke für die Antwort, Giacomo S! :wink:
..es war vielleicht ein wenig zu weit ins Blaue geschossen, den
Freiherren für Tischmanieren oder Benimmregeln im allgemeinen
als Urheber ins Visier zu nehmen, nur weil 'man' diese heute
oft in Verbindung mit seinem Namen assoziert.

An der Grundaussage, dass eine Fixierung auf solche Regeln den
Lebenszyklus ausbremst, halte ich denoch fest. Beethoven hat
sich in Gegenwart Goethes gegen solche Höflichkeiten ausgesprochen
und seine späte Musik gibt ein gutes Beispiel dafür, wie geistige
Freiheit sich ausdrücken kann...(Dies sei erwähnt, weil beide ja
der Annahme nach Logenbrüder des Freiherrn gewesen sind- und
Beethoven galt bei aller Größe seines Werkes als ein eher unhöflicher
Umgang...hat Knigge also keine Freiexemülare unter Brüdern ver-
teilt?)

Was Deine, Giacomo S.'s Ansicht angeht, dass gutes Benehmen
für den Erhalt einer sozialen Gruppe unerläßlich ist, würde ich
ebenso gern entschieden widersprechen, aber möglicherweise
hast Du recht. Nur sehe ich den Zusammenhang zur Unverbindlich-
keit der Handykultur noch nicht...ist diese nicht eher ein Symptom
für das Verharren in einer Zyklusphase, die in immer neuen 'Das
mußt Du haben!' Anreizen scheinbare Auswege aufgezeigt bekommt,
die letztlich wieder zum Ausgangspunkt zurück führen, also nach
der Entladung (auch der Brieftasche :wink: als sublimiertes
Ausscheidungsgefäß) ohne entspannung direkt wieder in die
Spannung hinein. Kannst Du, könnt Ihr Euch vorstellen, welche
Krankheitssymptome so etwas zeitigt...?
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.090
Weinberg schrieb:
An der Grundaussage, dass eine Fixierung auf solche Regeln den
Lebenszyklus ausbremst, halte ich denoch fest. Beethoven hat
sich in Gegenwart Goethes gegen solche Höflichkeiten ausgesprochen...

Okay - aber was waren das auch noch für in Spitzfindigkeiten ausgearteten Benimmzirkus den DIE damals hatten...seitdem haben sich Höflichkeiten eher vereinfacht als kompliziert.

Weinberg schrieb:
Nur sehe ich den Zusammenhang zur Unverbindlichkeit der Handykultur noch nicht...

Verabredungen, Termine usw. sind 'unverbindlicher' geworden. Verabredungen, Einladungen etc. werden auch kurzfristigst abgesegat, weil man eben erreichbar ist. Trotzdem bleibt es eine Unhöflichkeit, weil: Ich habe mir die Zeit ja auch freigehalten.
In so einem Fall besteht die Unhöflichkeit in einer gewissen Respektlosigkeit dem anderen gegenüber, man zeigt ihm im Grunde: "Ich fühle mich wichtiger als Du".


Weinberg schrieb:
Kannst Du, könnt Ihr Euch vorstellen, welche
Krankheitssymptome so etwas zeitigt...?

Oberflächlichkeit, soziale Verarmung, Vermeidung echter Gefühle = amerikanisch
 
W

Weinberg, Oliver

Gast
@ Giacomo S.
'In so einem Fall besteht die Unhöflichkeit in einer gewissen Respektlosigkeit dem anderen gegenüber, man zeigt ihm im Grunde: "Ich fühle mich wichtiger als Du".'

WIDERSPRUCH :wink: WIDERSPRUCH!
Die Botschaft lautet "Du bist nicht wichtig genug!"

Das dem zugrunde liegende Subscribt lautet: 'Ich bin nicht
wichtig..' - wie auch, wenn einem elementare körperlich-
geistigen Erfahrungen wie z.B. äh..Entspannung vorenthalten
bleibt...Dies zu bewirken, gab es früher Initationsriten, aber
die hatten wenig mit Höflichkeit und gutem Benehmen zu tun.

Trotzdem nehme ich an, dass die Illuminaten darum gewußt
haben sollten. Was also hat Knigge bewogen, so ein Buch
zu schreiben. Konnte er sich deren Folgen nicht vorstellen?

:wink: ..bei Zion gucken wir immer ganz genau drauf, WAS
er veröffentlicht. Der Bursche ist oft so unbedacht..
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.090
Weinberg schrieb:
@ Giacomo S.
Trotzdem nehme ich an, dass die Illuminaten darum gewußt
haben sollten. Was also hat Knigge bewogen, so ein Buch
zu schreiben. Konnte er sich deren Folgen nicht vorstellen?

ach die Illuminaten...
Man sollte das nicht überschätzen. Geheimgesellschaften waren 'in Mode' Ende des 18. Jhdts. Die Illuminaten waren nur eine von vielen, die heute genausowenig existieren wie die Illuminaten.
 

Graf-Unzahl

Geheimer Meister
1. Februar 2004
117
Weinberg schrieb:
...ist diese nicht eher ein Symptom
für das Verharren in einer Zyklusphase, die in immer neuen 'Das
mußt Du haben!' Anreizen scheinbare Auswege aufgezeigt bekommt,
die letztlich wieder zum Ausgangspunkt zurück führen, also nach
der Entladung (auch der Brieftasche :wink: als sublimiertes
Ausscheidungsgefäß) ohne entspannung direkt wieder in die
Spannung hinein. Kannst Du, könnt Ihr Euch vorstellen, welche
Krankheitssymptome so etwas zeitigt...?


Für mich als Wort- und Sentenzwänker ist das hier großes Lesekino. Dafür muss ich mal ein paar Shoutz geben :mrgreen: Die Brieftasche, das sublimierte Ausscheidungsgefäß!

Ansonsten sehe ich das ähnlich wie Herr Weinberg, den Knigge, den kannste kniggen! Der Schatten jeglicher Vorschriften und Verbote ist halt der, dass früher oder später mindestens einer auf die Idee kommt, sie zu mißachten. Dinge, die sich ohne den landesüblichen Zeigefinger von selbst ergeben könnten, werden auf diese Weise unnötigerweise denaturiert. Wenn der Weg des Menschen in Zahlen der vom Zweidenken zum Dreidenken ist, dann ist das in Fingern der vom Zeigfinger zum...

Interessanterweise bedeutet die Vibrationsfolge "Effe" oder "Ähffeh" im afrikanischen Volksstamm der Yoruba "Ich liebe dich", auditiv nachzuempfinden in einem Interview-Interlude, erschienen auf einem von Roy Ayers kreierten Tondokument namens "Africa - Center Of The World". Hierzulande, wo ja erstaunlicherweise mancherorts immer noch sogenannte "Bimbowitze" gerissen werden, scheint mir die allgemeine Auffassung dieses Ursymbols immer noch im exakten Opposit zur eigentlichen Bedeutung zu stehen. Was heißt scheint, das ist die absolute Bajuwahrheit!


:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

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"Wir werden uns schon einig, einig wie die Blätter einer Artischocke!"
 

Lord _Alamut

Großmeister
14. April 2002
62
ich finde es sehr faszinierend wie man mit aufgeblähter rhetorik so krass am punkt vorbeisteuern kann.
meine herren...
ich finde es nicht sehr appetltlich wenn eienr anfängt am tisch zu rülpsen oder zu blähen. ebenso denke ich dass es nicht besonders gesund ist für den benutzter wenn er sich das messer am schuh abstreift...gibt mitesser.

das gleiche gilt für handys. es ist nervig. wozu die diskussion? das geht mir aufn sack, dass in zeiten von vibrationsalarm man sich in der bar immernoch durch den vergewaltigten ritt der valküre aus dem koma wecken lassen muss.

ich habe den thread mit spannung erwartet. den der gedanke als ich das erste mal knigge hörte war: ich wette irgendeiner kommt noch auf die idee ihm sogar seinen knigge als verschwörung anzuhängen.
gratz DU BIST ES :)

mal ehrlich. du hast hier keine logisch und sozialpsychologisch nachweisbaren gründe für die schädlichkeit von knigges benimmregeln aufgezeigt.
ich denke ich kann das als halbwegs ziviliserter mensch beurteilen weil es mich ja genauso betrifft wie den rest meiner mitmenschen...schaden kann das nicht.

guten appetit
 

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